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totti84
sporadischer Gast
21
Deutschland M, 21
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Fri, 18.Nov.05, 22:30 Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Hallo zusammen,
ich lese schon seit einiger Zeit im Forum und finde echt super was Ihr macht und würde euch gerne um Rat fragen.Ich bin 20 Jahre alt,studiere, habe eine beste Freundin- keine Freunde. Die Zeit seit der Pubertät lässt sich eigentlich in 2 Phasen einteilen.Früher (bis 16) war ich sehr dick und habe darunter auch sehr gelitten – Hänseleien, ständige Abweisung von weiblicher Seite,usw. Es gab Phasen da war ich total fertig und konnte einfach nicht mehr.Ich habe ständig Aufmerksamkeit gebraucht von meinen Freunden denen das auch irgendwann auf den Zeiger ging.Habe dann 25 Kg abzunehmen.Die Zeit danach war die 2. schönste Zeit meines Lebens.Ich fühlte mich wohl in meiner Haut und was glaube ich noch viel wichtiger war ich bekam Aufmerksamkeit von allen Seiten.Ich ging auf Party,hatte Lust Leute zu treffen, mich zu Zeigen und Freude am Leben.Leider hielt diese Zeit nur so ca. 4 Monate an.Dann ging es wieder kontinuierlich Berg ab. Meine Freunde hatten ihre Beziehungen und Ihre Jugenderfahrungen, während mir diese verwehrt blieben. Ich dachte es liegt an meinem Aussehen und dass ich dadurch die A-Karte gezogen hab. Dies mitzuerleben machte mich weiter fertig bis ich irgendwann anfing mit 18 mich selbst zu verletzen.Das war meistens der Fall,wenn ich mich total selbst über mich geärgert hab oder wenn ich mit Freunden unterwegs war und alle ihren Spaß hatten und ihre tolle Jugendzeit hatten.Party machen und tanzen war absolut nicht mehr meine Sache–viel zu großes Schamgefühl.Nach dem Abi bin ich umgezogen in eine neue Stadt.
Dort hat sich das wieder gedreht.Ich hatte plötzlich Kontakt mit Frauen,wurde angesprochen und hatte wieder das Gefühl ein Leben zu führen.Mein Selbstbewusstsein war wieder da.Nach mehreren gescheiterten Affären und 2 Anfällen von Selbstverletzung nach der unmittelbaren Nachricht,dass das nichts mit denen wird habe ich nach 4 weiteren Affären ein Mädchen kennen gelernt,dass wirklich sehr liebevoll und ehrlich zu mir ist. Jedoch liebt sie ihren (Ex)Freund und deswegen wird es auch damit nichts.Nach dieser Nachricht hatte ich zum letzen mal das Bedürfnis mich selbst zuverletzen.Sie war jedoch die ganze Zeit bei mir und ich habe es seitdem auch nicht mehr getan.Das Bedürfnis mich zu verletzen ist eigentlich nicht mehr da!Ich weiß aber nicht wie es in stark verletzenden Situationen aussieht.
Nach dieser Nachricht ging es Berg ab.Ich habe keinerlei Selbstbewusstsein und bin total schnell beleidigt.Ich habe das Gefühl unendlich viel Zuneigung zu benötigen und alles was ich mache nur dazu dient Aufmerksamkeit zu bekommen.Ich bin beleidigt und denke sofort, ich sollte den Kontakt zu der Person abbrechen (aber ich glaube, ich will einfach nur, dass die Person auf mich zu kommt und mir Aufmerksamkeit schenkt).Ein weiter Punkt ist, dass es bei mir einen riesigen Unterschied gibt zwischen dem was ich über eine Sache denke und wie ich bei einer Sache fühle.Ich hasse Fotos von mir selbst und wenn ich diese sehe überkommt mich ein großes Scham und Peinlichkeitsgefühl.Ich bin oft traurig.Hobbies suchen habe ich auch schon probiert,aber ich habe aber an keinem Hobby Freude-es ist alles Ablenkung von den Gedanken und der Situation.Manchmal ist es echt schlimm und ich kann mich zu gar nix mehr aufraffen und mir erscheint alles so sinnlos.Beziehung will ich auch keine,weil ich weiß wie das enden würde Ich würde total untergehen.Ich bin nur noch unzufrieden mit allem und ich versuche mich die ganze Zeit irgendwie abzulenken.Hab in den letzen 5 Monaten auch viel weniger Energie und Elan als früher.Meine Freundin meinte ich sollte es vielleicht mal mit einer Therapie versuchen (weil seit Monaten nix mehr mit mir anzufangen ist) aber ich habe sehr viel Angst davor.Was ist wenn ich einfach nur anstelle?Oder wenn mein eigentliches ich das Momentane Ich ist und das andere nur eine Flucht davor war? War ja immer nur paar Monate anders.Das wäre mir so unendlich peinlich.
Vielen Dank
Thorsten
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squaw
Forums-InsiderIn
175
Hamburg, Deutschland W, 39
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Fri, 18.Nov.05, 22:55 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Hallo Thorsten!
Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Sicherlich kann ich dir nicht helfen, aber vielleicht hilft es dir, wenn ich dir schreibe, dass eigentlich nur du selbst dir helfen kannst - nämlich in dem du anfängst, dich selbst zu nehmen wie du bist und dich einfach so gerne hast. Für mich klingen deine Hemmungen vor der Therapie wie eine Angst vor dir selbst. Aber leidest du gerne? Wie schön wäre das, wenn du dich viel öfter mal gut fühlst und einfach sicherer wirst?
Ich finde deine Geschichte zeigt schon sehr viel Verbesserungen. Vor allem hast du einen Menschen gefunden, der dir beisteht und zu dir hält. Hey, sie mag dich, hat dich gern. Das muss doch einen Grund haben, oder? Warum kannst du dich nicht so akzeptieren? Warum bist du so abhängig von anderen Menschen? Was ist mit deinem eigenen Gefühl und Gespür für dich selbst? Spürst du dich erst wenn du dich selbst verletzt?
Fängst du dann erst an wieder an dich selbst zu denken und dich zu realisieren?
Weißt du, du hast nur ein Leben - mach doch einfach das Beste draus.
Ich drücke dir die Daumen, dass du dich aufraffen kannst.
Alles Gute
Squaw
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totti84
sporadischer Gast
21
Deutschland M, 21
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Sat, 19.Nov.05, 10:38 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Hallo, danke für deine Antwort
Die Frage ob ich gerne leide habe ich mir auch schon gestellt. Ich glaube sogar, dass da etwas dran sein könnte Also nicht, dass ich Leiden positiv empfinde, aber vielleicht ist das irgendwie besser als gar keine starken Gefühle zu erleben.
Ich würde mich schon ganz gern mal wieder positiv und sicherer fühlen nur leider hat mir die Vergangenheit gezeigt, dass das nicht so richtig Sinn macht, wenn ich doch eh wieder da lande wo ich jetzt bin und trotzdem nie so glücklich werden kann wie andere – eben nur etwas mehr als jetzt. Meine beste Freundin mag mich zwar gern, aber sie hat mich kennen gelernt, als es mir sehr gut geht – und wenn das damals nicht ich war? Vielleicht steht sie mir nur bei weil sie glaubt Schuld daran zu sein, dass ich jetzt wieder so drauf bin? Vielleicht aber auch ist sie mit mir befreundet weil ich so bin wie ich bin, aber das ändert auch nichts an meinem Bedürfnis nach Zuneigung, denn die Zuneigung die ich möchte kann sie mir nicht geben – könnte sie wahrscheinlich nicht mal wenn wir zusammen wären.
Die Gründe warum ich mich nicht akzeptieren kann sie vielfältig. Während meine Freunde in zwischenmenschlichen Dingen immer alles ohne viel Aufwand zugeworfen bekamen musste ich mir den A… aufreißen um überhaupt mal in Frage als Partner zu kommen. Wie ich schon erwähnt hab war ich bis 16 ziemlich dick und in der Zeit von 13-16 auch mehrmals unglücklich verliebt. Nach dem Abnehmen hat sich zwar 1mal eine für mich interessiert, aber die hat sich irgendwann nicht mehr gemeldet.
Ich bin mit meinen Freunden weggegangen und die Freunde wurden angesprochen und sobald eine Beziehung zu Ende war, hatten die in relativ kurzer Zeit eine Neue. Das hat von mal zu mal dazu geführt, dass ich mich immer weniger Leiden konnte. Ich weiß zwar, dass ich einzigartig bin, aber das ist kein Grund sich zu mögen, wenn man weiß, dass ich so bin wie ich bin, nicht das Leben führen kann was ich gerne möchte. Dabei geht es mir nicht um irgendwelche materiellen Dinge sondern um meine emotionalen Bedürfnisse.
Die letzen 6 Affären die ich hatte haben alle damit geendet, dass sich die Personen nicht wieder gemeldet haben – von einer weiß ich, dass ich ihr angeblich zu anhänglich war und sie sich mir gegenüber überlegen gefühlt hat
Was soll denn ein Gespür für sich selbst sein? Ich hab ja selbst keine Ahnung wer ich bin.
Wenn ich mich selbst Verletze – was ich ja seit April nicht mehr getan habe und auch derzeit nicht den Drang danach verspüre! – dann war es meistens dann, wenn ich das Gefühl hatte versagt zu haben und wie ungerecht das doch alles ist, was in mir eine riesige Aggression hervorruft die ich dann rauslassen musste. Das andere war wenn ich irgendwie stark emotional verletzt worden bin – was natürlich auch dazu führte, das Gefühl zu haben versagt zu haben. Nachdem man es getan hat fühlt man sich halt irgendwie…Geborgen trifft es glaube ich am besten. Manchmal denk ich sogar schade, dass ich das Gefühl danach nicht mehr habe – aber das ist eigentlich totaler Blödsinn. Weiß auch nicht, was ich damit bezwecken will – ob ich mich wieder nach dem Gefühl sehne oder ob das wieder dazu dient dass ich dann eventuell wieder Aufmerksamkeit bekommen würde Während ich es früher mehrmals in der Woche getan habe so ist die Tatsache, dass es so lange schon nicht mehr passiert ist denke ich ein Indiz dafür, dass das fast vorbei ist.
Thorsten
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squaw
Forums-InsiderIn
175
Hamburg, Deutschland W, 39
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Sat, 19.Nov.05, 11:41 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Guten Morgen,
ich verstehe nicht alles, was du schreibst. Aber das liegt daran, dass ich selbst gerade nicht viel Aufmerksamkeit für andere übrig habe. Meine Gefühle wurde ebenso wie deine gerade mal wieder mit Füssen getreten und ich wurde wie ein Fußabtreter einfach nur benutzt. Das schlimme ist, ich habe gewußt, dass das passieren wird und habe es zugelassen. Und weißt du, ich denke, das ist bei dir ähnlich. Du hast eine bestimmte Erwartungshaltung und denkst, du musst nur bestimmte Dinge tun und dann erfüllt sich dein Traum... leider ist das nicht so!
Ich finde es schön, dass du dich so reflektierst, aber tu es nicht zu häufig. Das ist als stündest du den ganzen lieben Tag nur vor dem Spiegel, um dich selbst zu kontrollieren. Der Blick in den Spiegel ist zwar wichtig - man schaut sich zwar kritisch, aber dennoch sanft an - aber es lenkt den Blick zu sehr auf sich selbst. Die Probleme, die du mit deinen Affären hattest, kommen ja auch nicht von ungefähr. Du bist ein Mensch, ein Mann und hast eine Persönlichkeit, ein Profil - und das musst du zeigen. Du hast einen Charakter, mehr oder weniger ausgeprägt: zeige ihn, sage deine Meinung und schwimme nicht einfach nur mit dem Strom.
Das ist wie mit der Mode. Ganz sicher ziehst du vielleicht manche Dinge an, die du eigentlich gar nicht magst. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran und akzeptiert die Mode, weil alle anderen sie auch mögen. Findest du das richtig? Warum anpassen? Wenn alle um dich herum dich eh meiden, dann hast du doch nichts zu verlieren. Ist der Ruf erst einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert! Und pass mal auf, was passiert, wenn du plötzlich dein eigenes Ding machst und deinen eigenen Kopf durchsetzt bei Menschen, die von dir anderes gewohnt sind! Du wirst bleibenden Eindruck hinterlassen, das verspreche ich dir.
Viele liebe Grüße
Squaw
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totti84
sporadischer Gast
21
Deutschland M, 21
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Sat, 19.Nov.05, 18:40 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Klar hab ich meine Bedürfnisse, nur dass diese wohl so groß zu sein Scheinen, dass sie niemand erfüllen kann
und die Leute wohl eher abschreckt, also dann sogar noch das Gegenteil bewirkt. Ich komme einfach nicht klar damit nicht beachtet zu werden
und keine Zuneigung entgegengebracht zu bekommen - das geht ja schon seit der Pubertät so
Groß andere Bedürfnisse hab ich nicht. Ich habe keine Hobbys und habe auch nichts gefunden was mir derzeit irgendwie Spaß macht oder worauf ich mich freuen könnte.
Ich habe keine Freunde zum weggehen und wenn ich die hätte würde ich wohl eh irgendwann nur wieder mitbekommen wie ungerecht alles ist und wer weiß was machen. Eigentlich bin total charakterlos. Wie soll ich etwas machen, was mir Spaß macht, wenn mir nichts Spaß macht? Wie sollte ich aufpassen mich selbst nicht aufzugeben, wenn es nichts zum aufgeben gibt? Und wenn dann noch jmd. mal versucht mir diese Zuneigung zu geben, so kann ich der Person nun mal in vielen Teilen nicht widersprechen, da ich entweder keine Meinung zu etwas habe oder die Angst davor diesen Teil der Zuneigung wieder zu verlieren viel zu groß ist, dass das schlechte Gewissen mich erdrücken würde und ich mich noch viel viel mehr Hassen würde, wenn ich daran schuld wäre diese Gefühle wieder zu verlieren.
In der Zeit wo ich von mir behaupten würde Selbstbewusst gewesen zu sein gab es immer noch ein Problem meine Bedürfnis auszudrücken, nämlich dass eigentlich keine Anderen gab, außer menschliche Zuneigung - die wiederum niemand in diesem Maße erfüllen konnte.
Dieses Wochenende werde ich auch wieder von Freitag bis Sonntag zuhause sitzen und versuchen mich von allem abzulenken. Meine beste Freundin hat keinen Bock was mit mir zu machen - obwohl wir uns in der Woche nur einmal kurz gesehen haben. Das war sonst auch immer ganz anders, zumal wir uns knapp 1ne Woche gar nicht gesehen hatte. Wahrscheinlich geh ich ihr auch total auf den Zeiger. Wer so ist wie ich hat nun mal nicht viel Grund sich zu mögen.
Im Studium verlier ich auch den Überblick und da ich nicht besonders beliebt bin, habe ich auch noch niemanden zum zusammen lernen gefunden. Ich möchte gar nicht überlegen wo das noch alles hinführen soll.
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vilsi
neu an Bord!
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Wien W, 22
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Mon, 21.Nov.05, 23:51 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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hallo lieber thorsten.
du sagst, dass du dich selbst nicht gut kennst. aus deinem bericht aber lese ich heraus, dass du dich sehr sehr gut kennst. wir denken manchmal sehr viel über uns nach und können oft unsere vergangenheit nicht loslassen. sie prägt uns. und manchmal fühlen wir uns wie ein schief geschliffener diamant, versuchen, unsere nachteile auszumerzen. machen uns selbst für dinge verantwortlich, für die wir aber nichts können. genau wie du. du gibst dir selbst die schuld an so vielen dingen. dabei konntest du doch nichts für dein übergewicht (zumindest nicht mehr als andere für ihr gutes aussehen etwas können) du wurdest deshalb ausgegrenzt. ich weiß, wie es ist, kein selbstbewusstsein zu haben, sich nicht gut genug zu fühlen für jemanden.
du hast sehr extreme erfahrungen gemacht.
ich würde dir auf jeden fall zu einer therapie raten. es wird dir helfen, aus deinem kreislauf an falschen fragen herauszukommen, auf die es keine antwort gibt. fragen, die du dir sicher dauernd stellst, wie: warum ich? warum haben andere spaß und ich nicht? warum kann ich mich nicht über etwas freuen? undsoweiter, diese fragen kommen immer wieder. oder?
du stellst dir fragen, deren antworten du nicht finden kannst. weil es keine antworten darauf gibt.
in einer therapie stellt dir jemand andere fragen, auf die du eine antwort finden kannst. ja, es wird weh tun, ja, du wirst sehr viel weinen. aber du wirst zu dir selbst finden, immer mehr. mit jedem tag.
krankenkassen übernehmen therapiekosten, du kannst dich da informieren.
wenn du dir ein bein gebrochen hättest, würdest du auch zum arzt gehen, und nicht versuchen, es selbst zu schienen.
ich will dir mut machen, es zu versuchen. du bist ein sehr sensibler mensch, das habe ich gesehen, daran, wie du schreibst.
du hast große angst, an der welt zu zerbrechen. und du hast kein vertrauen in die welt. hole es dir zurück! gib dir eine chance, lass es zu, öffne dich. ein experte wird deine gebrochenen flügel schienen. dann kannst du dich wieder erheben in die lüfte. und frei sein.
ich wünsche dir ganz viel kraft.
einige freunde von mir haben schon therapien gemacht. ich beneide sie oft darum, denn auch ich habe probleme mit mir selbst. ich ringe mich auch gerade dazu durch, eine gesprächstherapie zu beginnen.
ich hoffe, dass auch ich es schaffen werde.
und dass auch du es schaffst.
herzlich, deine vilsi
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_________________ lass es rein, das leben |
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totti84
sporadischer Gast
21
Deutschland M, 21
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Fri, 25.Nov.05, 22:24 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Hallo vilsi,
Vielen Dank für deine Antwort. Du hast recht damit, dass ich mir wahrscheinlich die falschen fragen stell. Im Moment bin ich total überfordert mit mir selbst. Am liebsten würde ich den ganzen Tag schlafen weil ich eh kein Sinn sehe in dem was ich mache und überhaupt. Klar hab ich tief in mir noch die Hoffnung, dass es irgendwie wieder besser wird, aber wer weiß das schon. Ich verspüre zu nichts einen Antrieb und gammel nur vor mich her. Meine beste Freundin steht momentan nicht der Kopf danach für mich da zu sein und Freunde habe ich auch keine. Von meinen Freunden aus meinem ehemaligen Wohnort bekomme ich nur mit wie toll es ihnen derzeit in ihren Beziehungen geht und da fällt mir wieder auf, dass ich so was gar nicht kenne und wie unfähig ich doch in Sachen Beziehungen bin. Ich habe Freunde die 2 Jahre jünger sind, trotzdem haben sie schon 10000x mal mehr gelebt als ich.
Das mit der Angst an der Welt zu zerbrechen stimmt. Trotzdem gehen in mir alle Alarmglocken an, wenn es darum geht ne Therapie zu machen. Vom Überlegen her würde ich auch „ja“ sagen, aber emotional wehrt sich da alles in mir. Ich denk mir dann immer ich sollte mich nicht so anstellen und es gibt Leute denen geht es viel schlechter. Das sorgt jedoch leider nicht dafür, dass es mir besser geht und ich mich aufraffen kann.
Gruß
Thorsten
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vilsi
neu an Bord!
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Wien W, 22
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Sat, 26.Nov.05, 16:55 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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hallo thorsten,
es ist seltsam, das leben, fühlst du es nicht auch manchmal, dass wir immer noch überrascht werden, und dass man nichts vorhersagen kann? es ist das unglaublich tragische am leben, aber andererseits wird es so überhaupt erst erträglich. wenn die ganze gewalt des lebens auf einmal auf uns hereinbrechen würde, hielten wir dem nicht stand.
was hast du jetzt konkret vor?
willst du die situation so belassen wie sie ist?
was könntest du ändern, ohne, dass es dich überfordert?
und wer sagt, dass du die kraft dazu nicht hast? ich glaube fest daran, dass du die kraft hast, ich kenne dich zwar nur aus deinen briefen, aber ich habe das gefühl, dass du sehr viel energie ausstrahlst, du sprichst manchmal über dich, als würdest du jemand anderen beschreiben.
was sagst du mir, wenn ich dich frage: was ist da noch mit dem thorsten, außer, dass er gerade so unglücklich ist? mich würde interessieren, was du noch in dir siehst, dieses leuchten, das auch sicher du schon wahrgenommen hast. blende einmal die ganzen leute aus, die da in deinem umfeld sind. der vergleich mit ihnen ist nicht zielführend. man vergleicht sich ja zu gern mit anderen, aber warum tut man das immer? weil man es so gelernt hat. jeder zeigt, was er hat. und der, der weniger hat, wird sofort gebrandmarkt. oder er brandmarkt sich selbst. wozu denn?
es tut doch nur weh.
ich kenne so viele menschen, die außen schön sind und inne so hohl. trotzdem beneidet man sie manchmal. aber nie wirst du etwas schöneres haben als deine eigene seele. sie leuchtet in dir. zur zeit ist dieses leuchten etwas gedimmt, aber es ist noch da, du weißt es selbst. deine seele möchte gerne allem davonfliegen, möchte schlafen, um vor deiner gnadenlosen ratio nicht noch mehr gequält zu werden. und ich verstehe deine seele gut. sie hat angst bekommen, schon sehr früh in ihrem dasein. diese angst ist immer mehr gewachsen. nimm ihr den nährboden. lass dein leuchten wieder zu, versuche, einmal ans fenster zu gehen, es zu öffnen, und tief die kalte luft einzuatmen, stelle dir vor, wie deine seele einen tanz vollführt über den dächern der stadt. lass deine seele wieder atmen.
dann kannst du auch wieder einmal vor die tür gehen und schritt für schritt durch die straßen wandern, die menschen betrachten. sie wohlwollend betrachten. du hast dein leuchten, du weißt es, nur wenige sehen es. aber es ist unbestritten da.
vilsi
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_________________ lass es rein, das leben |
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Weezer
neu an Bord!
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Hessen M, 19
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Mon, 28.Nov.05, 16:00 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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Hallo Totti,
wie du wohl selbst erkannt hast, besteht dein Hauptproblem in mangelndem Selbstvertrauen.
Die restlichen deiner beschriebenen Schwierigkeiten sind im Prinzip nur Konsequenzen dessen. Da du dich selbst nicht wahrhaft akzeptierst, suchst du ständig Bestätigung durch andere. Anstatt zu leben, Dinge zu tun, die dir Freude bereiten, bist du stets verkrampft auf der Suche nach Nähe zu anderen. Und da diese verkrampfte Suche selten von Erfolg gekrönt ist, verkriechst du dich und versinkst in Selbstmitleid oder fügst dir sogar körperlich Schaden zu.
Ich kenne das sehr gut von mir, habe ähnliche Phasen durchlebt, auch wenn ich mich körperlich nicht selbst verletzt habe.
Die schlechte Nachricht: du mußt etwas dafür tun, um aus diesem elenden Dasein herauszukommen.
Die gute Nachricht: du kannst es schaffen und indem du Einsicht in deine Probleme gezeigt hast, hast du bereits einen wichtigen Schritt getan.
Jetzt liegt es bei dir, ob du anfängst zu leben oder dir weiterhin unendlich leid tust, um dann vielleicht irgendwann als Alkoholiker zu enden.
Hast du dich für die erste Option entschieden? Dann lies bitte weiter. Wenn nicht, dann kann ich dir natürlich nicht helfen.
Zunächst einige wichtige Feststellungen:
1) Was soll das sein, das mysteriöse wahre Ich vor dem du dich so fürchtest? Das Ich ist veränderlich, ein Konglomerat aus all deinen bisherigen Erfahrungen, aus deinen Gefühlen, deinem Gesunheitszustand, deinem Wissen, die Gene spielen da meines Erachtens nur eine sehr begrenzte Rolle.
2) Daß du während der Pubertät nur eine sehr kurze Phase hattest, in der du glücklich und selbstsicher warst, und du danach wieder ins alte Verhaltensmuster zurückgefallen bist, ist nicht verwunderlich. Das hat nichts damit zu tun, daß du während dieser Zeit irgendein wahres Ich überspielt hättest, du bist lediglich ein Opfer deiner Gewohnheit geworden. Es ist eine Tatsache, daß sich festgefahrene Verhaltensweisen nicht ganz leicht ablegen lassen und man anfangs schnell rückfällig wird.
3) Deine wunderbar pessimistischen Prognosen („ich [kann] nie so glücklich werden [...] wie andere”, „ich bin eigentlich total charakterlos”, „wahrscheinlich geh ich ihr auch total auf den Zeiger”, etc.) sind für den Müll! Sie taugen höchstens als sich selbst erfüllende Prophezeiungen.
Nun ein paar konkrete Tips:
1) Gib dir selbst einen Tritt in den A****! Geh zu einem Psychologen und hol dir professionelle Hilfe!
2) Ein Buch-Tip: - So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen.
3) Recherchiere im Internet nach weiteren Übungen/Tips, um dein Selbstvertrauen zu steigern.
4) Verinnerliche die Erkenntnisse aus 1), 2) und 3) und setze die Ratschläge um!
5) Geh regelmäßig joggen (auch wenn es dir keinen Spaß macht, tu es einfach über einen Zeitraum von 4 Wochen, zu hoher Wahrscheinlichkeit wirst du danach nicht mehr aufhören wollen)! Ist erwiesenermaßen gut fürs Selbstvertrauen!
6) Lerne eine Kampfsportart, auch das sollte dein Selbstvertrauen steigern.
7) (Wichtiger als 5 und 6): Raffe dich einfach dazu auf, irgendwelche sinnvollen Dinge zu tun (lesen, Sport treiben, kochen, malen, schreiben, aufräumen, deine Oma besuchen, ein Instrument lernen, spazieren gehen, was weiß ich...), auch wenn du im Moment keine Motivation dazu verspürst! Der Appetit kommt beim Essen!
Viel Erfolg!
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totti84
sporadischer Gast
21
Deutschland M, 21
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Wed, 30.Nov.05, 1:05 Re: Zusammenreißen? Therapie? Bin ich so? |
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@vilsi
Danke für deine Antwort. Also was ich jetzt genau tun werde weiß ich leider selbst noch nicht. Höre ich genau in mich rein so scheint mir die Wahl keine professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen schon getroffen Ich denke ich sollte es noch einmal alleine probieren, obwohl ich schon so oft daran gescheitert bin und mir ziemlich sicher bin, dass es wieder passieren wird. Natürlich will ich die Situation eigentlich nicht so belassen wie sie ist, aber ich glaube ich kann nicht Ich weiß nicht woher ich die Kraft und den Mut dazu nehmen kann. Letztes Wochenende war ich zwar mal wieder unterwegs aber ich war mindestens genauso froh wieder zu Hause zu sein. Irgendwie ist das Leben „da draußen“ im Moment nix für mich.
Du hast gefragt was noch in mir ist und es fällt mir sehr schwer diese Frage zu beantworten. Angst, Neid, Hoffnung, verzweifelt sein, Wunsch nach Zuneigung sind die ersten Dinge die mir dazu einfallen. Manchmal schreibst du etwas abstrakt vilsi, so dass ich manchmal nicht weiß welche metaphorische Bedeutung du wirklich meinst.
@ Weezer
Auch dir vielen Dank für deine Antwort. Das mit dem Tritt in den Hintern wäre gut, aber ich glaube ich kann das einfach nicht. Von deinen Tipps habe ich einige schon ausprobiert. Das Buch von Rolf Merkle besitze ich schon seit über einem Jahr, habe es schon unzählige male gelesen und habe auch schon 2 Hefte voll geschrieben – die ganzen Übungen und so. Es hat mir zwar kurzfristig geholfen mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und mir viele wichtige neue Erkenntnisse gebracht aber die Tatsache nicht „minderwertig“ zu sein hat nur einen begrenzten Einfluss auf die Erfahrungen die man durch die Art und Weise wie man ist in seinem Leben macht. Ich würde mich nicht unbedingt als minderwertig ansehen, aber das ändert nichts daran, dass ich dadurch dass ich so bin wie ich bin nicht das Leben führen kann und konnte wie ich es gerne hätte. Dabei geht es nicht um sonderlich große Leistungen für die Menschheit, hohen sozialen Status oder irgendwelche materiellen Dinge sondern um das Bedürfnis grundlegende Erfahrungen gemacht zu haben und wenigstens gewisse „Grundbedürfnisse“ an Gefühle zu erleben. Trotz Selbstvertrauens habe ich in Gewissen Situation nach meinen Gefühlen reagiert und mich somit um wichtige Erfahrungen und Gefühle in meinem Leben gebracht. Ich werde vieles davon auch nicht mehr nachholen können.
Ich weiß, dass ich oft mit diesem typischen schlecht-Filter durch die Gegend laufe, aber selbst wenn ich über längere Zeit versuche die Situationen möglichst objektiv zu betrachten und auch kleinste Kleinigkeiten positiv bewerte, ist es nicht das was ich unter "Leben" bezeichnen würde.
Das schlimme is noch dazu, dass nur sehr wenige Menschen einen wirklich verstehen. Denn wer diese Erfahrungen nicht gemacht hat, wurde nicht durch sie so geprägt und empfindet auch nicht in Gewissen Situationen so. Für viele ist glaube ich nicht im geringsten nachvollziehbar wie man sich fühlt. Dabei würden sie wohl so ähnlich fühlen bei gleichen Erlebnissen Was mich noch dazu fertig macht sind diese entweder ich fühl mich dreckig oder ich fühl mich dreckig Situationen. Aufgrund dummer Umstände werde ich zum 2ten mal meinen Geburtstag entweder allein verbringen oder nur wenig Zeit mit meiner besten Freundin verbringen können. Sie kann nichts dafür, ich kann nichst dafür. Ich fühl mich mist, weil der tag nicht so wird wie ich erhofft habe oder fühl mich mist, wenn ich wüsste, dass sie wegen mir ihre Veranstaltung vernachlässigen würde.
Das mit dem Sport hatte ich auch schon mal. Einmal 1 Jahr lang Judo und einmal regelmäßig 6 Monate lang Joggen – gebracht, hat es außer das Abnehmen (weswegen ich es auch gemacht habe) nichts. Ich hab schon sehr viele Dinge ausgetestet ob sie mir Spaß machen. Von unzähligen Vereinen über einfache Hobbies wie lesen, kochen, malen usw. aber ich finde an nichts Begeisterung. Noch irgendwelche Ideen?
Danke
Thorsten
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