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Karola
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Post Wed, 16.Nov.05, 15:59      Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich habe ein etwas merkwürdiges Problem, vielleicht kennt das ja jemand. Irgendwie ist das auch peinlich, deshalb habe ich es bis jetzt auch kaum jemanden erzählt. So schlimm ist es auch nicht, aber es tritt hin und wieder auf.
In Gesprächen wird man ja oft akkustisch nicht verstanden und ich mag es gar nicht, wenn dann jemand "(Wie) bitte?" oder sonstwas fragt und ich es dann wiederholen muss. Das löst bei mir eine Art Beklemmung und ein sehr unangenehmes Gefühl aus, ich weiß auch nicht, was daran so schlimm ist. Umgekehrt kriege ich ja auch mal was nicht ganz mit und ich habe dann auch diese Ängste. Meistens versuche ich die Situation zu umgehen, in dem ich das bis zu dem Punkt wiederhole, bis wohin ich den Satz verstanden habe. Bei Bekannten und Freunden sage ich dann auch mal "Hä?!" oder sowas, wenn ich was nicht mitgekriegt habe, aber das geht im Berufsleben natürlich nicht.

Kennt jemand sowas? Kann es vielleicht daran liegen, dass ich es nicht trennen kann, dass mich jemand akkustisch nicht verstanden hat und nicht inhaltlich? Ums Inhaltliche ging es ja da noch gar nicht, das kann natürlich auch sein, dass ich mich da auch wiederholen muss, was ich meinte.
Komisches Problem, oder?!

Liebe Grüße,
Karola
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Kleine Fee
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Post Wed, 16.Nov.05, 23:15      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hallo Karola,

ja, ich kenne dieses Problem auch. Ich dachte immer, das sei so eine blöde Eigenart von mir, dass mich dieses Akustik-Problem so stört. Manchmal werde ich dann innerlich schon ärgerlich, wenn ich ständig alles wiederholen muss. Auf der anderen Seite finde ich es auch unangenehm, wenn ich dann mal nachfragen muss, weil ich dieses "Wie bitte?" irgendwie nicht über die Lippen bekomme und man kann ja gewissen Leuten gegenüber nicht ständig ein "Häh?" hektisches "Was?" äußern.

Einerseits ist es unangenehm, wenn man selbst nicht verstanden wird, weil dann ja auch der Gedanke kommen könnte, ob man vielleicht zu undeutlich spricht oder so, und andererseits will man ja auch nicht ständig nachfragen, wenn man selbst etwas nicht versteht, weil das irgendwie den Gesprächsverlauf stört.

Noch blöder ist es allerdings, wenn man dann etwas falsch versteht und eine total verkehrte Antwort gibt, die nicht zu dem passt, was der andere eigentlich gesagt hat. Das ist dann peinlich und irgendwie würde ich dann am liebsten erklären, wieso ich was wie und wann gesagt habe. Dass es eigentlich nur ein Missverständnis war. Das irriert irgendwie und anschließend kommt dann so ein mulmiges Gefühl im Bauch hervor.

Kennst du dieses Gefühl auch? Wie gehst du damit um, wenn du etwas nicht richtig verstanden hast, aber auch nicht nachfragen willst und trotzdem irgendeine Antwort geben willst? Ich murmele mir dann meistens irgendetwas in den nicht vorhandenen Bart und hoffe, dass sich der Inhalt aus dem Folgenden irgendwie noch ergibt. Vielleicht erscheint einem das nicht Verstehen auch als gewisse Schwäche und darum fragt man nicht immer nach. Weil man vielleicht nicht gut genug zugehört hat oder mit den Gedanken gerade abwesend war. Das zuzugeben ist ja auch nicht so ergiebig... Wink Oder dass man dem anderen damit unterstellt, nicht deutlich genug gesprochen zu haben, das könnte ja auch beleidigend wirken.

Viele Grüße von der Kleinen Fee
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Nessa
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Post Thu, 17.Nov.05, 14:10      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hallo,

ein bisschen kann ich mich da auch einreihen... Bei mir ist es weniger ein Problem, wenn ich nicht verstanden werde, sondern ich habe Hemmungen nachzufragen, wenn ich selbst etwas nicht verstanden habe.

Kleine Fee wrote:
Noch blöder ist es allerdings, wenn man dann etwas falsch versteht und eine total verkehrte Antwort gibt, die nicht zu dem passt, was der andere eigentlich gesagt hat. Das ist dann peinlich... [...]
Wie gehst du damit um, wenn du etwas nicht richtig verstanden hast, aber auch nicht nachfragen willst und trotzdem irgendeine Antwort geben willst? Ich murmele mir dann meistens irgendetwas in den nicht vorhandenen Bart und hoffe, dass sich der Inhalt aus dem Folgenden irgendwie noch ergibt. Vielleicht erscheint einem das nicht Verstehen auch als gewisse Schwäche und darum fragt man nicht immer nach.

In so einer Situation sage ich meistens gar nichts, lache oder lächele nur und versuche, meine Reaktion so neutral wie möglich zu halten. Ich kann nicht mal sagen, warum ich mich scheue nachzufragen... meistens sind es Menschen, die ich nicht gut oder gar nicht kenne... aber es wird wohl so sein, dass ich mich in so einer Situation als schwach oder dämlich empfinde...

Liebe Grüße
Nessa
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gonzo
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Post Thu, 17.Nov.05, 17:56      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

hallo!

...hatte das problem bis vor kurzem auch, dies ging von rotwerden bis zum gefühl zu ersticken. wenn ich selbst nicht verstanden werde hing das bei mir mit der unfähigkeit zusammen, meine eigene lautstärke einzuschätzen. bis mir bei einer audiometrie eine leichte schwerhörigkeit im sprachbereich diagnostiziert wurde. seither mach ich' s wie nessa, ich lächle, warte und frag nochmal. es fiel mir zwar nicht leicht, aber ich hab nach meinem hno besuch meinen wichtigsten freunden, familie... von meinem problem erzählt und seither fühl ich mich in gesprächen wieder pudelwohl. vielleicht hat euer problem dieselbe ursache wie meins und mir hat das bewustsein eines organischen problems sehr geholfen. also Arrow ab zum ohrenarzt

euer gonzo
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Karola
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Post Fri, 08.Jun.07, 1:53      Re: Angst vorm Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hallo,

der Thread ist ja schon etwas älter, aber ich habe das Problem immer noch Sad .
Ich habe jetzt aber auch vermehrt Ängste, dass ich Leute nicht gleich verstehe (z. B. weil sie nicht so gut Deutsch sprechen) und die mich natürlich auch. Im Gegensatz zu mir trauen sich die anderen aber meistens nachzufragen ("Wie bitte?") und das löst bei mir so eine Art Beklemmung aus. Confused Komisch! Fühle mich mies dabei, wenn ich nicht verstanden werde (sowohl inhaltlich als auch akkustisch). Kann es sein, dass das aus der Kindheit kommt, weil da meine Meinung auch immer keinen interessiert hat? So als ob ich immer gegen an reden müsste, bis mir mal einer zuhört und mich versteht! So ein Gefühl ist das jetzt auch!
Könnte mir nicht vorstellen, einen Therapeuten zu haben, der mit Dialekt redet. Da hätte ich immer Angst, nicht verstanden zu werden und gegen an reden zu müssen. Und ich würde auch nicht in eine Klinik gehen, wo kein Hochdeutsch gesprochen wird. Das würde mich ziemlich anstrengen, alles mitzubekommen und ich würde vermutlich bald abschalten.

Karola
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sm
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Post Fri, 08.Jun.07, 12:01      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Quote:
Umgekehrt kriege ich ja auch mal was nicht ganz mit und ich habe dann auch diese Ängste. Meistens versuche ich die Situation zu umgehen, in dem ich das bis zu dem Punkt wiederhole, bis wohin ich den Satz verstanden habe.

Wenn ich etwas nicht verstehe (Leute, die mich kennen wissen, dass ich etwas schlecht höre anonym), dann versuche ich meine Nachfrage so zu stellen, dass möglichst deutlich wird, was das Verständnisproblem ist, sprich: Wenn ich etwas akustisch nicht verstanden habe, dann sag' ich: Entschuldigung, ich hab' das eben akkustisch nicht verstanden... und verweise auf die Passage, die nicht bei mir angekommen ist. Natürlich kann es darüber hinaus sein, dass ich inhaltlich etwas nicht verstehe... aber dann sehen Rückfragen eher so aus: Sorry, ich kann dir in diesem Punkt nicht folgen... könntest du das bitte nochmals wiederholen. Oder: Wie meist du das... was meinst du mit xy? Und so weiter. Sprich: Wenn man versucht das Verständnisproblem einzukreisen, wird es für "den Sender" leichter nochmals genau darauf einzugehen, was bei nicht ankommen ist.

Quote:
Kann es vielleicht daran liegen, dass ich es nicht trennen kann, dass mich jemand akkustisch nicht verstanden hat und nicht inhaltlich? Ums Inhaltliche ging es ja da noch gar nicht,...

Ich denke, das kann man auch zunächst nicht trennen, wenn jemand nur "wie bitte?" fragt.

Denn das kann eben daran liegen, dass derjenige es akkustisch nicht verstanden (z.B. zu leise gesprochen... er hört schlecht). Oder er hat es inhaltliche nicht verstanden: Weil er nicht bei der Sache war... weil es undeutlich formuliert war... weil man in langen Sätzen gesprochen hat ... weil derjenige einen anderen Kenntnisstand hat... weil er nicht verstehen wirklich verstehen will..., weil er an einem Gespräch nicht interessiert ist..., er sich nicht konzentrieren kann, sprachliche Barrieren... sprich: Da kann eine ganze Palette von Kommunikationsstörungen ursächlich sein, wenn man nicht versteht oder nicht verstanden wird...

Quote:
Könnte mir nicht vorstellen, einen Therapeuten zu haben, der mit Dialekt redet. Da hätte ich immer Angst, nicht verstanden zu werden

Hm, wobei jemand, der Dialekt redet, durchaus hochdeutsch verstehen kann.

Quote:
Kann es sein, dass das aus der Kindheit kommt, weil da meine Meinung auch immer keinen interessiert hat? So als ob ich immer gegen an reden müsste, bis mir mal einer zuhört und mich versteht! So ein Gefühl ist das jetzt auch!

Das spricht sehr dafür, dass deine Ängste daher kommen, weil solche früheren Erfahrungen prompt wieder aktiviert werden... und das löst dann vielleicht deine Beklemmungen und unangenehme Gefühle aus. Aber das sagt noch nichts darüber aus, was für eine Art von Kommunikationproblem (das beim Sender und/oder Empfänger liegen kann) vorliegt.
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Karola
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Post Fri, 08.Jun.07, 12:26      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hallo sternenmeer,

danke für Deine Antwort.

Quote:
Wenn man versucht das Verständnisproblem einzukreisen, wird es für "den Sender" leichter nochmals genau darauf einzugehen, was bei nicht ankommen ist.


Ja, so könnte ich es machen. Trotzdem sagen die meisten anderen immer nur "wie bitte?" und das löst bei mir diese Beklemmungen aus, obwohl es ja wirklich sein kann, dass sie es akustisch nicht verstanden haben und nicht inhaltlich. Aber ich gehe immer vom Inhaltlichen aus und da wird das aktiviert, was ich in der Kindheit erleben musste (was ich sagte, war generell falsch oder mir wurden gleich die Worte im Mund verdreht).

Habe es in der Therapie auch schon erwähnt, aber leider ist meine Therapeutin nicht richtig darauf eingegangen. Sie meinte, dass es nichts bringt, weiterhin die Ursachen zu erforschen. Sie meinte, wenn ich mit Leuten zu tun habe, die Dialekt reden, wäre es gut, wenn die von meinem Problem wissen. Aber gleichzeitig müsste ich auch immer wieder nachfragen.

Karola
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vallée
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Post Fri, 08.Jun.07, 14:08      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hi Karola,
ich kenne das Problem auch ein bisschen. Ich höre nicht ganz so gut und obendrein rede ich undeutlich, wenn ich nervös und unkonzentriert bin. (In der Thera sehr oft.) Früher habe ich mich nie getraut meinem gesprächspartner das zu sagen. Weil ich es eben von früher kenne, das sich drüber lustig gemacht wurde.
Von der Thera habe ich gelernt, dass man durchaus dazu stehen kann. Sie hat das gleiche Problem und sprach es irgendwann an. Das ich deutlicher reden möge und das es trotzdem sein kann, dass sie mal nachfragen muss. Damals war ich leider noch nicht so weit "zuzugeben", dass es mir genau so geht. hat sie inszwischen sicher eh gemerkt, nun ja.
Jedenfalls gehe ich seit dem im Leben damit offensiv um. Ich sage gleich sowas wie: "Kannst du bitte etwas lauter/deutlicher sprechen, ich habe ein kleines Problem mit dem Hören." Oder auch: "Sag einfach, wenn ich zu undeutlich spreche."

Quote:
Trotzdem sagen die meisten anderen immer nur "wie bitte?" und das löst bei mir diese Beklemmungen aus, obwohl es ja wirklich sein kann, dass sie es akustisch nicht verstanden haben und nicht inhaltlich.

Ich glaube wenn jemand inhaltlich etwas nicht verstanden hat, dann äußert sich das anders als in Wie bitte? Was? Hä?

Quote:
Habe es in der Therapie auch schon erwähnt, aber leider ist meine Therapeutin nicht richtig darauf eingegangen. Sie meinte, dass es nichts bringt, weiterhin die Ursachen zu erforschen.

Es könnte ja durchaus mit der allgemeinen Angst zu tun haben nicht verstanden zu werden, nicht (an)gehört, nicht ernst genommen zu werden.

Aber da es ja wirklich ein kleines Problem ist, das sich immer durch ein paar Sätze Metakommunikation lösen lässt, sollte man es dann doch auch so machen. ist sicher effizienter als ewig nach einer Ursache zu suchen. Einfach offensiv sein. Peinlich ist es gar nicht, eher eine Würdigung an den Gesprächspartner, finde ich.

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Human consciousness is the only seeing eye of the Deity.
- C.G. Jung
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Post Sat, 09.Jun.07, 19:03      Re: Angst vorm akkustischen Nichtverstandenwerden Reply with quoteBack to top

Hi Karola,

genauso geht es mir auch. Das ist eines meiner Probleme und ich wurde auch wirklich schon oft nicht verstanden.
Für mich ist es schlimm, wenn jemand nachfrägt was ich gesagt habe. Es ist mir peinlich und ich habe dann angst rot zu werden.
Seltsam ist, wenn ich andere nicht verstehe, so wie du gesagt hast, wenn z b jemand nicht so gut Deutsch spricht, dann habe ich Angst "wie bitte?" zu fragen.

Wenn das nicht verstanden werden mir selbst doch peinlich ist, dann müsste ich mir doch denken, wenn ICH jemanden nicht verstehe, dass es für denjenigen peinlich wäre. Aber nein, dann ist es WIEDER mir peinlich, nochmal nachzufragen.

Für mich ist es auf jeden Fall sehr schlimm, etwas zweimal oder öfter wiederholen zu müssen, vor allem wenn es gerade eh was unwichtiges war.

LG
sonnewasser

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Menschen, die zu oft zwischen den Zeilen lesen, lernen sich selbst besser kennen Wink
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