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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Tue, 08.Nov.05, 0:35 Autoagression & Depression |
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Hi!
Ich hatte heute einen sehr seltsamen Tag Ich hab nach fast 2 Wochen endlich meinen Freund wieder gesehen, worauf ich mich total gefreut habe, aber ich war so nervös und ich weiß nicht warum. Wir waren zusammen mittagessen und ich hatte wirklich hunger aber als das Essen kam, und ich die ersten Bissen gemacht hatte, wurde mein Hals gaz eng und ich brachte nichts mehr hinunter. Ich fühlte mch viel zu dick und wollte es deshalb nicht essen (ich bin 1,58, wiege 47kg!). Ich sagte mir selbst - hey dieser Reis mit Gemüse und das bisschen Tofu hat kaum kal also was is? aber ich konnte es einfach ncht essen! Ich hatte jahrelang den wunsch abzunehmen und habe ihn auch immer noch. Ich träute davon magersüchtig zu werden, damit endlich mal jmand aufmerksam wird und mich mal jemand fragt wie es mir eigentlich geht. In meiner Schule zum Bespiel hat das nie wer gemerkt - ich ging mal 3 Monate nur schwar angezogen in die Schule (was für mich sehr, sehr ugewöhnlich ist, weil ich sonst eher farbenfroh herum laufe) aber keiner merkte es. Aber diesen Wunsch nach Magersucht habe ich längst aufgegeben, weil mir klar wurde, dass das schlicht weg krank ist. Aber heute kam dieser Wunsch wieder auf. Ich bekam eine totale Angst aber ich weiß nicht wovor. Ich wurde nervös und hätte am liebsten losgeheult. Ich wollte einfach nur weg. Mein Freund merkte natürlich, dass mich was beschäftigt aber ich konnte es ihm nicht sagen. Ich war stumm wie ein Fisch. Alles weitere an diesem Tag verrichtete ich in Zeitlupentempo. Ich glaube... ich glaube ich habe eine Depression - kann das sein?
Ich hab keine Ahnung - ich will einfach nur heulen aber warum nur? Mein Freund ist der aller, aller Beste! Er hatmich umarmt und geküsst und alles - das war sooo schön aber ich fühl mich trotzdem so traurig und voller Schuld und zum ersten Mal seit vielen Wochen hasste ich nicht nur mich sondern auch meinen Körper so sehr, dass ich mir vorstellte gleich mit einem Messer meine fetten Oberschenkel zu bearbeiten. (-ich habs nicht getan) Ich habe solche Angst! Was ist nur los mit mir. Ich hatte so oft in letzter Zei Schuldgefühle und wurde traurig oder wütend aber ich konnte mir in diesen Momenten immer erklären, warum ich es war aber heute nicht. Habe ich eine Depression?
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Tue, 08.Nov.05, 11:06 Re: Autoagression & Depression |
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Hallo Katharina,
es kann gut sein, dass das, was schon eine Weile in dir brodelt, jetzt an die Oberfläche drängt. Unter der angespannten Situation einer Beziehung/besonderen Freundschaft/Begegnung stößt jeder hi und da auf Dinge, die er sonst in sich gar nicht merkt, weil sie so gut zugedeckt sind. Eine Depression hat in meinen Augen schon was mit der Autoaggression zu tun.
Vielleicht stellst du dir die Depression als einen Panzer vor, der außen um deine Persönlichkeit herum liegt. Gefühle, die von innen nach außen wollen, prallen an dem Panzer ab und richten sich wie ein Gummiball wieder nach innen. Wenn das mit negativen Gefühlen, geschieht, kann das der sichtbare Teil der Autoaggression sein. Der Panzer ist unsichtbar. Meistens sind wir eher bereit den Panzer als Depression zu verstehn, wenn nur die „guten Gefühle“ nicht durchgelassen werden, ...wenn meinetwegen das Leben keine Freude mehr macht. Das natürliche Ausdrücken negativer Gefühle ist in unserer Gesellschaft leider nicht erwünscht und leider manchmal gefährlich...wer sie also nicht ausdrücken kann, muss sie zurückhalten oder betäuben. Da das aber sehr vielen Menschen so geht und bei uns eine „Kultur von“ abhärten, „sich zurückhalten“ und „unterdrücken“ herrscht, finden wir solche Verhaltensweisen sogar erwachsen ohne dass wir merken, wie schädlich das sein kann. Da es aber keinen richtigen Maßstab dafür gibt, wie fröhlich oder wie traurig „man sein sollte“, kann sich so ein Panzer langsam und unmerklich verstärken...keiner merkt es, da die meisten Menschen ohnehin immer mit miesepetrigem Gesicht rumlaufen. Die negativen Gefühle dürfen im Normalfall durch die Schichten der Persönlichkeit durch und damit ausgedrückt werden...dadurch entläd sich ganz viel Energie (z.B. in einem lauten Streit). Diese Energie wirbelt dadurch, dass sie nicht rausgelassen wird, in dir herum (Gefühls-chaos). Das Messer, was du dir gern übers Bein ziehen würdest, ist nichts anderes, als ein seltsames Ventil dafür, dass „das Messer“ normalerweise gegen jemand anderen gerichtet werden müsste, gegen den dein Seelchen sich aber aus irgend welchen Gründen nicht ausdrücken/wehren darf/durfte. Das Messer wäre dann irgend eine Art, deine Bedürfnisse, deinen Willen und deine Gefühle jemandem klipp und klar zusagen oder zu zeigen (mit einer scharfen Zunge). (Ein komisches Bild, aber vielleicht eine Möglichkeit, sich das vorzustellen.)
Der Panzer hat hier möglicherweise aber Ursachen, die schwieriger als bei dem, was du bei manch anderem als Depression kennst, selbst aufzudecken und aufzulösen sind. Die Dinge, die du beschreibst, sind nicht alles separate Probleme, die du „auch noch“ hast, sondern sie hängen evt. (alle) miteinander zusammen. Brauchst dich also garnicht selbst noch klein zu machen...deine Sorgen haben Ursachen, für die du ziemlich sicher nichts kannst. Wenn du dir Sorgen machst, damit alleine nicht richtig zurecht zukommen, wäre es ganz sicher keine Schande, einen Arzt/Thera zu Hilfe zu nehmen.
Viele Grüße und alles Gute
Hiob
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Nessa
Forums-Gruftie
609
Germany W, 54
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Tue, 08.Nov.05, 13:00 Re: Autoagression & Depression |
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Hallo katharina13,
ich möchte nur ganz kurz auf diese Aussage eingehen:
Quote: | Ich träute davon magersüchtig zu werden, damit endlich mal jmand aufmerksam wird und mich mal jemand fragt wie es mir eigentlich geht. In meiner Schule zum Bespiel hat das nie wer gemerkt - ich ging mal 3 Monate nur schwar angezogen in die Schule (was für mich sehr, sehr ugewöhnlich ist, weil ich sonst eher farbenfroh herum laufe) aber keiner merkte es. |
Du hast dir damals gewünscht, dass jemand merkt, wie es dir geht, dass sich jemand um dich kümmert und sich um dich sorgt. Kann es sein, dass du als (kleines) Kind zu kurz gekommen bist? Haben dir deine Eltern die Zuwendung und Geborgenheit gegeben, die du gebraucht hättest?
Quote: | Ich habe solche Angst! Was ist nur los mit mir. Ich hatte so oft in letzter Zei Schuldgefühle und wurde traurig oder wütend aber ich konnte mir in diesen Momenten immer erklären, warum ich es war aber heute nicht. Habe ich eine Depression? |
Es ist gut möglich, dass jetzt alles, was sich in dir angestaut hat, an die Oberfläche will. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr geht und die Psyche deutlich zum Ausdruck bringt, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn du allein nicht klar kommst, dann such dir bitte professionelle Hilfe.
Liebe Grüße
Nessa
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Tue, 08.Nov.05, 16:30 Re: Autoagression & Depression |
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Hallo Hiob!
Was du da beschrieben hast mit dem Panzer und so - WOW! Das passt wirklich perfekt! Ich war mir immer klar, dass die Gefühle, die ich nicht zum Ausdruck bringen kann, sich dann umkehren und gegen mich richten aber so dirket als Panzer hab ich das alles nicht gesehen. Viele, vielen Dank!!! Das hat mir sehr geholfen!!! Du hast Recht - in mir brotelt schon lange etwas, sehr lange: seit meinem 3. Lebensjahr, als ich Blutkrebs hatte, dann mit 5, 6 oder 7 Jahre (genau weiß ichs nicht) Autoaggressiv wurde und mind. 13 Jahre blieb usw. aber nun bin ich fest entschlossen dem ein Ende zu setzten und eine Therapie zu machen. Danke für deine Aussage, dass das keine Schande ist!!! Weißt du - wenn mir jemand anders von solchen Probleme erzählen würde, würde ich auch sofort sagen, dass ich es gut fände, eine Therapie zu machen und als stark empfinde, weil der Schritt das zu tun ja nicht gerade leicht ist und das auf keinen Fall eine Schande wäre aber mit mir war ich immer schon strenger. Ich kritisiere an mir ständig Dinge, die ich bei wem anderen niemals kritisieren würde. Das hat mich fertig gemacht! In der Schule zum Beispiel, musste ich gute Noten bekommen - weil ich es von mir verlangte! Wenn ich eine schlechte Note bekam, versuchte ich mir einzureden, dass das kein Problem ist - schließlich ists nur eine Note aber ich hörte nicht auf mich. Ich hatte häufig (in der Obersufe eigentlich jedes Jahr) einen guten oder sogar ausgezeichneten Erfolg im Zeugnis doch trotzdem fand ich immer etwas an mir auszusetzen. Naja die Schule ist aus, die Matura habe ich bestanden (mit Auszeichnung ), was ich noch vor einem halben Jahr nie gedacht hätte, denn da war ich fest davon überzeugt niemals bis zur Matura zu kommen und ohne Hilfe meines Freundes hätte ich auch garantiert die Schule abgebrochen oder besser gesagt abbrechen wollen, denn meine Eltern hätten vermutlich auch vieles getan um mich umzustimmen, ja und nun beginn ich ein neues Leben Ok ich versuchs zumindest Die Autoaggression hab ich vor einem halben Jahr naja nicht gerade überwunden aber immerhin beendet und die Therapie wird mir helfen damit fertig zu werden, damit ich nicht ständig von meiner Vergangenheit verfolgt werde.
Danke nochmal!
Schönen Tag und glg,
Katharina
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Tue, 08.Nov.05, 16:56 Re: Autoagression & Depression |
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Hallo Nessa!
Erstmal danke für deine Antwort!!!
Weil du gefragt hast, ob ich genug Zuwendung von meinen Eltern bekommen habe - nun wie mans nimmt... Ich hatte Blutkrebs als ich 3 Jahre alt war, weshalb ich natürlich keine "normale" Kindheit hatte. Ich habe garantiert nicht zu wenig Zuwendung oder Aufmerksamkeit bekommen, da sowohl meine Eltern als auch andere Verwandte, wie meine Oma, mich immer besucht haben, wenn ich im Spital war oder mich, wann immer es möglich war, nach Hause geholt haben, auch wenn es nur für wenige Stunden war. Ich war eigentlich nie alleine - jedenfalls nicht im Spiatal. Vermutlich hat mir später die Aufmerksamheit, die ich damals bekommen habe, gefehlt, doch ich hätte das nie deutlicher ausgedrückt, als indem ich eben schwarz gekleidet herum renne. Die schwarze Kleidung war einfach ein Ausdruck meiner Gefühle und ich hoffte, dass das auch jemand merkt aber naja... Meine Schuldgefühle und mein mangelndes Selbstvertrauen haben nie zugelassen dass ich größere Forderungen stellte oder zumindest sehr selten. Mir waren meine eigenen Gefühle entweder egal (d.h. ich redete mir ein, dass sie egal und unwichtig sind) oder ich wurde selbstmitleidig, was aber letztendlich wieder damit endete dass ich mir einredete dass das völlig wurscht ist, weil wen kümmerts?! Das funktionierte so lange, bis ich meinen Freund kennen lernte. Ich war ihm wichtiger als ich mir selbst war, was zu einer inneren Krise bei mir geführt hat. Ich wollte gleichzeitig weg von ihm, um ihm durch mich nicht zu schaden und andererseit wusste ich, dass ich ihn brauchte und über alles lieb(t)e. Hätte ich ihn nicht kennen gelernt, wäre ich vermutlich heute noch autoaggressiv - also nicht nur durch den Wunsch magersüchtig zu sein oder irgedwelcher Vorstellungen mich zu schneiden sondern durch richtige Handlungen, wie Ritzen, Würgen usw. Ich hab nur immer noch nicht kapiert/ will es immer noch nicht kapieren, dass ich so, wie ich bin, gut genug für ihn bin. Ich habe Schuldgefühle und häufig überlege ich, ihn zu verlassen, weil ich das Gefühl habe es nicht wert zu sein, seine Freundin zu sein, was er mir aber nicht vermittelt sondern ich mir immer wieder einrede, was ihn wiederum fertig macht, weil er mich ja liebt. Naja egal oder auch nicht egal - Schluss damit jedenfalls, weil ich nun endgültig beschlossen habe, eine Therapie zu machen!
Danke nochmal für deine Antwort!
Ich wünsch dir einen wunderschönen Tag!
Katharina
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ronja räubertochter
Helferlein
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deutschland W, 23
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Fri, 11.Nov.05, 20:08 Re: Autoagression & Depression |
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hi katharina!
folgendes hat mich zum nachdenken angeregt: der fakt deiner krankheit in der kindheit und folgender satz:
katharina13 wrote: | Meine Schuldgefühle und mein mangelndes Selbstvertrauen haben nie zugelassen dass ich größere Forderungen stellte oder zumindest sehr selten. |
stehen die schuldgefühle in einem zusammenhang mit deiner krankheit?
richtest du deine aggression nach innen, um nicht ANDERE damit zu belasten? oder was sind das für schuldgefühle?
ich würde mit 10 jahren krank. meine mutter, die meine ganze kindheit hindurch immer körperliche gebrechen hatte und sehr unausgeglichen war, konnte das nur schwer verkraften und litt unter meiner krankheit ungeheuerlich.
da mein eigenes leiden ihre traurigkeit und sorge verstärkt hätte, zeigte ich keinerlei negativer gefühle. ich war der fröhlichste und stärkste mensch, den man sich denken kann, alles war kein problem für mich. ich hatte große schuldgefühle wegen meiner krankheit und wollte durch meine stärke und fröhlichkeit alles wett machen. aber innerlich litt ich natürlich und hatte viele ängste und viel traurigkeit in mir. meine wut, meine angst und alles musste ich mit mir selbst ausmachen. und ich habe es bis heute nicht gelernt irgendetwas aus meinem inneren mit jemandem zu teilen.
ich wollte dich darauf aufmerksam machen und fragen, ob das bei dir vielleicht ähnlich ist und eine grund für deine probleme sein könnte...
herzliche grüße!
ronja
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Fri, 11.Nov.05, 21:29 Re: Autoagression & Depression |
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Liebe Ronja
Ja - bei mir ists eigentlich genauso denke ich nur glaube ich, war mir das früher nie so bewusst. Ich hab erst in den letzten Jahren begriffen, wie sehr meine Familie (besonders meine Oma, meine Schwester und meine Mutter) unter mir und meiner Krankheit leiden mussten. Meine Schwester war nur knappe 4 Jahr alt, als ich erkrankte. Sie durfte mich über Wochen nicht sehen (Ansteckungsgefahr - durch die Chemotherapie hatte ich ja 0 Immunsystem). Für sie war es furchtbar. Auch dieses Wandern von einer Bezugsperson zur anderen, weil mich ja immer wer im Spital besucht hat, was bedeutete, dass eben auch immer jemand von meiner Schwester weg ging und zu mir kam. Sie bekam natürlich diesen ganzen Stress mit. Ich litt damals glaube ich nicht sehr darunter (dass immer wer anderer bei mir war – das war mehr lustig glaube ich). Ich hatte jedenfalls die ersten naja 6 Jahre nur positive Erinnerungen bzw. ließ die negativen einfach nicht zu! Doch mit der Zeit machte ich mir immer mehr Gedanken -nicht nur über meine Schwester.
-Das fiel mir erst vor einem Jahr oder so auf - ich kann mich nicht an meine Schwester erinnern!!! Sie hat mich später dann auch im Spital besucht- das weiß ich - aber ich kann mich nicht an sie erinnern!!!! Ok ich war noch sehr klein aber warum an eine Mutter, an meine Oma, meinen Onkel, die ganzen Ärzte, die Gänge und Zimmer dort, die Gummibären, die ich immer nach größeren Spritzen bekam und all diesen andren Mist aber nicht an sie??? Das hat mich echt fertig gemacht und tut es eigentlich immer noch!
Na ja die Schuldgefühle habe ich aber vor Allem, weil es meiner Mutter echt dreckig manchmal geht. Sie hat extrem starke Migräne und das wöchentlich, manchmal auch wochenlang aber wirklich, wirklich extrem. Sie hatte sie auch schon vor meiner Krankheit aber ich bin sicher, dass sich das dadurch zugespitzt hat. Auch sämtliche Magenbeschwerden und was weiß ich. Unlängst erzählte sie mir, dass sie 4x eine Panikattacke hatte (ich hab grad ein Problem - ich weiß nimma, was ich wo hier über mich schon geschrieben habe, weil manchmal mach ich mir auch einfach nur Gedanken, was ich schreiben könnte oder jemandem erzählen könnte und weiß dann nimma, was und ob ich es wirklich getan hab, als verzeih, wenn ich was doppelt schreib - lies einfach irgendwie drüber)
Die Panikattacken hatte sie wegen meiner Krankheit! Sie erfuhr nämlich jedes Mal bevor sie die Attacke hatte von einer Person, die Krebs hat oder bereits daran gestorben ist!
Vor ein paar Wochen erfuhr ich von meiner Oma, dass meiner Mutter gesagt wurde, mein kleiner Bruder würde nie auf die Welt kommen – meine Mutter war nämlich mit ihm schwanger, als ich erkrankte! Das musste ich auch erst mal verdauen. Gott stell dir vor, er wäre echt gestorben! Das könnte ich mir nie, nie, nie verstehen!!! Aber er ist gesund und von uns 3 Kindern wohl das ausgeglichenste!
Ja also die ganzen Schuldgefühle und alles bekam ich erst in den Jahren, als ich zu verstehen begann, was eigentlich vorgefallen war. Ich war zu klein als ich die Krankheit hatte, um all das zu kapieren also warum ich schon zwischen 5 und 7 so starke Schuldgefühle hatte, dass ich begann autoaggressiv zu sein, kann ich nicht wirklich sagen – bewusst waren mir die Schuldgefühle wohl nicht aber unbewusst eben.
Meine Oma erzählte mir viel über diese Krankenzeit als ich älter wurde und ich fürchte sagen zu müssen, dass sie wohl etwas Schuld daran hat, dass ich mir Schuldgefühle machte. Im Grunde kann sie nichts dafür – sie hat einfach eine Art anderen Angst zu machen, ohne es zu merken geschweige denn zu wollen (das war bei meiner Mutter ähnlich – viele schlimme Vorfälle in der Kindheit uns sie wurde Magersüchtig mit 16). Ich wollte ja auch alles über diese Zeit wissen, weil ich ja 1) nicht alles mitbekam und 2) mir nicht merkte. Vielleicht war das auch eine Art Autoaggression – vllt wollte ich so viel darüber erfahren, weil es schmerzte. Ich weiß auch nicht.
Ui zu viele Zeichen…
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Fri, 11.Nov.05, 21:30 Re: Autoagression & Depression |
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Nach außen hin zeige ich genau wie du auch nie meine inneren Gefühle – naja so gut wie nie. Hin und wieder rastete ich ein bisschen aus, knallte meine Zimmertüre zu oder so, weil ich einfach diese innere Spannung nicht aushalten konnte. Aber das tut vermutlich jeder pubertierender mal, oder? Eltern beschimpfen und Türen knallen… Aber nie im Leben hätte ich gezeigt oder gesagt, was mich wirklich belastet.
Ich weiß leider selbst nicht wie alles dazu kam, dass ich so wurde, wie ich bin. Ich meine die Krankheit gehörte für mich zum Alltag und ich kannte nichts anderes aber trotzdem entwickelte ich eben die Schuldgefühle, Autoaggression usw. Ich hatte immer das Gefühl alles richtig machen zu müssen und „tapfer“ sein zu müssen. Oh wie ich dieses Wort hasse! „Tapfer“ So oft habe ich es während meiner Krankheit gehört. Ich hasse es!!!!! Genauso wie das Lied: „Die Blümlein, sie schlafen!“ Ich kann es nicht hören, weil es mir meine Oma immer im Spital vorgesungen hat.
Weißt du, was ich fürchte – dass ich damals schon autoaggressive Züge zeigte. Ich hasste dieses Lied nämlich damals schon -also noch während der Chemotherapie. Meine Oma sang es meist beim EKG vor und ich hasste es – trotzdem bat ich sie, es zu singen – Ich fürchte deshalb, weil es mir so verdammt unangenehm war!!!
Oh mein Gott das wird mir jetzt erst richtig bewusst – daran habe ich früher nie gedacht! Gibt’s das überhaupt? Ein autoaggressives Verhalten bei 3Jährigen????
Ich wollte damals wirklich immer tapfer sein und andere stolz machen – genau wie heute! Ich versuchte immer alles richtig zu machen!In der Schule war ich immer aufgeschlossen aber trotzdem ein totales Mauerblümchen ohne Indentität – ich tat immer nur das, von dem ich dachte, dass es on mir verlangt wird. Ich war so was von überhilfsbereit und machte mir ständig sorgen irgendetwas falsches zu sagen oder zu tun. Ich hatte weder ein Selbstwertgefühl noch richtige Freunde. In der Volksschule schon –da war ich ein ganz anderer Mensch doch als ich begann über die Krankheit und alles nachzudenken und mehr und mehr zu verstehen… naja…
Ja du hast sicher Recht – meine Schuldgefühle richten und richteten sich immer gegen mich, um andere nicht zu belasten – vor Allem jetzt auch wo ich einen Freund hab – ich überleg alles immer 100x bevor ich etwas tu und hab ständig Angst ihn zu verletzten!
Das hat sicher etwas mit der Krankheit zutun, was mir gerade mehr und mehr bewusst wird!
Ich muss jetzt aufhören zu schreiben, sonst fang ich nämlich noch an zu heulen! Hab schon Tränen in den Augen.
Machs gut!
Ich wünsch dir alles, alles Gute!!!
Ich würde gerne, wenn du das möchtest, noch weiter mit dir darüber reden – du kannst mir auch sehr gerne von deinen Erfahrungen und Ängsten erzählen aber jetzt muss ich mich erstmal wieder bisschen beruhigen.
Alles, alles, alles Liebe ,
Katharina
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ronja räubertochter
Helferlein
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deutschland W, 23
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Sat, 12.Nov.05, 17:52 Re: Autoagression & Depression |
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liebe katharina!
danke für deine ausführlichen zeilen. und schön, dass du über jenen sachverhalt nachgedacht hast. ich hoffe, das ganze gedankenchaos verwirrt dich nicht all zu sehr.
um ehrlich zu sein haben mich erst DEINE zeilen, auf die ich ja dann reagierte, eben gestern zum nachdenken angeregt und ich bin auf diesen zusammenhang krankheit-schuldgefühle-autoaggression/depression bei mir gekommen. sicher ist das nicht alles - viele tropfen höhlen den stein - aber doch ein wichtiger aspekt in meinem leben.
was unsere mütter betrifft scheinen wir auch ein sehr ähnliches problem zu haben: meine hatte jahrelang alle möglichen unerträglichen schmerzen und auch depressionen. über letztere hat sie aber nie gesprochen, im gegenteil. wenn ich sie darauf ansprach ist sie total wütend geworden und hat geschrieen, dass alles in ordnung sei und ICH sie noch verrückt machen würde.
naja.
liebe katharina, ich hoffe sehr, dass du mit all den dingen, die dich schmerzen und traurig machen klar kommen kannst.
manchmal denke ich, es ist gut sich mit dem vergangen auseinander zu setzen und darüber zu grübeln, aber man sollte auch wieder loslassen können und mit offenen augen in die zukunft schauen. ich wünsche dir also, dass du dir nicht zu sehr den kopf zerbrichst. immerhin bist du schon so weit - du hast dein ssv im griff!
kraft und freiheit
wünscht dir
ronja räubertochter
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Sat, 12.Nov.05, 20:57 Re: Autoagression & Depression |
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Liebe Ronja!
Viele, vielen Dank für deine aufmunternden Worte!!!
Es ist wirklich seltsam… Heute geht es mir wieder ganz gut und das obwohl ich die Nacht mal wieder kaum schlafen konnte. Weißt du – ich bin glaube ich durch die darauf gekommen alle meine negativen Gefühle in Gedichte zu verwandeln! Heute Morgen war ich so was von verzweifelt, weil ich mal wieder nicht (oder kaum) geschlafen hatte also schrieb ich ein Gedicht über dieses Gedankenchaos in mir. Es fühlte sich danach soooo toll an!!!! Ich glaube ich habe dadurch eine Methode gefunden die (Auto-)Aggressionen nicht mehr gegen mich zu richten sondern einfach raus zu lassen, ohne dabei irgendwen verletzten zu müssen! Zusätzlich schau ich ja eh, dass ich eine Therapie machen kann – ist in Österreich grad etwas schwer mit den Krankenkassen, weil die zurzeit nicht zahlen…
Darf ich fragen, ob du eine Therapie machst?
Deine Probleme scheinen ja auch nicht grad klein zu sein… Meine Mutter hat zwar viele gesundheitlich Probleme und so aber sie ist ein Mensch, der auch alles in sich hinein frisst, was nicht gerade positiv ist aber dadurch haben meine Geschwister und ich nie wirklich so sehr mitbekommen, wie sehr sie leidet. Es muss schlimm sein eine Mutter zu haben, der es schrecklich geht, die das aber auch noch an einem selbst raus lässt und die Schuld dafür gibt. Ich will jetzt absolut nichts Schlechtes über deine Mutter sagen! Versteh mich bitte nicht falsch – sie hatte es sicher sehr, sehr schwer (oder hat es immer noch…?) aber es muss auch für dich furchtbar schlimm gewesen sein sie 1) so leiden zu sehen und 2) dann auch noch die Schuld tragen zu müssen. I’m sorry 4 you 2!!!
Ich nehme auch an, dass bei dir ein Zusammenhang zwischen Krankheit und Depression usw. steht – also so weit ich das beurteilen kann…
Du sagtest du erkranktest mit 10 Jahren das heißt du erinnerst dich ja noch viel mehr an alles als ich…
Darf ich fragen was du für eine Krankheit hattest?
Ich hoffe ich bin nicht zu neugierig und aufdringlich!
Ich wünsche dir nur das Beste!!!! Ein Leben wie im Paradies würde ich dir sooo gerne wünschen und vergönnen doch ich fürchte das wäre eine Utopie und man soll doch auch am Boden bleiben… Aber ich wünsche dir von Herzen, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen mögen und du deine persönlichen Ziele erreichst!!!
es drückt dich gaaaanz dick und fest und liebevoll
Katharina
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ronja räubertochter
Helferlein
57
deutschland W, 23
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Wed, 16.Nov.05, 18:00 Re: Autoagression & Depression |
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liebe katharina!
schön, dass es dir ganz gut geht. mir geht es auch ganz gut!
ich glaube, schreiben kann wirklich eine gute variante sein, gefühle zu verarbeiten. ich mach das leider viel zu selten. undf dann hab ich auch noch so nen dummen ästhetischen anspruch, der mich eher zum zweifeln anregt...
naja, wie auch immer, ich wünsche dir viel glück bei deiner therapeutensuche! ich bin nicht in therapie. habe meine vor 2,5 jahren abgebrochen. ich hatte mich da 3 jahre durchgequält und weiß nicht, obs was geholfen hat. die frau war bissel gefühlskalt und ich konnte nie wirklich offen reden...
eigentlich habe ich inzwischen eine ganz gute beziehung zu meiner mutter, jetzt wo ich weit weg wohne. und ihr geht es viel besser als früher. am wochenende werde ich das erste mal seit monaten heimfahren und hab dennoch ein etwas beklemmendes gefühl bei diesem gedanken...
auch ich wünsche dir alles gute auf deinem weg! kraft, wärme, licht und freiheit!
deine ronja
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Kirschenblüte
Helferlein
70
EU W, 21
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Sat, 26.Nov.05, 1:33 Re: Autoagression & Depression |
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Liebe Ronja
Ich weiß gar nicht wie ich jetzt anfangen soll… Es tut mir ehrlich Leid, dass ich dir so lange nicht geschrieben habe!!!
Ich war letzte Woche sehr mit mir selbst beschäftigt, da ich überlegte, ob ich wirklich eine Therapie machen soll, obs mir was bringt usw. naja und eine andere kleine Entschuldigung ist auch, dass mein Bruder in letzter Zeit ständig den Computer für die Schule usw. gebraucht und ich mir nicht viel Zeit für dich am PC hätte nehmen können. Ich wollte dir aber keine 3-Zeilen-Nachricht schreiben. 2 meiner Mottos: „Wenn schon, denn schon“, „Ganz oder Gar nicht“.
Also wegen der Therapie bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich keine machen will und werde. Das hat mehrere Gründe. Falls du sie wissen willst, kannst du mich ja fragen, dann schreib ich sie dir gerne, aber ich denke, eine genaue Erklärung würde jetzt das 4000 Zeichen-Limit überschreiten
Ich fühle mich jedenfalls pudelwohl!!! Zumindest seelisch!!!
Ich hatte in den letzten Tagen recht viele – naja – Erleuchtungen würde ich sagen und hab auch mit meinem Freund drüber geredet.
Ich bin mir endlich im Klaren (und glaubs mir sogar – ist bei mir nämlich nicht immer so gewesen– ich rede(te) mir oft etwas ein, glaubte es mir auch zu gerne, kann/konnte es dann aber doch nicht), dass meine Vergangenheit nun mal so is, wie sie is. Es ist so sinnlos, sich darüber gedanken zu machen, warum sie so is, wie sie is, was vllt Schuld daran is, was man hätte anders oder besser machen können und was weiß ich. Die Dinge sind nun mal so, wie sind sind und meine „Aufgabe“ ist es, etwas daraus zu machen. Mein Freund sagte mir so oft, dass ich keine Schulgefühle zu haben brauche, weil ich nichts dafür kann doch ich fühlte mich so schlecht und klein und mies. Doch das ist vorbei! Es ist ja jetzt auch egal, ob ich was dafür konnte oder nicht, denn er hat mir alles verziehen und ich hab mir verziehen bzw. kann die Geschehnisse hinter mir lassen. Warum sollte ich mir auch wegen meiner Vergangenheit, die ich ja eh nicht ändern kann, meine Zukunft verderben lassen, noch dazu, wo ich sie mit so einem tollen Mann, wie meinem Freund verbringen könnte!
Ich hatte oft Zweifel, ob ich ihn wirklich liebe oder ihn einfach nur deshalb so sehr mag, weil ich von ihm das bekam, was ich mir so lange erseht hatte: einen Zuhörer, der mich versteht, akzeptiert nd mir auch die körperliche Nähe gibt. Ich wusste nicht, ob ich ihn als „Held“ sehe, weil er mir so sehr geholfen hat und für mich da war, stark war und ich mich schwach fühlte, und ihn einfach ein Stück brauchte, oder ihn liebte. Einerseits redete ich mir natürlich ein, dass ich ihn lieb(t)e doch andererseits machte ich mir Gedanken und Gedanken, dazu kamen Ängste und Zweifel usw.
Heut weiß ich, dass ich nur auf meine wahren Gefühle hätte hören müssen. Vor lauter Gedanken und Bedenken, was ich tun sollte und müsste und den daraus folgenden Ängsten, etwas Falsches getan zu haben bzw. tun zu können, lies ich es nicht mehr zu, auf meine wirkliche Stimme in mir zu hören. Totales Gedanken-Ängste-Chaos in meinem Kopf doch wo war ICH eigentlich??? Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte, fühlen dürfte, tun könnte, wer ICH war.
Damit ist Schluss!!!
Ich weiß jetzt, was ich nicht bin und was ich nicht kann aber viel mehr weiß ich, was ich bin und was ich kann! Das ist genial! Ich bin so fröhlich in letzter Zeit!! Ich hoffe das bleibt so aber selbst, wenns mir mal einen Tag wieder schlecht gehen sollte, bin ich fest davon überzeugt, dass danach wieder Sonnenschein kommt! Was ist dann schon dieser eine Tag, an dems mir schlecht geht, im Gegensatz zu den vielen, vielen anderen Tagen, an denen es mir gut geht?!
Naja so geht’s also mir…
Und wie geht es dir??? Wie wars bei deinen Eltern?
Ich wünsche dir das Beste! Das aller, aller, aller Beste!!!!
Gaaanz feste und schneeflockenknuddellige Umarmung,
deine Katharina
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ronja räubertochter
Helferlein
57
deutschland W, 23
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Mon, 28.Nov.05, 18:45 Re: Autoagression & Depression |
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hallo katharina 13!
schön, dass du über vieles nachgedacht hast und dich ein wenig besser verstehen lernst!
ich denke, du bist auf dem richtigen weg und wünsche dir dafür alles, alles gute!
rrt
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