Neurologe lässt mich im Unklaren, ob Therapie sinnvoll

Helferlein 35 Duisburg W, 34

Hallo,

ich habe noch gar nicht mit einer Therapie angefangen. Ich bin seit Sommer dieses Jahres bei einem Neurologen (gleichzeitig Psychiater
und Psychotherapeut) in Behandlung wegen einer generalisierten
Angststörung.

Ich habe Medikamente bekommen und hatte dann bis heute monatlich Termine. Er war immer sehr angenehm, aber es war auch immer
ein Hin und Her was das Thema Psychotherapie betrifft. Mal sagte
er, ich sollte eine machen, sprechen wir nächstes Mal drüber. Beim
nächsten Mal hieß es: Brauchen Sie nicht, Sie können doch für sich
sorgen und kommen gut zurecht. Beim nächsten Mal wieder: Ich
weiß nicht, ob eine ambulante Therapie ausreicht, sonst würde ich
Sie gerne in eine Tagesklinik schicken. Beim nächsten Termin habe
ich ihm mal so meine Vergangenheitsgeschichte aufgeschrieben in
Stichworten, weil ich extreme Belastungen über lange Zeit hinter mir habe, und habe ihm gesagt, dass ich das mit der Tagesklinik nicht
möchte, sondern erstmal so versuchen.

Beim nächsten Termin war er dann wie ausgewechselt. Sehr aufbrausend.
Er hätte mein Geschriebenes gelesen...
Dann hat er ein richtiges Urteil gesprochen über mein Verhalten in
der Vergangenheit und mein heutiges. Und wollte mir bloß ein neues
Rezept geben.
Ich habe ihn dann gefragt, ob ich nun definitiv keine Therapie brauche.
Die Antwort: Er würde einen Teufel tun, und diese Entscheidung für
mich treffen. Er will nicht zu denen gehöre, die mir sagen, was ich zu
tun hätte. Ich würde ihn zwingen, für mich zu entscheiden.
Daraufhin habe ich gesagt, dass ich nunmal diese Angststörung hätte,
er Arzt sei und ich nicht weiß, ob es nun sinnvoll ist bei dieser Krankheit
eine Therapie zu machen.
Die Antwort: Manchmal sei der Sache allein schon mit Tabletten bei-
zukommen, eine Therapie wäre immer einen Versuch wert, aber keine
Erfolgsgarantie.

Nach dem Termin war ich ich sehr aufgewühlt und wurde über den
Tag hinweg immer wütender. Ich habe nicht verstanden, warum er
so mit mir umgesprungen ist. Am Abend habe ich in der Praxis
den nächsten Termin abgesagt, weil ich nicht mehr zu diesem Arzt
gehen möchte.

War das Provokation, wollte er mich loswerden? Ich bin ja noch
nicht einmal in Therapie.
Da wird man ja knatschverrückt bei. ;o)

LG
Charlymaus

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "will wissen, wo ich dran bin und nicht Rätselraten" auf obige praezisiert.)

Forums-Gruftie 609 Germany W, 54

Hallo Charlymaus,

also mal gleich vorweg: zu diesem Arzt würde ich auch nicht mehr gehen. Gerade wenn es einem psychisch nicht so gut geht, braucht man ein klares Konzept und auf keinen Fall einen Arzt, der aufbrausend reagiert. Ein Urteil über dich zu sprechen, steht ihm schon gar nicht zu.

Ich würde dir raten, dir einen Psychotherapeuten zu suchen, dort einen Termin für ein Vorgespräch machen und abwarten, was dabei herauskommt. Wenn du der Ansicht bist, dass dir eine Therapie helfen könnte, dann solltest du auf jeden Fall einen Schritt in diese Richtung gehen.

Liebe Grüße
Nessa

Forums-InsiderIn 456 Deutschland W, 38

hallo ihr,

also ich sehe es nicht ganz so eindeutig... gib doch dem arzt und dir eine chance, das aufzuklären... ich kenne im realleben jemanden, die häufig andere fragt, soll ich, was meinst du, brauche ich...? etc. sagt man ja, dann hat sie gegenargumente, sagt man nein, dann ist es auch wieder das gegenteil... sorry, ich will dir nicht zu nahetreten, aber könnte es sein, dass irgendetwas davon auch bei dir in eine solche richtung geht und der arzt dir "nur" klar und deutlich gesagt hat, dass nicht ER für dich entscheiden kann? (denn das kann er nicht, das ist doch klar, oder ?) ansonsten: manchmal kommen klare worte auch sehr heftig an...

wenn du gesprächsbedarf hast und meinst eine therapie könnte dir helfen, dann hindert dich doch keiner daran, diesen weg zu gehen. wenn er dir abrät von einer therapie, machst du das dann auch brav ? darf er soviel für dich entscheiden ?

mir kam so der gedanke... hmmm.... wenn er auch therapeut ist und du ihn bisher so angenehm fandest, weshalb machst du nicht bei ihm eine therapie ? gibt es da zwischen euch ungeklärtes ? oder würdest du dir wünschen, er würde von sich aus SICH dir als therapeuten anempfehlen ? vielleicht möchte er von dir gefragt werden ? habt ihr darüber schon mal gesprochen ?

nur mal so ein paar gedanke ins blaue hinein Wink

kann natürlich auch alles voll danebenliegen... es sind viele "vielleichts" in meinen gedankengängen ... deswegen also: entschuldige, wenn es gar nicht passt.

lieben gruß und alles gute!

caroline

Forums-Gruftie 638 Osnabrück W

Hallo Charlymaus
Du schreibst:

Quote:

Ich bin seit Sommer dieses Jahres bei einem Neurologen (gleichzeitig Psychiater
und Psychotherapeut) in Behandlung wegen einer generalisierten
Angststörung.

Also bei einem Facharzt und bislang warst du ja auch irgendwie mit ihm und dem was er tat zufrieden.

Quote:

Beim nächsten Termin war er dann wie ausgewechselt. Sehr aufbrausend.
Er hätte mein Geschriebenes gelesen...
Dann hat er ein richtiges Urteil gesprochen über mein Verhalten in
der Vergangenheit und mein heutiges. Und wollte mir bloß ein neues
Rezept geben.

Er hat etwas gesagt zu deinem Schreiben und dich auch provoziert damit.
Ich denke aber nicht, um dich loszuwerden, sonder eher um dich aufzurütteln und deine Reaktion darauf zu sehen.
Wenn du wie ich (was ich aber nicht beurteilen kann) immer nur eine Maske zeigst, muß er dich irgendwann dazu bringen sie abzulegen, damit er dir wirklich helfen kann.
Ein Therapie kann nur wirksam sein wenn der zu Therapierende sich freiwillig und eigenständig dazu entschließt sie zu machen.
Ich würde dir raten (aber das ist meine persönliche Meinung) bitte wertefrei zu deuten,
einen neuen Termin bei ihm zu machen und ihm zu sagen das dich sein Verhalten sehr schwer getroffen hat und du das nicht gut fandest.
Wenn du zu einer Therapie bereit bist sag ihm das ebenfalls ....oder sag ihm was für Bedenken du dagegen hast.
Danach kannst du immer noch entscheiden ob er der richtige Arzt für dich ist oder nicht.

wakatonka lächelt dir aufmunternd zu

Helferlein 35 Duisburg W, 34

Hallo ihr Lieben,

danke für eure Reaktionen. Ich war schon lange nicht mehr
so verwirrt, was eine Entscheidung betrifft.

Ich denke halt, wenn ich doch eine psychische Krankheit habe,
muss mir doch ein Facharzt genau sagen, wie man diese
angehen kann. Und: Kritisieren gut und schön und seine
Meinung äußern, aber er war schon sehr ruppig. Das hat
mich verletzt, weil er ja erst ganz anders war und ich ihn
auch sehr mochte (nicht zu sehr ;o)

Ich wollte dem Arzt erst einen Brief schreiben, habe dann
aber gedacht, er geht schlecht mit dir um und du rennst
ihm auch noch hinterher. Er müsste mir einen erklärenden
Brief schreiben. Woher soll ich denn wissen, was in so
einer Psychotherapie abgeht, zumal in meinem Geschriebenen
ja auch stand, dass ich mit Männern zusammen war, die
mich nicht gut behandelt haben (Alkoholiker, Schläge etc.).
Das Nicht-loslassen-können war wohl immer mein Haupt-
problem.

Immer noch sehr verwirrt. Sad

Schönen Tag euch!
Charlymaus

Helferlein 35 Duisburg W, 34

So, neuer Zwischenstand:

Ich habe einfach keine Ruhe gefunden und meinem
Arzt jetzt einen Brief geschrieben, weil ich hier im
Forum halt immer wieder gelesen habe, dass Provokation
evtl. dazugehört, gerade um tiefsitzende Ängste/Gefühle
auszugraben.

Ich melde mich wieder, wenn ich Antwort bekomme.

Tschüssi erstmal

Helferlein 35 Graz W, 27

Willst du denn von dir aus unbedingt eine Therapie machen oder würdest du sie nur machen, wenn es dir jemand empfehlen würde?

Ich denke eine Therapie bringt nur dann etwas, wenn man bereit dazu ist. Wenn es ganz tief aus dem Inneren herauskommt und wenn es einem sehr wichtig ist. NUR weil jemand (z.B. Psychiater) meint, eine Therapie wäre sinnvoll, würde ich es nicht machen.

Für mich ist meine Therapie das beste was mir nach meinem Kind passieren konnte!

lG Anna Nym

Helferlein 35 Duisburg W, 34

Hallo Anna Nym,

es stimmt schon, dass ich Sie in erster Linie machen möchte,
weil ich diese Angststörung habe, denke aber auch, dass Sie
mir auch so eventuell viel bringen könnte, weil ich nicht gerade
die schönste Vergangenheit habe und das sicherlich Einfluss
auf meine heutigen Verhaltens-, Lebens- und Denkweisen hat.

LG
Charlymaus

Helferlein 35 Graz W, 27

Hi, Charlymaus!

Du schreibst >>in erster Linie<<. Also ganz sicher bist du dir doch noch nicht?

Im Prinzip hält dich aber auch nichts davon ab einen unabhängigen Therapeuten aufzusuchen. Man hat ja zuerst einmal ein paar Probestunden um sich kennenzulernen. Du kannst dir z.B. von deinem Hausarzt eine Überweisung geben lassen um dir das Ganze einmal anzusehen. Entweder du hast gleich ein gutes Gefühl dabei oder eben nicht. Wenn nicht, dann kann`s entweder am - für dich - falschen Therapeuten liegen, oder du bist eben (noch) nicht bereit eine Therapie zu beginnen.

Ich würde sagen, dass es jedenfalls einen Versuch wert wäre!

lG Anna Nym

Helferlein 35 Duisburg W, 34

Liebe Anna Nym,

kannst du mir ein bisschen erzählen, was zu deiner
inneren Bereitschaft für eine Psychotherapie geführt hast
bzw. wie sich das entwickelt hat.

Nur, wenn du magst.

Gruß und schönen Tag!
Charlymaus

Helferlein 35 Graz W, 27

Hallo Charlymaus!

Ich habe schon über einige Jahre hinweg depressive Verstimmungen und mittelgradige Depressionen. Aber daran dachte ich lange Zeit nicht. Für meine Beschwerden (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Lustlosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Aggressivität, Passivität ...) suchte ich immer nach körperlichen Ursachen wie z.B. Nährstoffmangel, Schlafapnoe, Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen ...). In einem normalen Forum wurde ich einmal darauf angesprochen, ob ich eventuell Depressionen habe und da ging mir dann das Licht auf.

Also habe ich mich mit dem Thema näher befasst. Viele Foren besucht und mich auch ein wenig in die Psychotherpie eingelesen. Wenn ich könnte, würde ich selbst gerne Psychologie studieren Wink

Jedenfalls kam dann der Moment wo ich mir sagte, DAS könnte mir eventuell helfen und ich war wie besessen mein Vorhaben umzusetzen. Alleine der Gedanke etwas mehr über mich und meine Psyche herauszufinden war sehr interessant.

Ich hatte leider keine leichte Kindheit (Kindheitstrauma) und dadurch auch viel aufzuarbeiten. Vieles aus meiner Kindheit habe ich verdrängt und ich erhoffe mir duch die Therapie, dass ich mich an einige Dinge doch wieder erinnern werde können. Am Beginn meiner Therapie habe ich noch geglaubt, dass meine Probleme durch den psychischen Stress auf der Arbeit herrühren, aber nach einigen Sitzungen habe ich selbst gemerkt, dass es da immer wieder parallelen zu meiner Kindheit gibt.

Ich mache im übrigen eine psychoanalytische Psychotherapie (so ähnlich wie Psychoanalyse) und habe erst letzte Woche meine Frequenz von einer Stunde auf zwei Stunden pro Woche erhöht.

Ich bin sehr optimistisch und hoffe (bald) wieder ein halbwegs normales Leben mit der ganzen Facette an Emotionen erleben zu dürfen.

lG Anna Nym

Helferlein 35 Duisburg W, 34

So, da bin ich wieder.

Danke, dass du ein bisschen erzählt hast.
Das hört sich ja alles sehr interessant und positiv an.

Also besessen auf eine Therapie bin ich (noch) nicht.
Ich denke, da ich das weder ablehne noch dem ganz
zugetan bin, muss sich das bei mir noch entwickeln.
Entweder zur festen Entschlossenheit hin, eine Therapie
machen zu wollen oder davon weg.

In Behandlung muss ich auf jeden Fall bleiben, weil
ich ohne Tabletten mit den körperlichen Symptomen
der Angststörung nicht zurechtkomme.

LG
Charlymaus

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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