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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Mon, 31.Oct.05, 13:00 Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Ich weiß nicht, ob jemand mir hier helfen kann. Ich hoffe aber darauf, dass jemand der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, sich mit mir austauschen kann und möchte.
Letzten Mittwoch ist meine Oma 94jährig verstorben. Am Freitag bei der Beerdigung wurde der Leichnam von 11:00 Uhr bis um 15:00 Uhr offen im Sarg aufgebahrt und wir als Familie standen die ganze Zeit daneben.
Mir geht es seither ziemlich schlecht. Ich habe meine Oma auch auf die Stirn geküsst und habe seither diesen Geruch in der Nase. Auch dauerndes Naseputzen/waschen seither bringen mir den Geruch nicht aus der Nase. Es sind die Nerven.
Ich habe auch ständig das Bild meiner Oma vor Augen und komme damit einfach nicht zurecht. Bin wie taub, nur gelegentlich unterbrochen von Heulattacken.
Ich weiß einfach nicht weiter. Auch das Darüber reden etc. hilft mir nicht.
Was meint ihr?
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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Sinja
Forums-InsiderIn
438
NRW W, 29
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Mon, 31.Oct.05, 13:14 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Hallo liebe Sira,
bei mir war es eher umgekehrt. Ich war bei meiner Oma im Krankenhaus..und sie starb in meinem Beisein. Danach wurde sie von den Krankenschwestern noch fertiggemacht ( Schläuche etc. entfernt)...ich musste kurz raus...und ca. eine halbe Stunde später konnte ich sie nochmal sehen. Ich habe sie auf die Wange geküsst und mit ihr gesprochen.
Schon einen halben Tag später konnte ich mich nicht mehr erinnern, wie sie aussah als sie da lag. Das geht bis heute so. Es hat mich die ersten Tage und Wochen sehr belastet....wie konnte ich es so schnell vergessen????
Meine Therapeutin meint, es wäre Selbstschutz gewesen, dass ich die schlimmen Bilder so schnell vergessen bzw. verdrängt habe.
Aufgebahrt konnte ich sie dann leider nicht mehr sehen, da die Beerdigung 1 Woche später war und ich auch erst dann hinfahren konnte (400 km)...und der Bestatter meinte, nach einer Woche sieht die Leichte nicht mehr "schön" aus. Ich hätte sie gerne nochmal gesehen...um besser zu begreifen, dass sie wirklich gegangen ist...
Bei mir war es also genau umgekehrt...da sieht man mal wie verschieden wir Menschen sind.
Das Darüber-Reden hilft Dir nicht? Was meinst Du denn, was Dir helfen würde?
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft! Entschuldige wenn ich Dir nicht wirklich weiterhelfen konnte...aber ich denke an Dich und wenn Du doch mal reden möchtest, kannst mir ne PN schreiben ok?
Liebe Grüße
Sinja
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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Mon, 31.Oct.05, 13:36 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Ich danke Dir, für Deine Worte. Ja, es ist interessant, wie unterschiedlich Menschen reagieren.
Ich weiß nicht, was mir helfen könnte. Hab natürlich auch geredet mit meinen Angehörigen, Freunden und mit meinem Partner. Nur kommt man halt irgendwie nie auf einen Punkt. Ist wohl auch ein Prozess der dauert.
Seit Freitag habe ich den Geruch in der Nase. Ich trinke, rauche, esse etc. und er geht nicht weg. Ich kann auch nicht mehr weinen - nur ab und an schüttelt es mich.
Meine Gefühle sind so durcheinander. Ich weiß, dass das nur ihre Hülle war und ihre Seele ins Licht zurückgekehrt ist, trotzdem empfinde ich keinen Trost. Sehe ständig die Bilder vor mir, schlafe sehr schlecht und alptraumartig. Fürchte mich zum Teil auch. So hätte ich das nie erwartet.
Ich wollte ja auch dass sie, 94järhig und krank, gehen kann. Hab dafür auch gebetet. Nur stehe ich jetzt total unter Schock und kann teilweise gar nicht reden - im RL meine ich.
Die Menschen um mich rum fühlen auch mit, sind aber auch hilflos.
Ich habe Angst, dass der Geruch nicht weggeht und stehe überhaupt sowas von neben mir.
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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Sinja
Forums-InsiderIn
438
NRW W, 29
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Mon, 31.Oct.05, 17:19 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Hallo liebe Sira,
das muss wirklich sehr schlimm für Dich sein.
Die anderen, die Deine Oma nochmal gesehen haben, haben da keine Probleme mit ?
Was ist das für ein Geruch? Ekelt er Dich an, fandest Du den Leichnam so furchtbar...oder ist es einfach die Angst vor dem Tod, dem Entgültigen?
Was meinst Du, was dahinter steckt?
Ich weiß nicht, ob Du in Psychotherapie bist ( bist ja schon länger hier im Forum)...wenn nicht, wäre das vielleicht sinnvoll. Wenn es nach ein paar Wochen überhaupt nicht besser wird, steckt wahrscheinlich irgendetwas anderes dahinter und da wäre es gut, wenn Du Dir Hilfe holst!
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit...und melde Dich wieder, wenn Dir danach ist ok?
Liebe Grüße
Sinja
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Wolflein
Forums-InsiderIn
330
Österreich W, 46
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Tue, 01.Nov.05, 1:47 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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hallo zusammen
hallo Sira
der geruch...... es ist ein süßlicher geruch der sich so einprägt, das man selbst diesen "geruch" auf dem friedhof wahr nimmt.
ich habe mehrere tote gesehen....... doch der tot war nicht "so schlimm" wie das Sterben.
man hofft, freut sich über jeden fortschritt...... ich habe es mehrmals erlebt das es sowas wie, "das letzte mal "stärke" zu zeigen, ... die familie soll sehn das kämpfe.... und so wie sie nochmal "aufblühen" um so schneller ( das war bei meinen verwanden die an krebs starben) sind sie dann zusammen gefallen, und es dauert keine woche.... dann war es vorbei
ich habe sehr großen respekt vor dem tod, aber ich fürchte ihn nicht.... wir alle gehen diesen weg
ich habe meinem Vater , der zu hause starb, auch nach 12 stunden.... es dauert so lange bis ein zweiter arzt kam... einen letztes busserl auf die stirn. weinen konnte/kann ich (noch) nicht..... vielleicht weil ich nicht verstanden hab was passiert ist.
auch bei meinen schwiegervater..... er hatte nur noch zu leiden, aber er hattte unglaublichen lebenswillen.....auch wen sein körper mit krebsgeschwulsten voll war.
ich finde es ist ein großer teil abschied zu nehmen......
die bilder gehen mir nicht aus den kopf, den es waren menschen die ich sehr liebte., die auf sehr viel verzichteten nur damit sie den anderen, also familie, den vortritt zu lassen.
ich weiß nicht ob es trost ist, .... auch wen menschen beerdigt, im herzen bleiben sie die, die wir in erinnerung haben.
Sira
ich kann nur von mir sprechen und ich glaube das man diesen "geruch" nie mehr vergißt.
ich habe zwar eine große familie aber niemanden über den ich über dieses thema sprechen kann.
das hat bei mir eine sehr viel wut ausgelöst......
ich bin auch nicht unbedingt gläubig,aber ich würde es wahrscheindlich nicht "mit mir ausmachen können" wen ich nicht an einen "besseren" platz für die verstorbenen glauben würde
die leibliche hülle .....die is weg, aber ich denke mir das es denen die leiden mußten, deren sterben eine qual war..... jetzt vereint sind. keine schmerzen, keine sorgen, aufpassen auf die , die noch da sind.
auch wen´s kitischig klingt, es ist ein kleines stück das mir hilft..
meine geschichte mag dir keine hilfe sein, aber ich weiß von was ich rede
alles, alles liebe
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danyca
sporadischer Gast
20
--- W, 26
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Tue, 01.Nov.05, 5:50 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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An den süßlichen Geruch kann ich mich auch noch sehr gut erinnern, obwohl es 15 Jahre her ist, als ich meine Urgroßmutter im offenen Sarg gesehen habe. Es ist aber auch einfach so. Der Geruch bleibt in der Leichenhalle und mir ging er auch lange nicht aus dem Kopf.
Für mich war es sehr hilfreich, miene Urgroßmutter gesehen zu haben, da ich so begriffen habe, das sie tot ist und es eher real wurde. Meine Mutter durfte ich nicht sehen und das hat mir lange zu schaffen gemacht. Ich hätte dieses verabschieden gebraucht.
Wieso stört es Dich, das Du sie geküßt hast? Es hat Dich doch auch in dem Moment nicht gestört, also braucht es Dich auch jetzt nicht zu stören. Es war Deine Oma, eine Dir ganz vertraute Person. Du hattest in dem Moment keinen Ekel - also brauchst Du auch nachzträglich keinen haben.
Es mag jetzt hart sein. Das ist die ganz normale Trauerarbeit. Sie wäre vielleicht sanfter, wenn Du sie nicht gesehen hättest, aber vll würdest Du Dir dann mehr Probleme machen anzunehmen, das sie tot ist. Von daher finde ich das alles hilfreich. Und das was Du jetzt durchmachst ist absolut normal - das ist Trauerarbeit - sie ist nicht schön aber notwendig. Laß sie zu und sprich darüber. Auch wenn Dich das jetzt nicht tröstet - die Zeit heilt diese Wunden. Ich dacht e, ich käme nie über den Tod meiner Mutter hinweg, aber das ist natürlich nicht wahr.
Liebe Grüße
Danyca
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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Wed, 02.Nov.05, 8:27 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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@Sinja...
Danke für Deine Worte. Nein, den anderen Familienangehörigen ist kein Geruch in der Nase geblieben. Nur mir. Ich habe auch zum ersten Mal einen Leichnam gesehen (war meine erste Beerdigung überhaupt) und vielleicht war ich einfach nicht vorbereitet. Keine Ahnung.
@Wolflein
Mir gehts da ähnlich wie Dir. Ich kann auch darüber mit niemanden in meiner Sippe sprechen - oder ich meine das bloß! Keine Ahnung.
Vielleicht ist mein Problem auch, dass ich mich vor dem Sterben fürchte und auch vor dem Tod z. B. meiner Mutter. Die eigene Endlichkeit und die Verlustängste die da rauf kamen, hauen mich fast um.
@Danyca
Auf der einen Seite weiß ich, dass es richtig war, meine Oma nochmal zu sehen. Sie sah auch nicht grausig aus oder so, eher wie wenn sie schlafen würde. Allerdings dieses lange daneben stehen kostete unheimlich viel Kraft. Es stört mich nicht direkt, dass ich sie geküsst habe, aber hätte ich gewusst, dass ich den Geruch nicht aus der Nase kriege, hätte ich es glaub ich nicht getan. Ich kann nicht richtig schlafen, nicht richtig essen... ich fühle mich kraftlos.
Danke Euch allen für Eure Worte.
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
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Wed, 02.Nov.05, 9:04 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Liebe Sira,
es tut mir sehr leid für Dich, dass Du Abschied nehmen musstest.
Auch wenn wir sicher sind, dass die Erlösung manchmal besser ist; auch, wenn wir den Tod als Teil des Lebens begreifen und Vorstellungen von einem Weiterleben haben - Abschied von einem geliebten Menschen nehmen zu müssen tut immer sehr, sehr weh.
Ich glaube, wenn Du den Geruch nicht in der Nase hättest, dann wäre es etwas anderes, das Dich erinnern lässt.
Sira, der Geruch erinnert Dich, denke ich, daran, dass Deine Großmutter gegangen ist. Etwas in Dir möchte trauern und sich durch Tränen reinwaschen. Kann das sein?
Erlaubst Du Dir das Trauern? Oder passt es nicht in Deine Welt- und Lebenssicht, um einen gestorbenen Menschen zu weinen? Erlaubst Du Dir, noch eine Weile festzuhalten und nicht gleich loszulassen? Erlaubst Du Dir, Verlust zu empfinden? Fühlen, nicht denken... Wehrst Du Dich dagegen? Der Geruch lässt Dir viell. keine andere Wahl als zu fühlen?
Eventuell war die Wache auch zu anstrengend? Hast Du möglicherweise die Trauer weggedrängt oder abgespalten, um stark und gefasst zu wirken, und um die Stunden überhaupt zu überstehen?
Liebe Grüße,
Toughy
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_________________ Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will. |
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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Wed, 02.Nov.05, 10:04 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Toughy wrote: |
Erlaubst Du Dir das Trauern? Oder passt es nicht in Deine Welt- und Lebenssicht, um einen gestorbenen Menschen zu weinen? Erlaubst Du Dir, noch eine Weile festzuhalten und nicht gleich loszulassen? Erlaubst Du Dir, Verlust zu empfinden? Fühlen, nicht denken... Wehrst Du Dich dagegen? Der Geruch lässt Dir viell. keine andere Wahl als zu fühlen?
Eventuell war die Wache auch zu anstrengend? Hast Du möglicherweise die Trauer weggedrängt oder abgespalten, um stark und gefasst zu wirken, und um die Stunden überhaupt zu überstehen?
Liebe Grüße,
Toughy |
Danke Dir Toughy,
es kann sein, dass ich das Trauern nicht "richtig" zulasse.
Ich habe die letzten Wochen für meine Großmutter gebetet, damit sie - 94järhig und sehr krank - endlich ins Licht gehen kann.
Bisher dachte ich, dass ich eben um meinen Verlust trauere, denn meine Lebenssicht ist inetwa so, dass ich mich für sie freuen sollte. Ihr gehts jetzt gut. Was mich so traurig macht, ist mein eigener Verlust. Vielleicht kann ich die Trauer nicht annehmen und habe deshalb solche Probleme. Und nein, offenbar erlaube ich mir es eben nicht, noch eine Weile festzuhalten - zumindest unterbewusst nicht. Wie komme ich da ran?
Ich denke auch, dass die Wache zu anstrengend war. Vorallem musste und wollte ich auffangen, fühlte mich aber wiederrum nicht aufgefangen und versteinerte dann regelrecht.
Weißt Du, ich denke auch, dass wenn es nicht der Geruch wäre, wäre es was anderes. Aber wie komme ich da raus. Je länger es her ist, desto mehr verstumme ich - spreche im RL nicht darüber - es geht nicht.
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
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Wed, 02.Nov.05, 13:22 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Sira wrote: | es kann sein, dass ich das Trauern nicht "richtig" zulasse.
Ich habe die letzten Wochen für meine Großmutter gebetet, damit sie - 94järhig und sehr krank - endlich ins Licht gehen kann. |
Es darf und kann beides nebeneinander sein: für Erlösung beten, den Tod akzeptieren und dennoch ganz doll traurig sein. Gerade aus der Bindung zu einem nahen Menschen heraus entsteht der Wunsch, derjenige möge sich nicht lange quälen. Und auch wenn dieser Mensch dann geht, besteht die Bindung zu ihm weiter. Er fehlt, hinterlässt eine große Lücke.
Ich kenne Deine Gedanken nicht, und vielleicht projiziere ich. Aber vielleicht erkennst Du Dich ein Stück weit wieder:
Als mein Großvater im Sterben lag, machte ich mir Gedanken darüber, was Trauer eigentlich bedeutet. Damals, vor acht Jahren, kam ich zu dem Schluss, es sei egoistisch, wenn man trauert. Wenn es für meinen Großvater besser wäre, von seinem Leiden erlöst zu werden, so darf ich doch nicht traurig sein, wenn er dann endlich gehen darf. Freuen sollte ich mich für ihn.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich begriff, dass ich aufgrund der Leere, die er hinterließ durchaus traurig sein durfte und dass das nicht egoistisch ist, sondern Ausdruck meiner tiefen Bindung zu ihm.
Sira wrote: | Und nein, offenbar erlaube ich mir es eben nicht, noch eine Weile festzuhalten - zumindest unterbewusst nicht. Wie komme ich da ran? |
Vielleicht war "festhalten" nicht der richtige Ausdruck, aber ich finde keinen besseren. Jedenfalls: Mir hat es geholfen, Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes zu aktivieren. Ich habe damals meinem Großvater einen Brief geschrieben, in dem ich festhielt, wie sehr er und das Gemeinsame mir fehlen würde. Ich schrieb, wofür ich ihm dankbar bin; erinnerte mich an das, was ich von ihm lernte, was er mir gab und worüber wir gemeinsam lachten.
Ich bin sozusagen in die Vergangenheit gegangen und hab ihn dort getroffen. Und ganz oft hab ich mir vorgestellt, er wäre noch um mich; ich habe mit ihm gesprochen. Er war mir sehr gegenwärtig. Das war meine Art und Weise, ihn bei mir zu behalten - bis ich ihn auch innerlich gehen lassen konnte.
Mag sein, Du findest eine andere Umgehensweise. Vielleicht schaust Du Dir lieber Fotos an oder sprichst mit der Familie über "früher". Kann sein, Du hast ein besonderes Andenken, über dem Du meditieren und die Verbindung aufnehmen kannst.
Sira wrote: | Ich denke auch, dass die Wache zu anstrengend war. Vorallem musste und wollte ich auffangen, fühlte mich aber wiederrum nicht aufgefangen und versteinerte dann regelrecht. |
Das kann ich mir gut vorstellen - leider. Lass es heute zu, auch "schwach" zu sein. Wenn wir zeigen, wie sehr wir es brauchen, aufgefangen, gehalten und getröstet zu werden, stehen die Chancen sehr gut, dass uns jemand das gibt. Und manchmal ist es auch so, dass wir erst schwach sein können, wenn wir schon gehalten werden. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die Starre zu lösen?
Sira wrote: | Aber wie komme ich da raus. Je länger es her ist, desto mehr verstumme ich - spreche im RL nicht darüber - es geht nicht. |
Reden hilft leider auch nicht immer. Reden läuft über den Verstand: man muss Gedanken und Gefühle formulieren. Aber vielleicht wollen sie einfach nur mal sein (dürfen)? *Dich lieb drück*
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_________________ Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will. |
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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Wed, 02.Nov.05, 13:36 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Danke Dir Toughy!
Du hast mir ein paar sehr gute Ansätze geliefert. Und ja, ich fand mich in Deiner Beschreibung mit Deinem Großvater sehr, sehr wieder.
Auf der einen Seite denke ich schon, dass ich gehalten werden will um die Trauer mehr zulassen zu können, auf der anderen Seite bin ich eben wie starr und kann den Trost jetzt nicht mehr annehmen - meine ich zumindest.
Was mein Problem ist, ist dass ich den Geruch nicht aus der Nase kriege und mich das wahnsinnig macht. Alles riecht und schmeckt seit Freitag danach und die Bilder die ständig kommen, gerade jetzt vorm PC bei der Arbeit.
Aber weinen, weinen kann ich irgendwie seit 2 Tagen nicht mehr. Ich versuchte schon, an die schönen Dinge zu denken, die ich erleben durfte mit meiner Oma, aber dann stört mich der Geruch und die Bilder ihres Leichnams und ich versuche bewusst mich da rauszudenken.
Ach Toughy, danke Dir. Ich wusste zwar, dass es weh tun würde und auch schwer, aber wie traumatisch diese Beerdigung für mich ist, erschrickt mich und macht mich dermaßen hilflos.
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
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Wed, 02.Nov.05, 13:58 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Es ist nur ein Verdacht, aber ich denke, dass der Geruch Dich loslassen kann (oder Du ihn), wenn Du die Trauer zulässt...
Trau' Dich!
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Sira
[nicht mehr wegzudenken]
1370
Bayern W, 30
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Wed, 02.Nov.05, 14:26 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Du hast recht, ich muss es zulassen. Aber bewusst geht da eben gar nichts. Vielleicht löst sich der Knoten mit der Zeit.
Oder hättest Du einen Tipp da bewusst ranzugehen?
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_________________ Wir sind, was wir denken! |
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RoteSchorle
Helferlein
55
Köln M, 31
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Wed, 02.Nov.05, 14:46 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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hallo Sira,
Nimm dir genügend Zeit für dich und deine Trauer…
Man neigt dazu wieder „schnell gesund“ werden zu wollen… da man das traurige Tal der Trauer nicht durchschreiten möchte. Das führt dazu, dass man seine Trauer und den Verlust zu verdrängen versucht. Und so tritt sie immer wieder schmerzhaft zu Tage.
Es gibt verschiedene Trauerphasen, die jeder individuell durchläuft und die Trauer kommt auch immer mal wieder durch – nur lässt ihre Intensität nach. Man kann nicht nach wenigen Tagen oder Wochen wieder „heile“ sein… auch wenn das Umfeld sich das manchmal wünschen würde, um nicht selbst an die eigene Trauer erinnert zu werden.
Gestatte dir trauern zu dürfen, so lange du dafür benötigst. Reden hilft dabei, die Trauer raus zu lassen bzw. auszudrücken. Es gibt in manchen Orten auch Trauer-Cafe’s oder Gesprächsgruppen, die helfen können, den Verlust bzw. den Umgang mit Tod und Trauer für sich zu klären. Denn oftmals spielt auch die eigene Endlichkeit eine Rolle, oder die Frage nach dem „danach“ oder dem Sinn des Lebens. In der Trauer gibt es viele Hinweise und Fragen.
Für mich ist der Tod nicht das Ende sondern mehr ein „Prozess“ oder auch ein „Übergang“. Er steht für Abschied und den Anfang einer Erneuerung. In der Natur kann man vielfach diesen „Prozess“ des Sterbens und Erneuerns gut erkennen. Die Natur stirbt im Winter einen „kleinen Tod“ um im Frühjahr mit neuer Kraft zu wachsen. So stirbt für uns Menschen jeder Tag in der Nacht und ein neuer Tag erwacht am Morgen bis auch unsere Zeit zu gehen, gekommen ist. Das Vergangene bleibt unwiederbringlich…es bleibt uns nur der jetzige Augenblick.
Alles ist vergänglich und es entsteht immer wieder etwas Neues. Wenn ich mich mit dem Verstand zu sehr dagegen wehre und es nicht akzeptieren kann/will, entsteht der Schmerz und ich leide. Also lasse ich los, lerne zu akzeptieren und zu verstehen und lasse die Trauer geschehen.
Ich denke sehr hilfreich ist es zu reden, zu lesen und den Gefühlen ihren Raum zu geben.
Alles Liebe
Mike
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Wed, 02.Nov.05, 14:49 Re: Leichnam gesehen - komme damit nicht klar. |
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Quote: | Oder hättest Du einen Tipp da bewusst ranzugehen? |
...vielleicht kannst du weinen, wenn du dir Bilder von ihr ansiehst, Briefe liest, ihre Sachen fühlst.
...vielleicht hilft es dir, wenn du ihr schreibst, wie sie als Kind für dich war und wie es in den letzten wochen für dich war
Immer wieder geistig diese wächserne Hülle zu sehen und diesen Geruch nicht aus der Nase zu bekommen, kenn ich. Bei mir wars Zeit und Trauer, die das vollständig weggehen liessen. Ich kann mir heute den Geruch nicht mehr "in die nase holen". Die Bilder sind keine schmerzenden mehr.
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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