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Marita
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Post Sun, 23.Oct.05, 18:17      Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

habe jetzt einige Beiträge gelesen und bisher meine Fragestellung / mein Problem nicht entdeckt. Darum schreibe ich jetzt einfach mal...

Nach einer großen beruflichen Enttäuschung macht sich in mir immer mehr das Gefühl breit, dass ich total unnütz und nutzlos bin. Mein Mann ermutigt mich zwar und erklärt mir, dass ich eine "tolle Frau" sei und viele Talente und Fähigkeiten habe... aber spätestens sobald ich allein bin, ist das Gefühl wieder ganz präsent: Ich bin ein schlechter, unnützer, dummer Mensch, der zu nichts taugt. Oft habe ich dieses Gefühl auch, wenn ich mit anderen zusammen bin. Wenn ich den anderen zuhöre, was sie tun und machen oder alles Wichtige zu tun haben, dann bin ich voller Bewunderung für die anderen - und weiß erst recht, dass ich ganz unnütz bin.

Ich versuche mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich eben völlig unwichtig bin und dass das, was ich tue, auch ganz unwichtig ist - und trotzdem weiter zu leben. Aber ich weiß halt auch, dass ich kein Geld verdiene, meinem Mann auf der Tasche liege (auch wenn er das nie so sagen würde) und nur Kosten und Belastungen verursache. Zu nichts zu gebrauchen... und kostet auch noch was. Ich versuche schon so sparsam wie möglich zu leben, um das wieder ein bisschen gut zu machen.

Manchmal denke ich mir, wenn ich nicht mehr lebe, dann spart sich meine Familie wenigstens das Auto (samt weiteren Unkosten wie Benzin) und das, was ich halt für Ernährung brauche.

Stundenweise krieg ich diese Gedanken und Gefühle auch mal wieder ganz aus meinem Hirn / meiner Seele - aber die meiste Zeit begleiten sie mich jetzt und ich werde dadurch immer schwermütiger und mutloser und hoffnungsloser. Eine Perspektive (doch noch mal was Nützliches zuwege zu bringen) habe ich sowieso nicht mehr.

Jetzt steht auch noch eine mehrwöchige Geschäftsreise meines Mannes an. Er war in den letzten Wochen derjenige, der mir immer noch ein wenig Halt geben konnte. Aber wie ich die Wochen ohne ihn überstehen soll, weiß ich wirklich nicht. (Will ihn aber auch nicht mit meinen Problemen zusätzlich belasten... er hat beruflich wirklich hohe Anforderungen.)

Habt ihr Rat?

Viele Grüße

Marita
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Nessa
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Post Sun, 23.Oct.05, 19:28      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Marita,

was nutzlos oder wichtig ist, ist doch relativ. Wenn du nur einer beruflichen Tätigkeit etwas Nützliches abgewinnen kannst, dann kommst du natürlich zu dem Ergebnis, dass du nutzlos bist, weil du im Moment keinen Beruf ausübst.

Glaubst du wirklich, dein Mann denkt, dass du ihm nur auf der Tasche liegst? Erzähl doch mal ein bisschen von deinem Tagesablauf... Ich nehme an, du machst den ganzen Haushalt, erledigst Papierkram, kaufst ein, organisierst Dinge, für die dein Mann keine Zeit hat usw. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du den ganzen Tag nichts tust und nur das Geld ausgibst, das dein Mann verdient. zwinkernd..

Gibt es außer einer Berufstätigkeit nichts, was dir wichtig ist, auch wenn damit kein Geld zu verdienen ist? Dein Mann scheint deine Fähigkeiten zu schätzen, auch wenn du beruflich nicht das erreicht hast, was du dir vorgestellt hast...

Quote:
Eine Perspektive (doch noch mal was Nützliches zuwege zu bringen) habe ich sowieso nicht mehr.

Was müsste das denn deiner Meinung nach sein, etwas Nützliches? Und warum bist du beruflich so enttäuscht worden? Magst etwas mehr darüber schreiben?

Liebe Grüße
Nessa
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Marita
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Post Mon, 24.Oct.05, 9:24      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

danke für deine Antwort! Smile

Kennst du das Gleichnis (im Neuen Testament) von den Talenten? Dort heißt es sinngemäß, dass jeder Mensch Kapital schlagen muss aus den Talenten, die ihm gegeben wurden… Mich bedrängt es massiv, dass meine Lebenszeit dahin tröpfelt und ich nichts aus meinen Fähigkeiten mache.

Immer wieder stürze ich mich mit vollem Engagement in Aufgaben, um dann einen Misserfolg zu erleben. Da geht es um Dinge, die ich – bei allem Arbeitseinsatz – nicht in der Hand habe und nicht steuern kann. Meine Arbeit ist im Endeffekt unnütz, obwohl meine Konzepte und meine Ausführungen gelobt werden. Plötzlich (nach Monaten intensiver Arbeit) passiert es, dass aus irgendeinem Grund das Projekt nicht mehr beendet werden kann und einfach versandet. Einmal war der Grund der Wechsel des Leiters einer Einrichtung. Der neue Leiter konnte sich mit dem Projekt (für das ich beauftragt worden war) nicht mehr identifizieren – und es wurde (in der Fertigstellungsphase) eingestellt. Solche Situationen sind ernüchternd, selbst wenn man sein monatliches Gehalt überwiesen bekommt. Als Selbständige (wie jetzt) ist so was noch prekärer, besonders, wenn es weit und breit keinen Nachfolge-Auftrag gibt.

Wenn solche Vorkommnisse zur Regel werden, fragt man sich irgendwann: Bilde ich mir immer nur ein, was Nützliches zu erledigen?? Immer wieder von Neuem?? Schiebe immer wieder die alten Verletzungen weg, um mich wieder mit voller Kraft an die Arbeit zu machen, von der ich mir wieder einbilde, jetzt würden tatsächlich meine Fähigkeiten gebraucht?? Und: Lachen nicht insgeheim schon alle über mich (weil ich gar nicht erkenne, dass ich mich dumm wie ein Hamster in seinem Rad drehe)?

Momentan bin ich nur noch ausgelaugt. Glaube an nichts mehr. Neue Chancen?? Wieder monatelang vorbereiten, mich selbst motivieren, an den Erfolg eines neuen Projekts glauben, nur um wieder auf die Nase zu fallen???

Wie war das noch mal mit den Talenten?? Na, am besten nicht dran denken… sich nicht belasten mich eventuellen „Erwartungen“ Gottes und mit der verrinnenden Zeit, in der ich doch was „aus meinem Leben machen“ müsste. „Carpe diem!“ Nein, gilt für mich nicht. Ist egal, was ich mache, ob ich was mache, ob ich existiere oder nicht. Wenn ich den ganzen Tag im Bett liegen bleibe, ist es auch gleichgültig.

Ich habe studiert und an etlichen Fort- und Weiterbildungen teilgenommen. Alles gut abgeschlossen. Keine Probleme in Prüfungen (gleich welcher Art). Greife in meiner Verzweiflung immer wieder neue (zum Teil teure) Fortbildungsangebote auf (nur um oft zu merken, dass ich im Seminar überhaupt nichts erfahre, was ich nicht schon wusste…) Die Ewig-Lernende. Nicht, dass ich was gegen Lernen hätte… aber es hat mich bisher nicht weiter gebracht. Und nicht zu vergessen: Das Lernen kostet... dabei wäre es zurzeit dringend notwendig, dass ich auch meinen Teil zum Budget beitrage (statt Geld auszugeben!!)

Ich kann mich nicht damit trösten, dass ich den „Haushalt führe“. Das ging bei uns immer irgendwie „nebenher“ und hatte keinen besonderen Stellenwert. (Ja, ist sicher kein Vorzeige-Haushalt.)

Außerdem: Hausarbeiten beanspruchen das Denken leider zu wenig - wenn nicht zumindest eine interessante Reportage im Radio kommt, dann halt ich nicht lange durch - wenn ich es überhaupt schaffe, anzufangen. Confused Ich bin leider so verkopft und habe wenig praktische Begabungen. Rolling Eyes

Mein Kopf muss ständig beschäftigt sein, mein Gehirn braucht dauernd was zu arbeiten, um nicht sofort dem Grübeln zu verfallen, die Einsamkeit in jeder Zelle zu spüren und sich der Verzweiflung über die Endlichkeit des Lebens hinzugeben.

Denken und lernen - das war von Kindheit an mein probates Mittel gegen Verzweiflung, Schwermut und Niedergeschlagenheit. Aber damals konnte ich mir noch einbilden, dass ich damit was Nützliches tue... Wink

Liebe Grüße

Marita
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Post Mon, 24.Oct.05, 10:05      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

hallo marita

Plötzliche Depression eines Partners sind immer eine schwere Prüfung für die Familie (insbesondere, wenn Kinder da wären, wovon Du aber nichts schreibst). Das - wenn schon an nichts anderem - sollte dann nicht an mangelnder Liquidität scheitern; man wird sich zu arrangieren lernen.

Aber unwert, unnütz und hoffnungslos findet sich jeder da.

Ich habe vorläufig nicht den Eindruck, daß es bei Dir tiefergehende Wurzeln gibt, die eine Wiedergenesung großartig in die Länge ziehen könnten.

Geh einfach mal zum Psychiater und laß Dir Pillen verschreiben. Die helfen durchaus in Deinem Stadium.

Um über das Grübeln und den Tag hinwegzukommen, könntest Du in Selbsthilfegruppen u. dgl. gehen, informier Dich mal, was da in Deiner Gegend so angeboten wird. Nun fällt es freilich vielen schwer, dort vor wildfremden Menschen intimste Probleme zu diskutieren, doch Du bräuchtest erstmal nur hinzugehen, ohne etwas zu sagen.

Wichtig ist, daß Dein Mann nie den Eindruck bekommt, Du würdest alles nur noch schleifen lassen. Er darf jetzt - für eine längere Zeit - nicht auch noch resignieren, weil er da plötzlich eine Frau hat, die ihm fremd ist, sich womöglich, weil ihm im Bett was fehlt, nach anderen Gelegenheiten umsieht.

Ich denke, daß Du es schaffen kannst, da wieder rauszukommen, eben weil es noch nicht so intensiv entwickelt ist, und ich wünsche es Dir

fg CitaWinckler
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Nessa
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Post Mon, 24.Oct.05, 10:26      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Marita,

danke für deine Ausführungen, jetzt verstehe ich besser, was du meinst.

Du willst um jeden Preis etwas Nützliches tun, sonst bist du (in deinen Augen) nichts wert. Ich glaube nicht, dass das Problem die beruflichen Misserfolge sind - es ist wohl eher deine Einstellung dazu und wie du damit umgehst (auch wenn das jetzt vielleicht banal klingt).

Das Gleichnis von den Talenten kenne ich, aber es gibt Dinge im Leben, die man nicht ändern kann, wie du ja auch selbst schreibst. Ich weiß auch, dass es nicht einfach ist, etwas anzunehmen, das einem total widerstrebt... man möchte etwas ändern, es geht aber nicht, und das gibt einem das Gefühl, hilflos und ein Versager zu sein. Du schreibst, du bist die Ewig-Lernende... ich habe den Eindruck, dein Lernen bezieht sich hauptsächlich auf beruflich-kognitive Fähigkeiten. Eine wichtige Lernaufgabe sehe ich auch darin, "leben" zu lernen, das heißt z. B. mit Enttäuschungen umgehen zu lernen, dass sie einen nicht in das tiefste Loch stürzen und eben auch Dinge akzeptieren zu lernen, die man nicht ändern kann.

Quote:
Hausarbeiten beanspruchen das Denken leider zu wenig...

Da gebe ich dir recht, aber es gibt unzählige Möglichkeiten, den Geist zu fordern, ohne dass es beruflich sein muss. Du wirst natürlich sofort die Frage nach der Nützlichkeit stellen... Mag sein, dass manches erst einmal nicht nützlich erscheinen mag, aber nach genauem Hinsehen erkennt man vielleicht doch einen Nutzen, und zwar den für sich selbst. Ist dir der Gedanke unangenehm, mal etwas zu tun, was nur Spaß macht? Den Nutzen in einer solchen Tätigkeit siehst du auf den ersten Blick nicht, aber wenn ich etwas aus Spaß und Freude tue, hat es letztendlich den "Nutzen", dass ich dadurch ausgeglichener und zufriedener werde.

Quote:
Mein Kopf muss ständig beschäftigt sein, mein Gehirn braucht dauernd was zu arbeiten, um nicht sofort dem Grübeln zu verfallen, die Einsamkeit in jeder Zelle zu spüren und sich der Verzweiflung über die Endlichkeit des Lebens hinzugeben.

Das sieht ein bisschen nach Davonlaufen aus. Du hast Angst davor, dich mit dir selbst, mit deinen Ängsten zu beschäftigen, vermute ich. Kann das sein?

Liebe Grüße
Nessa
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Marita
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Post Mon, 24.Oct.05, 14:51      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Cita, hallo Nessa,

danke für eure Antworten! Sie regen zum Nachdenken an... und unterstützen mich! Smile

@Cita:

Hmm, Psychiater... weiß gar nicht, wo es hier in der Region eine/n Empfehlenswerten (mit Kassenzulassung) gibt. Und ob man da so umgehend einen Termin bekommt. Mit Psychopharmaka habe ich selbst keinerlei Erfahrung. Bin eher skeptisch, denn die Bekannten, die mit Psychoph. behandelt wurden, wirkten unter dem Medikamenteneinfluss nicht mehr wie sie selbst und leider gar nicht mehr lebendig. Aber wie gesagt: Mir fehlt der Einblick.

Um die Treue meines Mannes (zu mir) habe ich keine Angst. Aber ich gönne und wünsche ihm doch eine ausgeglichene, verständnisvolle Frau (und nicht eine, die sich nur noch schwermütig dahinschleppt etc.)! Gestern habe ich schon zu ihm gesagt: "Du hast wirklich Besseres verdient!" Aber das will er nicht hören und hat mir "verboten", noch mal Ähnliches zu sagen. (Hat mir dann noch ganz lieb bestätigt, dass ich diejenige bin, die er will und dass er mich liebt mit allen Facetten...) Wie gesagt: Er gibt mir Halt, so gut er kann. Aber ich habe große Angst davor, wenn er demnächst wochenlang nicht zu Hause ist.

Und: Ja, ich habe drei (jugendliche) Kinder. Die fragen mich zurzeit manchmal, ob ich schon noch "ganz normal" bin... versuchen mich dann auch mal aufzumuntern oder mir rational zu erklären, warum ich gescheitert bin (und dass alles nicht meine Schuld sei...)

@Nessa:

Erst mal: Ich wollte dir gern eine PN schreiben (zu meinem derzeitigen Tagesablauf - hatte dich ja interessiert). Aber leider bekomme ich immer nur die Info, dass eine PN erst nach einem Post im Forum möglich ist. Question

Quote:
Du willst um jeden Preis etwas Nützliches tun, sonst bist du (in deinen Augen) nichts wert.


Stimmt genau! Als Kind war dann das Nützliche das Lernen, denn da dachte ich ja, ich würde mich damit auf eine gute, nützliche Zukunft vorbereiten.

Die Frage, wie ich mein Leben so leben könnte, dass ich am Ende kein schlechtes Gewissen haben müsste, trieb mich also schon seit meiner Kindheit und Jugend um. Angst vor dem Tod und die Verzweiflung vor der Endlichkeit des Daseins hatte ich schon als 7-Jährige. Als Erstklässlerin "beruhigte" ich mich auf dem Weg in die Schule immer, wenn ich die anderen Kinder sah und mir sagte: "Guck, die müssen ja auch alle sterben und quatschen jetzt trotzdem ganz fröhlich miteinander."

Ich fand für mich im Laufe der Zeit die "Lösung", dass ich mich eben gut beschäftigen müsse, um mich vom Tod abzulenken. Meine Mitmenschen schienen das ja auch zu schaffen. Wie gesagt: Als wirksame Ablenkung funktionierte das Lernen.

Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man "offiziell" erst mal "ausgelernt" hat. Dann waren anspruchsvolle berufliche (aber auch ehrenamtliche) Aufgaben wichtig (also solche, die den Kopf beanspruchen und nützlich schienen!!). Außerdem sah (und sehe) ich es doch als meine "Pflicht" an, aus mir, aus meinen Fähigkeiten, aus der mir geschenkten Lebenszeit und aus dem Gelernten etwas Sinnvolles, Nützliches zu machen!!

Die Befürchtung, am Ende meines Lebens sagen zu müssen, dass ich nichts oder zumindest nicht das Richtige geleistet habe oder etwa falsche Entscheidungen getroffen zu haben, ist immens - aber in "guten Zeiten", d. h. wenn ich viel zu erledigen habe und mich "wichtig" und kompetent fühlen kann, kann ich diese Angst ganz gut wegschieben.

Quote:
Du hast Angst davor, dich mit dir selbst, mit deinen Ängsten zu beschäftigen, vermute ich.


Naja, ich habe mich schon viel damit beschäftigt und war in meiner Kindheit / Jugend innerlich oft so "fertig", dass ich nicht mehr weiterwusste. Meine Ängste hinderten mich am Leben und es war daher immer wieder hilfreich, sie zu verdrängen, so gut es eben ging. ("Selbsthilfe", also)

Liebe Grüße

Marita
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Post Mon, 24.Oct.05, 15:20      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

hallo marita

Wenn Du mal soweit beschädigt bist, daß eben Depression Dich verändert, so daß Du den Leuten in Deiner Umgebung selbst auch schon unheimlich erscheinst, ist es wirklich egal, woher diese Verschiebungen kommen, also ob sie eine Folge zeitweiliger Medikation sind. Hier steht ja als zu erwartendes Ergebnis immer doch die Besserung, da ist es egal, was zwischendurch ist.

Wenn Dein Mann so verständnisvoll ist, werden ihn auch drei Wochen nicht davon abbringen, zu Dir zu stehen.

Zunächst werden die Leute in Deiner Umgebung, auch die Kinder, versuchen, zu Dir zu halten, Dich durch Zuspruch wieder aufzurichten. Wenn es soweit ist, daß Du Deine Aufgaben nicht mehr wirst erfüllen können, werden sie Dir einzelne Arbeiten abnehmen. Später werden sie sehen, daß alles nichts hilft, und zunehmend mit Unverständnis reagieren, denn kein Nichtdepressiver kann einen Depressiven verstehen.

Du bist jetzt noch in einer Anfangsphase, doch Du hast es nicht in der Hand, den Verlauf aufzuhalten, wenn Du nichts dagegen tust. Jeder Tag, den Du wartest, verschärft die Krise. Bitte laß nichts unversucht, geh zu einem Psychiater. Adressen in Deiner Nähe herauszufinden, dürfte über das Net kein Problem sein.

Mit Johanniskraut-Tee wirst Du jedenfalls nichts ausrichten können.

mfg CitaWinckler
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Post Mon, 24.Oct.05, 15:25      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

Quote:
Eine wichtige Lernaufgabe sehe ich auch darin, "leben" zu lernen, das heißt z. B. mit Enttäuschungen umgehen zu lernen


Da hast du bestimmt Recht. Aber Vokabeln lernen ist viel, viel einfacher... Rolling Eyes

Es macht mich zum Beispiel fertig, zu sehen, wie andere mit, sagen wir mal, vergleichbaren Fähigkeiten und vielleicht sogar wesentlich weniger Einsatz, viel mehr erreichen, sich beruflich etablieren können, Geld verdienen...

In meiner Verwandtschaft gibt es einen, der immer wieder neue Anläufe macht, um beruflich Fuß zu fassen... und irgendwie wissen (oder ahnen) alle Außenstehenden schon zu Beginn, dass das wieder nichts wird. Jeder wünscht ihm natürlich Glück und drückt die Daumen, fiebert mit... aber es wundert sich niemand, wenn's mal wieder nichts wurde. Und ich glaube, zu so einer traurigen Gestalt (milde belächelt von Bekannten und Verwandten) werde ich allmählich auch.


Quote:
Ist dir der Gedanke unangenehm, mal etwas zu tun, was nur Spaß macht?


Ja, irgendwie schon. Natürlich habe ich im Leben auch immer wieder Dinge nur aus "Spaß an der Freud" gemacht. Aber wenn das überhand nimmt, spreche ich mir selbst die Lebensberechtigung ab. Es ist dann eben wieder das Gefühl da, meine Lebenszeit nicht richtig zu nutzen! Gelegentlich darf schon mal Vergnügen sein, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich ja doch hauptsächlich an den Aktivitäten Vergnügen, die irgendwas mit Bildung zu tun haben, wie zum Beispiel Museumsbesuche (so dass also auch die Freizeit mich irgendwie "voranbringen" kann...). Wink Wie gesagt: Ich bin ein total verkopfter Mensch. Und ich war ziemlich genervt davon, dass mich meine Mutter in meiner Kindheit an den Nachmittagen nach draußen schickte, statt mich in Ruhe lesen zu lassen...

Ich kann die Leute nicht verstehen, die sich einen Mehr-Millionen-Gewinn beim Lotto (oder was weiß ich wo) wünschen, um ihren Job aufzugeben und sich auf eine karibische Insel auf und davon zu machen. Tja, und dann? Wird doch sicher stinklangweilig - schon nach ein paar Tagen.



Quote:
Den Nutzen in einer solchen Tätigkeit siehst du auf den ersten Blick nicht, aber wenn ich etwas aus Spaß und Freude tue, hat es letztendlich den "Nutzen", dass ich dadurch ausgeglichener und zufriedener werde.


Jau, das versucht mir mein Mann zurzeit auch zu vermitteln. (Aber das klappt sonntags besser, wenn wir was gemeinsam unternehmen.)

Ich versuche, mir für jeden oder zumindest jeden zweiten oder dritten Tag was vorzunehmen (damit ich überhaupt aus dem Haus komme und außer meinen Familienangehörigen noch andere Menschen treffe). Teilweise bin ich dann aber doch zu antriebslos und komme nicht in die Gänge, so dass ich die geplanten Termine nicht wahrnehme.

Zu Hause nehme ich mir schon lange vor, mal wieder zu musizieren oder zu handarbeiten oder zu malen. Aber bisher konnte ich mich nicht aufraffen.

So, jetzt krieg ich allmählich Hunger und muss endlich frühstücken.

Liebe Grüße

Marita


Last edited by Marita on Mon, 24.Oct.05, 15:49; edited 1 time in total
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Post Mon, 24.Oct.05, 15:45      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Cita,

danke für deine Überlegungen.



Quote:
eben Depression Dich verändert, so daß Du den Leuten in Deiner Umgebung selbst auch schon unheimlich erscheinst


Das schwankt. Meistens kann ich mich schon so weit zusammenreißen, dass die Kinder und der Bekanntenkreis nichts merken.



Quote:
Wenn Dein Mann so verständnisvoll ist, werden ihn auch drei Wochen nicht davon abbringen, zu Dir zu stehen.


Ja, das glaube ich ja auch. Nur ist er dann nicht in meiner Nähe, um mir Halt zu geben. Durchs Telefon geht das ja viel weniger als wenn er mich mal eng an sich zieht und mich kräftig drückt.

Übrigens: Wieso "drei" Wochen?

Quote:
Wenn es soweit ist, daß Du Deine Aufgaben nicht mehr wirst erfüllen können, werden sie Dir einzelne Arbeiten abnehmen. Später werden sie sehen, daß alles nichts hilft, und zunehmend mit Unverständnis reagieren, denn kein Nichtdepressiver kann einen Depressiven verstehen.


Hmm, hmm, wie gesagt, es schwankt. Manchmal klappt alles "fast" normal (wenn auch mühsam). Aber dann können Kleinigkeiten mich überfordern. Wenn ich es schaffe, Termine wahrzunehmen, mit anderen Leuten zu kommunizieren (wie immer), dann bin ich teilweise ein Weilchen zuversichtlich, dass ich mich wieder aufrappeln kann.

Und wenn ich hier am Computer tippe, fühle ich mich gar nicht so schlecht (anderes erledige ich dann natürlich nicht)...

Aber ich werde mir deine Hinweise und Beschreibungen zu Herzen nehmen.

MfG

Marita
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Post Mon, 24.Oct.05, 16:41      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Marita,

ich glaube, du bist ein Paradebeispiel für unsere Leistungsgesellschaft. Jeder Chef würde sich nach so einer Angestellten die Finger abschlecken. zwinkernd.. Aber Leben ist nicht nur Leistung (wär schlimm!). Auch wer in den Augen unserer Gesellschaft wenig oder nichts leistet, hat eine Daseinsberechtigung, darf zufrieden und glücklich sein und sich am Leben freuen... oder siehst du das anders? Das ist nur eine Sache der Einstellung.

Quote:
Angst vor dem Tod und die Verzweiflung vor der Endlichkeit des Daseins hatte ich schon als 7-Jährige. (...)
Ich fand für mich im Laufe der Zeit die "Lösung", dass ich mich eben gut beschäftigen müsse, um mich vom Tod abzulenken.

Die Angst vor dem Tod scheint nicht unwesentlich an deinem jetzigen Zustand beteiligt zu sein... Wie kommt es, dass du schon als Kind eine so große Angst vor dem Tod hattest? Gab es da einen Auslöser?
Ablenkung ist IMHO kein geeignetes Mittel, die Furcht vor dem Tod zu schmälern. Ich denke, eher das Gegenteil könnte helfen: die Beschäftigung mit dem Tod.

Quote:
Die Befürchtung, am Ende meines Lebens sagen zu müssen, dass ich nichts oder zumindest nicht das Richtige geleistet habe oder etwa falsche Entscheidungen getroffen zu haben, ist immens...

Hmm... hast du eine Ahnung, warum du so denkst? Hat das etwas mit einer (vielleicht streng) religiösen Erziehung zu tun? Wer bestimmt eigentlich, was "das Richtige" ist? Glaubst du, dass es Menschen gibt, die in ihrem ganzen Leben immer nur "richtige" Entscheidungen treffen? Was für den einen "richtig" ist, kann für jemand anderen "falsch" sein... Außerdem: Kein Mensch ist perfekt, und ich denke, unser Schöpfer hat uns nicht umsonst den (relativ) freien Willen gegeben, wenn er nicht von Anfang an impliziert hätte, dass wir auch mal eine weniger sinnvolle oder "falsche" Entscheidungen treffen dürfen?

Quote:
Meine Ängste hinderten mich am Leben und es war daher immer wieder hilfreich, sie zu verdrängen, so gut es eben ging. ("Selbsthilfe", also)

Verdrängen hilft überhaupt nicht... aber du hast es ja in Anführungszeichen gesetzt. Je mehr du verdrängst, desto mehr sind Probleme im späteren Leben vorprogrammiert. Vielleicht wäre es an der Zeit, diese Ängste einmal genau anzuschauen. Nur so können sie bewältigt werden.

Den Vorschlag, zum Psychiater zu gehen, halte ich übrigens nicht für falsch. Dass dir ein Medikament helfen könnte, ist nicht auszuschließen. Nicht alle Psychopharmaka verändern dich so, dass du meinst, dich selbst nicht mehr zu kennen. Es gibt auch leichte Depressionen, die mit weniger starken Medikamenten zu bessern sind - auch auf die Dosierung kommt es an.
Zusätzlich solltest du aber auch eine Therapie nicht von dir weisen. Verdrängtes sowie Ängste könnten auf diese Weise bearbeitet werden.

Liebe Grüße
Nessa

PS: Deine PM habe ich erhalten, ich werde sie, wenn möglich noch heute, beantworten.
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Marita
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Post Tue, 25.Oct.05, 1:59      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

komisch, anderen Menschen spreche ich natürlich nicht die Daseinsberechtigung ab, wenn sie (aus welchen Gründen auch immer) nichts zu leisten vermögen. Wir hatten auch mehrere Fälle in der Verwandtschaft... im Gegensatz zu anderen war ich immer sehr verständnisvoll gegenüber den "Nicht-Leistenden". Bei mir selbst ist das anders...

Die Angst vorm Tod... ich denke, sie hat tatsächlich begonnen mit solchen (blöden) Bilderbüchern wie Struwwelpeter (da ereignen sich ja ein paar Todesfälle, zum Beispiel der Suppenkaspar oder Paulina, die mit Zündhölzern spielt und elend verbrennt) oder Max und Moritz. Ich war total aufgewühlt von diesen Geschichten. Meine Eltern versicherten mir zwar, das seien doch alles nur Geschichten (keine wahren Begebenheiten)! Aber mir war durch diese Geschichten bewusst geworden, dass es den Tod gab. Ebenso wie die Kinder in diesen Geschichten starben, so musste ich eines Tages sterben. Ein ganz tiefes Bewusstsein von der Endlichkeit meines Daseins erfasste mich schlagartig. Meine Eltern begriffen dieses Bewusstsein, das mich quälte, nicht. Sie meinten, mit der Erklärung, bei Max und Moritz handle es sich ja um die Strafe für zwei böse, böse Buben, könnte ich beruhigt werden. Hmm, ich war zwar ein kleines Kind, aber so weit reichte meine Logik doch, dass nicht nur böse Buben ("als Strafe"), sondern auch brave Mädchen und überhaupt jeder Mensch zu Tode kam.

Fortan hatte ich Angst vorm Einschlafen. Da half auch das Gutenacht-Gebet, das bei uns üblich war, kein bisschen: "Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm!" Eigentlich verabscheute ich das Gebet, denn es erinnerte mich ja jeden Abend, wenn ich im Bett lag, ganz bestimmt wieder an den Tod, an das Ende des Lebens. Aber ich war zu brav, um mich zu wehren und das Gebet nicht mitzusprechen. Im Dunkeln stellte ich mir dann das grauenvolle Nichts, die unfassbare Leere vor (so richtig überzeugt war ich vom Inhalt des Gebets "... dass ich in den Himmel komm" offensichtlich nie, denn ein freundlicher, heller Himmel mit Engelchen kam in meinen Vorstellungen leider nie vor).

Manchmal versuchte ich, mit meinen Eltern oder meiner Oma (bei der ich oft einige Ferientage verbrachte) über meine Ängste zu sprechen. Aber die Reaktionen waren (wahrscheinlich aufgrund von Überforderung): "Ach, komm, du als Kind musst dir darüber doch noch keine Gedanken machen!" Tja, als ob man Gedanken einfach unterbinden könnte!

Quote:
Ich denke, eher das Gegenteil könnte helfen: die Beschäftigung mit dem Tod.


Im Erwachsenenalter habe ich eine Hospizausbildung mitgemacht. Dabei ging es natürlich auch um den eigenen Tod. (An dem Kurs nahm ich teil, weil ich die Hospizbewegung sehr, sehr hilfreich finde und ich mir gewünscht hätte, es hätte schon eine Hospizbetreuung gegeben, als mein Vater an Krebs starb. Meine Kindheitsängste hatte ich in dem Kurs überhaupt nicht im Blick.)

Deine Fragen, Nessa, zu falsch/richtig, finde ich sehr bedenkenswert. Ich glaube, bei anderen Menschen lege ich nicht diesen Maßstab an.

Zum möglichen Einfluss der religiösen Sozialisation: Nach längerer Abstinenz fand ich als junge Erwachsene wieder zu Religion und Kirche... und lernte Lieder kennen wie "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt!" Solche Texte prägten sich ein... fordernd, mahnend, warnend! Das Gleichnis von den Talenten nannte ich ja schon... Als mir klar wurde, welchen Druck das auf mich ausübte, ging ich wieder etwas auf Distanz zu Bibelgesprächen und Gottesdiensten.

Danke für deinen Hinweis bzgl. Psychiater... hmm, wird wohl nicht einfach, denn ich komm mir bei Ärzten immer so "deplatziert" vor. Kaum bin ich in einer Praxis, denke ich mir, dass ich sicher nicht so krank bin wie andere und deshalb meine Wehwehchen selbst auskurieren könnte.

Liebe Grüße

Marita
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Post Tue, 25.Oct.05, 17:19      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Marita,

du bist offenbar sehr tolerant - aber nur anderen Menschen gegenüber, dich selbst betreffend nicht. Warum misst du mit zweierlei Maß? Warum bist du so streng mit dir selbst?

Quote:
Die Angst vorm Tod... ich denke, sie hat tatsächlich begonnen mit solchen (blöden) Bilderbüchern wie Struwwelpeter (da ereignen sich ja ein paar Todesfälle, zum Beispiel der Suppenkaspar oder Paulina, die mit Zündhölzern spielt und elend verbrennt) oder Max und Moritz.

Den Struwwelpeter hab ich ganz bewusst von meinen Kindern fern gehalten... an dir sieht man, welchen Schaden diese Geschichten anrichten können. Du hast dich wohl sehr intensiv mit diesen Figuren identifiziert, und deine Eltern konnten das überhaupt nicht verstehen. Es wäre sehr wichtig gewesen, mit dir damals ausführlich darüber zu sprechen, und natürlich auch über deine Angst vor dem Tod. Aber die meisten Eltern wären damit wohl total überfordert... Dass du Angst vor dem Einschlafen bekamst, ist die logische Folge davon.

Quote:
Nach längerer Abstinenz fand ich als junge Erwachsene wieder zu Religion und Kirche... und lernte Lieder kennen wie "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt!" Solche Texte prägten sich ein... fordernd, mahnend, warnend!

Du scheinst alles sehr, sehr ernst zu nehmen und dich auch intensiv mit allem zu beschäftigen, was du liest, hörst etc. Ich glaube, die meisten bekommen gar nicht mit, was sie da singen...

Quote:
Danke für deinen Hinweis bzgl. Psychiater... hmm, wird wohl nicht einfach, denn ich komm mir bei Ärzten immer so "deplatziert" vor. Kaum bin ich in einer Praxis, denke ich mir, dass ich sicher nicht so krank bin wie andere und deshalb meine Wehwehchen selbst auskurieren könnte.

Naja, wenn du aber alles selbst auskurieren könntest bzw. das immer funktioniert hat, dann müsstest du dich gesund und wohl fühlen. Aber es gibt halt Situationen, in denen es sinnvoll ist, einen Arzt zu konsultieren, auch wenn man sich nicht extrem krank fühlt. Ich denke, bei einem Psychiater ist die Hemmschwelle besonders hoch. Dass dich ein Psychiater komisch anschauen würde, wenn du mit deinen Problemen kommst, kann ich mir nicht vorstellen. Dort ist es ganz normal, wenn jemand kommt, der nicht am Krückstock geht. zwinkernd..

Liebe Grüße
Nessa
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Post Wed, 26.Oct.05, 15:38      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,



Quote:
Warum misst du mit zweierlei Maß? Warum bist du so streng mit dir selbst?


Wenn ich das nur wüsste... hmmm

Ich glaube, bei anderen sag ich mir: Naja, muss er / sie selbst wissen, ob er / sie mit seiner Lebensführung zufrieden ist und ob er / sie sein Leben als sinnvoll ansieht.

Aber für meine Zufriedenheit und meinen "Sinn" bin ich halt selbst verantwortlich.


Quote:
Den Struwwelpeter hab ich ganz bewusst von meinen Kindern fern gehalten...


Ich ebenfalls vor meinen Kindern.



Quote:
Du scheinst alles sehr, sehr ernst zu nehmen und dich auch intensiv mit allem zu beschäftigen, was du liest, hörst etc.


Ja, genau... das kann ich nicht vermeiden. Jetzt als Erwachsene kann ich zumindest zum Teil steuern, was ich lese und höre. Aber als Kind war ich natürlich auf die Sensibilität der Eltern und sonstigen Verwandten, Erzieherinnen, LehrerInnen und weiterer Bezugspersonen angewiesen. Leider erkannten die aber alle nicht wie "ernst" ich alles nahm und waren auf so ein nachdenkliches Kind (das sich alles zu Herzen nahm) wohl nicht eingestellt. (Obwohl ich mir beileibe nicht vorstellen kann, dass ich das einzige nachdenkliche Kind weit und breit war. Und ich denke mir heute auch, dass es inzwischen bessere Kinder- und Bilderbücher gibt und andererseits mehr Einfühlsamkeit auf Seiten der Erwachsenen vorhanden ist, aber auch eine größere Offenheit, wahrzunehmen, dass Kinder sich ihre eigenen, teilweise düsteren, Gedanken machen und dass sie - zumindest gelegentlich - eine Möglichkeit brauchen, über diese Gedanken zu sprechen.)

Wahrscheinlich hätte mir schon als Kind eine psychotherapeutische Begleitung ganz gut getan... denke ich mir heute (wenn denn die Bezugspersonen selbst überfordert waren). Doch leider hat mein Leid niemand wirklich gesehen. Schade, aber das lässt sich jetzt natürlich nicht mehr ändern (und ich mach da auch niemandem einen Vorwurf... ist ja oft nicht einfach, zu erkennen, was in einem Menschen vor sich geht).


Quote:
Dass dich ein Psychiater komisch anschauen würde, wenn du mit deinen Problemen kommst, kann ich mir nicht vorstellen. Dort ist es ganz normal, wenn jemand kommt, der nicht am Krückstock geht


Danke für die Ermutigung! Smile
Es ist halt so: Wenn ich's erst mal geschafft habe, "rauszugehen" (also pünktlich aufzustehen, mich selbst und die benötigten Dinge vorzubereiten, dann rechtzeitig aus dem Haus, mit dem Auto in den betreffenden Ort gefahren, Parkplatz gesucht und dann richtig beim Termin angekommen), dann, also in dem Moment, bin ich doch ganz "munter". Dann kommt es mir komisch vor, überzeugend davon zu sprechen, dass ich unter anderen Umständen ganz anders "drauf" bin (oder schon mal ganz schön zu tun hatte, um den Termin überhaupt zu schaffen und wahrzunehmen).

Liebe Grüße

Marita
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Post Thu, 27.Oct.05, 20:21      Re: Unnütz und nutzlos Reply with quoteBack to top

Hallo Marita,

Quote:
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Warum misst du mit zweierlei Maß? Warum bist du so streng mit dir selbst?

Wenn ich das nur wüsste... hmmm
Ich glaube, bei anderen sag ich mir: Naja, muss er / sie selbst wissen, ob er / sie mit seiner Lebensführung zufrieden ist und ob er / sie sein Leben als sinnvoll ansieht.

Ja, aber wovon hängt deine Zufriedenheit ab? Du misst sie an den Zielen und an den Idealen, die du dir selbst gesteckt hast.

Quote:
Aber für meine Zufriedenheit und meinen "Sinn" bin ich halt selbst verantwortlich.

Ja, das stimmt. Und genau deshalb hast du es in der Hand, wovon du deine Zufriedenheit abhängig machst. Wenn du deine extrem hoch gesteckten Idealvorstellungen korrigierst, kannst du leichter Zufriedenheit erreichen.

Quote:
Wahrscheinlich hätte mir schon als Kind eine psychotherapeutische Begleitung ganz gut getan... denke ich mir heute (wenn denn die Bezugspersonen selbst überfordert waren). Doch leider hat mein Leid niemand wirklich gesehen. Schade, aber das lässt sich jetzt natürlich nicht mehr ändern...

Ändern kannst du es nicht mehr, aber du kannst versuchen, deine Erfahrungen der Kindheit aufzuarbeiten, z. B. durch therapeutische Begleitung. Jetzt.

Quote:
Es ist halt so: Wenn ich's erst mal geschafft habe, "rauszugehen" (also pünktlich aufzustehen, mich selbst und die benötigten Dinge vorzubereiten, dann rechtzeitig aus dem Haus, mit dem Auto in den betreffenden Ort gefahren, Parkplatz gesucht und dann richtig beim Termin angekommen), dann, also in dem Moment, bin ich doch ganz "munter". Dann kommt es mir komisch vor, überzeugend davon zu sprechen, dass ich unter anderen Umständen ganz anders "drauf" bin (oder schon mal ganz schön zu tun hatte, um den Termin überhaupt zu schaffen und wahrzunehmen).

Das kann ich alles sehr gut verstehen... Wie wäre es, wenn du jemanden zur Begleitung mitnimmst, der dich im letzten Moment noch motiviert und dich davon abhält zu flüchten? zwinkernd..

Liebe Grüße
Nessa
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