Mein Freund ist spielsüchtig - wie kann ich ihm helfen?

neu an Bord! 1 Duisburg W, 21

Mein Freund und ich sind erst seit 2 1/2 Jahren zusammen.
Von seiner Spielsucht weiß ich erst seit kurzem, obwohl er Sie schon seit mehreren Jahren hat. Sad

Er ist mitte zwanzig und jedes mal am 15. wenn er seinen Lohn bekommt, erreiche ich ihn nicht per Handy und finde ihn dann jedes mal in irgendeiner Spielhalle.
Dann ist es meistens zu spät, denn seinen Lohn hat er dann meistens verspielt.
Wir wohnen nicht zusammen (zusammen ziehen wollten wir erst nächstes Jahr) und er wohnt noch bei seinen Eltern, aber er hat sowohl bei ihnen, als auch bei der Bank Schulden.
Diesen Monat hat er eingesehen, dass er Hilfe braucht und ich habe mich mit seinen Eltern zusammen gesetzt und mit ihnen geredet, damit sie ihm noch eine Chance geben und ihn nicht rausschmeißen.
Sie geben mir eine Frist von vier Monaten.
In dieser Zeit muss ich es schaffen, dass er seine Schulden abbezahlt und mir eine Vollmacht über das Konto gibt, seine ec-Karte und dass eine Sperre eingemeldet wird, so dass er ohne mich nicht an das Konto kann und ich mich somit um alle seine Finanzen kümmere.
In dieser Zeit ist es möglich diese Schulden abzubezahlen, denn so hoch sind diese zum Glück noch nicht.
Aber ich will ihm doch noch mehr helfen.
Was kann ich tun Question

Ihn in eine Spielergruppe schicken Question

Darüber hatten wir auch geredet und er war einverstanden.
Wie genau läuft es da ab Question

Und ist das mit irgendwelchen Kosten verbunden Question

Aber was ist wenn nächstes mal sein Geld kommt und er sich dann wieder anders überlegt Question

Was kann ich tun um ihn zu helfen wieder den richtigen Weg zu finden und wie schaffe ich es das er nicht wieder rückfällig wird Question

Forums-InsiderIn 205 daheim M, 29

Hi Jenny,

Jenny Lo. wrote:

Diesen Monat hat er eingesehen, dass er Hilfe braucht und ich habe mich mit seinen Eltern zusammen gesetzt und mit ihnen geredet, damit sie ihm noch eine Chance geben und ihn nicht rausschmeißen.
Sie geben mir eine Frist von vier Monaten.

Wieso ausgerechnet DIR??? Ihm müssen doch sie die Frist setzen.

Quote:

In dieser Zeit muss ich es schaffen

Papperlapapp. Du *mußt* garnix. Laß Dich von seinen Eltern mal nicht
einlullen, dieselben Fehler wie sie zu begehen... Sprich, seine Spielsucht
in irgendeiner Form zu unterstützen. Schon garnicht finanziell...

Quote:

dass er seine Schulden abbezahlt und mir eine Vollmacht über das Konto gibt, seine ec-Karte und dass eine Sperre eingemeldet wird, so dass er ohne mich nicht an das Konto kann und ich mich somit um alle seine Finanzen kümmere.

Das hängt doch von ihm ab, ob er das wirklich will, und nicht von Dir.

Quote:

Aber ich will ihm doch noch mehr helfen.
Was kann ich tun Question

Gelbe Seiten auf der Seite 'Psychotherapeuten' aufschlagen, und ihm
auf den Schreibtisch legen. Alles weitere muß er wohl selbst in die Wege
leiten. Sollte er sich wirklich auf sein Problem einlassen, kannst Du ihn
ruhig mit Deiner Liebe unterstützen, ihm den Rücken freihalten. Das ist
aber etwas *ganz* anderes, als Deine 'Hilfe' aus falsch verstandener
Liebe immer weiter in ein Faß ohne Boden zu vergießen.

Quote:

Ihn in eine Spielergruppe schicken Question

Darüber hatten wir auch geredet und er war einverstanden.

Soll er machen. Ich halte aber eine Psychotherapie parallel dazu für
noch sinnvoller.

Quote:

Aber was ist wenn nächstes mal sein Geld kommt und er sich dann wieder anders überlegt Question

Tja... das ist letztlich *sein* Problem.

Quote:

wie schaffe ich es das er nicht wieder rückfällig wird Question

Sowas schaffst nicht Du, sondern gegebenenfalls er selbst.

LG, Marsil

Helferlein 104 Hamburg W, 38

OH, Doris! Das, was du da erzählst, kenne ich viel zu gut, um dir nicht zu antworten!
Auch mein Mann ist spielsüchtig, seit über 25 Jahren!
Bevor wir uns vor 8 Jahren kennenlernten, hatte er schon einen Selbstentzug hinter sich. Hörte auf zu spielen, aber "vergass" die Therapie, die zur Änderung der süchtigen Verhaltensweisen wie lügen führen kann, wenn der Süchtige es denn selbst will.
Und genau das ist der Punkt: ER muss es wollen, ER muss es organisieren, ER muss es durchführen. Und nicht nur Therapie, er sollte sich auch einer Gamblers-Anonymous-Gruppe anschließen, das ist das Pendant zu den Anonymen Alkoholikern, die gibts in jeder größeren Stadt.
Dort treffen sich nasse und trockene Süchtige, mein Mann hat von der Gruppe sehr profitiert.
Aber auch, als er vor einem Jahr begann, dort hinzugehen, änderten sich seine Verhaltensweisen noch nicht. Das passierte erst, nachdem er gemerkt hatte, dass sein Verhalten unsere Ehe zerstört. DA hat es bei ihm Klick gemacht, auf einmal, nachdem ich schon dachte, es wird überhaupt nichts mehr. Und es machte auch erst Klick, nachdem ich ihm jede Hilfe entzogen hatte. Vorher hört kein Süchtiger auf mit der Sucht und dem dazu gehörenden Verhalten, denn er hat keinen Grund. Solange du oder seine Eltern oder sonst jemand sich um alles kümmert, warum sollte er selbst aktiv werden?
Ihm die EC-karte abzunehmen und ihm den Geldhahn abzudrehen, ist richtig. Das müssen alle Angehörigen von Spielern irgendwann tun. Aber alles andere muss er machen. Sag das auch seinen Eltern, die die Verantwortung nicht auf dich abschieben können/dürfen! Was fällt ihnen ein??
Distanziere dich von diesen Ansprüchen! Und zieh erstmal lieber nicht mit ihm zusammen, das geht (solange er noch nass ist) nach hinten los. Nutze die Distanz, die du jetzt noch hast, um selbst gesund zu bleiben. Denn das Leben mit einem Süchtigen macht krank, das durfte ich selbst auch erleben.
Pass auf dich auf, das ist die Hauptsache. Und:
informiere dich bei Leuten, die selbst betroffen sind:
http://www.spielsucht.net/forum/
Da sind Spieler und Angehörige, die auf viele Fragen eine Antwort wissen und Rat geben in vielen Dingen, auch ich habe sehr davon profitiert.
Viel Glück!
Heide

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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