Ständiges Selbst-Überprüfen und Unsicherheit

Helferlein 60 W, 23

Hallo,

nun hab ich doch mal den Schritt in dieses Forum gewagt, da ich total mit den Nerven am Ende bin. Sobald ich unter Menschen bin, überprüfe ich mich in einer Tour selbst, wie sitze ich, wie esse ich, wie stehe ich, bla bla bla, wie wirke ich auf meine Mitmenschen wenn ich dieses tue oder jenes nicht tue, mögen diese Menschen mich oder nicht, was tue ich wenn dies passiert und so weiter und so fort....
Das kommt vielleicht auch daher dass ich äußerst sensibel bin und wirklich jede kleine Reaktion merke, sei es eine ablehnende Haltung oder ein komischer Blick - und wenn ich mal nachfrage habe ich auch meistens Recht mit meiner Einschätzung.

Ich bin eigentlich ständig mit mir selbst beschäftigt, die fiktive Sicht anderer auf mich zu überprüfen (wenn ich jetzt so oder so sitze, halten mich dann alle für langweilig...wie sitzen denn Leute die ich interessant finde....). Wenn ich esse hab ich das Gefühl jeder schaut mir dabei zu...wenn ich alleine durch die Straßen gehe hab ich das Gefühl alle starren mich an (ist auch oft so, weil ich sehr groß und schlank bin, da kommen öfter Sprüche von Männern, aber selbst damit kann ich nicht umgehen). Der ganze Tag ist Stress pur für mich, wenn ich unter Menschen bin. Ich leide auch unter Hyperhidrose (starkes Schwitzen unter den Armen), was mit Sicherheit nicht wenig mit meinem hier beschriebenen Problem zu tun hat...

Nur wie kann ich daraus ausbrechen? Was könnte man unternehmen um selbstsicherer zu werden, bzw. sich nicht ständig als Mittelpunkt allen Interesses zu sehen (ich weiß, dass es nicht so ist, aber unsichere Leute haben dieses Gefühl ja ständig)?
Und meint ihr, man kann das ganze selber lösen oder ist das schon eine Art Sozialphobie...?

Im Gegensatz zu früher habe ich allerdings Fortschritte gemacht, ich gehe gern auf Partys mit Freunden (wo es aber nicht wesentlich besser geht mit dem selbst-überprüfen), unterhalte mich gern und bin dort eigentlich recht gesellig. Die Menschen haben sehr unterschiedliche Meinungen von mir. Der eine sagt ich sei sehr ruhig und zurückhaltend und der andere meint ich sei selbstbewusst und ein Partyfreund. Aber ich hab selber kein Bild von mir, vielleicht bin ich das erste und möchte meistens das zweite sein und manche kann man halt täuschen....ich weiß es nicht.

Nur geht mir dieser ewige, penetrante Stress langsam ziemlich an die Nieren...vielleicht habt ihr ja die eine oder andere Idee, was man dagegen tun kann? Ich hoffe es wirklich, sonst werd ich irgendwann total verrückt Rolling Eyes

Liebe Grüße,

Joyci

Forums-InsiderIn 173 Aachen M, 26

In gewissem Rahmen halte ich das für normal. Souveränes Auftreten, sich in den Mittelpunkt spielen usw. muss man lernen wie alles andere auch.
Insbesondere muss man zu Teilen neu lernen, wenn die Umwelt oder man selbst sich ändert. Mit der Zeit läuft das dann (wieder) von alleine.

Menschen mit (großen) Geschwistern oder aus der Großstadt sind da wohl etwas schneller als andere mit dem Lernen.

Vielleicht hast Du gerade Dein Umfeld verändert oder Deinen Stil (bzw. Du bist dabei) und bist einfach in der Übungsphase. Vielleicht hast Du neue Bekannte kennen gelernt und versuchst sie (bewußt oder unbewußt) zu imitieren.

Um den Prozess zu beschleunigen könntest Du Menschen denen Du vertraust und denen Du eine gewisse Kompetenz zugestehst einfach bitten Dir ganz konkreten Feedback zu geben. Manchmal ist es auch sinnvoll schlicht (fremde) zu fragen.

Ich glaube alle Leute, die sich ausgesprochen "stilsicher" und souverän unter Fremden bewegen haben dies meistens über Jahre gelernt/geübt, sie hängen dies nur nicht gerade an die große Glocke.

Eine wichtige Rolle spielt da sicher auch das Elternhaus und ob man die Chance hat einen gewissen (erfolgreichen) Habitus bereits als Kind von den Eltern zu lernen.

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Ich denke auch mal es spielt eine Rolle, inwiefern Du als Kind das GEfühl hattest, Du bist gut so wie Du bist. Oft sind Eltern sich ja nicht sicher, ob ihr Kind mit den "anderen mithalten" kann und übertragen dieses Gefühl dann aufs Kind. Wenn man als Kind immer mit anderen (z.B. dem Nachbarskind, etc.)verglichen wird (-also ob das andere Kind vielleicht schneller, schöner , klüger ist als das eigene Kind), macht man das als Erwachsener oft auch automatisch.

Helferlein 60 W, 23

Hm, kann was mit meiner Kindheit zu tun haben, leider kann ich mich daran nicht mehr so wirklich erinnern. Aber das was ich weiß, könnte in die Richtung gehen...war als Kind schon beim Psychologen weil ich sehr mit den Augen gezwinkert hab wegen dem Leistungsdruck Confused

Aber eigentlich will ich ich mich damit nicht abfinden, à la "Meine Kindheit ist Schuld, da kann man nichts machen, das bleibt jetzt so"

Ich hab zwar kein Problem damit fremde Menschen anzusprechen oder mich in der Öffentlichkeit peinlich zu machen aber trotzdem bleibt jede Minute, jede Sekunde diese ständige Sicht auf mich selbst, da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt Evil or Very Mad

[nicht mehr wegzudenken] 1071 Bayern W, 32

Wer hat denn gesagt, daß etwas was aus Deiner Kindheit stammt "so bleiben muß"? Gerade dann kann daran arbeiten!

Helferlein 60 W, 23

Nur leider kann mir niemand sagen wie Rolling Eyes

Forums-InsiderIn 173 Aachen M, 26

Quote:

Um den Prozess zu beschleunigen könntest Du Menschen denen Du vertraust und denen Du eine gewisse Kompetenz zugestehst einfach bitten Dir ganz konkreten Feedback zu geben. Manchmal ist es auch sinnvoll schlicht (fremde) zu fragen.

(Postives) Feedback löst zumindest bei den meisten Menschen diese Probleme. Irgendwann hast Du Deinen Stil gefunden und alles geht wieder automatisch.

neu an Bord! 1 Wien M, 26

Ich muss leider sagen mir gehts auch so, und extrem arg
ist es in der Ubahn, da krieg ich fast schon Atemnot weil ich mir einbilde
alle sehen mich an, in der Art alles in der Welt dreht sich um mich
in der Welt. Was natürlich meist Blödsinn ist, aber das macht es nicht unbedingt leichter.

Und ich tendiere dazu, positive Eigenschaften die mir meine Freunde
sagen oder zuerkennen nicht so ernst zu nehmen bzw. eher die negativen
Sachen suche, die ich eher glauben kann.

Meine Schwester hat mir mal ein Buch gegeben, da ist das behandelt worden,
das Thema. Und die Autorin, war ne Frau glaub ich, hat gemeint man hat nicht zuwenig Selbstbewusst sein, sondern man hat zuviel Selbstbewusstsein.

Das heißt man ist sich in jeder Minute seines Lebens selbst bewusst, seine Handlungen, seiner Mimik, wie bewege ich mich, wie schaue ich aus.

Ich gehe deswegen auch lieber in Menschenmenge, um mich einzudecken
und nicht als Individium erkannt zu werden.

Ich hab noch keine Lösung gefunden, ich glaub das ist ein harte Arbeit,
aber von wo das herrührt, weiß ich bei mir selbst nicht.

Wirklich geholfen, hab ich dir jetzt nicht wirklich mit dem Beitrag, sorry.

Helferlein 118 Köln M, 28

Hast du mal über eine Therapie nachgegrübelt?

Helferlein 60 W, 23

Therapie? Schon...aber ich mag einfach nicht schon wieder hin...vor 3 Jahren erst hab ich das letzte Problem in den Griff bekommen (und es klappt bis heute, toi toi toi grinsend

). Meine Therapeutin war sehr gut, aber ich mag einfach nicht wieder hingehen a la "Ich hab jetzt was neues"...naja neu war das eigentlich nie, hab ich ja schon seit Ewigkeiten, nur wirds grad schlimmer. Habs damals net angesprochen, weils noch net so ein Problem war...

Dazu kommt noch dass mir grad echt die Zeit dafür fehlt Sad

( wenn, würd ich wieder zu ihr wollen und ich komme leider nur am WE in meine Heimatstadt...

neu an Bord! 1 Luxemburg W, 26

Immortal Soul wrote:

Quote:

Um den Prozess zu beschleunigen könntest Du Menschen denen Du vertraust und denen Du eine gewisse Kompetenz zugestehst einfach bitten Dir ganz konkreten Feedback zu geben. Manchmal ist es auch sinnvoll schlicht (fremde) zu fragen.

(Postives) Feedback löst zumindest bei den meisten Menschen diese Probleme. Irgendwann hast Du Deinen Stil gefunden und alles geht wieder automatisch.

Hi, ich bin neu hier und bin schockiert, dass die meiseten Themen auch auf mich passen!
Ich habe ständig Angst, andere finden mich komisch, blöd, langweilig usw. Das Schlimme ist eben, dass ich dann nach feedback suche... es ist vor allem in einem anderen Forum, das ich sehr mag. Dort habe ich eben diese Angst, ein unwillkommener Aussenseiter zu sein. Und meist, wenn ich jemandem schreibe um rauszufinden, ob meine Angst berechtigt ist, bekomme ich gar keine Antwort! Sad

Was ja ein Zeichen dafür ist, dass ich nerve...
Ich glaube, ich will dieses andere Forum als Fluchtweg aus der Realität benutzen, weil mich dort ja niemand wirklich kennt, aber dadurch, das ich mich unwillkommen fühle, kann ich nicht mehr flüchten!
Kennt ihr vielleicht noch ein paar Tipps, was man dagegen machen kann? Neutral

Forums-InsiderIn 186 Deutschland / Hessen M, 19

psipsini wrote:

Ich glaube, ich will dieses andere Forum als Fluchtweg aus der Realität benutzen, weil mich dort ja niemand wirklich kennt, aber dadurch, das ich mich unwillkommen fühle, kann ich nicht mehr flüchten!

Entschuldigung, dass ich mich hier kurz einmische, ohne zu dem Rest des Topics und deine Posts Stellung zu nehmen: Es ist nicht gut vor der Realität zu fliehen... und ein Forum kann keine Realität ersetzen. Es wäre möglicherweise besser, du würdest versuchen deine Realität zu verbessern, solange du noch nicht ganz geflüchtet bist.

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