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Bella74
sporadischer Gast
11
W, 31
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Thu, 06.Oct.05, 14:44 Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Ich wurde als Kind körperlich und seelisch von meinen Eltern misshandelt. Die aktive Täterin war meine Mutter. Mein Vater war der stille Zuschauer und somit der passive Täter.
Meine Mutter ist nicht in Therapie, leidet aber unter div. Persönlichkeitsstörungen und verdrängt die Vergangenheit. Nun gehe ich demnächst in eine Psychosomatische Klinik. Meine Eltern wissen davon noch nichts. Seit einem Jahr mache ich eine ambulante Therapie. Davon wissen meine Eltern aber haben sich dazu nie geäußert. Meiner Schwester habe ich von der Klinik erzählt, die ist aber auch nicht weiter drauf eingegangen. Ich gehe davon aus, dass die meisten von Euch wissen, dass es mal wieder um das wohlgehütete "Familiengeheimnis" geht. Jeder weiß von den schrecklichen Taten doch keiner redet darüber.
Mein Therapeut schlug mir vor meinen Eltern einen Brief zu schreiben oder das persönliche Gespräch zu suchen. Nun meine Frage, hat das jemand schon gemacht und wie waren die Reaktionen?
LG,
Bella
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baerin
Forums-InsiderIn
313
NRW/Dtl. W, 27
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Thu, 06.Oct.05, 14:54 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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...ich habs getan... mit dem kleinen unterschied daß mich meine eltern nicht misshandelt haben, aber den m#ssbrauch durch meinen gr#ßv#ter vertuschen und mich lieber zum therapeuten schicken als ihn aus meiner nähe zu verbannen.
ich bin da nun weg und habe eine zeitlang nur briefe geschrieben. war okay und meine mutter hat auch intensiv geschrieben - aber das ganze braucht leider zeit bevor irgendwas geklärt werden kann.
in deinem fall ist das natürlich heftiger...
aber ich würde mir an deiner stelle keine gedanken darüber machen was sie darüber denken könnten. schreib ihnen. es ist zeit, daß DU dich wichtig nimmst und ihnen sagst, daß sie sch### waren!!!! wirklich, nimm keine rücksicht auf andere erfahrungen... wozu denn? erstens ist das von fall zu fall unterschiedlich und zweitens ist es dein recht, dich zu äußern, sie zu beschuldigen und wenn es ein muss, auch den kontakt abzubrechen. auch wenn das der schwerste aller schritte ist, ich habs auch nicht geschafft.
aber kümmere dich um DICH. DU bist wichtig!!!!!!
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Bella74
sporadischer Gast
11
W, 31
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Thu, 06.Oct.05, 15:13 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Nun das Hauptargument meiner Befürchtungen sind die div. Persönlichkeitsstörungen. Ist ein Brief besser?
Kennt einer von Euch das Buch: Vergiftete Kindheit?
Soll ich beiden Elternteilen einen Brief schreiben und zur gleichen Zeit geben?
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Thu, 06.Oct.05, 18:30 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo Bella,
Quote: | Soll ich beiden Elternteilen einen Brief schreiben und zur gleichen Zeit geben? |
Über die Frage habe ich schon mal nachgedacht.
Pro: Du verdeutlichst eine Art Gleichberechtigung, nämlich dass in deinen Augen keiner von ihnen irgendwie besser war (Stichwort "aktive und passive Täterschaft"). Vielleicht trägt das sogar dazu bei, dass sich deine Eltern - wenigstens in dem Punkt - nichts mehr schön- oder wegreden.
Contra: Du bekommst unter Umständen auch zur gleichen Zeit Antwort. Und selbst wenn nicht, wirst du dir darüber Gedanken oder Sorgen machen, was beide über die Briefe denken. Ein Schritt nach dem anderen bedeutet hier nur die jeweils halbe Last. Du könntest vielleicht mit demjenigen anfangen, mit dem du besser reden kannst bzw. von dem du eher die gewünschte Reaktion erwartest.
Ich habe übrigens schon oft gehört, dass es im wahrsten Sinne "bereinigend" gewirkt hat, wenn mal jemand ggü. seinen Eltern endlich Tacheles geredet hat. Es ist halt auch meistens oder immer so, dass Eltern die Kindheit ihrer Kinder und ihre Erziehung(smethoden) ganz anders wahrnehmen als diese selbst. Vielleicht ist ihnen wirklich nicht klar, was sie da angerichtet haben.
Auf jeden Fall, denke ich, solltest du das nur machen, wenn du dir sicher bist, es zu wollen und auch zu können.
Wünsche dir dabei alles Gute,
thorn
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vita
Forums-InsiderIn
339
Hessen W, 50
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Thu, 06.Oct.05, 23:44 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo,
ich habe meine Eltern konfrontiert in einem sehr jungen Alter und bin dann ausgezogen, mit 16.
Ich persönlich glaube, das die Elten den MB, egal auf welche Art, tatsächlich nicht als MB wahrnehmen und die Gefahr besteht, dass sie dich beschuldigen werden, nicht mehr zum "Familienglück" beizutragen.
Bist du auf eine solche Antwort vorbereitet ? Denn wenn du es nicht bist, kann das sehr schmerzhaft werden.
Hast du einen guten Freundeskreis? Einen Partner ? Eine vertraute Freundin? - Menschen, die dir den Rücken stärken ?
Meistens steht die Familie bei einer Konfrontation erst einmal gegen dich, selbst wenn sie wissen, dass du recht hast. Sie möchten nämlich nicht das Gewohnte aufgeben und alles Neue macht Angst.
Ich wünsche dir viel Mut, deinen EIGENEN WEG zu gehen.
lg
vita
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slave
Forums-Gruftie
785
CH W, 24
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Fri, 07.Oct.05, 7:28 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo @ all
Meine Mutter wurde als Kind von beiden Eltern misshandelt. Sie hat übrigens das Buch "Vergiftete Kindheit" auch gelesen, und hat regelmässig geheult wenn sie es las.
Ihr Vater ist früh gestorben, aber ihre Mutter hat sie noch konfrontieren können. Alles was diese dazu sagte war, du spinnst, so schlimm war das nicht, ect ect. Sie hat es also unter den Teppich gekehrt, es geleugnet, sie hat nicht verstanden.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es meiner Mutter seither besser geht. Sie hat es ausgesprochen, und zwar gegenüber der Person, die es auch betrifft. Und ich denke es hat immer einen grossen Heilungsprozess zur Folge, egal wie die Mutter reagiert. Kapieren wird sie es wahrscheinlich eh nie.
Das wollte ich nur kurz beitragen.
Liebe Grüsse
slaVe
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_________________ Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Don't cry.... say f*ck you and smile! |
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DeLuxe
Helferlein
59
Im Palast W, 28
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Sat, 08.Oct.05, 8:10 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo!
Ich stell mir diese Frage auch - soll ich irgendwann mal hingehen und sagen, liebe Leute, ihr habt da so Einiges verbockt bei mir / uns..?
Ich habe so meine berechtigten Zweifel, dass ich Verständnis ernten würde. Meine Eltern waren emotional so damit beschäftig, über 20 Jahre ihre Ehe aufrecht zu erhalten, damit die Nachbarn nichts zu reden haben, damit der Schein gewahrt wird und vor allem, damit niemand merkt, was in dieser Familie eigentlich abgeht.
Als Kind wurde ich, soweit ich mich erinnern kann, körperlich nicht misshandelt, später, mit 14 - 16 jedoch mindestens einmal die Woche von meinem Vater verdroschen, wohl weil meine Eltern nicht mit der Tatsache zurecht kamen, dass ich, im Gegensatz zu meinen Schwestern keine "langsame" Pubertät hatte, sondern von einem Tag auf den anderen körperlich erwachsen ausgesehen hab.
Als Kinder wurden wir emotional einfach hingehalten, denk ich im Nachhinein. Wenn man meine Mutter so reden hört (jetzt, wo ich selbst Kinder habe, ist es natürlich noch auffälliger), war sie perfekt mit kleinen Makeln, sie hätte wohl alles für uns getan, etc. Aber im Gegensatz dazu steht meine Erinnerung, dass niemand von uns mal umarmt wurde, niemand hat gesagt, dass wir geliebt werden, meine Eltern brüllten sich die ganze Zeit an, bei allen lagen die Nerven blank, wir wissen bis heute nicht, ob sich irgendwer einfach mal über unsere Anwesenheit gefreut hat.
Einerseits denk ich immer noch, ach, das war nicht so schlimm, wenigstens wurden wir nicht geschlagen (bis auf mich, später dann), andererseits weiß ich einfach, dass ich Riesendefizite habe bis heute.
Und da meine Mutter dazu neigt, Familiengeheimnisse zu horten und sie dann als lustige Anekdote im Freundeskreis zu erzählen, wenn ich dabei bin, hab ich halt die Befürchtung, mir könnte irgendwann in so einer Situation der Kragen platzen & ich sag ihr das alles dann vor versammelter Mannschaft. Deshalb wär´s viell. besser, ich würd mir eine ruhige Minute suchen & wirklich mal mit ihr reden, aber das ist halt so schwer...
Was meinen Vater betrifft, hab ich eigentlich schon längst aufgegeben. Er ist vor kurzem noch mal Papa geworden (meine Eltern sind seit einigen Jahren geschieden, und er hat eine neue, recht nette Freundin), und da scheint er endlich mal sich zu bemühen. Beschäftig sich viel mit dem Baby, füttert, wickelt, geht spazieren. Ich denk also, gut, wenigstens jetzt tut er mal was, das freut mich richtig. Trotzdem, was mich betrifft - ich bin immer noch in vielem so bestimmt von ihm, habe Angst, ihn zu treffen zufällig, mache Dinge oft nur, damit er mir nicht wieder blöd kommt, es trifft mich immer noch, wenn er mich so abwertet (sich nicht für mich interessiert, keine Ahnung hat, was ich in meinem Job eigentlich mache - z.B. lieber einen Techniker engagiert, als mich zu fragen, ob ich ihm helfe - weil er es mir nicht zutraut. Dabei ist das mein Job, und ich mach den gut!!)
Was meint ihr? Eine Entschuldigung erwarte ich nicht, und würde ich auch nicht bekommen. Wünschen würde ich mir, dass sie einfach sagen: Ach so, für dich war das also so - wir haben uns bemüht und wohl was falsch gemacht, das tut uns leid. Wir hätten dich gern besser verstanden und haben es wohl nicht hingekriegt.
Aber so, wie ich sie einschätze, werden sie beleidigt sein und so in der Art reagieren, was soll das eigentlich, du hattest doch alles, was du brauchtest, und so, wie du dich aufgeführt hast, musst du verstehen, dass wir so und so reagiert haben.
Schwierig, schwierig....
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Epona
Forums-InsiderIn
212
Irgendwo da draußen W, 23
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Mon, 10.Oct.05, 10:20 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hi
Das ist eine komplizierte sache, ob man die Eltern jetzt mit ihren Taten konfrontiert oder nicht. Vor allem können die Reaktionen sehr unterschiedlich ausfallen.
Es liegt einem ja wirklich was am Herzen, wenn man seine Eltern auf das Thema anspricht und die Gefahr enttäuscht zu werden ist groß, da sicherlich viele Eltern die ganze sache einfach runterspielen würden und nichts mehr davon hören wollen.
Andererseits ist auch die Möglichkeit da die Sache in Ruhe zu klären und so vielleicht auch ein Stück Seelenfrieden zurück zu gewinnen.
Für meine Mutter zum Beispiel war es in ihrer Kindheit ähnlich wie bei DeLuxe, sie hat ihre Mutter schon des öfteren darauf angesprochen, erntet aber nur absolutes Unverständnis, das führte soweit, das meine Mutter den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen hat.
Dann kenne ich noch jemanden, der tatsächlich von seinen Eltern misshandelt und geschlagen wurde. Als er sie nach langer Überwindung darauf ansprach, gab es erstmal Streit, die Eltern wollten nichts mehr davon hören, verleugneten sogar jemals etwas derartiges getan zu haben und behandelten ihn wie jemanden, der versucht den Familienfrieden kaputt zu machen. Er gab aber nicht auf und beharrte auf ein Gespräch, letztendlich entschuldigten seine Eltern sich weinend bei ihm.
Wie gesagt eine komplizierte Sache, denn alle Menschen reagieren unterschiedlich.
Ich persönlich denke, so eine Sache darf einfach nicht unter den Teppich gekehrt werden, aber jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er sich letztendlich am wohlsten mit der Situation fühlt. Verspürt man wirklich den Wunsch das Ganze aufzurollen, sollte man das auf jedenfall auch tun.
lg Epona
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karen
Forums-InsiderIn
368
Österreich W, 27
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Mon, 10.Oct.05, 11:03 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo Bella und alle,
ich denke auch schon sehr lange über dieses Thema nach. Ich weiss nicht wie, ich weiss nicht wo, und ich weiss nicht wann ich damit anfangen soll. Ich werde auf jeden Fall so lange warten bis ich mich innerlich stark genug fühle und sicher bin dass ich mich von den alten Tricks meiner Eltern nicht wieder einwickeln lasse.
An einen Brief habe ich auch schon gedacht, aber ich möchte dabei sein und sehen wie sie reagieren irgendwie. Und wenn ich einen Brief schreibe ruft meine Mutter garantiert an und dann hab ich die ganze Sch*** am Telefon.
Obwohl ich nicht weiss wie sich das dann tatsächlich realisieren lässt, hätte ich gerne einen krisenerprobten Familientherapeuten dabei. Ich möchte jemanden dabei haben der für uns alle den Überblick bewahren kann und die Dinge vielleicht in konstruktive Bahnen lenkt.
Hat jemand Erfahrung mit sowas?
Karen
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mitplauderin
Forums-Gruftie
626
wohnort W, 50
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Mon, 10.Oct.05, 14:22 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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hallo!
eine weitere möglichkeit: brief und direkten kontakt verbinden. du kannst den brief ja persönlich überreichen und beim lesen anwesend sein, so kannst du ihre reaktionen erleben.
als ich meine eltern mit dem mißbrauch durch den großvater konfrontierte, erlebte ich ein zweites trauma. damals, vor über 20 jahren, war sex. mißbrauch ein noch viel größeres tabu als heute. nach einem (von vielen) heftigen streit mit meinen eltern, knallte ich ihnen die ursache für mein rebellisches, zorniges, wütendes verhalten "auf den mittagstisch". ich war total unvorbereitet und trotzdem hoffte ich, sie würden mich endlich verstehen. mein vater meinte: "na und, hast du einen physischen schaden davon getragen?" und meine mutter bekam herzbeschwerden und mußte sich ins bett legen. ich kann heute noch genau fühlen, wie viel in mir zerbrach. "nie mehr!!", so habe ich mir als 20jährige geschworen, "NIE mehr, wird es jemals wieder jemanden gelingen, mich so zu verletzen!!" - die folge war, dass ich begann, mich zurückzuziehen, nichts mehr fühlen zu wollen. ich erstarrte, ja so könnte man das sagen.
darum denke ich, ist es wichtig, genau zu schauen, sich vielleicht vorher zu fantasieren: was könnte im allerschlimmsten fall eintreten und wie kann ich mich schützen, sodass mich die reaktionen der eltern nicht so tief verletzen.
die idee von karen, eine neutrale person zur unterstützung mitzunehmen, halte ich für sehr gut. muß ja nicht der thera sein, wenn der/die das nicht tun. vielleicht eine freundin, freund? auf jeden fall eine vertrauensperson.
mlg
mp
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DeLuxe
Helferlein
59
Im Palast W, 28
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Mon, 10.Oct.05, 15:11 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo!
Genau vor dieser Reaktion hätte ich auch Angst. Ich hör schon meinen Vater sagen: "Und? Hat´s dir vielleicht geschadet?"
Und meine Mutter könnte durchaus auch imstande sein, sofort ihre Krankheiten & Beschwerden, Depressionen, Überarbeitung oder sonstwas aus dem Ärmel zu schütteln.
Ich weiß, man könnte dann einfach ganz ruhig und sachlich sagen, Ja, es hat mir geschadet, bitte nimm dies zur Kenntnis.
Aber so wie Karen schreibt, wenn man noch befürchtet von den alten Tricks wieder eingewickelt zu werden... also, ich befürchte das in meinem Fall schon immens.
Ausserdem fehlen mir ja sowieso noch ein paar wichtige Eckdaten. Die sollte ich wohl vielleicht auch erst mal rauskriegen, bevor ich aktiv werde, sonst können sie mir ja wieder weiß Gott was erzählen - von wegen, wenn du nicht mal mehr genau weißt, wann und wo das gewesen sein soll... das wirst du dir wohl zusammenphantasieren, das konntest du ja schon immer gut.
Viell. wäre es wirklich gut, das auch in einer Therapie, wenn man eine macht, zur Sprache zu bringen. Mal eine Meinung zu hören.
Einen Freund / Freundin mitnehmen, wäre natürlich auch schön. Der müsste dann ja gar nichts sagen, nur da sein, aber ich denke, das sollte schon eine sehr gefestigte Person sein - wenn ich mir vorstelle, ich bin diejenige, die als "Support" bei so einer Konfrontation dabei ist, stell ich mir das schon sehr schwierig vor.
@Karen: Der psychosoziale Dienst (sollte es in jeder Bezirkstadt geben) macht auch "Hausbesuche" in Krisensituationen, zumindest der bei uns. Viell. kannst du die mal fragen? Ich glaube, so eine gewisse Terminvereinbarung gilt bei denen auch, aber das geht dann schon recht schnell.
Liebe Grüße,
DeLuxe
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Bella74
sporadischer Gast
11
W, 31
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Tue, 11.Oct.05, 12:48 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo,
habe vor ein paar Tagen mit dem Brief an meinen Vater angefangen. Nach zwei Seiten musste ich aufhören, weil mir total schwindelig wurde. Den Tag danach war ich körperlich total erschöpft und habe mitten am Tag 3 Stunden durchgeschlafen. Das Thema schafft mich schon. Als ich meinen Therapeuten den Brief gezeigt habe, meinte er es wäre kein Wunder wenn mein Körper so reagieren würde.
Ich hatte durch den Brief die Situationen nochmal vor Augen gehabt und durchlebt. Jeder der sich entschließt seine Eltern zu konfrontieren sollte sich über einiges im klaren sein.
1. Man sollte sich sehr gut und lange darauf vorbereiten. Bitte keine kurzschluß Reaktionen
2. Man sollte damit rechnen, dass die Gegenpartei ein verzerrtes Bild von den Handlungen hat.
Meine eltern müssen ja damit leben können ihr kind verletzt zu haben, also vedrängen sie und legen sich die Situationen so zurecht, dass sie damit leben können.
Es ist immer eine subjektive Wahrnehmung der Dinge. Die Konfrontation sollte dazu dienen den eigenen Frust und Druck abzulassen. Darauf zu hoffen, dass die täter das ebenso sehen und sich womöglich ein zu gestehen, Fehler begangen zu haben sollte nicht das Ziel sein.
Denn DAS passiert in den seltesten Fällen. Evtl. werden einigen Taten nur zugestanden. Mir geht es darum nicht mehr dem Verhaltenszwang zu unterliegen. Ich spiele nicht mehr die rolle der Tochter die alles verdrängt wie meine Schwester das tut.
Meine Schwester lebt immer mehr das Leben meiner eltern nach (Gruselig) Sie hat für sich beschlossen die Vergangenheit zu vergessen/verdrängen. Doch Gefühle müssen verabeitet werden.
Ich muss damit rechnen nach der Konfrontation keinen Kontakt mehr zur Familie zu haben. Aber vielleicht ist das das bessere Ende. Dadurch, dass ich an mir arbeite werde ich zur Gefahr für die anderen. Mein Therapeut meinte auch, dass es nicht an meiner Person liegt sondern daran, dass ich durch meine Verarbeitung Dinge ans Licht bringe die für immer im Dunkeln bleiben sollen.
Nun den Brief an meinen Vater werde ich weiterschreiben und dann den an meine Mutter. Es kostet mich sehr viel körperliche Kraft. Das hätte ich nie gedacht.
Gruß
Bella
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Assico
neu an Bord!
1
Tessin W, 59
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Tue, 11.Oct.05, 16:39 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Hallo
bin da neu dabei und weiss nicht, ob meine Antwort ankommt. Auf jeden Fall wurde ich von beiden Eltern psychisch und physisch misshandelt und weil mein Vater bereits verstorben ist habe ich wenigstens meine Mutter konfrontiert. Ich hatte einen sehr guten Psychologen, der mir bei dieser schwierigen Sache geholfen hat. Du musst Dir vom Psychologen helfen lassen und ihm vertrauen, dann geht das alles viel besser. Ich habe den Brief dem Psychologen gezeigt und mit ihm gelernt, wie ich mit der Reaktion meiner Mutter umgehen soll. Sie war leider negativ, alles wurde verneint und negiert zum Glueck hatte ich dies vorher geuebt. Einen Brief aufzusetzen ist auch nicht so leicht - man sollte die Eltern nicht angreifen, man sollte ihnen nichts vorwerfen. Einfach nur schreiben, wie man sich bei den Vorkommnissen gefuehlt hat. Sie haben dann keine Angriffsziele.
Die Konfrontation meiner Mutter war etwas vom Schwierigsten, das ich je machen musste. Ich fuehlte mich aber nachher wie eine Koenigin, ein Sieger und bin sehr froh, dass mir dies gelungen ist.
Also ich wuensche Dir viel Mut und vertraue Deinem Psychologen, dann wird es fuer Dich nicht so schwierig werden, Du hast ja eine Stuetze.
Alles Gute
Assico
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karen
Forums-InsiderIn
368
Österreich W, 27
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Wed, 12.Oct.05, 8:59 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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Also ich würd meinen Therapeuten niemals dafür "verwenden". Abgesehen davon dass er das nie machen würde (Abstinenz in der Analyse), ich würde ihn nie meiner Familie "zur Verfügung stellen". Dafür ist mir dieser geschützte Rahmen der Therapie viel kostbar. Aber das ist sicher auch von Therapierichtung zu Therapierichtung verschieden.
Ich möchte auch nicht unbedingt jemanden der mich unterstützt, da ich sowieso erst konfrontieren möchte, wenn ich mich innerlich stark genug fühle. Ich möchte einfach jemanden der uns die Mechanismen aufzeigt, die in unserem Familiensystem wirken.
Ich weiss, vielleicht ist das naiv, aber ich wünsche mir so sehr, dass es trotz allem irgendwann auch ein konstruktives Miteinander geben wird. Daher sollte der/die natürlich auch jemand sein, den meine Eltern und Geschwister irgendwie akzeptieren können. Nachdem ich weit von zuhause lebe ist es auch schwierig für mich verschiedene Therapeuten "anzuschauen". Ausserdem ist mein Vater eine "Person des öffentlichen Lebens" und ich weiss dass er niemals akzeptieren würde dass der/die TherapeutIn jemand ist der/die ihn kennt und aus der Gegend kommt.
Ich weiss, ich verlange viel. Zu viel vielleicht - vielleicht möchte ich einfach verhindern dass es wirklich mal so weit kommen kann. Ich denke, ich bin einfach noch nicht so weit.
Danke für eure Erfahrungsberichte.
Vielleicht versuche ich doch einfach mal einen Brief zu schreiben. Das wird mir zumindest helfen mal herauszufinden, was ich eigentlich sagen möchte.
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honeymoon28
Helferlein
71
österreich W, 26
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Wed, 12.Oct.05, 16:50 Re: Eltern mit Kindesmisshandlung konfrontieren |
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hallo an alle,
wenn ich mir eure beiträge so durchlese denke ich immer: mann, haben die es gut, die können noch jemanden konfrontieren.
mein vater ist schon seit 8jahren tot. da er ganz plötzlich gestorben ist konnte ich ihn nie zur verantwortung ziehen. ausserdem war mir damals noch gar nicht so bewusst, wie sehr mich die ganze geschichte belastet.
irgendwie bin ich auch froh das er tot ist, denn somit ist mir sicher ne menge erspart geblieben. andererseits hab ich eben niemanden den ich mal alles an den kopf knallen kann.
ist wahrscheinlich so oder so nicht einfach zu handhaben.
[/b]
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