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hayatawin
Helferlein
34
österreichisches hinterland W, 50
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Sat, 01.Oct.05, 16:16 Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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hallo, guten abend.
ich befinde mich in folgender situation:
ich habe vor einem halben jahr eine sehr seltene krebsart diagnostiziert bekommen und die damit verbundenen krisen und entscheidungen, behandlungen und lebensumstellungen seither ziemlich gut verarbeitet.
weil ich damals außerdem meinen arbeitsplatz gewechselt habe, war es aber trotzdem eine stressige zeit, und die eigentlich nötigen begleitenden maßnahmen (ergotherapie und psychoonkologische therapie, die mir dringend empfohlen wurden von den behandelnden ärzten) hab ich erstmal aufgeschoben. ich wollte einfach erst mal gut in die arbeit und ins team einsteigen, was auch gelungen war. (muß dazu sagen, daß das team noch vor meinem endgültigen wechsel informiert war: ich wollte vorher wissen ob das team das tragen könne ... was bejaht worden war, denn die chemie paßte und ich brachte ja auch viel vorerfahrung mit)
jetzt, nach einem 1/2 jahr möchte ich aber wenigstens die psycho-onkologischen therapie machen, weil ich bemerke, daß eben doch noch einige fragen, ängste und streßfaktoren übrig geblieben sind, die ich nicht alleine mit mir durchkauen möchte und kann. ich will einfach alles tun, um kein rezidiv zu bekommen und mich auch seelisch noch besser zu erholen.
unser verein, oder vielleicht auch eher unser team, hat sich nun hinsichtlich abwesenheiten extrem rigide gezeigt. allein die anfrage, ob es möglich wäre, termine während der betriebszeit zu legen, hat großes befremden ausgelöst, wobei ich erst gar nicht verlangt hatte, das als bezahlte arbeitszeit zu schreiben... allein meine idee, das nicht in meiner freizeit zu tun, hat mich ziemlich komisch dastehen lassen, als unkollegial,
nun arbeite ich aber vollzeit, täglich von 8 uhr morgens bis 16 uhr, vor und nach der arbeit noch je 3/4 stunde anfahrt zum arbeitsplatz.
an meinem wohnort, direkt am dienstweg liegend und auch in dem städtchen, wo ich arbeite, gibt es keine passsende therapiemöglicheit, und schon gar nicht termine nach meinem dienstende, oder wochenende... - alles nur vormittag oder früher nachmittag.
das hieße: von dem städtchen XX in die nächstgelegene größere stadt fahren (mindestens 30 minuten, dann eine stunde therapie, danach wieder mindestens eine halbe stunde zurück) - das wöchentlich (zumindest für den anfang empfohlen) oder wenigstens alle vierzehn tage.
hieße: pro einheit 2 stunden zeitausgleich, der aber auch nicht so ohne weiteres eingearbeitet werden kann, weil es das team nicht goutiert, arbeit in zeiten, wo sie "dem team nichts bringen" - sprich: außerhalb der öffnungszeiten) als arbeit zu sehen und jedesmal protestiert, wenn dafür zeit aufgebaut wird.
zur zeit mach ich ja immer noch nichts, weil ich irgendwie scheue, mich selbst teammäßig da in so ein omega zu katapultieren... die arbeit ans ich ist genau, was ich wollte, und auch meine kollegen sind eigentlich nach meinem geschmack (gewesen?)
bis zu meinen "ansinnen", und einem zweiten ansinnen( da ging es um stundenweise pflegefreistellung, gab ähnlichen aufruhr"), war ich nämlich die hochgeschätzte kollegin, über die man sehr froh war und voll des positiven feedbacks... seither hab ich den geruch, das team ausnutzen zu wollen, bzw. "mir mehr herausschinden" zu wollen...
frage: wie sieht das jetzt eigentlich vom arbeitsrechtlichen her aus: darf einem eine notwendige therapie vom arbeitgeber eigentlich (indirekt) verweigert werden (oder anders gefragt: darf der arbeitgeber mir das zu meinen lasten auslegen, wenn ich darauf bestehe, diese behandlung zu terminen zu machen, wo ich auch welche bekomme?)
kennt sonst jemand eine ähnliche situation? wie tut ihr da?
liebe grüße,
hayatawin
(ach ja, das skurile ist ja, ich arbeite in einer psychosozialen einrichtung und da wurmt mich sowas natürlich doppelt...)
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f-angel
sporadischer Gast
14
BW W, 35
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Sat, 22.Oct.05, 8:25 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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Ich würde die Therapie machen. Es geht doch hier um DEINE Gesundheit und die ist doch am allerwichtigsten. Hast Du Deine hier geschilderte Situation mal mit Deinem Chef und Kollegen so besprochen? Ich meine, wenn es doch nicht anders geht, dann müssen sie doch Einsehen haben?
Vom arbeitsrechtlichen her - lass Dich bitte von einem Fachanwalt beraten. Geht es hier um Deutsches Recht (od. Österreich? - da kenne ich mich nicht aus...)?? Es gibt - lt. deutschen Arbeitsrecht - sowas wie eine "krankheitsbedingte Kündigung", ABER, ich denke in diesem Fall, ist sowas NICHT zutreffend, zudem die Therapie ja nur über einen zeitlich begrenzten Raum stattfindet und Dich die Krankheit ansonsten nicht bei der Ausführung Deiner Arbeit behindert. Ansonsten wäre dann noch die "verhaltensbedingte Kündigung" (z. Bsp. wg. Nichteinhaltung der vereinbarten Arbeitszeiten), aber dafür müsstest Du erstmal 2 Abmahnungen kassieren und schon mit der 1. Abmahnung solltest Du zum Anwalt gehen und prüfen, ob dies Bestand hat, bzw. dies schon jetzt abchecken.
Dennoch - sei vorbereitet, dass Du u. U. in Deinem Job dann keinen Spass mehr haben wirst... Also wichtig: Rede mit Deinen Kollegen! Vllt. finden sie Verständnis.
Alles Gute!
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Juli
Forums-InsiderIn
389
unwesentlich W, 35
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Sat, 22.Oct.05, 9:19 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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Hallo!
Ich frage mich, ob es vielleicht an der Formulierung deiner Frage lag. So wie du es hier schilderst, hast du gefragt ob es möglich wäre in der Dienstzeit diese Thera zu machen. Das klingt so, als wäre es dir lieber ja keine Freizeit dafür aufwenden zu müssen, obwohl es von der Therapieeinrichtung her genausogut abends ginge. Und wenn dem so war, dann verstehe ich die Reaktion deines Teams besser. Wenn du dann des weiteren noch Pflegeurlaub beantragst (warum?, für wen?) dann verstehe ich auch, dass so mancher vielleicht denkt, du würdest nun (nachdem du eingearbeitet bist) versuchen zu Lasten deiner Kollegen so viel wie möglich "rauszuschinden".
Ich weiß nicht welche Art von Krebs du hast (hattest) und - weil du sagst selten vorkommend, ob jemand aus deinem Team überhaupt eine Ahnung hat worums da geht. Du scheinst deine Arbeit gut zu machen und schreibst nicht von irgendwelchen Einschränkungen. Vielleicht fragen die sich auch ganz naiv: was will sie nun, sie iss ja fit wie ein Turnschuh und wozu braucht sie jetzt Therapie? (Was vielleicht in einer psychosozialen Einrichtung eher bedenklich ist, aber gut ...).
Daher meine Frage, wie offen sprichst du darüber, wieviel wissen deine Kollegen wirklich? Ich denke wenn du Verständnis möchtest, bekommst du das am ehesten, wenn du sie über deine Krankheit und die notwendigkeit der Therapie genauer informierst. Nur wer versteht, kann Verständnis haben.
Und natürlich stellt sich auch die Frage, wer deine Arbeit dann macht? Deine Kollegen können natürlich auch nix für deine Krankheit und wenn dann andere ev. ständig länger oder für 2 arbeiten müssen nur damit du nicht abends noch 2 Stunden Zeit investieren mußt, dann sehen die das ev. nicht ein. Ehrlich gesagt finde ich es nicht so wild ne halbe Stunde zur Thera fahren zu müssen. Also das ist jetzt kein Aufwand der unmöglich zu leisten wäre, oder?
Ich würde an deiner Stelle die Situation so gut wie möglich erklären und versuchen die Therapie nicht gänzlich in die Arbeitszeit zu legen sondern vielleicht einen Kompromiss suchen. Einmal vormittags, einmal abends oder so.
Und von wegen Arbeitsrecht ... egal ob deutsches oder österreichisches. Gekündigt kannst du grundsätzlich immer werden, kein Arbeitgeber ist in Wahrheit verpflichtet einen Mitarbeiter zu beschäftigen. Der AG darf dich natürlich nicht einfach so "entlassen" aber kündigen kann er dich immer, so wie du auch. Natürlich hast du ein Recht auf Arztbesuche, Krankenstand etc. aber auf dieser Schiene vorzugehen, finde ich wenig zielführend.
LG Juli
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hayatawin
Helferlein
34
österreichisches hinterland W, 50
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Sat, 29.Oct.05, 14:59 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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erstmal danke für die reaktionen.
juli, es ist ja nicht so, daß ich die arbeitgeberschiene fahren will.
es gibt kein passendes termin-angebot - ich arbeite vollzeit jeden tag bis halb fünf (freitags bis halb drei) und bis ich in der nächsten größeren stadt bin, ist es mit einberechnung vom tägl. stau halb sechs. da bieten weder krebshilfe noch freie onkotherapeuten termine (spätester termin, den ich kriegen hätte können war halb fünf - )
zusätzlich ist das in der entgegengesetzten richtung meines heimatortes... rückfahrt wieder ein bis eineinviertel stunden - das wird mir auf dauer gesehen zu anstrengend -
das team kennt die situation, ich habs von anfang an eingebunden, wollte nicht, daß sie mir zusagen, wenns ihnen zu stark wird... hätte nämlich in meinem "alten" job bleiben können, die hätten mich mit handkuß wiederhaben wollen.
daß ein team belastet ist durch ausfälle, weiß eh jeder, und wo immer es geht, mach ich die nachsorgetermine eh in meiner freizeit, ich mag nur nicht den großteil vom erholungsurlaub verbrauchen müssen, damit ich die nötigen therapien überhaupt machen KANN...
aber mir ist beim lesen klar geworden, was mich so verletzt bzw. verärgert hat:
ich hab am tag nach meiner letzten strahlendosis zu arbeiten begonnen, meinen arbeitsantritt extra nicht verschoben (die ersten zwei wochen hat mich mein mann chauffiert, weil ich meine hand noch nicht verwenden konnte), hab dann ein dreivierteljahr mit enormem energieaufwand einen voll-last-job übernommen, in keiner weise irgendwelche sonderwünsche gehabt oder rücksichten eingefordert, alles getan, damit ich gut einsteigen kann, ein karenz-kollege (mir) seine fälle gut übergeben konnte und das team sich möglichst schnell wieder auf normalbetrieb einstellen konnte.
nein, ich erwart auch keinen dank dafür, denn ein großteil davon war eh für mich (überlebens)wichtig! ICH wollte in diesem bereich arbeiten wollte und ICH brauchte wieder eine gewisse normalität des alltags.
aber : die schrägen blicke als reaktion auf simple info-nachfragen (noch gar keine wünsche oder gar forderungen) - dann die indirekten hinweise, daß ich das team zu wenig berücksichtige, weil ich um stundenweise pflegefreistellung anfragte, (sohn nach einer OP brauchte wundversorgung) - dann die äußerung, er hätte halt in diesem zustand im krankenhaus bleiben sollen. das hat wehgetan.
(die vereinsleitung selbst sah das ganz unkompliziert, dort gabs auch kein problem - aber "dem team" war ich plötzlich nimmer "verläßlich" genug. als hätte ich eirgendeine wahl gehabt...
andererseits begann ich damals zum ersten mal zu sehen, daß ausgesprochen helfersyndrommäßige dynamiken und doublebind-regeln im team vorhanden sind: krank zur arbeit gehen ist ein positiver wert. konflikte und kritik werden weggeblödelt, nicht klar angesprochen. zeichen von burnout bei manchen kollegen. pseudo-offenheit: ich erfuhr erst von der teamstimmung, nachdem ich anfragte, was da los ist - da war schon etliche male informell über mich dahin-"phantasiert "worden, statt mich klar anzureden
langsam wird mir klar, daß ich aus lauter wunsch, gut anzukommen (in beiden wortbedeutungen ) sehr in versuchung war, werte zu vernachlässigen, klarheiten zu verlieren und dinge gegen meine überzeugung zu tun, die ich längst ent-lernt hatte und für äußerst ungesund und unprofessionell halte.
mein problem beginnt sich übrigens zu lösen, irgendwie epfinde ich den teamdruck nicht mehr so belastend, auch weil mir klar wurde, daß es kein arbeitsrechtsproblem ist, sondern eines der arbeitskultur und des selbst-wertes.
ich mach gute arbeit und bin nicht gewillt, unter ein bestimtes niveau zu gehen, und seltsamerweise klären sich im moment einige rollen im team ohne mein großes zutun auf gute weise
ein bißchen verdank ich das euren beiden postings,
danke schön, und liebe grüße,
hayatawin.
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Juli
Forums-InsiderIn
389
unwesentlich W, 35
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Sat, 29.Oct.05, 19:13 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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Hallo!
Ich dachte nur, weil du solange erklärt hast, wegen Anfahrtszeiten zu Abendterminen dass es welche gäbe du die aber nicht willst. Und da hatte ich den Verdacht, dass das deine Kollegen ebenso verstanden haben könnten und von daher ein wenig angepisst sind.
Ansonsten freue ich mich, dass dir unsere Antworten ein wenig geholfen haben und wünsch, dir dass du alles so geregelt kriegst, dass du dich um deine Genesung kümmern kannst UND das mit deinen Kollegen auch noch geregelt kriegst, ohne dass es Stress gibt.
Alles Gute + LG
Juli
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Sat, 29.Oct.05, 19:46 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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hallo hayatwin,
es tut mir leid, dass du zu deinem problem mit dem krebs nun auch probleme mit deinen arbeitskollegInnen hattest.
leider ist es oft gerade in sozialen arbeitsstellen so, dass für die eigenen mitarbeiterInnen wenig verständnis gezeigt wird, wenn sie mal eigene probleme haben. es wird aber erwartet, dass sie permanent für andere verständnis haben und da sind. eine crux...
ich sehe in dem von dir geschilderten verhalten keinerlei ausnutzen des teams, im gegenteil, du nimmst total rücksicht auf die arbeitssituation, zu viel rücksicht? ich denke, im krankheitsfall solltest du jedenfalls auf deine rechte schauen, es hat schon seine gründe, warum es ein arbeitsrecht gibt. vermutlich hätte deine letzte arbeitsstelle für dich wesentlich mehr verständnis gehabt als du dachtest. mich berührt deine situation sehr, und ich verstehe dein team in dieser situation eigentlich nicht. hast du ihnen klar gemacht, dass krebs eine lebensbedrohliche krankheit ist und du wieder gesund werden möchtest? das kann man ja durchaus auch auf freundliche art machen.
es freut mich aber, dass du das problem mit deinem team nun offenbar lösen konntest. ich hoffe, dass du nun deine erforderlichen therapien machen kannst und bald wieder gesund wirst. und denke neben der arbeit bitte auch an deine rechte.
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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hayatawin
Helferlein
34
österreichisches hinterland W, 50
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Wed, 02.Nov.05, 18:15 Re:@ naomi |
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liebe naomi, danke für deine zeilen, haben mir gutgetan... war mir selbst eine zeitlang nicht sicher, ob ich nicht zu "fordernd" bin. oder eine "zumutung", denn im grunde arbeiten wir alle am limit, und da werden ausfälle sehr schnell auch ein problem für alle - und es ist schwer, sich abzugrenzen, wenn eh alle schon ein bißchen im defizit sind.
zu viel rücksicht - naja, ich weiß es nicht...
irgendwie spielt es sicher auch mit, daß meine erkrankung für mein umfeld manchmal ein größeres problem ist als im moment für mich.
kollegen, familie, freunde... alle tun sich schwerer, mit der situation umzugehen bzw. daß oft mehr ängste ausgelöstwerden, als bei mir selbst.
manche könnens jetzt schon besser, manche schaffens nicht und istanzieren sich, aber es ist für viele eben auch eine ständige herausforderung, eine neue balance zu finden.
und mein neues team kennt mich eben auch noch nicht so lange / genau wie das frühere, weiß nicht, wie offen es sein kann oder wie es meine belastbarkeit einschätzen kann - ist daher wahrscheinlich oft unsicherer als ich selbst. da laufen wohl auch viele fantasien, die sie sich aber auch nur schwer ansprechen trauen... das muß wohl mehr von mir ausgehen, hier klärung zu schaffen.
denn ich bin ja mit vielem bereits im reinen, kenne meine grenzen und verwundbarkeiten, hab meine bewältigungsstrategien gefunden, dinge betrauert und losgelassen, weiß (außer eben in solchen phasen der unklarheit - rückfall in alte muster ) auch recht genau, welche ängste in mir lauern und wie ich damit umgehe und was ich für mich brauche.
eure mails haben die angenehme eigenschaft, mir die eigentlichen kernfragen wieder bewußter zu machen, wenn ich dann drüber nachdenke. jemandem eine belastung oder "zumutung" zu sein, ist zum beispiel ein altes problem von mir, das halte ich immer noch ganz schwer aus. und mir wird klar, daß es einen anteil an diesem problem gibt, den ICH angehen muß. und genau das tu ich gerade....
ich hab mich übrigens gerade entschlossen, einen antrag auf erwerbsminderung zu stellen.
krebs und verlust einer halben arbeitshand müßte reichen - den tip hab ich übrigens von der dienstnehmerseite bekommen, und damit ist dann zumindest die formale unsicherheit bereinigt - man hat mehr urlaub und freistellung für medizinische maßnahmen sowie einen gewissen kündigungsschutz. und die firma (sprich auch unser team, wir finanzieren die stellen autonom) hat auch was davon - man kriegt einen gewissen betrag für jeden "begünstigten" behinderten innerhalb einer bestimmten quote.
und die persönliche seite (etwas anfragen ohne sich für das mißbehagen der anderen persönlich verantwortlich zu fühlen) lerne ich gerade. irgendwie denke ich, das ist auch ein ganz guter "übungsanlaß", daß auch das team als ganzes sich entwickelt - irgendwie habe ich das gefühl, da ist eine dynamik am rollen, die anfangs bedrohlich gewirkt hat, jetzt aber immer konstruktiver und offener wird.
jedenfalls danke für euer mit - lesen und mit - bedenken.
liebe grüße,
hayatawin
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Sat, 05.Nov.05, 16:28 Re:@ naomi |
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liebe hayatawin,
hayatawin wrote: | oder eine "zumutung", denn im grunde arbeiten wir alle am limit, und da werden ausfälle sehr schnell auch ein problem für alle - und es ist schwer, sich abzugrenzen, wenn eh alle schon ein bißchen im defizit sind. |
genau das "darf" ich auch jetzt in meinem eigenen arbeitsbereich erleben. alle arbeiten am limit, niemand kann mehr, auch die gutmütigsten nicht, die bisher immer irgendwie noch was dazu genommen haben. genau an diesem punkt beginnen die probleme, und es zeigt sich auch, wer eigentlich wirklich egoistisch ist. diese, das von sich wegschiebend, werfen´s grade denen vor, die bisher immer mehr und noch mehr gemacht haben... das ist es jedenfalls, was ich derzeit erlebe... hochinteressant und auch sehr schwierig für jemanden, der bisher nicht so sehr auf konfrontation gehen wollte, um des lieben friedens willen... naja, und da gäb´s noch viele g´schichten aus unserem bereich, gar keine schönen, wenn man denn auch ein wenig über den eigenen tellerrand hinausblickt...
Quote: | zu viel rücksicht - naja, ich weiß es nicht...
irgendwie spielt es sicher auch mit, daß meine erkrankung für mein umfeld manchmal ein größeres problem ist als im moment für mich. |
wie du selbst schon geschrieben hast, wäre es aber das mindeste, dass sie verstehen, dass deine krankheit keine kleinigkeit ist. allerdings wäre es für die leute vielleicht einfacher gewesen, wenn du von beginn an die notwendigen behandlungen gemacht hast. es ist einfacher, gleich zu beginn grenzen zu setzen, als irgendwann später. sie haben zwar verbal gehört, dass du krebs hast, aber real nicht erlebt, welche konsequenzen das dann für dich und natürlich auch für jeden einzelnen im team hat. ich nenne bewusst nicht das wort team, weil ein team immer aus einzelpersonen besteht. aber deinen postings entnehme ich, dass du über dynamiken sehr viel nachdenkst und auch sehr viel erkennst und auch einiges für dich durchsetzt. bravo!!
Quote: | kollegen, familie, freunde... alle tun sich schwerer, mit der situation umzugehen bzw. daß oft mehr ängste ausgelöstwerden, als bei mir selbst. |
nun, ich denke, die können ja genauso wie du über diese dinge reflektieren. ich denke, momentan sollte es für dich nicht das wichtigste sein, darüber nachzudenken, wie die damit zurecht kommen, sondern mehr darüber wie du zurecht kommst. und gerade wenn sie angst vor der krebserkrankung haben, dann sollten sie dich doch um himmels willen dabei unterstützen, dass du deine behandlungen machst, und dir damit keinen egoismus vorwerfen.
Quote: | da laufen wohl auch viele fantasien, die sie sich aber auch nur schwer ansprechen trauen... das muß wohl mehr von mir ausgehen, hier klärung zu schaffen.
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das mag wohl so sein, und du selbst kannst tatsächlich einiges an klärung bringen, indem du klar machst, was du unbedingt machen musst. und das ist keine "zumutung". eine zumutung ist es allerdings, wenn die anderen das nicht verstehen.
Quote: | ich hab mich übrigens gerade entschlossen, einen antrag auf erwerbsminderung zu stellen. |
ich halte das in deiner situation für eine sehr weise entscheidung. ich glaube schon, dass du da in deiner situation etwas gutes für dich tust. und letztlich ist es auch etwas ganz gutes für den dienstgeber.
Quote: | und die persönliche seite (etwas anfragen ohne sich für das mißbehagen der anderen persönlich verantwortlich zu fühlen) lerne ich gerade. irgendwie denke ich, das ist auch ein ganz guter "übungsanlaß", daß auch das team als ganzes sich entwickelt - irgendwie habe ich das gefühl, da ist eine dynamik am rollen, die anfangs bedrohlich gewirkt hat, jetzt aber immer konstruktiver und offener wird. |
denke nicht so sehr an "das team", das team besteht aus einzelpersonen, und eine davon bist du. ich find´s gut, dass du kein unbehagen mehr hast, wenn du etwas für dich wichtiges anfragst.
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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hayatawin
Helferlein
34
österreichisches hinterland W, 50
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Sat, 05.Nov.05, 20:46 Re: Arbeitgeber/Team macht Probleme wegen Therapie |
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liebe naomi
für deine antwort, sie hilft mir sehr und regt mich zum überdenken an.
Quote: | verstehen, dass deine krankheit keine kleinigkeit ist. allerdings wäre es für die leute vielleicht einfacher gewesen, wenn du von beginn an die notwendigen behandlungen gemacht hast. es ist einfacher, gleich zu beginn grenzen zu setzen, als irgendwann später. sie haben zwar verbal gehört, dass du krebs hast, aber real nicht erlebt, welche konsequenzen das dann für dich |
wertvolle worte, danke
beim lesen hab ich bemerkt, daß sich da im kollegenverhalten eine tendenz bei mir gespiegelt hat - ich hab es ja selber auch verharmlost.
mein unbedingtes wieder-ganz -normal-funktionieren-wollen hat auch damit zu tun, daß ich mir eine pause von der auseinandersetzung mit der krankheit verschaffen wollte - und ängste, bilder, einschräkungen ignorieren oder wenigstens für eine weile wieder weg-drängen wollte.
wir konnten glaub ich alle die konsequenzen nicht wirklich abschätzen. das zu erwarten (von den anderen und von mir) war wahrscheinlich eine totale überforderung und verkennung der realität... wir habe ja alle nur phantasien und vorstellungen, aber keine konkreten subjektiven vorerfahrungen gehabt. die sammeln wir ja gerade erst... es ist ein lernprozeß.
Quote: | nun, ich denke, die können ja genauso wie du über diese dinge reflektieren |
diese bemerkung von dir ist mir ein echtes aha-erlebnis... danke!
mir ist nämlich klargeworden, wenn ich das gar nicht erst voraussetze oder einfordere, dann nehm ich meine kollegen eigentlich nicht ernst. da sehe ich einen ganz neuen aspekt...
oder besser gesagt, neu wäre er eigentlich ja nicht, ich hab ihn nur komplett ausgeklammert... als könnte nur ich das, und müßte es daher für sie auch noch mit-tun...
schauschauschau... nun sehe ich die bemerkung des teams, sie fühlten sich irgendwie nicht wirklich eingebunden, in einem ganz anderen bedeutungszusammenhang... ja, damit kann ich gut weiterarbeiten - merci!
liebe grüße,
hayatawin
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_________________ aus gras wird heu. aus obst kompott. aus herrlichkeit wird nahrung.
aus manchem, was das herz erfuhr, wird -bestenfalls- erfahrung.
(kästner) |
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