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KleinerPrinz2
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Post Fri, 30.Sep.05, 20:03      Heute vor sechs Jahren... Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen!
Ich muss jetzt einfach mal was von der Seele schreiben.
Heute vor sechs Jahren habe ich meinen ersten Suizidversuch begangen. Sechs lange, oder waren es kurze? Jahre sind vergangen. So viel Zeit, so viele Tage. Eine große Entwicklung habe ich durchgemacht, bin an einem ganz anderen Punkt als vor sechs Jahren. Oder bin ich letztlich doch am selben? Nämlich, dass ich mein Leben SO nicht mehr leben kann, dass ich so nicht glücklich werden kann? Ist es nicht genau das Gefühl gewesen, was mich vor sechs Jahren an diese Stelle trieb?
Eigentlich schon… Was hat sich verändert? Ich bin älter, reifer, vielleicht auch wissender oder weiser. Doch, ich habe eine Entwicklung durchgemacht. Aber reicht das? Wie soll es weitergehen?

Warum kommen die Erinnerungen jetzt? Warum nicht ein Jahr danach? Warum nicht im Jahr meiner Depression? Warum nicht letztes Jahr, quasi zum 5-jährigen? Warum gerade jetzt?
Wisst ihr, die Erinnerungen sind so detailgetreu. Ich kann mich an fast jeden Schritt, extrem viele Einzelheiten erinnern, zu viele für mich. Es überrennt mich und es tut weh, sehr.
Es tut weh, noch mal die Gefühle von damals spüren zu müssen. Zu fühlen, wie sehr ich meine Mum damit getroffen habe. Wie einsam und allein ich mich gefühlt habe.

Ich weiß und gestehe mir mittlerweile auch ein, dass es nur ein Versuch war, wirklich sterben wollte ich nicht. Das kam erst später. Ich wollte und konnte nur so nicht mehr weiterleben, ich wollte Hilfe. Zwar war ich in ambulanter Thera, aber das half nicht.
So bin ich nach den Tabletten zu meiner Freundin, von dort zum Arzt, von dort in die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Ich erinnere alle Einzelheiten meiner Aufnahme, der Gesichter, Gedanken und Handlungen. Ich weiß noch, was es heute vor sechs Jahren zum Mittag gab und dass ich es nicht gegessen habe…
Ich habe an diesem Tag meine Therapeutin kennen gelernt. Meine Thera, die mich auch nach der Station noch ambulant weiterbetreut hat, noch zwei ganze Jahre. Meine Thera, die mich auch vor gut zwei Jahren noch mal angenommen hat, obwohl sie schon lange nicht mehr für meine Altersgruppe zuständig war, obwohl sie in einer Tagesklinik arbeitete. Das war während meiner Schwerst-Depressions-Phase, in der ich mehrfach sterben wollte. Und ich habe nur überlebt, weil sie da war. Aber Ende letzten Jahres war das vorbei, ich musste Abschied von ihr nehmen, sie hat den Arbeitsplatz dann doch gewechselt und konnte mich nicht weiterbetreuen… Und das ist noch immer hart für mich, ich vermisse sie sehr.

Wäre es nicht vielleicht doch besser gewesen, wenn ich nicht überlebt hätte? Ja, es war nur ein Versuch. Aber es war trotzdem ein Spiel mit dem Leben. Was habe ich bisher erreicht? Und vor allem: Werde ich es jemals schaffen? Ich bin derzeit ein wenig pessimistisch, glaube mal wieder nicht daran…

An Arbeiten war heute Vormittag nicht zu denken, dauernd musste ich auf die Uhr schauen um nachzuvollziehen, was vor sechs Jahren gerade passierte…
Heute Nachmittag war ich bei meinem Patenkind, das Kind, für das ich schon einmal nicht gestorben war, das mich am Leben hält. Es tat gut, jemanden zu knuddeln, im Arm halten zu können. Wie eine Puppe, die man an sich drückt, an der man sich festhält. Mit dem Unterscheid, dass meine Maus warm und weich war, sich bewegt und vor allem: LEBT!!!
Aber jetzt, jetzt bin ich alleine und die Erinnerungen kommen über mich.
Und ich möchte schneiden, mich freischneiden von den Gedanken, sie loswerden. Ich bin noch nicht bereit für euch!!!
Es tut so weh, das alles noch einmal zu spüren…
Ich bin zwei Seiten, kennt ihr das? Auf der einen Seite möchte ich oben geschriebenes. Auf der andern Seite möchte ich nur normal sein, möchte auf keinen Fall ritzen, möchte nicht weinen…

Ich weiß überhaupt nicht, wohin mit mir heute…

Danke fürs Zuhören.

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Post Tue, 04.Oct.05, 21:10      Re: Heute vor sechs Jahren... Reply with quoteBack to top

aber...
...ich will das alles nicht mehr.
Sorry, mich überschwemmen gerade die erinnerungen und das muss jetzt mal raus:
Ich will das alles nicht mehr.
Ich will nicht mehr das Gefühl haben, dass alle anderen besser sind als ich. Dass jeder etwas hinbekommt, nur ich nicht. Jeder bekommt seine Themen bei der Arbeit relativ zügig abgearbeitet. Ich nicht. Ich hänge noch immer an den selben Themen...

Ich habe das Gefühl, nich so wichtig zu sein, wie andere Menschen, nehme mich selbst auch nicht so wichtig. Ich habe das Gefühl, dass meine Berechtigung zu leben nicht so stark ist, wie die anderer. Ich möchte auch so wichtig sein.

Ich will nicht mehr das Gefühl haben, dass meine beste Freundin und ich uns voneinander entfernen. Wir waren mal wie Seelenverwandte, ich konnte ihr alles sagen, sie hat mir alles gesagt. Wir haben beide geritzt, hatten Essstörungen, wir waren einfach einander einfach soooo nah. SIe hat einen Freund. Und keine Zeit mehr für mich. Hatte sie früher auch kaum. aber durch den Kerl geht die zeit jetzt eben drauf. Ich kann, mag, will nicht mehr mit ihr reden, es kommt halt auch nichts zurück... Wir waren immer füreinander da, waren so nie alleine mit unseren Gefühlen. Aber jetzt? Ich fühl mich sehr allein...

Ich will nicht mehr diese blöden Erinnerungen haben. An früher, an das, was ich nicht hatte, was ich mir so sehr gewünscht hätte.
Will nicht eifersüchtig werden, wenn ich ander Familien sehe, andere Kinder mit ihren Vätern...

Ich will keine Gedanken mehr an das Ritzen haben. Ich will das nicht!!!!!!!
Aber die sind da, es ist für mich die Lösung. Und das alleine tut weh. Das ich so etwas abnormales benötige, um wieder klar zu kommen. Das es so weit kommen musste. Das es ihn so wenig interessiert...
Ich will keinen Gedanken mehr an einen möglichen Tod haben.
Ich will keine Erinnerungen an meine alte Thera mehr haben, will meine Thera nicht vermissen.
Aber ich tue es, sehr sogar. Sie hat mir mehr als einmal das Leben gerettet und dafür bin ich ihr mehr als dankbar.
Nie! werde ich so jemanden wieder finden. Habe hier in meiner Stadt jede in Frage kommende Therapeutin angerufen. Weil ich weiter an mir arbeiten wollte. Weil ich irgendwann einmal gesund sein wollte. Aber ich habe keinen adäquaten Ersatz gefunden. Einige wollten nicht mit mir, viele haben keine Termine. Habe jetzt zwar eine, aber das ist mehr schlecht als irgendwie hilfreich...
Weiß nicht, wa ich ändern kann, soll...

Bin grad einfach nur mal wieder tief unten...

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Post Tue, 04.Oct.05, 23:05      Re: Heute vor sechs Jahren... Reply with quoteBack to top

hallo kleiner prinz 2,

was du beschreibst und wie du es beschreibst, lässt überhaupt keinen Ausblick, keine Perspektive. Klingt sehr depressiv. Zwar sagst Du von manchem, dass du es nicht mehr willst, aber du vermittelst mir nicht, was du willst. Wozu es sich lohnen könnte, selbstschädigendes verhalten zu verändern. Ich lese deine beiträge wie ein Auflistung von Gründen, die dagegen sprechen, ein besseres Leben sich zumindest vorzustellen. Verluste sind hart, ich möchte deine Gefühle nicht bewerten. Aber wenn eine Therapeutin eine solche Abhängigkeit von ihrer Person nicht während der Therapie bearbeitet, dann spricht das in meinen Augen nicht für den Erfolg einer Therapie.
Da du, wie du sagst, schon alle Therapeuten der Stadt durchgecheckt hast, erübrigt sich auch die Möglichkeit, dir bei einer anderen Therapeutin oder Ärztin Unterstützung zu suchen. Ich habe aber das Gefühl, dass du sie gut gebrauchen könntest.
Pass' auf dich auf

s.
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