dämpft Gras die Gefühle?

neu an Bord! 3 Rottenburg M, 24

Hallo
ich hab ein Problem, das wohl bei vielen ähnlich ist, aber bei mir ist es doch ein wenig anders.
Meine Freundin kifft täglich, meistens schon mittags, am Wochenende auch schon morgens. Ich kiffe auch gelegentlich. Wir haben auch schon zusammengekifft und es war ganz schön, aber so oft wie sie kifft will ich nicht. Wir sind jetzt ein halbes Jahr zusammen. Als ich sie kennengelernt habe, hat sie nur gelegentlich eine Tüte geraucht. In den Sommerferien war es am schlimmsten, sie ist viel mit Kiffenden Freunden zusammengewesen und misst sich jetzt an ihnen. Eigentlich noch alles ok, sie bekommt ihre Schule und so auf die Reihe. In den Ferien dann, hab ich das gefühl gehabt, dass sie weniger für mich empfindet. Wenn sie dicht war kam sie viel seltener zu mir her, lehnte mich öfter ab wenn ich zu ihr kam. Wenn ich mitgeraucht habe, hab ich es ausgehalten, aber nüchtern wurde es immer schlimmer. Und weil ich wegen ihr nicht zum Dauerkiffer werden wollte war es oft schlimm.

Dann zu schulbeginn hat sie sich vorgenommen nur noch wochenends zu kiffen, ich war total froh, denn die erste woche war wieder voll toll mit ihr. Aber gleich in der zweiten hat sie aufgegeben und wieder angefangen. Sie lässt nicht darüber reden, sobald ich das thema anschneide überreagiert sie. Ich bin aus vorbildfunktion aber auch aus frustration zum drogenfreien mensch geworden und zeige das auch.
Jetzt geht es einigermaßen aber immer wieder wird es schlimm. Wenn sie dann, wenn ich ihre nähe brauche absolut keine gefühle zeige fühle ich mich so schlecht, dass ich durchdreh. Ich glaube dass auch mit mir etwas nicht stimmt. Meine Gefühle werden oft zu stark und im Falschen Moment macht mich das fertig.
Kann mir jemand helfen? Sad

'

sporadischer Gast 24 Wien W, 37

cricket wrote:

Hallo
Meine Freundin kifft täglich, meistens schon mittags, am Wochenende auch schon morgens. aber so oft wie sie kifft will ich nicht. In den Ferien dann, hab ich das gefühl gehabt, dass sie weniger für mich empfindet. Wenn sie dicht war kam sie viel seltener zu mir her, lehnte mich öfter ab wenn ich zu ihr kam. Wenn ich mitgeraucht habe, hab ich es ausgehalten, aber nüchtern wurde es immer schlimmer. Und weil ich wegen ihr nicht zum Dauerkiffer werden wollte war es oft schlimm.

Sie lässt nicht darüber reden, sobald ich das thema anschneide überreagiert sie. Jetzt geht es einigermaßen aber immer wieder wird es schlimm. Wenn sie dann, wenn ich ihre nähe brauche absolut keine gefühle zeige fühle ich mich so schlecht, dass ich durchdreh. '

Ich kann dich verstehen, ich habe vor 4 Wochen mit dem Kiffen aufgehört. Vorher hatte ich ein Tagespensum von 4 Ofen unter der Woche, da ich ja arbeiten musste, aber am Wochenende waren es auch schon mal 8-10 Ofen. Nach dem Aufhören bin ich in eine depressive Phase verfallen, dass hatte ich während des Kiffen nicht, weil ja beim Kiffen alles cool ist und easy, man kann den Alltag einfach mit einem Kippschalter abschalten und freut sich schon nach der Arbeit auf den 1. Ofen, der extrem entspannt und den Alltag vergessen lässt. Ich möchte damit nicht mehr anfangen. Derzeit bin ich in Behandlung bei einem Facharzt für Psychiatrie, der mir ein Antidepressivs Therapie verschrieben hat. Ich nehme, da die Antidepresiva erst nach einigen Wochen zu wirken beginnen, wegen meiner Nervosität zusätzlich noch schwere Beruhigungsmitteln und Schlafmitteln. Nach dem Entzug konnte ich Wochen lange nicht schlafen. Cannabis ist eine Form, wie ähnlich sie bei Narkosen wirkt. Weshalb ich diesen Entzug auch versuche zu verstehen. Ich würde mit der Freundin über ein Absetzen der Drogen sprechen, sie wird vielleicht nicht ganz klar damit kommen, da sie sich hi fühlen möchte, aber bewege sie dazu, die zu erkären, weshalb sie hi sein will. Schullstress, Familienstress, etc. Einen Grund dafür muss es geben. Bei mir war der Konsum von Cannabis eine Therapie den Alltag abzuschalten, Stress in der Arbeit und ich konnte mich auf etwas während des Tages für den Abend schon erfreuen. Solltest du weitere Hife benötigen schreibe mich einfach an, ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, da dieses Probelm ein echtes Problem darstellt und man damit nicht Spaßen sollte!

Wäre schön wieder was von dir zu hören und grüße dich ganz lieb
Ina

neu an Bord! 3 Rottenburg M, 24

Hi Ina,
danke für deine Mail!

Stress hat sie auf jeden fall. Die Schule und der enorme Druck dabei (sie ist 20, in der 11.Klasse und letztes Jahr durchgefallen, hat schon von Hauptschule bis jetzt Gymi gewechselt). Dann hat sie wenige Freunde und wurde von ihrem besten Freund wärend dem schlaf sexuel misbraucht. Das ist vedammt schlimm.
Ich will auch nicht, dass sie depressiv wird. Bevor wir zusammengekommen sind hat sie für Jahre gar nicht gekifft. Da ist sie auch klar gekommen, auch wenn es ihr nicht gut ging dabei. Ich bin Antidepressiva auch abgeneigt. Das sind ja genauso drogen. Da ist kann ja kiffen für manche fast noch besser sein, oder? Ich kenne viele die täglich kiffen, und die schon klar kommen. Eigentlich kiffen 4 von meinen 5 Mitbewohnern täglich. Bei vielen finde ich es auch schlimm, da sie viel geld dafür ausgeben (müssen?) und kaum noch die miete zahlen können. Eine von diesen Mitbewohnern ist sie.
Und von aufhören will sie gar nichts wissen. Sie will nicht mal mir zu liebe ne Stunde später kiffen, als wenn sie lust hat. Mir macht es halt sorgen, dass es gleich nach der Schule die erste Tüte ist, dann im Laufe des Nachmittags und Abends noch 2-5.

Wie geht es dir jetzt? Fühlst du dich mit Antidepressiva besser als mit kiffen. Ist mensch nicht so benebelt wie vom Hasch? Wie kann ich ihr ganz ganz vorsichtig beibringen nur zu reduzieren?

Wie ist es bei dir gekommen? War es ganz allein deine Idee aufzuhören, oder hat jemand mit dir gesprochen, dass dir die Idee sympatisch geworden ist?

Danke nochmal und bis bald

sporadischer Gast 24 Wien W, 37

Hallo!

Da ich ja auch in einer Beziehung stehe, war das Aufhören eher die Idee von meinem Partner, der bereits seit fast 20 Jahren gekifft hat, ich ja erst seit 5 Jahren.
Die Gründe dafür waren vielschichtig!
1. der Wesentlichste war, wir haben im Monat für das Zeug über € 200 ausgegeben.
2. dass wir nur mehr herumhingen und nichts mehr unternahmen. Nur mehr Couch liegen oder am Computer sitzen. Wir waren manchmal so bekifft, dass wir uns nicht einmal ein Abendessen gemacht haben, nur mehr das starke Verlangen nach Schokolade, der sogenannte Heißhunger. Ich habe innerhalb 1/2 Jahres 15kg abgenommen, dass für mich nicht so negativ war, aber mein Ernährungsstil brachte mir Probleme mit dem Magen.
3. Wir haben eine 12jährige Tochter, die auch ins Gym. geht. Die 1. Klasse hat sie gerade noch so geschafft. Jetzt ist das Anders, 1. geht sie in keine Nachmittagsbetreuung mehr, die sie sowieso nur für ihre Freizeit ausgenützt hat, es wurden die Aufgaben nicht kontrolliert und 2. geben wir ihr wegen des Lernen und des Streß sowie den Schwierigkeiten ihrer Pubertät viel mehr Aufmerksamkeit und das Gefühl für sie da zu sein. Außerdem hätte sie spätestens in 1-2 J. herausgefunden, d. wir Drogen nehmen und dann dies zu erklären oder abgewiesen zu werden wäre für uns die Hölle gewesen.
4. War da das Gefühl von großen Paranoia - im Supermarkt bei der Kassa anzustehen und die Einbildung, alle merken etwas und dauernd das blöde Grinsen, war ein gräßliches Gefühl für mich.

Seit dem wir aufgehört haben, habe ich zuerst unter enormen Einschlafstörungen gelitten und dann die Depression. Ich gebe dir recht das Kiffen wahrscheinlich nicht so sehr die Gesundheit angreift als Tabletten schlucken. Aber es ist auch bewiesen, dass 1 Ofen für die Lunge so schädlich ist, wie 5 normale Zigaretten. Mein Freund war da viel stärker als ich, der hatte 1 Woche Schlafprobleme, aber ansonsten keine negativen Symptome. Das einzige was er sich nach der Arbeit gönnt, ist zu Hause 1 Flasche Bier, aber davon ist er ja nicht betrunken sondern kommt nach einem streßigen Arbeitstag einfach nur zur Ruhe. Was wunderschön ist, dass wir jetzt viel mehr miteinander kommunizieren. Und was mich die letzten 5 Jahren noch gestört hatte, wir hatten wegen dem Herumhängen nicht einmal Lust auf Sex. Für mich war es ein Leben, wie Schwester und Bruder. Und jetzt wo alles vorbei ist, gehen wir sehr liebevoll miteinander um.

Wegen Depression muss ich auch noch erwähnen, dass ich seit 2000 an immer wiederkehrenden Depressionen leide, hat was mit meiner Kindheit zu tun, wäre jetzt zu lange davon zu schreiben.

Wie du deiner Freundin helfen kannst zu reduzierten oder aufzuhören ist schwierig. Das muss sie schon wollen, das ist wie mit der Nikotin- oder Alkoholsucht, wenn du keine Willenskraft hast, gelingt es auch nicht. Ein kleiner Rat wäre eventuell, gehe mit ihr viel rauß in die Natur, evt. Sport (joggen, radfahren, schwimmen, etc.)

So nun habe ich ziemlich viel geschrieben, aber nicht nur für dich sondern auch mir hat es gut getan, mir alles von der Seele zu schreiben.
Geht mir jetzt richtig gut!
Alles Liebe für dich und wäre nett, wenn du wieder berichtest, wie es so bei euch weitergeht.
LG Ina Smile

neu an Bord! 3 Rottenburg M, 24

Hi Ina,

wau, vielen dank für all die Infos. Jetzt kann ich mir schon viel mehr erklären (an ihrem Verhalten). Einen liebevolleren umgang würde ich mir auch sehr wünschen, es ist schön zu hören, dass das sich verbessern kann, wenn mensch aufhört.
Das Problem bei uns war noch, dass ich vollkommen (emotional) von ihr abhing, sie aber kaum von mir. Oft wollte sie ihre Ruhe vor mir, was mir wehtat. Dazu zeigte sie oft, dass ihr egal ist was ich über das kiffen denke, und sie sich in keinster weise durch mich beeinflussen lassen wollte. Ich habe mich sehr schlecht gefühlt zu dieser Zeit.

Gestern dann bin ich nach Hause gekommen (hatte einer Freundin beim streichen geholfen) und sie saß in dem Zimmer unseres Mitbewohners, mit dem sie oft kifft und der sie auch dazu ermutigt. Da war ich so genervt, dass sich meine starke Liebe gegenüber ihr abgebaut hat, und ich nichtmal lust hatte mit ihr was zu unternehmen. Das hat mir Unabhängigkeit gegeben und ich hab mich auch etwas abweisend verhalten.
Dadurch aber, hing sie wieder plotzlich viel stärker an mir und ging auf mich zu. Ich ging darauf ein, blieb aber etwas distanziert. Wir sind dann ne weile herumgesessen und haben gelabert. Zum ersten mal hörte ich von ihr Dinge wie "Ich werde niemals dauerhaft so kiffen wie jetzt". Das hat mich sehr gefreut, ich wusste aber nicht wie ich reagieren sollte. Wenn ich mich gefreut hätte, würde sie aufhören vielleicht als einen Gefallen mir gegenüber sehen, was ich nicht wollte, weil dies nicht fest genug wäre. Ich hab dann auch sagen können, dass das ständige kiffen mich traurig macht und ich mir sorgen mache. Sie konnte zum ersten mal zuhören.
Ich hoffe das war keine ausnahme situation sondern ein wandel.
Ich bin dann immer wieder raus, wenn sie sich die nächste tüte angezündet hat, weil es mich genervt hat.
Ich weis aber nicht ob das gut war...? Ich wollte halt, dass sie weis, wie traurig ich das finde und es hat mich wirklich genervt.
Ich kiffe gar nicht mehr, seit dieses Problem besteht. Ich hab ihr gesagt, dass ich vielleicht auch wieder ab und zu kiffen würde, wenn es in meiner Umgebung (inkl. und v.a. sie) nicht so übertrieben wäre.

Glaubst du ganz aufhören ist schon das beste? Ich habe angst, das stark reduzieren zu schwach wäre, und sie leicht wieder anfangen würde es zu übertreiben!?

nochmal danke für deine hilfe und es freut mich wenn es dir hilft davon zu erzählen

Alles gute wünsche ich dir und deiner Familie
ciao

cricket Wink

Helferlein 85 da hinten die zweite rechts rein M, 26

Erst einmal die Ausgangsfrage beantworten:

AUF JEDEN FALL!!!!

Ich bin (mal wieder einer meiner Versuche) seit 2 Wochen "clean", und es ist, als ob ich aufwache. Letzte Nacht habe ich das erste mal wieder geträumt, seit was weiss ich wie langer Zeit (ich habe bestimmt ein halbes Jahr nicht geträumt!!!).

Wenn ich kiffe nimmt mein sexuelles Verlangen enorm ab (ich bin männlich, 25 Jahre), und ich habe dann wirklich mehr Erfüllung wenn ich vor dem PC sitze und zocke und mir einen kiffe als wenn ich mit einer netten Frau was unternehme. Jetzt, nach zwei Wochen Abstinenz fühle ich meine alte Aktivität wieder, ich WILL wieder raus in die Discos und ich guck die Mädels wieder ganz anders an Wink

Also ich finde den Unterschied der Gefühlswelt zwischen "Kiffen" und "nichtKiffen" GEWALTIG, und dass sage ich als unsensibler Mann Laughing

.

Wie das für eine bestimmt emotionalere Frau ist, mag ich mir gar nicht vorstellen.
Ich denke du solltest deiner Freundin ganz deutlich sagen was dir nicht gefällt, jeden Tag zu kiffen und das schon morgens hat nichts mehr mit "ab und zu gemütlich einen durchziehen" zu tun, das ist schon eine Abhängigkeit (ich spreche aus eigener Erfahrung). Und bei so einem starken Konsummuster ist eine totale Abstinenz auch viel leichter durchzuhalten als ein "kontrollierter Konsum", das weiss ich auch aus eigener Erfahrung.

Cannabis, die weiche Droge. Manchmal weiss ich nicht, ob ich über diese hirnverbrannte Bezeichnung und die offensichtliche Affinität der Jugend für diese Droge lachen oder weinen soll.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

dämpft Gras die Gefühle?