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jim morrison
Helferlein
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Post Mon, 26.Sep.05, 15:38      Langeweile Reply with quoteBack to top

Langeweile


Die Langeweile sickert durch die Sonnenstrahlen und den blauen Himmel hindurch, durchdringt meine makellose Nachbarschaft mit ihren grünen Bäumen, freundlichen Nachbarn und netten, schwanzwedelnden Hunden. Nur für mich spürbar legt sich die Trostlosigkeit des menschlichen Daseins über die Idylle meiner Umgebung und entfremdet diese schöne, heile Welt, der ich nun schon seit Jahren angehöre. Die Vögel zwitschern immer noch hell und klar, aber ein leiser, fremdartiger, tiefer Ton schwingt in ihrer Melodie mit, ein dunkler Ton, gleich einem falschen, misslungenem Akkord. Die Wolken ziehen immer noch weiß und majestätisch am Himmel vorbei, doch hinterlassen nicht nur den blauen Himmel, sondern auch graue Schlieren von Verderben und Fäulnis, die den Horizont besudeln. Es geht gegen Abend, ich sitze auf meiner Veranda und beobachte dies alles, schon seit Stunden, seit Tagen, mein Kopf ist leer, alle meine Gedanken und Erinnerungen habe ich verbannt, ich nehme nur noch Eindrücke auf und sammele sie.

Das Leben, mein Leben, hat mir vor Tagen schon keinen Spaß gemacht, ich habe aufgehört, Freunde zu treffen, die ich nicht sehen will, Arbeit zu leisten, die ich nicht mag, Zeit zu vertreiben, obwohl ich doch sowieso irgendwann tot bin und alles, was ich jemals tat, sagte, dachte, sprach, bedeutungslos ist. Ich sitze nun also auf einem Holzstuhl, verspüre weder Hunger noch Durst, und beobachte einfach die Welt, die an mir vorbei zieht. Oder besser: mein Leben, das an mir vorbei zieht. Es wird Abend. Die Sonne geht langsam unter, die letzten Strahlen streichelnd das Land und werden dann von der Dunkelheit verschluckt. Es geht gegen Abend, die Sonne geht unter, es geht gegen Morgen, die Sonne geht wieder auf. Genau wie die Menschen, sie gehen auf, sie gehen unter. Sie werden geboren, sie sterben. Sie kommen an Macht, sie verlieren sie.

Ich trotze diesem Strom und bin einfach. Wie lange das gut geht, weiß ich nicht. Leer und blöd starrt mich meine Umgebung an, blöd und leer glotze ich zurück. Ich spüre kein Leben mehr in meiner Welt, weder in meinen Mitmenschen, noch in mir. Den Sinn des Lebens zu suchen habe ich schon längst aufgegeben, und ich fühle mich, als würde meine Seele weinen. Doch die Tränen erreichen die Augen nicht, sie bleiben irgendwie in dort oben stecken und verstopfen und überfluten die Gedankengänge. Wenn nur jemand endlich den Stöpsel ziehen könnte. Gehöre ich in diese Welt? Wie wird das Leben nach dem Tod sein? Gibt es dort Langeweile und Trostlosigkeit? Oder Freude und Friede? Oder gibt es gar nichts von allem, einfach nichts, eine Leere, die weder das eine noch das andere zulässt? Ein nichtmaterieller Strom, der einen einfach mitreißt und zum Teil dessen macht, was nicht fühlt, sondern nur ist.

Was ist mir lieber, frage ich mich: Das Leben mit seinen Extremen, oder nichts? Wenn ich die Wahl hätte? Nein, denke ich, gib mir das Leben. Ich liebe das Leben, auch wenn mir heute nicht nach ihm ist, wenn ich mich heute einfach an ihm sattgefressen habe. Gib mir das Leben, lasse mich Schmerz leiden und Agonie, solange du mir mehr Liebe und Freude gibst, schenk mir mehr von dem sprudelnden Urquell, das man Glück nennt. Auch wenn ich nur die Lippen benetzen kann von diesem Quell, es reicht.

Ich habe mich wieder für mein Leben entschieden.

Es ist tiefe Nacht, aber die Sterne leuchten hell und klar, ich bin mit mir wieder ins Reine gekommen.

Für ein paar Tage.
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