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Sparkle
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Post Thu, 15.Sep.05, 22:21      Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hi!

Meine Schwester (20 Jahre alt) hat in den letzten Monaten in meinen Augen ziemlich stark abgenommen. Auch meine Freundin und andere Bekannte und Angehörige haben dies bemerkt.

Um euch ein Bild der Beobachtungen zu geben, nenne ich mal ein paar Auffälligkeiten:
1. sie isst sehr wenig
2. sie wiegt 47kg bei ca. 170cm Körpergröße (BMI also ~16.3, starkes Untergewicht)
3. sehr blass
4. gestörter Mineralstoffhaushalt (Mangel an Eisen, Magnesium, ..)
5. unregelmäßige Menstruation
6. Kreislaufbeschwerden (sehr oft Frieren und Müdigkeit)
7. ist eine gute Gastgeberin, isst aber selten selbst mit
8. isst so gut wie nie Süßigkeiten, Eis oder Schokolade (früher hat sie Eis geliebt)
9. kaut ständig Kaugummi
10. sieht sich selbst nicht als untergewichtig


zu 1: Ihr Frühstück besteht meist aus einem Müsli oder einem Brot, nicht viel, aber noch annehmbar. Das Mittagessen besteht fast jeden Tag aus Nudeln, entweder mit Suppe oder Gemüse (Fleisch schmeckt ihr nicht); die Menge würden andere etwa als Vorspeise bezeichnen. Das Abendessen ist selten wahrnehmbar, meistens bleiben es ein paar Weintrauben, ein Apfel oder ein Brot.

zu 2: Sie ist dürr, um nicht zu sagen, spindeldürr, und hat keinen A*sch in der Hose, Hosengröße 32-34, BH-Größe A, total dünne Handgelenke, Finger sehr dünn, spitze Ellbogen, dünne Oberschenkel, ...

zu 3: sehr schwach durchblutetes und schmales Gesicht, keine "Farbe"


Sie wurde bisher afaik noch nicht direkt drauf angesprochen (a la "Du hast ein Essproblem") bis auf Bemerkungen wie "Isst du schon wieder nichts..." oder "Mensch iss doch mal was". Auf Fragen wie "Hast du keinen Hunger?" oder "Willst du nicht auch was süßes?" reagiert sie ausweichend oder wirkt, als ob sie eine Ausrede vorträgt ("mir ist zu kalt", "hab schon vorher so viel gegessen", "bin zu müde").

Auf den Hinweis, dass sie zu dünn sei, antwortet sie mit "Ja, ich weiß". Sie scheint aber nichts daran ändern zu wollen.

Sie trug bis vor einem halben Jahr fast nur weite Sachen, Wollpullis und dicke Jacken. Nichts figurbetontes. Die Frage ist, ob sie die weiten Sachen trug, um ihre Figur (oder deren Veränderung) zu verstecken oder weil sie sich hässlich fand oder weil sie es bequem fand.
Sie achtet sonst auch nicht viel auf ihr Äußeres, schminkt sich selten und trägt am liebsten einen unkomplizierten Pferdeschwanz.

Sie konzentriert sich unglaublich auf ihre Musik, spielt viele Instrumente und studiert es jetzt auch.

Psychische Ursachen sind nicht leicht zu benennen, bin schließlich kein Hellseher, aus meiner Sicht lässt sich aber einiges mutmaßen:
Sie war früher (mit ~8-11 etwa) etwas fester, aber nichtmal annähernd dick oder dicklich. Ich erinnere mich, dass mein Vater sie ein paar Mal damit aufzog. Ich schätze, er wollte sie zu Sport bewegen, das hat er damit aber nicht erreicht. Sie hatte als Baby und Kleinkind eine Muskelschwäche, später nach einem Zeckenbiss Borreliose (die aber frühzeitig kuriert wurde) und hat bis heute kein Interesse an sportlichen Aktivitäten. Sie hatte bis vor kurzem keinen Freund oder irgendwelche Affären, Liebschaften etc., ihre komplette Pubertät hat also ohne gegengeschlechtliche Annäherung stattgefunden. Sie war an einem Mädchengymnasium bis Ende der 11. Klasse und war froh, danach wegzukommen. Sie wechselte danach auf eine gemischte Schule. Ab dann machte sich das Problem bemerkbar bzw. ab dann trat es auf.

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Sparkle
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Post Thu, 15.Sep.05, 22:23      Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester II Reply with quoteBack to top

Ihr familiäres Umfeld kann ich auch kurz charakterisieren: Mit unserem Vater hat sie wenig zu tun, dafür hängt sie umso mehr an unserer Mutter bzw. unsere Mutter an ihr. Sie wurde während ihrer Schulzeit von unsrer Mutter regelrecht begluckt, z.B. sehr zum Lernen angehalten (sie ist sehr ehrgeizig, leistungsbetont und hatte bspw immer sehr gute Noten). Auch ihre Zeitplanung war maßgeblich von unsrer Mutter beeinflusst. Unsre Mutter ist ohnehin eine sehr dominante Person (wobei ich das "Glück" hatte, mich ab der 9. Klasse abzuseilen). Der Zustand hat sich zwar mit der Zeit gebessert, besteht aber nach wie vor. Unsre Mutter achtet im Übrigen auf ihr Gewicht (zeigt laut Meinung andrer ähnliche Symptome wie meine Schwester, aber imho nicht krankhaft), ist auch dünn und macht viel Sport (Bergsteigen). Außerdem macht sich meine Mutter immer ihr eigenes Mittagessen. Vielleicht ist sie es von meiner Mutter so gewohnt, aufs Essen zu achten.

Da meine Schwester das Nesthäkchen der Familie ist, könnte ich mir auch vorstellen, dass die andren Familienmitglieder einen überzogenen Beschützerinstinkt haben. Früher, als es hieß "Gegessen wird, was aufn Tisch kommt", musste meine Schwester auch mitessen. Mir persönlich hat es mit der Zeit mehr geschmeckt (kennt ja jeder mit Pilzen usw. als Kind), meine Schwester hat sich oft geweigert. Jetzt kocht sie selbst für sich, wenn überhaupt.

Überhaupt wird in unsrer Familie wenig über Probleme gesprochen.

Das große Problem für mich ist, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich und andere machen uns Sorgen um sie, wissen aber nicht, wie und ob wir auf sie zugehen sollen. Wie gesagt, mehr oder weniger offene Appelle nützten bisher nichts. Soll man sich einmischen? Oder würde das nur die Abblockreaktion verstärken? Wie soll man sich in so einer Situation verhalten?

vlg
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Post Fri, 16.Sep.05, 11:05      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hallo Sparkle,

was Du da schilderst, sieht schon nach Magersucht aus. Vieles erinnert mich an meine Jugend, und meine Erfahrung ist, dass man von außen wenig tun kann. Einen vom Arzt verordneten stationären Aufenthalt (damals war ich 1Cool habe ich nach dem 1. Tag abgebrochen, der Kommentar vom Arzt zu meiner Mutter war lediglich 'sie muss es selbst wollen'. Und bis dahin kann es ein weiter Weg sein.

Mit ihr übers Essen reden macht meiner Meinung nach wenig Sinn, was Du aber tun kannst, ist ihr vermitteln, dass Du sie gern hast, hinter ihr stehst. Vielleicht mal ganz vorsichtig ansprechen, ob sie irgendwelche Sorgen hat.

Noch ist ihr Gewicht ja nicht kritisch, vielleicht kommt sie auch von sich aus wieder raus, wenn sie erkennt, um was es ihr wirklich geht.

Allen Beteiligten alles Gute,

Monika
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baerin
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Post Fri, 16.Sep.05, 11:56      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

...also ich bin 1,74 m und wiege knappe 57 kg. ich esse auch nicht viel und wenn ich mir vorstelle, daß deine schwester 10 kg weniger drauf hat, finde ich das bedenklich!!! vielleicht könnt ihr ja zusammen kochen?? hast du die möglichkeit öfter mit ihr zusammen zu sein? kannst ja freunde ansprechen ob sie mithelfen würden... sie muss ja nicht viel essen, aber kalorien sollte es haben.
leider muss sie es wirklich auch irgendwie selbst wollen. pass auf sie auf und vllt kannst du ja auch mal in ruhe mit ihr reden. vielleicht kannst du ihr sagen, daß du dir gedanken gemacht hast - nicht unbedingt sagen, daß sich andere auch sorgen machen - das könnte sie direkt als angriff sehen. erstmal in ruhe versuchen...weiß ja nicht, wie euer verhältnis so ist.
und eine übermäßig sorgende mutter kann auch schonmal dahin führen und anscheinend hat sie es ja auch nicht anders vorgelebt bekommen.
wie ist das denn mit zigaretten und alkohol bei ihr? das würde das dann nämlich noch verschlimmern... Sad
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Toughy
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Post Fri, 16.Sep.05, 16:11      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hallo Sparkle,

gut, dass Du hinschaust. Aber eigentlich hab ich auch nichts anderes von Dir gedacht grinsend

Wie sieht's mit Deiner Mutter aus - ist sie kritikfähig? Ich kenne zwar die genauen Gründe für das Essverhalten Deiner Schwester nicht, aber vielleicht ist an der Mutter-Thematik sehr viel dran.
Wenn junge Frauen magersüchtig werden, kann ein Grund dafür sein, dass sie sich auf diese Weise (unbewusst) den mütterlichen "Klauen" zu entziehen versuchen. Weniger greifbar sein. Bei dominanten Müttern bleibt oft nicht viel Raum für Eigenes. Dieses Eigene ist irgendwann schließlich vielleicht nur noch man selbst. Und je übergriffiger Mütter sind, desto mehr versucht man, sich zurückzuziehen. Wenn man äußerlich keine Rückzugsmöglichkeit mehr hat, weil man in die Ecke gedrängt ist, geht es eben auch an den Körper; man zieht die Körpergrenze immer enger... Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar beschrieben habe.

Zudem ist der eigene Körper vielleicht ihre letzte Bastion, in der sie selbstbestimmt sein kann/darf. Es ist unwiderruflich ihr Körper. Niemand wird ihr Essen reindrücken können. Sie allein entscheidet.

Essstörungen liegen häufig Familienstörungen zugrunde. Vorausgesetzt, dass diese Problematik tatsächlich besteht, wäre es natürlich am einfachsten, wenn Deine Mutter nicht so vereinnahmend wäre. Ob sie Verständnis und den Willen hätte, sich zurückzunehmen, wenn man sie darauf hinweisen würde, kann ich nicht einschätzen.
Wahrscheinlich ist es aber auch notwendig und letztlich hilfreicher, wenn Deine Schwester lernt, sich anders abzugrenzen als durch ihren Körper. Denn nicht nur Mütter können vereinnahmend sein.

Ob Deine Sorge, dass sie evtl. magersüchtig ist oder wird, Gesprächsthema zwischen Dir und Deiner Schwester sein sollte, kann ich nicht sagen. Es kann durchaus sein, dass es ihr viel bedeutet, wenn sie gesehen wird.
Vielleicht wäre es auch ein Anfang, sie zu fragen, wie es ihr geht - auch mit Eurer Mutter. Und möglicherweise hilft es auch ein wenig, wenn sie mal "rauskommt", einen (anderen) Bereich für sich findet, in dem sie selbstbestimmt entscheiden und handeln kann...? Wäre schön, wenn Du sie dazu ermutigen könntest oder sie evtl. auch ein bisschen mitreißt.

Liebe Grüße an einen tollen Bruder Very Happy,
Toughy

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athena
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Post Fri, 16.Sep.05, 18:39      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hallo Sparkle!

Ich sehe da wieder so Ähnlichkeiten bei mir, ich muß mich auch immer wieder anhören, daß ich magersüchtig bin......
Wahrscheinlich stimmt das auch, ich achte nicht auf das, was ich
alles essen sollte, ich esse eh nach Lust und Laune...
Ich "vergesse" oft zu essen, habe einfach keinen Hunger, und wann ich
esse, dann ist das auch wieder nichts gescheites....... ich esse ein paar
Flakes zum Frühstück, mag keine Süßigkeiten, kaue den ganzen Tag Kaugummis.........
In der Kindheit war ich sehr schlank, in die Pubertät eher "rund", dann
habe ich schlechte Beziehungen erlebt, wo ich unglücklich war..... tja, dann hat sich das Gewicht bei mir festgenagelt, habe seitdem 42kg bei 1,55m.

"Essen" ist für mich unwichtig, ich achte nicht darauf, es ist eigentlich so, daß ich nur etwas esse um nicht ganz schwach zu sein......

Ich habe nicht das Gefühl, daß ich unterernährt bin, ich fühle mich genau
so richtig wie ich bin....
Ich bin auch total undiszipliniert, was die Essenszeiten betrifft, ich esse
irgendwann am Tag, wann ich halt plötzlich Lust auf einen Brot oder sonstiges habe.
Wann ich eingeladen werde, und es dort was köstliches gibt, dann esse ich schon, da fragen sie sich manche, wie ich soviel auf einmal essen kann.... Aber dann fühle ich mich natürlich unwohl, und kann die Tage danach fast nichts essen....
Aber es ist auch so, daß ich wenig Freunde habe und auch keinen Freund,
und es fehlt mir halt irgendwo die Freude........ Vielleicht drücke ich unbewußt diese leere mit Magersucht aus ?????
Sonst bin ich selbstbewußt, habe keine Komplexe, bin mit mir selbst sehr
zufrieden und meist glücklich.

Sport mache ich keins, ich mag nicht, außerdem renne ich schon den
ganzen Tag, weil ich ich Pflichte habe (Arbeit, Kinderabholen, einkaufen...halte es für mich halt nicht für notwendig, ich habe nicht die Lust dazu !
Was mir noch auffällt ist, daß ich immer anderen "gebe" und selten von anderen was bekomme oder annehmen will........ aber ich versuche
ständig das auszugleichen. Manchmal fühle ich mich einfach "leer" von dauernd allen geben, ich bin einfach zu gutmütig und werde auch oft
ausgenützt....
wann ich zu viel bekomme habe ich das gefühl, daß man mich irgendwie
kaufen will, oder was von mir erwartet.... Ich bin immer ein bißchen skeptisch, weil es mir an schlechte Zeiten errinert......
Aber wenn man die Leute kennt, kann man sich ja eine Meinung machen,
wie was da gemeint war... und es annehmen oder eben lassen.
Aber wie gesagt, ich arbeite daran !

Ich sehne mich schon seit meine Kindheit nach Liebe, Verborgenheit und Wärme, habe meistens immer was schlechtes erwischt, oder war enttäuscht, ich habe immer geglaubt, dafür bin ich ja schuld, wann es nicht funktionniert......
Ich habe vor ein paar Jahre eine Therapie gemacht, um meine Vergangenheit zu bearbeiten, ich meine, das was sich halt bei mir gestaut
hatte, und bin geheilt, aber von der anderer Seite wird immer eine Lücke sein, denke ich, solange bis ich das gefunden, wonach ich mich sehne......

Vielleicht ist das die Antwort : nichts essen...... zu wenig Liebe ??

lg
Athena
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Sparkle
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Post Fri, 16.Sep.05, 18:40      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hi halo2003!

Ja, dein Wort in Gottes Ohr. Intuitiv würde ich auch sagen, dass sie vernünftig genug ist und selber rauskommt, aber bekanntlich schützt ja Alter vor Torheit nicht. Vielleicht hast du recht und sie benötigt mehr meine Rückendeckung. Wir waren früher als Kinder wie Pech und Schwefel, dauernd zusammen unterwegs, das hat sich über die Jahre, v.a. seit der Pubertät, sehr verloren. Eine Annäherung kann bestimmt nur gutes bewirken und sie ist dem sicher auch nicht abgeneigt. Grade die Musik könnte da eine Startmöglichkeit schaffen...



Hi baerin!

Bedenklich finde ich es auch, deswegen habe ich mich an euch gewendet. Ich weiß leider nicht, wie ich die Sache angehen soll, deswegen schonmal danke für eure Tips. Zusammen kochen haben wir schon öfters vorgeschlagen, da meine Freundin und ich dazu öfters mal wen einladen. Leider hat sie immer abgelehnt, weil es ihr nicht schmeckt (sie ist sehr wählerisch), sie sich lieber selber was macht oder schlichtweg keine Zeit hat.

Eine Aussprache ist eine Möglichkeit, die ich auch schon in Betracht gezogen habe. Du hast recht, es soll nicht als Angriff wirken, ich möchte sie behutsam drauf hinweisen und drüber reden. Unser Verhältnis ist etwas abgekühlt, aber dennoch ganz gut. Haben recht wenig miteinander zu tun seit einiger Zeit, was aber beiderseits keine Absicht ist.

Bzgl Zigaretten und Alk: Weder noch - sie raucht und trinkt nicht, glücklicherweise.



Hi Toughy!

Danke Very Happy Gut, dass du da bist. Mit meiner Mutter ist es nicht so weit her. Sie ist schon sehr vernünftig, würde auch sagen, dass sie Kritik annehmen kann, allerdings bleibt die Frage, wie die Kritik ausfallen soll. Schließlich kann ich ihr eigentlich nicht meine Erziehung vorwerfen und ob sie darauf hört, was ich bzgl. meiner Schwester meine? Zumindest hat sie auch schon deren Gewichtsproblem bemerkt, scheint aber auch relativ ratlos zu sein. Deine Theorie klingt sehr wahrscheinlich, das könnte gut zutreffen. Meiner Mutter fällt es auch in meinen Augen emotional schwer, loszulassen. Meine Schwester hat ja lange mit ihr zusammengearbeitet, vielleicht hat sie deren Freiheitsdrang auch nicht wahrgenommen...

Ja, die Frage ist, ob meine Mutter auch willens ist, die Kritik umzusetzen, wenn sie überhaupt der Meinung ist, dass zwischen ihrem Verhalten und dem Problem meiner Schwester ein kausaler Zusammenhang besteht. Denn wenn sie sich dagegen sträubt, wird sie auch nicht entsprechend handeln wollen.

Eine positive (?) Entwicklung, was die Abgrenzung betrifft, ist eh bald da: Meine Schwester wird wegen ihres Studiums in ein paar Tagen das elterliche Haus verlassen und in der Stadt wohnen. Zwischendurch wird sie natürlich auch heimfahren; wie es sich mit mütterlichen Anrufen verhält (kenne das von einem Freund, ein Graus), kann ich nicht abschätzen. Also das ist sicher ein Schritt, der sich positiv auswirken könnte - aber evtl. eben auch negativ, da dann fast kein Halt mehr da ist. Dass ich in der selben Stadt wohne und problemlos während der Studienzeit was mit meiner Schwester unternehmen könnte (und auch werde), könnte das abfedern.

Noch was anderes: Sie hielt es jedesmal für einen Gag, wenn ich gemeint habe, dass mal wieder wer auf sie steht. Keine Ahnung, warum die Typen ihre Gesuche immer an mich rangetragen haben, schließlich verwalte ich sie ja nicht. Leider hat sie aber auch nie wirklich Initiative ergreifen wollen (typisch Frau Zunge zeigend.. ), egal wen es betraf. Mit etwas Feingefühl (naja, sind wir mal ehrlich: verdammt geschickt Mr. Green ) habe ich sie dann mit einem guten Kumpel bekannt gemacht, der gut zu ihr passt und der dann auch bald ihr Freund wurde. Böse Zungen würden es Verkuppeln nennen, aus meiner Sicht war es das dann auch wieder nicht. Back2Topic: Davor ging sie fast nie aus dem Haus, jetzt ist sie abends öfters mit ihm unterwegs. Also auch schon mal sehr positiv.

Wird ihr auch sehr helfen, wenn sie dann in München ihren eigenen Weg bestimmen kann.

LG Very Happy
Sparkle

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Post Sat, 17.Sep.05, 9:54      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hi Sparkle,

Sparkle wrote:
Meiner Mutter fällt es auch in meinen Augen emotional schwer, loszulassen.

das kann schon mächtig unter Druck setzen, wenn man - auf welche Weise auch immer - damit konfrontiert wird. Gerade die Mischung "schwer loslassen können" und "dominant sein" kann dazu führen, dass man jenseits von Bleiben und Gehen Bewältigungsmöglichkeiten sucht. Denn das eine wird ja implizit durch das andere ausgeschlossen - wobei ich dabei mein eigenes Verständnis von Dominanz zugrunde lege, nämlich das, was ich am eigenen Leib erfahren habe.

Für Mütter ist es auch nicht eben leicht, das Nesthäkchen gehen zu lassen. Die empty-nest-Phase und das Drohen derselben kann schon Angst machen. Ich denke, Mütter schwanken da auch extrem zwischen Verstand ("Das Kind muss sein eigenes Leben führen") und Gefühl ("Dann bin ich allein"), und senden demnach auch double bind- Botschaften ("Geh und bleib!"). Gleichzeitig kommt auch die Frage auf, ob man dem Kind denn das Rüstzeug fürs Leben mitgegeben hat, so dass auch noch Versagensängste den Gefühlscocktail anreichern.

Wahrscheinlich wäre Kritik da also eher kontraproduktiv Neutral

Quote:
Ja, die Frage ist, ob meine Mutter auch willens ist, die Kritik umzusetzen (...)

... und ob sie fähig ist, das zu tun.

Quote:
wie es sich mit mütterlichen Anrufen verhält (kenne das von einem Freund, ein Graus), kann ich nicht abschätzen.

*hehe* Das kenne ich auch. Man muss aber eigentlich nur genug zurücknerven Mr. Green
Probates Mittel ist, auf die Frage "Was hast du heute gemacht?" in allen Details zu berichten. Besonders effektiv ist diese Methode, wenn man eigentlich gar nichts gemacht hat ("Und dann hab ich von Pro7 auf Sat1 umgeschaltet, in der Werbepause bin ich schnell zum Klo, hab natürlich hinterher meine Hände gewaschen. Da ist mir aufgefallen, dass mein Handtuch schon ziemlich lange in Gebrauch ist, und ich hab überlegt, ob ich genug 60-Grad-Wäsche habe, damit es lohnt, die Waschmaschine anzumachen. Ich hab übrigens *dieses und jenes Waschmittel*; das riecht total gut..."). Meistens merken Eltern, speziell Mütter dann, dass es wenig Sinn macht, dreimal täglich anzurufen.
Ein guter Freund von mir hat den Spieß mal für zwei Tage umgedreht und hat seine Mutter permanent angerufen, um zu fragen, was sie macht und wie es ihr geht. Er meinte, das sei sehr heilsam gewesen Wink
*das Abschweifen einstell*

Quote:
Dass ich in der selben Stadt wohne und problemlos während der Studienzeit was mit meiner Schwester unternehmen könnte (und auch werde), könnte das abfedern.

Ja, aber Du musst Dich nun auch nicht für Deine Schwester verantwortlich fühlen. Aber ich denke, Du findest da schon ein Maß.

Quote:
Wird ihr auch sehr helfen, wenn sie dann in München ihren eigenen Weg bestimmen kann.

Bestimmt. Kann aber auch passieren, dass es ihr dann erst einmal schlecht(er) geht. Sie wäre nicht die erste junge Frau, die mit Abstand zum Elternhaus plötzlich erkennt, was abgelaufen ist. Aber auch das ist Grund zur Zuversicht.

Quote:
Eine Aussprache ist eine Möglichkeit, die ich auch schon in Betracht gezogen habe. Du hast recht, es soll nicht als Angriff wirken, ich möchte sie behutsam drauf hinweisen und drüber reden.

Auch wenn das nicht an mich ging, hab ich darüber nachgedacht. Meine beste Freundin hatte eine handfeste ES, und ich hatte mal eine Phase, die endete, als ich mich "befreite". Wir hatten beide das Gefühl, kontrolliert zu werden, wenn man uns auf unser Essverhalten und äußeres Erscheinungsbild ansprach. Das hat echt genervt. Zumal wir selbst wussten, dass das alles nicht gut ist. Aber meine Freundin konnte vom Kopf her nicht anders und ich rein körperlich nicht...
... und außerdem ist so ein Essverhalten ja *nur* ein Symptom für das eigentliche Problem (wofür sich zumindest bei mir keine Sau interessiert hat, was es eigentlich noch schlimmer machte, obwohl ich das Grundproblem selbst erst im Nachhinein erkannte).

Liebe Grüße,
Toughy

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Post Sat, 17.Sep.05, 10:10      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

@athena... du sprichst mir aus der seele. so gehts mir auch. ich vergessen manchmal auch einfach zu essen. manchmal esse ich tagelang total wenig. ich esse nach lust und laune und absolut ungesund. mal löffle ich ein halbes glas nutella leer und dann esse ich wieder gar nichts. sport mache ich auch nicht. allerdings bewege ich mich auch so wenig und rauche ne menge. gesund ist mein leben auf jeden fall nicht. Embarassed

und zum brüderchen nochmal: tja, ich weiß auch nicht was man da noch machen kann. vielleicht ist das alles ja auch gar nicht soooo schlimm. wenn mich freunde nach längerer zeit wiedersehen, sagen sie in 90% der fälle auch, daß ich ja anscheinend schonwieder abgenommen hätte. aber ich halte meine 57 kg... unbewusst, aber ich bleibe dabei. manchmal wünsche ich mir, ich würde etwas mehr auf den rippen haben, dann fange ich an zu essen und bekomme ein schlechtes gewissen.
besonders schlimm ist es, wenn ich so 3 - 4 tage vor meiner menstruation bin, dann fange ich immer an zu essen, als hätte ich monatelang nichts bekommen. dann ess ich aber auch alles. salami, thunfisch, spaghetti, nutella ...alles... durcheinander, nacheinander, ohne sättigungsgefühl. Rolling Eyes mein freund ist da immer ganz glücklich drüber, weil ich wenigstens so genügend zu mir nehme. Wink
ich denke, ein ungezwungenes gespräch würde dich auf jeden falls schonmal weiterbringen. kannst ja das pferd von hinten aufzäumen und bei eurer mutter anfangen... Confused
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Post Sat, 17.Sep.05, 13:24      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hi!

Um noch einmal auf das zurückzukommen, überlege ich mir schon seit gestern, wie es bei mir ankommt, wann anderen sich da einmischen...

- wann ich höre "du mußt mehr essen, du bist ja viel zu dünn !", so was
ärgert mich zu tiefsten, ich blockiere ab, und mache trotzdem weiter, ich denke gleich, was mischt sie den überhaupt ein, was ich tue oder nicht tue
entscheide ich, ich bin ein selbstständiger Mensch, und niemand hat das
Recht mir zu sagen, was ich zu tun habe.

- wann ich höre "ich mache mir Sorgen um dich, du bist so blaß und hast keine Farben mehr im Gesicht...", da fühle ich mich direckt beleidigt !!!!!
Ich bin kein kleines Kind mehr, um mich braucht sich niemanden Sorgen zu machen, es geht mir gut, ich habe alles im Griff. Diese ständige Sorgen
um mich sind lästig, sie zeigen mir auch, daß ich nicht ernst genommen werde, daß ich irgendwie Hilfe brauche, aber ich bin dafür zu stolz, um es
zuzugeben und anzunehmen.

Ich würde an euer Stelle aufhören, davon zu sprechen, einfach deine Schwester das Gefühl geben, daß sie keine "Last" ist, und daß sie erwachsen ist, und sehr wohl weißt, was sie tut, auch wann ihr ganz anders denkt.
Das mit dem zusammenkochen finde ich nett, aber es ist auch wieder so
eine Versuch, um die eigene Wille bei den anderen durchzuzwingen, es ist natürlich gut gemeint, aber hat doch irgendwie ein bestimmtes Ziel...
(bei mir würde das sicher etwas bewirken, da ich gern mit anderen bin !).

Das beste ist, glaube ich, gar nichts zu tun, sie mußt das Gefühl gewinnen,
daß sie so auch geliebt wird, wie sie ist. Wenn man sich dauernd Gedanken darüber macht, was anderen über uns denken, ist es auch so, daß man ganz auf sich selbst vergißt.... und das kann einer richtig kränken.
Jeder von uns weißt, ob er sich richtig ernährt oder nicht, nur wenn man
zu wenig zu sich nimmt, und das überhaupt als unwichtig sieht, ist das ein
Zeichen dafür, daß man sich selbst als unwichtig beachtet.
Sie weißt ja selber, daß es kein Zustand ist, wenn sie Kreislaufprobleme hat, oder ähnliches... Ich würde auch da, wann es ihr schlecht geht, sie ja
nicht noch mit Mitleid überfallen, sondern ihr klar machen, daß sie jeder Zeit Hilfe von euch bekommen kann, wann sie auch bereit dazu ist, sie anzunehmen. Nur sie mußt es freiwillig machen, sie mußt es wollen.
Durch Mitleid erreicht man gar nichts. Eher Mitgefühl wäre da angebracht.
Mitleid will ja keiner. Mitleid ist auch so einer Sache, man "leidet" mit, aber es ist keine Hilfe. Mitgefühl, im gegenteil gibt den anderen zu verstehen, daß man ihm doch wichtig ist, und daß man auch geliebt wird,
daß man was Wert ist.

Wenn man Kritike hört, und dann heißt das "ich meine es nur gut mit dir, weil ich dich lieb habe", dann kommen Zweifeln, wieso lieben sie mich nicht, ohne mich zu kritisieren ? Es werden da Fehler gezeigt, die einer macht, man mußt gewisse Erwartungen erfüllen. Und wann ich diese Erwartungen nicht erfülle, dann ist der anderer von mir enttäuscht.
Ich bin also nur eine Enttäuschung für die, die mich kritisieren.

Kritike kann jeder Mensch einstecken, als lange als sie nicht die eigene
Würde verletzen. Wann ich für anderen wertvoll bin, dann akzeptieren sie
mich so wie ich bin, auch mit meine Fehler.
Und ich glaube überhaupt ist das schlimm, wann es von Eltern od. Geschwister kommt, die Leute die einer am liebsten sind.

Gleich geht´s weiter........

Athena
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Post Sat, 17.Sep.05, 13:25      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Ok, weiter geht es so:

Wie wärés wann ihr es umgekehrt tun würde, z.B. :
- keine Diskutionen oder Bemerkungen, was ihre Appetitlosigkeit betrifft;
- kein Wort über das was sie "tun sollte";
- das "Essen" für sie, nicht als Plicht oder "Muß" erwähnen;
- Mitgefühl statt Mitleid;
- ich unterstütze dich, wann du es willst, ich bin immer für dich da, wann du mich brauchst;
- ich bin stolz auf dich, egal was du tust;
- so wie du bist, akzeptiere ich dich;
- Keine Kritike, was aussehen, was gegessen wird oder nicht, was für Kleidergröße.... betrifft;
- ja kein essen schenken !! (es gibt Leute die das gut meinen, und wollen da wieder auch nur was erreichen!);
- sie anlächeln, und Freude zeigen, wann ihr sie sieht, und nicht einen Gesichtsaudruck machen der sagt "Oh mein Gott, sie schaut ja schrecklich aus !";
- du hast alles im Griff, dein Leben gehört dir ganz allein, ich will mich da nicht einmischen, du wirst schon wissen, was dir gut tut;
- du bist ein Erwachsener Mensch, so sehe ich dich, so wirst du auch behandelt;

Vielleicht bekommt sie auch durch ihren Freund mehr Appetit, mehr Freude am Leben, vielleicht merkt sie, daß er sich besonders freut,
wann sie auch "mitißt", weil gemeinsam doch angenehmer ist als allein.

Oder wann er so nebenbei erwähnt, daß Männer eher Frauen mögen, die
fester sind, weil es einfach attraktiver ist, als nur Haut und Knochen...

Wenn man sich geliebt fühlt ist man doch manchmal gerne bereit, sich
zu verändern, als lange als man sich auch gut dabei fühlt... Man tut das
nicht nur für den Partner allein, sondern auch ein bißchen für sich selber.

Die Kaugummis haben die Fähigkeit, ein Essen zu ersetzen..... man
sollte die Konsum eher reduzieren, um den Appetit anzuregen.

Liebe Grüße
Athena
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Post Sat, 17.Sep.05, 14:00      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

@Bärin:

Ja, da hast du wohl recht, wir leben ungesund !!!!!! Mir ist das vollkommen
bewußt ! Ich tue auch viel rauchen.......

Aber ich glaube, wann ich einmal richtig verliebt wäre, würde ich mich
schon bemühen, mehr zu essen, ein paar Kilos mehr würden meine
Figur nicht schaden.......
Das Rauchen ist bei mir keine Sucht, ich rauche nur weil ich gewisse Frustrationen habe.... die werden mit dem Rauchen auch noch kompensiert !
Aber die Liebe kann Wunder bewirken, vielleicht erlebe ich das noch, daß ich auf die Zigaretten verzichte, warum nicht ?
Dafür müßte allerdings der jeniger ein nicht-Raucht sein !!!!

Athena
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Post Mon, 19.Sep.05, 13:43      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Hi athena!

Danke für die vielen Beiträge, ich fange gleich mal beim ersten an:
Quote:
Aber es ist auch so, daß ich wenig Freunde habe und auch keinen Freund, und es fehlt mir halt irgendwo die Freude.. Vielleicht drücke ich unbewußt diese leere mit Magersucht aus?
Meine Schwester hat recht viele Freundinnen, ist aber oft so mit ihrer Musik beschäftigt, dass sie wenig Zeit mit ihnen verbringen kann. Sie ist eher ein frohes Gemüt, habe auch nicht das Gefühl, dass sich das drastisch geändert hätte in letzter Zeit.

Interessanter Ansatz, dass sie denken könnte, andere würden etwas von ihr erwarten, wenn sie etwas annimmt. Das könnte tatsächlich zutreffen. Unsere Erziehung war sowieso darauf getrimmt, nichts von anderen anzunehmen, Bescheidenheit das Stichwort. Vielleicht hat sie das so verinnerlicht.

Schön, dass du an dir arbeitest! grinsend

Quote:
Ich sehne mich schon seit meine Kindheit nach Liebe, Verborgenheit und Wärme, habe meistens immer was schlechtes erwischt, oder war enttäuscht, ich habe immer geglaubt, dafür bin ich ja schuld, wann es nicht funktionniert
Alles in allem würde ich schon behaupten, dass wir eine liebevolle Erziehung genossen haben. Bei ihr war es wahrscheinlich "zu viel Liebe", denn aus meiner Sicht war es schon einengend bzw. erdrückend, wie meine Mutter auf sie wirkte. Da sie bis vor kurzem keinen Partner hatte, trifft das vielleicht auch zu, was du sagst; dass sie eben dadurch den Wunsch nach Liebe kompensiert (hat).

Der große Unterschied, der wohl zwischen dir und meiner Schwester ist, besteht darin, dass du eher nach Lust und Laune ist und sie sich selbst diszipliniert.

Vielen Dank für deine Überlegungen, wie solche Kritik ankommen würde. Gerade wegen dem habe ich mich bisher zurückgehalten, schließlich ist es ja ihr Leben. Ich frage mich nur weiterhin, ob totschweigen eine Lösung sein darf. Question

Dass ich überhaupt für das Thema sensibilisiert bin, liegt an einer guten Bekannten von mir, die mal "Pro Ana" war, wenn dir das was sagt. Ich hab in mehrstündigen Gesprächen versucht, sie davon abzubringen, aber letztendlich lag es doch an ihr selbst, sich da rauszuziehen.

Ich möchte nicht, dass meine Schwester schlimmes erleidet.

Quote:
es geht mir gut, ich habe alles im Griff.
Na, das sagen sie alle. Grade den Körper im Griff zu haben, maximale Kontrolle, ist eigentlich nur eine Illusion. Außerdem ist es doch viel schöner, sich selbst leben zu lassen und sich nicht dauernd selbst zu überwachen und maßzuregeln.

Und ist es denn nicht positiv, dass sich andere um einen sorgen? Wie wär es denn umgekehrt, wenn sich keiner um dich sorgt? Das wäre doch viel trostloser. Solange man nicht übervorteilt wird, kann ich es nur gutheißen. Grade das ist halt die Gratwanderung, darum auch meine Frage hier.

Was ich mich auch frage: Wenn sie weiß, was sie tut, dann sieht sie ja auch die Auswirkungen an sich selbst (siehe oben) ... und ich mache mir Sorgen, wenn sich jemand selbst Schaden zufügt. Da ist imho irgendwas nicht in Ordnung, wenn sich jemand selbst verletzt und ich möchte bei meiner Schwester gerne wissen warum - oder zumindest ein offenes Auge haben.

Quote:
Das beste ist, glaube ich, gar nichts zu tun, sie mußt das Gefühl gewinnen, daß sie so auch geliebt wird, wie sie ist.
Das ist teilweise kontraproduktiv, denn
1. sie "verstellt" sich ja durch ihr jetziges Verhalten.
2. sie würde dadurch unterbewusst die Message bekommen, dass ihr die Magersucht zu Anerkennung verhilft.
3. sie würde weiterhin leistungsorientiert denken anstatt sich mal für sich selbst zu akzeptieren. (Leistung -> Liebe)

Allgemein ist es schon richtig, aber im jetzigen Fall sehr gefährlich und schwierig, das richtig rüberzubringen. Andrerseits ist natürlich ein impliziter Zwang auch falsch, wie du schon sagst.

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Post Mon, 19.Sep.05, 13:50      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Ob sie sich bzw. ihren Körper als unwichtig sieht oder ob sie dadurch etwas ausdrücken will oder ob sie keinen Hunger hat oder launig isst, ist eben so schwer abzuschätzen.

Mitgefühl ist ein guter Vorschlag, da dann der Wille, sich helfen zu lassen, von ihr ausgeht. Nur was passiert, wenn ihr Stolz die Frage nach Hilfe verhindert?

Ich finde auch, dass man sich bei einer guten zwischenmenschlichen Beziehung sowas sagen sollen könnte, ohne dass man dann gleich denkt, man wäre eine Enttäuschung oder eine Last.

Quote:
Oder wann er so nebenbei erwähnt, daß Männer eher Frauen mögen, die fester sind, weil es einfach attraktiver ist, als nur Haut und Knochen...
Würdest du das nicht auch als Beleidigung werten? Damit würde er ja andre Frauen auf- und dich abwerten. Außerdem hungert sie ja für ihr eigenes Idealbild oder wegen ihrer eigenen psychischen Probleme und nicht für Männer bzw. ihren Freund.

Denkst du, ihr Partner sollte eine Änderung fordern/erbitten?

Quote:
Die Kaugummis haben die Fähigkeit, ein Essen zu ersetzen..... man
sollte die Konsum eher reduzieren, um den Appetit anzuregen.
Also darauf hinweisen? Oder Kaugummis entziehen?



Hi baerin!

Das Problem bei meiner Schwester ist ja, dass sie nie solche Essanfälle hat. Wenn mal welche wären, würde ich ja nichts sagen. Das wäre dann immer noch gesünder, als so wenig zu essen.



Hi Toughy!
Quote:
Ich denke, Mütter schwanken da auch extrem zwischen Verstand ("Das Kind muss sein eigenes Leben führen") und Gefühl ("Dann bin ich allein"), und senden demnach auch double bind- Botschaften ("Geh und bleib!"). Gleichzeitig kommt auch die Frage auf, ob man dem Kind denn das Rüstzeug fürs Leben mitgegeben hat, so dass auch noch Versagensängste den Gefühlscocktail anreichern.
Ja, das macht meiner Mutter imho sehr viele Gedanken. Ist sicher auch schwer, als Mutter da den richtigen Weg zu finden. Ein Gespräch zwischen beiden fände ich sehr wichtig, einerseits über diese mütterlichen Sorgen und Probleme und andrerseits auch mal über das töchterliche Problem und Unabhängigkeitsbedürfnis.

Danke für den coolen Tip mit dem Zurücknerven, habe gut gelacht Mr. Green Ich selber habe das Problem nicht, da ich sowieso ein Telefon-Muffel bin, da kam so ein Prozedere gar nicht erst in die Gänge. Bei meiner Schwester weiß ich nicht, wie es wird; bin jedenfalls sehr gespannt.

Ich bin zuversichtlich, dass meine Schwester erkennt, was das Grundproblem ist. Die Sorge, dass das recht spät (zu spät?) kommen könnte oder jetzige Hilfe sie weiterbringen oder vor etwas bewahren könnte, bleibt aber bestehen.

vlg
Sparkle

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Post Mon, 19.Sep.05, 15:37      Re: Gefahr der Magersucht bei meiner Schwester Reply with quoteBack to top

Quote:
1. sie "verstellt" sich ja durch ihr jetziges Verhalten.
ich find das ganz schön vermessen, zu behaupten, angeblich zu wissen, wie jemand "wirklich" ist und daraus zu schlussfolgern, was "Verstellung" sein soll.
Ich find diese Hatz auf angeblich "Magersüchtige" abnormal. Hinter der "Sorge" sehe ich Neid und BEvormundung, andere sollen sich nicht ändern und immer genau so bleiben, wie man sie kennt bzw. zu kennen glaubt. Man man man, wie bin ich darauf allergisch!
Schon diese vermessene Überheblichkeit wie sie sich im Satz
Quote:
Na, das sagen sie alle.
zeigt. "Sie alle", jaja, DIE Magersüchtigen. Kann man ja sagen was man will. Sagt man, es geht einem gut (="man hat alles im Griff") ist das "typisch" weils ja "alle sagen" und man ist magersüchtig, sagt man man hat nicht alles im Griff, ist eh alles klar. Die Fehlinterpretation von um sich sorgen und auf sich achten als "maximale Kontrolle" grenz für mich schon an Wahnideen. Das kranke und völlig überbewertete Bild von dem sich selbst regulierendem Körper bringt Leute, die zu schlechtem Essverhalten neigen in ärgste Bedrängnis. Denn wenn sie etwas dagegen tun und gegensteuern, sind sie ja eh essgestört da sie nicht mehr dem Zwangsmodell des selbstregulierendem Happy-Körpers entsprechen, steuern sie nicht gegen, essen sie halt zu viel/ zu wenig/ das falsche und schaden sich so.




Woah, ist das krass! Ein Glück, dass ich mit solchen Anfeindungen und Unterstellungen echt fertig bin. deine Schwester tut mir sehr, SEHR Leid, dass sie das nun alles auch durchmachen muss. Zerpflückt zu werden, Unterstellungen, Nachspionieren, Beobachtung über sich ergehen lassen zu müssen. Genaueste Angaben über ihre Körpermasse und was das arme Mädchen isst, das ist ja alles total krank!! Und sowas dann auch noch in ein öffentliches Forum posten, und alles mit "Sorge" kaschieren, was Kontrolle, der Versuch einer Einmischung und bevormundung ist, ich werd nicht mehr, echt KRASS und KRANK.
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