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Samtpfötchen
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Post Sun, 04.Sep.05, 21:04      Fähigkeit, das Leid von anderen innerl. zu spüren Reply with quoteBack to top

Ich habe lange überlegt, ob ich hier überhaupt über dieses Thema schreiben soll, denn ich habe Angst, dass mich hier jemand für komplett verrückt hält. Dies ist auch der Grund, weshalb ich noch nie mit jemandem darüber gesprochen habe.

Ich bin ein Mensch, der sehr sensibel ist, dem Harmonie wichtig ist und mir ist es deswegen auch ein großes Anliegen, dass es anderen Lebewesen (egal ob Mensch oder Tier) gut geht. Nun, dies ist keine außergewöhnliche Einstellung, aber dennoch besitze ich eine komische Eigenschaft bzw. Fähigkeit und mich würde interssieren ob es noch andere Menschen gibt, die genauso fühlen wie ich.

Schon als ich ein Kind war möchte ich Tiere sehr. Ich selbst hatte zwei Haustiere und es war mir äußerst wichtig, dass es meinen Tieren bei mir gut geht und sie artgerecht gehalten werden. Wenn ich Tiere (z.B. Hunde) auf der Straße sehe, denen es aus irgend einem Grund nicht gut geht (z.B. das Tier ist total überfüttert und daher fett, kann sich kaum mehr auf den Beinen halten, der Besitzer schimpft den Hund oder schlägt gar zu, etc....) dann habe ich in mir plötzlich ein ganz seltsames Gefühl ... ich kann es kaum beschreiben ... es ist so, als könnte ich spüren, was das Tier fühlt .... unendliches Leid, Qual, ... auch das Gefühl das die Situation nicht änderbar ist. Das Tier kann die Situation ja auch nicht ändern, es muss sich mit der Situation abfinden.
Früher hatte ich dieses sehr oft bei Tieren, bei Menschen eher weniger. Mir war es nicht bewusst, dass ich übereine seltsame Fähigkeit verfüge, denn es war für mich normal, wobei ich sagen muss, dass es für mich ein scheußliches Gefühl ist, dieses Leid von jemand anderen spüren zu können.

Interessanterweise hat sich diese Fähigkeit - aus welchen Gründen auch immer, ich weiß es nicht - für einen gewissen Zeitraum verflüchtigt. Nun aber, seit einigen Wochen ist sie jedoch wieder aufgetaucht, aber nicht in Zusammenhang mit Tieren, sondern mit Kindern.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis ein Kind, das wirklich entzückend ist, doch auf Grund von äußeren Einflüssen spüre ich, dass es dem Kind nicht gut geht. Hinzu kommt noch, dass ich mich in diesem Fall besonders gut in die Situation des Kindes hineinversetzen kann, weil ich selbst in meiner Kindheit von Erwachsenen so behandelt wurde, wie es selbst nun. Ich spüre das Leid des Kindes in mir so stark, dass es für mich fast unerträglich ist. Ich würde dem Kind gerne helfen. Zu einem gewissen Grad tue ich das auch jetzt schon, aber ich habe zu wenig Einfluss auf das Geschehen. Meine Hilfe ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sad

Samtpfote
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Hiob
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Post Mon, 05.Sep.05, 11:00      Re: Fähigkeit, das Leid von anderen innerl. zu spüren Reply with quoteBack to top

Ich vermute, dass jeder von uns mal solche Antennen hatte, wie du. Nur bei den meisten Menschen sind sie wohl unter einer dicken und festen Schicht Erziehung und Zivilisation verborgen, bei anderen sind sie vielleicht wie ein kleines Pflänzchen verdurstet.

Ein bisschen kann ich nachempfinden, was du meinst, mit deinem Unbehagen, was dich manchmal befällt, wenn du siehst, wie es dem Kind geht. Hier gehts aber vermutlich um zweierlei. Auf der einen Seite deine Sensibilität, ...na ja, die ist doch ein schönes Geschenk, die würde ich einfach so einsetzen, dass du dir und anderen damit hilfst. Die körperlichen und visuellen Empfindungen für sich selbst zu deuten und das einzusetzen, das finde ich echt spannend. Die andauernd spürbaren “schlechten” Gefühle, die dich dann so erreichen und manchmal zu viel werden, würde ich an deiner Stelle versuchen mal “durch dich durch gleiten” zu lassen, andererseits sind sie halt manchmal n schöner Hinweis, wenn man sie deutet. Das andere ist evtl. dass du gerade bei so einem Kind besonders darunter leidest, wie man es behandelt, weil du jetzt evtl. beginnst, dich selbst soweit zu entdecken, dass du dich selbst in dem Kind siehst und deshalb so empfindest. Das “in das Kind hineinprojizieren” würde ich versuchen, vom reinen Empfinden zu unterscheiden. Wie man das macht, das ist ne gute Frage. Ich weiß es nicht. Vermutlich “weiterüben” (und sich selbst erforschen).

Leider findest du kaum eine Mama oder einen Papa, der/die nach außen hin nicht von ihrem Tun und dessen Richtigkeit überzeugt sind. Außerdem kommt man kaum gegen die Übermacht an Ratgeberlektüren/-sendungen, eigenen Wiederholungen und Großelternansichten an. Ich vermute, es bringt wenig, wenn du auf die Eltern einredest. Wenn du es versuchen magst, dann würde ich es so machen, dass sie darauf nicht sofort reagieren müssen, sondern es sich im Stillen selbst überlegen können...allzu schnell geraten sie sonst ins Verteidigen. Was du vielleicht tun könntest, wäre, dass du dem Kind in seiner Entwicklung eine Art “liebe große Freundin” sein kannst, die bedingungslos zu ihm hält. Damit könntest du die Wirklichkeit des Kindes ein bisschen auf andere Säulen stellen, als nur die beiden Göttlichen. Durch deinen, vielleicht unbeteiligteren Standpunkt, kann es vielleicht erkennen, dass die beiden Götter ihrerseits aus Fleisch und Blut sind. Das macht es dem Kind später leichter (“es”) zu sehn.


Viele Grüße
Hiob
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Dependent
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Post Mon, 05.Sep.05, 12:20      Re: Fähigkeit, das Leid von anderen innerl. zu spüren Reply with quoteBack to top

Hallo Samtpfötchen,

ich finde, es ist eine große Qualität, sich so in andere hineinversetzen zu können. Viele Menschen werden dich dafür lieben, dass du so mitfühlen kannst.

Aber du solltest dich vielleicht da distanzieren, wo es für dich zu unangenehm wird. Wie bei dem kleinen Kind. Du sagst, deine Zuwendung ist sowieso ein Tropfen auf den heißen Stein. Dann quäle dich doch nicht so sehr, indem du dich der Situation aussetzt.

Ich kenne auch dieses starke Mitgefühl bei Tieren. Es ist mir unerträglich, sie leiden zu sehen. Bei kleinen Kindern ist es ähnlich. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, warum das bei mir so ist. Wahrscheinlich, weil ich als kleines Kind auch dem Leid so ausgeliefert war. Ich kann mich daran nicht mehr erinnern, weil es so früh war, habe aber in der Therapie rekonstruiert, dass es wohl so gewesen sein muss. Tiere und kleine Kinder sind so abhängig und hilflos, und wir werden dadurch schmerzlich an unsere eigene Abhängigkeit und Hilflosigkeit erinnert. Dazu kommt noch ihre Unschuld, was uns ihr Leiden noch bitterer erscheinen lässt als bei Menschen, die vielleicht nicht ganz unschuldig an ihrer Situation sind...

Aber ich habe mir in Bezug auf Tiere auch schon überlegt, dass sie sich vielleicht gar nicht so schlecht fühlen wie wir meinen. Sie haben ja kein Bewusstsein und es ist ihnen z.B. nicht klar, dass sie sterben müssen. Vielleicht projezieren wir auch zuviel von uns selbst in sie hinein. Vielleicht ist es geradezu überheblich zu meinen, wir würden genau das fühlen, was in ihnen vorgeht.

Meine Strategie angesichts dieser Sensibiliät ist: Abstand nehmen, wenn mir etwas zu nahe geht. Es gibt viele Menschen, die besser mit leidenden Kindern und Tieren umgehen können und ihnen dadurch vielleicht auch besser helfen können. Aber Sensibilität ist ja oft mit einem großen Verantwortungsbewusstsein gepaart, deshalb fällt es oft schwer, sich entsprechend zu verhalten.

Nochmal: Ich glaube, du hast einen großen Schatz mit deiner Fähigkeit mitzufühlen. Es kommt nur darauf an, ihn dort einzusetzen, wo es dir und anderen wirklich gut tut.

Liebe Grüße
Dependent
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Deanna
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Post Tue, 18.Apr.06, 23:42      Re: Fähigkeit, das Leid von anderen innerl. zu spüren Reply with quoteBack to top

Hallo Samtpfötchen,

da hast Du mich in meiner Kindheit beschrieben... Tiere liebte ich über alles, konnte mitfühlen, was in ihnen vorging.

was uns Menschen manchmal traurig macht, ist der Gedanke, Tiere sind den Menschen wehrlos ausgeliefert. kann es sein, dass es in Dir mitschwingt, weil Du selbst eine Situation von Ohnmacht in Deinem Leben spürst?

diese Empathie ist nur nützlich, wenn Du sie dazu einsetzt, zu helfen, aber ganz subtil, und danach geistig entsorgst. ein freundliches Wort zu einem traurigen Kind wirkt mehr als vielleicht mit den Eltern fruchtlose Diskussionen anzufangen.

nimm aber bitte nicht zuviel auf Dich (Helfersyndrom? - das wars damals bei mir). was Dir schadet und Dich zusehr unwohl fühlen lässt, tut nicht gut.

manche Menschen nutzen diese Empathie, um Tierarzt/Krankenschwester, etc. zu werden. (wollt ich mal). dazu gehört aber eine gehörige Portion Kraft und Ausdauer, manchmal auch Härte. Genau aus diesem Grund hab ich diesen Wunsch verabschiedet.

grosses Harmoniebedürfnis (auch bei mir), kann es ein kleiner Mangel an Selbstbewusstsein sein?

hilf, aber in Maßen. stärke Dich selbst. grenze Dich auch ab.

Du bist nicht für alles Leid verantwortlich!

MIT-LEIDEN ist zuviel!

Tiere sind nicht alle wehrlos, sie beissen, laufen davon, oder bringen ihne Besitzer mit viel Charme zum Lachen und tragen zu deren Entspannung bei.

Das Kind wird wachsen und sich selbst gegen die Umstände verteidigen. Leid lässt uns auch wachsen , sobald es überwunden ist.

lg und viel Harmonie (hab das Gefühl zu meinem jüngeren alter Ego zu sprechen...)

Deannna

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