Zicke (war: Therapeutin und Geschenke)

Forums-InsiderIn 281 Bayern W, 40

Hallio liebe Vorredner (Vorschreiber möchte ich nicht sagen) ,

hab soeben euere Beiträge zu dem Thema gelesen, weil es momentan auch mein Thema ist und weil man mich hierherverwiesen hat.
Ich hab hier noch nie etwas von euch gelesen (außer von affe und philipp) , aber wenn es die Administration so will...

Nun, ich hab das von euch Geschriebene schon verstanden, Geschenke im Wert bis zu 20 Euro sind wohl erlaubt. Aber was ist, wenn ich etwas aus dem Gefühl heraus schenken möchte, dessen Wert mir nicht bekannt ist?
Ich möchte ihm ein Bild schenken, das ca. 100 Jahre lang im Elternhaus meines Vaters hing. Es kann leicht mehr wert sein, muß aber nicht. Müsste ich das dann erst noch schätzen lassen? Vielleicht passt es garnicht in seine Wohnung, dann hab ich es umsonst schätzen lassen...

Ich weiß auch nicht so genau, ob ich es ihm aus ein freundschaftlichen Beweggründen schenken würde oder einfach so, weil ich ihm gerne was schenke. Ich sehe da eigentlich keinen Unterschied. Wem ich freundschaftlich zugetan bin, schenke ich halt gerne mal einfach so...
Dass man sich Freundschaft nicht durch Geschenke erwerben kann, ist mir dabei allerdings klar.

Es würde mich jedenfalls freuen, zu hören, ob euere Therapeuten die Geschenke angenommen haben, die ihr ihnen zugedacht habt, oder nicht.

Außerdem würde mich noch interessieren, ob man seinen Therapeuten mal zum Essen einladen darf - (für den Fall, dass ihm mein Geschenk nicht gefällt oder nicht in seine Wohnung passt).
Lieber RIF, darf ich diese Frage hier anhängen, oder soll ich einen neuen Thread dazu starten, wegen der Übersichtlichkeit ?

Grüße
Zicke

Forums-Gruftie 609 Germany W, 54

Hallo Zicke,

ich habe meiner Therapeutin immer in der letzten Stunde vor Weihnachten etwas geschenkt. Sie hat sich sehr darüber gefreut und mir zu verstehen gegeben, dass es okay ist. Einmal war ein Buch dabei, da kam sogar nach Weihnachten noch Feedback von ihr.

Das Geschenk, das du planst, finde ich etwas gewagt. Du kennst seine Wohnung nicht und sagst selbst, dass es vielleicht gar nicht dorthin passt... da wäre ich vorsichtig. Was den Wert betrifft, ist es auch eine vage Sache, und du riskierst vielleicht, dass er es deswegen gar nicht annimmt. Wie kommst du eigentlich gerade auf dieses Bild? Wenn du ihm eine Freude machen willst, könntest du doch auch etwas anderes schenken.

Ob dein Therapeut eine Einladung zum Essen annehmen würde, weiß ich nicht. Ich denke eher nein, denn private Treffen sind wahrscheinlich gar nicht erlaubt, so lange man in Therapie ist. Frag ihn doch einfach!

Liebe Grüße
Nessa

sporadischer Gast 14 deutschland W, 26

Hallo!
zu der Thematik hätte ich eine Frage auch:
bin ich denn nicht normal, dass ich mir solche fragen nicht stelle? bzw. eher denke, dass es für mich gar nicht in frage kommt. ich hab den eindruck, es würde die ganze distanz kapput machen. bin ich dann eine unglaublich undankbare patientin oder geht es anderen auch so?
calimero

Helferlein 69 Österreich W, 34

Liebe Calimero, auch ich stelle mir die Frage zwischendurch nicht und würde nicht auf die Idee kommen, dem PTh irgend etwas zu schenken. Ich sehe die professionelle Beziehung so, daß er seine Arbeit macht, ich ihn dafür bezahle und somit keine weiteren Anerkennungen materieller Art nötig sind. Oft ist es so, daß ich seiner Arbeit Wertschätzung entgegen bringe, wenn ich Interventionen von ihm gut finde oder in folgenden Stunde sage, was es in mir bewirkt hat. Allerdings habe ich jeweils zum letzten Termin einer Beratung (Supervision, Coaching ...) eine Kleinigkeit gebracht. Einfach als Dankeschön für die lange und gute Zusammenarbeit. Also Blumen oder ein Buch. Zwischendurch wäre es mir zu grenzüberschreitend. Geschenke sind für mich grundsätzlich etwas Gegenseitiges, das ich mit FreundInnen austausche, aber nicht mit meinen BeraterInnen.

Aber wie oben bereits beschrieben, gibt es sicherlich ein gutes Thema für die Therapiestunde ab, über die dahinter liegende Motivation zu sprechen, wenn jemand den Wunsch hat, dem/der PTh während der laufenden Therapie etwas zu schenken.

sporadischer Gast 19 Deutschland W

Hallo,

ich kann mich den bisherigen Antworten nur anschließen:

- Größe und Wert des Bildes sind etwas gewagt (Gefahr, dass ein Geschenk nicht zur Einrichtung passt, besteht hingegen fast immer)

Es gibt nicht wenige Klienten, die gar kein Bedürfnis verspüren dem Klienten etwas zu schenken, und doch gibt es eben auch jene, die dieses Bedürfnis doch haben.

Bei solch doch großen und extravaganten Ideen sollte der Wunsch zu schenken meines Erachtens dann doch mal Thema der Stunde sein um zu schauen, was dahintersteckt.

Viele Grüße

Sterne

Forums-InsiderIn 281 Bayern W, 40

@ Nessa und Sternentheater,

Ihr findet das mit dem Bild zu gewagt?
Na ja, Blumen und selbstgebackenen Kuchen hab ich ihm schon öfter geschenkt und wollte ihm gerne mal etwas Ausgefalleneres schenken. Lange schon hab ich überlegt, was das sein könnte, hatte aber nie eine entsprechende Idee. Das Bild schien mir daher eine willkommene Lösung zu sein, besonders auch deshalb, weil es fast 100 Jahre im Elternhaus meines Vaters hing.
Nun ja, ich weiß natürlich nicht, ob es in seine Wohnung passt...
Wenn dem nicht so ist, könnte er es natürlich ablehnen, dann kann ich auch nichts machen...
In meine Wohnung passen diese alten Bilder (es gibt davon 3) auch nicht so gut und verkaufen möchte ich sie keinesfalls. Ich hätte einfach ein gutes Gefühl, wenn sie bei einem Menschen hingen, der mir etwas bedeutet.
Was meint ihr, kann ich es wagen, ihn mal zu fragen, ob er eines davon möchte, oder seht ihr die Sache problematisch, weil ich ihm etwas anbiete, das er garnicht annehmen darf?

@ calimero und meeresrauschen,

ich kann euch schon irgendwie verstehen.
In den ersten 3 Jahren meiner Therapie hätte ich es nie gewagt, auch nur ansatzweise daran zu denken, meinem Therapeuten irgendwas zu schenken und schon garnicht, etwas so persönliches. Aber diese Zeiten sind vorbei. Heute denke ich sehr oft daran und wie gesagt, Kleinigkeiten habe ich ihm schon geschenkt und er hat sie auch angenommen und sich meist wirklich gefreut. Vielleicht hat mich das ein bißchen mutiger gemacht...

@ alle,

was meint ihr, in wie weit muß man sich eigentlich in der Therapie grundsätzlich an Vorschriften halten?
Sollte eine gute Therapie nicht auch in der Lage sein, einen Menschen zu ermutigen, auch mal gegen alle Vorschriften zu handeln, wenn er es im speziellen Fall für richtig hält?
(Ich hoffe mit dieser Frage nicht wieder die Übersichtlichkeit des Forums negativ zu beeinflussen - Entschuldigung Rif)

Viele Grüße
Zicke

sporadischer Gast 19 Deutschland W

Hi Zicke,

um es kurz zu sagen, ist das Problem, das ich sehe, die "Beziehung".
Welche Rolle hat er, welches ist deine Rolle und wie ist gemeinhin der Umgang solcher Leute untereinander?

Wen siehst du in deinem Therapeuten?

Ich habe nix dagegen, auch mal Vorschriften Vorschriften sein zu lassen, in meinen Augen tust du dies jedoch häufiger und es entstehen neue "Rollen" und damit einhergehend ein neues Rollengefüge. Ist da die Basis einer effektiven und klassischen Psychotherapie denn noch gegeben?

Willst du ihm das Bild geben, weil du es nicht brauchen kannst? oder würde es ein ähnlich großes aus dem Supermarkt auch tun? Oder ist es das Motiv, das ausgerechnet er bekommen soll? Oder doch der vermeintlich, wenn auch ungeschätzte, Wert?

Viele Fragen - und viel Stoff für die nächste Stunde zwinkernd..

Sterne

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

Zicke wrote:

Was meint ihr, kann ich es wagen, ihn mal zu fragen, ob er eines davon möchte, oder seht ihr die Sache problematisch, weil ich ihm etwas anbiete, das er garnicht annehmen darf?

Fragen darf man seinen Therapeuten alles.

Wie mein Therapeut in der Klinik sagte:
Sie dürfen hier machen und sagen, was Sie wollen. Nur ich darf das nicht.

Forums-InsiderIn 206 W, 25

Das würde mich auch mal interessieren, ob theras z.B. auch geschenke machen dürfen.
Viell.ist es ja ein anlass irgendwie u.weil ihnen was geschenkt wurde, wollen sie auch, dürfen sie dann?
Das mit dem dürfen u.tatsächlich tun ist wahrsch.auch so eine frage,...
Wer kann das schon nachprüfen,....

Forums-InsiderIn 281 Bayern W, 40

@ sternentheater,

also, das Motiv der Bilder kann es wohl nicht sein. Es handelt sich um 3 Bilder mit verschiedenen Motiven, aber alle bäuerlich. Die Bilder hingen schließlich in einem alten Bauernhaus. Das eine stellt eine Frau dar, die am Spinnrad sitzt und spinnt, das andere einen Bauern, der seinen Ackern pflügt und das dritte eine Pferdekutsche. Er könnte sich natürlich das Bild aussuchen, das am besten in seine Wohnung passt oder ihm am besten gefällt.
Natürlich käme ein Bild aus dem Supermarkt nicht in Frage und es ist nicht der Wert, der mich bewegt eines dieser Bilder zu verschenken, zumal ich denselben garnicht kenne.
Ich habe nie gesagt, dass ich diese Bilder nicht brauchen könnte. Ich kann sie allerdings in meiner jetzigen Wohnung nicht aufhängen, weil ich nur wenig Platz habe und weil sie nicht in meine Wohnung passen. Wenn ich wollte, könnte ich sie verkaufen oder anderweitig verschenken. Es wäre aber ein schöner Gedanke, ein Teil alten Familienbesitzes in der Wohnung meines Therapeuten zu wissen. Das würde für mich unsere Verbundenheit symbolisieren.

Über unsere Rollen habe ich mir dabei weniger Gedanken gemacht. Wir sind was wir sind: Therapeut und Klientin, mit oder ohne gegenseitiger Geschenke.

Zicke

sporadischer Gast 19 Deutschland W

Hi Zicke,

aber dies

Quote:

ein Teil alten Familienbesitzes in der Wohnung meines Therapeuten zu wissen. Das würde für mich unsere Verbundenheit symbolisieren.

scheint doch eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen?

In meinen Augen ist Familie Familie und Familienbesitz gehört in die Familie.
Therapeut und Klient sind eine andere Ebene. Dies ist kein "familiäres Bündnis", sondern eine Arbeitsbeziehung, so wie du sie zum Bäcker, zum Waschmaschinenmechaniker, dem Automechaniker, Gärtner etc. hast, nur dass es sein Job ist sich deinen (u.a. familiären) Seelnmüll anzuhören. Das hat aber nix damit zu tun, dass er "Teil der Familie" ist und damit auch mit "Familienbesitz beschenkt" wird oder "bewirtet" wird wie ein Familienmitglied oder "mit Blumen bedacht" wie der Ehepartner oder das eigene Wohnzimmer.

Meinem Eindruck nach rutscht da gewaltig was durcheinander, ob gewollt oder nicht, bewusst oder unbewusst.
Deshalb fragte ich nach den Motiven, meine genannten waren nur Beispiele.

Viele Grüße

Sterne

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

juna wrote:

Das würde mich auch mal interessieren, ob theras z.B. auch geschenke machen dürfen.

Meine Jugendtherapeutin hat mir zum Geburtstag ein Buch geschenkt. grinsend

Schien auch ganz selbstverständlich für sie zu sein, so als würde sie das immer so machen.

Ich hatte ihr nie etwas geschenkt. Ich würde es auch unpassend finden, das miteinander zu verbinden.

Forums-InsiderIn 206 W, 25

[quote="Jelka"]

juna wrote:

Das würde mich auch mal interessieren, ob theras z.B. auch geschenke machen dürfen.

Quote:

Meine Jugendtherapeutin hat mir zum Geburtstag ein Buch geschenkt. grinsend

Schien auch ganz selbstverständlich für sie zu sein, so als würde sie das immer so machen.

Das ist ja cool.......ich hab auch schon ein buch von ihr.
Und ich habe ihr schon zum lesen buch gegeben, weil ich beim lesen dachte, sie muss das unbedingt lesen (war aber nicht geplant).
Würde nun gern auch noch was von ihr lesen, traue mich aber nicht so richtig. Hat jetzt aber nix damit zutun, dass ich ihr was gegeben habe.
Einfach so mal was lesen eben, was sie so liest...

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

juna wrote:

Einfach so mal was lesen eben, was sie so liest...

Dazu muss es ja nicht wirklich ein Buch von ihr sein. Mein Therapeut erzählt mir auch so mal von irgendwelchen Büchern, Musikstücken oder Filmen, die er gelesen, gehört oder gesehen hat.

Wenn es mich dann interessiert, kaufe ich es mir eben oder leihe es mir aus, zum Beispiel in der Bücherei.

Forums-InsiderIn 281 Bayern W, 40

@ sternentheater,

ja, ich gebe es offen zu: mein Therapeut steht mir gefühlsmäßig um einiges näher als mein Gärtner oder Automechaniker - er steht mir gefühlsmäßig sogar näher als meine Eltern. Ich hatte von Anfang an das Gefühl von ihm verstanden zu werden, bei meinen Eltern hatte ich dieses Gefühl nie. Deshalb fühle ich mich mit ihm irgendwie verbunden und möchte ihm etwas schenken, was diese Verbundenheit symbolisiert.
Ich habe kein Problem damit, dass es sich hierbei um Familienbesitz handelt. Ganz im Gegenteil, er kennt ja unsere familiären Verhältnisse so gut wie kein anderer.

@ juna und jelka,

Bücher finde ich auch irgendwie verbindend. Ich habe mal meinen Therapeuten gefragt, was er so liest und ob er mir mal etwas davon ausleihen könnte. Er hat nur ausweichend geantwortet und hat mir bis heute noch nichts ausgeliehen!
Ich kenne aber viele Therapeuten, die ihren Klienten Bücher von sich ausleihen.

Zicke

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