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yahoo
neu an Bord!
3
Österreich W, 18
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Mon, 29.Aug.05, 21:38 Mein Vater ist depressiv - und ich vielleicht auch |
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mein vater ist seit ca 10 Jahren schwerst depressiv. Vor 1,5 Jahren hat er mir gesagt, dass er an dieser Krankheit leidet. Seit diesem Zeitpunkt ist es mit meinem Leben rapide abwärts gegangen. Ich konnte einfach nicht mit der Tatsache umgehen, dass mein Vater sich einmal so sehr gehen lassen hat und in diese Kranheit geschlittert ist (er glaubte von anfang an, diese #depressionen seien erblich bedingt). Da ich noch Schülerin bin und doch einige Zeit auch zu Hause verbringe, bedrückt mich seine Anwesenheit immer mehr. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, jedoch geht eine sehr, sehr negative Energie von ihm aus. Seine Augen sind erfüllt von Traurigkeit und ich kann nicht wirklich mit ihm reden, da er nur über Sport redet. Viele Menschen haben mir bereits gesagt, ich müsse mich damit abfinden und diese Krankheit einfach akzeptieren. Jedoch habe ich keinen balssen Schimmer WIE! Es hört sich so einfach an 'einfach akzeptieren'. Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt, eine Psychologin zu kontaktieren. Vielleicht kann der oder die mir den Weg zeigen. Jedoch weiß ich nicht, wie sinnvoll es ist. Ich bin jedoch vor allem in dem letzten Jahr zu einer sehr emotionsgeladenen und konfliktvermeidenden, weinerlichen Person gewandelt, die ich nicht sein will.
Wie finde ich den besten Psychologen? Kann ich ihm/ihr Fragen stellen wie: warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Was halten Sie von Medikamenten? etc. oder ist dies eher unüblich?
bitte helft mir!! ich kann so nicht weiter leben! In dieser derzeitigen Situation 'gehe ich ein'.
lg
(Hinweis Admin: Betreffzeile von "'einfach' akzeptieren" auf obige praezisiert und Thema in den Bereich "Depression"verschoben.)
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Linea
Forums-InsiderIn
153
Wien W, 25
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Mon, 29.Aug.05, 22:16 Re: 'einfach' akzeptieren |
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Hast du denn deinem Vater schon mal eine Therapie vorgeschlagen?
Ich denke, er sollte zumindest damit einverstanden sein, wenn er schon keine Eigeninitiative aufbringen kann.
Es ist sehr lieb von dir, wie du dich um deinen Vater sorgst.
Kann es allerdings sein, dass du dich zuviel sorgst?
Quote: | Ich bin jedoch vor allem in dem letzten Jahr zu einer sehr emotionsgeladenen und konfliktvermeidenden, weinerlichen Person gewandelt, die ich nicht sein will. |
Es tut dir nicht gut, den Depressionen deines Vaters ständig ausgeliefert zu sein. Deinem Vater eine Therapie vorschlagen, ist eine gute Idee. Allerdings wirst du ihn nicht zwingen können bzw. auch nicht überreden. Menschen lassen sich nicht gegen ihren Willen therapieren.
Sollte dein Vater keine Therapie wollen, kann ich dir nur raten, dich abzugrenzen, auch wenn es sehr schwer fällt.
Alles Liebe, Linea
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_________________ Die Angst klopfte an die Tür.
Das Vertrauen öffnete - und niemand war draussen. |
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Tue, 30.Aug.05, 0:11 Re: 'einfach' akzeptieren |
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Hallo yahoo,
ich hab das eher so verstanden, dass du einen Psychologen für dich selber konsultieren willst, oder? Was durchaus sinnvoll wäre, da du sehr mitgenommen scheinst.
Dich damit "abfinden" musst du natürlich nicht, diese Aussage halte ich für Quatsch. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht genau, ob ein Psychologe oder nicht doch eher ein Psychotherapeut das Richtige für dich wäre, aber wenn du dich hier im Forum umschaust, findest du dazu sicherlich einen Haufen Infos. Dass du dir Hilfe suchen willst, finde ich jedenfalls gut und richtig. Unter einer Depression leiden immer mehrere Personen, und da kann nie einfach nur von "Akzeptieren" die Rede sein. Ich glaube, dass man das Zusammenleben mit einem Depressiven ein bisschen mit dem Leben eines Passivrauchers vergleichen kann - schleichend vergiftet das Leid oder die Sucht des anderen auch einen selbst. Daher fände ich Abgrenzung für dich ebenfalls sehr wichtig. Geh ihm aus dem Weg, wenn du kannst. Das ist keine Ablehnung deines Vaters (obwohl er es womöglich so auffassen würde), sondern reiner Selbstschutz. Und helfen kannst du ihm, falls du das willst, sowieso dann am Besten, wenn du selber gesund bist.
Falls das für dich geht, würde ich dir ebenfalls raten, deinem Vater eine Therapie vorzuschlagen. Es ist nicht besonders rücksichts- und verantwortungsvoll, dass er sich trotz des Wissens um seine Diagnose anscheinend (?) nicht darum bemüht, gesund zu werden. ABER vielleicht kann er auch einfach nicht anders, vielleicht kann er es nicht alleine. Depression ist eine fiese Krankheit, die einem das Wichtigste im Leben zu nehmen versucht: Lebensfreude und Lebensmut.
Was ich ehrlich gesagt seltsam finde, ist deine Art, mit der Krankheit deines Vaters umzugehen. Verstehe ich das richtig, dass du ihm die Schuld dafür gibst, dass er überhaupt depressiv geworden ist? Was meinst du denn damit, dein Vater habe sich "gehen lassen"?
Du scheinst erst in dieses "Loch" gefallen zu sein, nachdem er dir davon erzählt hat. Was war denn vorher, hattest du da das Gefühl, alles sei in Ordnung? Leidest du vorrangig unter seiner Depression oder darunter, dass er "selber daran Schuld hat" und nichts dagegen unternimmt? Könnte es sein, dass du das Gefühl hast, von ihm ("absichtlich"?) im Stich gelassen worden zu sein, als er sich "für die Depression entschied" und danach vermutlich immer weniger fähig war, sich um dich zu kümmern? Was genau kränkt und enttäuscht dich so sehr?
Was ist eigentlich mit deiner Mutter? Und hast du Geschwister?
Quote: | Kann ich ihm/ihr Fragen stellen wie: warum haben Sie diesen Beruf gewählt? Was halten Sie von Medikamenten? etc. oder ist dies eher unüblich? |
Warum nicht? Klar kannst du das fragen, gegebenenfalls wird dir der Psychologe schon erklären, warum er nicht darauf antworten kann. Ich sehe aber eigentlich keinen Grund, warum er das sollte. Darf ich fragen, warum du ihn das gerne fragen würdest?
Liebe Grüße,
thorn
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yahoo
neu an Bord!
3
Österreich W, 18
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Tue, 30.Aug.05, 9:45 Re: Mein Vater ist depressiv - und ich vielleicht auch |
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danke für eure raschen Antworten!
ja, ich hätte eher daran gedacht, selbst einen Psychologen zu konsultieren. Jedoch will ich auf keinen Fall Medikamente nehmen!
Was meinen Vater betrifft: Ja, ich gebe ihm zum Teil die Schuld an der Krankheit. Warum? Als er das 1. Mal einen Nervenzusammenbruch erlitt, ging er zum Arzt. Der erklärte ihm, er sei depressiv und diese Krankheit sei erblich bedingt (mutter, vater, schwester habe es auch). Danach suchte er sich mehr oder weniger nur Ärzte bzw Therapeuten, die ihm das gleiche sagten. soll heißen, dass er mit den Therapeuten immer nur darüber redete, wie er, jetzt wo die Krankheit psychisch war, damit umgehen konnte. Er arbeitete nie an dem Problemen, die er (vor allem beruflich) hatte. Meine Mutter und meine Tante haben ihm verschiedenste andere Therapeuten vorgeschlagen. Jedoch waren die alle nichts, da sie ihm sagten, er müsse an sich arbeiten! Mein Vater ist ein sehr intelligenter Mann, jedoch kann man zum jetztigen Zeitpunkt nicht mehr sehr viel machen. ER hat sich mit der Krankheit abgefunden und es kann ihm leider niemand mehr helfen. Jedoch ist es sehr schwierig für mich, mich zu distanzieren! Wenn er mit seinen Trauerblick-augen im Haus herumläuft und ich ihm in die Augen sehe, will ichihm einfach helfen! Er tut mir so leid! Außerdem bin ich der Meinung, dass jeder (wenn er will) aus dieser Krankheit 'herauskommen' kann. Jedoch hat er sie scho so akzeptiert (und mir ist sehr wohl bewusst, dass dies eine KRANKHEIT ist).
Die restlichen Fragen beantworte ich später, da ich jetzt gehen muss.
Vielen Dank noch mal für die ausführlichen Antworten.
lg
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Linea
Forums-InsiderIn
153
Wien W, 25
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Tue, 30.Aug.05, 16:46 Re: Mein Vater ist depressiv - und ich vielleicht auch |
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Oh, hatte wohl was falsch verstanden.
Einen Therapeuten aufzusuchen, ist sicher eine gute Idee.
Du stehst unter dem ständigen Einfluss deines Vaters, der dir nicht gerade ein leuchtendes Vorbild dafür ist, wie man mit Problemen umgeht.
Dass du dich aus eigener Kraft von deinen Problemen befreien willst, zeigt, dass du zum Glück nicht nach deinem Vater schlägst.
Depressionen können die unterschiedlichsten Gründe haben, auch körperliche oder erblich bedingte. Das kann aber trotzdem keine Rechtfertigung sein, sich gehen zu lassen und sämtliche Arbeit an sich selbst als unnötig abzutun.
Du zeigst ein reiferes Verhalten als dein Vater, wenn du die Initiative ergreifen willst und Verantwortung für dich selbst übernimmst.
Ein Therapeut kann dir bestimmt auch dabei helfen, mit der Krankheit deines Vaters zurecht zu kommen und dich von ihm zu distanzieren.
Vor allem aber kann eine Therapie dich davor bewahren, in dasselbe Verhaltensmuster wie dein Vater zu tappen.
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_________________ Die Angst klopfte an die Tür.
Das Vertrauen öffnete - und niemand war draussen. |
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yahoo
neu an Bord!
3
Österreich W, 18
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Fri, 02.Sep.05, 11:50 Re: Mein Vater ist depressiv - und ich vielleicht auch |
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hallo,
danke wieder für die rasche Antwort. Dieses Forum ist echt spitze.
Thorn, ich möchte noch gerne einige deiner Fragen beantworten. Warum mir seine Krankheit erst so zu schaffen macht, seit dem ich weiß, dass er depressiv ist? Tja, ich bin total enttäuscht von meinem Vater. Nicht von Anfang an jedoch, da ich zu Beginn Mitleid mit ihm hatte. Ich kannte seine Lebensgeschichte nur von seiner Seite aus gesehen. Da er es immer schilderte, als sei ER der "Arme", tat er mir sehr leid. Meine Mutter erzählte mir jedoch Dinge, die nicht in Ordnung waren (sein Benehmen, etc.). Er starte in seiner Firma eine Umfrage um herauszufinden, wie beliebt sein Chef war. Da mein Vater nicht mit ihm zurechtkam, wollte er ihn loshaben.
Am meisten jedoch hatte mich erschreckt zu hören, wie er sich einfach von Beginn an mit der Krankheit abfand. Ich war total enttäuscht von ihm. Natürlich hatte ich bereits vor seinem 'Geständnis' das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Ich hatte nie eine gute Beziehung zu ihm. Reden kann man mit ihm ja nur mehr über Sport. Außerdem hielt er sich immer aus allen Erziehungssachen heraus. Alles musste meine Mutter übernehmen. Ich fühle mich von ihm vor allem alleingelassen. Es ist, als wenn ich keinen Vater hätte. Er lebt neben uns her, aber das war auch schon alles. Meine Mutter kann mit der Situation leider auch nicht wirklich umgehen. Ich habe als kleines Kind (unbewusst) viel von ihrem Hass übernommen, da ich immer wieder bemerkte, wie sehr ihr alles 'auf den Keks ging', dass er machte.
Was mich am meisten bedrückt ist der Hass bzw. die Verachtung, die ich ihm gegenüber an den Tag bringen kann. Ich will das nicht, jedoch kann ich mich manchmal einfach nicht zusammenreissen. Ich bin mürrisch und launisch und würde ihn oft ans Ende der Welt wünschen. Natürlich liebe ich ihn, jedoch kann ich ihm das nicht zeigen.
tja, mit diesem Beitrag will ich euch nur einen kleinen EINBLICK in mein Leben geben.
Und, ja thorn, da du wissen wolltest, warum ich die Therapeutin all diese Fragen stellen will: Wie soll ich sonst herausfinden, ob die Therapeutin für mich passend ist?
Vor allem: wie FINDE ich eine passende Therapeutin? Soll ich zu allen Therapeuten in meiner Umgebung gehen und jeden der Reihe nach ausprobieren?
Danke für eure Antworten im Voraus.
jasmin
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