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F#7Add11
neu an Bord!
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Wien M, 23
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Thu, 25.Aug.05, 10:40 aggression durch therapie |
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hallo,
das ist mein erster beitrag in diesem forum...
ich war lange zeit schwer depressiv und mache seit zwei monaten eine therapie und nehme endlich medikamente, was mir beides sehr hilft.
mein problem ist dass sich die depression langsam in aggression bzw raserei verwandelt. ich habe mich selbst immer als ruhig, ausgeglichen und gelassen gesehen, aber je mehr dinge ich aus meiner vergangenheit im verlauf der therapie hervorkommen umso mehr überkommt mich unglaublicher zorn auf die menschen, die mir die dinge angetan haben die für meinen jetzigen zustand (mit-)verantwortlich sind. ich habe hin und wieder unglaubliche ausbrüche in denen ich sachen herumwerfe, brülle, mit der faust gegen die wand schlage bis ich den schmerz nicht mehr ertrage, etc...
zur erklärung: meine eltern haben mich niemals geliebt und mich das auch ohne umschweife spüren lassen. wichtig waren schulnoten und leistung, alles andere nebensächlich. ich war die meiste zeit völlig allein, meine mutter hat mich wegen kleinigkeiten mit dingen wie 'du bist nicht mehr mein kind, ich will dich nicht' beschimpft, hat in gesellschaft anderer immer für mich gesprochen wenn ich etwas gefragt wurde, etc. mein vater hat zugesehen ohne was zu unternehmen. zur selben zeit wurde ich in der schule furchtbar gemobbt, hatte keine freunde, bin fünf jahre lang jede nacht weinend eingeschlafen, usw...
das hatte ich alles verdrängt und es kommt im verlauf der therapie hoch, ich habe so einen unglaublichen zorn in mir, dass ich manchmal davon phantasiere wie ich diesen leuten die mich so gequält haben (und die mit schuld daran haben, dass ich mich selbst und meine ganze existenz abgrundtief verachte) alles mögliche antue. das macht mir ziemliche angst, denn so will ich nicht sein, aber gegen diese gefühle kann ich nichts tun. meine therapeutin meint das wäre normal weil ich 'lerne wie man zornig ist'.
hatte vielleicht jemand ähnliche erfahrungen und kann mir einen tipp geben wie man damit fertigwerden kann?
danke!
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Toughy
[nicht mehr wegzudenken]
1312
Dtld W, 29
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Thu, 25.Aug.05, 11:26 Re: aggression durch therapie |
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Hallo F#7Add11,
es ist verdammt unangenehm, diese (übermächtige?) Wut zu spüren, hm? Ich kenne das auch. Wie Du hatte auch ich Depressionen, und als sich diese zu lösen begannen, kam die ganze Wut hoch. Auch diese Rachephantasien sind mir nicht unbekannt, und auch meine Therapeutin meinte, dies sei normal. Sie hat mir das noch etwas näher erklärt:
Die Phantasie erlaubt es unserer Seele, uns von dieser Wut zu befreien, ohne wirklich jemandem etwas anzutun. So baut sich der Zorn Stück für Stück ab. Wenn Du jedoch Angst haben solltest, Deinen Eltern tatsächlich etwas anzutun, dann solltest Du das in der Therapie besprechen.
Und statt die Aggressionen gegen Dich selbst zu richten, indem Du auf Wände einschlägst oder Deine Möbel ruinierst, könntest Du, wenn Du wütend bist, laufen gehen. Ob Du Deine Knochen und Deine Wohnung zertrümmerst, oder ob Du Dich durch Rennen im Wald o.ä. körperlich verausgabst - beide Male wird das durch die Wut produzierte Adrenalin abgebaut.
Dass Du die Wut rauslässt, ist aber wirklich wichtig und richtig. Das ist der Weg aus der Depression... Und die Wut wird vergehen.
Unterdrückte, und auf diese Weise gegen sich selbst gerichtete Wut, verursacht nämlich Depressionen.
Hab keine Angst, und gestehe Dir zu, zornig zu sein. Du hast allen Grund, wütend zu sein. Und Wut ist nichts Schlechtes - nur häufig anstrengend.
Alles Gute,
Toughy
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_________________ Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will. |
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Zicke
Forums-InsiderIn
281
Bayern W, 40
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Thu, 25.Aug.05, 11:34 Re: aggression durch therapie |
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Hallo Add,
in Anbetracht dessen, was Du über Deine Kindheit schreibst, ist es wirklich sehr verständlich, dass Du einiges an Resignation mit Dir rumträgst. Wenn nun, bedingt durch die Therapie, Zorn in Dir hochkommt , ist das ganz sicher nicht unnormal. Allerdings sollte er nicht so stark sein, dass Du alles "zerdepperst".
Sprich Deinen Zorn in Deiner Therapie immer wieder an. Das wird Dir helfen.
Wenn es ganz schlimm kommt und Du nicht damit aufhören kannst, Gegenstände rumzuwerfen oder zu zerschlagen, such Dir eine Alternative. Vielleicht hilft es Dir mit den Fäusten auf ein Kissen einzuschlagen (macht ein Bekannter von mir mit Erfolg!).
Eine andere Möglichkeit wäre, ein Boxtraining zu beginnen. Es gibt wohl auch noch andere Sportarten, die gut geeignet sind, überschüssige Aggressionen abzufedern.
Sprich doch mal mit Deiner Therapeutin darüber.
Zicke
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F#7Add11
neu an Bord!
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Wien M, 23
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Fri, 26.Aug.05, 9:00 Re: aggression durch therapie |
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hallo,
danke für eure antworten... zum glück hatte ich gestern therapiesitzung und konnte das alles nochmal durchbesprechen. ich hab mir mal bewußt gemacht wie wichtig es ist anderen nicht die vergangenheit vorzuwerfen sondern das, was mich im hier und jetzt stört, alles andere ist nicht allzu zielführend.
verdammt wütend bin ich natürlich immer noch... das problem mit laufen & co. ist dass, ich schon von vornherein ziemlich sportlich bin, dh mein normales laufprogramm reicht aus um mich gerade mal auf dem aggressionslevel zu halten auf dem ich jetzt bin. entweder suche ich mir etwas extremeres (basejumping? (; ) oder das genau gegenteil und fange wieder mit yoga an.
zicke:
danke, das mit dem kissen funktioniert, hat mir auch meine therapeutin schon früher nahegelegt. es zwar nicht so ganz das 'richtige', schont aber meine knochen und meinen geldbeutel, als muß es auch so gehen
danke,
fis
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