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newlife101
neu an Bord!
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Im Norden W, 30
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Thu, 18.Aug.05, 12:45 Wann ist das Leben noch liebenswert? |
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Hallo!
Nun bin ich auch soweit, dass ich mich mitteilen muss.
Vor knapp 3 Jahren habe ich erfahren, dass ich Fibromyalgie habe. Ein Leben mit Schmerzen. Okay, damit habe ich mich einigermaßen arrangieren können. Ich habe dann auch tatsächlich im letzten Winter eine geringfügige Beschäftigung aufgenommen. Es hat mir auch sehr Spass gemacht.
Allerdings fing meine Wohnung an, darunter zu leiden. Sobald ich von der Arbeit kam und mich nur einen Moment ausruhte, schaffte ich keine Aufräumarbeiten mehr. Ich hatte immer grosse Schmerzen.
Dann durfte ich einige Tage lang in gleicher Firma (Kurierfahrerin) ganztags arbeiten. Ich habe mich wie ein Kind gefreut. Endlich sich wieder wie ein Mensch fühlen, Geld verdiehnen. Einfach Klasse!
Nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass ich vergesslich wurde. Das war schon vorher, aber bisher trat es nur im Winter auf; wenn mir jemand etwas erzählte, war es keine 2 Minuten später wieder vergessen. Wenn ich während der Werbung im TV zappe, weiss ich nicht mehr, welchen Film ich gesehen habe. Als wenn ich gerade erst eingeschaltet hätte.
Auf der Arbeit habe ich vergessen, Lieferungen abzuholen, hinzubringen oder habe Lieferungen durcheinander gebracht.
Natürlich würde jetzt jeder sagen; dann schreib Dir alles auf.
Das tat ich auch. Aber selbst das hatte ich vergessen. Es gab sogar mal einen Moment, als ich während der Fahrt intensiv nachdachte und wieder "zu mir kam", wusste ich nicht wo ich war. Lange genug, dass ich Angst bekam.
Auf jeden Fall sprachen sich meine Patzer dann auch in der Firma rum. Ich wurde von den Kollegen nicht gemoppt, aber es war mir trotz allem unheimlich peinlich. Wenn ich nach Hause kam, habe ich vor Wut geweint.
Welchen Job kann ich dann noch machen, wenn ich nicht mal mehr in der Lage bin, so einen "popeligen" Kurierdienst zu schaffen?
Vor mehreren Wochen erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Kam unvorbereitet und ich hatte Angst. Ich habe nämlich noch keine Kinder. Nach dem Gespräch mit der Beratungsstelle entschied ich mich für das Kind. Ich hatte sogar schon einen Namen parat, wenn es ein Mädchen würde. Ich erzählte dann auch in der Familie, dass ich mich für das Kind erschieden habe. Ich bekam sogar schon einen Mutterpass. Ich war früher schon einmal schwanger, hatte mich aber dagegen entschieden.
Die erste Zeit schien ich auch damit zurecht zu kommen, musste zwar die Medis absetzen, die mir bei der Fibro helfen, aber das war okay.
Aber dann ging es mir immer schlechter; ich habe mich zum Schluss 2-3 Mal die Stunde übergeben. Selbst nachts musste ich etwa zweimal hoch. Meine Muskulatur hatte sich so verkrampft, dass mir alles brannte und ich solche Kopfschmerzen bekam, wenn ich mich übergab, dass man es ohne Übertreibung mit Hammerschläge vergleichen könnte. Ich hatte schon Angst davor, mich zu übergeben, habe sehr geweint.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich gegen das Kind zu entscheiden. Ich war mit meinen Kräften am Ende.
Ich habe dann den Fehler begangen, einen Abbruch mit Tabletten dem operativen vorzuziehen. Das war die schlimmste Erfahrung, die ich je gemacht habe. Ich möchte aber nicht näher darauf eingehen.
Ich habe erkannt, dass ich niemals ein Kind haben werde. Mir war auch bei der früheren Schwangerschaft zum Erbrechen übel und das würde bei einer zukünftigen auch sein. Ich möchte nie wieder vor dieser Entscheidung stehen.
Und nun stecke ich fest. Ich weiss nicht mehr, was ich machen soll. Welcher Mann will schon eine Frau, die nicht in der Lage ist, einen vernüftigen Beruf auszuüben. Glaubt mir, das ist eine der ersten Fragen, wenn man jemanden kennenlernt. Ich kann nie Mutter werden. Wozu bin ich dann noch gut? Welchen Zweck erfülle ich dann noch? Ich bin nicht selbstmordgefährdet, aber diese Gefühle überwältigen mich zur Zeit. Ich weiss nicht mehr vor und zurück. Sprechen tu ich mit niemanden darüber.
Vielen Dank, daß Ihr meinen Beitrag gelesen habt.
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie
581
Süddeutschland M, 40
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Thu, 18.Aug.05, 18:40 Re: Wann ist das Leben noch liebenswert? |
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Hallo newlife101,
also, ich kann Dir versichern, es gibt auch Männer, die nicht nur berufsfähige und Mutterschaft ausführende Frauen bevorzugen.
Wenn arbeiten und Kinder kriegen der einzige Sinn im Leben sein soll - na prost Mahlzeit!
Sprechen solltest Du m.E. allerdings schon mit jemandem über Deine Gefühle und Probleme.
Vielleicht mit einer Freundin oder einem Therapeuten.
Na ja, ist auf jeden Fall schon mal ein Anfang, hier im Forum geschrieben zu haben.
Vielleicht antworten auch noch ein paar andere!
Grüße Dich
Hans-Jörg
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newlife101
neu an Bord!
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Im Norden W, 30
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Thu, 18.Aug.05, 19:21 Re: Wann ist das Leben noch liebenswert? |
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Es geht nicht nur darum, dass ich einen Mann möchte, der mich auch ohne Arbeit und Kinder nimmt. Klar, wäre es schön, jemanden an seiner Seite zu haben. Aber für mich ist es z. Z. sehr belastend, dass ich nicht in der Lage bin Jobs ohne Schmerzen und Pannen auszuüben. Und die Tatsache, dass ich keine Kinder haben kann, macht mich sehr traurig.
Sobald ich raus gehe, kommen mir Familien mit Kindern entgegen oder schwangere Frauen. Heute erst war ich bei einem Chirurgen in der Praxis und die eine Wand war mit den "Eltern"-Broschüren zugepflastert. Und auf jedem war das Gesicht eines Babys zu sehen. Ich musste mich gegen das Kind entscheiden und das dazu auf eine ekelhafte Weise. Ich habe es nicht gewusst und der verdammmte Arzt hat mich nicht genau aufgeklärt.
Natürlich wäre es dumm, das Leben nur von einer Seite zu betrachten; Arbeit und Kinder. Aber ich kann eben genau diese Dinge nicht erfüllen und das deprimiert mich unwahrscheinlich. Ich hätte gern ein Kind gehabt. Wenn nicht jetzt, dann eben später. Aber ich kann es moralisch und psychisch nicht vertreten, mit dem Leben eines Kindes Russisch Roulette zu spielen; klappt es oder klappt es nicht.
Dass ich nicht mit jemanden rede, liegt einfach daran, dass ich niemanden habe. Mein Post war schon überlang und ich musste kürzen. Daher kommt es so rüber, als wenn ich nicht reden wollte.
Meine beste Freundin wohnt nicht mehr hier und am Telefon bespreche ich keine Probleme. Ich muss dabei jemanden in die Augen sehen. Und mit meiner Mutter kann ich nicht reden, weil sie mir nicht zuhört und mir auch nicht wirklich helfen kann.
Ich habe gelernt, meine Gefühle zu verstecken. Ich bin weiterhin nach aussen freundlich, ruhig und immer lustig. Was bleibt mir dann auch anderes übrig. Im Moment habe ich wieder so eine Phase, dass ich mich zurückziehe; ich gehe nicht raus, meide Kotakt zu Mitmenschen und bewege mich in einer Traumwelt, die frei von all diesen Problemen ist. Zumindest wenn ich in diesen Bildschirm sehe .
Lieben Gruss!!!
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie
581
Süddeutschland M, 40
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Fri, 19.Aug.05, 6:50 Re: Wann ist das Leben noch liebenswert? |
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Hallo newlife101,
ich kenne mich mit Fibromyalgie nicht aus. Vielleicht kannst Du dennoch einen kleinen (Teilzeit-)Job finden, der Deinen derzeitigen Fähigkeiten entspricht. Möglichweise ist auch eine Besserung Deiner Symptome möglich.
Gegen Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit kann man eigentlich recht gut trainieren.
Selbst bei der Alzheimerkrankheit kann so der Verfall verzögert werden.
Ich trainiere z.B. eigentlich fast jeden Tag mein Gehirn. Bilder, Buchstaben, Zahlen, Symbole in einer gewissen Reihenfolge auswendig lernen und später aufsagen oder -schreiben! Macht man das täglich, wird man schnell deutlich besser darin.
Die Nervenzellen im Gehirn vernetzen sich ständig neu, alte Verbindungen werden gekappt, neue aufgebaut - durch so ein regelmäßiges Training kann man diese Prozesse positiv beeinflussen. Es entstehen mehr neue Verbindungen als abgebaut werden. Man vergisst weniger, erinnert sich schneller! - Empfehlenswert auch für gesunde Menschen!
Es gibt Gedächtnisgruppen und Literatur zu dem Thema.
Ich selber halte es für zu grausam Kinder in die Welt zu setzen, das möchte ich niemandem antun!
Dieser Grund würde mich allerdings nicht davon abhalten, (bereits schon geborene) Kinder zu adoptieren, ihnen zu versuchen ein möglichst gutes, schönes Leben zu bieten.
Allerdings lebe ich doch recht extrem, ob ein solches Umfeld für Kinder gut wäre...
Auf die Ärzte bin ich auch nicht gerade gut zu sprechen, ja sie sagen einem nicht immer alles (vorher).
Möglichst sich zusätzlich selber informieren, auch mehrere Meinungen (von verschiedenen Ärzten) einholen, kann ich nur raten.
Als Forumsunterstützerin hättest Du keine Probleme mit der Zeichenbegrenzung, ansonsten kann man den Beitrag teilen - auch wenn das hier nicht ganz so gerne gesehen wird.
Wenn Du Dich mit jemandem unterhalten möchtest, wirst Du gewisse Kompromisse eingehen müssen. Z.B. auf den Grundsatz, am Telefon keine Probleme zu besprechen, zu verzichten.
Oder Du suchst Dir ortsansässige Freunde....
Gefühle zu verstecken ist inzwischen sicherlich schon üblich geworden - ob es immer gut ist...?
Sich zuhause einzuigeln mag mal eine Zeit lang recht angenehm sein, doch wird eine Scheu vor anderen Menschen dadurch nicht gerade kleiner. Auch hier ist eine Art Training, sich (fremden) Menschen und neuen Situationen zu stellen, oft sinnvoll.
Liebe Grüße
Hans-Jörg
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