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Denker
Forums-InsiderIn
210
NRW M, 33
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Wed, 17.Aug.05, 11:08 „Unter Wert verkaufen/Die Angst etwas falsch zu machen“ |
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Ich weiss nicht, ob das der richtige Forumsbereich ist. es gehört wohl zum Thema Selbstsicherheit.
Ich habe da ein Problem. Ich habe oft das Gefühl, oftmals ist es auch nicht nur ein Gefühl, sondern es ist mir bewusst, dass ich mich absolut unter Wert verkaufe.
Mir ist das schon mal zu Schulzeiten gesagt worden. In der Grundschule war ich immer Klassenbester, war aber ein sehr stiller Schüler, dem diese Zurückhaltung nachher auf dem Gymnasium das Genick gebrochen hat.
Später, erst in der weiterführenden Schule und dann auch in der Berufsschule, machten mich der ein oder andere Lehrer darauf aufmerksam, dass ich eine Menge auf dem Kasten hätte, ich aber aufpassen solle, mich später im Beruf und auch im Leben nicht unter Wert zu verkaufen. Letztendlich hat das ja irgendwie mit einem nicht besonders ausgeprägten Selbstbewusstsein zu tun, was sich dann nun leider auch auf das Thema „Frauen“ bezieht.
Ich spüre, dass ich eigentlich nicht auf 100% laufe, sondern nur einen Bruchteil meiner Fähigkeiten in die Praxis umsetze und meine Stärken dem sozialen Umfeld zeige, um diese dann auch zu meinem Vorteil zu nutzen.
Da wäre zum einen der berufliche Teil:
Ich bin jetzt nicht karrieregeil oder so etwas in der Richtung. Aber letztes Jahr, als ich in dieser Firma angefangen habe, hat man mir mittelfristig den Abteilungsleiterposten in Aussicht gestellt, ohne dass ich nun unbedingt darauf erpicht bin/war. Aber nun gut, warum nicht mitnehmen, wenn es denn so kommt. Ich fühle mich im aktuellen Arbeitsbereich unterfordert, sehe, was Kollegen sich(jetzt etwas übertrieben ausgedrückt) für einen „Mist“ zusammenarbeiten, und würde gerne Einfluss darauf nehmen. Kann ich in meiner jetzigen Position allerdings nicht. Außerdem habe ich keine Lust, meine Kollegen zu untergraben. Schließlich bin ich nicht deren Vorgesetzter. Und anschwärzen bei der Geschäftsführung ist auch nicht mein Ding. Ich gelte hier als sehr kritischer Mensch, was von meinem Vorgesetzten auch geschätzt wird, allerdings habe ich das Gefühl, als ob man hier nicht immer für Änderungen offen ist. Nun ja, ich weiss halt nicht, ob ich offensiver werden soll und bin mir dann auch schon wieder viel zu unsicher.
Dann gibt es den allgemeinen privaten Teil:
Ich hinterfrage alles, habe Angst etwas falsch zu machen. Das fängt bei so dummen Kleinigkeiten an wie: “Haue ich jetzt diesen Nagel in die Wand? Ich könnte ja eine Leitung treffen!“ Ich muss mich immer vergewissern, ob das, was ich machen möchte, richtig ist. Der Prozentsatz, dass die Entscheidung dieses oder jenes zu tun richtig ist, muss schon nahe 100% liegen. Ich lebe also recht risikoarm und das finde ich langweilig, da ich mich vieler Möglichkeiten beraube. Ich würde das gerne ändern. Aber wie?
„Interessante frauen“ kennenlernen.
Möchte ich hier nur kurz anreissen, da schon in anderen Threads ausführlich angesprochen. Das gleiche in grün. Ich verkaufe mich unter Wert, traue mir nicht soviel zu und vermeide (nahezu)jegliches Risiko.
Ich würde mich gerne mal selber überraschen. In der Theorie ist das ja alles gut und schön. Aber ich komme einfach nicht zum umsetzen meiner erkenntnisse(die ich ja teilweise durchaus habe). Ich bin ja einsichtig, offen und kooperativ und es gibt ja nicht nur schlechte menschen auf dieser welt....
Vielleicht geht es ja dem einen oder anderen ähnlich. Vielleicht gibt es auch jemanden mit für mich neuen denk- bzw. lösungsansätzen.
Lg
denker
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_________________ Wer gesund ist hat viele Wünsche. Wer krank ist hat nur Einen. |
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iki
Helferlein
124
Köln W, 40
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Wed, 17.Aug.05, 19:30 Re: „Unter Wert verkaufen/Die Angst etwas falsch zu machen“ |
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Hallo Denker,
diesen Beitrag hätte auch ich schreiben können. Ich habe genau das gleiche Problem. Allerdings mit dem Unterschied, dass es bei mir eigentlich erst ab dem Gymnasium so ist. Bis zur 6. Klasse war ich eine wirklich gute Schülerin, dann wurden die Klassen neu zusammengestellt (wegen 2. Fremdsprache) und ich bekam leider sehr viele Klassenkameraden für die es wichtiger war ‚gut auszusehen’, andere fertigzumachen und ähnliches als gute Leistungen in der Schule zu bringen. Da war ich schnell der Streber und wurde verhöhnt. Irgendwann hab ich dann nicht mehr so gut mitgearbeitet, aus purem Selbstschutz.
Bei der Arbeit habe ich dann auch schnell gemerkt dass es nicht erwünscht war dass ich als ‚die Neue’ schnellere und bessere Lösungen gefunden habe. Aber da konnte ich wenigstens in meinem Aufgabenbereich sehr gute Ergebnisse bringen. Als Konsequenz daraus musste ich mich mit dem Mobbing von zwei missgünstigen und - ich sag jetzt mal - unfähigen Kolleginnen rumärgern. Zum Glück konnten sie mir aber nichts anhängen. Ich allerdings habe mich oft gefragt wie die Kollegen mit dem was sie alles nicht wissen/nicht können bisher ihre Aufgaben halbwegs zufrieden stellend erledigen konnten.
Mir liegt es einfach nicht mich und das was ich kann irgendwie in den Vordergrund zu spielen. Leider herrscht aber anscheinend die Meinung dass derjenige, der sich und was er kann nicht ständig in den Vordergrund stellt auch nichts kann.
Es passiert mir immer wieder dass Leute total überrascht sind was ich alles weiß und kann. Leider wurde das in den seltensten Fällen akzeptiert (die haben ich dann aber auch total genossen) sondern ich wurde angefeindet (vermutlich) weil ich jetzt nicht mehr das kleine Dummchen war das keine Ahnung hat und/oder nichts kann, sondern weil sie mich dann plötzlich als Bedrohung für sich angesehen haben.
Das ständige Hinterfragen von allem was ich tue kenne ich nur zu gut. Ich überlege bei fast allem was passieren kann wenn ich es tue, was das für Auswirkungen für mich und für andere hat und das selbe für den Fall dass ich es nicht tue.
Ich halte mich eigentlich nicht für Konfliktscheu. Ich diskutiere gerne, bleibe dabei sachlich, ruhig und fair. Wahrscheinlich ist es das, weswegen ich versuche anderen so wenig wie möglich Reibungspunkte zu bieten. Ich habe bisher kaum jemanden getroffen der auch diesen Diskussionsstil hat. Die meisten werden laut, unsachlich, persönlich und beleidigend. Vor allem wenn sie bemerken dass sie nicht unbedingt Recht haben.
Daß ich mein Licht unter den Scheffel stelle ist bei mir also purer Selbstschutz.
Zum Glück kann ich sehr gut einschätzen wann ich wie viel von dem was ich kann preisgeben kann ohne anzuecken.
Es ist leider so dass die meisten Menschen nur das wahrnehmen was laut und auffällig ist und derjenige, der sich nicht in den Vordergrund spielt obwohl er es könnte anscheinend selber Schuld ist und auf der Strecke bleiben muß.
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Denker
Forums-InsiderIn
210
NRW M, 33
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Wed, 17.Aug.05, 21:55 Re: „Unter Wert verkaufen/Die Angst etwas falsch zu machen“ |
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hi iki
Quote: | Da war ich schnell der Streber und wurde verhöhnt. Irgendwann hab ich dann nicht mehr so gut mitgearbeitet, aus purem Selbstschutz. |
auf dem gymnasium war ich kein streber. ich habe halt gedacht, dass geht so einfach weiter wie auf der grundschule. auf der anderen seite konnte ich mich als stiller genossse nicht profilieren und vor allem in den mündlichen fächern durchsetzen, so dass ich später auch das ein oder andere mal von den lehrern!! blosgestellt wurde. psychologisch/pädagogisch äußerst schwach. wenn ich damals selbsbewusster gewesen wäre, hätte ich mich gewehrt. allerdings wäre es dann wohl auch nie zu den situationen gekommen. vielleicht wollten die mich herauslocken!?? aber mit 13/14 oder 15/16 war ich eher eingeschüchtert.
Quote: | Bei der Arbeit habe ich dann auch schnell gemerkt dass es nicht erwünscht war dass ich als ‚die Neue’ schnellere und bessere Lösungen gefunden habe.... Als Konsequenz daraus musste ich mich mit dem Mobbing von zwei missgünstigen und - ich sag jetzt mal - unfähigen Kolleginnen rumärgern. Zum Glück konnten sie mir aber nichts anhängen. Ich allerdings habe mich oft gefragt wie die Kollegen mit dem was sie alles nicht wissen/nicht können bisher ihre Aufgaben halbwegs zufrieden stellend erledigen konnten. |
mit mobbing habe ich keine probleme. das umfeld in der firma ist eigentlich sehr gut. der draht zur geschäftsführung auch. aber irgendwie fühle ich mich limitiert. es wird demnächst mitarbeitergespräche geben, wo zielsetzungen besprochen werden. vielleicht eine gute gelegenheit, sich mal ein wenig in den vordergrund zu spielen.
Quote: | Mir liegt es einfach nicht mich und das was ich kann irgendwie in den Vordergrund zu spielen. Leider herrscht aber anscheinend die Meinung dass derjenige, der sich und was er kann nicht ständig in den Vordergrund stellt auch nichts kann. |
nun ja, die dümmsten bauern ernten immer die dicksten kartoffeln. man muss sich halt gut verkaufen könenn. nicht umsonst kannst du als vertriebler in der wirtschaft am meisten kohle machen. du musst nur labern können. wenn dazu noch fachwissen kommt, kann dir nix mehr passieren. aber wichtig ist die fähigkeit zur verkaufskommunikation.
Quote: | Das ständige Hinterfragen von allem was ich tue kenne ich nur zu gut. Ich überlege bei fast allem was passieren kann wenn ich es tue, was das für Auswirkungen für mich und für andere hat und das selbe für den Fall dass ich es nicht tue. |
letztendlich betrügen wir uns ja selber um nicht gelebte und ausprobierte dinge. es geht uns soviel durch. sicherlich ersparen wir uns auch negative erfahrungen, aber durch negative erlebnisse lernt man ja auch,gewinnt positive erkenntnisse und macht zukünftig weniger fehler. das ist ja wie mit den frauen ansprechen und einen korb kriegen. ich trau mich nicht, ein korb wäre eine negative erfahrung, daher lasse ich es, weil ich eben nicht so denke, wie oben erwünscht.
Quote: | Ich halte mich eigentlich nicht für Konfliktscheu. Ich diskutiere gerne, bleibe dabei sachlich, ruhig und fair. Wahrscheinlich ist es das, weswegen ich versuche anderen so wenig wie möglich Reibungspunkte zu bieten. Ich habe bisher kaum jemanden getroffen der auch diesen Diskussionsstil hat. Die meisten werden laut, unsachlich, persönlich und beleidigend. Vor allem wenn sie bemerken dass sie nicht unbedingt Recht haben. |
ich streite mich auch sehr selten, obwohl ich auch gerne konträre positionen einnehem. bleibe aber auch immer sachlich und fahre eigentlich nie aus der haut. manchmal wünschte ich mir, ich würde emotional einfach mal so richtig ausrasten, jemanden zusammenstauchen oder einfach die pure emotion hinausschreien....
....... aber man könnte ja negativ auffallen
Quote: | Daß ich mein Licht unter den Scheffel stelle ist bei mir also purer Selbstschutz. |
das ist bei mir wohl eher die fehlende selbstsicherheit, wobei selbstschutz bei mir auch ein thema ist.
denker
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