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Sasisi
neu an Bord!
1
Wien W, 25
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Wed, 17.Aug.05, 8:53 Soziopath? Wie helfen? |
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hallo,
ich weiß nicht, ob mir jemand wirklich helfen kann.
mein freund ist ein richtiger soziopath im ursprünglichen sinn:
miss-achtung jegilcher regeln und bestimmungen
aggressivität (sehr streitsüchtig)
keinerlei schuldbewusstsein
das schlimmste für mich ist, er kann sich absolut nie in andere personen hineinversetzen, reagiert auf traurigkeit und jegliche andere negative empfindungen anderer mit unverständnis und missmut. am schlimmsten reagiert er auf krankheit. anstatt sich um den anderen zu kümmern oder ihm soweit wie möglich zu helfen ist er beleidigt weil seine bedürfnisse hinten anstehen müssen.
das schlimmste ist, dass er sich nicht nur mir gegenüber so verhält sondern auch seinen kindern gegenüber.
wenn ich versuche, ihn darauf hinzuweisen, wird er wütend und sagt, dass er sich solche vorwürfe nicht anhören muss, weil ich masslos übertreibe und das alles gar nicht wahr ist - immerhin hat er ja gestern katzenstreu gekauft weil ich nicht einkaufen gehen kann....
ich weiß echt nicht mehr was ich tun soll. kann man einem soziopathen überhaupt helfen? ist eine beziehung mit einem sochen überhaupt möglich (außer wenn man ganz auf seine eigenen bedürfnisse verzichten würde)?
außerdem würde mich interessieren, wie man soziopath wird. liegt das an der erziehung oder ist so etwas angeboren?
ich wäre sehr dankbar für alle beiträge die es mir und ihm leichter machen können.
danke
[size-9](Hinweis Admin: Betreffzeile von der "Diagnoseform" in die Frageform geaendert.)[/size]
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Quote: | außerdem würde mich interessieren, wie man soziopath wird. liegt das an der erziehung oder ist so etwas angeboren? |
In meinen Augen ist es ein Irrtum zu glauben, ein Mensch müsse zu sozialem Verhalten erzogen werden. Ich kenn die Diskussionen mit Erzieherinnen, die vom unsozialen Kind sprechen. Meiner Ansicht nach sprechen diese aber immer von Kindern, die vom Storch direkt bei ihnen vorbeigebracht worden und vergessen dass das Kind bereits einen, wenn auch kurzen, Lebensweg hinter sich hat.
Wenn ich die primäre Natur eines kleinen Menschen soweit zerdrücke, erfrieren, verhungern lasse, dass er schließlich seiner Natur selbst nicht mehr vertraut, stelle ich sicher Symptome fest, die mir „beweisen“, dass er von Natur aus unsozial, wild, bösartig ist. Wenn ich dann mit meinem Erziehungsapparat komme und ihm soziales Verhalten beibringen will, bringe ich ihm eigentlich nur bei, mein Verständnis zu übernehmen. Vermutlich ähneln sich die Idealvorstellung vom gut erzogenen Menschen und die Verhaltensweisen eines Menschen, der sich kennt und seine Usprünglichkeit lebt. Die Realität von gut erzogenen Menschen führt einen leider zu dem scheinbaren Rätsel von Situationen, wo Menschen im weitesten Sinne Amoklaufen.
Der Witz dabei ist, dass das Kind mein Verhalten auch übernehmen würde, wenn es in seiner primären Natur belassen würde. Das kann es aber nichtmehr), es ist unsicher. Ich lebe ihm aber nun ein Sozialverhalten vor, was in mir ebenfalls konditioniert ist. Scheinbar ist da aber das Problem, dass meine eigene Konditionierung zu sozialem Verhalten mich dazu treibt, dass ich nicht sehe, WAS ich weitergebe . Wenn also ein Kind in seiner neugierigen und lebendigen Ursprünglichkeit gehindert wird u. gleichzeitig Sozialverhalten nur von Menschen abkucken kann, die ihr eigenes Verhalten nicht durchschauen, dann bleibt nur Erziehung zu einem Verhalten, was den gesell. Normen entspricht. Abweichungen werden dann zum Schutze der Guten zu Bildern von Störungen/Erkrankungen zusammengefasst.
Quote: | ich weiß echt nicht mehr was ich tun soll. kann man einem soziopathen überhaupt helfen? ist eine beziehung überhaupt möglich? |
Ich denke, es kommt drauf an, ob du glauben kannst, dass sein Verhalten nicht endgültig oder was heute so modern wird genetisch sein muss. Das andere wäre, dass er selbst nen Anlass sehen müsste, sich selbst wahrzunehmen. Es kann sein, dass er so eingezwängt ist, dass du von außen nicht an ihn herankommen kannst und dass er verstandesmäßig auch nicht in sich eindringen kann. Mir ist nicht klar, ob du mit ihm so wie er jetzt ist, überhaupt zusammensein möchtest.
Ich denke, der einzige Weg wäre, dass du versuchst herauszufinden warum er so ist. Schließt du dort aber frühkindliche/pränatale Erfahrungen usw. aus, dann macht es ja keinen Sinn.
Nen Soziopathen mit neuen Regeln und Härte zu sozialem Verhalten bringen zu wollen, ist in meinen Augen aussichtslos, es seidenn, man „bricht“ ihn. Von so etwas halte ich absolut nichts. Wenn du dir die Erfolgs-qualitäten der Strafgefangenenresozialisierung der letzten Jahrzehnte anschaust, wirst du den Gedanken evtl. fallenlassen. Viel interessanter finde ich die Ansätze einiger selbstaufopfersicher Mitarbeiter in der Jugendarbeit mit Strafgefangenen, die einen anderen Weg gehen. Meiner Meinung nach besteht dort zumindest in einem kleinen Rahmen begründete Hoffnung, dass „Soziopathen“ doch mit einfühlsamer Hilfe geöffnet und „zurückgeholt“ werden. Härte und Ausgrenzen sei gesamtgesellschaftlich billiger/realisierbarer, so sagt man uns.
Ich denke, es ist möglich deinem Freund zu helfen, dazu ist aber eine ganz einfühlsame und sanfte Art und Weise nötig, seine Festungsmauer zu durchdringen und dann an seinen Kern vorzudringen. Dabei ist´s vermutlich unvermeidbar, deine eigenen Erwartungen an eine Beziehung zu durchleuchten. Welche Möglichkeiten euer Beziehung da im Moment bietet, könntest du mal ausloten.
Viele Grüße
Hiob
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