Klage wg. Mobbing

sporadischer Gast 14 BW W, 35

Vllt. ist das dafür nicht das richtige Forum. Vllt. aber doch? Ich werde in kürze Klage gegen meinen direkten Chef (= höchster Chef hier in der Firma) wg. Mobbing einreichen. Was habe ich zu beachten?

Ich werde morgen zum Hausarzt gehen und mich wg. einer "nervlichen Überlastung" (die ich deshalb wirklich habe) krankschreiben lassen. Das auch um etwas Abstand zu gewinnen und damit ich mir einen Anwalt suchen kann, wo ich mich beraten lassen kann usw. und natürlich auch einen neuen Job.

PS: Mit Zeugen bzgl. der Klage kann ich nicht rechnen, da hier jeder um seine Existenz bangt. Ich bin also auf mich allein gestellt.

Helferlein 31 Süddeutschland , 40

Hallo f-angel,
achte darauf, dass der Anwalt ein Fachanwalt für Arbeitsrecht ist. Dann gibt es Mobbingberatungsstellen, an die man sich wenden kann. Schau mal im Internet unter den Stichworten "Mobbingzentrale" oder "Mobbingberatungsstelle".
Es gibt ein gutes Buch, das werd ich dir demnächst nennen, muss noch meine Literaturliste etwas suchen.
Vorab empfehle ich dir, ein Mobbing-Tagebuch zu führen. Du schreibst mit Datum und Uhrzeitin eine Art Tabelle rein, was dein Chef gemacht hat, was er gesagt hat, in welchem Zusammenhang, wie du reagiert hast und was du dabei empfunden hast (körperliche und/oder seelische Reaktion).
Dann, ohne deine Sichtweise in Frage zu stellen: Ist es tatsächlich Mobbing? Denn der Vorwurf des Mobbing, wenn er nicht haltbar ist, kann auch ins Gegenteil umschlagen. Also, es gibt eine Definition von Mobbing. kann ich dir noch nachreichen.

Grüße, Rosanna

sporadischer Gast 14 BW W, 35

Danke Rosanna. Ja, ich habe heute auch mit dem Anwalt (spezialisiert auf Arbeitsrecht & Mobbing) gesprochen. Eine Mobbingklage ist sehr schwierig, zumal ich mittlerweilen bereits kurz vorm Ausscheiden stehe und meine "nervliche Überlastung" also ganz einfach damit in Zusammenhang gebracht werden wird. Anderseits habe ich auch ein paar schriftliche "Beweise" und die werden wir uns nächste Woche mal gemeinsam anschauen.

Helferlein 31 Süddeutschland , 40

Hallo f-angel,

die Definition von Heinz Leymann, dem Mobbing-Papst, ist: Mobbing ist dann gegeben, wenn eine oder mehrere von 45 genau beschriebenen Handlungen über ein halbes Jahr oder länger mindestens einmal pro Woche vorkommen. Es gibt noch andere Definitionen.

Mir hat es damals nach meiner Situation geholfen, nochmals Bücher darüber zu lesen. Ich war von Berufs/Studium wegen vorgebildet in Sachen Mobbing und dachte, ich wäre vorbereitet, ich wüßte doch, wie sich das äußert. Von wegen. Steckte tief drin und dachte immer noch, ich nähme falsch war...

Interessant, aber wirklich nur, wenn man Abstand zu der Sache bekommen hat, ist auch das Buch "Der Mobbing-Report", eine Repräsentativstudie für die BRD, herausgegeben in der Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Da ist das Mobbingrisiko differenziert u.a. nach Berufsgruppen und Branchen aufgeführt. Nicht zu fassen!

Dann gibt es ganz aktuell ein neues Urteil, nachzulesen hier:

http://www.landesarbeitsgericht.thueringen.de/urteile/5%20Sa%2063_04.h tm

Alles Gute nochmal und viel Kraft! Rosanna

sporadischer Gast 9 Deutschland W, 24

Hallo f-angel,

wünsche dir viel Erfolg mit deiner Klage. Kann dich sehr gut verstehen!

Habe schon immer mit sehr vielen Frauen zusammen gearbeitet bzw. gejobbt und bin auch schon immer gemobbt worden! Laughing

Kann es sein (- f-angel, ich meine jetzt nicht deinen Fall damit), dass viele Menschen, die genau so labil und "schwach" sind wie ich, oft einfach nicht mit Kritik und einem schärferem Ton umgehen können?

Was ich mich schon über viele Arbeitskolleginnen beschwert habe und geheult habe! Very Happy

Naja, damals war mir nicht zum lachen zu Mute... Sad

sporadischer Gast 14 BW W, 35

Danke Euch beiden.

Mogli wrote:

Kann es sein (- f-angel, ich meine jetzt nicht deinen Fall damit), dass viele Menschen, die genau so labil und "schwach" sind wie ich, oft einfach nicht mit Kritik und einem schärferem Ton umgehen können?

Ich denke, das hast Du gut beobachtet und es wäre sicher ein wichtiger Ansatz, um an sich selbst zu arbeiten, wenn einem sowas öfter passiert.

Bei mir geht es um eine über 12-jährige Karriere in einem grossen Unternehmen. Ich hatte 6 verschiedene direkte Chefs und 2 Übergeordnete, von denen 7 jederzeit sehr zufrieden mit mir und meiner Arbeit waren. An meiner Arbeit und den Erfolgen hat sich nichts geändert, nur habe ich jetzt einen Chef, der mir von Anfang an alles madig gemacht hat, somit wurden aus Kompetenz und Führungsqualität schliesslich Unprofessionalität und Unfähigkeit (letzteres bzgl Kommunikation und Führung). Ich enstpreche nicht seinem Bild von einer Führungspersönlichkeit, wobei die Erfolge und Ergebnisse immernoch ganz beständig anderes beweisen.

Ehrlich gesagt habe ich unter diesen Umständen auch keine Lust mehr, hier weiterzuarbeiten und gegen Windmühlen zu kämpfen. Nur ist es eben nicht besonders schön, so rausgemobbt zu werden und ich dachte, im Sinne der Gerechtigkeit, sollte ich dagegen schon vorgehen. Da dies ja offensichtlich ziemlich aussichtlos ist und nur Geld und Nerven kosten wird, kann ich es auch sein lassen und unter "schlechter Erfahrung" verbuchen. Das nächste Mal wünsche ich mir für mich selbst, dass ich den Absprung eher schaffe, denn ich bin mir selbst viel zu viel wert, als um mich zum "Fussabtreter der Nation" degradieren zu lassen.

Danke Euch für Euren Zuspruch!

Helferlein 57 Österreich, Wien M, 36

Mogli wrote:

Kann es sein , dass viele Menschen, die genau so labil und "schwach" sind wie ich, oft einfach nicht mit Kritik und einem schärferem Ton umgehen können?(

Da gibt es auch eine andere Sichtweise.

Menschen, die "labil und schwach" sind, lassen in einem Ton und auf eine Art mit sich umspringen, die jeden, der das wegstecken müsste, Bauchschmerzen bereiten würde.

p.s.: Ich kenn die Deine Situation nicht, es gibt auch Situationen, bei denen es schwer / unmöglich ist, das abzustellen (Da hilft dann nur aushalten oder job ändern). Oft beobachte ich aber, dass es, wenn es einen Täter gibt, auch ein Opfer gibt, dass im erlaubt, so mit Ihm / Ihr umzugehen.

neu an Bord! 1 Deutschland W, 34

Hallo,

ich glaube nicht, dass Menschen, die gemobbt/gebosst werden so schwach sind, wie sie selbst meinen.

Hätte der Mobber sonst einen Grund zu mobben??

Ich denke vielmehr, dass die, die gemobbt werden über persönliche Fähigkeiten/ Fertigkeiten verfügen, die den Neid des Mobbers/ der Mobber nach sich ziehen.

Denn Leute die labil sind, muss man nicht mobben!

LG Schlappi

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

schlappi wrote:

Hätte der Mobber sonst einen Grund zu mobben??

Ja.

Es reicht aus,

- wenn eine Person auf einer Halbtagsstelle ist, die anderen auf einer Ganztagsstelle.

- eine Person andere Temperatur- oder Frischluftbedürfnisse hat als die anderen.

- eine Person im Gegensatz zu den anderen nicht arbeitet.

- eine Person komisch gekleidet ist oder gar stinkt.

- eine Person pausenlos dummes Zeug schwätzt.

- eine Person sich in Nationalität, Regionalität, Religion oder Geschlecht von den anderen unterscheidet.

Kurzum eben einfach anders ist. Das kann positiv oder negativ sein. Neid ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Mobbingopfer können zwar über bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, es muss aber nicht so sein.

Natürlich muss man labile Leute nicht mobben, man muss niemanden mobben. Trotzdem tun es einige Leute.

sporadischer Gast 14 BW W, 35

Jelka wrote:

Kurzum eben einfach anders ist.

Das ist der Schlüsselpunkt!

Manche Chefs - vor allem die mit einem Kontrolltick - haben auch einfach Angst, weil sie über eine bestimmte Person keine Kontrolle erlangen oder weil sie wisse, dass die andere Person sie in die Tasche stecken könnte (zu stark ist bzw. stärker als er ist) oder einfach weil die Person "zu viel" weiss und ihm gefährlich werden könnte... usw.

Ich werde nicht klagen - ich habe eine Umsetzung im Konzern angeregt und nun eine tolle Stelle an anderem Standort (anderes Land sogar) bekommen. Ich bin so froh, dass das hier bald ein Ende hat und mir geht es nun schon wieder viiiiiel besser. (War zwischenzeitl. beim Arzt und musste Antidepressiva und Beruhigungs-/ Schlafmittel nehmen und hatte mehrere Wochen frei.)

Ich kann wirklich nur jedem raten - möglichst rechtzeitig die "Zeichen" zu erkennen (was schwierig ist) und dann schnellstmöglich einen Schlussstrich zu ziehen. Alles andere macht Dich früher od. später echt fertig und krank. Und DAS muss man sich nicht geben!

PS: Mein Anwalt (Arbeitsrecht u.a. auch Mobbing) hat für die Mobbing-Klage keine Chancen gesehen. Also lieber weg und noch das bestmögliche mitnehmen.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Klage wg. Mobbing