ICH will keinen Sex mehr!

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Hallo...

...eigentlich wäre es sicher sinnvoll mein Problem als Antwort auf den anderen Thread zu geben, aber da ich hätte ich gerne eigene Antworten...

Ich bin 33 Jahre alt und etwa seit einem halben Jahr verheiratet. Als ich meine Frau kennen lernte war es eine mehr als erfüllende Sexualität zwischen uns. Gleichzeitig muss wohl erwähnt werden, dass ich nie damit gerechnet hätte, mit einer derart großartigen Frau zusammen sein zu dürfen. Ich bin ein Spätentwickler und hatte eigentlich erst mit 23 Jahren meinen ersten Coitus, obwohl ich mich schon sehr lange selbst befriedigte. Vorher hatte ich bei Frauen immer Panik, dass ich es nicht "bringen" würde und verweigerte oft den Sex mit Ausreden. Gleichzeitig hatte ich ein dringendes Bedürfnis eine Partnerin und auch Sex zu haben. Zwischen längeren Beziehungen tobte ich mich dann auch immer mit wechselnden Partnerinnen aus, sodass ich eigentlich reichhaltige Erfahrungen habe. Wie und warum Sexualität mal gut und mal schlecht bei längeren Beziehungen funktioniert ist mir bis heute ein absolutes Rätsel...Zurück zu meiner derzeitigen Situation:

Ende letzten Jahres (quasi kurz vor unserer Hochzeit) waren meine Frau und ich etwa ein Jahr zusammen und ich war in therapeutischer Behandlung aufgrund depressiver Zustände (später bekam ich leichte Antidepressiva). Damals trat zum ersten Mal dieses seltsame Gefühl von Berührungsunwillem, ja fast Ekel, auf, der nichts mit ihr zu tun hatte. Ihre Berührungen kitzelten mich oder ließen unangenehme Schauer entstehen. Meine Apetenz ließ zunehmend nach. Wir heirateten und zogen zusammen. Nachdem das Problem mehrfach auftrat erwähnte ich in einem Gespräch, dass ich das Gefühl hätte oftmals keine Lust zu haben. Für sie war es ein schlimmer Schlag und unsere Beziehung erlitt durch dieses Geständnis eine krasse Schieflage. Das war irgendwann Anfang Mai...

Von da an wurde alles sehr kompliziert. Ich begann mich permanent zu hinterfragen, ob meine Libido da ist oder nicht, wann immer Sex sich entwickelte. Doch meine Appetenz verweigerte zunehmend die Initation. Wenn wir dann Sex hatten, entkrampfte ich mich jedoch (sogenannte "Hänger" habe ich selten). Die Wochen drauf kam dieser Sexkonflikt immer wieder regelmäßig hoch. Sie war frustriert darüber, dass wir nicht genug Sex hatten und fühlte sich von mir nicht begehrt. Ich war zu Tränen verzweifelt, weil ich sie liebe und über alle Maßen begehre (sie ist die schönste Frau die ich kenne) und trotzdem nicht mit meiner Libido zurecht kam. Schließlich erwähnte sie, dass sie in frühren Beziehungen an diesem Punkt schon längst auf andere Männer des Sex wegen ausgewichen wäre, es aber bei uns nicht tun wolle. Ich bekam Panik. Schließlich meinte sie, dass sie ihre Initiative beim Sex aufgeben wolle. Sie überlasse es jetzt mir... Jeden Tag den ich seither nach Hause gekommen bin, quält mich der Gedanke meine Frau nicht zu befriedigen: meine Appetenz verweigerte sich weiter. Morgens wache ich unerregt auf und habe das Gefühl, dass ich Albträume hatte. Das Komische ist, dass eigentlich sonst alles zwischen uns gut läuft. NUR dieses beschissene SEXthema ist wie eine alles zersetzende Krankheit zwischen uns. Es gab dann drei Wochen wo alles nach außen hin okay schien und ich mal relativ entspannt, mal widerwillig Sex initiierte. Dann kam das Thema wieder darauf und als sie mich fragte, wie es denn mit meiner Libido wäre, meinte ich "Nicht so gut". Bumm, war das Disaster wieder da. Jetzt sagte sie, dass sie erstmal gar keinen Sex mehr haben wolle, was mich schwer traf...

Kurzum...jetzt redet sie wieder von anderen Leuten die sich Lover nehmen. Sie findet es nicht gut, aber...Ich habe Angst um uns, denn ich fühle wie der Leistungsdruck mit meiner Problematik exponential wirkt...
Achja...wie haben etwa 2-3mal pro Woche Sex (unter dem Vorzeichen, dass ich mir dabei schwer tue anzufangen und sie es gar nicht mehr tut).

Was läuft falsch? Sad

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Könnte an dem Antidepressivum gelegen haben...

War es ein SSRI???

Hab selber mal Fluctin bzw. Cipramil bekommen. Wärend dieser Zeit und LANGE danach hatte ich überhaupt keine Lust.

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Ich glaube nicht, dass es am Antidepressiva liegt. Die Entwicklung zeichnete sich schon vorher ab... Ich denke eher, dass es mit meiner psychischen Situation zu tun hat (die letztlich zu Antidepressiva führte).

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Ja, die Depression als solche kann auch die Libido killen. Aber glaub mir, der Libidoverlust durch SSRIs ist eine der häufigsten Nebenwirkungen.

Was hast Du den bekommen?

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Das Präparat hieß Moclobemid...und ich habe es seit Anfang Dezember 04 etwa 6 Wochen genommen.

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Hmm. Das ist ein MAO-Hemmer.
Die verursachen dieses Problem eigentlich nicht so. Eher im Gegenteil. Hat dein Arzt im Prinzip gut ausgewählt.
Hat es dier denn geholfen. Wie war die Lust wärend der Einnahme. Auch schlecht?

Sechs Wochen sind EXTREM kurz. Fast zu kurz um die Wirkung eines Antidepressivums überhaupt zu spüren!
Hast Du die Behandlung von dir aus abgebrochen?
Falls ja, hopp, zurück auf Droge!!! Laughing

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Ich habe während der Einnahme keine Veränderungen meiner Libido wahrgenommen. Ich bekam das Präparat wegen einer kurzfristig akuten Situation, die sich so sonst nicht darstellte. Ich glaube, dass meine Unfähigkeit mit Konflikten adäquat umzugehen, eher sofort zu verzweifeln und Kritik an meiner Person wie eine tonnenschwere Last mit mir herumzu tragen das Problem noch forcieren. Kurz: ich entspanne mich eigentlich NIE. Früher war ich morgens immer noch rein und "glücklich". Jeder Tag begann mit einem sonnigen Gefühl. Jetzt denke ich ab der ersten Minute meines Aufwachens nur noch daran, wie ich meine Frau glücklich machen kann, obich ihr genug bin, was meine Fehler sind und wie ich sie beseitigen kann. Hat sie morgens schlechte Laune...ist mir den Rest des Tages flau, ich bin unglücklich und habe kaum Kraft. Ist sie fröhlich, bin ich glücklich und überschlage mich förmlich. Aber jetzt, wo sie eigentlich wegen der Sexsache latent unglücklich ist, arbeite ich mich auch nur noch selten aus dem Tal der Traurigkeit raus. Es ist ein Teufelskreis...und uns fehlt die gemeinsame Kraft ihn durch Verständnis, Sanftheit und Zärtlichkeit zu durchbrechen.

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Manchmal glaube ich, dass ich einfach nur mal wieder dieses Glücksgefühl zurück brauche...einmal wieder richtig glücklich sein...und dann kommt auch die Libido wieder.

Am Sonntag war sie krank und ich konnte sie umsorgen...plötzlich hatte ich wieder richtig Lust und wir hatten zweimal guten Sex hintereinander...am nächsten Tag war wieder alles wie vorher...Warum?

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Weiss deine Frau von deiner "Spätentwicklung"?
Weiss sie, was es für dich bedeutet sie "gefunden" zu haben?
Bedingt ja sicher schon die Art und Weise wie sie mit dir umgeht.

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Ja..sie weiß das, aber ich denke oft in der letzte Zeit, dass sie viele meiner Aussagen in Sachen Liebe und Nähe nicht recht glaubt, da ES ja nicht funktioniert. Ich glaube, daß für sie "der ganze Baum faul ist, weil die Äpfel nicht recht prall werden wollen"...naja...eher eine ungeeignete Metapher.

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Quote:

Ich glaube, daß für sie "der ganze Baum faul ist, weil die Äpfel nicht recht prall werden wollen"...naja...eher eine ungeeignete Metapher.

Ja, glaub ich auch.

Kann ich mir auch nicht so recht vorstellen.
Wie alt ist deine Frau denn? Hat sie eine starke Libido?

Ich bin sicher auch nicht der richtige um dir zu helfen. Neutral

Stecke ja in der Situation in der Du früher warst und würde mich schon freuen, wenn ich wüsste wie ich das mal halbwegs auf die Reihe kriege...

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Meine Frau ist 30 und sie hat eigentlich ein sehr gesundes ausgeprägtes Sexualbedürfnis...

...wir haben gerade telefoniert. Sie ist sehr deprimiert und will mich heute nicht mehr sehen. Ich weiß keinen Rat mehr. Diese gute Beziehung geht vor die Hunde weil wir keinen gemeinsamen sexuellen Nenner finden. Ich bin zerschmettert....

Helferlein 63 irgendwo... M, 28

Quote:

...wir haben gerade telefoniert. Sie ist sehr deprimiert und will mich heute nicht mehr sehen.

Sorry, tut mir leid. Neutral

Kann mir aber irgendwie überhaupt nicht vorstellen, dass eine gute Beziehung an sowas scheitern soll.
Kann es sein, dass Du deine Panik ein wenig auf deine Frau überträgst?
Ist eine gewagte These, so aus der Entfernung, ich weiss. Wäre selber sicher sauer, wenn jemand das vermuten würde...
Aber es ist schwierig aus deinen Ausführungen richtig schlau zu werden und sich ein Bild zu machen.

sporadischer Gast 9 Niedersachsen M, 33

Das nehme ich dir nicht übel. Ich bin momentan auch noch in Therapie. Ja, ich habe Angst, Panik & Verzweifelung darüber, dass mir das was ich mir immer gwünscht habe aus den Händen gleitet. Verdammt, ich will einfach nur, dass mich meine Frau in den Arm nimmt...dass wir verständnisvoll füreinander sind und dieses Problem durch Vertrauen lösen. Aber das funktioniert nicht. Sie lässt mich nicht an sich ran und vergräbt sich mit ihrer Frustration und ihrer Traurighkeit in sich selbst. Wenn ich mehr wissen will, wird sie hart und unerbittlich, aggressiv zornig und regnativ, während ich matt werde, ihren Zorn nicht ertragen kann, mir plötzlich alle Worte fehlen, ich verzweifle und schließlich in Tränen ausbreche (ja...ich bin ein Mann (33) der eigentlich sein Leben im Griff hat und heult...). Wir gehen so unterschiedlich mit allem um, dass wir an diesem Punkt, an diesem Problem uns nicht verstehen können und vom anderen glauben, er ließe uns alleine...

neu an Bord! 3 Deutschland W, 44

Hallo Dorian,
da habt Ihr zu Beginn der Ehe ja gleich eine recht große Belastungsprobe zu bestehen!

Aufgefallen ist mir, dass es heutzutage doch eher ungewöhnlich ist, vor dem Zusammenziehen zu heiraten und sich nicht erst mal im Alltag aneinander zu gewöhnen. War das denn ihr oder dein Wunsch?

Aufgefallen ist mir außerdem noch, dass Ihr wohl nicht ganz auf derselben Ebene zu sein scheint. Es klingt fast so, als fühltest du dich ihr ein wenig unterlegen (Dein Satz: "du hast nicht damit gerechnet, mit einer so großartigen Frau zusammen sein zu dürfen" bringt mich darauf). Und als ob du nun alles tun müsstest, sie zufrieden zu stellen, sonst könntest du sie wieder verlieren.

Dies ist ein enormer Druck für dich!

Natürlich verschärft sie diesen Druck mit ihren Anspielungen, dass andere sich in ihrer Situation Lover suchen, ganz immens. Ich finde diese Drohung im Grunde unfair. Will sie nun DICH oder will sie einen x-beliebigen Lover?

Natürlich resultiert diese Drohung sicher zum großen Teil aus ihrem Gefühl des Verletztseins heraus, wenn sie sich von dir nicht begehrt fühlt. Nur wirkt sie halt völlig kontraproduktiv.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du sie begehrt hast, als sie krank war und du sie umsorgen konntest. Es gab keinen Erfolgsdruck.

Aus deiner Schilderung deiner psychischen Befindlichkeit entnehme ich auch, dass du ein eher sensibler Mensch bist. Solche Menschen - ich gehöre auch dazu - funktionieren nicht auf Knopfdruck. Sie nehmen Veränderungen deutlich wahr und reagieren darauf. Und die Sexualität ist ein äußerst sensibler Bereich. Der Verlust der Libido kann ein Symptom für Veränderungen, tiefer liegende Probleme usw. sein.

Es wäre eine gute Möglichkeit, mit deiner Frau zusammen zu einer Paartherapie zu gehen. Wenn beide Partner dazu bereit sind, wirklich offen zu sein, kann eine Paartherapie erstaunlich viel bewirken!

Wenn du selbst das Gefühl hast, noch zu wenig Selbstvertrauen zu haben (z.B. die Abhängigkeit von der Laune deiner Frau) könntest du auch in deiner eigenen Therapie noch weiter an dir arbeiten. Auch das könnte dir helfen, mit dem Erfolgsdruck gelassener umzugehen.

Eine Partnerschaft ist nie ein Status quo. Beide Partner verändern sich, auch die Beziehung selbst verändert sich im Laufe der Zeit, durchläuft Höhen und Tiefen. Und mit ihr auch die Sexualität.

Ich bin übrigens 15 Jahre verheiratet und meine Ehe hat schon etliche Talfahrten und Höhenflüge hinter sich (u.a. wegen meiner Depressionen) ... wenn du noch Fragen an mich hast, gerne !

Liebe Grüße,
Askia

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