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random
neu an Bord!
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Oberfranken M, 21
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Fri, 05.Aug.05, 0:18 leben zieht an mir vorbei |
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Hallo,
ich bin neu hier. Ich hab nun auch schon einige Zeit hier mitgelesen und kann mich mit einigen durchaus identifizieren. Also ich habe auch so manche Probleme mit meinen Mitmenschen:
Kurz gesagt: Ich habe, je nachdem welche Kriterien ich anwende, null bis zwei freunde, und hatte noch nie eine Freundin. Meine einzigen Vertrauenspersonen sind meine Eltern und Bruder.
Ich habe mir schon viele Gedanken gemacht, warum das so ist, bin aber nicht richtig weiter gekommen und geholfen hat mir das auch nicht. Ich habe meine Beobachtungen einmal etwas zusammengefasst, vielleicht fällt ja jemanden dazu etwas ein:
Bis vor zwei Jahren hatte ich überhaupt keine Freunde, von dem meisten wurde einfach nur ignoriert oder (wegen meiner zwischenmenschlichen Schwächen) belächelt. In der Einführungswoche (oder im Wohnheim) habe ich zu Studiumsbeginn, doch ganz unerwartet Freunde gefunden. Leider ist deren Anzahl seitdem wieder stetig gesunken (war ich zu langweilig? zu seltsam?). So sind meine Kontakte heute auf die oben erwähnten zwei Personen zusammengeschrumpft, das hat sehr wehgetan. Wir restlichen drei gehen etwa alle 2 bis 3 Wochen gemeinsam weg (irgendein Cafe oder Kino). Wir sind alle irgendwie Außenseiter, und nur deswegen zusammen, weil keiner allein sein will.
Es gibt außerdem etwa 10 „Assoziierte“, ich meine Leute, mit denen ich eigentlich nur Smalltalk führe. Die meisten Mitstudenten (etwa 300) und ich ignorieren uns gegenseitig, was mir ziemlich peinlich ist.
Ich habe große Probleme einzuschätzen, was andere von mir denken und wie sie zu mir stehen.
Freundschaften entstanden immer nur, wenn andere auf mich zugingen; von mir aus kommen da kaum Impulse, ich bin schon zu enttäuscht, und mache mir keine Hoffnung auf Erfolg. Manchmal denke ich wirklich: „wenn die Welt dir den Rücken kehrt, dann kehre ihr auch den Rücken.“.
Mir kommt es vor, dass ich fast alles, was man so in seiner Teenagerzeit lernt, verpasst habe:
(a) ich bin extrem unselbstständig: ich traue mich bis heute nicht einen Arzt zu suchen , fühle mich unwohl bei so einfachen Sachen wie Tanken und Einkaufen; ich brauche bei Entscheidungen die Bestätigung meiner Eltern, dass es so OK ist
(b) meine sexuelle Erfahrung ist identisch 0: es gab nicht einmal flüchtige Berührungen (mal abgesehen von zwei Abschiedsumarmungen, die mir dann auch unangenehm waren)
(c) ich bin mir noch nicht einmal bei meiner sexuellen Orientierung sicher: ich tippe einmal auf schwul oder bisexuell, habe aber den bösen Verdacht, dass mich Männer nur interessieren, weil sie im Gegensatz zu Frauen, für mich erreichbar scheinen
(d) In Gruppen gehe ich unter, schon ab etwa 4 Leuten sage ich nichts mehr: spätestens wenn die Themen „Sex und Beziehungen“ oder „Partys“ fallen, wünschte ich mir unsichtbar zu sein;
(e) Regelmäßig flüchte ich in Tagträumerin um meine jetzige Situation zu verdrängen
Ich bin momentan völlig orientierungslos im Leben, ich bin mir nicht sicher was ich will, noch was ich tun soll, ob ich versuchen soll mein Leben zu ändern und wenn ja wie. Ich studiere momentan nur so vor mich hin (früher hat mich das noch begeistert), und werde im Wesentlichen nur älter. Ich sehe nur wie die Zeit vergeht aber nichts passiert, von der „Jugend“ habe ich noch nicht viel mitbekommen.
Dabei bin ich doch erst 21! Soweit ich das sehe, haben die anderen in meinen Semester nicht diese Probleme. Sie haben doch wenigstens Spaß im jetzigen Leben.
So, schon mal danke an alle, die bis jetzt durchgehalten haben.
Ich habe etwas gegoogelt, und fand viele Krankheiten, die man sich für solche Probleme ausgedacht hat. Ich halte mich zwar nicht wirklich für krank, kann das aber nicht objektiv einschätzen. Was meint ihr dazu:
Was ist mit mir los? Sollte ich vielleicht einmal mit meinen Hausarzt sprechen? Wenn ja, was soll ich dem dann sagen? Bin ich „normal“, nur etwas komisch und besonders selbstmitleidig?
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_________________ "Ein Schiff im Hafen ist am sichersten. Aber dafür wurde es nicht gebaut." |
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Karola
Forums-InsiderIn
354
Deutschland W, 33
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Fri, 05.Aug.05, 1:07 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo random,
ich kenne das, was Du schreibst. Ich habe auch das Gefühl, vieles im Leben verpasst zu haben, was auch nicht so leicht nachzuholen ist. Leider bin ich auch schon bereits 10 Jahre älter als Du.
Ich tue mich auch schwer, auf Leute zuzugehen und hatte auch noch keinen richtigen Freund bzw. habe mich auch schon gefragt, wie denn meine Orientierung nun eigentlich sei. Ich dachte auch schon, dass ich auf Frauen stehen könnte, aber das kam mir nur in den Sinn, weil ich vor Männern wohl noch mehr Angst habe und Frauen mir also vertrauter sind. Also weiß ich immer noch nicht richtig, ob ich nun lesbisch bin oder hetero.
Als ich Deinen Beitrag las, kam mir als erstes Soziale Phobie in den Sinn. Hast Du davon schon gehört? Es gibt hier auch bereits viele Beiträge dazu. Bei der Sozialen Phobie hat man Ängste, sich sozialen Situationen auszusetzen ( z.B. Einkaufen, Smalltalk) uns vermeidet diese dann im Extremfall völlig. Könnte das bei Dir sein? Man hat total die Bewertungs- und Kritkängste durch andere.
Ich habe das auch und habe dadurch auch wenig Freundinnen. Bin eh kein Partytyp.
Was ja ganz gut ist ist,d ass Du im Studentenwohnheim wohnst und da Kontakte gefunden hast. Für mich wäre so ein Wohnheim überhaupt nicht da richtige, brauche eine eigene Wohnung oder Zimmer. Aber da ist dann auch wieder die Gefahr, dass man sich zu sehr zurückzieht und so ändert sich dann natürlich auch nichts.
Ja, ich würde schonmal Deinen Hausarzt auf Deine Situation ansprechen. Du bist jetzt wohl zum Studium in eine andere Stadt gezogen, oder? Aber es war ja auch schon davor so, dass Du eher Außenseiter warst. Also ist die Situation jetzt nur offensichtlicher geworden, so dass Du Dich jetzt schlechter fühlst, weil Du Dich natürlich auch mit den anderen vergleichst, die wohl das Studentenleben genießen und schnell neue Kontakte gefunden haben.
Viele Grüße
Karola
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Karola
Forums-InsiderIn
354
Deutschland W, 33
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Fri, 05.Aug.05, 1:12 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo nochmal,
hast Du schonmal an eine Therapie gedacht? Das könnte Dir bestimmt helfen. Dazu könnte Dich Dein Hausarzt überweisen oder Du suchst Dir direkt einen Therapeuten.
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Scully666
neu an Bord!
4
Hamburg W, 26
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Fri, 05.Aug.05, 13:22 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo random,
tja, was soll man dazu sagen, du hast es doch im Grunde schon selbst erkannt. Es fängt doch mit deinem Benutzernamen an: random, der Zufall. Welchen Eindruck möchtest du denn bei anderen hinterlassen, wenn du schon mit deinem Namen ausdrückst, daß du dich für beliebig, austauschbar, zufällig hälst?
Du schreibst doch selbst, daß von dir keine Impulse kommen, daß Freundschaften nur entstehen, wenn die anderen etwas tun. Was sollen denn die anderen machen? Andere Leute haben auch nicht unbegrenzt Selbstbewußtsein (auch wenn sie selbstbewußter wirken als du), und wenn von jemanden keine positiven Reaktionen kommen, beziehen sie das oft auf sich und denken, du magst sie nicht. Selbst deinen Freunden unterstellst du, daß sie nur aus Mangel an Alternativen mit dir rumhängen.Aber auch anderen fällt es schwer, auf fremde zuzugehen, etwas positives zu sagen und so, aber sie tun es trotzdem. Es sei denn, es kommt gar nichts zurück wie bei dir.
Übe doch einmal, deiner Umwelt zu zeigen, daß du Interesse an ihnen hast. Fang einfach an, bei deiner Familie. Sag ihnen, daß du sie magst. Versuche positive Signale auszusenden. Und wenn du schon tagträumst, dann versuch etwas glückliches zu träumen, damit du ein Lächeln auf dem Gesicht hast. Beim nächsten Einkaufen sagst du etwas nettes zu der Verkäuferin, wünsche ihr einen angenehmen Nachmittag oder so!
Und dann gehst du zu deinen "Assoziierten" und fragst, ob ihr nicht mal was machen wollt (kannst ja einen Vorwand suchen, ein gemeinsames Referat oder sowas). Und zum Schluß die Fremden
Du schaffst das!
Auf meinem Kalenderblatt steht übrigens heute: "Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen." Also, trage die Riesenmauer um dich herum ab, fang jetzt gleich mit einem kleinen Kieselstein an...
Lieben Gruß
Scully
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atlan
Forums-InsiderIn
221
Düsseldorf M, 40
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Fri, 05.Aug.05, 15:14 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hi random
du sagst das du alle Entscheidungen von deinen Eltern absegnen lässt. Wie war das in deiner Kindheit , haben dich deine Eltern ermutig Sachen zu machen, auf andere zuzugehen? Wie bist du aufgewachsen, eher behütet und unselbständig oder doch mehr fordernd? Wie ist dein Bruder in dieser Beziehung (junger-älter?) ist er selbstständiger als du? Wie würdest du dich beschreiben - sowohl vom Erscheinungsbild her als auch vom Charakter?
Glaubst du das dir die Zeit im Wohnheim insgesamt mehr gut tut weil du gezwungen bist selbstständiger zu agieren oder möchtest du lieber nach Hause wo du von allem abgeschirmt bist?
Ich sehe es so das dir die Zeit insgesamt gut tut. Es ist dir immerhin schon gelungen von bisher Null auf zwei Freunde oder besser Bekannstchaften zu kommen.
Was die sexuelle Orientierung angeht. Ich glaube wie du das die homosexuellen Gedanken davon getragen sind das Männer eher erreichbar scheinen. Kannst du es dir in Gedanken wirklich vorstellen? Also nicht nur der reine Sex sondern auch Zärtlichkeiten geben und empfangen? Oder sperrt sich da was und du möchtest doch eher die Wärme und Zuneigung einer Frau spüren?
Woran machst du fest das dich die anderen ignorieren - kann es vielleicht eher sein das du sie ignorierst bzw dich so ablehnend verhältst das dieses so gedeutet wird?
Was sind deine Ängste wenn du z.B tanken fährst?
Atlan
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Juwel In The Crown
neu an Bord!
4
Österreich W, 21
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Fri, 05.Aug.05, 17:13 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Also, Random, was könnte ich dir raten? Ich kann mich übrigens sehr gut in dich und deine Situation einfühlen, da ich auch solche „Problemchen“ habe.
Zweifle nicht sosehr an dich selbst. Meiner Meinung nach, bist nicht DU krank, sondern die anderen – eben, die, die der Spaßgesellschaft verfallen sind. Und erst recht wirst du krank werden, wenn du dich mit solchen Menschen abgibst. Also, musst du Gleichgesinnte finden. Ansonsten bezweifle ich stark, dass du glücklich werden wirst. Und was heißt hier, du hast nicht „viel von der Jugend mitbekommen?“ Was ist Jugend überhaupt für dich??? Wie definierst du sie? Man ist in der Jugend kein anderer Mensch; die Jugend ist eine Phase des Lernens, das Sammeln von Erfahrungen. Gut, das tut man ohnehin das ganze Leben lang, aber ich denke, in der Jugend wird man am meisten davon geprägt. Stell dir also vielmehr die Frage: Inwiefern hat dich die Jugend geprägt??? Schätze dich glücklich, dass du diese Spaßgesellschaft „überblicken“ kannst, dass du davon nichts abgewinnen kannst. Meiner Meinung nach bist du viel wertvoller als „diese“ Menschen, die den Sinn des Lebens darin sehen, das Leben zu „vergessen“, indem sie sich von den grellern Lichtern der Spaßgesellschaft blenden lassen. Solche Menschen können sich meist keine eigene Meinung bilden, schwimmen träge mit der Masse mit, sind oberflächlich und glauben nur an Dinge, die sie sehen und anfassen können. Sei also glücklich darüber, dass du „anders“ bist und zwar auf eine besondere Art und Weise.
Ich gehe mal auf deine erwähnten Punkte ein.
a)Also, unselbstständig bin ich auch, aber ich habe herausgefunden, dass das alles Übungssache ist. Und auch, wenn man auf die Gefahr hinausläuft, einen Fehler zu machen – es ist absoluter Unsinn sich vor Fehlern zu fürchten. Wie solltest du denn sonst lernen und Erfahrungen sammeln??? Und vor anderen Menschen brauchst du dich auch nicht zu fürchten. Ich habe mir eine zeitlang eingeredet, dass sie mich alle anstarren und irgendetwas Negatives über mich denken. Aber das ist Quatsch, die nehmen dich gar nicht wahr, du bist denen egal. Und wenn doch, dann musst du dir einfach sagen: „Ihr habt ein Problem? Na gut, dann habt ihr eben eines! Na und?
b)Mach dir keinen Kopf darüber. Irgendwann wirst du lächelnd den Kopf darüber schütteln. Und vor Berührungen brauchst du dich nicht zu fürchten. Ohne Liebe und Zuwendung sind die Menschen nichts als Leichen. Nur die Liebe kann uns lebendig machen.
c)Hm, knifflig. Aber da wirst du sicher noch draufkommen! Egal, wie du dich entscheidest: Du bist und wirst immer ein wertvoller Mensch bleiben, der es verdient hat, geliebt zu werden.
d)So, da kann ich mehr darüber sagen. Oberflächlichkeiten und Smalltalk – was für eine Qual! Und in größeren Gruppen mutier ich auch ganz schnell zu einem winzigen, stummen Mäuschen. Wie ich es schon erwähnt habe: Du musst dir Gleichgesinnte suchen. Solche belanglosen Gespräche scheinen dir ganz und gar nichts zu geben. Aber du könntest dir Floskeln zurechtlegen. Und wenn ein Thema ansteht, wo du mitreden willst und kannst, dann tu es einfach. Denk nicht nach – denn das ist der Fehler! Mund auf und raus mit den Worten! Denn du hast viel zu sagen. Und auf diese Weise könnte es möglich sein, dass du Gleichgesinnte findest. Denn viele verstellen sich. Und: Was könntest du dabei schon verlieren? Ich meine, sterben wirst du ja wohl kaum dabei. Du musst jetzt nicht gerade die ultimative Quasselstrippe spielen; mach zunächst nur kleine Schritte. Auch zuhören ist wichtig.
Ich weiß zwar nicht, ob ich dir damit helfen kann, aber das sind eben meine Erfahrungen. Und ich weiß auch, dass es schwer ist, Gleichgesinnte zu finden. Das Internet könnte dir da von Nutzen sein. Sei mutig. Du kannst zwar nichts verlieren, wenn du nicht wagst – aber du kannst auf diese Weise auch nichts gewinnen.
Dem Mutigen gehört die Welt!
Liebe Grüße, Juwel In The Crown
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Juwel In The Crown
neu an Bord!
4
Österreich W, 21
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Fri, 05.Aug.05, 17:18 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hoppla, Random, ich habe doch tatsächlich Punkt e) vergessen.
Also, dass mit den Tagträumen finde ich ganz und gar nicht schlimm. Bin doch auch so eine Träumerin.
Ich würde mal sagen: Sei froh, dass du soviel Phantasie besitzt und sie auch ausleben kannst. Denn alles - egal was - fing irgendwann mal mit einem Gedanken, einer Vision, einen Traum an! Mal ehrlich: Wäre diese Welt ohne Phantasie zu ertragen???
Liebe Grüße, Juwel In The Crown
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Pecorin
Helferlein
118
Köln M, 28
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Sat, 06.Aug.05, 0:12 Re: leben zieht an mir vorbei |
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random wrote: | Was meint ihr dazu:
Was ist mit mir los? Sollte ich vielleicht einmal mit meinen Hausarzt sprechen? Wenn ja, was soll ich dem dann sagen? Bin ich „normal“, nur etwas komisch und besonders selbstmitleidig? |
Du sollst zur Psycho-Therapie...
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random
neu an Bord!
3
Oberfranken M, 21
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Sun, 07.Aug.05, 0:46 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo,
Entschuldigung für meine späte Antwort, aber ich wollte auch etwas Sinnvolles schrieben, wenn ihr schon so viel Zeit aufwendet.
@ Karola
Ich habe schon von Sozialen Phobien gehört. Ich denke aber, dass das nicht auf mich zutrifft:
Ich leide in solchen Situation (Einkaufen, aber auch Gespräche mit nicht vertrauten Personen) nicht wirklich unter Angst. Es ist vielmehr eine starke Nervosität (etwa zittern, oder beschleunigtes Atmen) die mich dann überfällt. Es stimmt, manchmal fühle ich mich ein bisschen beobachtet und bei Gesprächen befürchte ich, mich komisch auszudrücken, zu aufdringlich zu sein oder zu verhaspeln oder einfach eine so abweichende Meinung zu äußern, dass ich völlig missverstanden werde. Also mich belastet das jetzt zwar nicht sooo stark, aber es stört. Meistens brauche ich immer eine Viertelstunde „Aufwärmzeit“, dann geht es und ich bringe die Sache möglichst schnell über die Bühne; ein Vermeidungsverhalten habe ich bei mir noch nicht entdeckt. Wenn ich etwas oft genug mache oder es lang genug dauert, bessert sich das auch, und es gibt Phasen, da fehlt diese Nervosität fast völlig.
Ich habe mir auch gedacht, dass es wohl das Beste ist ich spreche meinen Hausarzt einmal an. Nur wie fragt man da? So gut kenne ich ihn auch nicht, als das ich da plötzlich mein Herz ausschütten könnte. Ich habe mir überlegt, ob ich ihn auf Depressionen anspreche (so falsch ist das glaube ich gar nicht), das ist einmal ganz unverfänglich. Wenn wir dann ins Gespräch kommen, kann ich ihm ja dann die restlichen Probleme schildern.
Ich habe noch Angst, dass er mich gar nicht versteht und am Schluss nur meint: „Ham’ sie sich nicht so, ich habe auch ein Jahr gebraucht, bis ich mit meiner Frau zusammengekommen bin.“ (oder irgendwelche anderen Mutmacher)
@atlan
Ich glaube, meine Eltern haben mir immer zu wenig abverlangt: Um alltägliche Sachen musste ich mich nie kümmern. Das Ermutigen haben meine Eltern bald aufgegeben, die Beziehung zu meinen Mitschülern war, denke ich, daheim nur selten Thema. Ich habe mich aber auch nie eingeengt gefühlt.
Das Wohnheim war eine bewusste Entscheidung, ich wollte gezielt mich zu mehr Selbständigkeit zwingen. Das hat zwar nicht ganz funktioniert, aber es war trotzdem eine gute Wahl. Ich habe mich objektiv gesehen seit meinem Studium wohl um einiges gebessert.
Tja, wie würde ich mich beschreiben? Nachdenklich, unauffällig, ziemlich schüchtern, vielleicht verklemmt, selbstkritisch, wahrscheinlich wirke ich auf die meisten etwas arrogant
Grüße, random
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_________________ "Ein Schiff im Hafen ist am sichersten. Aber dafür wurde es nicht gebaut." |
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random
neu an Bord!
3
Oberfranken M, 21
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Sun, 07.Aug.05, 0:48 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo noch mal,
vielen Dank für eure Ermutigungen.
Mich hat es verblüfft, dass hier einige es gar nicht so schlimm sehen, wenn man tagträumt. Mir macht es aber Sorgen, dass ich in eine Phantasiewelt abdriften könnte. Ich versuche daher mich schnell mit irgendetwas abzulenken oder über etwas Sinnvolles nachzudenken, wenn ich mit der Träumerei anfange.
Ich möchte gar nicht zum Partyknaller mutieren, der jeden Morgen mit Kater in einem anderen Bett aufwacht und sich an nichts erinnern kann. (Wobei das jetzt auch nicht wirklich schlimm ist, wenn man damit glücklich wird.) Das Problem ist aber, dass in meinem Semester viele Leute sind, die eigentlich ganz OK sind und sehr wohl ihre eigene Meinung besitzen, aber trotzdem ihr Studentendasein völlig auskosten. Andere leben in einer festen Beziehung und sind ganz glücklich damit. Dahin will ich auch ganz gerne.
Die fehlenden sexuellen Erfahrungen per se drücken auch nicht so stakt, eher die fehlende Zuneigung. Es macht mich immer sehr traurig, wenn ich sehe, dass mir Dinge, die für fast alle Menschen völlig natürlich sind, fehlen. (Frühling und Sommer sind besonders schlimm: überall wimmelt es nur so von glücklichen Pärchen; wegschauen ist unmöglich)
Doch kommt es auch den meisten komisch oder verdächtig vor, wenn einer in meinem Alter da noch keine Erfahrungen hat.
Das mit dem einfach Mund aufmachen, ist leicht gesagt. Man kann sehr wohl etwas dabei verlieren: Ich habe Hemmungen viel zu reden, weil ich befürchte, wenn ich etwas sage, dass ich etwas Falsches sage und das wenige, was ich habe verliere, so dass es sich endgültig bestätigt, dass ich für Freundschaften nichts tauge. Dass das etwa auf dasselbe hinausläuft, ist mir klar, hilft aber nicht und macht mich noch verzweifelter.
Einfach so auf andere Menschen zuzugehen, fällt mir relativ schwer. Ich habe durchaus schon einige Male versucht, den Kontakt mit „Assoziierten“ zu vertiefen; das ist mir aber nicht gelungen, und zwei Misserfolge hintereinander reichen bei mir, um einen Versuch aufzugeben.
Mir fehlt da glaube ich auch das nötige Taktgefühl: wenn ich mit ein paar Leuten am Tisch sitze, und die einen Kinobesuch ausmachen, darf ich mich da einklinken und fragen ob ich mitkommen kann? Darf ich einfach eine Gruppe fragen, ob ich bei deren Übungsgruppe mitmachen kann? Ab wann kann ich vorschlagen, einen Abend etwas gemeinsam zu unternehmen. Allgemein konnte ich einen Kontakt nur dann intensivieren, wenn die Impulse vom anderen aus kamen (das ist schon lange vorbei). Meine eigene soziale Kompetenz ist anscheinend, mit dem Erhalt des Status Quo völlig ausgeschöpft.
Wie gesagt, ich denke nicht es liegt einfach daran, dass ich bisher nur die Falschen getroffen habe.
Gruss, random
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_________________ "Ein Schiff im Hafen ist am sichersten. Aber dafür wurde es nicht gebaut." |
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Karola
Forums-InsiderIn
354
Deutschland W, 33
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Tue, 09.Aug.05, 13:32 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hallo random,
ich denke schon, dass Du eine Soziale Phobie hast, auch wenn Du meinst, es wäre nicht direkt Angst, sondern nur Nervosität im Umgang mit anderen. Aber Du hast ja auch Angst, immer was Falsches zu sagen, das ist u.a auch ein Merkmal von SP und blockiert Dich ja auch, so dass Du dann ja auch nicht Du selbst sein kannst.
Sicherlich fehlt dir auch eine gewisse soziale Kompetenz, wenn Du nicht weißt, wie Du dich in Gruppen verhalten sollst und ob Du bestimmte Fragen stellen "darfst". Es ist aber kein Wunder, dass Du da noch Nachholbedarf hast. Versuche mal, weniger anderen zu vertrauen, was diese machen oder sagen. Ist nicht einfach, denn so wie Du erzogen wurdest, brauchtest Du Dich ja nie um etwas zu kümmern und wurdest nicht gerade zur Selbständigkeit erzogen. Diese Dir nie beigebrachten "sozialen Fertigkeiten" zu erlernen ist mühevoll und braucht Zeit, die Du Dir auch geben solltest. Finde es auch schon sehr gut, dass Du jetzt im Wohnheim wohnst und da Kontakte knüpfen kannst.
Karola
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rob_
sporadischer Gast
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DD M, 20
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Tue, 09.Aug.05, 19:12 Re: leben zieht an mir vorbei |
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Hier TAucht immer wieder die Formulierung auf, einen "wahren Freund" zu haben. Es würde mich mal interessieren, was von eurer Sicht aus einen solchen "wahren Freund" charachterisiert. Vieleicht ist ja schon die Erwartungshaltung das Problem...
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