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meryem
sporadischer Gast
6
Köln W, 34
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Wed, 20.Jul.05, 11:17 Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo an Alle!
Bin zum ersten mal in diesem Forum und habe ein dickes Problem: Mein Freund ist Alexithymiker und im Umgang mit mir oft ziemlich fies und gemein. Er war 2 Jahre in Behandlung und teilweise schien es ihm auch gut zu tun. Ich weiß um seine Erkrankung. Ich weiß, daß Empathie, Gefühle bei sich und anderen für ihn teilweise blinde Punkte sind. Doch manchmal leide ich richtig darunter. Ich habe ihn so lieb, er hat auch so viele gute Seiten, aber diese Gefühllosigkeit ab und an macht mich echt fertig. Er kann dann so gemein sein. Hat jemand von Euch Erfahrungen damit? Ich weiß nicht mehr weiter und diese Beziehung geht mir teilweise echt so was von an die Substanz.
Er kann dann mit seinen Gemeinheiten nicht aufhören. Er ist so emotional unbeteiligt, läßt mich auffliegen, argumentiert so sachlich, aber es geht doch um Gefühle. Wie soll ich ihm sachlich erklären, dáß ich mich oft übergangen, mies behandelt fühle????
Kann mir jemand helfen?????
Liebe Grüße an alle
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie
581
Süddeutschland M, 40
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Sat, 23.Jul.05, 5:39 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo meryem,
erkläre ihm doch, dass es da noch ein für ihn offensichtlich nicht wahrnehmbares Etwas gibt, eine unbekannte Größe, die Dir aber sehr wichtig ist. Auch wenn er dieses Unbekannte nicht spüren kann, so muss er doch auf es eingehen, Rücksicht darauf nehmen, wenn er die Beziehung aufrecht erhalten möchte.
Dann soll er die Gefühle eben als mathematische Unbekannte behandeln und sich von Dir gewisse "Regeln", im Umgang mit dieser Unbekannten erklären lassen und diese dann ganz logisch befolgen.
LG Hans-Jörg
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meryem
sporadischer Gast
6
Köln W, 34
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Sat, 23.Jul.05, 7:19 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Hans-Jörg
Danke für deine Antwort.
Auf diese Art hat es manchmal schon funktioniert. Meist sagt er, daß er nicht versteht, was ich meine/fühle (glaube ich ihm auch), daß er sich Mühe gibt, aber es nicht kann. Dann tut er mir auch so leid. Dann sage ich mir, man kann von einem Gehbehinderten auch kein Laufen erwarten.
Doch manchmal ist er so egozentrisch, so auf sich und seine Bedürfnisse bedacht, er hört mir nicht zu.
Gibt es das, eine Art Blindenschrift für emotional Blinde???
Langsam merke ich, daß es mir immer schlechter geht. Obwohl mein Freund wirklich kein schlechter Mensch ist. Er hat schon ein gutes Herz. Aber durch seine Alexithymie ist er auch manipulativ, kalt, berechnend. Und dann wieder sehr liebevoll, sehr fürsorglich, sehr lieb. Und das macht mich fertig. Ich kann nicht sagen, wann er wie reagieren wird. Es gibt gute Phasen und dann ganz schlimme.
Ich versuche selber so sachlich wie möglich zu bleiben, weil ich weiß, dass es ihm hilft. Aber auf der Gefühlsebene fühle ich mich auch oft sehr alleine. Kann ihm "Beziehungsregeln" nicht erklären, da diese nichts mit Intellekt zu tun haben.
Ich glaube, ich brauche eine Art Auszeit für mich. Dringend.
LG
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Hans-Jörg
Forums-Gruftie
581
Süddeutschland M, 40
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Sat, 23.Jul.05, 10:06 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo meryem,
tja, einfach ist das Ganze für Dich sicherlich nicht.
Wie steht er denn zu einer Beziehungspause?
Wechselt das bei ihm zeitlich bedingt oder ist seine manchmal emotionale Reaktion eher auf verschiedene "Themen" fixiert?
Die "Beziehungsregeln" könnte er auch einfach akzeptieren, ohne einen Sinn darin zu sehen, wie man auch Naturgesetze quasi als Grundbedingungen akzeptieren muss.
Die Frage für ihn ist vermutlich, warum er das tun soll. Wenn er kaum einen Grund dafür sieht, wird es natürlich schwierig.
Ob es eine Blindenschrift für emotional Blinde gibt - keine Ahnung. Und wenn, dann müsste er auch noch bereit sein sie zu lernen.
Ich kann's schon verstehen, dass Dich das auf längere Zeit stark belastet und Du eine Auszeit dringend brauchst.
Was kann man da noch raten...
LG Hans-Jörg
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Rosanna
Helferlein
31
Süddeutschland , 40
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Sun, 24.Jul.05, 1:04 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Meryem,
ich verstehe dich gut. Ich habe vor einiger Zeit auf einen Beitrag in einem anderen Thread geantwortet, vielleicht magst du mal schauen?
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=11227
Ich würde mich über einen Austausch mit dir freuen und mich würde auch interessieren, ob du das kennst, was ich hier schildere.
Liebe Grüße, Rosanna
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meryem
sporadischer Gast
6
Köln W, 34
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Sun, 24.Jul.05, 7:41 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Rosanna, Hallo Hans-Jörg
@ Rosanna:
ja, das alles kenne ich nur zu gut. Er hat im Grunde kein Problem mit seinem "Zustand".
Manchmal beneide ich ihn sogar um seine Gefühllosigkeit. Ich denke, ihm geht es in vielen Dingen "besser" als mir.
Ich habe ihm vorgestern gesagt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Habe ihm so sachlich wie möglich erklärt, was mir in der Beziehung fehlt.
Gestern war er besonders "kuschel"-bedürftig, meinte, er sei verunsichert. Aber inhaltlich (zB. sich bewußt auch Zeit für mich nehmen, mich fragen, wie wir einen Tag gestalten sollen, mich einbeziehen) hat er nicht gemacht.
Ich mag auch nicht mehr kuscheln. Danach ist mir schon lange nicht mehr, ich fühle mich nicht ernst genommen.
Ich glaube, ich bin an einem Punkt, wo ich mich mehr auf mich konzentriere, von ihm weg. Er hat mich in den letzten Wochen immer wieder sehr tief verletzt. Ich fühle mich richtig ausgebrannt, innerlich vollkommen müde. Er hat auch nicht verstanden, wenn ich "Stop" gesagt habe.
Es ist schmerzlich, da es so keine Beziehung mehr ist. Jeder macht sein Ding, verzieht sich in den jeweiligen Räumen.
Ich weiß nicht, wie es ihm damit geht. Ob er überhaupt irgendwas empfindet außer "Verunsicherung". Aber er kann auch nicht. Obwohl er viele andere emotionale Seiten hat, aber es gibt Bereiche, wo er einfach so ist.
Rosanna, ich weiß nicht, wie du die Kraft über 20 Jahre lang hattest. Dein Bild von der Pflegerin ist sicherlich auch gut. Ich überdenke gerade mein Bild in der Beziehung.
Ich bewundere deine Ausdauer, deine Kraft und Geduld.
Im Grunde bin ich eine fröhliche, lebensfrohe, vitale, geduldige Frau mit viel Kraft, bin belastbar und bodenständig. Diese Seiten sind in der letzten Zeit etwas angegriffen. Darum möchte ich mich mehr kümmern.
@ Hans-Jörg:
Danke für das Bild mit den "Naturgesetzen". Ich denke, daß dies etwas ist, womit mein Freund auch etwas anfangen kann.
Sein Verhalten ist schon abhängig von beruflichem Streß. Dann ist es ganz besonders schlimm.
Es kommt aber auch oft genug vor, daß er zB. seine Geburtstagsparty an einem Wochenende plant, alle Leute einlädt und ganz genau weiß, dass ich an dem Wochenende nicht kann. Er hat nicht verstanden, dass er mich damit verletzt hat. Er ist auch egozentrisch, wenn er seine Bedürfnisse hat, ist ihm alles andere erst mal egal. Er zeigt auch keine Einsicht, bis er bekommen hat, was er wollte. Dann erst, wenn er sieht, dass er zu weit gegangen ist, lenkt er ein. Aber da ist es schon passiert. Und solche Situationen gab es viele.
Ich danke euch beiden. Es tut mir sehr gut, hier einiges zu schreiben. Ich fühle mich dann auch nicht mehr so alleine.
Liebe Grüße an Euch
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Rosanna
Helferlein
31
Süddeutschland , 40
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Mon, 25.Jul.05, 0:01 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Meryem,
woher ich die Kraft hergenommen habe? Nun, damals glaubte ich tatsächlich, ich könnte meinen Mann noch ändern. Irgendwann hatte ich dazu schlichtweg keine Kraft mehr, die Kinder brauchten mich und ich hatte oft das Gefühl, mein Mann ist das vierte Kind und das anstrengendste.
Als ich vor ca. 5 1/2 Jahren wieder mal einen Ausraster wegen ihm hatte, machte es in mir klick: Mir wurde klar, dass meine ganzen Ausraster immer nur für 1-2 Tage Besserung bei meinem Mann auslösten, dann war wieder alles beim Alten. Ab da war ich innerlich viel ruhiger und bin kaum noch ausgerastet. Mein Mann hat die Veränderung natürlich bemerkt, spätestens als ich bei den üblichen Situationen nicht mehr ausgerastet bin. Ich hatte wieder mehr Energie, die ich dann aber für mich nutzte , d.h. ich bereitete meinen beruflichen Neuanfang vor.
Allerdings muss ich sagen, dass ich sehr leidensfähig bin. Ich dachte oft: Warum mach ich das alles mit? Andere Frauen wären längst gegangen. Also hab ich selber auch einen Anteil daran, dass ich das alles aushalte. Trotz der Gefühle, die noch sehr lange da waren.
Heute geht es mir viel besser. Natürlich vermisse ich so manches, was für mich einfach in eine Beziehung reingehört. Aber wenn ich ehrlich bin, will ich im Moment gar keine andere Beziehung. Ich habe die letzten fünf Jahre viel getan, um beruflich eine ganz andere Richtung einschlagen zu können, und da steck ich meine Kraft rein. Es bliebt immer noch genug für die Kinder, meine Freundschaften und Bekanntschaften. Ich lebe MEIN Leben. Wir haben uns räumlich getrennt im Haus, seitdem kann ich mit meinem Mann viel freundschaftlicher umgehen. Das, was noch so ein bißchen übrig war in Sachen Beziehung, pflege ich nicht mehr. Es gibt ganz wenige gemeinsame Freunde, die schon hier und da vorsichtige Bemerkungen gemacht haben in Richtung euch sieht man auch nicht mehr so oft etc. Das liegt daran, dass ich nicht mehr sage: wie wäre es, wollen wir mal wieder mit A&B weggehen oder wollen wir C&D zum Grillen einladen? Immer war ich diejenige, die die Vorschläge gemacht hat, dann kam das Treffen zustande, und hinterher hab ich mich nicht gut gefühlt. Mein Mann benahm sich daneben, machte unpassende Bemerkungen etc. Wir treten von uns aus einfach nicht mehr als Paar auf, weil ich das nicht mehr will. Neulich waren wir auf einem Geburtstag eingeladen, da gingen wir schon beide hin, müssen ja nicht alle wissen, was Sache ist. Versteht doch sowieso keiner. Im September sind wir auf einer Hochzeit eingeladen, da gehen wir auch hin.
Also, ich sehe uns als WG, die Kinder sind teilweise schon erwachsen, ich bin viel authentischer, werde in letzter Zeit auch oft gefragt, warum es mir so gut geht etc.
Allerdings muss ich sagen, wenn ich damals gewusst hätte, was mal auf mich zukommt, ich wäre niemals mit meinem Mann (damals Freund) in eine Wohnung zusammengezogen. Also, so masochistisch bin ich auch wieder nicht
Für mich ist momentan die spannende Frage: Warum hab ich das die ganzen Jahre mitgemacht? Es kann nicht alleine das gewesen sein, dass ich lange Zeit finanziell von ihm abhängig war. Auch nicht die Angst davor, dass die Leute sich das Maul verreissen. Da ist noch was, was zu mir alleine gehört. Vielleicht hätte ich es auch nicht geschafft, mich von einem Mann zu trennen, der z.B. alkoholabhängig ist - ich weiss es nicht.
Neulich hab ich zu meinem Sohn gesagt, er ist mit seinen 17 Jahren sehr empathisch und hat einfach gute Umgangsformen, eine wahre Freude - gott sei dank nicht wie der Vater - wenn ich mal in eine Situation komme, wo ich beruflich oder privat irgendwo hin muss, dann nehme ich ihn als Begleitperson. Er fühlte sich sehr geehrt - mein Mann schaute bedeppert - das muss er einfach aushalten. Und das mach ich immer mehr - ich konfrontiere ihn mit den Konsequenzen, die seine Art mit sich bringt. Punkt Aus Basta.
Liebe Grüße, Rosanna
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meryem
sporadischer Gast
6
Köln W, 34
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Tue, 26.Jul.05, 8:02 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Rosanna,
vielen Dank für die lange Antwort.
Da sind schon einige Parallelen zwischen deinem Mann und meinem Freund. Mein Freund ist auch noch unehrlich. Er erzählt mal die halbe Wahrheit, mal gar nichts, dann lügt er mir ins Gesicht und fragt dann auch noch, ob ich ihm nicht vertraue.
Als es uns vor Monaten gut ging, haben wir uns auf Wohnungssuche gemacht. Eine Wohnung gefunden, genommen. Als es um den Umzug ging, kam es zu großen Problemen, Lügen, Streitereien.
Wir wohnen jetzt einen knappen Monat zusammen und die ganze Zeit frage ich mich, ob ich richtig gehandelt habe.
Es tut mir in der Seele weh, aber ich glaube nicht, daß ich es so lange mit ihm aushalten kann.
Er ist auch manipulativ.
Er ist auf der anderen Seite ein wunderbarer Mann.
Dennoch habe ich das Gefühl, in irgendwas reingeraten zu sein, was zu schnell ging, wo ich nicht richtig reagieren konnte, wo ich zur Zeit noch nicht raus weiß.
Wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mir klarer werde.
Liebe Grüße
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zwerg8
Forums-InsiderIn
365
Hessen M, 39
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Thu, 12.Jan.06, 23:37 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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@ meryem
Ich bin selbst in so'ner Beziehungskrise. Meine Frau hat mich rauskomplimentiert aus ähnlichen Gründen wie du deinen Macker. '93 ist bei mir schon mal ne Beziehung kaputtgegangen, weil SIE MIR zu emotional war und ICH IHR viel zu rational. Andererseits schon damals wurde ich von gemeinsamen Bekannten mit Mr. Spock (ihr wisst schon: von StarTrek) verglichen. Zugegeben, allzuviel habe ich mich mittlerweile nicht verändert, allerdings habe ich gelernt: im Umweg über den Verstand, aus dem ewigen Kreislauf Versuch-Irrtum-neuer Versuch konnte ich einige Emotionen meiner Mitmenschen "nachvollziehen", auch wenn mir (nach wie vor) das meiste unangebracht extrovertiert übertrieben vorkommt.
Nur, bis vor ein paar Wochen kam ich nie auf die Idee das meine Gefühlswahrnehmung die krankhaftere ist, ich dachte nur ich wär halt ein bisschen introvertiert. Dann bekam ich den Tip ich könnte mal unter Gefühlsarmut googlen, da würde ich wissen warum ich so oft Schwierigkeiten hätte Beziehungen anzufangen - und zu halten.
Nun ja ich bin lernfähig.... Am 17. diesen Monats wird das erste Mal sein dass ich die Praxis eines Psychotherapeuten von innen sehe.
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Rosanna
Helferlein
31
Süddeutschland , 40
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Fri, 13.Jan.06, 12:07 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo zwerg8,
ich finde den Schritt, den du getan hast, großartig. Ich wünsche dir, dass die Therapie dich weiterbringt.
Verstehe ich das richtig: Deine Frau hat dich "rausgeschmissen" und jetzt lebt ihr getrennt? Mich würde interessieren: Hättest du auch ohne die Trennung den Schritt getan, dich über Gefühlsarmut zu informieren und einen Termin beim Psychotherapeuten zu machen? Ich frage das deshalb, weil ich mich frage: Was muss denn noch passieren, damit mein Mann beginnt, an sich zu arbeiten? Den "Klick" hat er offensichtlich noch nicht gehabt. Und: ich bin seine erste richtig lange Beziehung, er übrigens auch meine. Davor waren wir grad mal um die 20. Jetzt sind wir Anfang 40, also beide mit wenig Beziehungserfahrung. Ich hatte allerdings vor 10 Jahren eine Affäre, die ich nach Beendigung meinem Mann auch beichtete, in der Annahme, es macht bei ihm "Klick". Von wegen - und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihm die Affäre auch nicht gestanden.
Was mich auch interessieren würde: Hatte deine Gefühlswahrnehmung auch Auswirkungen auf deine Berufswahl? Bist du in einem Beruf bzw. in einer Branche tätig, wo Gefühle und/oder der Umgang mit anderen Menschen kaum eine Rolle spielen, ausser im Umgag mit dem Chef und mit Kollegen?
Ich stelle dir Fragen, weil ich verstehen möchte. Ich kenne außer meinen Mann noch einen anderen Mann, einen uralten, guten Freund von mir, mit dem sind Gespräche auf der Gefühlsebene kaum möglich. Das einzige, was ich bei ihm in dieser Richtung erlebt habe, war eine schwere Krise, als seine Lebensgefährtin mitsamt gemeinsamer Tochter sich von ihm getrennt hat. Da brach für ihn eine Welt zusammen. Und in dieser Zeit schrieb er mir mails von einer solchen Gefühlstiefe, dass es mich fast umgehauen hat. Ist das bei dir auch so? Hast du in schweren Krisen tiefere Empfindungen? Wenn ja, kannst du dich dann schriftlich besser ausdrücken als mündlich?
Ich glaube, das reicht jetzt mal an Fragen. Würde mich freuen, von dir zu lesen.
Alles Gute, Rosanna
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zwerg8
Forums-InsiderIn
365
Hessen M, 39
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Fri, 13.Jan.06, 14:17 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Also: um ehrlich zu sein, ich habe -vor allem wenn in der Family nur Stress ist - noch ein weiteres Problem: ich beschäftige mich dann über ein eigenes Benutzerkonto (welches total vom Benutzerkonto der Familie abgeschirmt ist) mit Fetisch-Fantasien. Heimlich zwar und eigentlich immer ohne auf dem Rechner Spuren zu hinterlassen, doch dummerweise habe ich ein paar Bilder statt zu löschen (das geht glücklicherweise unter Linux ohne Umweg) in den Papierkorb geschoben. Als nun eine von meinen Weibern (entweder meine Frau oder eine von 3 Stieftöchtern) dann während ich zu nem Vorstellungsgespräch unterwegs war versehentlich auf dem "root" (Administrator-)konto den Papierkorb geöffnet hatte, wusste meine Frau bescheid, und bei den Mädels war das seit nunmehr 5 Jahren bestehende Vertrauen auf einen Schlag weg. Das gab eigentlich den Aussschlag. Und nicht dass meine Frau aufgrund meiner Gefühlskälte mindestens an den Rand der Depression geraten war. Übrigens in der Zwischenzeit hat sie einen 1€-job, und ist - ohne mich - richtig aufgelebt als wenn eine Zentnerlast von ihrer Seele verschwunden ist.
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Rosanna
Helferlein
31
Süddeutschland , 40
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Fri, 13.Jan.06, 15:38 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo zwerg8,
das ist natürlich dumm gelaufen. Aber: wo ist das Problem? Dass du Fetisch-Fanatsien hast oder dass die Familie dahinter gekommen ist?
Vermutlich letzteres, nehme ich an. Hm, konntest du mit deiner Frau darüber sprechen? Ich denke, ausgefallene Fantasien gibt man ja nicht so gerne zu, auch hat man womöglich Angst, der Partner könnte sich dadurch abgewiesen fühlen. Nicht jeder hat Verständnis für sowas. Kommt natürlich drauf an, was es genau für ein Fetisch ist.
Dein weiterer Beitrag ändert nichts an meinem ersten Eindruck von dir. Magst du mir dennoch auf meine Fragen antworten. Kannst dir ja Zeit lassen, würde mich freuen.
Liebe Grüße, Rosanna
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beerchen
Forums-InsiderIn
180
Wien W, 31
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Tue, 17.Jan.06, 3:39 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Huhu Meryem!
Beim Lesen deines Berichtes haben sich mir die Haare gesträubt!
meryem wrote: | Kann ihm "Beziehungsregeln" nicht erklären, da diese nichts mit Intellekt zu tun haben. |
Nummer eins in jeder Beziehung zu anderen Menschen ist RESPEKT.
meryem wrote: | Er hat auch nicht verstanden, wenn ich "Stop" gesagt habe. |
Hallo???
Was muss man an Nein oder Stop verstehen können?
Das verstehe ich als klares Zeichen von mangelnder Wertschätzung und fehlendem Respekt dir gegenüber.
meryem wrote: | ... er hört mir nicht zu. |
Das verstehe ich als klares Zeichen von mangelnder Wertschätzung und fehlendem Respekt dir gegenüber.
meryem wrote: | Er ist auch egozentrisch, wenn er seine Bedürfnisse hat, ist ihm alles andere erst mal egal. |
Es ist ihm nich bloß -alles- andere egal, DU bist ihm egal.
Noch ein Zeichen für mangelnden Respekt, fehlender Wertschätzung dir gegenüber.
meryem wrote: | Er zeigt auch keine Einsicht, bis er bekommen hat, was er wollte. Dann erst, wenn er sieht, dass er zu weit gegangen ist, lenkt er ein. Aber da ist es schon passiert. Und solche Situationen gab es viele. |
Er weiß anscheinend sehr genau, dass er sich deiner sehr sicher sein kann. Er akzeptiert deine Grenzen nicht, ihm sind deine Bedürfnisse grundsätzlich egal.
Er weiß ja, dass er dich -hinterher- wieder ruhigquatschen kann. Warum sollte er sich dann schon vorher bemühen?
meryem wrote: | Habe ihm so sachlich wie möglich erklärt, was mir in der Beziehung fehlt.
Gestern war er besonders "kuschel"-bedürftig, meinte, er sei verunsichert. Aber inhaltlich (zB. sich bewußt auch Zeit für mich nehmen, mich fragen, wie wir einen Tag gestalten sollen, mich einbeziehen) hat er nicht gemacht.
| Was ist das kostbarste, was man einem Menschen schenken kann? Zeit.
Gerade, wenn man wenig davon hat. Dieses Geschenk gibt man dann natürlich nur Menschen, die man wertschätzt und respektiert.
meryem wrote: | Dann sage ich mir, man kann von einem Gehbehinderten auch kein Laufen erwarten. |
Ich verstehe, was du meinst und bin grundsätzlich deiner Meinung.
Aber auch ein Gehbehinderter hat so viel Respekt anderen Menschen gegenüber, dass er sie nicht absichtlich fortlaufend über seine Krücken fallen lässt und sich drüber freut, dass sie leiden. Sich aber nachher wortreich entschuldigt. Er kann ja schließlich nix dafür, er ist behindert.
Respekt hat nix mit Behinderung zu tun.
Wertschätzung eines anderen Menschen hat nix mit Behinderung zu tun.
meryem wrote: | Ich mag auch nicht mehr kuscheln. Danach ist mir schon lange nicht mehr, ich fühle mich nicht ernst genommen. |
Mir geht es so- dir vielleicht auch- dass mein Körper einige Dinge früher erkennt, als der Verstand sie durchlassen will.
Alles Liebe und gute Nerven(oder schlechte? )...
beerchen
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zwerg8
Forums-InsiderIn
365
Hessen M, 39
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Sat, 11.Feb.06, 20:07 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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Hallo Rosanna,
du fragst mich:
Quote: | ...wo ist das Problem? Dass du Fetisch-Fantasien hast oder dass die Familie dahinter gekommen ist?
Vermutlich letzteres, nehme ich an. Hm, konntest du mit deiner Frau darüber sprechen? Ich denke, ausgefallene Fantasien gibt man ja nicht so gerne zu, auch hat man womöglich Angst, der Partner könnte sich dadurch abgewiesen fühlen. Nicht jeder hat Verständnis für sowas. Kommt natürlich drauf an, was es genau für ein Fetisch ist. |
Also mein Problem ist, dass immer, wenn ich eine stressige Zeit habe, und auch zuhause nicht klarkomme wegen meiner Verständislosigkeit gegenüber den meiner Meinung nach überbordenden Gefühlsäußerungen meiner Familie, dadurch also nicht wirklich vom sonstigen Stress abspannen und erholen kann, also immer dann flüchte ich mich regelrecht in eine Traumwelt aus Latex und Bondage, die ich entweder durch Anschauen von entsprechenden Bildern und das Lesen von solchen Stories "betrete". Nicht nur das, ich nutze diese fremden Fetischfantasien nicht nur als Refugium, sondern auch als Inspiration für eigene Stories, die solange in meinem Kopf rumspuken, bis entweder erstmal kein Bedarf für diese Refugien mehr besteht (durch weniger Stress), oder diese spezielle Geschichte vollständig aufgeschrieben ist.
Meine Frau ist bereits mehrfach drauf gekommen dass ich sowas schreibe (das erste mal durch Zufall als sie meine Jacke vor dem Waschen leergeräumt und ein Heft mit einer fast vollständigen Story gefunden hatte, die restlichen paar Male durch Stichproben während ich wie tot schlief) und reagierte je nach Laune ablehnend, sarkastisch oder angeekelt. Vor 2 Jahren hatte sie sogar mal mir zuliebe Latexunterwäsche anprobiert, doch als wir in der Nacht drauf so miteinander schliefen, fragte sie mich ob nun sie oder das Latex das eigentliche Objekt meiner plötzlich verstärkten Begierde wäre. Irgendwie konnte ich ihren Verdacht nicht zu 100% ausräumen, trotzdem trennten wir uns von diesem Material. Wenn ich meine Frau richtig verstanden hatte, waren die Gefühle die schon beim Tragen dieser Kleidung hervorgerufen werden für sie "widernatürlich". Für mich war es nicht unbedingt enttäuschend, ich kannte das Gefühl schon von einer Zeit Jahre bevor ich meine Frau kennengelernt hatte.
Allerdings als sie mal eine Geschichte gefunden hatte (ob bloß Ausdrucke oder selbst von mir verzapft weiß ich nicht mehr), wo eine weibliche Person völlig wehr- und hilflos in der Hand eines Mannes war, (der sie zwar gerade dabei war aus dieser Zwangslage zu befreien -- aber die Situation der Frau war halt sehr detailliert beschrieben), da reagierte sie angeekelt.
Und als jetzt vor mittlerweile 2 Monaten diese Bilder auf dem Rechner gefunden wurden, wars aus. Kein Verständnis mehr. Sie sagte nur "Wenn du bloß nackte Frauen runtergeladen hättest, hätte ich gesagt das Ferkel scheints nötig zu haben und wir hätten gemeinsam drüber lachen können. Aber bei wehrlos gemachten Frauen hört der Spaß auf."
Natürlich weiß ich in der Hinsicht völlig Fantasie und Realität zu unterscheiden, ich würde nie jemandem etwas antun was diejenige oder derjenige nicht ausdrücklich will, aber wenn man Kinder im Haus hat, ist selbst die Möglichkeit eines Verdachts nicht gut.
Du siehst, Quote: | Nicht jeder hat Verständnis für sowas. |
Ich bin halt nicht nur durch meine Blödheit was Gefühlsäußerungen (eigene wie die Wahrnehmung anderer) betrifft, sondern auch noch auf andere Weise gestört.
Ich hab am 17.1. vom Therapeuten zu hören gekriegt dass ich in Bezug auf Gefühle nicht völlig blind bin sondern nur total überfordert, wie ein Erstklässler der z.B. eine Integralrechnung zu lösen hat - obwohl ich dieses Problem schon seit vielen Jahren habe. Allerdings habe ich jetzt seit 1.2. - Wochen bevor die eigentliche Therapie erst hätte beginnen können - in Darmstadt Arbeit bekommen, daher muss ich mir jetzt einen neuen -wenn möglich männlichen Therapeuten suchen und ein neues Erstgespräch führen.
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zwerg8
Forums-InsiderIn
365
Hessen M, 39
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Sat, 04.Mar.06, 22:36 Re: Alexithymie in der Beziehung |
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@ Rosanna
es tut mir leid wenn ich dich mit meinem posting abgeschreckt haben sollte, dass du sofort in einen anderen Thread gegangen bist. Ich hab mich gefreut dass du mich sympathisch fandest, das beruht auf Gegenseitigkeit; und du scheinst nicht nur ein bisschen Erfahrung in diesen Themen zu haben.
Leider habe ich nun mal diese Störungen , und immer noch keinen Behandlungstermin; weißt du eventuell wie lange so was dauern kann? Ich meine nicht das Warten auf den Termin, sondern die Behandlung an sich wegen der Gefühlskälte und dem anderen mist, Du weißt schon...
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