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Joshwa
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Post Sun, 17.Jul.05, 19:30      Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

Vorab einmal ein paar kurze Informationen zu meiner Person: Ich bin 24 Jahre, studiere seit 3 Jahren nicht gerade wenig erfolgreich und bin seit nun etwa 1,5 Jahren depressiv… jedenfalls bleibt mir keine andere Erklärungsmöglichkeit für meinen seit diesem Zeitpunkt andauernden Zustand.

Der kam allerdings für mich wie aus dem Nichts. Damit meine ich, dass ich von jetzt auf nachher (im Klausurstress) völlig die Kontrolle über mein Ich verloren habe und mein Erregungszustand sich in ungeahnte Höhen geschraubt hat und ich diese Höhen bis heute nicht verlassen konnte. Begleitet von einigen Angst- und Zwangzuständen, die ich mittlerweile in den Griff bekommen habe waren weitere „Weggefährten“ u.a. psychosomatische Erkrankungen wie Nesselsucht oder Magen-Schleimhaut Entzündungen, Antriebslosigkeit, sehr starke innere Unruhe bzw. Nervosität und Emotionslosigkeit. Vor allem die beiden Letztgenannten haben u.a. dazu geführt, dass ich die Beziehung zu meiner damaligen Freundin beenden musste.

Im Prinzip konnte mir bislang nichts und Niemand wirklich weiterhelfen: vom Hausarzt zum Neurologen zur psychotherapeutischen Beratungsstelle zur Psychotherapeutin. Bei dieser mache ich bislang eine minder erfolgreiche Verhaltens- bzw. Gesprächstherapie. Habe irgendwie das Gefühl, das wirkliche Problem für meinen Dauerzustand noch nicht gefunden zu haben. Mein Neurologe verschreibt mir minimal dosierte Medikamente zur „Ab- und Zu- Einnahme“ (null Wirkung!) und meine Therapeutin übt sich in Geduld.

Ich versuche ja wirklich mein Bestes, dass es mir besser geht: Ich habe einige Dinge aus meiner Vergangenheit ins Reine gebracht, mache fast jeden Tag intensiv Sport, habe die Situation in meinem sozialen Umfeld verbessert und nehme auch einige Medis (Opipramol und Promethazin allerdings ohne merkliche Besserung meiner inneren Unruhe etc.). Scheint alles nicht wirklich zu helfen.
Mein größtes Problem ist allerdings meine Emotionslosigkeit und meine 24-Stunden innere Unruhe und Nervosität. Ich würde mich freuen, wenn ich mal 5 Minuten am Tag einen „klaren Kopf“ bekommen würde ohne diesen unspezifischen Nebel und Geräusche und Wasweißichwas im Kopf zu haben. Im Prinzip fühle ich mich so, als würde ich jeden Tag einen Schritt von der Realität entfernt stehen und nur darauf warte, dass der Tag endlich vorbei geht, nur um zu erkennen, dass der neue Tag genauso antriebslos und realitätsfern beginnt wie der Alte aufgehört hat. Ich habe ja den Willen mein Leben zu gestalten und etwas an meinem Zustand zu ändern, aber mein Ich (und scheinbar vor allem mein Über-Ich) will mich anscheinend von einem „normalen“ Leben fernhalten.

Eigentlich würde ich unter „normalen“ Umständen sagen, dass es mir gut geht, da ich mich über meine derzeitige Situation nun nicht beschweren kann (Ausnahme: Studium liegt mir nicht), jedoch ist irgendetwas in mir, dass mich nicht Mensch sein lässt. Nur noch Hülle… verzweifelt was zu tun… Leben lieben wollen… nicht können… Ruhe und Geborgenheit in mir… nicht finden.
Was ich mir von meiner Schreibarbeit hier erhoffe: nicht viel, nur vielleicht ein Zeichen, wie ich mit meiner Situation umgehen kann, was ich noch versuchen kann, ob eventuell ein physiologischer Hintergrund bestehen könnte oder einfach nur…
…etwas zur Aufmunterung.
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Nessa
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Post Mon, 18.Jul.05, 15:14      Re: Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

Hallo Joshwa,

ich finde es auf jeden Fall sehr gut, dass du die Sache in die Hand nimmst, dass du etwas tust, um deinen Zustand zu verbessern. Dass es dir immer noch nicht gut geht, zeigt, dass du das Kernproblem offenbar noch nicht gefunden hast. Ich kann dich nur ermuntern, mit deiner Therapie weiterzumachen... es kann dauern, bis du eine Besserung verspürst. Sprichst du mit deiner Therapeutin über das, was du hier geschildert hast?

Quote:
Mein Neurologe verschreibt mir minimal dosierte Medikamente zur „Ab- und Zu- Einnahme“ (null Wirkung!)

Eine gelegentliche Einnahme von Antidepressiva bringt nichts (du meinst doch ADs, oder?). Man muss sie eine gewisse Zeit regelmäßig einnehmen, um eine Wirkung zu verspüren. Ich würde diesbezüglich nochmal mit dem Arzt reden.

Quote:
Mein größtes Problem ist allerdings meine Emotionslosigkeit und meine 24-Stunden innere Unruhe und Nervosität.

Diese innere Unruhe und Nervosität kenne ich auch. Kann es sein, dass du zuviel um die Ohren hast? Dass du vieles tust oder tun musst, was dir eigentlich keinen Spaß macht?

Quote:
Leben lieben wollen… nicht können… Ruhe und Geborgenheit in mir… nicht finden.

Das lässt mich vermuten, dass in deiner Kindheit nicht alles optimal gelaufen ist. Geborgenheit in sich selbst finden kann man nämlich nur, wenn man als Kind ausreichend Geborgenheit und Wärme bekommen hat.

Liebe Grüße
Nessa
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ritchie
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Post Mon, 18.Jul.05, 16:14      Re: Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

Hallo joshwa,
sehr interessant was du da mit dem nebel und der realitätsferne beschreibst!
Darunter leide ich auch bzw. an so was ähnlichem. ich hatte nach ´ner depression eine zeitlang ein so genanntes fremdheitsgefühl, d. h. ich habe meine umwelt fremd erlebt, etwa so wie man seine wohnung nach einem langen urlaub erlebt, die erscheint einem auch irgendwie anders.ein anderes beispiel das ich den ärzten genannt habe war der fernsehfilm der mit videokamera gedreht war, der sieht ja auch anders aus. die ärzte haben nicht wirklich gewusst was sie mit mir machen sollten. auf jeden fall bekomme ich 120 mg ZELDOX (neuroleptikum). das ganze läuft unter dem Begriff DISASSOZIATION und tritt häufig bei Depressionen auf. Bei mir ging das Gefühl wieder von alleine weg. Aber das scheint alles nicht dein hauptproblem zu sein. Ich würde mal überprüfen ob dein Studium wirklich das richtige für dich ist oder ob du deinen lebensweg nicht anders gestalten solltest. Möglicherweise hälst dich mit der Krankheit vom studium fern oder schützt dich vor irgendwas. ich mach das so
grüsse ritchie
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mizzy7
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Post Tue, 19.Jul.05, 18:12      Re: Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

hallo Joshwa,

was meinst Du mit Nebel im Kopf und Antriebslosigkeit? Verstehe ich Dich richtig, dass Du studierst - also morgens aufstehst, Dich in Veranstaltungen setzt, für Dein Studium arbeitest. Dann gibt es doch sicher auch klare Momente und innere Energie. Vielleicht kannst Du genauer herausbekommen, wo und wie genau die Nebelhaftigkeit einsetzt. Oder ist es tatsächlich so, dass Du Dich seit 1 1/2 Jahren permanent in ein und demselben Zustand befindest. Manchmal werden Probleme schlimmer, wenn man sie pauschal betrachtet, anstatt sie zu zerlegen.
viel Kraft weiterhin

Wink
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* sad angel *
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Post Tue, 26.Jul.05, 20:43      Re: Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

hallo,
ich kenne dieses gefühl mit dem nebel im kopf auch. zuerst war es nur manchmal da, inzwischen ist es mein ständiger beleiter. ich fühle mich total benommen und alles kommt mir so unwirklich vor. ich finde dieses gefühl total grausam aber ich habe keine ahnung wie das jemals wieder anders werden soll. ich bin nur noch verzweifelt. mir ist, als könnte ich meinen alltag nicht mehr bewältigen mit dem gefühl ich kopf und trotzdem muss ich mich jeden tag zur arbeit quälen und dort einen "normalen" eindruck hinterlassen.
dieses abnormale gefühl halte ich nicht länger aus.
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Joshwa
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Post Tue, 26.Jul.05, 20:52      Re: Meine Depression - jenseits der Realität? Reply with quoteBack to top

... ich schätze genau das ist der Punkt. Ich quäle mich nämlich auch mehr aus Pflichtgefühl statt aus Leidenschaft oder Freude durch mein Studium.

Ich weiß aber auch, dass mein innerer Zustand sich nicht ändern wird, wenn ich an meinem Alltag nichts ändere. Nur erscheint mir das nach 6 Semestern Studium als ausweglos. Jetzt hinschmeißen wäre eine Bankrotterklärung an allem, was ich mir hart erarbeitet habe (auch ohne Leidenschaft und Freude).
Außerdem habe ich (so denke ich), keine wirkliche Wahl was meine Zukunft angeht...
Also, mal wieder mit dem Kopf durch die Wand!
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