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malinetta
Helferlein
69
München W, 28
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Fri, 08.Jul.05, 15:14 Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo,
also meine Therapie mache ich ja jetzt seit 9 Monaten. Mit meinem Thera lief es soweit eigentlich immer ganz gut, ich mag ihn auch gerne. Leider habe ich immer noch nicht 100% Vertrauen zu ihm, ich kann meine Gefühle immer noch nicht richtig zeigen. Weinen oder so, geht z.B. überhaupt nicht. Das findet er, glaube ich, sehr schade. Neulich hat er sogar gesagt, dass dies etwas mit grundsätzlichem Misstrauen zu tun hätte.
In der letzten Zeit allerdings, war ich ein paar Mal enttäuscht von meinem Therapeuten. Ich habe es ihm dann auch jeweils gesagt und damit war es dann auch immer in Ordnung. Ich fühlte mich, von ihm manchmal nicht wirklich ernst genommen. Das hat aber vor allem mit meinem Vertrauensproblem zu tun.
Beim letzten Mal allerdings fühlte ich mich echt verraten und verkauft. Mein Therapeut hat mich ganz bewusst provoziert und angegriffen. Ich fühlte mich sehr verletzt, weil er direkt auf meine wunden Punkte abgezielt hat. Das hat er bislang noch nie getan. Natürlich hat er das auch ganz bewusst gemacht, am Schluss fragte er auch, wie es mir damit gehen würde und dass es hart sei, aber dass es mal so sein müsste.
Ich konnte während des Treffens nicht wirklich fühlen, was durch diese Angriffe bei mir ausgelöst wurde. Das dauert bei mir immer ein paar Stunden oder Tage. Auf jeden Fall war ich ein paar Stunden nach der Therapie plötzlich so wütend und wurde auch ganz aggressiv meinem Mann gegenüber. Ich habe ihm echt grundlos und völlig unkontrolliert eine Backpfeife gegeben.
Klar ist ja, dass diese Wut und die Aggressionen eigentlich mit der Therapiesitzung zu tun hatten, nur konnte ich sie da noch nicht spüren.
Jetzt kann ich die Wut und die Enttäuschung über meinen Therapeuten schon viel besser fühlen. Aber was mache ich denn jetzt mit seinen Angriffen und Provokationen. Wie kann ich damit umgehen?
Wie geht Ihr denn mit solchen Situationen in der Therapie um?
Ich freue mich auf Eure Antworten!
LG
Malinetta
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Fallen.Angel
Moderatorin
1117
Wien W, 24
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Fri, 08.Jul.05, 17:22 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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hallo
du könntest nach dem geschriebenen bei meinem therapeuten sein *g*
ihm prinzip es ist sein job, seine arbeitsweise.. und spätestens wenn er merkt, dass es nichts bringt wird es wesentlich seltener vorkommen..
im prinzip sag ihm einfach was du fühlst dabei oder wenn du es nicht sagen kannst schreib es auf.. dann wird es auch weniger, weil es funktioniert
grüße fa
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_________________ SvV Selbsthilfeseite |
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Micky
Forums-InsiderIn
213
Schweiz W, 49
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Fri, 08.Jul.05, 18:51 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Liebe Malinetta
Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Kenne dies aus eigener Erfahrung. Ich möchte dir folgendes dazu schreiben:
Das erste Mal, als ich von meinem Therapeuten (meiner Meinung nach natürlich zu Unrecht) massivst angegriffen wurde, hatte ich das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füssen weggezogen. Völlig geschockt fuhr ich nach der Therapie nach Hause und musste mich danach mehrmals übergeben. Das geschah nach mehr als drei Jahren Therapie, nach mehr als 300 meist völlig harmonischen Stunden.
Da ich eine sehr nahe, sehr intensive und sehr vertrauensvolle therapeutische Beziehung habe, hatte ich keine Hemmungen, in meiner Verzeiflung am nächsten Tag den Therapeuten anzurufen. Das was er mir dann am Telefon als geballte Ladung zum ersten Mal sagte und in weiteren ähnlichen Situationen später mehrmas wiederholte, schockierte mich zusätzlich unsäglich; es war fürchterlich, einfach nur fürchterlich. Und dennoch - heute muss ich sagen, er hatte Recht.
Zuerst meinte er, dass vielleicht erst jetzt (nach über 300 Stunden...) die wirkliche Therapie beginne, dass wir bis jetzt vielleicht nur den Boden dafür geebnet haben... schon das hat mich ein paar Mal leer schlucken lassen. Dann sagte er, dass wenn der Patient in seiner Reifung und Entwicklung weiterkommen will, Konflikte in der Therapie unumgänglich seien und dass wenn immer nur Harmonie herrsche, kaum Veränderungen erzielt werden können. Er meinte weiter, wenn ich mich solchen (von ihm provozierten) Angriffen nicht zu stellen bereit sei, ich es kaum schaffen werde, draussen im Leben mit meiner übermässig grossen Sensibilität und Verletzlichkeit besser umgehen zu lernen und mich weiterhin immer und immer wieder massivst verletzten lassen müsste. Konfliktfähigkeit könne man nur erlernen, wenn man Konflikte auszutragen bereit sei.
Zuerst sträubte ich mich heftigst gegen seine Meinung. Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und jeder Streit - in welcher Hinsicht auch immer - bedeutete für mich eine grosse Belastung und wenn immer möglich versuchte ich früher einem solchen, häufig zu meinem Nachteil, auszuweichen. Heute habe ich in dieser Hinsicht - dank der Geduld meines Theras und meinem Willen, mich zu verändern - wirklich dazu gelernt. Es war nicht einfach, es folgten neue Angriffe von ihm und ich musste mehrmals kämpfen und dennoch fühlte ich, dass ich jedesmal ein bisschen besser damit klar gekommen bin. Ihm gänzlich zu vertrauen und zu wissen, dass seine Provokationen rein berulich und in keinster Weise gegen mich als Mensch gerichtet waren, war für mich unumgänglich. Heute bin ich soweit, dass ich einem Angriff von ihm schon mal mit Humor begegnen kann und wir beide darüber lachen können; es ist wirklich so und ich kann dir sagen, das tut gut.
Was mich bei dir Malinetta ein wenig beunruhigt ist die Tatsache, dass du an deinem Vertrauen in deinen Thera zweifelst. Unter diesen Umständen stelle ich es mir sehr sehr schwierig vor (für mich wäre es unmöglich), sich voll auf ihn einlassen zu können und das ist doch für therapeutische Fortschritte unumgänglich. Hast du trotzdem das Gefühl, dass dir dieser Therapeut auch wirklich weiterhelfen kann?
Ich kann dir nur raten, sprich ALLES an, deine Zweifel an deinem Vertrauen und alle deine negativen Gefühle und Emotionen (auch ihm gegenüber) nach dieser Stunde. Du brauchst deinen Thera nicht zu schonen. Nur so kannst du weiterkómmen.
Liebe Grüsse und viel Mut
Micky
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Last edited by Micky on Fri, 08.Jul.05, 22:17; edited 1 time in total |
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malinetta
Helferlein
69
München W, 28
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Fri, 08.Jul.05, 21:41 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Lieben Dank für Eure Antworten. Ist ja sehr beruhigend, dass Ihr das auch so kennt. Ich kann das jetzt so wirklich deutlich besser einordnen.
Ich bin echt richtig wütend auf meinen Therapeuten. Er hat gesagt, dass ich endlich lernen müsste souveräner zu werden und vor allem nicht mehr so sensibel und verletzbar. Er hat mich dabei richtig angeherrscht. Er hat mir auch noch ein paar andere Sachen dazu gesagt.
Aber das Schlimmste daran war, dass er genau wusste, dass mich das total treffen würde. Ich hatte nämlich am Montag ein Gespräch mit meinem Vater. Und zwar das erste Gespräch in meinem Leben, in dem wir uns mal richtig auseinandergesetzt haben. Ich bin sehr oft von ihm enttäuscht worden und habe von daher große Probleme mit dem Vertrauen. Am Montag sagte mein Vater also genau das gleiche wie mein Thera gestern. Ich sei zu empfindlich, würde nicht hart genug kämpfen etc.
Ich bin deshalb so fassungslos, weil mein Thera genau wusste, wie mich das Verhalten von meinem Vater am Montag verletzt hat. Und nun nimmt er die gleichen Worte wie mein Vater in den Mund und bezieht sich auch noch auf meinen Vater dabei.
Ich war am Abend dann so entsetzt über meinen Wutausbruch gegenüber meinem Mann und habe meinem Thera noch eine Mail geschrieben. In der Mail habe ich aber eher von meiner Traurigkeit und Wut über mich selber geschrieben.
Er hat dann heute Morgen geantwortet. Da stand dann so etwas Lapidares drin. Er war auch eher angreifend und nicht so einfühlsam wie vorher! Da habe ich dann endlich meine Wut auf ihn gespürt und ihm noch eine Mail geschrieben, in der ich ihm meinen Ärger mitgeteilt habe. Und wütend bin ich echt immer noch.
@FA: ich habe ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass er damit aufhören wird. Wenn er jetzt merkt, dass ich dadurch sehr emotional werde, dann ist es echt ein gefundenes Fressen für ihn. Mein Problem ist nämlich auch, dass es mir sehr schwer fällt, meine Gefühle zu spüren und zu zeigen. Ich werde ihm beim nächsten Mal fragen, was er damit denn bezwecken wollte und ob ich in Zukunft öfter damit rechnen muss.
Wie bist du denn mit solchen Angriffen umgegangen? Fiel es dir leicht, es ihm zu sagen? Ich habe irgendwie auch Angst davor. Gerade weil ich ja dann auch emotional werde.
@Micky:
also ich habe ja erst so. ca 30-35 Std. gehabt. Ich denke, es braucht einfach noch ein bißchen Zeit, bis ich ausreichend Vertrauen habe. Du machst mir echt Hoffnung. Schließlich ging es bei dir auch um das Thema "Verletzlichkeit" Wie hast du es denn geschafft ihm deine Emotionen und negativen Gefühle mitzuteilen?
Vielleicht ist es wirklich auch deshalb so schwer zu ertragen, weil ich ihn bisher fast immer nur als verständnisvollen Menschen erlebt habe. Und nun fängt er plötzlich an, mich anzugreifen und nimmt doch auch noch meinen Vater vor mir in Schutz. Und das bringt mich richtig auf die Palme. Ihr merkt, ich bin echt immer noch sauer.
Vielen Dank noch mal!!!
LG
Malinetta
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Fallen.Angel
Moderatorin
1117
Wien W, 24
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Fri, 08.Jul.05, 22:07 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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malinetta wrote: | Wie bist du denn mit solchen Angriffen umgegangen? |
genauso wie du, in der stunde blieb ich ruhig, war innerlich aber total wütend...
Quote: | Fiel es dir leicht, es ihm zu sagen? |
nein hab ich auch nie getan, ich kann meine emotionen nicht ausdrücken, ich schreib ihm alles wenn ich was zu sagen habe
Quote: | Ich habe irgendwie auch Angst davor. Gerade weil ich ja dann auch emotional werde. |
ich kenne das sehr gut.. ich muss mich auch immer beherrschen wenn er mich länger provoziert... aber irgendwann müssen wir es einfach hinter uns bringen...
grüße fa
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_________________ SvV Selbsthilfeseite
Last edited by Fallen.Angel on Sun, 10.Jul.05, 23:16; edited 1 time in total |
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Fri, 08.Jul.05, 22:29 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hi ihr,
ich kenne das auch. - Jetzt nicht mit dem provoziert werden
in der Therapie, aber mit dem nicht sagen..
Quote: | Ich habe irgendwie auch Angst davor. Gerade weil ich ja dann auch emotional werde. |
Ich habe die Erfahrung gemacht, ich darf emotional werden, in der Therapie. Es ist nicht schlimm, wenn ich dann eben mal total ungerecht
bin und mich eigentlich "daneben" benehme, total "kotzbrockig" bin.
(Und ich kann kotzbrockig sein.. )
Das ist immer noch besser, als "gar nichts" zu sagen, was eben auch ganz leicht passiert bei mir.
Ansonsten, malinetta, wenn es irgendwie geht,in der nächsten Stunde erzählen, was für eine Wirkung es hatte, auch wenn dir die Zusammenhänge vielleicht an den Haaren herbeigezogen vorkommen sollten (was sie ja nicht sind..).
liebe Grüße
Nele
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Micky
Forums-InsiderIn
213
Schweiz W, 49
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Sat, 09.Jul.05, 0:10 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Liebe Malinetta
Du fragst mich, wie ich es geschafft habe, meinem Therapeuten meine Emotionen und negativen Gefühle mitzuteilen. Das war ein sehr langer und schwieriger Prozess. Erleichtert wurde er dadurch, dass mein Therapeut viel Nähe zugelassen hat. Dadurch und dank seiner bescheidenen, zurückhaltenden, äusserst ruhigen und besonnenen Art vermochte ich im Laufe der Zeit sehr grosses Vertrauen auf- und meine Hemmungen abzubauen.
Er hat mich über lange Zeit auch immer wieder ermuntert, schwierige Dinge, die ich nicht sagen konnte, aufzuschreiben und ihm zu schicken oder zu geben oder den Zettel einfach nur mit in die Stunde zu nehmen. Das habe ich öfters gemacht; ich habe ihm unzählige Briefe geschrieben (und mache dies auch heute ab und zu noch), die wir dann während den Sitzungen besprochen haben.
Was mir auch sehr geholfen hat ist, dass er mich diesbezüglich nie unter Druck gesetzt hat. Er hat öfters gesagt, dass ich mir Zeit lassen soll, dass wenn es heute nicht geht, es ein anderes Mal möglich sein wird. Auch hilfreich gewesen ist, dass er mich häufig direkt gefragt hat, wenn ich etwas nicht zu sagen gewagt habe, wovor ich denn Angst habe, was ich denke, was denn geschehen könnte, wenn ich es sagen würde. Dann habe ich jeweils gemerkt, dass es eigentlich nur meine Schamgefühle gewesen sind, die mich am Reden gehindert haben und für die eigenen Gefühle braucht man sich ja wirkich nicht zu schämen.
Manchmal fordert er mich geradezu auf, ihn nicht zu schonen und meine negativen Emotionen ihm gegenüber rauszulassen und sagt, dass ich nicht immr nur kontrolliert sein brauche. Wenn ich dann sage, dass ich wütend auf ihn bin oder enttäuscht oder dass er mich verletzt hat, antwortet er "macht nichts, macht gar nichts, das darf sein".
Ich glaube, dass Wichtigste ist immer die Art der therapeutischen Beziehung. Dass deine nach 30 oder 35 Stunden noch nicht gefestigt sein kann, ist - denke ich - normal. Gib dir Zeit. Wenn sie - wie bei uns - vertrauensvoll, stabil und tragfähig ist, vermag sie solche "Krisen", wie du sie zur Zeit erlebst - auch wenn sie noch so schwer scheinen - zu ertragen ohne dass sie dabei Schaden nimmt und an Vertrauen verliert oder in destruktive Aggressionen kippen muss.
Ich glaube, dass es für dich wichtig und bestimmt lohnend ist, dass du jetzt wo es schwierig wird, "dranbleibst" und versuchst deine Emotionen auszuhalten. Es stimmt wirklich - das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen - aus jeder Krise geht man wieder ein wenig mehr erstarkt hervor. Viel Mut dir, Malinetta
Wann hast du deine nächste Sitzung? Wenn du magst, lass doch wieder von dir hören und erzähle, wie sie gelaufen ist.
Alles Liebe
Micky
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malinetta
Helferlein
69
München W, 28
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Sat, 09.Jul.05, 21:03 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo,
Danke, Ihr macht mir echt Mut!!!
Ein kurzer Zwischenbericht: ich hatte ihm ja gestern eine Mail geschrieben, in dem ich ihm mitgeteilt habe, dass ich wütend auf ihn bin. Dann habe ich heute Morgen eine Antwort per Mail bekommen, in der er mich wieder massiv angegriffen hat. So langsam reicht`s mir echt! Ich habe gerade überhaupt keine Motivation mehr, nächsten Dienstag zu ihm zu gehen.
Nur weiß ich jetzt nicht mehr, ob es immer noch bewusste Angriffe sein sollen oder ob er meine Mail völlig missverstanden hat. Er schrieb was von meiner Ironie und Sarkasmus, auf die er verzichten könne und ob es das sei, was ich von meinem Vater gelernt hätte. Und dass er nicht so berechnend sei, wie ich denken würde. Mit der Anschlußfrage "aber du vielleicht?". Das was ich ihm geschrieben habe, sollte überhaupt nicht ironisch sein.
Aber er muss das doch auch aushalten können, oder? Ich weiß nicht mehr so richtig weiter. Das wird ja immer schlimmer.
LG
Malinetta
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Zicke
Forums-InsiderIn
281
Bayern W, 40
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Sat, 09.Jul.05, 21:58 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo Malinetta,
Provokationen gehören offensichtlich zum theraeutischen Handwerkszeug. Auch ich habe das hinter mir, allerdings habe ich niemanden Ohrfeigen gegeben während dieser Zeit. Wenn einer eine Ohrfeige dafür verdient hätte, wäre es doch der Therapeut. Ich habe mir in den ganz schlimmen Zeiten oftmals vorgestellt, ihn zu ohrfeigen. Hab mich aber nie getraut, das auszuführen. Wäre vielleicht garnicht so schlecht gewesen, es mal zu tun. Dann hätte er wenigstens meine Emotionen mal gespürt. Er hatte mir sowieso immer vorgeworfen, keine Emotionen bei mir zu spüren.
Und wie bin ich damit umgegangen? Eigentlich garnicht. Bis ich ihn in der nächsten Stunde wiedersah, waren meine Emotionen sowieso wieder verraucht. Er hat mich dann wieder erneut provoziert...
Fallen Angel hat Recht; auch bei mir dauerte es solange, bis ich die Sache gelassen ertragen konnte. Erst als ich mich wirklich nicht mehr darüber aufgeregt habe, hat er damit aufgehört.
Ich fürchte, dass Du das solange ertragen mußt, bis Du Dich wirklich nicht mehr provozieren läßt. Das ist sicher nicht gerade schön für Dich, aber es ist Therapie. Schließlich gehst Du ja nicht hin um einen netten Nachmittag zu haben, sondern um etwas zu verändern.
Zicke
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Sun, 10.Jul.05, 12:52 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo Malinetta,
Quote: | Ich weiß nicht mehr so richtig weiter. Das wird ja immer schlimmer. |
Du Arme! Aber ich fürchte, da musst du durch.
Und du wirst es mit ihm klären können, mit wem sonst, soll man so was klären können, wenn nicht mit einem Thera?
Quote: | Nur weiß ich jetzt nicht mehr, ob es immer noch bewusste Angriffe sein sollen oder ob er meine Mail völlig missverstanden hat. |
Letzteres, so wie es klingt.
Quote: | Er schrieb was von meiner Ironie und Sarkasmus, auf die er verzichten könne |
Ich gebe zu, das klingt etwas sauer..
Quote: | und ob es das sei, was ich von meinem Vater gelernt hätte. |
Ok, damit kann es ja auch wirklich was zu tun haben, dass du etwas als Provokation empfindest, was von ihm u.U gar nicht als Provokation gemeint war. Das sieht er aber auch, dass es eine Art Übertragung war und in den Therapieprozess reingehört.
Also, nicht persönlich nehmen..
Quote: | Und dass er nicht so berechnend sei, wie ich denken würde. Mit der Anschlußfrage "aber du vielleicht?". |
Damit sagt er doch praktisch, dass er es nicht als Provokation gemeint hat.
Es ist bei dir als Provokation angekommen, das ist aber was anderes,
als wenn es von ihm als Provokation gemeint gewesen wäre. Kannst du das sehen?
Mir kam das eh gleich ein bisschen komisch vor.
Ich kenne das z.B nicht, dass ich in der Therapie absichtlich provoziert würde. Das käme mir auch schon fast wie Manipulation vor - und warum sollte er das tun?
Was ich kenne ist, dass ich Sachen anders aufgefasst habe, als er sie gemeint hat und wenn sich nur genügend "schweigen" und entsprechende Wut meinerseits aufgestaut hat, dann konnte mein Thera sagen, was er wollte, es ist immer auf die gleiche Art und Weise bei mir angekommen.
Das lag aber an meiner Wahrnehmung..
Was kann helfen?
Mir hat ganz viel geholfen, dass ich gemerkt habe, dass er mir "nichts Schlechtes" will, - das habe ich ihn auch gefragt und er hat es mir bestätigt.
Mehrmals..
Denn die Wut kam daher, dass ich gedacht habe, dass er mir "schlecht gesonnen sein könnte" - das war aber nicht der Fall.
Wenn ich wütend werde, erinnere ich mich mitlerweile daran, dass er es gut mit mir meint und dass ich das in Wirklichkeit ja auch weiß.
Der "Kampf" ist ausgefochten bei mir, denke ich.
Aber ich habe etliche schlimme Krisen und "Mords-Kräche" hinter mir..
Quote: | Das was ich ihm geschrieben habe, sollte überhaupt nicht ironisch sein. |
Sag ihm das am Dienstag. Ich kann dir gut nachfühlen, dass du null Lust hast, am Dienstag dorthin zu gehen.
Trotzdem musst du es tun, es ist ganz sicher total wichtig, Malinetta!
Nur Mut - und falls es dir wirklich sehr schlecht damit geht,
würde ich eventuell überlegen, ihn anzurufen, auch wenn es Sonntag ist.
Aber nur, falls du das prinzipiell darfst, natürlich.
liebe Grüße!
Nele
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Sun, 10.Jul.05, 13:17 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo Zicklein ,
Quote: | Ich habe mir in den ganz schlimmen Zeiten oftmals vorgestellt, ihn zu ohrfeigen. |
Ohrfeigen nicht, aber mit den Fäusten auf ihn losgehen schon..
Quote: | Hab mich aber nie getraut, das auszuführen. Wäre vielleicht garnicht so schlecht gewesen, es mal zu tun. |
Ich hab`s mal gemacht.
Aber es war vorher abgesprochen, dass ich das darf und er hat sich mit riesigen Kissen "bewaffnet", dass ich ihn nicht wirklich treffen kann,
denn das wäre schlimm gewesen für mich, wenn ich ihn echt verletzt hätte.
Doch, doch.. auch dieses zensierte Wort mit A**** durfte ich zu ihm sagen..
Und was ist passiert? Nichts.
Mein Thera hat mal gesagt, dass ich ihn nicht mögen muss, damit er mir weiterhilft.
Aber, klar, mag ich ihn schon.
Au weiha, wem es nicht zu "pathetisch" ist..
Da gibt`s doch diese Parabel, wo Moses mit Gott "durch die Wüste" geht..
Erst sieht man zwei Paar Fußspuren im Sand, - dann nur noch eines.
Moses zeigt auf die einzelne Fußspur zurück und sagt wütend zu Gott:
"Sieh, da hast du mich verlassen!"
Und Gott antwortet: "Du irrst - da habe ich dich getragen."
ligrü
Nele
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malinetta
Helferlein
69
München W, 28
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Sun, 10.Jul.05, 14:48 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo,
also erstmal vorweg: ich habe ihm gestern noch eine Mail zurückgeschrieben. Seitdem geht es mir wesentlich besser. Ich habe reingeschrieben, dass das Mailen ja nicht so sinnvoll ist, wenn es zu andauernden Missverständnissen kommt. Dass ich seine letzte Mail nicht verstehe und dass meine nicht ironisch gemeint war.
Wichtig war für mich, dass ich ausgestiegen bin aus diesem Schriftverkehr, wie er vorher lief. Ich hätte ja auch total verletzt zurück schreiben können.
@Zicke:
Ich hatte bisher noch nicht das Gefühl, ihn schlagen zu müssen oder wollen. Ich weiß gar nicht, wie ich dann damit umgehen würde. Ja und du hast schon Recht, das ist auch alles Teil der Therapie. Zumindest habe ich im Moment überhaupt keine Angst vor der Urlaubszeit - ich freue mich richtig, ihn dann nicht mehr sehen zu müssen!
@Nele:
Danke für deine ausführliche Beantwortung! Ja, ich werde am Dienstag auf jeden Fall hingehen, auch wenn es mich wirklich nicht hinzieht. Aber anrufen werde ich wohl eher nicht mehr. Außerdem kann ich ihn glaube ich Sonntags gar nicht anrufen. Würde ich auch nicht wollen.
Quote: | Damit sagt er doch praktisch, dass er es nicht als Provokation gemeint hat. |
Du meinst also, dass er mich nicht provozeiren wollte? Aber er hat mir doch gesagt und geschrieben, dass er mich provoziert und angegriffen hat. Ich glaube eher, dass er es nicht i.O. findet, dass ich ihm geschrieben habe, dass ich hinterher mit meiner Wut auf ihn nicht umgehen konnte und diese mein Mann abbekommen hat. Vielleicht war ich ja auch gar nicht wütend auf ihn sondern eher auf meinen Vater. Oh man diese Übretragungen... Findest du denn nicht auch, dass dieser Satz,
Quote: | dass er nicht so berechnend sei, wie ich denken würde. Mit der Anschlußfrage "aber du vielleicht?", oder "Deine Mutter". |
an sich doch auch wieder provozierend ist?
Das mit den Übertragungen habe ich inzwischen auch begriffen. Ich habe es nur währenddessen überhaupt nicht gemerkt.
Leider beschäftigt mich das Ganze wohl mehr, als es sollte. Da haben wir so tolles Wetter und ich denke immer wieder über meine blöde Verletzlichkeit etc. nach.
Dabei komme ich übrigens wieder an den Punkt vom Anfang. Ich habe wirklich Schwierigkeiten zu glauben, dass er mir nichts Schlechtes will. Dass er alles nur tut, damit ich etwas über mich lerne etc. Diese blöde Angwohnheit, allem zu misstrauen..... Das ist auch noch so ein Lernfeld.
So nun werde ich mal schön die Sonne geniessen und versuchen, an etwas ganz anderes zu denken!
LG
Malinetta
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Sun, 10.Jul.05, 16:01 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo Malinetta,
Quote: | Findest du denn nicht auch, dass dieser Satz,
- "dass er nicht so berechnend sei, wie ich denken würde. Mit der Anschlußfrage "aber du vielleicht?", oder "Deine Mutter". -
an sich doch auch wieder provozierend ist? |
Nein, ich finde diesen Satz nicht provozierend.
"Dass er nicht so berechnend sei, wie du das denken würdest"
heißt für mich, dass er sieht/weiß, dass das eine Befürchtung von dir ist.
Kann es sein, dass du das vielleicht von dir kennst, dass du das öfter mal denkst, in Bezug auf andere Menschen, dass sie berechnend zu dir wären? (Weiß ich natürlich nicht..)
Aber diese Befürchtung stimmt nicht. Er sagt ja, dass er nicht so berechnend sei. - So verstehe ich das, nachdem was du schreibst.
Und er überlegt vermulich, wie das ganze in den Kontext passt, zu dem, was er von dir weiß.
Mehr würde ich da nicht sehen.
Die andere Geschichte ist natürlich, dass du, so wie du hier schreibst, sehr klar und scharf auf den Punkt kommst, oder täusche ich mich?
Ich kenne das von mir, wenn ich "befürchte, dass mir jemand Übles will" -
und es reicht, wenn ich das Gefühl habe, das muss überhaupt keine Tatsache sein.. - dann laufe ich "rückschlagmäßig zur "Hochform" auf.
Und da bin ich sehr gut darin.
Dann kommt noch das dazu, das ich Gefühle natürlich nicht so gerne zeige und es (vermeintlich)sicherer ist, von einer "total kalten", sachlichen Ebene zielsicher zurückzuschlagen.
Das kann auf andere Leute berechnend wirken. Und dabei gibt man die Kontrolle natürlich auch nicht ab.
In Wirklichkeit ist es was anderes. Ehr Verzweiflung und Kontakt vermeiden. Und deshalb quälen die Konflikte dann auch so, wenn mich jemand dann "beim Wort" nimmt.
Egal, -
Quote: | Leider beschäftigt mich das Ganze wohl mehr, als es sollte. |
Das ist ein absolut untrügliches Zeichen dafür, dass es um mehr geht, als diese einzelne Sache.
Und deshalb lohnt es sich, dran zu bleiben.
Quote: | Dabei komme ich übrigens wieder an den Punkt vom Anfang. Ich habe wirklich Schwierigkeiten zu glauben, dass er mir nichts Schlechtes will. Dass er alles nur tut, damit ich etwas über mich lerne etc. Diese blöde Angwohnheit, allem zu misstrauen..... |
Ja. Das ist vermutlich das, was du bisher kennst. (Beziehungsweise, wie du es als Kind gelernt hast. Deswegen die Überlegung bzgl deiner Mutter..)
Sag ihm das, dass du Schwierigkeiten hast, zu glauben, dass er dir nichts Schlechtes wolle und dass das vermutlich an deinen Erfahrungen liegt.
Ist ja auch schwierig, bei jemandem Therapie zu machen, wenn man sich (noch) nicht sicher fühlt, ob der es auch wirklich "gut" mit einem meint.
- Würdest du es denn gerne haben, dass er es "gut" mit dir meint und du da sicher sein kannst?
Manchmal kann es gut sein, seine Wünsche einfach auszudrücken.
Den Streit einfach erst mal bei Seite zu lassen und zu sagen, was du denn gerne von ihm möchtest.
Das wäre der direkte Weg.
Was muss er tun, damit du es ihm ein bisschen mehr glauben kannst, dass er es gut mit dir meint?
(Bei mir war es meistens, jetzt, wegen so einer Sache nicht sauer sein und nicht weggehen..)
Quote: | Das mit den Übertragungen habe ich inzwischen auch begriffen. Ich habe es nur währenddessen überhaupt nicht gemerkt.
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Das ist meistens so, dass man die Übertragungen währenddessen überhaupt nicht merkt.
liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch
Nele
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Zicke
Forums-InsiderIn
281
Bayern W, 40
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Sun, 10.Jul.05, 17:20 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hallo Nele,
finde ich echt toll, dass Du Deinen Theraeuten verprügelt hast und ihm ein vulgäres Wort an den Kopf geworfen hast. Nur das, mit der vorherigen Erlaubnis seinerseits stört mich noch...
Täte ich das Ganze ohne vorherige Absprache und ohne dass er sich vorher mit Kissen schützen könnte, fände ich es um einiges effektiver.
Aber leider auch risikoreicher...Wenn es schlecht läuft holt er die Polizei und läßt einen einweisen.
Nun ja, das ist bei mir längst alles gelaufen. Die Provokationsphase liegt längst hinter uns und im Moment verstehen wir uns ja (wieder) sehr gut.
Hallo Malinetta,
irgendwie muß ich da was falsch verstanden haben. Ich dachte die Ohrfeige, die Dein Mann bekommen hat, hätte mit der Prookation durch Deinen Therapeuten zu tun. Deshalb dachte ich, es hätte da wohl den Falschen getroffen...
Viele Grüße
Zicke
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Sun, 10.Jul.05, 17:56 Re: Provokationen/Angriffe des Therapeuten - Umgang damit? |
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Hi Zicke,
Quote: | finde ich echt toll, dass Du Deinen Therapeuten verprügelt hast und ihm ein vulgäres Wort an den Kopf geworfen hast |
*Pruust*, wie das klingt!!
Übrigens, mehrere vulgäre Wörter - es waren mehrere, ja!!!
Quote: | Nur das, mit der vorherigen Erlaubnis seinerseits stört mich noch... |
Tja, ohne die geht es aber leider nicht. Das ist auch in meiner Therapie nicht erlaubt.
Quote: | Täte ich das Ganze ohne vorherige Absprache und ohne dass er sich vorher mit Kissen schützen könnte, fände ich es um einiges effektiver. |
Oho! Nun, du darfst das aber nicht.. Ätsch!
Quote: | Aber leider auch risikoreicher...Wenn es schlecht läuft holt er die Polizei und läßt einen einweisen. |
Nun, andere Möglichkeit, ich bin ja nur so knapp 1,60...
Aber ich habe mal, während einer anderen Übung, wo ich mit den Füßen geschoben habe, bemerkt, dass, wenn ich mich noch ein kleines bisschen
recke, er von der Couch rutscht und es war mir nicht unangenehm, zu beobachten, wie er das dann auch tat.
Quote: | Die Provokationsphase liegt längst hinter uns und im Moment verstehen wir uns ja (wieder) sehr gut.
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Ja. Ist bei mir im Moment auch so.
*Lach*, aber ob Therapeuten wissen, was sie da manchmal so an "Mordgelüsten" im Klienten auslösen?
Vermutlich schon.
liebe Grüße
King-Kong-Nele
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