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tzk90
neu an Bord!
1
Österreich M, 24
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Wed, 06.Jul.05, 18:27 Wie bringe ich es der Welt bei? |
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Das frage ich mich, weil ich Schwierigkeiten habe, nach einer Pause von über 6 Monate zurückzukehren. Wie kann ich meinen Mitmenschen sagen, dass ich eine Depression hatte. Ich habe schon erste Erfahrungen damit gemacht, und die Menschen haben es mit Abschaum betrachtet. Ich bekam zur Antwort: "Und da wollen Sie wieder eine Ausbildung machen (sprich mein Studium fortsetzen?) Danach brauchte ich einige Zeit um wieder aufzukommen. Ich glaube es ist einfach besser nicht die Wahrheit zu sagen, aber wie kann ich das umgehen?
Wie kann ich sagen, dass es mir schlecht gegangen ist und ich total außer Energie war ohne gleich Depression sagen zu müssen. Ich habe Angst auch weiterhin als Sonderling hingestellt zu werden. Ich habe es satt als jemand zu betrachtet zu werden, der tiefsinnig denkt oder immer recht "ernst wirkt". Ich will einfach nur normal Leben dürfen, meine Daseinberichtigung haben dürfen.
Ich komme mir manchmal vor, als wäre ich ein Verbrecher od. hätte irgendetwas schreckliches getan. Nein, ich habe mir das wirklich nicht ausgesucht...
Ich habe Angst, im Seminarraum zu sitzen und am ersten Tag vom Professor gefragt zu werden: "Und, warum haben Sie denn Ihr Studium unterbrochen, was haben sie gehabt, was ist mit ihnen los, sind sie sicher, dass sie wieder fit sind?
Würde mich freuen von Menschen Antworten, die das schon hinter sich haben. Die mir vielleicht ein kleines Rezept geben, wie man so etwas angeht. Eins steht nämlich für mich fest. Ich bin in allem und zu jedem ehrlich, aber ist es hier nicht besser, vielleicht nicht die Wahrheit zu sagen.
Bitte sagt mir auch nicht, du als Betroffener, solltest Aufklärungsarbeit leisten... es ist leider alles nach wie vor so stigmatisiert.
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Wed, 06.Jul.05, 19:03 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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nun, da man studiengebühren bezahlen muss, ist das studium ja auch in finanzieller aufwand, den man sich erst einmal leisten muss. eine pause von eínem semester, um geld zu verdienen um weiterzumachen ist da vielleicht nicht unüblich. oder du wolltest ein wenig die welt sehen, hattest die chance bei einer verwandten eine weile im ausland zu leben.
wenn du bei krankheit bleiben möchtest, so such dir irgendeine peinliche krankheit aus, die einen genug ausser gefecht setzt, aber die leute sich schämen nachzufragen
ich kann gut verstehen, das du dich mit depressionen nicht outen willst. mir reichen die blicke der menschen denen ich etwa erzähle, das meine mutter depressionen hat. ein mensch der so etwas nicht kennt, kann es sich nicht vorstellen und verwechselt es mir fauler seelenpflege oder sowas. ich selber habe auch depressionen, will sie aber nicht mal eingestehen. ich bin in therapie, würde es aber keinem in der arbeit oder ausserhalb meiner freunde/familie sagen - nicht mal der familie meines freundes erzähle ich das. wenn ich zu gemeinsamen veranstaltungen zu spät komme wegen einer thera, sage ich ich hatte überstunden. in der regel spürt man, wem man die wahrheit sagen kann und wem nicht. manchen kan nic hdas auhc geradeheraus sagen - die interessieren isch auch dafür... aber eben nicht alle. und manche geht es schlichtweg nichts an.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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Küken
sporadischer Gast
20
hinter dem mond W, 23
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Wed, 06.Jul.05, 19:10 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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hallo,
das ist ein sehr schweres thema und ich weiss wie du dich nun fühlst. ich bin auch in der situation gewesen, als ich nach meinem krankenhausaufenthalt wieder in die schule musste. es hat sich natürlich in windeseile herumgesprochen dass ich im krankenhaus bin, aber zum glück hat mich niemand besucht!
ich wurde dann natürlich neugierig gefragt was ich denn hatte, und ich hab dann einfach gesagt "ich will nicht drüber reden."
damit war die sache für mich erledigt und die fragenden haben sich zurück gezogen. was sie sich dann denken ist mir egal. sie müssen meine privatsphäre eben akzeptieren. ob sie sich dann denken dass ich nen ansteckenden ausschlag am ar... hatte oder was anderes ist mir egal.
leider gottes wird man in der heutigen gesellschaft noch schief angesehen wenn man psychische probleme oder dergleichen äussert und hat. ich finde das total schade. wenn ich eine appendizitis habe muss ich doch auch in die klinik und da sagt dann niemand was, im gegenteil, da bekommt man dann noch blumen und genesungswünsche auf das zimmer geschickt, damit man ja bald wieder fit ist. aber wehe man hat mal ne depression oder ähnliches. dann wird man gleich als "nicht ganz richtig" abgestempelt.
man kann nur hoffen dass sich die gesellschaft ändert!!
lg,
das küken
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SLI77
Helferlein
76
NRW M, 28
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Wed, 06.Jul.05, 19:20 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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Lüg einfach es geht niemand was an was du hattest, wenn man allen immer die Wahrheit erzählt wird man schnell verletzlich und angreifbar.
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_________________ Mfg
SLI77 |
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Wed, 06.Jul.05, 19:26 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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Hallo,
mußt Du denn überhaupt was sagen? Ok, manchmal gibt es so Situationen, wo es ein pseudonahes Verhältnis ist, wo man was sagen sollte, aber nicht mit der Wahrheit rausrücken möchte.
Ich würde dann einfach sagen, daß Du krank warst und wenn sie Dich weiterfragen, dann einfach sagen, daß Du nicht weiter darüber reden möchtest.
Viele Grüße
Stöpsel
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Nessa
Forums-Gruftie
609
Germany W, 54
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Wed, 06.Jul.05, 19:51 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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Es ist schon seltsam, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich Krankheit und Krankheit bewertet wird... Wenn jemand eine Operation hatte oder sonst irgendetwas, darf er das sagen ohne dumm angesehen zu werden. Man nimmt ihm auch ab, dass er nach einer gewissen Zeit wieder vollständig genesen und arbeitsfähig ist. Keiner würde auf die Idee kommen zu sagen: Ist da nichts zurückgeblieben? Bei einer Depression ist das anders. Wenn jemand eine Depression hatte und in sein gewohntes Umfeld zurückkehrt, meint jeder, ihn schief ansehen zu müssen, denn es muss ihm ja etwas geblieben sein... Warum kann niemand aktzeptieren, dass auch eine Depression eine Krankheit ist, die wieder verschwinden kann und man vollkommen normal seinen Job, sein Studium und seinen Alltag meistern kann?
Anders herum funktioniert das auch. Eine Depression wird ja oft überhaupt nicht als Krankheit gesehen. Man bekommt den Rat, sich "zusammenzureißen", dann geht das schon. Wie kann man nur wegen solch einer Lappalie zu Hause bleiben und krank machen! Es scheint, als wären Depressionen und andere psychische Erkrankungen so richtig schön "anpassungsfähig" in dem Sinne, dass jeder sich ein Bild davon machen kann, wie es ihm gerade passt. Und jeder kann mitreden, jeder meint, ein Urteil darüber abgeben zu können.
So, das musste mal raus.
Mein Rat an dich, tzk90, wäre auch, den Begriff "Depression" überhaupt nicht in den Mund zu nehmen, wenn du nach deiner Abwesenheit gefragt wirst. Ob du nun sagst, dass du krank warst, du aber nicht darüber reden möchtest, weil das niemanden etwas angeht, oder ob du einen anderen Grund für deine Abwesenheit nennst, darüber solltest du dir im Klaren sein. Wähl die Variante, die für dich am leichtesten rüberzubringen ist!
Liebe Grüße
Nessa
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Wed, 06.Jul.05, 23:08 Re: Wie bringe ich es der Welt bei? |
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da fällt mir was ein.
bei meinem vater in der firma wurde eine sekretärin aufgenommen. im flüsterton sagte man bedeutungsschwanger, sie habe depressionen gehabt. irgendwie wird sie nicht für voll genommen. ich war schon auf ein paar betriebsfeiern - sie ist eine fröhliche normale junge frau die eben in ihrer vergangenheit depressiv war. aktuell ist nichts zu erkennen gewesen - auch für mich nicht, die normal da eine feine nase hat. dennoch war sie nicht integriert, war sie behaftet mit diesem "nur mit samthandschuhen anfassen" etikett.
hingegen leute, die zb. einen krebs besiegt haben, oder andere schwere krankheiten, die werden schulterbeklopft. die durften mitunter einen ganzen abend lang schildern wie scheußlich chemotherapien sind und all der kram.
ich glaub, das liegt daran das die meisten glauben, es wäre nur eine sache von "reiß dich zusammen".
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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