Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
Malachy
neu an Bord!
neu an Bord!


Posts 3
Wohnort Würzburg
M, 25


Post Mon, 04.Jul.05, 9:27      Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

Hi,

dass hier ist mein erster Beitrag hier bei Euch im Forum. Ich habe seit einigen Wochen Probleme mit meiner inneren Stimmung.
Zum Beispiel treffe ich mich Montags nach der Uni mit einer sehr guten Freundin und unternehme was mit ihr. Diese Zeit genieße ich total, mir gehts dabei richtig gut. Spätestens Dienstag Mittags aber schlägt meine Stimmung derart ins negative um, dass es kaum schaffe aus dem Bett zu kommen. Ich liege dann meist irgendwo in der Wohnung rum, und denke nach. In die Uni schaff's ich dann nicht mehr, der Weg ist einfach viel zu anstregend.
Ich zweifel dann plötzlich an allem; alles was ich tun könnte (und tun müsste) scheint plötzlich sinnlos zu sein. Das geht von ganz alltäglichen Dingen bis hin zu wahnwitzigen Hirngespinsten.

Zum Beispiel nehme ich mir vor, ein Buch zu lesen, aber die Gedanken daran, dass es gar keinen Sinn hat, sind so groß, dass ich es nicht mache (n kann). Anderes Beispiel: Ich bin seit drei Jahren in einer festen Beziehung und auch glücklich, aber vor einer Woche war ich plötzlich so fest davon überzeugt, dass mich meine Freundin verlassen wird, dass ich nahe dran war, sie anzurufen und Schluss zu machen, bevor sie das machen kann. Ich habe dann versucht, einen Freund anzurufen (auf dem Handy), aber jener ging nicht ran - dann war ich fest davon überzeugt, dass dieser nie wieder mit mir sprechen will (im Nachinein hat sich herausgestellt, dass er das Handy nicht mit hatte).

Das ist doch nicht normal? Diese schlimmen Tage dauern meist bis zum Wochenende an, dann gehts mir langsam wieder besser. Ich bin seit 1,5 Jahren in Behandlung wg. Panikattacken, und ich habe meinem Therapeuten davon auch erzählt, aber mir kommt es so vor, als würde er das irgendwie nicht ernst nehmen. Medikamente habe ich verweigert, weil ich vor der Einnahme von Medikamente Angst habe (klingt blöd, ich weiss).

Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen und Tipps, wie ich mich "zusammenreißen" kann?

lg und danke schonmal
Malachy
Find all posts by Malachy
Werbung
lilu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 1154
Wohnort wien
W, 32


Post Mon, 04.Jul.05, 10:52      Re: Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

mir ist nicht so fremd was du schreibst. ein treffen gehabt mit leuten und mich dabei könoglich amüsiert, überhauptnicht verstanden wie ich manchmal so drauf sein kann. und keine 12 stunden schaffe ich es kaum von der couch auf. alles ist sinnlos. will nicht mal i-surfen oder ein buch lesen weil ich von der sinnlosigkeit allen tuns total überzeugt bin - ja, es gibt dann nichts glaubwürdiges mehr. ich nehme zwr dann wahr das ich einen freund habe, aber auch da rede ich mir tausend dinge ein, negative freilich...

nun fällt mir auf, das ich mich zuversichtlich fühle, wenn ich "leichten" kontakt zu anderen haben. mit "leichten kontakt" meine ich, dass da keine riesenprobleme angesprochen werden, sondern einfach nur das leben genossen wird (ws ich alleine wohl nicht schaffe). insofern habe ich bei mir festgestellt: meine "depression" entsteht durch mangelnde sozialkontakte. obwohl ich mit meinem freund zusammenwohne - weswegen ich mich total schlecht fühle. aber ist nun mal ja auch so, das wir nicht permanent beisammenhocken. will ich auch nicht. nur stelle ich fest: ich bin einsam. ich bin depressiv weil ich zu wenige soziale kontakte habe. vor allem NACH positiven kontakten fällt mir das auf und wirkt sich doppelt negativ aus.

könnte das bei dir auch der fall sein? bzw. merkst du IN deinen phasen das es phasen sind? ich erkenne das mittlerweile. und ich versuche das auch anzunehmen. also ich liege da im schmerz und wenn ich mir sage: man kann lied ertragen, man kann nicht immer positiv sein, mir passiert nichts wenn ich mir jetzt die zeit für leid nehme, da jetzt wohl die zeit dafür ist. dann geht es leichter und die phase geht vorbei.

_________________
Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung
Find all posts by lilu
Malachy
neu an Bord!
neu an Bord!


Posts 3
Wohnort Würzburg
M, 25


Post Mon, 04.Jul.05, 11:20      Re: Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

hi lilu,

ich bin dir sehr dankbar für deine Antwort. Ich habe schon einige Freunde hier in meiner Umgebung, sind jetzt nicht wirklich viele, aber ich habe in diesen Phasen einfach keinen Antrieb, mich zu unterhalten. Was man dann umgangssprachlich als Small-Talk bezeichnet, wirkt dann auf mich total verlogen und es sträubt sich alles in mir eine Antwort zu geben.

Besonders negativ wirkt sich auf mich aus, dass ich mir das eigene "Glück" vergönne - ich frage mich dann, warum mich andere überhaupt mögen und rede mir ein, dass ich es selbst überhaupt nicht verdient habe, glücklich zu sein oder ein paar nette Stunden mit jemanden zu verbringen, weil ich ja der fürchterlichste Mensch bin, den es gibt. Wenn ich z.B. ein Kompliment bekomme, dann ist das im ersten Moment total schön und ich freue mich, im Nachhinein aber schäme ich mich, dass ich es überhaupt gewagt habe, mich zu freuen - das klingt jetzt komisch, aber es ist schwer das in richtigen Worten auszudrücken.

Vielleicht habe ich wirklich zu wenig Sozialkontakte, ich bemühe mich um neue überhaupt nicht, in der Uni gehe ich möglichst allen und jedem aus dem Weg. Ich fürchte oft, dass meine jetzigen Freunde irgendwann so genervt von mir und meiner Lethargie sind, dass sie weggehen. Aber anstatt mich dann selbst zu motivieren, rede ich mir nur ein, dass es meine Schuld ist, wenn sie es tun.

Das es nur Phasen sind, erkenne ich immer nur im Nachhinein, wenn ich am Wochenende nahezu euphorisch werde. Aber an den schlimmen Tagen denke ich oft, dass es nie mehr besser wird.
Find all posts by Malachy
lilu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 1154
Wohnort wien
W, 32


Post Mon, 04.Jul.05, 12:00      Re: Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

klingt, als hättest du - wie ich - muster und sätze in dir tief verinnerlicht, an denen du festhältst, die deinem leben nicht dienlich sind.

erste übung: tu so als wärst du dein freund und überlege, was du deinem freudn gönnst und mach dir klar, das du nicht weniger wert bist und all das was du anderen gönnst auch für dich legal annehmbar ist. das ist eine - wie ich finde - schwere aber logische übung. wenn ich in selbsthassgedanken verfalle, schwenke ich um und überlege: wenn genau diese worte - und die kraft hinter diesen worten, ein freund zu mir gesagt hätte - wäre er mein freund? ich will aber mein freund sein. über meine unzulänglichkeiten lerne ich zu lachen wie MIT einem freund.

vielleicht gelingt dir, einige glaubenssätze aufzuschreiben, mit denen zu lebst. jeder mensch folgt solchen glaubenssätzen. bei menschen wie bei dir oder mir sind diese meist recht destruktiv. zb. ich bin nicht ok. ich muss perfekt sein.... da hat jeder andere. aber sie sind "nur" wertvorstellungen die andere (deine eltern?) in dich gepflanzt haben, und sie hätten auch mit genau derselben richtigkeit und kraft komplett anders lauten können. zb. ich bin ok so wie ich bin. wenn man diese glaubenssätze bewußt verändert, kommen sie einem wie lügen vor, total falsch - mitunter hat man sogar schuldgefühle. aber je öfter man sich positive affirmationen sagt, je öfter man daraufhin sein verhalten "erwünscht" ausführt, umso mehr wird es "normal".

mir gelingt es im moment zu ca. 60 - 70% mir diese positiven sachen zu sagen. doch oft wird die destrukitve kraft im letzten aufbäumen sehr heftig und erzeugt das versagens- und sinnlosigkeitsgefühl. ich versuchee mir zu sagen: das ist jetzt so, muss wohl so sein, ist NICHT schlecht sondern einfach da (als beweis das ich positiv werde). es gelingt nicht immer, und mittlerweile finde ich es immerhin auch nimmer katastrophal.

_________________
Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung
Find all posts by lilu
Werbung
Malachy
neu an Bord!
neu an Bord!


Posts 3
Wohnort Würzburg
M, 25


Post Mon, 04.Jul.05, 12:18      Re: Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

Hi lilu,

das was du sagst, klingt wirklich logisch und - was wichtiger für mich im Moment ist - sinnvoll.
Ich werde versuchen, mir selbst einen Gefallen zu tun, auch wenn das wirklich schwer fällt und positiv denken. Du sagst, dass du selbst dir ein Freund sein willst - genau da liegt für mich noch die Hürde. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich selbst als Freund ansehen kann - im Moment bin ich mir eher ein Feind. Aber das mit den Grundsätzen ist keine schlechte Idee - ich habe in meinem Zimmer eine große Pinwand. Vielleicht sollte ich die dort hinhängen, damit ich sie lesen muss.

So ein Phase bewusst zu akzeptieren kann ich Moment glaube ich nicht, weil ich schon irgendwie merke, dass es nicht richtig ist, sich tagelang hängen zu lassen. Oder ich habe noch nicht begriffen, dass es vielleicht doch ok ist. Meine Freunde sagen immer, ich mache mir einfach zu viele Gedanken über alles mögliche wichtige, aber auch unwichtige.

Es tut gut, von anderen Menschen zu lesen und zu hören, die ähnliche Probleme habe wie ich und man gezeigt bekommt, dass man diese in den Griff kriegen und irgendwann damit leben kann. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bei dir bedanken.
Find all posts by Malachy
lilu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 1154
Wohnort wien
W, 32


Post Mon, 04.Jul.05, 12:31      Re: Stimmungsumschläge Reply with quoteBack to top

ich höre auch von anderen - zb. von meinem freund - das ich mir zu viele gedanken mache. mit anderen rede ich darüber schon gar nimmer. ich glaube ich habe schon zu oft gehört, ich mache mir zu viele gedanken. irgendwann kommt man dann auf die idee, man wäre nicht normal weil man denkt.

ich fahre derzeit damit ganz ok (sicher nicht optimal - aber wer bestimmt schon was optimal ist? ist doch auch nur ein von der leistungesgesellschaft indiziertes wertsystem) indem ich akzeptiere das ich leide, wenn ich leide. zumindest hab ich mich mal gefragt: wenn ich gegen das leid kämpfe, innerlich - siege ich darüber? leide ich weniger? verkürze ich es? in allen fällen kam ein nein heraus. im gegenteil - mit meiner einstellung, nicht leiden zu dürfen sondern funktionieren zu müssen, und unnormal zu sein zu leiden obwohl ich "doch alles habe" habe ich mein leid eigentlich verstärkt. gestern zb. ist es mir gelungen - als ich litt, aber mir das leid "nicht gönnen" wollte - mir zu sagen: ich leide JETZT weil es JETZT die zeit dafür ist. irgendwann leidet jeder. jetzt gerade leide ICH. ich DARF das. also leide ich jetzt wenigst inbrünstig.

du wirst bei der forumlierung schon merken, wie das leid den schrecken verliert indem man es fühlen "darf".

man muss sich immer wieder erinnern, sich ein freund zu sein. meine letzt hasstirade gegen mich ist noch nicht lange her, obwohl ich schon länger versuche mich lieb zu haben. wichtig war dann, als es passierte: mir klar zu machen, das ein freund SO nicht mit mir umgeht. die situation durchspielen und überlegen was ein freund gemacht HÄTTE. und sich nicht fertig machen, weil man NOCH nicht reagiert hat wie man wollte. ich weiß, bei der nächsten ähnlichen situation werde ich mich an die "hätte" reaktion die ich mir ausdachte erinnern - und vielleicht sogar so reagieren.

_________________
Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung
Find all posts by lilu
Werbung
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic