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Artin
sporadischer Gast
11
Deutschland NRW W, 30
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Wed, 29.Jun.05, 22:27 Was bin ich? |
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Hallo,
zuerst mal muss ich sagen dass mir nicht gefällt, dass man sein Geschlecht angeben muss, wenn man sich hier registriert. Ich habe echt lange überlegt was ich da ankreuzen soll.
Im Internet gebe ich es nicht gerne preis, dass ich eigentlich wohl W bin... oder besser sein soll. Das Internet ist so meine Insel wo ich sein kann was ich will.
Ich fühle mich nämlich nicht als Frau. Allerdings fühle ich mich auch nicht als Mann. Am liebsten wäre ich wohl irendwo dazwischen, wenn das denn ginge.
Vor drei Jahren habe ich den Rollenspielchat entdeckt und dort spiele ich einen etwas eigentümlichen Halbelfen. (das ist so eine Fantasyfigur... villeicht kennt ihr Legolas aus Herr der Ringe.. so in der Art.)
Aber angefangen hat das alles als ich noch ein Kind war. Jeden Abend, wenn ich im Bett lag und eigentlich schlafen sollte, schlüpfte ich in Gedanken in die Rolle eines kleinen Jungen, der stets grausam gequält wurde. Ich habe mich oft gefragt warum ich sowas tue, mir solche Geschichten ausdenke, was mit mir nicht stimmt und vor allem: Warum war es immer ein Junge?
Ich habe oft versucht die Figur ein Mädchen sein zu lassen aber das hatte einfach nicht den selben Efekkt.
Die Geschichten veränderten sich im Laufe meines Lebens, die Qualen die meine Figur( in Rollenspielerkreisen sagt man auch Charakter) erleiden musste wurden subtieler, wechselten zu psychischen Qualen, wie Spott und Verachtung. (naja Gefühle die ich selber nur zu gut kannte...)
Einen sexuellen Hintergrund hatten die Geschichten am Anfang nie.
Als ich den Rollenspiel chat entdeckte war ich sofort süchtig. Hier konnte ich nach belieben Artin sein. Und der Junge war zum ersten mal frei.
Einer der wichtigsten Bestandteile meiner Geschichten war es nämlich, dass die Figur stets gefangen war. Als ich noch kleiner war saß meine Figur immer unschuldig im Gefängnis, später war sie in einer Psychiatrischen Klinik weggesperrt.
Aber nun im chat war Artin frei und er fand sogar Freunde. Da entdeckte er auch, dass er auf Männer steht und verliebte sich. (Leider hatten meine Mitspieler nie die selbe Ausdauer mit ihren Charakteren wie ich und so wurde Artin immer wieder Verlassen.)
Vor kurzem geschah etwas sonderbares. Er verliebte sich in eine Frau. Jetzt wird er auch noch Vater O_O
Naja ich kann schon noch zwischen Artin und mir unterscheiden. Ich streite aber nicht ab, dass er soetwas wie ein zweites Leben von mir ist. Oder ist er mein eigentliches Leben?
Ich selber kam mir immer nur vor wie eine leere Hülle. Meine wirklichen Gefühle sind in diesem Jungen, der seit ewig in mir ist und der in Artin eine Gestalt gefunden hat.
Eigentlich könnte ich doch mit dem zufrieden sein was ich bin: Ich bin Diplommathematiker und habe jetzt sogar eine Arbeit als Softwareentwickler, was ich immer wollte. ( nicht grade Frauengebiete...*mal anmerk*)
Dennoch, da ist immer diese Frage: Wer bin ich? bin ich ich oder bin ich Artin? Bin ich Mann oder Frau? oder keins von beidem, oder beides?
Ich hasse es immer mehr, dass es zwei Geschlechter gibt. Wenn es nach mir ginge wären wir alle gleich und zwar beides.
Gibt es jemanden dem es ähnlich geht? Kann mir jemand erklären warum ich so bin?
Wie kann ich mich damit abfinden was ich bin/bzw. sein soll?
P.S. ach ja, was ich noch erwähnen wollte: ich weiß nicht ob da ein Zusammenhang besteht aber auch ich leide an Vaginismus.
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_________________ grrr |
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Darla_05
neu an Bord!
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Könitz W, 20
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Wed, 29.Jun.05, 23:42 Re: Was bin ich? |
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Hallo Artin!
Zu deinem (un)eigentlichen Leben möchte ich erst einmal nichts sagen, aber zu der Frage "was" (*kopfschüttel*) du bist.
Ich habe jüngst in einem Buch (wissenschaftlich Belegt) genau über die von dir geschilderten Dinge gelesen. Du bist sehr mathematisch begabt und dein gesamtes Denken scheint sich über dein Leben hinweg immer mehr dem eines gewöhnlichen Mannes "angeglichen" zu haben?
Nun SO bist du geboren worden. Zwischen der 6.-8. Entwicklungswoche im Mutterleib werden die "Geschlechtsgene" im Menschen verteilt. Nehmen wir an in 4 Portionen. Die 1. bestimmt das körperliche Geschlecht, das bei dir weiblich ist. Nun scheint es während der 2 Wochen dazu gekommen zu sein, dass du die anderen 3 (vielleicht auch nur 2) Portionen Gene im XY-Format bekommen hast. Diese Portionen prägen das Gehirn. Sie sind verantwortlich für den Geschlechtstrieb, geschlechtliche Orientierung, aber auch die Ausbildung von spezialisierten Gehirnzentren, die bei Mann und Frau unterschiedlich sind. Weswegen du eine gute räumliche Vorstellung und eine Begabung für Mathematik hast.
Was die wenigsten "gewöhnlichen" Fraun von sich behaupten können.
Deswegen musste die Figur in deinem Kopf immer ein Junge sein. Der früher noch mit Männern schlief und heute sogar den "Fortpflanzungswunsch" eines Mannes hat.
Ich weiß nicht, ob dir das etwas hilft. Aber vielleicht eine kleine Stufe auf dem Weg, dir selbst dieses "Warum?" erklären zu können.
LG,
D@rla
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_________________ "Sei still!" vs. "Ja, ich weiß!" |
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Artin
sporadischer Gast
11
Deutschland NRW W, 30
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Thu, 30.Jun.05, 9:57 Re: Was bin ich? |
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Hallo,
Danke für die Antwort. Das klingt interessant und logisch (*grins*). Wo kann man etwas darüber nachlesen? Kannst Du mir einen Link geben?
Ja, logische, technische Dinge haben mich schon immer interessiert aber ich kannn an mir auch einige ziemlich weibliche Züge ausmachen. Zum Beispiel mag ich ergreifende Filme und Aktionfilme langweilen mich.
Irgendwie fühle ich mich dadurch nirgendwo richtig zugehörig. Vielleicht ist das der Grund, dass Artin ein Halbelf ist ( halb Elf und halb Mensch gehört er nirgendwo richtig dazu)
Mit anderen Mädels kam ich nie so recht klar und hing meist mit Jungens ab aber vieles was die toll finden fand ich wiederum ziemlich langweilig und sie nahmen mich auch nie wirklich ernst. Schließlich war ich ja nur ein Mädel
Was meine sexuelle Orientierung angeht so steh ich auf jeden Fall auf Kerle, wobei ich jedoch besonders solche toll finde die extrem weiblich sind. zB gibt es in der Gothikszene welche die sich schminken und Männerröcke tragen.
Gibt es noch jemanden hier dem es ähnlich geht?
Aus dem Chat kenne ich jemanden, der immer mal wieder mit sich ringt, sich umoperieren zu lassen. So extrem ist es bei mir sicher nicht. Es ist eher anders. Derjenige weiß wo er sich zuordnet, aber ich???
MfG
Artin
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_________________ grrr |
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Andrasta
Forums-InsiderIn
211
Franken W, 42
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Thu, 30.Jun.05, 18:16 Re: Was bin ich? |
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Artin wrote: | Vielleicht ist das der Grund, dass Artin ein Halbelf ist ( halb Elf und halb Mensch gehört er nirgendwo richtig dazu) |
Tja, das klingt so wie halb Mann und halb Frau...vielleicht bist Du ein MENSCH?
Und statt "zu keinem richtig dazugehören" kannst Du auch mal "zu beidem dazugehören" sagen. Das klingt anders, oder? Und ist genausowenig falsch. Das ist nicht mehr negativ und einschränkend, sondern positiv und eröffnet ein viel weiteres Feld!
Artin wrote: |
Gibt es noch jemanden hier dem es ähnlich geht? |
Ging mir ähnlich, kenne auch andere, denen es ähnlich geht/ging, körperlich Männchen wie Weibchen. Macht doch nix - also mir macht das nix mehr aus. Ich hab mich damit abgefunden, daß die meisten Menschen sich unbedingt in einer rein weibl. oder männl. Rolle wiederfinden wollen/müssen (wobei dann die Definition derselben oft zum Problem wird bzw. einfach nicht ausreicht, um dem ganzen Menschen Genüge zu tun).
Warum solltest Du Dich mit nur einer Hälfte zufriedengeben, wenn Du alles haben und vor allem SEIN kannst? Deine rein sexuelle Orientierung scheint ja klar zu sein, und es ist doch nicht verwunderlich, daß es Dich mehr zu Menschen hinzieht, die beide Anteile in sich vereinen bzw. zulassen und akzeptieren und das vielleicht auch äußerlich zum Ausdruck bringen (wobei einige von den "Gothics" evt. nur einer Mode folgen ohne sich dessen bewußt zu sein - aber nicht unbedingt). Außerdem wirken auf die meisten Menschen androgyne Frauen und Männer oder halt einfach Menschen anziehend. Zumindest kenne ich sehr viele und schließe mich nicht aus.
Grüße
Andrasta
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Last edited by Andrasta on Thu, 30.Jun.05, 18:45; edited 3 times in total |
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Andrasta
Forums-InsiderIn
211
Franken W, 42
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Thu, 30.Jun.05, 18:29 Re: Was bin ich? |
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Artin wrote: | Wie kann ich mich damit abfinden was ich bin/bzw. sein soll?
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Du sollst Dich garnicht damit abfinden, was Du sein sollst (für wen?). Du sollst finden, und Dich nicht abfinden, wer Du bist und was Du alles bist, nämlich viel mehr, als andere sich selbst zugestehen und zutrauen. Du hast schon mal viel mehr Phantasie...
Ok, nicht einfach hier (damit meine ich nicht das Forum) mit all den Leuten um Dich rum, die immer genau wissen, was sie sein sollen und wie und was andere sein sollen. Die scheinen sich alle so sicher zu sein. Scheinen!
Artin wrote: | P.S. ach ja, was ich noch erwähnen wollte: ich weiß nicht ob da ein Zusammenhang besteht aber auch ich leide an Vaginismus. |
Vielleicht weil GV zulassen und genießen für Dich bedeuten würde, Dich auf "Frau" zu beschränken und Dich ausschließlich dafür zu entscheiden?
Grüße
Andrasta
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Lana85
neu an Bord!
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Erde W, 20
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Thu, 30.Jun.05, 21:29 Re: Was bin ich? |
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Hallo Artin
Ich kann schon verstehen wie du dich fühlst. Bei mir ist es zwar nicht ganz so extrem wie bei dir, aber vielleicht vergleichbar. Ich dachte nicht, dass es anderen Menschen ähnlich ergeht.
Es ist, als gäbe es in mir zwei Personen.
Ich bin eine Frau, fühlen tue ich mich oft, als ob ich beides wäre, Mann und Frau. Ich hätte auch keine Probleme damit, würde ich jetzt morgen als Mann aufwachen.
Ich hab mir auch schon Geschichten ausgedacht, in der ich ein Mann bin, in anderen Geschichten stelle ich mich wieder als Frau vor. Ich habe kein Problem damit eine Frau zu sein, ich fühle mich auch so. Manchmal fühle ich mich dann auch wieder fast Männlich. Das Gefühl kann man nicht so gut erklähren.
Ich bin zwar nicht lesbisch - stehe ausschließlich auf Männer (allerdings wie du eher auf Männer die einerseits feminin aussehen, mit langen Haaren, sich aber andererseits männlich verhalten), hab aber auch schon Frauen hinterhergeschaut und plötzlich sagt meine männliche Seite, oh die sieht aber toll aus.
Ich kann das allerdings recht gut trennen und ich finds auch oft recht lustig sich so wie beides zu fühlen. Am liebsten würde ich mich mal zum Mann mal zur Frau verwandeln können, ist ja leider nicht möglich
Früher als Kind hab ich mit Jungs und mit Mädchen gleich gern gespielt. Mit Puppen wollte ich nie spielen, also lieber rumtoben mit Jungs, Mit Mädchen konnte ich mich hübsch anziehen und über Jungs reden, hatte beides Vor und Nachteile, hatte also nie Probleme.
Bei dir finde ich ist es schon sehr viel extremer, der dauernde Wunsch sich als Junge auszugeben, und auch deine früheren Phantasien lassen auf ein ernsteres unbewältigtes Problem schließen. Bist du eigendlich in psychologischer Behandlung? Vielleicht könnte ein Pschologe helfen rauszufinden wer du nun wirklich bist und wer du sein willst.
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Zita
Forums-InsiderIn
159
hinter den Bergen W, 27
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Fri, 01.Jul.05, 1:20 Re: Was bin ich? |
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Hallo,
was mich interessieren würde: Gibt es zwischen Deiner Rolle als Mann bzw Frau chrakterliche Unterschiede? Wie geht Du in der einen Rolle mit der anderen um?
Warum dieses überlaute Bedürfnis nach Zuordnung?
liebe Grüße - Zita
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_________________ Nur der Schein trügt nie.
(O.Wilde) |
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Artin
sporadischer Gast
11
Deutschland NRW W, 30
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Sat, 02.Jul.05, 9:11 Re: Was bin ich? |
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@Andrasta
ja, meist sag ich dann zu mir: In erster Linie bin ich Mensch. Das mit dem "zu beidem gehören" ist allerdings nicht so einfach. Ich fühle mich meist eher so, dass ich zu keiner Gruppe gehöre, weil ich weder bei typischen Frauenthemen, noch bei Männerthemen wirklich mitreden kann.
Leider soll man oft genug etwas bestimmtes sein. Z.B. Auf der Arbeit, bei den Eltern usw. Immerhin im Internet ist man da freier und da niemand sieht, wer hinter den Texten steht gehen die Leute unvoreingenommen auf einander zu.
@Lana85
Das mit dem mal verwandeln zum austesten, das wär auch mein Traum. Es gibt sogar so 3D chats, wo man sich sein Aussehen selber gestalten kann aber 9€ im Monat war mir dann doch zu teuer und die Technik nicht ausgereift genug, zudem waren es schon arg sonderbare Gestalten die dort abhingen. *schmunzel*
Ich war mal in Psychologischer Behandlung aber mein Doc hat diese Frage nie so sehr ernst genommen. Damals war es aber so, dass ich angefangen habe mir diese Gedanken zu erlauben, eben nicht immer weiblich sein zu müssen. Vorher habe ich immer versucht irgendetwas positives daran zu finden dass ich weiblich bin und versucht irgend einen weg zu finden mich so zu akzeptieren. Dann hab ich den Chat entdeckt und es gewagt Artin zu sein. War ne coole Zeit. Mitzuerleben wie er sich entwickelt, sich selber entdeckt. Inzwischen hat das allerdings doch wieder ein wenig seinen Reiz verloren.
Vielleicht liegt es auch mit ein bisschen daran, dass er sich mit seinen Freunden ziemlich verkracht hat. ( g.. er war ziemlich eifersüchtig auf die neue Freundin seines besten Freundes^^)
@Zita
Der Unterschied zwischen (ich tu einfach mal so als wären es zwei Personen. In gewisser Weise ist es ja auch so ) mir und Artin ist, dass ich diejenige bin die in der Welt bestehen muss, doch bis auf das ist da wenig was mich aussmacht, oder es ist zu diffus als dass ich mich richtig als ich empfinden kann. (schwer zu beschreiben) Artin hingegen scheint alle meine wahren Gefühle zu beinhalten. Er kann sich das auch leisten, denn er steht ja unter meinem Schutz. Ich bestimme wann ich er sein kann und wann ich ich sein muss. Sonderbarerweise ist er somit der Schwache. Eigentlich hat er daher viel mehr weibliche eigenschaften als ich wohl. So viel schlimmes, was Artin auch duchgemacht hat. Er hat gegenüber mir den Vorteil, dass er sich mit sich selber identifizieren kann. Für ihn ist es ein gutes Gefühl er selber zu sein. Im Gegensatz zu mir fühlt er sich wohl in seiner Haut.
Unsere Charakter kann ich nur schwer vergleichen, denn meinen eigenen kann ich kaum empfinden oder beurteilen. Das klingt sicher alles ziemlich konfus. Ist arg schwer zu beschreiben.
Vielleicht will ich mich deshalb zuordnen, weil ich schon immer den Wunsch hatte endlich einmal irgendwo dazuzugehören.
Vielen Dank für die vielen Antworten.
Es ist faszinierend über sich selber nachzudenken und dazu regen Eure Beiträge an.
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_________________ grrr |
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sternenseglerin
sporadischer Gast
27
Erde W, 38
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Sat, 02.Jul.05, 11:08 Re: Was bin ich? |
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@Artin
Solche Phantasiegestalten haben viele Kinder. Ich hatte auch eine eine, sie hieß Mendoza.
Was mich interessiert: Was ist für Dich "weiblich" oder "männlich"? Ich kann mir das schwer vorstellen.
Anders ausgedrückt: Du hast ein weibliches biologisches Geschlecht. Aber der Rest steht Dir doch frei. Kannst Du nicht alle Anteile von Artin auch leben? Musst Du dazu ein männliches biologisches Geschlecht haben?
Das mit der Mathematik und dem technischen Verständnis würde ich übrigens nicht als männliche Fähigkeit definieren. Ich kenne eine Menge Frauen, die auf diesen Gebieten sehr gut sind. Ich gehöre leider nicht dazu
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Andrasta
Forums-InsiderIn
211
Franken W, 42
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Sat, 02.Jul.05, 15:12 Re: Was bin ich? |
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Liebe liebes lieber Artin,
Artin wrote: | @Andrasta
Das mit dem "zu beidem gehören" ist allerdings nicht so einfach. Ich fühle mich meist eher so, dass ich zu keiner Gruppe gehöre, weil ich weder bei typischen Frauenthemen, noch bei Männerthemen wirklich mitreden kann.
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Nein, einfach ist es nicht, das wird uns nicht beigebracht, dafür gibt es keine vorgelebten Beispiele (zumindest trifft man selten welche), das müssen wir selbst lernen und erarbeiten: zu uns selbst zu gehören, und damit frei zu sein, sich überall nach Belieben mit anzuschließen oder auch wieder rauszugehen. Wir können überall hin, wir können ALLES tun!
Wieso willst Du Dich selbst so einschränken wie es andere machen? Ist es echt der Sinn des Lebens, alle Fußballspieler sämtlicher Mannschaften zu kennen oder zu wissen, welche Modefarben grad angesagt sind oder sowas? Oder was meinst Du mit diesen Themen? Was ist männlich, was ist weiblich - wonach richtest Du Dich da, nach wessen Urteil?
Nach denen, die eine feste Rolle brauchen, weil sie sich nicht trauen, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen? Darum geht es doch!
Das ist einerseits zu eng für Dich, aber andererseits traust Du Dich da (noch) nicht raus. Ich nehme an, weil Du Angst hast, allein zu sein, isoliert zu sein von den vielen "normalen" Anderen. Dieses Nichtdazugehören.
Artin wrote: | Leider soll man oft genug etwas bestimmtes sein |
Du kannst SO TUN ALS OB Seh' es einfach als Rollenspiel. Gerade im Job. Oder wenn Du halt was von anderen willst; das gehört zum Überleben und ist nicht falsch und verleugnet Dich nicht. Denken kannst Du Dir jederzeit, was Du willst.
Artin wrote: | Das mit dem mal verwandeln zum austesten, das wär auch mein Traum. | Das ist übrigens ein uraltes Thema, da gibt's sogar Sagen und Märchen drüber.
Artin wrote: | Ich bestimme wann ich er sein kann und wann ich ich sein muss. |
Er ist ein Teil von Dir, nimm ihn im "real life" auch in Dich auf, somit wäre Dein "ich" inklusive Artin viel größer. So wie Du es jetzt machst, kastrierst Du Dein "ich" soweit, daß Du es nicht einmal richtig empfinden kannst.
Artin wrote: | Vielleicht will ich mich deshalb zuordnen, weil ich schon immer den Wunsch hatte endlich einmal irgendwo dazuzugehören. |
Du gehörst einfach zu was Größerem als nur Weibchen oder nur Männchen (wie und von wem auch immer das definiert ist). Wie alle eigentlich, aber die meisten kommen damit nicht zurecht und sind bestenfalls zufrieden in ihren engen Rollen.
Die Aufrechterhaltung der Spaltung frißt die Kraft und Energie, die wir brauchen, wir selbst zu sein!
Werd' doch mal rebellisch! Du bist nicht allein!
Andrasta
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Wed, 06.Jul.05, 21:48 Re: Was bin ich? |
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@ Andrasta:
Ich habe das Gefühl, dass du in deine Antworten sehr viel von dir selbst hineinprojizierst; vielleicht den Wunsch, selber auszubrechen? Jedenfalls finde ich es nicht richtig, so ein Pauschalurteil zu fällen - "Wer sich selbst definiert, schränkt sich selber ein; wer aus den Rollenverteilungen ausbricht, macht es richtig". Erstens, weil das in unserer Gesellschaft teilweise Utopie ist und schlichtweg unvernünftig wäre (auch wenn ich, das muss ich zugeben, das Ideal hinter dieser Idee gut fühlen kann). Und da finde ich deine Antwort "Tu so als ob" ziemlich schwach. Wenn man sich damit, dass man sich als Mann/Frau definiert, eingrenzt, was tut man denn dann erst, wenn man dauernd "so tut als ob"? Den Stress muss man sich ja nicht geben - radikales Dagegen-sein macht auch nicht unbedingt glücklicher. Vor allem, weil Grenzen nicht nur Einschränkung bedeuten (für manchen ja auch gar nicht, womit ich dann aber auch nicht konform gehen könnte). Was mich zu meinem zweiten Punkt bringt. Grenzen können nämlich auch viel Sicherheit geben. Zu wissen, wohin man gehört und wer (oder eben was) man ist - was ist daran schlecht, wenn man sich damit sicher fühlt? Und "beheimatet" - in sich selbst, in der Welt, der Gesellschaft? Ich kann mir gut vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die diese Sicherheit brauchen, ohne dass sie deshalb gleich "balla" sind oder es ihnen an Selbstwertgefühl fehlt o.Ä. Es gibt sicher genauso viele, die nur vor etwas davon laufen, für die die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nur ein Schutzschild vor dem Leben selbst ist - aber es gibt ganz bestimmt eben auch die anderen. Womit ich beim dritten Punkt wäre. Immerhin besteht, denke ich, auch die Möglichkeit, dass Artin zu einer dieser "klischeehaften, schubladigen und einengenden" Gruppen gehört (was ich nach seirer Schilderung jedoch nicht glaube). Und ich bin der Meinung, dass, wenn man sich selbst finden will, man sich jede Möglichkeit offenhalten sollte, statt eine oder mehrere von vornherein auszuschließen. Es gibt auf der Welt solche und solche, und das bedeutet, dass es eben auch "richtige" Frauen und Männer gibt, solche, die in die Form hineinpassen, ohne dass man etwas an ihnen verbiegen müsste. Eine Form ist schließlich nur eine Form, es könnte auch jede andere sein.
Was ich dir, Artin, schon seit dem Lesen deines ersten Beitrags sagen will, und ich hoffe, du fasst es als Kompliment auf: Was immer du letztendlich sein magst, für mich bist du auf jeden Fall eines - eine faszinierende Persönlichkeit. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche.
Liebe Grüße,
thorn
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Betty
Helferlein
109
Norddeutschland W, 30
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Fri, 08.Jul.05, 16:41 Re: Was bin ich? |
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Ich hatte zwar bisher nie das Gefühl, daß das ein "Problem" ist, hab es nie als solches Gesehen, aber auch ich fühle mich manchmal sehr männlich, gerade wenn ich mich mit anderen "Weibchen" vergleiche. Obwohl ich als Frau geboren bin, absolut hetero und auch auf männliche Kerle stehe... Trotzdem ist mein räumliches Vorstellungsvermögen sehr gut, ich kann gut Auto fahren (und sogar einparken ohne Probleme! ), hab mathematisches Talent, schaue am liebsten Actionfilme, höre Heavy Metal und kann Möbel aufbauen und mit Technik umgehen... Ich wollte nie ernsthaft ein Mann sein, ich bin gerne Frau, aber auch bei mir ist die Fantasie sehr rege und ich hab mir schon des öfteren vorgestellt, wie es sich wohl so als Mann leben würde.
Ich habe sogar einmal geträumt (im Schlaf, also kein Tagtraum), ich wäre ein Mann, ich hab an mir heruntergesehen und mein neues Anhängsel erstmal gründlichst untersucht. Ich hab's mir in dem Traum selbst gemacht und fand das sehr interessant.
Artin, ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu oberlehrermäßig oder von oben herab, aber kann es sein, daß du dich nirgends dazugehörig fühlst, weil du zu sehr in deiner Fantasiewelt gefangen bist und dadurch irgendwie nicht mehr zur realen Welt dazugehören willst!? Ich hab bei dir das Gefühl, daß du dich so sehr in diesen Artin und seine Welt flüchtest, daß du im RL gar nicht mehr dazugehören kannst, egal ob bei Männern oder Frauen. Daß du weder zu Männer-, noch zu Frauenthemen was sagen kannst, hat m.E. nichts damit zu tun, daß du weder Männlein noch Weiblein bist, sondern viel mehr damit, daß du dich für nichts außer deiner Fantasiewelt interessierst. Ich interessiere mich auch weder für das neueste Putzmittel, oder den neuesten Klatsch und Tratsch, noch für Autorennen oder Fußball! Trotzdem bin ich eine Frau. Ich bin ich.
Ich wünsche dir, daß du bald zu dir selbst findest, daß du zu akzeptieren lernst, daß man nicht rosa Kleidchen anziehen muß, um eine Frau sein zu können und daß es andere Menschen gar nichts angeht, was man tief in der Seele fühlt. Du mußt doch niemandem beim ersten Handschlag sagen "hey, ich bin Artin und ich weiß nicht, ob ich lieber ein Mann oder eine Frau sein will"! Verstehst du?
LG Betty
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Andrasta
Forums-InsiderIn
211
Franken W, 42
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Tue, 12.Jul.05, 19:24 Re: Was bin ich? |
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Hallo Thorn,
thorn wrote: | Ich habe das Gefühl, dass du in deine Antworten sehr viel von dir selbst hineinprojizierst; vielleicht den Wunsch, selber auszubrechen? |
Sicher spreche ich von meiner Warte aus, ich bin ja ich und nicht irgendwas Unpersönliches. Ausbrechen? Meinst Du, aus der Realität, meinem Körper? Genau das halte ich eben nicht für nötig, genau wie Betty.
Und ob das Hauptproblem Artins ist, "nur" aus seinem Körper oder gar ganz aus der Realität ausbrechen zu wollen, das sollte sie genau erforschen. Denn manche könnten denken, daß ein anderer Körper auch alle anderen Probleme mit der "Realität" lösen würde - das ist gefährlich.
thorn wrote: | Jedenfalls finde ich es nicht richtig, so ein Pauschalurteil zu fällen - "Wer sich selbst definiert, schränkt sich selber ein; wer aus den Rollenverteilungen ausbricht, macht es richtig". |
Ich fälle kein Urteil - ich stelle meine Sichtweise dar. Wer sich selbst definieren kann und will und glücklich damit ist - ist doch prima. Aber genau das kann Artin doch nicht, da hat Artin noch keine Lösung gefunden.
thorn wrote: | Erstens, weil das in unserer Gesellschaft teilweise Utopie ist und schlichtweg unvernünftig wäre (auch wenn ich, das muss ich zugeben, das Ideal hinter dieser Idee gut fühlen kann) |
Was ist unvernünftig, wenn das Vernünftige nun mal nicht funktioniert?
Wenn man in bestimmten Situationen bewußt "so tut als ob" - bewußt! - dann ist das möglicherweise in unserer Gesellschaft eben weniger Streß als offenes radikales Dagegensein, was Du mir unterstellt (womit Du nicht ganz unrecht hast nur eben ohne das "offen", was wesentlich mehr Streß mit sich bringen würde).
thorn wrote: | Zu wissen, wohin man gehört und wer (oder eben was) man ist - was ist daran schlecht, wenn man sich damit sicher fühlt? |
Na gar nix ist daran schlecht! Aber dazu muß man die eigenen Grenzen doch erst mal finden! Und die finden sich halt nicht bei jedem Menschen dort, wo "die Gesellschaft" es vorgibt. Manche müssen eben in anderen Richtungen, oder ein bißchen weiter weg suchen.
Was willst Du (gegen mich?) verteidigen? Ich lasse die Menschen gerne sein wie sie wollen, und ich wüßte nicht, wo ich gesagt habe, daß "normale" Menschen, welche in der Sicherheit unserer Gesellschaft eine Heimat gefunden haben, "balla" sind. Nur des öfteren fällen genau diese Menschen über diejenigen, die ihnen nicht gleichen, das Balla-Urteil
thorn wrote: | Immerhin besteht..auch die Möglichkeit, dass Artin zu einer dieser "klischeehaften, schubladigen und einengenden" Gruppen gehört ...Und ich bin der Meinung, dass, wenn man sich selbst finden will, man sich jede Möglichkeit offenhalten sollte, statt eine oder mehrere von vornherein auszuschließen. |
Wie auch immer, um zu wählen wozu man gehören will, ob nun in eine Schublade oder nicht, dazu muß man erst mal alle Möglichkeiten erkannt haben! So schnell geht das nicht, Voraussetzung ist ja, zu sehen, DASS es andere Möglichkeiten gibt, um sich dann im Bedarfsfall auf die Suche nach weiteren machen zu können. Und sich das auch zu trauen. Dazu fordere ich auf!
thorn wrote: | Eine Form ist schließlich nur eine Form, es könnte auch jede andere sein. |
Jede andere? Das müßt dann ein sehr flexibler Mensch sein - ein Formloser sozusagen Schon gut, nicht jede Form passt für jeden, ich denke mal, da sind wir uns nicht uneinig. Wie gesagt, manche müssen halt ihr Förmchen erst finden oder es sich gar selber basteln, weil es nun mal nicht an jeder Ecke rumliegt. Und ob es nicht auch Formlose gibt - wer weiß...
thorn wrote: | für mich bist du auf jeden Fall eines - eine faszinierende Persönlichkeit. |
Da sind wir uns einig,
liebe Grüße
Andrasta
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