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Mabel Ramon
sporadischer Gast
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Wohnort Wien
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Post Mon, 19.May.03, 14:52      Warum sich über mögliche psychische Probleme genieren? Reply with quoteBack to top

Ich bin aus Südamerika, wo man durch den Einfluß des "american way of life" den Gang zum Psychotherapeut oder kosmetischen Chirurg nicht als peinlich sondern eher als "cool" empfindet.
Ich lebe schon über 20 Jahre in Österreich und wundere mich darüber, dass Österreicher solche Hemmungen gegenüber psychische Behandlungen haben. Für uns sind z.B. Psychiater sehr anerkannte Ärzte (sie haben sogar die längste Ausbildung) und das Gehirn ist halt ein Organ wie jeder andere (Leber, Nieren, Herz, etc.).
Warum ist es hier so peinlich zu sagen, mein Gehirn ist krank und nicht meine Nieren sind krank. Was ist der Unterschied? Warum fürchten sich die Menschen vor den Wörtern "geistig.." oder "psychosomatisch" oder gar vor "Hypochondrie"?
In welcher Teil der Erziehung (in welchem Alter) werden bei den Österreichern diese Tabus eingeredet? Kann mir jemand das erklären?
Ich liebe dieses Land und die Menschen, die hier leben und möchte sie gerne besser verstehen!
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Ludmilla
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W, -9


Post Tue, 20.May.03, 16:57      Reply with quoteBack to top

Hallo Mabel,

die Einstellung find ich sehr interessant. Irgendwie hast du recht. Das Gehirn ist auch nur ein Organ, das krank werden kann. Ich denke, die Gesellschaft unterscheidet auch ein bißchen, zwischen rein organischen Gehirnerkrankungen und anderen psychischen Erkrankungen. Bei Ersteren kommt es mir so vor, als werden sie eher als Krankheit akzeptiert, auch weil das organische ja etwas "greifbares" ist. Psychische Erkrankungen sind eher unverständlich, "mystisch". Ablehnung fällt da leichter.
Mag auch sein, das diese europäischen Einstellungen etwas mit unserer Geschichte zu tun hat. Alles was irgendwie nicht normal ist, wird hier abgelehnt, äußerst sch z.B. in Hexenverbrennung, Euthansie. etc.
So direkt eingeredet wird das wohl keinem in der Erziehung.

Mehr kann ich dir dazu leider nicht schreiben.

Liebe Grüße
Ludmilla
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Mabel Ramon
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Wohnort Wien
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Post Tue, 20.May.03, 17:27      Reply with quoteBack to top

Danke Ludmila für deine Anwort.
Ich dachte mir schon, dass es schwer ist, die "Mentalität" eines Volkes zu erklären, und habe in Wirklichkeit keine konkrete Anwort erwartet.

Dazu muß ich sagen, dass in meinen 26 Jahren in Österreich, große Veränderungen in Denken beobachtet habe. Vor ein paar Jahren hat man mich ausgelacht, weil ich - als gute Südamerikanerin - an Schamanen und und Naturheiler glaubte. Heute lache ich über die Esoterik-Welle, die ausgebrochen ist. Am Ende bin ICH die nüchterne, die nicht bereit ist, ALLES zu glauben. Mit der kosmetischen Chirugie ditto... Ich komme aus dem Land der "plastischen" Schönheit (Venezuela) und bin erschrocken von der Menge der Brustoperationen, die hier praktiziert werden.
Vielleicht wird sich die Einstellung zur Psychologie auch verändern.

Ich meinerseits behalte meine Mentalität und glaube nochimmer fest an psychosomatische Störungen. Wenn ich Symptome habe, die geistig-psychische Ursprung haben könnten (z.B. Schlafstörungen, Hautausschlag, Magensäure, Gemütschwankungen, usw.) dann gehe ich in erste Stelle zum Psychiater. Er schickt mir dann zum Facharzt oder Laboruntersuchungen. Psychiater sind gute Ärzte, mit einen Ehrenkodex und es befinden sich wenig Scharlatane darunter. Bei Psychologen, Homeopaten oder Esoterik-Heiler ist die Gefahr größer, dass man ein Betrüger findet.

Bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen gemacht und keine Behandlung beim Psychiater hat mehr als 2 oder 3 Sitzungen gedauert. Außerdem war ich sofort geheilt, weil mir die Ursache des Problems erklärt wurde (1 mal war die Unzufriedenheit mit dem Studium, das 2. mal war der Einstieg ins Berufleben). Daraufhin habe ich die Symptome behandelt (Übelkeit, Exzem, übermäßige Schlaf) und habe über mein Problem nachgedacht. In kurzer Zeit war ich wieder putzmunter!

Ich würde allen Leser dieses Forums diese Metode empfelen!
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