Coaching / Psychotherapie

neu an Bord! 1 WI W, 26

Wo genau liegt da eigentlich die Grenze/Unterscheidung???
Ist es auch seriös, wenn der Therapeut/Berater seine 'Fähigkeit' durch ein Fernstudium erlangt hat?

Forums-InsiderIn 376 Deutschland W, 22

Hallo Silentwater!

Quote:

Wo genau liegt da eigentlich die Grenze/Unterscheidung???

Meinst du den Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie?

Meine Schwester war mal beim Coaching, weil sie seit über einem Jahr keinen Job gefunden hatte und mit ihrere beruflichen Situation sehr unzufrieden war... Gemeinsam mit der Coacherin hat sie dann ihre persönlichen Ziele und Vorstellungen bezüglich eines Berufes entwickelt und die Coacherin hat ihr noch Tipps gegeben, wie sie sich bei Unternehmen in Vorstellungsgesprächen präsentieren könnte...
Aber soweit ich weiß, gibt es Coaching auch im privaten Bereich...z.B. was Partnerschaft betrifft usw. ....

Aber im Großen und Ganzen würde ich schon sagen, dass der Hauptunterschied darin besteht, dass Coaching sich mehr auf die berufliche Schiene konzentriert (gibt es ja auch manchmal in Unternehmen, dass den Mitarbeitern ein Coach zur Seite gestellt wird...), während eine Psychotherapie sich doch mehr auf die psychischen Leiden konzentriert....

Quote:

Ist es auch seriös, wenn der Therapeut/Berater seine 'Fähigkeit' durch ein Fernstudium erlangt hat?

Das würde ich mit Vorsicht betrachten....Ich persönlich könnte kein Vertrauen in eine Person haben, die ihre Fähigkeiten nur aus Büchern erlangt hat und keinerlei Praxiserfahrung hat....
Wobei für Psychotherapeuten ja sowieso eine sehr praxisorientierte Ausbildung vorgeschrieben ist... Die Person, von der du sprichst, was für eine Ausbildung hat sie denn genau? Coach durch Fernstudium?

Denkst du darüber nach Coaching oder eine Therapie zu machen?

Liebe Grüße

Morgaine

Helferlein 133 NRW W, 53

Hallo SilentWater,

es gibt da noch etwas…Counseling –
da schlägst du „zwei Fliegen mit einer Klappe“…informiere dich mal im Internet, ich will jetzt keine langen Geschichten schreiben.

viele Grüße von Sonja

Psychotherapeut 1589 Wien M

@Silentwater:

Coaching ist auf ein konkretes (klassischerweise vor allem berufliches oder ausbildungsmaessiges) Ziel bezogen. Es ist prozessbezogen und symptombezogen. Es sollten bestimmte Fertigkeiten trainiert werden, Zusammenhaenge (z.B. innerhalb einer Organisation oder eines bestimmten, Probleme aufwerfenden Beziehungsgefueges) klarer werden. Der Fokus auf Einzelprobleme kann soweit gehen, dass gar nicht gefragt wird, warum ein bestimmtes Problem existiert, sondern nur, wie ich es (und da eben nur das aktuelle Problem) loesen kann.

Psychotherapie peilt das Verstaendnis von Zusammenhaengen heutigen Verhaltens, heutiger Probleme im Kontext der eigenen Geschichte und des sozialen Systems ab, in dem wir uns befinden. Dies ist meist ein laengerer Prozess, der tiefergehendes Verstaendnis und mitunter sogar eine Veraenderung der Gesamtpersoenlichkeit zum Ziel hat. Diese soll in Einzelbereichen im Zuge des Therapieprozesses zu groesserer 'Reife' finden - was letztendlich im Fall einer erfolgreichen Therapie dazu verhilft, sich in Krisensituationen auch selbst gut helfen zu koennen, aus eigenem Antrieb und einer neu gewonnenen Flexibilitaet heraus "Alternativstrategien" zu den bisher scheiternden zu entwickeln.

Die "Schwelle" zum Coaching ist ja auch heute immer noch niedriger als zur Psychotherapie (die haeufig ausschliesslich mit 'krankheitswertigen' Leiden, aber nicht so sehr einem persoenlichen Reifungsprozess assoziert wird). So finden es viele Leute meist leichter, sich auf ein Coaching einzulassen, als auf eine Therapie. Wenn es beim Coaching 'nicht so recht weiterzugehen' scheint und selbst nach dem kiloweisen Verschlingen von Ratgeberliteratur (die "Coaching" vom Ansatz her am naechsten kommt) bestimmte Themen und Schwierigkeiten immer wieder auftreten, ist das meist ein untruegliches Indiz dafuer, dass an einem bestimmten Teil der Persoenlichkeit in therapeutischem Kontext gearbeitet werden sollte.

@Inspiration:

Bitte informieren Sie uns Wink

- denn soweit mir bekannt, ist "Counseling" schlicht die englische Bezeichnung fuer Therapie bzw. Beratung.

Soweit mir darueber hinaus bekannt ist, wird der Begriff im deutschen Sprachraum i.a. nur dann verwendet, wenn jemand den Eindruck erwecken will, etwas 'ganz Besonderes' anzubieten, sich also zu Werbezwecken von der Masse an Psychologen/Therapeuten abzuheben. Etwas "Besonderes" oder gar eine "Spezialform, die Coaching und Therapie vereint" (etwas, was schon von der unterschiedlichen Ausrichtung der beiden Beratungsformen her gar nicht moeglich ist, vorausgesetzt, man nimmt deren theoretische Grundlagen und Methodik ernst) ist es meines Wissens jedenfalls nicht. Ich lass' mich aber gerne ueber neue Errungenschaften am Beratungssektor aufklaeren. Wink

Freundlichen Gruss
Fellner

Helferlein 133 NRW W, 53

Lieber Herr Fellner,

natürlich ist mir bekannt, dass das engl. Wort „counsel“ „beraten“ bedeutet.
Als ich auf der Internetseite vom BVPPT u. a. Text las, da habe ich es so verstanden, dass es eine „spezielle“ Form der Beratung ein soll.
Bzgl. „Aufklärung“ über neue Errungenschaften am Beratungssektor bin ich wohl die falsche Ansprechpartnerin. Das überlasse ich gerne Ihnen. Hier kommt die Info:

Counseling
Unser Grundverständnis von Beratung
Counseling (Pädagogisch-Therapeutische Beratung) wurde auf der Grundlage des Methodenspektrums der Humanistischen Psychologie, des systemischen Denkens und der Erwachsenenbildung entwickelt. Counseling dient dem persönlichen Wachstum und fördert individuelle, soziale und berufliche Kompetenz. Counseling ist ein Angebot zu Beratung, Aufarbeitung, Bewältigung und Überwindung individueller, sozialer und beruflicher Konflikte.
Die verschiedenen methodischen Ansätze der Humanistischen Psychologie und des systemisch-konstruktivistischen Denkens sind geeignet, in einer Konfliktsituation hinderliche Lebenskonzepte aufzuzeigen und sie im stetigen, reflektierenden Lernprozess durch neue Lebenskonzepte zu ersetzen.
Im Kontext seiner andragogisch - beraterischen Orientierung wird Counseling hauptsächlich in folgenden Bereichen angewandt:
• in der Persönlichkeits- und Strukturentwicklung
• in der Erziehungs-, Lebens-, Ehe- und Sexualberatung
• in der schulischen oder beruflichen Förderung
• in der beruflichen und sozialen Rehabilitation
Bei einer ganzheitlichen Sichtweise des Menschen dient Counseling
• der Prophylaxe
• der Gesunderhaltung
• der Analyse und der Veränderung von persönlichen Lebensplänen und Lebenszielen
• der Krisenbewältigung
In Anbetracht der sich lebenslang wandelnden Anforderungen persönlicher, sozialer, beruflicher und gesellschaftspolitischer Art, die zu krankmachenden Stresserscheinungen führen können, weist Counseling einerseits vorbeugenden Charakter auf, andererseits leistet es Orientierungs- und Einübungshilfen bei Verhaltens- und Grundhaltungsproblemen.
Diese Aufgabenstellung erfordert ein lösungsorientiertes Lernen in einer Verbindung von kognitiver, emotionaler und aktionaler Lernebene.
In diesem Kontext ist Counseling eine pädagogisch-therapeutische Tätigkeit. Voraussetzung ist eine qualifizierte Ausbildung, wie sie mit den Methoden der Humanistischen Psychologie und dem systemisch-konstruktivistischen Denken erfolgt.
Counseling kann auch mit klinisch - heilkundlicher Orientierung als methodisches Angebot zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden. Heilkundliche Behandlung auf der Grundlage einer qualifizierten Ausbildung in Counseling, Psychopathologie und Diagnostik eignet sich für folgende Bereiche:
• psychosomatische Erkrankungen oder Traumata
• psychiatrische Erkrankungsbilder
• die Behandlung psychischer Störungen als Folge chronischer Erkrankungen
• narzisstische Störungen aufgrund von Entwicklungsbedingungen
• Suchterkrankungen
Die gesundheitspolitischen Bemühungen der letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass es im Feld des Counseling von großer Bedeutung ist, Standards zu erarbeiten und für Qualitätssicherung zu sorgen. Diese Aufgaben und Herausforderungen sind als fortlaufender Prozess zu sehen, dem sich der BVPPT e.V. Berufsverband für Beratung, Pädagogik & Psychotherapie /Professional Association for Counseling, Education & Psychotherapy in besonderer Weise verpflichtet.

Ansonsten bedanke ich mich für die ausführliche Darstellung!

Freundliche Grüße von Sonja, die noch so viel lernen muss.

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Inspiration,

bei allem Respekt fuer die dort taetigen (und sicher hart arbeitenden ebenso wie offensichtlich engagierten) Kollegen, aber das ist aus meiner bescheidenen Sicht schlicht Marketing zur Unterscheidung von dem extrem dichtbevoelkerten "Markt" auf diesem Gebiet.

"Counseling", "Paedagogisch-therapeutische Beratung" oder wie auch immer man das jeweils zur Anwendung kommende ekletizistische Mischungsverhaeltnis auch betitelt - es wird ueberall nur mit Wasser gewaschen...

Wobei ich zur Abgrenzung schon sagen mag, dass es mir als Klient wohl lieber waere, mich an jemanden zu wenden, der mit einer etablierten und nachweislich erfolgreichen Methode arbeitet und nicht mit irgendeinem Gemisch von Methoden, das dann noch dazu einen Namen erhaelt, der in einer anderen Sprache eigentlich eine unterschiedliche Bedeutung hat (= am Rande der Irrefuehrung), und wo ich nicht mal wuesste, warum und auf welcher Basis, aufgrund welcher Daten und Erfahrungen da das eine verworfen und anderes integriert wurde - hoffentlich wird dann auch in meinem, ganz speziellen Fall so viel mehr erfolgreich sein als alles bisher bekannte und klinisch zur Anwendung kommende?! ... Cool

Aber das moegen rein persoenliche Erwaegungen und Bedenken sein...

Herzliche Gruesse
R.L.Fellner

Helferlein 133 NRW W, 53

Lieber Herr Fellner,

herzlichen Dank, dass Sie sich noch mal die Zeit genommen haben, mir zu antworten.

Dazu möchte ich noch sagen, dass ich ja nicht den Slogan „Counseling“ auf meine Fahne geschrieben habe und dies als „etwas Besonderes“ in die Weltgeschichte herumtrage nach dem Motto…schaut mal, das ist die Lösung – nein, auf gar keinen Fall! Ich habe es halt nur gelesen und mir (laienhafte) Gedanken darüber gemacht – da ist es doch eine große Hilfe, wenn Sie sich als Fachmann dazu äußern, da kann man das Geschriebene doch besser einordnen.

Dass überall nur mit Wasser gewaschen wird ist wohl wahr; nur „jeder wäscht anders“. Jeder hat da seinen speziellen Waschgang…ob der in jedem Fall wissenschaftlich abgesichert ist, lasse ich mal dahingestellt – zählt denn nicht am Ende, wie rein sich eine Sache „nach dem Waschgang“ zeigt…

ich werde über Ihre Worte nachdenken von wegen Marketing, etc. –

als ehemalige Klientin begab ich mich in therapeutische Begleitung bei einem Gestalttherapeuten – ich wollte persönlich und beruflich etwas in Bewegung setzen. Das ist aber schon über ein Jahr her –
nebenher bezeichnet sich der Gestalttherapeut auch als Counselor –
und ich hatte nie und nimmer irgendwann das Gefühl, dass er sich „extra“ hervorheben wollte – sich von den anderen Therapeuten abgrenzen wollte.

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er sich durch den Zusatz „Counselor“ nicht „wichtig“ machen will. Er war viele Jahre im Ausland tätig, praktiziert in fünf Sprachen. Da muss er sich nicht extra einen „Counselor“ schaffen, um seine Wichtigkeit zu untermauern.

Ich schätze ihn jedenfalls sehr – und Sie schätze ich ebenso!

Viele Grüße von Sonja

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Sonja,

ich hab's schon auch so verstanden (das mit dem von Ihnen 'nicht auf die Fahne Geschriebenen' und so) .. Wink

Und wie gesagt unterstelle ich per se auch gar nicht, dass die betr. Kollegen nicht gute Arbeit machen wuerden.
Meine skeptische Anmerkung, wozu derartige angeblich 'eierlegenden Wollmilchsau'-Kreationen und speziellen (Selbst)betitelungen denn eigentlich genau gut sein sollen, sowie zunaechst mal zu hinterfragen, warum es jemand eigentlich noetig hat, sich diese sehr wohl auf seine (eigenen) Fahnen zu heften, war mir dennoch wichtig - so etwas erscheint mir grundsaetzlich mal doch aeusserst hinterfragenswert. Damit von meiner Seite her aber nun wirklich genug 'Senf' zur Sache. Wink

Liebe Gruesse und weiterhin alles Gute!
rlf

Helferlein 133 NRW W, 53

Lieber Herr Fellner,

Ihr „Senf zur Sache“ hat mich nun doch inspiriert, dem „Counselor“ mal näher auf den Grund zu gehen. Bei Gelegenheit werde ich mal hinterfragen und Sie dann von dem Ergebnis informieren.

Schönes Wochenende!

Grüße von Sonja

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