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Eva-Natascha
sporadischer Gast
9
Bodensee W, 38
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Tue, 31.May.05, 14:40 Wie mit einem Selbstmord in der Familie umgehen? |
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Ich möchte gerne wissen, wie ihr mit einem Selbstmord in der Familie umgeht. Wer ist auch davon betroffen?
Mein großer Bruder hat sich vor 3 Jahren das Leben genommen und ich habe den Verdacht, dass ich das zwar vordergründig gut weggesteckt habe, aber sein Tod viel mehr bedeutet als die Tatsache, dass da jetzt ein Bruder fehlt.
Seine Psychose (manisch-depressiv) bestimmte unser Familienleben seitdem ich ein Teeny war. In meiner Familie gab es immer nur Troubles, tiefschürfende Gespräche, Krankheit, Tod. Irgendwie mutmaße ich, dass ich gar nicht "glücklich" sein darf...
Wem geht es ähnlich? Wie geht ihr damit um? Wie löst man sich von den Selbstvorwürfen und den Schamgefühlen? Wie findet man einen Weg nach vorne zu schauen?
Über einen Gedankenaustausch wäre ich froh.
(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Tod durch Selbstmord!" auf obige präzisiert.)
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Zicke
Forums-InsiderIn
281
Bayern W, 40
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Fri, 03.Jun.05, 12:41 Re: Tod durch Selbstmord! |
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Hallo Eva-Natascha,
weil Dir bis jetzt noch niemand geantwortet hat, schreibe ich Dir jetzt.
Das Problem "Suizid" gab es in meiner Familie bis jetzt nur einmal. Es war ein Cousin von mir, der aber nie in meiner Nähe gelebt hat und den ich nie persönlich kennengelernt hatte. Deshalb hat es mich auch nicht so tief getroffen. Auch Scham oder Schuldgefühle habe ich diesbezüglich nie gehabt, denn ich kannte ihn ja nicht mal.
Dennoch weiß ich, wie sich diese Gefühle in einem ausbreiten können. In meiner Familie gab es viele psychotische Frauen und viele Männer mit Alkoholproblemen. Auch in diesen Fällen entwickelt man Scham und Schuldgefühle, besonders in der Kindheit.
Wie man damit umgeht, weiß ich auch nicht so genau. Es ist sehr schwer und tut weh. Irgendwie war ich gezwungen, mich schon sehr früh von meiner Familie zu distanzieren und zu entfernen. Jetzt bin ich seit über 10 Jahren in Therapie...
Ich kann Dir nur empfehlen, versuch Dich abzugrenzen und wenn es schwer wird und Du es nicht alleine schaffst, such Dir einen guten Therapeuten.
Viele Grüße
Zicke
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21Snoopy
sporadischer Gast
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Fürth W, 21
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Tue, 16.Aug.05, 20:43 Re: Tod durch Selbstmord! |
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Hallo,
kann eigentlich nichts dazu schreiben.Aber,ich habe auch schon an Selbstmord gedacht,und hatte auch schon ein paar Versuche hintermir...!
Im Moment gehts mir naja,in den Sommer Monaten,denk ich eigentlich nicht oft an sowas,aber wenns dann wieder Winter wird,oh...!
Gruß Pia
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Katl
Helferlein
140
W, 42
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Thu, 18.Aug.05, 15:37 Re: Bruder beging Selbstmord - wie damit umgehen? |
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Hallo, ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Zwar habe ich (noch) niemanden verloren, aber meine Tochter unternahm voriges Jahr einen Suiziversuch, den sie mit schweren Verletzungen überlebte und ist nun schon wieder extrem depressiv und auch suizidgefährdet. (Wahscheinlich auch manisch-depressiv) Mir geht es auch oft besch..., ich habe ständig Angst um sie, habe das Interesse an so vielen Dingen verloren, nichts ist mir mehr so richtig wichtig, alles verliert an Bedeutung, ich kann mich auf nichts/über nichts mehr so richtig unbeschwert freuen. Vielleicht geht es mir da ähnlich wie dir, wenn du schreibst, dass du das Gefühl hast, nicht mehr glücklich sein zu dürfen. Momentan finde ich auch keine Antwort darauf, aber ich möchte dir sagen, was meine Psychologin zu mir sagte: Sie meinte, es sei doch nicht meine Lebensaufgabe, mir ein Leben lang nur noch Sorgen um mein Kind zu machen. Ich soll etwas für mich tun. Also versuche, etwas zu finden, was dir früher Freude gemacht hat und knüpfe daran an. Es nützt ja niemandem, wenn es dir schlecht geht. Davon wird dein Bruder nicht wieder lebendig und meiner Tochter geht es auch nicht besser. Liebe Grüße.
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Simply
Helferlein
133
NRW W, 39
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Thu, 18.Aug.05, 19:54 Re: Bruder beging Selbstmord - wie damit umgehen? |
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Mein Bruder hat sich mit 19 Jahren das Leben genommen, ein halbes Jahr danach meine beste Freundin, dann 11/2 Jahre danach ihr Bruder, dann ein Cousin von mir, jetzt 1 Onkel (manisch-depressiv). Also, mir reicht`s...
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_________________ LG, Simply
Tira mi su |
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warum...
neu an Bord!
3
Wien W, 33
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Sun, 22.Oct.06, 18:50 Selbshilfegruppe für Hinterbliebene |
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Guten Abend!
Gestern Abend hat mein Partner Selbstmord begangen. Ich wollte nun nachfragen, ob es eine Selbsthilfegruppe für Hinterblieben gibt und wo ich die finde (Wien). Mein Leben hat für mich derzeit keinen Sinn mehr.
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loutrix
Helferlein
36
Hamburg W, 21
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Sun, 22.Oct.06, 21:02 Re: Selbshilfegruppe für Hinterbliebene |
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Liebe warum,
ich habe im Internet folgende Seite für dich gefunden:
http://www.hpe.at/sitex/index.php/page.136/
Dort findest du im unteren Teil der Seite eine Selbsthilfegruppe für
Angehörige nach Suizid, die sich 2 mal im Monat trifft.
Kontakt:
Bernardgasse 36 / 4 / 14 : 1070 Wien
Telefon: 01-5264202
e-mail: office@hpe.at
Ganz viel Kraft,
Loutrix
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_________________ Erfahrung ist das, was bleibt, wenn man nichts mehr hat. |
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warum...
neu an Bord!
3
Wien W, 33
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Sun, 22.Oct.06, 22:57 Re: Selbshilfegruppe für Hinterbliebene |
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Googeln ja... Auf das nächst liegendste kommt man nicht, danke für die Adresse!
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warum...
neu an Bord!
3
Wien W, 33
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Sat, 28.Oct.06, 14:53 Brauche Hilfe... |
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Das gehört eigentlich nicht hier her, aber ich kann leider noch kein neues Thema anfangen.
Wie gesagt, letzten Samstag hat sich mein Freund und Lebenspartner umgebracht. Ich kann aus seiner Sicht die Gründe nachvollziehen, wenn auch nicht verstehen, es wäre alles mit reden bzw. einer Therapie zu lösen gewesen, nehme ich an. Aber das wollte er wohl nicht.
Eigentlich bin ich jetzt kurz davor, es ihm nach zu tun, nur um bei ihm zu sein, aber alle sagen "das wird schon wieder".
Gut, aber selbst wenn ich sein Weggehen als "Trennung mit totalem Kontaktabbruch" zu sehen versuche (er hat mich im Endeffekt hier sitzen gelassen, auch wenn er in seinem Abschiedsbrief noch geschrieben hat "..., ich liebe Dich!") ist da dieses grausliche Gefühl...
Ich hab das Gefühl, ich darf nie wieder glücklich sein, weil er sich in unserer Beziehung umgebracht hat. Wie kann ich weitermachen? Wie irgendwann wen anderen finden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass er tot ist und es mir gut geht? Oder ich warte noch ca. 40 Jahre auf meinen biologischen Tod, wenns mich nicht früher erwischt.
Ich mache mir Vorwürfe, dass ich sein psychisches Problem nicht erkannt habe...
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Siena
neu an Bord!
3
SH W, 36
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Wed, 22.Nov.06, 23:56 Re: Wie mit einem Selbstmord in der Familie umgehen? |
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Hallo Eva-Natascha!
Ich habe meinen Bruder ebenfalls durch Suizid verloren. Es ist schon einige Jahre her und es kommt mir immernoch so vor, als sei noch nicht viel Zeit vergangen. Sehr lange wollte ich mit niemanden meine Trauer teilen. Er fehlt mir unendlich, auch heute noch. Ich fühlte und fühle mich traurig, einsam, verlassen, wütend, schuldig, hoffnungslos, verwirrt. Seit dem habe ich Angst. Angst wieder einen geliebten Menschen verlieren zu können. Es tut verdammt weh. Ich habe nur überlebt, weil ich seit Kindesbeinen an gelernt habe meine Gefühle zu unterdrücken, meine Bedürfnisse nicht wahr zu nehmen und alles in einen Mantel der Gleichgültigkeit tauchte. Dies ist jedoch ein Weg bei dem man einen sehr hohen Preis zahlt. Ja. Man überlebt es, aber man erlebt nichts mehr.
Irgendwann merkte ich jedoch, dass ich nicht so weitermachen kann. Ich holte mir daher Hilfe und lernte darüber zu reden. Ich mußte feststellen, dass ich mit meinem damaligen Entschluß, niemanden mehr Näher an mich heran zu lassen und etwas derartiges nie mehr erleben zu wollen, meine Entwicklung stoppte. Seit dem Tod meines Bruders ist die Zeit vergangen und für mich blieb sie einfach stehen. Die Welt hörte auf sich zu drehen und ich geriet mehr und mehr ins Abseits. Jetzt wieder ins Leben zurückzukommen gestaltet sich sehr schwer. Mein Lebensgefühl ist mehr negativ als positiv. Immerhin habe ich Phasen in denen ich Licht sehe und sie werden länger. Dennoch falle ich schnell in alte Muster zurück. Ich fühle mich plötzlich schlecht und kann im ersten Moment nicht erkennen warum das so ist.
Ich würde dir raten sich anderen mitzuteilen. Sei es durch Gespräche oder durch andere Dinge wie Kunst (Zeichnen, Tanzen, mit Ton arbeiten) Hauptsache etwas wodurch die Gefühle nach außen dringen können und nicht tief im Inneren vergraben werden. Zum Neutraliesieren der negativen Gefühle braucht man unendlich viel Kraft. Anfangs klappt es gut, doch irgendwann ermüdet man sehr schnell.
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leilababy
Helferlein
93
N. W, 24
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Sat, 25.Nov.06, 22:36 Re: Wie mit einem Selbstmord in der Familie umgehen? |
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Ich habe auch ein Familienmitglied durch Selbstmord verloren. Am Anfang glaubst du, das Leben geht nicht weiter. Aber nach es geht weiter, und das ist gut so.
Wichtig ist: nicht verdrängen, den Schmerz rauslassen.
Und wenn das bedeutet, dass man Wochen heult, schreit, was auch immer. Jeder trauert auf seine Weise.
Und unbedingt mit anderen darüber reden! Ich hab es damals fast jedem erzählt(was nicht unbedingt schlau war vielleicht) aber ich glaube sonst wäre ich wahnsinnig geworden.
Sich selbst Schuld geben macht auch nicht wirklich Sinn - wenn jemand sich dazu entschieden hat, nicht mehr leben zu wollen, kann man das als Partner/Familienangehöriger nicht wirklich verhindern.
Ich hab mich damals auch sehr verantwortlich gefühlt. Hab das aber dann abbauen müssen, denn wem bringt es was, wenn man sich selbst kaputt macht damit, davon wird er auch nicht wieder lebendig.
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Jil
sporadischer Gast
22
Wien W, 36
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Sun, 26.Nov.06, 3:42 Re: Wie mit einem Selbstmord in der Familie umgehen? |
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hallo!
sm, ein gedanke, der schon seit stunden meinen kopf beherrscht, der mich komplett einengt. ist sicher gleich wieder vorbei.
hab dir einen buchtitel hingestellt, der dir eventuell weiterhilft. du findest das buch vielleicht leichter, wenn du ins google suizid, amazon.de eintippst.
ich habe auch drei menschen durch suizid verloren, eher versuche, aufmerksam zu erregen, die alle tödlich ausgingen.
ich finde, dass man für einen suizid extrem viel mut aubringen oder sich irgendwie so zumachen muss, dass man das ganze gar nicht mitkriegt. passt jetzt gar nicht so da her, mich aber beschäftigt das schon sehr.
was geht in einem menschen vor, der sich wie immer lächelnd ins wochenende verabschiedet, der nicht die geringsten anzeichen einer depression aufzeigt und sich dann einfach auf`s gleis legt?
sind es leute, die menschen in den suizid treiben?
Suizid. Das Trauma der Hinterbliebenen. Erfahrungen und Auswege. von Manfred Otzelberger von Dtv (Broschiert - Januar 2002)
Amazon-Preis: EUR 10,00
www.amazon.de
lg, jil
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_________________ Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.
Albert Schweitzer |
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Hasenfuss
Forums-InsiderIn
444
A Country near Germany M, 41
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Thu, 14.Dec.06, 8:58 Re: Wie mit einem Selbstmord in der Familie umgehen? |
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Suizid ist die finale Entscheidung eines freien und individuellen Menschen, der aufgrund subjektiver Massstäbe diesen letzen Ausgang benutzt.
Nichts wofür man sich schuldig fühlen muss...
Freilich, Trauerarbeit muss man immer leisten. Dein Bruder hätte auch nach schwerer Krankheit oder bei einem Autounfall sterben können.
Solch dunkle Stunden haben mich oft begleitet. Freunde starben.
Aber es hat meine Ansicht über Schuld in keinder Weise geändert.
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_________________ Fusselhirn! |
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