Wie kann ich bloß meine "Traumata" bearbeiten!?

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Nachdem ich jetzt einige Zeit nur mitgelesen habe, erbitte ich nun Ratschläge von Euch, da ich echt nicht weiss, wie es weitergehen soll.

Damit Ihr wiss, wovon ich im Folgen rede, sage ich, was "Trauma" für mich bedeutet: Verdrängung von Erinnerungen an Ereignisse und/oder an deren dabei empfundenen Gefühle aufgrund der Qualität und Quantität der Schlimme selbiger.

So, nun ist es mitlerweile so, dass ich den Zustand der Gefühllosigkeit erreicht habe, was es das Aufarbeiten meiner Traumata von nach meinem 3. Lebensjahr schon sehr schwierig, aber nicht unmöglich machen wird.
Viel schwerer ist das aber logischerweise für die erlittenen Traumata aus frühster Kindheit, woran ich mich eben nicht erinnern kann, da bei mir die Erinnerung auf bis etwa 3,5 Jahre zurückgeht. Und das Problem ist, dass ich aus den ersten Erinnerungen, die ich habe, eindeutig schließen kann, wie schwer das Erlebte mich geprägt haben muss - vor allem im Umgang mit anderen Menschen, meinen Eltern - meiner Mutter.
Ich weiss von meinen Eltern was alles passiert ist und jeder kluge Mensch wird wissen, dass das keine Kleinigkeiten sind... ich kann das später ja mal näher schildern - wenn gewünscht.

Mein Problem und meine eigentliche Frage ist nun:
Wie kann ich bloß die Traumata aus frühster Kindheit bearbeiten!? Das wird der Schlüssel dafür sein mein Leben überhaupt nachhaltig ändern zu können. Oder wie soll es anders gehen!?
Ich weiss nicht ob ich mein ganzes Leben gegen schwerste besagte Traumata und schließlich mein Unterbewusstsein ankämpfen will, nur um meine Lebensfähigkeit zu verbessern. Was Lebensqualität ist, weiss ich noch nicht einmal.

Vermutlich denkt der ein oder andere ich sei total bescheuert... Ich gebe es zu - das alles ist nicht einfach zu verstehen. Aber dass ich von selbst noch keinen Ansatz dafür gefunden habe zeigt, dass ich eben kein einfach gelagerter "Fall" bin.

Danke schonmal fürs Lesen und vielleicht ein paar Antworten oder gar Ratschläge.

Gruß Tom

PS: Bitte nicht das Thema verschieben - dieses Subforum ist genau das richtige - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Ich kann, wie schon gesagt, später mal genauer auf die Probleme aus diesem Bereich "Selbsicherheit, Kontaktschwierigkeiten" eingehen, anstatt nur die Ursachen zu nennen.

Helferlein 64 Bananenrepublik Deutschland M, 32

Hallo tomlong,

beschreib doch mal Deine Probleme mit Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten. Du schreibst ja, daß Dein Beitrag hierher gehört.

Gruß

Ikarus

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Naja, der Umgang mit anderen Menschen ist eines meiner großen Probleme. Und das ist schon so, seit ich denken kann.

Um jetzt nicht in die vielen Details zu gehen, sage ich es so: ich habe gewissermaßen "Angst vor Menschen". Das macht sich in sofern bemerkbar, als dass ich unter Menschen, egal wem(!), einfach nicht locker - nicht "ich selbst" sein kann. Es ist meistens ein eniziger Krampf und perverser Weise sind Situation wie mündliche Prüfungen, Referate halten sehr viel angenehmer für mich als der "tägliche Umgang", weil ich grob weiss, was auf mich zukommt.

Ich habe schon vieles versucht, aber es verbessert sich nachhaltig(!) fast nichts und meine Lebensqualität ist immer noch gleich null. Ich weiss echt nicht mehr weiter.

sporadischer Gast 18 1150 Wien W, 22

Es gibt soi was in der Art wie Traumatherapie. Da wird punktuell das bahandelt, das ´dich so beeinträchtigt. Egal, wie jung du warst, die gefühle sind ja noch immer da.

Informier dich da mal

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Ich fühle mich aufgrund meiner geringen Erfahrung überfordert zu sagen, welche der vielen Therapieformen für mich geeignet sein könnte und welche in meiner Umgebung davon vielleicht angeboten wird. Die Bezeichnung "Traumatherapie" scheint mir sehr pauschal. Gibt es konkrete Therapieformen, die ihr für mich empfehlen könnt? DAS ist es ja, was ich mit meiner eigentlichen Frage überhaupt wissen wollte.

Danke.

Psychotherapeut 1589 Wien M

Lieber Tomlong,

Traumata sind selbst (Stichwort 'Eigentherapie') nicht nachhaltig aufzuloesen...

So gut wie jede Therapieform hat Ansaetze zur Traumatherapie, und darueber hinaus gibt es TherapeutInnen, die durch Zusatzausbildungen od. dgl. auf Traumatherapie spezialisiert sind. Zum Finden eines passenden Therapeuten fuer Sie waere das vielleicht schon mal ein Selektionskriterium - und wie Sie ganz grundsaetzlich den fuer Sie passenden Therapeuten/in finden, dazu gibt es recht umfangreiche Informationen und Tipps auf meiner Website. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie danach genug Klarheit gewonnen haben, um schon mal den Telefonhoerer in die Hand zu nehmen - im Sinne Ihrer Lebensqualitaet wohl: je rascher, desto besser.

Alles Gute fuer Ihre Suche!
R.L.Fellner

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Vielen Dank für die Antwort Herr Fellner,
ich habe bereits am Montag erste Telefonate geführt um Termine für Erstgepräche zu bekommen.
Ich kann nur hoffen, dass es dann anders läuft als bei den sieben Therapeuten bei denen ich schon war, eingeschlossen 18 Wochen stationären Aufenthalt in einer Klinik für sozialpsychiatrische Medizin.
Den einzigen Ansatz der mir präsentiert wurde waren verhaltenstherapeutische Maßnahmen - das hat mir nichts gebracht. Ich habe dort oft versucht die Gepräche auf meine Gefühlslosigkeit, Themen die mich beschäftigen oder eben Gefühle (wenn mal welche da waren) zu lenken - ABER: immer wurde mir gesagt ich solle aufhören damit, nach vorne schauen und dies und jenes tun. Der positive Effekt war jedenfalls minimal.
Darum habe ich schon Angst überhaupt weiterhin auf die Suche zu gehen - von der ich mir erhoffe, dass derjenige Therapeut die von mir herausgearbeiten Zusammenhänge ähnlich sieht und sie nicht kaputtredet....

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

Mit Gesprächstherapie / Verhaltenstherapie kam ich
(Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung aufgrund verschiedenster Traumen in der Kindheit)
nicht zurecht.
Bei Traumatisierten ist es oft so dass der Ablauf etwas in Worten auszudrücken gestört ist. Ist wissenschaftlich erwiesen, brings jetzt aber nicht auf die Reihe.
Gibt einige gute Bücher:
Fachbuch: Judith Herman "Die Narben der Gewalt"
Buch für Betroffene "Wie kann ich es nur überwinden"von Matsakis oder so ähnlich, beide aus dem Jungfermann Verlag

Ich mache nun Kunsttherapie, bei einer Therapeutin die vor allem mit traumatisierten Menschen (sexuelle Gewalt, Folteropfer und andere Traumen) arbeitet.
Über Bilder und Schreiben kann ich mich öffnen
Außerdem staune ich wie ich zu vertrauen lerne und so langsam kann ich mir vorstellen und tu es auch ins Reden zu kommen.

Leider ist Kunsstherapie noch keine anerkannte Therapieform. Bei mir zahlt es dennoch zum Glück die Kasse im Rahmen einer Einzelfallentscheidung.

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Ich wäre ja froh, wenn ich bloß eine Hand voll schwerster Traumata hätte. Grob, zusammenfassend und nur die wirklich schweren betrachtend sind es bei mir mindestens 12 - woran ich mich erinnern kann. Einige davon erstreck(t)en sich über Jahre bzw. Jahrzehnte.

Also ich hab mir jetzt mal Bücher geholt, zum einen "Cure by Crying", was eine "einfache" Form der Primärtherapie ist. Leider ist mein Gefühlsfluss zu sehr blockiert dafür. Also wäre vielleicht der andere Weg (über den Körper) nicht schlecht.
Ich habe da jetzt das Buch von Levine in dem "Somatic Experiencing" beschrieben wird - was im direkten Gegensatz zu Formen der Primärtherapie steht.

Ansonsten möchte ich gerne Formen der Körper-/Atemtherapie machen und einen Osteopathen für die Cranio-Sacrale-Therapie finden (Gibt es da irgendwo Adressen-Listen zu?).

Ich habe jetzt einen vorerst einmaligen Gesprächstermin bei jemand der auch EMDR anbietet. Was kann man davon halten? Ich weiss leider davon zu wenig.

Außerdem interessiert mich, inwieweit für mich Formen der Hypnotherapie sinnvoll sein könnte.

Was haltet Ihr von meiner Herangehensweise? Habt Ihr Empfehlungen oder auch Warnungen, was die Therapieformen betrifft!?

Danke

Helferlein 50 Deutschland M, 21

@Difficult Secret: Wie funktioniert denn diese Kunstterapie? Ich war ja wie schon gesagt 18 Wochen stationär.., ua hab ich da auch verschiedene Angebote wie themengebundenem Malen mit anschließendem Besprechen, wahrgenommen. Es war in Ordnung, aber hat nicht übermäßig viel gebracht - vielleicht war es auch zu kurz!? Ich weiss nicht.

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

In Kliniken wird glaub meistens Gestalttherapie angeboten und das ist wohl etwas anders als Kunsttherapie, genau kenn ich mich aber nicht aus.
Mir tut diese Art der Therapie auf jeden Fall sehr gut. Ist meine Krafttankstunde Exclamation

Meine Therapeutin hat mir das so erklärt, dass schlechte Bilder / Gefühle einen krank machen und schöne können dann eben positiv wirken (die Waagschale gerade rücken).

Wenn ich z. B ein schlimmes Bild gemalt habe (Z. B eine Erinnerungsszene oder ein Gefühl) dann gestalten wir das Bild um. Z:B kommt dann zu dem Kind ein Engel oder Fee und hilft ihm etc.

Zusätzlich arbeitet sie mit Imaginationsübungen nach Luise Reddemann, da habe ich inzwischen das Buch und die CD dazu.

Im übrigen bin ich inzwischen der Meinung dass man das alles langsam angehen sollte. Am Anfang wollte ich auch so schnell wie möglich da durch, es hinter mich bringen, "normal " sein oder werden.
Aber die Seele braucht Zeit. Man hats ja nicht ohne Grund verdrängt oder abgespalten.

Auf jeden Fall benötigt man einen Therapeuten oder eine Therapeutin mit Erfahrung. Und noch wichtiger ist eine gute Vertrauensbasis. Also die probatorischen Sitzungen nutzen und aufs eigene Gefühl, die innere Stimme achten. Auch wenn man dann erstmal noch auf Therapiebeginn etwas länger warten muss.

Und Hypnose würde ich nicht gleich ganz zu Anfang machen. Dafür muss man denke ich sehr stabil sein.
Ich hätte bei EMDR und Hypnose viel zu viel Angst von Neuem überflutet zu werden und nicht klarzukommen.
Ich hatte einen Versuch mit EMDR (heute sage ich das war zu früh und ich hatte kein Vertrauen zur Therapeutin, habe eben wie immer "brav"mitgemacht). In dieser Stunde bin ich regelrecht entschwebt sprich dissoziiert und die Zeit danach hing ich ewig in einem Tief.

Das war bei einer anderen Therapeutin. Die Therapeutin jetzt passt da viel mehr auf, lässt mich gar nicht weggleiten. Da muss ich immer wieder antworten oder Nicken etc. Denke oft die merkt eher wie ich wenn mich was belastet.

Helferlein 50 Deutschland M, 21

Also ich war jetzt bei einem (weiteren) Psychotherapeuten, und der konnte mir auch nichts konkretes sagen, wie (s)ein Konzept gegen für die besserung meiner Symptomatik aussehen könnte. Er sagte nur, er könne eben "Gespräche anbieten" ohne dass er anscheinend bestimmte Methoden in der Hinterhand hat. Was soll ich davon halten?
Meiner Meinung und Erfahrung nach wird das nichts bringen, ebenso sehen es das Experten: "Bei der Bearbeitung traumatischer Erinnerungen reicht ein ausschließlich verbales Vorgehen nicht aus."

Was soll ich da jetzt machen? Rolling Eyes

Dass übrigens Reddemann 2003 sagt "Die Forschungslage in Bezug auf Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen und hoher Komorbidität ist unbefriedigend" wunder mich leider nicht. Anscheinend weiss da generell niemand so recht weiter, oder!?

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

ich schreib jetzt einfach mal so meine Gedanken dazu und was ich inzwischen gelernt habe

vor einem Jahr war ich irgendwie soweit dass ich nicht mehr vollständig verdrängte, sondern Erinnerungen hochkamen - zuließ...

ich wollte so schnell wie möglich am besten alles wissen
Therapie machen und die Sache hinter mir lassen

nur so einfach ging das nicht
ich überforderte mich völlig
bei einem viel zu frühen Versuch mit EMDR habe ich mit dissoziativem Verhalten reagiert
danach ging es mir längere Zeit sehr schlecht (Suizidgedanken)

erst seit kurzem kommt so langsam der Gedanke dass ich alles vielleicht gar nicht wissen muss um zu heilen

auch bei mir geht es nicht um ein Trauma, sondern um viele, auch schon in früherer Kindheit, was ich weiss zumindest ab Kindergartenalter

es geht auch nicht nur um eine Traumaart / Missbrauchsart, auch da hab ich mehreres

was ich vor allem sagen will, es gehört zum Trauma, zum Überleben dass Gefühle von Erinnerungen abgespalten werden,
so kann ich mich erinnern ohne zu fühlen
oder ich hab einen rein emotionalen Flashback

in der therapie wird versucht beides zusammenzubringen, damit dann das Gehirn die Chance hat, es abzulegen, denn solange es gespalten ist sind wir zwar ein Stück weit geschützt, aber es ist eben nicht verarbeitet, sondern rumort....

ich denke es ist ein langer Weg, ja und inzwischen hat mir mein Arzt auch schon gesagt dass einiges einfach auch bleiben wird oder immer mal wieder kommen (z.B die Panikattacken) und die Therapeutin drückt sich ähnlich aus,
aber dann kann ich vielleicht anders damit umgehen, weil ich weiss warum und nicht wie bisher
"was bin ich doch verrückt und schwach etc"

Was mir gut tut: (bin noch in der Übungsphase)

mir Gutes tun
meine Stärken hervorheben (nunja eigentlich glauben bisher nur Arzt und Therapeutin dass ich Stärken habe, ich gucke verdutzt)
mich selber liebevoll annehmen und umsorgen
Imaginationsübungen

Meinst du mit Deiner symptomatik vor allem den Umgang mit Menschen und damit verbundenen Ängsten?
Mir hilft es wenn ich auf meine Vergangenheit so aus der Beobachterposition gucke (denn dann bleiben die Gefühle aus)
und dann finde ich die Angst nur logisch und mein Angespanntsein, man weiss ja nie....

aber dann kann ich mir sagen heute bin ich gross und ich kann mich wehren
kann mir vorstellen wie ich das tue in Tat oder Worten

vor schwierigen Situationen helfen mir auch Imaginationsübungen, wo ich einfach innere Helfer mitnehme

das waren so meine Gedanken dazu...

neu an Bord! 4 Saarlouis W, 27

Hallo, ich bin neu hier und ich das Problem Sad

das ich immer wieder vor Aufgaben stehe die mir unmöglich erscheinen (Telefonieren, mit fremden Leuten reden) ob wohl es doch das normalste von der Welt ist, hab ich angst die tut mir weh.... und meist fang ich an zu heulen was sehr hinderlich ist. Ich bin seit 2 in psychotherapeutischer Behandlung und war 4Monate in einer Tagesklinik...., die sagten mir es wäre mein Nervengerüst das nicht gestärkt ist und das ich rausgehen sollte um nach konflickten zu suchen die dann zu lösen, aber irgendwie komm ich nicht von der Stelle.
Nun stellt sich mir die Frage: Kann Hypnose da helfen? Oder ist das alles Humbuck?
Hat jemand Erfahrung damit und wenn ja an welche Ärze kann ich mich wenden, der sich mit so was auskennt, komme aus dem Raum Saarland Razz

danke noch mal Njisseni

Forums-InsiderIn 323 Deutschland W, 35

Hast du diese Beschwerden aufgrund eines Traumas? (Weil du in diesem Thread geantwortet hast).

Klingt irgendwie nach Angsstörung, sozialer Phobie was du da so schreibst. Da hilft wirklich sich den Situationen stellen... also raus ins Leben. Aber in kleinen Schritten bitte schön.

Was versprichst du Dir von Hypnose? Geheilt sein? So wie schlank durch Hypnose, Nichtraucher durch Hypnose....?
Wäre schön wenns so einfach wär Wink

Hypnose um an verdrängte Traumen ran zu kommen hatten wir hier als Thema, nun ich für mich hätte da Angst, generell vor Hypnose und vor dem was dann hochkommt sowieso.

Gib mal Hypnose in der Suchfunktion ein, bzw lies mal unter Angst und Panikattacken, vielleicht gibt es da was hilfreiches für Dich.

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