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Majah
Helferlein
71
Deutschland W, 23
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Thu, 19.May.05, 16:09 Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo,
ich mache seit zwei Monaten eine Therapie (Gestalt - Gruppentherapie) und verstehe mich eigentlich sehr gut mit meinem Therapeuten (bzw den Therapeuten, in der Gruppe sind es 2). Letzten Samstag, relativ am Ende der Gruppe ist allerdings etwas passiert, das mein Vertrauen in ihn ziemlich erschüttert hat.
Mich haben die Ereignisse an dem Tag und die Geschichten der anderen ziemlich mitgenommen, und ich saß ziemlich fertig da, und wollte nur, dass es endlich vorbei ist. Er hat das gemerkt, und wollte, dass ich darüber spreche, was los ist, aber ich wollte einfach nicht. Es ging nicht. Dann ist er ganz ärgerlich geworden, irgendwie "herablassend" oder so. Wir haben dann eine kurze Pause gemacht, und er war echt nett und kam mit einem Schokoriegel zu mir, und meinte, ich solle wenigstens den nehmen, wenn ich schon nicht reden will. Aber ich wollte auch keine Schokolade. Und dann wollte er sie mir mehr oder weniger aufzwingen, aber das habe ich mir nicht gefallen lassen und habe ihm den Riegel hinterhergeschmissen. Mich hat das so daran erinnert, wie immer alle Männer mir gegenüber sind. Selbst wenn ein Leuchtschild über mir hängen würde, aber wenn ich nein sage, dann zählt das doch???
Und ich war dann echt stolz, dass ich nein gesagt habe, auch wenn mich das therapeutisch wohl eher zurückgeworfen hat, als weitergebracht. Das habe ich dann am Schluss gesagt, und dann hat er sich total über dieses Gefühl lustig gemacht, so kam es mir vor.
Danach bin ich nach Hause und total zusammengebrochen. Und jetzt bin ich total verwirrt, was da eigentlich passiert ist. Ich bin so enttäuscht von ihm.
Mich würde interessieren, was andere mit Therapeutenerfahrung davon halten???
Hinweis Admin: Betreffzeile von "Trouble mit dem Therapeuten" auf obige praezisiert (denn um 'Trouble mit dem/n TherapeutInnen' geht's in diesem Forumsbereich ja in so gut wie jedem Thread. )
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Jelka
Forums-Gruftie
885
Köln W, 35
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Thu, 19.May.05, 19:37 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Mir hätte das auch überhaupt nicht gefallen. Nein heißt nein, und Leuten, die das nicht akzeptieren, gehe ich so weit wie nur irgendmöglich aus dem Weg.
Besonders übel finde ich, dass er sich dann auch noch darüber lustig gemacht hat, nachdem du das angesprochen hast.
Ich könnte so einer Person nicht mehr vertrauen. Ich bin da allerdings auch sehr empfindlich.
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Thu, 19.May.05, 22:19 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Majah,
meiner Erfahrung nach - und ich habe relativ viele Gruppen gemacht,
läuft in den Pausen mancher Gruppen oft ebenso viel "Arbeit/Therapiearbeit", wie in den Gruppensitzungen selbst.
Manchmal sogar noch mehr.. -
und ich könnte mir vorstellen, dass dir genau das passiert ist.
Mit etwas mehr Erfahrung ist das den meisten Teilnehmern im Laufe der Zeit klar,- den Therapeuten ist es normalerweise immer klar.
Quote: | Und dann wollte er sie mir mehr oder weniger aufzwingen, aber das habe ich mir nicht gefallen lassen und habe ihm den Riegel hinterhergeschmissen. Mich hat das so daran erinnert, wie immer alle Männer mir gegenüber sind. |
Wenn du die Situation mit dem Therapeuten so empfunden hast, ist es absolut nachvollziehbar, dass du so reagiert hast. -
Aber, wie du schon schreibst, er hat dich daran erinnert, wie " immer/ alle" Männer sind - das dürfte ein Zeichen dafür sein, dass du deine bisher
gemachten Erfahrungen auf die Person des Therapeuten überträgst -
was ein völlig normaler, je nach Therapierichtung, teils auch gewollter Vorgang in der Therapie ist.
Quote: | aber wenn ich nein sage, dann zählt das doch???
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Selbstverständlich zählt das, wenn du nein sagst und muss auch in einer Therapie zählen.
Quote: | Danach bin ich nach Hause und total zusammengebrochen. Und jetzt bin ich total verwirrt, was da eigentlich passiert ist. Ich bin so enttäuscht von ihm.
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Hm, das ist eine der Situationen, denke ich, in denen es legitim ist, falls du die Telefonnummer des Therapeuten/der Praxis hast und anrufen darfst, einfach anzurufen und nachzufragen, ob du das richtig verstanden hast - ehe du dich jetzt länger allein damit rumschlägst. - Zu den üblichen Zeiten natürlich..
Machst du bei den Therapeuten auch Einzelsitzungen oder nur Gruppe?
Und wann ist die wieder?
liebe Grüße
Nele
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Thu, 19.May.05, 22:34 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Jelka ,
Quote: | Besonders übel finde ich, dass er sich dann auch noch darüber lustig gemacht hat, nachdem du das angesprochen hast.
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Ich bin mir nicht sicher, aber Majah schreibt schon selbst:
Quote: | und dann hat er sich total über dieses Gefühl lustig gemacht, so kam es mir vor.
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Auch das könnte also gut aus der Übertragungssituation subjektiv von ihr so empfunden worden sein.
Ich denke schon, dass es besser ist, wenn solche Sachen in der Gruppensituation selbst noch wenigstens ein Stück weit geklärt werden können, auch ist es ein wenig "Geschmacksache", ob man diese Art der Gruppentherapie, so mit "Schokolade kriegen" etc und dem massiven Arbeiten mit Übertragung bzgl. der Person des Therapeuten für sich mag ( meins ist es auch nicht so), -
hängt aber sehr wahrscheinlich auch von der Art der Schwierigkeiten ab, die man hat, ob es passt.
Ansonsten, ..selbstverständlich deiner Meinung, ein Nein muss als Nein akzeptiert werden, auch in der Therapie.
liebe Grüße
Nele
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Majah
Helferlein
71
Deutschland W, 23
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Fri, 20.May.05, 2:11 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo,
vielen Dank für die Antworten.
An Nele: ja, wir machen zwischendrin immer wieder Einzelsitzungen, und ich hab ihn auch schon angerufen, um dass zu klären. Nur das er genau jetzt erstmal eine Woche in Urlaub fährt ... Gruppe ist wieder in drei Wochen
Ich bin mir nicht sicher, ob das mit der Schokolade so therapeutisch gedacht war. Soweit denk ich da gar nicht. Es war eine nett gemeinte Geste. Aber mir fehlt es noch ein wenig an Erfahrung.
Ich habe so den Verdacht, dass es da durchaus eher um ihn als um mich gehen könnte- es war ja schon am Schluss des Tages, und es war schon einiges Heftiges hervorgekommen bei den Teilnehmern. Ich denke, er ist auch nur ein Mensch, und war eben an seine Grenzen gelangt. Ich sehe es aber nicht ein, dass ich dann darunter zu leiden habe Da merke ich sofort wieder, wie ich widerspenstig werd und ihm sonst noch was nachwerfen will...
Am meisten festhängen tu ich wohl an der Sache "er ist wie alle Männer" Das hört sich ja schon heftig an, und ich weiß noch nicht mal mehr, welche "alle Männer" ich meine???
Ich mein, irgendwie muss er ja wie alle Männer sein, er ist schließlich auch einer und irgendwie ...genau da steck ich fest!
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Zicke
Forums-InsiderIn
281
Bayern W, 40
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Fri, 20.May.05, 11:10 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Majah,
ein wenig seltsam finde ich es schon, wenn ein Therapeut sagt: "nimm wenigstens die Schokolade, wenn du schon nicht reden willst".
Also, wenn diese Bemerkung nicht mit therapeutischem Hintergrund gemacht wurde, würde ich sie als ziemliche Unverschämtheit bezeichnen und hätte ihm an Deiner Stelle auch die Schokolade hinterher geworfen.
Ich sehe also keinen Grund warum Du Dich entschuldigen mußt. Im Gegenteil, Du hast völlig "normal" reagiert!
Wieso hängst Du Dich so an der Tatsache fest. dass er ein Mann ist. Ist das etwa ein Freibrief für schlechtes Benehmen?
Allerdings kann ich nicht soviel zu Gruppensituationen sagen. Ich gehen diesen so gut ich kann aus dem Weg. Die wenigen Erfahrungen, die ich bisher mit Gruppen gemacht habe, gehen dahin, dass schlechtes Benehmen dort sowieso das normalste der Welt zu sein scheint.
Zicke
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Fri, 20.May.05, 12:03 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Majah,
Quote: | Ich bin mir nicht sicher, ob das mit der Schokolade so therapeutisch gedacht war. |
Nein, so meinte ich das nicht.
Das glaube ich auch nicht, dass die Geste mit der Schokolade "therapeutisch gedacht" war (als therapeutische Intervention) - ehr noch der Versuch des Menschen,
dem Klienten, der gerade "dicht macht", doch noch was etwas "geben" zu können und wenn es nur Schokolade ist.
Das dürfte etwas sein, das er braucht, denn auf dich hat es ja nicht gepasst und die "Quittung" dafür hat er bekommen.
Ich meinte damit ehr, dass du als Klientin offenbar auch in der Pause noch stark unter dem Eindruck der Gruppenarbeit standest und es so in der Pause war, als wenn du, wie in der Gruppensitzung, weiterarbeiten würdest.
Hm, du schriebst, dass du nicht darüber reden wolltest und dass das Ganze zum Ende der Gruppe hin passierte.
Es ist schwer ohne dich und die Gruppe zu kennen, darüber was zu sagen,
nur, wenn du natürlich nicht reden willst, sind die Möglichkeiten dir in der Situation zu helfen natürlich etwas beschränkt - ich weiß, das ist "ätzend" zu hören und ich habe das selbst auch schon dutzende Male gehört .
Da ist es noch ehr nett, Schokolade zu kriegen.
In einer ähnlichen Situation brach bei mir mal der Therap. die Arbeit schlicht weg ab, nach dem Motto "dann können wir dir hier nicht helfen" und alle gingen raus.
Der zweite Therap. blieb dann bei mir und ich habe total geheult,
was dann irgendwie zur Folge hatte, dass ich, was Gruppe und Solidarität betrifft, dem bei mir bleibenden Thera noch lange danach wesentlich mehr vertraut habe,
als dem abbrechenden, der mein eigener Therap. auch in den Einzelstunden ist..
Excurs beiseite - - ich denke, dass das, was du erlebst, ein ganz normaler Übertragungsprozess ist.
So erlebt man eben oft in einer Gruppe die eigene Geschichte und die eigenen Probleme in real wieder,
als wenn der Therap. und die Teilnehmer "Spiegelbilder deiner Vergangenheit" wären - um es dann in der darauffolgenden Zeit bearbeiten zu können. Also nix, was dich zurückwirft, sondern ehr im Gegenteil.
Und vermutlich, was du als "über dich lustig machen" empfunden hast,
war ganz einfach etwas "Freude" darüber, dich an deinem wunden Punkt erwischt zu haben und da demnächst dann weiter dran arbeiten zu können. - So was ungefähr in die Richtung, hm?
Also, einfach weitermachen und ansprechen -
und eine Woche ist ja soo lange nicht, oder?
liebe Grüße
Nele
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Fri, 20.May.05, 12:10 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Zicke,
Quote: | Die wenigen Erfahrungen, die ich bisher mit Gruppen gemacht habe, gehen dahin, dass schlechtes Benehmen dort sowieso das normalste der Welt zu sein scheint.
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Magst du vielleicht noch ein bisschen darüber schreiben, mir "zu liebe"?
Über Gruppen gibt es hier im Forum ja noch recht wenig und ich habe da einiges an "Leichen im Keller" über das ich mich eigentlich recht gerne austauschen würde, nur weiß ich irgendwie nicht so recht, wie,
weil hier anscheinend eh fast niemand Gruppenerfahrung zu haben scheint.
liebe Grüße!
Nele
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Majah
Helferlein
71
Deutschland W, 23
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Fri, 20.May.05, 12:40 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Nele,
so wie du das schreibst klingt es sehr logisch.
Ich finde es echt krass, was dir da passiert ist. Die Therapeuten tragen doch Verantwortung mit, du befindest dich schließlich in einem Abhängigkeitsverhältnis. Dich dann einfach alleine stehen zu lassen finde ich unglaublich.Quote: |
nur, wenn du natürlich nicht reden willst, sind die Möglichkeiten dir in der Situation zu helfen natürlich etwas beschränkt - ich weiß, das ist "ätzend" zu hören und ich habe das selbst auch schon dutzende Male gehört |
Du hast natürlich recht. Ich habe das Gefühl, dass er in der Situation gar nicht die Chance hatte, irgendwas richtig zu machen. Nur das war ja kein entgültiges nein, das war einfach für den Moment. Und genau wie dieses Nein sich am Samstag angefühlt hat, kenn ich es schon seit vielen Jahren, insofern war das wohl ein zentraler Punkt, der schon in die Therapie gehören dürfte...
und mich dann so im Regen stehen zu lassen war ziemlich bescheiden.
Quote: | war ganz einfach etwas "Freude" darüber, dich an deinem wunden Punkt erwischt zu haben und da demnächst dann weiter dran arbeiten zu können. - So was ungefähr in die Richtung, hm? |
Genau das denke ich auch. Nur - er findet das vielleicht ganz amüsant, da er sowas schon tausend Mal erlebt hat, für mich sind diese Gefühle echt. Und das hat mich irgendwo tief innendrinnen erwischt, wo es ganz böse an meinen "Kontrollinstanzen" gerüttelt hat. Irgendwo tief drinnen zu sein, und an Dingen zu rütteln, die da vielleicht schon Jahre liegen, und dann allein zu sein, weil gerade in dem Moment blöderweise die Therapie aus ist, der Therapeut sich gerade ein wenig amüsiert was bei einem abgeht - es war kein schönes Wochenende
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Fri, 20.May.05, 14:38 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Majah,
Quote: | Irgendwo tief drinnen zu sein, und an Dingen zu rütteln, die da vielleicht schon Jahre liegen, und dann allein zu sein, weil gerade in dem Moment blöderweise die Therapie aus ist, der Therapeut sich gerade ein wenig amüsiert was bei einem abgeht - es war kein schönes Wochenende
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Blöd! - Das kann ich gut verstehen. Mir ist das auch oft so gegangen,
darum mache ich auch keine Gruppen mehr - obwohl es ja auch etwas sehr schönes hat und so.
Meine Erfahrung war, dass es in den Gruppen (ich habe ganz unterschiedliche, bei zwei Therap. in unterschiedlichen Städten und Besetzungen gemacht) so vom äußeren Rahmen, wie auch Zicke andeutet, in den Pausen total locker zuging.
Die Arbeiten während der Gruppensitzungen waren fast alle total anstrengend und es war heftig, was da an Eindrücken auf einen zu kam.
Ich habe da oft geschwankt zwischen *puh, eine Sache reicht schon um mich zu "beschäftigen"* (und dann kam das nächste!) und totalem zumachen, gerade in der Pause.
Dieses "locker-flockige", das die anderen Teilnehmer in den Pausen "draufhatten" konnte ich irgendwie nicht mitmachen und dann habe ich mich fast immer eigentlich alleine in den Pausen zurückgezogen.
Bei uns war es allerdings so, dass da eben keiner nach einem geschaut hat und ich mit dem, was die Gruppe in mir auslöste, alleine klarkommen musste.
Nach der letzten Gruppe damals hätte ich mich fast umgebracht (und das war nicht das einzige Mal, dass das passierte - ich war vorher auch schon öfter einfach unter Vorwand aus den Gruppen abgehauen und bin dann halt ziellos durch die Stadt gelaufen, absichtlich ohne zu gucken über die Hauptstraßen und so), konnte gar nicht mehr schlafen und mein ganzes Leben war "aus den Fugen".
Von den anderen Gruppenmitgliedern kam immer, du musst halt sagen, was ist, du musst halt selbst Verantwortung übernehmen - mich hat das Erlebte in der Gruppe aber oft bis "ins Mark", total vom Gefühl her getroffen und diese Distanz da mit dem Kopf noch einzugreifen hatte ich gar nicht mehr.
Ich denke, dass das bei den anderen Teilnehmern auch anders war.
Die konnten wunderbar vor der ganzen Gruppe ihre Probleme auseinandersetzen und ich habe oft gar nicht gecheckt, was passiert und was mit mir eigentlich passiert. Nur Chaos und nicht klären können, was ist, meist sogar nicht mal zeigen dass "was ist".
Hm, blöd. - Geblieben ist das Gefühl "nicht gruppen-tauglich" zu sein.
Oder da irgendwie "gestörter", Ok. "problembehafteter" , zu sein, als andere.
Die Gruppe konnte das jedenfalls nicht auffangen.
*dich nu genug mit meinem Zeug zumüllt habe*
Ich denke, man muss schon genau schauen, ob einem Gruppen wirklich guttun, oder ob sie einen noch mehr "ins Chaos stürzen" als eh schon.
Und profitieren tun von Gruppen, glaube ich, hauptsächlich Leute, die eh schon weniger Schwierigkeiten damit haben, ihre Probleme im "großen Kreis", zum richtigen Zeitpunkt sauber und klar zu erörtern.
Weiß nicht, wie du dich da selbst einschätzt.
liebe Grüße
Nele, sonst meistens nicht so viel von sich redend
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Majah
Helferlein
71
Deutschland W, 23
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Sat, 21.May.05, 2:36 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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An Jelka: Der Gedanke, dass ich ihm jetzt nicht mehr vertrauen kann kam mir auch schon. Aber es war schon so ein Act, überhaupt Vertrauen aufzubauen, dass ich jetzt nicht einfach "gehen will". Außerdem habe ich in mir drin den Verdacht, dass es genauso läuft wie "immer": ich bin tief enttäuscht und wende mich ab... das kommt mir schon fast ein bisschen wie ein "automatischer Schutzmechanismus" oder so vor. Gehen wenn es schwierig wird. Deshalb will ich wenigsten nochmal mit ihm reden, wie er das sieht. Außerdem muss ich eh nochmal hin, weil ich die Gruppe nicht einfach abbrechen kann! Hast du irgendwelche Erfahrungen mit Therapeuten in Bezug auf Vertrauensmissbrauch, weil du schreibst, du bist da besonders empfindlich?
An Zicke: Eine sehr gute Frage, warum ich mich an der Tatsache Mann so aufhänge. Vermutlich, weil die Tatsache Mann eines meiner größten Probleme darstellt.
Ich schließe mich Nele an, und wüsste auch gerne mehr über deine Gruppenerfahrungen...
An Nele: vielen Dank, dass du soviel über dich geschrieben hast! Ich war extrem beunruhigt, dass ich nach der letzten Gruppe so fertig war, und Selbstmordgedanken hatte (in denen mein Thera eine besondere Rolle spielen durfte ) Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich bin erleichtert, dass ich nicht die einzige bin! Insofern, wenn du das Gefühl hattest du wärstQuote: | gestörter", Ok. "problembehafteter | als die anderen, ich schließe mich dir an!
Ich bin schockiert, was dir da passiert ist. Ich finde das nur noch verantwortungslos, dass Gruppen so schief laufen können. Da sehe ich meine Therapeuten in einem ganz anderen Licht, denn mal von meinem Chaos am Wochenende abgesehen leiten sie die Gruppe sehr gut. Und das meine ich nicht subjektiv (momentan ganz bestimmt nicht
)
Aber ich denke, es gibt schon einige Zeichen, was eine gute Gruppe ausmacht. Ich würde auf jeden Fall mal sagen: was in der Gruppe geschieht, hat in der Gruppe zu bleiben. Meine Theras haben das am Anfang ausdrücklich gesagt, und zwar so, dass es die Wirkung nicht verfehlt hat. In den Pausen wird nicht über Inhalte gesprochen. wirklich nur in der Gruppe. Ich finde das gar nicht so leicht, aber es wird respektiert. Und wenn ich lese, was dir da passiert ist. Es war bei mir genauso: anfangs habe ich mich sehr zurückgezogen in den Pausen, aber es hat sich im Verlauf der Gruppe stark verändert. Und einer z.B. hat sich auch an diesem WE noch rasugenommen aus der Gruppe, den haben die Theras dann "sanft" angeschubst. Sie haben wirklich sehr viel Gefühl dafür. Umso verwirrter bin ich darüber, was mir passiert ist.
Außerdem liegen einige Wochen zwischen den Terminen, so dass man das viele Gehörte aufarbeiten kann. Wenn ich an mein erstes WE denke: ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, total überfordert zu sein, am Rande des Zusammenbruchs. Es wurde erst durch die Gruppe erträglich.
Ich wundere mich auch sehr, wie du aus der Gruppe abhauen konntest. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei mir gehen würde. Haben die dich einfach gehen lassen? Vielleicht ist das ein Grund, warum meine Gruppen meistens auf einsamen Seminarhöfen stattfinden... da kommt keiner so leicht weg.
Denk dir nix, wenn irgendwelche Leute meinen, du sollst so heftige Gefühle mit dem Kopf steuern. Wenn ich das schon höre wird mir schlecht. Allein die Aussage "du musst" lässt darauf schliessen, das irgendjemand absolut keine Ahnung hat. Schlimm, wenn es der Therapeut ist.
Wenn es um Gefühle geht, gibt es kein "du musst"! Hat mich einiges gekostet, das zu erkennen.
Quote: | Die konnten wunderbar vor der ganzen Gruppe ihre Probleme auseinandersetzen
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Ich denke: niemand, absolut niemand, der belastenden und verstörende Dinge erlebt hat und Schutzmechanismen aufgebaut hat (die dann in die Therapie führen) tut sich wunderbar leicht das aufzuarbeiten. Die haben dann eine schöne Show geliefert, und weiter sind sie nicht!
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Sat, 21.May.05, 6:31 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Majah,
*um Übersetzung bitte*
..im Gegensatz zu dir und den dir antwortenden Postern verstehe ich das Problem nicht?
Wo und warum ist da Vertrauen gestört? Wo und wie war er grenzüberschreitend? Inwiefern empfindest du das Hinterherwerfen eines Schokoriegels als gelungene Grenzsetzung?
Quote: | Er hat das gemerkt, und wollte, dass ich darüber spreche, was los ist, aber ich wollte einfach nicht. |
Ich nehme an, du machst die Therapie, unter anderem damit du lernst, deine Bedürfnisse wahr zu nehmen und die auch zu äußern. Darüber zu sprechen, wenn etwas "zuviel" ist oder schmerzt ist heilend - du wolltest das nicht. Er als Therapeut lässt dich aber gar nicht gern so belastet nach Hause gehen.
Quote: | Wir haben dann eine kurze Pause gemacht, und er war echt nett und kam mit einem Schokoriegel zu mir, und meinte, ich solle wenigstens den nehmen, wenn ich schon nicht reden will. Aber ich wollte auch keine Schokolade. Und dann wollte er sie mir mehr oder weniger aufzwingen, aber das habe ich mir nicht gefallen lassen und habe ihm den Riegel hinterhergeschmissen. |
Er sah deine Bedürftigkeit, dein Nichtannhemen und hat dir dann "Ersatztherapie" in Form eines Schokoriegels geben wollen.
Aber standhaft hast du dich geweigert, irgendetwas anzunehmen. Ich frag mich, was du ihm da hinterhergeworfen hast? Die Therapie? Seine Fürsorge? Dein Nein?
...warum bist du eigentlich stolz aufs (kindliche) Hinterherwerfen? Weil du deine Emotionen zeigen konntest?
Quote: | Mich hat das so daran erinnert, wie immer alle Männer mir gegenüber sind. Selbst wenn ein Leuchtschild über mir hängen würde, aber wenn ich nein sage, dann zählt das doch???
Und ich war dann echt stolz, dass ich nein gesagt habe, |
Dieser Mann wollte aber nix von dir haben, sondern dir geben - und das in einer Situation, in der du bist, weil du etwas brauchst!
Natürlich zählt es, wenn du nein sagst - aber zu wem oder was sagst du denn da "nein"?
Quote: | auch wenn mich das therapeutisch wohl eher zurückgeworfen hat, als weitergebracht. Das habe ich dann am Schluss gesagt, und dann hat er sich total über dieses Gefühl lustig gemacht, so kam es mir vor. |
Ich glaube, dass es dich therapeutisch weiter gebracht hat, denn wenn du dir die Chance gibst, kannst du sehr viel aus dieser Situation lernen.
Ich glaube auch eher nicht, dass er sich über dein Gefühl des Zurückwerfens lustig gemacht hat - sondern dass er das lediglich überhaupt nicht so sieht und dich so einschätzt, dass du das auch erkennen wirst bzw kannst.
Lg,
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Jelka
Forums-Gruftie
885
Köln W, 35
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Sat, 21.May.05, 7:55 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Majah wrote: | Hast du irgendwelche Erfahrungen mit Therapeuten in Bezug auf Vertrauensmissbrauch, weil du schreibst, du bist da besonders empfindlich? |
Nein, mit Therapeuten habe ich keinerlei solche Erfahrungen, aber ich habe zu viel Erfahrung mit Menschen, insbesondere Männern, die ein Nein nicht akzeptieren. Ich reagiere darauf mittlerweile sehr allergisch.
Dabei ist es auch relativ egal, ob die mir etwas geben oder nehmen wollen - in beiden Fällen wollen sie eine Grenze überschreiten und respektieren einfach nicht, dass ich das nicht möchte. Auch wenn es scheinbar so ist, dass der Andere etwas geben möchte, dann ist es doch so, dass er mehr bei sich als bei mir ist, wenn er es derart penetrant versucht durchzusetzen. Insofern kann ich das auch nicht als wirkliches Geben empfinden, sondern es ist ein Bedrängen und Aufzwängen. Meine Grenzen haben einfach respektiert zu werden.
Ich finde deine Reaktion gut, und bin der Meinung, du kannst stolz auf dich sein, dein Nein so wirkungsvoll durchgesetzt zu haben.
Ich denke auch, dass es gut ist, wenn du noch mal in Ruhe mit ihm redest. Vielleicht war er in dem Moment einfach selber zu verwirrt oder abwesend, um zu verstehen, was er da getan hat. Hoffen kann man ja mal.
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Sat, 21.May.05, 13:09 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hi tanzendes irrlicht,
ich bin jetzt zwar nicht majah - und sie wird sicher selbst etwas dazu schreiben, aber..
Quote: | Wo und wie war er grenzüberschreitend? Inwiefern empfindest du das Hinterherwerfen eines Schokoriegels als gelungene Grenzsetzung?
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majah schrieb:
Quote: | Aber ich wollte auch keine Schokolade. Und dann wollte er sie mir mehr oder weniger aufzwingen, aber das habe ich mir nicht gefallen lassen und habe ihm den Riegel hinterhergeschmissen. Mich hat das so daran erinnert, wie immer alle Männer mir gegenüber sind. |
"Kriegen" ist nicht zwangsläufig schön.
Etwas zu kriegen, was man nicht haben will ist überhaupt nicht schön.
Und da wird es in majahs Leben die entsprechenden Erfahrungen dazu geben, wo sie etwas gekriegt hat, was sie nicht wollte
und das nicht gekriegt hat, was sie gebraucht hätte.
Es ist ein frühkindliches Thema..
Jelka kennt das offensichtlich auch, denn sie beschreibt es,
wie ich finde, auch sehr schön und treffend:
Quote: | Auch wenn es scheinbar so ist, dass der Andere etwas geben möchte, dann ist es doch so, dass er mehr bei sich als bei mir ist, wenn er es derart penetrant versucht durchzusetzen. Insofern kann ich das auch nicht als wirkliches Geben empfinden, sondern es ist ein Bedrängen und Aufzwängen. |
Und ich kenne es natürlich auch, ist für mich ebenso ein sehr zentrales Thema.
majah schrieb:
Quote: | Und jetzt bin ich total verwirrt, was da eigentlich passiert ist. Ich bin so enttäuscht von ihm.
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Aus meiner Sicht hat er versucht ihr etwas zu geben, was sie nicht wollte und das was sie gebraucht hätte, hat sie nicht gekriegt (bzw. nicht annehmen können, auf Grund früherer Erfahrungen). Dass das für majah eine schlimme Erfahrung ist, kann ich ganz gut nachvollziehen.
@ majah
Ich finde es, wie Jelka, ebenfalls klasse, dass du ihm den Riegel hinterhergeschmissen hast.
Man muss sich nicht mit etwas "stopfen lassen" was man nicht will.
Ganz einfach, oder?
lg
Nele
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Majah
Helferlein
71
Deutschland W, 23
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Sat, 21.May.05, 13:48 Re: Therapeut erinnert mich an alle Männer |
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Hallo Irrlicht,
du hast mir da ja einiges zu denken gegeben! Ich greif einfach ein paar Punkte raus.
Quote: | Inwiefern empfindest du das Hinterherwerfen eines Schokoriegels als gelungene Grenzsetzung? |
Ich habe nie gesagt (oder zumindest nie gemeint) dass es eine gelungene Grenzsetzung war. Es war nur die einzige, die mir in diesem Moment möglich war. Inzwischen tut es mir schon leid, so "kindisch" reagiert zu haben, nur wenn ich an die gesamte Situation zurückdenke denke ich auch, dass mir keine"bessere" Reaktion möglich war. Und wenn ich nein sage, und er respektiert das nicht, versucht er definitiv eine gesetzte Grenze "mit Gewalt" zu überschreitenQuote: | Aber standhaft hast du dich geweigert, irgendetwas anzunehmen |
Genau darum geht es doch. Meinem Kopf ist schon klar, dass ich diese alten Grenzen überwinden will. Nur, um Grenzen zu überschreiten, muss man sie erstmal setzten. Das habe ich getan. Weiter war ich einfach nicht. Deshalb war ich stolz auf mein Nein. Ich war nicht stolz darauf, nicht in der Lage zu sein, über meine Gefühle zu sprechen. Die letzten Tage haben mir geholfen meine Bedürftigkeit und mein "Nichtannehmen können" zu erkennen, das finde ich gut. Aber das ich dafür allein ausserhalb der Therapie zusammenbrechen und an das Ende meiner Kraft kommen musste finde ich bedenklich. Ich finde, so etwas sollte IN der Therapie geschehen. Diese Möglichkeit hatte ich nicht, einerseits weil es zeitlich blöd lief, aber auch, weil der Thera so reagiert hat, wie er reagiert hat: Quote: | Dieser Mann wollte aber nix von dir haben, sondern dir geben - und das in einer Situation, in der du bist, weil du etwas brauchst! |
Schön, er wollte mir also etwas geben, in einer Situation in der ich 3(!)mal geäußert habe, dass ich das nicht will. Ich habe von dieser Leuchttafel geschrieben, wo ich das Gefühl habe, sie hinge über mir. Er glaubt also zu sehen, was ich brauche, und vielleicht brauche ich das ja auch wirklich, nur geht es immer noch nicht über die Tafel, die über mir hängt, sondern um mich. Und wenn ich nein sage, dann fragt doch lieber: warum wehrt sie sich so vehement, wo doch ziemlich offensichtlich ist, wie sehr sie das jetzt brauchen würde, anstatt mir etwas aufzuzwingen. Und bist du dir sicher, dass er nicht auch etwas von mir wollte? Ich stimme dem zu was Nele schreibt und habe dazu nichts hinzuzufügen!
Quote: | Ich glaube auch eher nicht, dass er sich über dein Gefühl des Zurückwerfens lustig gemacht hat - sondern dass er das lediglich überhaupt nicht so sieht und dich so einschätzt, dass du das auch erkennen wirst bzw kannst. |
Ich will nicht ungerecht werden, aber das nervt mich langsam. Es kommt mir immer so vor, als hätte ich den Fehler gemacht, weil ich nicht erkannt habe, wie er das wirklich gemeint hat. Ich habe gesagt, ich bin stolz darauf mein "nein" aus der Gruppe mitzunehmen, weil es meines ist, weil es meine Zeit und mein Raum ist, wie ich weitergehe und weiterkomme. Und seine Reaktion nun konkret "lustig machen" war oder nicht, er hat diese Aussage auf jeden Fall definitiv so nicht angenommen. Ich denke, er war in diesem Moment nicht Therapeut sondern Mensch, der das für sich persönlich nicht akzeptieren konnte. Ich habe an diesem Abend meine beste Freundin vollgeheult, und sie hat etwas sehr intelligentes gesagt, nämlich: er ist wohl weniger von mir enttäuscht als von sich selbst, weil er ein sich gestecktes (therapeutisches) Ziel oder etwas in der Art nicht erreichen konnte. Am Tag vorher war es z.B. so, dass es in mir voll abging, und er hat das gesehen und mich darauf angesprochen, und dann kam das Stück für Stück einfach so heraus (für die Neugierigen: es ging konkret darum, dass ich von einem Mann in der Gruppe nicht berührt werden möchte und ihm das dann gesagt habe) Genaugenommen war es bisher immer so, dass er mich angesprochen hat und langam kam dann was. Und damit war Samstag Schluss!!!
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