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Zicke
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Post Fri, 13.May.05, 12:53      Mitspracherecht in meiner Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo,

wie viele von Euch ja schon wissen, bin ich seit mehr als 10 Jahren in Psychotherapie.
Von Anfang an hat mein Therapeut alles für mich entschieden. Ich habe ihm in der ersten Stunde so grob geschildert, worum es bei mir geht und er hat entschieden, welche Therapieform er anwendet. Gesprochen haben wir darüber nicht weiter und ich weiß bis heute eigentlich nicht so genau, wie ich diese Therapieform einordnen soll. Jedenfalls haben wir bisher nur geredet.
Nun ja, anfangs hat mich das auch nicht gestört, im Gegenteil, ich war ja garnicht in der Lage, irgendwelche Entscheidungen treffen zu können.
Ich war recht gut bedient damit, dass er für mich entschieden hat, denn es ist ja alles sehr gut gelaufen. Er hat gesagt, ich soll ihm vertrauen und das habe ich getan. Sicher zurecht, denn es ging mir immer besser und ich fühle nun nicht mehr diese schlimme Resignation in mir, wie früher mal.

Heute nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich das Gefühl habe, dass es so nicht mehr weitergeht. Irgendwie kommen wir nicht mehr so richtig vorwärts und es gibt da etwas in mir, was nach Veränderung schreit.
Ich habe so das Gefühl, dass wir mit reden alleine nicht mehr weiterkommen. Gerne würde ich eine andere Therapieform ausprobieren. Vielleicht eine, die mehr in die Praxis geht.
Es ist mir noch immer nicht gelungen, alle Ängste abzubauen. So habe ich z.B. totale Angst vor Situationen in denen ich mit Menschen zu tun habe. Ich fühle mich sehr schnell bedroht, wenn jemand hinter mir hergeht oder fährt. Es versetzt mich jedesmal in Stress, wenn ich zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto unterwegs bin. Schließlich sind in einer Stadt ständig Menschen hinter einem.
Mein Therapeut hat mir zwar mal eine Entspannungsübung gezeigt, die ich öfter mal machen soll, aber ich möchte lieber, dass er mich mal beim Rad- oder Autofahren begleitet.
Darum meine Frage, ob man in der Therapie ein gewisses Mitspracherecht hat.
Eine andere Frage wäre, wie ich dieses Bedürfnis bei meinem Therapeuten anspreche. Meine bisherigen Versuche in dieser Richtung waren sehr zaghaft und wurden von ihm offensichtlich nicht so richtig wahrgenommen. Ich habe etwas Angst davor, deutlicher zu werden. Ich weiß ja auch nicht so richtig, ob ich so etwas verlangen kann.
Hat jemand von Euch Erfahrungen mit praktischen Übungen und kann mir einen Ratschlag zu diesem Thema geben?

Zicke

(Hinweis Admin per 08/2005: da es mittlerweile de facto ausschliesslich um den rein persoenlichen Therapieprozess von Zicke geht, habe ich mir erlaubt, in der Betreffzeile der" auf "meiner" abzuaendern.)
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Karola
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Post Fri, 13.May.05, 13:43      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

sicher hat man in der Therapie ein Mitspracherecht, wie die Stunden ablaufen sollen. Nur bei Dir ist es ja so, dass Du Dir eine andere Therapieform wünscht, wahrscheinlich Verhaltenstherapie, wo auch praktische Übungen gemacht werden. Das kann Dein Thera vermutlich nicht leisten, er hat ja keine Erfahrung und Ausbildung in VT. Nicht umsonst sind die Ansätze der verschiedenen Therapieformen so verschieden. Du müsstest dann wohl oder übel wechseln, was wohl nicht einfach ist nach 10 Jahren.

Ich würde Deine Wünsche aber auch direkt mit Deinem Thera besprechen und ihn gleichzeitig auch fragen, welche Therapie er nun eigentlich macht (vermutlich tiefenpsychologische Therapie oder Gesprächstherapie).
Vielleicht hat Dein Thera ja auch noch eine andere Idee, wie Du praktische Übungen machen kannst ohne die Therapie bei ihm gleich zu beenden. Es wäre doch evtl. auch schonmal hilfreich, wenn Du Übungen mit einer Vertrauensperson machst und mit ihm dann über Deine Erfahrungen sprechen kannst, oder?

Viele Grüße,
Karola
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carö
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Post Fri, 13.May.05, 16:45      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

hallo zicke,

vielleicht geht es gar nicht in erster linie darum, etwas anderes neues auszuprobieren, sondern dich damit zu beschäftigen, wieso du dir so viel aus der hand hast nehmen lassen an entscheidungen bzw. wieso der wunsch danach, sich anzuvertrauen bzw. nicht selbst problemlösungen aktiv herbeizuführen, indem du den thera hast entscheiden lassen, so wichtig war.

ich habe mal irgendwo von dir gelesen, dass du nicht weißt, wie er es geschafft hat immerhin 10 jahre lang die therapie weiterzuführen, ohne dass du selbst bezahlst oder hast pausieren müssen... (so habe ich es zumindest verstanden... wobei ich nun nichts über die frequenz etc weiss... ) er hätte dich damit durchaus konfrontieren müssen, wie ihr mit begrenzungen umgeht, denn die sind normalerweise real vorhanden. dass er dir alles abgenommen hat bzw. du es dir auch hast abnehmen lassen, war sicher sehr angenehm und sicher gibt es viele (auch ich!), die den wunsch danach haben so versorgt zu werden, aber das sind kindliche wünsche, die es wert sind hinterfragt zu werden, die aber im realen erwachsenenleben nur dann durchzuhalten sind, wenn einer mitmacht und das begünstigt. ich sehe das verhalten deines therapeuten da recht kritisch. er spielt mit dir dein vermeidungsspiel weiter... so sieht es für mich zumindest aus der ferne aus durch das, was ich so ansatzweise von dir gelesen habe. möglicherweise ist es ganz anders...

dein wunsch nach mehr praktischen übungen, die er begleitet, ist sicher ein guter ansatz, um mit ihm ins gespräch zu kommen, beispielsweise auch über die – wie ich finde – sehr wichtige frage, weshalb es dir nach so langer zeit mit ihm so schwerfällt, deine wünsche und deine bedürfnisse klar rüberzubringen. wovor hast du angst ? dass er ablehnt ? dass er zustimmt ? dass er dich nicht ernst nimmt ? dass er dich zu einem anderen schickt ? dass er darauf eingeht, aber nicht so wie du es dir wünschst ? fragen über fragen Wink

nur mut, versuche ihm das zu sagen, was dich bewegt. es lohnt sich allemal.

viele grüße
caroline


p.s. und natürlich hast du mitspracherechte, es geht schließlich um dich. Idea Smile

_________________
Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können.
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nele
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Post Fri, 13.May.05, 16:50      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

hm, ich bin ja ebenso lange bei meinem Thera wie du. -
Ich kenne jetzt diesen Wunsch nach einer anderen Therapiemethode von mir selbst so, dass er öfters gerade dann kam, wenn wir eigentlich ganz gut vorankamen, ich das aber noch nicht so gut gesehen habe und "über die Hürde" nicht so gerne drüber wollte - falls du weißt, wie ich meine.

So was kann manchmal sein, muss aber nicht. nur so als Idee.

Eine andere Idee ist, ob es eventuell möglich wäre für dich, zusätzlich zu den normalen Therapiestunden, z.B ab und zu Workshops oder ähnliches bei jemandem anderen zu machen, der eben diese Dinge anbietet, die du gerne machen würdest.
Mein thera lässt sich z.B darauf ein und auch wenn ich das jetzt selbst nicht so mache, kenne ich Leute, die das so machen.
Die "Ergebnisse" kannst du dann in deine normale therapiestunde mitbringen und wie gewohnt dort bearbeiten.

Ansonsten, frag ihn halt direkt, warum er bestimmte Dinge mit dir nicht macht. Vielleicht bietet er sie zwar an, hält sie aber in deinem Fall nicht für geeignet oder ähnliches??
(mein Thera macht z.B mit mir keine Gestaltarbeit - das fand ich mal furchtbar blöd, aber er hat es mir erklärt und ich finde es Ok jetzt.)

Dass man mit reden allein irgendwann unter Umständen nicht mehr weiter kommt, kann ich mir gut vorstellen.
Bei mir ist die Stunde üblicherweise zweigeteilt, eine, meist etwas kürzere Hälfe, reden und die andere Hälfte "praktischer Teil".

liebe Grüße

Nele
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Zicke
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Post Sat, 14.May.05, 20:41      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich danke Euch allen für Euere Antworten, die mir einige wichtige Denkanstöße gegeben haben.
Wenn ich mir das nochmal so durch den Kopf gegen lasse, kommt mir der Verdacht, dass mein Therapeut durchaus bereit ist neue Wege zu gehen, das aber nicht zeigt, sondern es wieder mir hinschiebt, die Dinge deutlich zu fordern.
Eigentlich kenne ich ihn lange genug um seine therapeutischen Taktiken zu durchschauen. Doch fällt es mir sehr schwer, diese meine Ansprüche deutlich zu formulieren. Irgendwie bin ich immer sehr unsicher, wenn es darum geht, irgendetwas zu fordern. Immer ist da das Gefühl, dass meine Bedürfnisse sowieso nicht erfüllt werden. Nun ja, oft genug habe ich das ja auch erlebt...
Ja, ich weiß mein Therapeut ist anders und ich hab schon soviel von ihm bekommen. Ich weiß, ich sollte meine Unsicherheit einfach mal überwinden...
Ja, ich probier's...versprochen!

@ nele,

ich finde den Ansatz durchaus interessant, die Hälfte der Stunde zum Reden zu haben, die andere Hälfte für praktische Übungen. Aber wie sieht das bei euch aus? Ich meine, eine Stunde ist doch sowieso viel zu kurz. Kaum hat man angefangen, sich festzureden, schon ist sie doch vorbei.
Geht ihr dann nach einer halben Stunde hinunter auf die Straße und übt dort weiter?
Ich glaube, das wäre mir zu kurz. Ich würde das Ganze lieber ein bißchen länger ausdehnen. Vielleicht kommt daher mein Problem, meine Wünsche deutlich auszusprechen. Da ist halt immer wieder diese Unsicherheit und die Frage: will ich zuviel?

Zicke
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Zicke
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Post Sun, 31.Jul.05, 16:01      Der Therapeut kommt mir keinen Schritt entgegen Reply with quoteBack to top

Hallo,

viele von euch haben mir gesagt, dass es Zeit für mich ist, meinem Therapeuten zu gestehen, dass ich mehr Gefühle für in habe, als es für die Therapie unbedingt notwendig wäre.
Nun ja, vielleicht stimmt das und ich würde es ihm ja auch gerne sagen, aber irgendwie weiß ich nicht so recht, wie man so was macht.

Nun bin ich nebenberuflich Schriftstellerin und es fällt mir leichter mich mit Texten oder Gedichten auszudrücken.
Vor ein paar Tagen habe ich für meinen Therapeuten ein Gedicht geschrieben, das meine Gefühle eigentlich sehr unmißverständlich ausdrückt. Ich habe es hier unter der entsprechenden Rubrik bereits veröffentlicht (Titel: Rückkehr).

Letzte Woche war ich ein paar Tage unterwegs und mein Therapeut hat sich wieder um meine Wochnung gekümmert (Blumen gegossen, Vögel gefüttert, etc.).
Ich habe ihm eine Abschrift des Gedichtes gut sichtbar auf den Wohnzimmertisch gelegt in der Hoffnung, dass er es liest und es übernimmt die Dinge anzusprechen.
Er scheint das Gedicht nicht "nur" gelesen zu haben, sondern hat es wohl auch mitgenommen. Es war jedenfalls verschwunden als ich wiederkam. Angesprochen hat er dieses Thema allerdings nicht. Ich war am Freitag bei ihm und kein Wort zu dieser Angelegenheit kam von seinen Lippen.

Was soll ich nur tun? Deutlicher kann ich doch wohl nicht mehr werden, oder? Warum kommt er mir kein bißchen entgegen?
Ich möchte doch auch mal was von ihm hören. Ich habe durchaus das Gefühl, dass unsere Beziehung auch für ihn mehr ist, als nur eine therapeutische. Dennoch hätte ich es gerne, dass er das mal ausspricht und wenn es nur "zwischen den Zeilen" wäre. Aber leider kommt von ihm hierzu momentan nichts, nichts und nochmal nichts...

Wäre dankbar für Tipps
Zicke
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Nessa
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Post Sun, 31.Jul.05, 16:14      Re: Der Therapeut kommt mir keinen Schritt entgegen Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

wenn es wirklich so ist, wie du es beschreibst, nämlich dass dein Therapeut auch etwas für dich empfindet, was über die therapeutische Beziehung hinausgeht, dann wird er sich wohl in einer Zwickmühle befinden. Vielleicht muss er sich erst klar werden, was er tun und sagen möchte. Wenn sich zwischen euch wirklich eine Liebesbeziehung anbahnt, dann dürfte die Therapie bei ihm wohl beendet sein, und du müsstest dir einen anderen Therapeuten suchen. Vielleicht will er aber einfach diese Therapie mit dir zu Ende führen.

Wenn du Klarheit willst, dann gibt's nur eins: Frag ihn! Frag ihn einfach zuerst, ob er das Gedicht mitgenommen hat, du würdest das Blatt vermissen. Daraus könnte sich dann ein weitergehendes Gespräch entwickeln.

Liebe Grüße
Nessa
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Toughy
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Post Sun, 31.Jul.05, 16:44      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

hier mal ein Zitat:

"Eine sexuelle Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient ist immer tabu, die Ethikrichtlinien der psychotherapeutischen Berufsverbände weisen ausdrücklich darauf hin. Der Eid des Hippokrates nimmt den Ärzten den Schwur ab, sich „von Werken der Wollust an den Leibern von Frauen und Männern“ fern zu halten. Seit 1998 wird explizit nach § 174 c Strafgesetzbuch (StGB) sexueller Missbrauch „unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses“ mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug bestraft.

Der Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, war sich den Gefahren, die aus der engen Beziehung zwischen Therapeut und Patient entstehen können, bewusst. Er bezeichnete die romantischen und erotischen Gefühle, die seine Patienten in ihm auslösten, als Übertragung. Freud stellte eindeutig klar, dass der Therapeut dieses Liebesbedürfnis der Patienten nicht ausnutzen darf. Zum Schutz von beiden postulierte er damals für die Psychoanalyse das Abstinenzgebot. (...)

Mit solchen Situationen oder mit der Frage, was zu tun ist, wenn der Patient Annäherungsversuche macht, müssen Psychotherapeuten umgehen können. Denn die Verantwortung dafür, keine sexuellen Beziehungen zuzulassen, liegt eindeutig bei ihnen. (...)

Das Gesetz stelle allerdings nicht unter Strafe, wenn eine Beziehung nach Beendigung der Therapie fortgesetzt werde, kritisiert Bormann. „Dem sollte ein Riegel vorgeschoben werden.“ Weltweit gibt es einen Konsens, dass innerhalb von zwei Jahren nach Behandlungsabschluss keine persönlichen Beziehungen erlaubt sind. „Manche warten diese zwei Jahre stichtagsmäßig ab und setzen das Verhältnis dann fort“, beklagt sie. Auch Tschan fordert ein lebenslanges Tabu, da die therapeutische Beziehung unter Umständen ein Leben lang anhalten könne."

Quelle und vollständiger Text:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=35121

Also rate ich Dir: Sprich es an - um der Sache auf den Grund zu gehen Neutral

Alles Gute,
Toughy

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Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.
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wieselchen
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Post Sun, 31.Jul.05, 17:02      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Ui, das ist ja wirklich schwieirg...

Therapeuten sind auch nur Menschen und können sich natürlich genauso verlieben. Im Rahmen einer Therapie lernte er Dich kennen und es kann natürlich gut sein, dass er sich in Dich verliebt hat.

Das mit dem Gedicht, das er mitgenommen hat, könnte ein Zeichen sein. Doch wird auch er unsicher sein und es vielleicht für möglich halten, dass es gar nicht für ihn war.

Du wirst wahrscheinlich wirklich keine andere Möglichkeit haben, als mit ihm zu reden. Das ist sicher sehr schwierig für Dich, aber danach wirst Du sehr erleichert sein!

Gruß
w.
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Vanillivi
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Post Mon, 01.Aug.05, 9:59      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Liebe Zicke,

ich habe Dein Gedicht gelesen. Es ist wunderschön - besser kann man gar nicht ausdrücken, was in einem vorgeht. Ich denke, es ist wirklich ein Zeichen an Dich, dass er es mitgenommen hat.

Dennoch vielleicht nicht so, wie Du es erwartest? Wenn ich da an meinen Therapeuten denke, der würde jetzt warten, bis ich!!!! auf ihn zugehe, ausser ich schreibe ihm nochmal direkt eine mail, in der ich alles direkt zur Sprache bringe. Hört sich ein bißerl verworren an, gell?! Ich schreibe gerne - auch jede Menge Gedichte, die ich ihm gebe, weil er dann besser weiß, was in mir vorgeht. Er hat alle im Kopf und bringt bei passender Gelegenheit hi und da was davon an. Allerdings weiß er auch, dass ich so die verbale Auseinandersetzung vermeiden möchte. Er will!!!!, dass ich rede, nicht nur schreibe, wenn ich Probleme habe. Deshalb könnte ich mir gut vorstellen, dass Dein Therapeut auf Dich wartet, dass er von Dir was hören möchte. Ich denke, Du musst auf ihn zugehen. Wie das dann allerdings ausgehen wird, weiß ich nicht. Für ihn gibt es nur zwei Möglichkeiten: sofortiger Therapieabbruch, wenn er für Dich auch so empfindet, wie Du für ihn!!! Falls er nicht so empfindet, muss Du Dich damit auseinandersetzen und innerhalb der Therapie alles aufarbeiten. Dann muss er sich aber Dir gegenüber auch erklären. Dein Thera hat viel zu verlieren: seine Approbation, wenn er sich innerhalb der Therapie auf eine Beziehung mit einer Patientin einlassen würde. Vielleicht müsst Ihr auch einfach nur Deine Gefühle ihm gegenüber interpretieren. Denn eines weiß ich über meinen Thera nicht: wie er im privaten Leben ist. Wie würde er Dir dort gefallen? Schließlich muss ein Thera Verständnis aufbringen, Geborgenheit vermitteln, sich auf Dich einlassen. Das gehört zur normalen Patienten-Therapeut-Beziehung dazu. Kannst Du ihm keine mail schreiben und Deine missliche Lage erklären und ihn bitten, in der nächsten Stunde darüber zu reden? So, eine Menge geschrieben, ich hoffe, es hilft ein wenig.
LG Vanillivi

_________________
Der Sinn des Lebens besteht darin, den Sinn des Lebens zu finden.
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Zicke
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Post Mon, 01.Aug.05, 13:44      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo...

danke erstmal für euere Antworten.

Abbrechen möchte ich die Therapie keineswegs und er sicher auch nicht. Es ist mir natürlich klar, dass es schwer sein wird, beides zu bekommen (Therapie und Therapeut). Ich habs damit auch keineswegs eilig. Es ging ja nur darum, dass manche hier meinten, die Sache müsste mal angesprochen werden und das habe ich mit dem Gedicht getan.
Vielleicht wollte er mir dadurch, dass er es mitgenommen hat zeigen, dass er es gelesen hat?

Ich finde es jedenfalls ziemlich dämlich, dass man von Gesetzes wegen zu einer solchen "Zeichensprache" verurteilt ist. Wenn wir uns mögen, dürfen wir die Therapie nicht zu Ende führen. Warum eigentlich nicht? Wer hat sich so etwas nur ausgedacht? Zugegeben, in manchen Fällen mag da sogar Sinn dahinterstecken, z.B. wenn die Klientin wirklich abhängig vom Therapeuten ist. Das ich das nicht bin, dürften sie ja nun wirklich herausgefunden haben. Schließlich wurde das ja oft genug amtsärztlich überprüft. Man sollte hier vielleicht zu einer Einzelfallentscheidung fähig sein.

Nun ja, wie ich jetzt weiter vorgehe, weiß ich auch noch nicht so genau. Wahrscheinlich müssen die Dinge wieder "zwischen den Zeilen" angesprochen werden. Ich wünschte nur, von ihm würde etwas mehr in dieser Richtung kommen. Wie es aussieht hat er mir diese Rolle zugeschoben. Ich bin weiß Gott keine Emanze und hätte es im Grunde lieber, wenn der Mann das übernimmt. Vielleicht sollte man das als Frau aber auch mal gemacht haben und es wäre wohl eine ganz gute Übung für mich.

Ja, es ist wie Du sagst, Vannillvi, ich kenne in noch recht wenig privat und vielleicht wäre ich enttauscht. Aber ich mache mir nicht so viele Sorgen darüber, was ich sehe, wenn er vor mir sitzt ist nicht schlecht und ich denke, wir könnten uns, trotz eventluell auftretenter Meinungsverschiedenheiten, grundsätzlich immer zusammenfinden.
Ich sehe ja auch, dass er meine Blumen und Tiere anders versorgt, als ich das tue und kann es dennoch so hinnehmen. Schließlich ist meine Art die Dinge zu tun auch nicht immer die richtige.

In einer Sache habt ihr alle Recht:
Ums Reden werde ich wohl nicht herumkommen - auch wenn ich es noch "zwischen den Zeilen" sagen muß.

Vielen Dank euch allen
Zicke
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Nessa
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Post Mon, 01.Aug.05, 14:23      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

ich denke, das ist ein wesentlicher Punkt:

Quote:
...ich kenne in noch recht wenig privat und vielleicht wäre ich enttauscht...

Was weißt du denn Persönliches von deinem Therapeuten? Normalerweise gehört das Privatleben des Therapeuten ja nicht in die Therapiestunde. Ich nehme an, das ist bei euch auch so. Die Beziehung ist in der Regel also sehr einseitig. Der Therapeut kennt dich in- und auswendig, du weißt über sein Privatleben so gut wie nichts.

Ich habe es anfangs immer bedauert, über meine Therapeutin so wenig zu wissen... später wurde mir klar, dass es so sein muss. Ich könnte mir z. B. nicht vorstellen, heute mit ihr eine Art Freundschaft zu haben... weil die Beziehung eben so einseitig war und ist.

Quote:
Ich habs damit auch keineswegs eilig.

Dann mach die Therapie zu Ende und genieße das "Knistern" zwischen euch. Es macht die Sache doch auch spannend, wenn nichts darüber gesagt wird. Lass es einfach so weiter laufen und warte ab, wie sich eure Beziehung entwickelt, wenn die Therapie zu Ende ist.

Liebe Grüße
Nessa
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marin
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Post Mon, 01.Aug.05, 14:41      Re: Mitspracherecht in der Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke,

sehr mutig von dir, deinem Therapeuten das Gedicht hinzulegen! Very Happy

Zicke wrote:
Ich wünschte nur, von ihm würde etwas mehr in dieser Richtung kommen. Wie es aussieht hat er mir diese Rolle zugeschoben.

Ist das nicht das Wesen von Therapie? Der Patient - also du - steht im Mittelpunkt und bestimmt das Thema. Ich finde nicht, dass dir dein Therapeut da eine Rolle zugeschoben hat. Denn es ist deine Therapie und nicht seine. Du sagst ihm, was dich bewegt, nicht andersrum. Solange du bei ihm in Therapie bist, muß er sich an die therapeutischen Regeln halten. Du sagst ja selbst, dass du zuerst deine Therapie beenden möchtest. Und solange hast du die "Patientinnenenrolle".

Zicke wrote:
Ich finde es jedenfalls ziemlich dämlich, dass man von Gesetzes wegen zu einer solchen "Zeichensprache" verurteilt ist.

Zicke wrote:
Ums Reden werde ich wohl nicht herumkommen - auch wenn ich es noch "zwischen den Zeilen" sagen muß.

Du bist doch nicht zur "Zeichensprache" verurteilt, im Gegenteil, ein Patient kann/darf seinem Therapeuten doch alles sagen. Zumindest kenne ich das so! Was der Therapeut damit macht, ist jedoch eine andere Sache! Er ist an das Gesetz gebunden und soll im Wohle des Patienten handeln. Das ist nur manchmal für die Patienten nicht einsichtig, worin das "Wohl" mancher Reaktionen liegt....

Hast du eigentlich Angst, dass er es anders als du sehen könnte?

Alles Gute dir
Marin
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Meeresrauschen
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Post Mon, 01.Aug.05, 18:35      Re: Mitspracherecht in meiner Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Zicke, das Thema der Beziehung zwischen Dir und Deinem Therapeuten beschäftigt Dich ja schon lange, wie hier im Forum zu lesen ist. Eine gewisse Abhängigkeit ist meiner Meinung nach in einer Therapie immer vorhanden. Was mich jedoch interessiert ist, warum Dein Therapeut Deine Wohnung hütet, indem er Deine Blumen gießt und Deine Tiere füttert. Das geht ja doch schon weit über die therapeutische Arbeit hinaus. Ich finde es schade, dass Du Deine Gefühle ihm gegenüber nicht offen aussprichst. Erst dann hast Du meiner Meinung nach die Möglichkeit, Deine Wünsche und Träume an der Realität zu prüfen, weil Du erst dann seine Reaktion siehst und erfährst, ob die gemeinsame Zukunft jemals eine Chance haben wird. Ich wünsche Dir eine rasche Klärung, damit Du Dich auf die Suche nach einem Lebenspartner machen kannst, falls Dein Therapeut Deine Gefühle nicht erwidert. Wäre doch schade, wenn Du Gelegenheiten verstreichen läßt, weil Du Deinen Therapeuten als Partner auserkoren hast und sich das Ganze dann vielleicht nicht verwirklicht.

Alles Liebe und viel Erfolg bei der Klärung.
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Zicke
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Post Mon, 01.Aug.05, 22:40      Re: Mitspracherecht in meiner Psychotherapie? Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa, Marin und Meeresrauschen,

danke für euere Antworten.

Ja, es ist richtig, ich weiß nicht sehr viel über sein Privatleben. Am Anfang der Therapie hat er mir nur erzählt, dass er sehr nahe bei meinem Geburtsort aufwuchs. Danach hat er mir fast nichts mehr von sich erzählt. Das meiste, das ich von ihm weiß, habe ich ausspioniert.

Natürlich habt ihr recht damit, dass ich in der Therapiestunde alles sagen könnte und auch meine Gefühle ihm gegenüber aussprechen könnte. Doch was nützt mir das, wenn er nicht dazu stehen darf? Er könnte mir lediglich sagen, dass es sich um eine Übertragung im therapeutischen Sinne handelt. Genau das möchte ich eigentlich nicht hören und ich befürchte, dass das "Knistern" zwischen uns damit endgültig vorbei wäre. Das ist meine Hauptangst diesbezüglich, weniger dass er es anders sehen könnte.

@ Meeresrauschen,

dass er meine Wohnung versorgt, wenn ich nicht da bin, ist in der Tat mehr, als man von einem Therapeuten erwarten könnte und ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Es kam so, dass er mich mal bat, an einem Gruppenprojekt, das über mehrere Tage ging, teilzunehmen. Ich wollte das nicht so gerne, weil ich mit Gruppen immer Schwierigkeiten habe und so sagte ich ihm, das ginge nicht, weil ich niemanden habe, der meine Wohnung in dieser Zeit versorgt. Notgedrungen hat er sich bereiterklärt, das zu übernehmen.
Mittlerweile ist es zur festen Gewohnheit geworden. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich nicht die Nachbarin bitten muß. Irgendwie schaffe ich es nie, vorher Ordnung zu machen und ich weiß, dass er dit meiner Unordnng leben kann.
Nun ja, mittlerweile habe ich mich tatsächlich in diese Art von Gruppe eingefunden und schon wird dieses Projekt wieder abgebrochen.
Ich bin ab morgen bis voraussichtlich Freitag noch einmal dort, um der Besitzerin beim Auflösen des Hauses zu helfen.

Ich danke euch allen für euere Meinung.

LG
Zicke
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