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DramaQueen
Helferlein
69
BRD W, 21
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Fri, 13.May.05, 0:20 Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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Hallo, liebes Forum
ich mal wieder.
Also ich habe das Problem, dass ich (fast) immer, wenn ich mich mit jemandem streite, es weder schaffe, es ruhig auszudiskutieren oder vielleicht auch mal lauter zu werden - nein, ich fange in schöner Regelmäßigkeit nach höchstens 5 Minuten an zu heulen. Also jetzt nicht bei jedem kleinen Streit über irgendwas, sondern nur bei richtig großen Streits über persönliche Dinge.
und meistens liegt es einfach daran, dass ich wütend werde, aber das nicht rauslassen kann. Ich ersticke dann fast daran und dann fange ich an zu Heulen. Ich komme mir schon fast vor wie ein kleines Kind, das mit dem Fuß aufstampft und dann anfängt zu Heulen.
Womit wir auch schon beim Thema wären - ich glaube nämlich, dass das mit meiner Kindheit zu tun hat. Wenn ich Ärger mit meinem Vater hatte und dann mal Widerworte gegeben habe, hab ich gleich eine geflammt gekriegt. Daher nun wohl der Versuch das zu unterdrücken.
Ich fühle mich dann immer so hilflos und ohnmächtig. Ich würde so gern meine Meinung sagen können. Und selbst wenn ich weiß, dass ich 100%ig recht habe, dauert es nicht lang und ich sitze da wie ein Häufchen Elend und der andere lacht sich eins ins Fäustchen, da er denkt, dass er "gewonnen" hat. Dabei heule ich ja gar nicht wegen ihm, sondern letzten Endes wegen mir. Mich kann man da ja schon gar nicht mehr ernst nehmen..
Weiß jemand Rat? Würde mich sehr freuen!
DQ
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_________________ ..the only way out is through.. |
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alter Träumer
sporadischer Gast
25
Berlin M, 35
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Tue, 17.May.05, 22:43 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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liebe dramaqueen
ich habe mir angewöhnt nie zu reagieren wenn ich erregt bin. solange ich erregt bin, konzentriere ich mich ganz darauf locker zu wirken (ist oft für den gegenpart schon strafe genug:-) ). dann schlafe ich im notfall eine nacht drüber. danach sieht alles anders aus und ich kann ruhig und besonnen zum gegenschlag ausholen.
meist ist das dann auch gar nicht mehr nötig...
funktioniert ganz gut.
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Wed, 18.May.05, 8:10 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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hi,
ich kenne das leider auch. ich weine anstatt zu schreien. einfach gesagt. ich glaube, mich hate noch nie jemand richtig wütend gesehen - und wenn doch, dann mit tausend tränen im gesicht. es ist auch in der firma so. wenn sich alles scheinbar gegen mich verschworen anfühlt (dabei geht es nicht um kollegen, sondern um jobs mit haken, dann ist die maschine hin, der computer hängt ein kunde nervt) fühle ich nim mir zwar wut aufsteigen, aber sie kehrt sich sofort desruktiv gegen mich und ich fühle mich nur noch wie ein versager und heule. auch wenn ich wirklich - rein verstandmäßig - weiß, nichts dafür zu können. es ist diese hilflosigkeit einem blöden geräzt gegenüber, oder eine ungerechtfertigt blöde reaktion von einem kunden. und weil ich irgendwie die wut nie richtig auszudrücken gelernt habe, zerreisst es in mir und ich heule. vor allem weil ich in der firma nicht mit sachen werfen kann (was ich zu hause tu - zusätzlich zum weinen)...
ich habe bisher keinen weg gefunden, dagegen anzugehen und akzeptiere es halt mal. ich weiß, das es bei mir in der kindheit zu finden ist. versagen - auch wenn ich definitiv nichts dafür konnte und es total ungerecht war, wurde mir angelastet und es gab schläge. ich glaube, deshalb gelingt es mir gefühlsmäßig nicht zu unterscheiden, ob "etwas anderes" schuld am versagen ist, oder ob ich tatsächlich selber einen fehler gemacht habe. und so auch bei der wut. ich habe immer das gefühl, kein recht auf wut zu haben weil ich doch selber schuld bin. auch wenn das nicht stimmt. da rasen züge in mir zusammen.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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Schulz
sporadischer Gast
10
NRW W, 21
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Tue, 07.Jun.05, 19:16 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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Hallo ihr Lieben! Ich habe ein ähnliches Problem. Ich habe jahrelang immer bei Konflikten angefangen zu heulen oder bin schnell abgehauen um alleine zu heulen. Ich kam mir immer so schwach vor, so angreifbar. Als hätte der andere gewonnen, wenn ich weine. Dann habe ich eine Therapie gemacht. Mit meinem Vater war es auch so. Ich konnte gar nicht widerworte geben.. Also bei der Therapie habe ich immer geheult, keine Ahnung warum. Mein Therapeut meinte ich bräuchte das, weil ich alles in mich hineinfresse und nicht mit meinen Aggressionen umgehen kann.. Also was hat er mir geraten? Heulen, aber sich dem Problem stellen, da bleiben, meine Meinung sagen und nicht wegrennen! Also habe ich dann meinem Gegenüber (wenn die Tränen kamen) erklärt, dass ich halt immer weine, wenn ich mich streite, aber das habe nicht direkt was mit dem Thema zu tun..dann konnte ich meine Gefühle frei rauslassen- ich habe mich nicht mehr versteckt! Naja und mittlerweile schaffe ich es meist ohne weinen und kann auch gut kontra geben.. Versucht es mal!
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Quasar
sporadischer Gast
29
W, 20
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Thu, 09.Jun.05, 19:28 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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Ich heule auch ständig, aber nur bei meiner Mutter. Früher, als ich noch ein Kind war, habe ich auch bei allen anderen Streitereien geheult, aber dagegen hab ich mich verschanzt und ne riesen Mauer um mich gebaut, damit das nicht mehr passiert. Ich wollte nie sensibel sein.
Jetzt haut mich, wie gesagt, nur noch meine Mutter um, gegen die kann ich mich nicht verschanzen.
Und selbst wenn ich es versuche bleibt ein komisches, drückendes Gefühl im Magen doch noch zurück.
Ich weiss nicht was dagegen wirklich hilft, ausser komplett verschanzen. Das Ende vom Lied ist bei mir, dass mich viele für arrogant und kaltherzig halten, obwohl das nur ein Schutz vor mir selbst ist.
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ffcg
sporadischer Gast
6
Starnberg W, 18
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Thu, 11.Aug.05, 18:50 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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hallo dramaqueen,
ich kann dich sehr gut verstehen. Habe exakt das gleiche problem. gott sei dank habe ich es bisher meistens geschafft mich irgendwie vor einem streit zu drücken...
Aber bei mir und meinem Vater war es genauso. Er hat geschrien und das fast andauernd als ich klein war und er hat mir auch oft eine gescheuert.
Jedesmal wenn ich seitdem einen streit (man muss dazusagen dass es mir nur bei männern so geht) hatte musste ich heulen und das obwohl ich sonst wegen fast nichts weinen muss.
Das verhältnis zu meinem vater hat sich zwar gebessert auch wenn es immernoch etwas unterkühlt ist doch dieses verhaltensmuster in solchen situationen bekomme ich nicht weg.
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Tue, 17.Jan.06, 11:19 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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es geht zwar nicht über wut - dennoch finde ich passt es hier her. ich bemerke zb. das ich mir extrem schwer tue, über gewisse dinge zu reden und dabei oft vorher weine - oder das ich das nur sagen kann, wenn ich dabei vele tränen vergieße. auch bei nicht so schlimmen sachen. also zb. normale dinge die man in partnerschaften bespricht. eigentlich fast generell nur im bezug auf nahestehenden menschen. beispiel: ich will mit meinem freund über etwas reden das die beziehung betrifft. es besteht keine gefahr, gar nix, ein schlichtes gespräch. dennoch, aus mir sprudeln tausend tränen, ich bin so durch den wind das ich erst mal gar nix sagen kann, ein bis zwei stunden braucheb is ich mich beruhige - dann geht es. es ist so, als würden statt worten tränen laufen. wenn es um etwas schlimmes ginge, verstünde ich das. aber bei nicht schlimmen dingen? vor allem: ich kann es nicht steuern. sowa wie "zusammenreissen" geht nicht. bzw. würde das zur folge haben gar nicht darüber zu reden und alles runterzuschlucken.
natürlich überlege ich woher das kommt. warum kann ich persönliche themen nicht tränenfrei ansprechen? gerade meinem freund gegenüber. das tut mir so weh. er macht sich dann große sorgen und glaubt weiß gott was. ich neige dann dazu mich selber herabszuspielen - weil ich das nicht mag. ich will lieber normal reden können. mir kommt die heulerei ja selber total übertrieben vor.
ich frage mich, wie man so etwas los wird. ich vermute einfach, es ist wieder einmal so ein nettes erbe aus der kindheit. wo man den eltern nicht vertrauen konnte. bzw. wenn man ihnen vertraute meist negative konsequenzen (schläge) zu befürchten hatte. also lieber wochenlang reinfressen und dann explodieren, watschen kassieren. vermutlic hhabe ich als kind nicht gelernt, das ich sagen darf was ich für anliegen habe, und das diese dann auch von den vertrauten personen anerkannt werden. und das ich nun in dieses "muster" gerutscht bin dadurch. bisher gab es halt keine so innige bindungen in meinem leben. und vermutlich ist die bindung zum freund ähnlich intensiv wie die bindung kind - eltern. und vermutlich kommt daher dieses muster. ich "traue" mich nicht sagen was sache ist, weil ich furchtbare erniedrigende konsequenzen fürchte. das ist zwar nicht aktuell, mein verstand weiß das mein freund nett ist und darauf eingeht und alles andere als böse reagiert - aber offenbar ist das muster in mir drinnen. ist die situaton ähnlich, läuft so ein muster ab. vor allem: ich wage meinen freund dann auch kaum anzusehen... ja... wenn ich recht bedenke... sehr ähnlich wie als kind damals... durch das weinen dürfte ich mich wohl "ducken". ... mist... warum immer etwas da ist davon. imemr wieder stößt man an diese muster. kau mdankt man, man hat es geschafft, taucht irgendwo ein weiteres unverarbeitetes problem auf...
frage mich nun, wie ich das beheben kann. weil mei nverstand weiß es ja eh besser. nur - wie schaffe ich das innere muster zu verändern?
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Tue, 17.Jan.06, 15:25 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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Hey lilu,
beim Lesen deines Beitrags hatte ich grad sowas wie ein Déjà-vu. Ich hatte meiner Thera mal von einem Verhalten an mir erzählt, das ich ablehne. Sie fragte nach den Gründen für dieses Verhalten. Die lagen bei mir ebenfalls in der Kindheit bzw. Jugend, und ich erzählte ohne zu stocken - war mir ja alles klar! Sie fragte daraufhin, ob es sein könne, dass, wenn ich als Kind "Mist gebaut" oder (vermeintlich) einen Fehler gemacht hatte, meine Eltern die von mir gegebenen Erklärungen dafür nicht angenommen hätten. Ich antwortete, mein Vater hätte sowas tatsächlich oft beiseite gewischt, als wäre es irrelevant, ob ich zum Beispiel für ein Missgeschick gar nichts konnte. Nun ja, meine Thera daraufhin: "Genau das machen Sie mit sich auch".
Ein ähnliches Gefühl habe ich, wenn ich lese, wie du über dieses "Problem" sprichst. Du beschreibst klar und nachvollziehbar die vermuteten Ursachen, die für mich völlig plausibel klingen. Aber sie "gelten" anscheinend trotzdem nicht, das Verhalten wird als "übertrieben" und "Heulerei" bezeichnet, obwohl es gute Gründe gibt, warum du es hast.
Ich weiß nicht, ob "Annehmen" wirklich ein Allheilmittel ist, sein kann, aber seit ich gemerkt habe, wie gut es tut, wenn ich mich (Stück für Stück) akzeptieren lerne, was für ein tolles Gefühl das einfach ist - seitdem ist "Annehmen" für mich so etwas wie eine Goldene Regel geworden. Ich denke mir, dass ich, wenn ich ein Verhalten an mir nicht mag, es gedanklich und verbal abwerte und am liebsten nur weghaben möchte, dass ich dann einen Teil von mir - und damit MICH nicht mag.
Ich finde übrigens, dass man dieses Weinen auch als individuelles Merkmal deiner Persönlichkeit statt als Problem betrachten kann, aber das wirst du für dich besser beurteilen können, und es ist ja auch eine Frage des Leidensdrucks.
Was deinen Freund betrifft, so kennt er dich doch inzwischen sicher ganz gut und weiß, dass, wenn bei dir die Tränen rinnen, nicht automatisch die totale Weltuntergangskatastrophe passiert sein muss. Er könnte dich doch einfach halten, liebevoll mit dir sprechen oder dich einfach weinen lassen, bis du bereit bist zu reden. Das ginge doch bestimmt?
Quote: | eigentlich fast generell nur im bezug auf nahestehenden menschen. |
Ich denke, es hat viel mit Vertrauen zu tun, ob und wann und wem man seine verletzten Seelenanteile (oder besonderen Persönlichkeitsmerkmale) zeigt. Du sagst, dass du das nicht steuern, nicht kontrollieren kannst, was ja heißen kann, dass du das zwar eigentlich nicht willst, deine Seele es aber vielleicht einfach braucht ... und dass dein innerer Kompass genau weiß, vor wem du loslassen kannst. Vielleicht solltest du ihm ein wenig mehr vertrauen .
Viele liebe Grüße,
thorn
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Tue, 17.Jan.06, 15:59 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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hi,
(nicht) schön das es anderen auch so geht. aber irgendwie... tröstlich.
ich meine - weinen an sich ist ja auch etwas schönes. wenn man einfach vom gefühl überwältigt und getragen wird und die heissen tränen kullern - wenn es so richtig fließt - ja - es hat etwas schönes. daher habe ich gegen das weinen selber eigentlich nichts. ich sage zu meinem freund dann auch oft (trotz tausend tränen) lächelnd, das das gesund ist, das damit viele gifte aus meinem körper (meiner seele) verschwinden. wie gesagt - da kann ich wärend meine tränen nur so fließen durchaus auch lächeln.
was mich eher stört ist eben, das es aus einem normalen thema ein theater hat. sicher - mein umgang mit tränen und weinen ist anders. ich kann es. jederzeit und immer. und ich fühle mich manchmal eben auc wohl beim weinen - es ist für mich nicht ausdruck reinen leides oder kummer. ich kann auch beim lachen heulen wie ein schlosshund - oder vor rührung bei einer kinderaufführung zb.
meinen freund hingegen sah ich noch nie weinen - nicht mal eine träne. insofern denke ich - er muss denken es ist was tragisches passiert - das ich so weine. und vielleicht projeziere ich hier auch eltern - partner. denn meinen vater habe ich als ich kind war nur einmal weinen sehen: als meine oma (also seine mutter starb). insofern wurde mir klar: wenn männer weinen muss das schlimmste passiert sein das es gibt (aus kinderperspektive). vermutlich steckt da also schon so ein bisschen das gefühl drin: für lappalien weine nicht - weinen ist für echt schlimmes aufgehoben.
zudem wurde mein weinen auch tatsächlich immer von der familie herabgespielt, verspöttelt. die eltern gaben uns kindern märchennamen die unsere schwächen durch den kakao zogen. so hieß ich zb. "prinzessin tränenreich". sie fanden das sau komisch. ich finde es irgendwie... respektlos.
naja, jedenfalls will ich glaube ich daher nicht annehmen das ich eben beim sprechen weinen muss. weil es mir eben das gefühl gibt, nicht richtig zu sein, bissi weniger wert als andere, so ein hysterisches dummchen... und - es stimmt - ich sage das auch so. ich entschuldige mich sehr oft für meine tränen und ziehe sie nun selber durch den kakao... insofern... bingo.
hm... muss mir wohl die frage stellen: annehmen das ich bei gesprächen heule und dies nicht diskriminieren. oder lernen, es anders zu schaffen - wobei mir da noch der anhaltspunkt fehlt wie ich das anstellen kann.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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thorn
Forums-Gruftie
944
BRD W, 24
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Tue, 17.Jan.06, 19:18 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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Quote: | ich sage zu meinem freund dann auch oft (trotz tausend tränen) lächelnd, das das gesund ist, das damit viele gifte aus meinem körper (meiner seele) verschwinden. |
Hm, du sagst ihm das, obwohl du in dem Moment eigentlich selbst nicht so recht daran glaubst, es, trotz des wertschätzenden Inhalts, ganz im Gegenteil eine Entschuldigung, Rechtfertigung ist. Und warum sagst du es ihm: weil er sich Sorgen um dich macht, oder auch, um ihn bezüglich deines Vertrauens in ihn zu beruhigen? Ich hatte bei deinem ersten Beitrag nämlich ein bisschen das Gefühl, als würdest du dir das Weinen unterbewusst als Vertrauensbruch vorwerfen. Mich macht das stutzig:
Quote: | warum kann ich persönliche themen nicht tränenfrei ansprechen? gerade meinem freund gegenüber. |
Das klingt, als könnte einer von euch beiden annehmen, du machtest das absichtlich. Und/oder als wäre es ein Zeichen dafür, dass du deinem Freund nicht (ganz) vertraust - denn sonst könntest du ihm doch solche Dinge problemlos sagen. Und dann in der Umkehr: Wenn du ihm (ganz) vertrauen würdest, müsstest du doch tränenfrei reden können. Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, diesen Schluss zu ziehen. Es klingt wie "Wenn du mich liebst, dann ...".
Quote: | vermutlich steckt da also schon so ein bisschen das gefühl drin: für lappalien weine nicht - weinen ist für echt schlimmes aufgehoben. |
*nick* Das scheint mir auch so. Und da kommt dann auch noch das Ungleichgewicht zwischen euren "Weingewohnheiten" dazu. Ich kann gut nachvollziehen, dass man dann sehr schnell das Gefühl hat, irgendwie schwächer zu sein, vielleicht sogar "nix aushalten zu können". Vom Verstand her weiß ich auch, dass (mein) Weinen-Können eher eine Stärke denn eine Schwäche ist, aber das emotional zu verinnerlichen ist gar nicht so einfach.
Quote: | so hieß ich zb. "prinzessin tränenreich". sie fanden das sau komisch. ich finde es irgendwie... respektlos. |
*grrr* Das passt dazu natürlich sehr gut . Es ist wohl so, dass nicht nur Jungen darunter leiden, wenn man ihnen eintrichtert, Weinen sei Schwäche. Mädchen kriegen das ja genauso mit, und auch wenn ihnen vielleicht nicht oder seltener gesagt wird, dass Weinen etwas Schlechtes sei, so werden sie doch auch nicht gerade dazu ermuntert, oder? Mein Vater hat mich zwar in Ruhe gelassen, aber sich gerne mal über meine Mutter lustig gemacht, die ähnlich "nahe am Wasser gebaut" ist wie ich. Hab da noch nie so drüber nachgedacht, aber ich glaube schon, dass sich das auswirkt. Nicht so sehr auf mein Weinen-Können, aber meine Bewertung der Tränen. Hmm ...
Spürst du während des Weinens eigentlich etwas von dieser "vererbten" Angst vor den "furchtbaren erniedrigenden Konsequenzen"? In gewisser Weise spielst du ja auch die Bedeutung dieser "schlichten", "nicht schlimmen", "normalen" Themen herunter. Ich glaube zu wissen, was du meinst: dass es objektiv normale, nicht schlimme Themen sind. Dass alle anderen damit doch auch anders umgehen können. Ich find das nur so destruktiv, weil die meisten anderen ja gar nicht so viel Schlimmes mitgemacht haben wie du. Auch wenn die Themen objektiv gar nicht so schlimm erscheinen, so sind sie es ja für dich trotzdem, aufgrund der erlernten Angst, dir könnte beim Ansprechen eines persönlichen Anliegens irgendeine Strafe drohen. Sag bitte Bescheid, wenn ich zuviel projiziere ...
Quote: | hm... muss mir wohl die frage stellen: annehmen das ich bei gesprächen heule und dies nicht diskriminieren. oder lernen, es anders zu schaffen - wobei mir da noch der anhaltspunkt fehlt wie ich das anstellen kann. |
Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Entweder-oder-Frage ist. Etwas anzunehmen bedeutet ja nicht, für immer damit zu leben oder es nicht trotzdem ändern zu können. Das mit dem Weinen ist halt einfach keine Sache, die man einfach so wegwischen kann - oder sollte. Du findest die Wurzeln dieses vermeintlichen Übels in deiner Vergangenheit, was darauf hindeutet, dass du noch nicht fertig bist mit dem Verarbeiten. Da will dir dein Körper etwas zeigen, so sehe ich das. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das Weinen in diesen Situationen weniger wird, wenn du dir das Damals und diese ganzen Zusammenhänge anschaust. Und wenn du das nachholst, was deine Eltern versäumt haben dir zu geben: die Akeptanz einer nicht nur völlig normalen und gesunden Sache, sondern auch starken und liebenswerten Eigenschaft. Denn im Moment machst du ja da weiter, wo deine Eltern aufgehört haben, und ich find's schon sehr verständlich, dass sich deine Seele damit nicht so gerne abfindet .
Vielleicht löst es sich durch die Auseinandersetzung damit von ganz alleine auf. Vielleicht aber auch nicht - und dann werdet ihr innerhalb eurer Beziehung damit umgehen lernen müssen. Dein Weinen und dein bzw. euer Umgang damit zeigt ja nicht nur, dass es eventuell noch Verschüttetes in dir gibt, das angesehen werden möchte, sondern weist m.E. auch auf Unsicherheiten bei deinem Freund hin. Ich will ehrlich sein: so ganz koscher finde ich es nicht, wenn jemand niemals weint. Aber erstmal geht's ja um dich ...
Liebe Grüße
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Wed, 18.Jan.06, 11:45 Re: Heulen aus Wut / Hilflosigkeit bei Streit |
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ich glaub es sind tausend kleine dinge die zu einem großen werden.
sagen wir so: ich bin sowieso von haus aus ein extrem introvertierter mensch. mit anderen ins gespräch kommen ist für mich sehr sehr schwer. ob das nun oberflächliche oder nahe kontakte sind. meine wirklichen freunde in diesem sinne sind daher eher meine geschwister. also bin ich da von grund auf schon etwas eigen - megaextremschüchtern. das kann ich aber mittlerweile akzeptieren. meine durchschnittliche dauer, gegenüber anderen menschen ein wenig heraus zu gehen beträgt in etwa 4 jahre...
und - vermutlich ist das in einer gewissen art auch in der intimen beziehung so. wobei man sich da natürlich viel früher viel näher ist - aber wir sind jetzt 4 jahre zusammen und ich entdecke diese gewissen probleme der "nächsten stufe". stimmt, ich habe ein generelles vertrauensproblem, das ganz klar aus der beziehung zu den eltern stammt. habe mit meiner schwester geredet, die die gleichen probleme hat - die sie hingegen anders auslebt - aber nicht weniger problematisch. das gefühl, sich nicht anvertrauen zu können oder dürfen - bzw. in jenem moment in dem man es tut sich quasi nackt und angreifbar zu machen und daher solche schwellenangst zu haben- das ist uns scheinbar gemein. meine schwester vertraute mir an, das sie sich sogar manchmal unter die bettdecke duckt und schläge/schimpfe erwartet, wenn sie sagt was sie wurmt. obwohl sie weiß das er nie bösre reagiert - im gegenteil. also einen gewissen spleen haben wir da wohl alle.
das tränen gesund sind glaube ich tatsächlich. es ist eher so, das ich in diesem moment weiß, das ich gerade keine gesundheitskur mache soonder probleme habe. ich denke ich will erklären damit, das ich im zusammenhang mit dme problem lieber nicht weinen möchte - es daher versuche irgendwie lockerer zu machen - ihm die tragik zu nehmen.
vertrauensproblem. ja. wenn ich es auch nur murrend zugebe - aber du hast recht. es ist aber nicht das vertrauen zu ihm - sondern das vertrauen zu der person zu der ich ihn bei problemen mache. daher kann ich ihn nicht ansehen. sehe ich ihn an, merke ich, das das was sich in mir abspielt und das was tatsächlich passiert einen erheblichen unterschied aufweist. und dann fühle ich mich schuldig, weil ich genau spüre dasich ihm unrecht tue, ihn verletze - und das zieht dann wiederum selbsthass nach sich, weil ich ausgerechnet den menschen verletze den ich liebe. daher denke ich, ist es eher vertrauen in MICH, das fehlt. denn ich weiß, das er dinge nie gegen mich verwendet, das er mich nicht belügt, und das er sich selber nicht untergräbt - also er bleibt ehrlich - auch wenn ich weine. das gefällt mir weil ich so merke, das ich ihn wenigstens nicht manipuliere. denn das will ich mit meinen tränen nicht bewußt erreichen. (kann mir aber gut vorstellen, das mein unterbewußtsein das tut).
habe speziell gestern gemerkt, das das größte problem das ich habe in einem radius von 1-2 metern um mich herrscht. das bedeutet: ich komme teilweise nicht heraus, als wäre ich in einem kokoon gefangen. gerade WENN ich probleme habe. und offenbar sind die tränen dann doch wieder sowas wie ein hilfeschrei. das sieht er und er schafft es, die türe einen spalt zu öffnen sodaß ich mich dazu entschließen kann, heraus und ihm entgegen zu gehen. insofern stelle ich soeben fest, haben diese tränen eine zentrale rolle.
um zukünftig derartige dramen zu verhindern muss ich also lernen, diesen kokon nicht entstehen zu lassen, mir immer wieder bewußt sagen: er ist nicht sie. er reagiert anders. denn er liebt mich.
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