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hl69
neu an Bord!
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SL M, 36
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Thu, 12.May.05, 2:51 Warum ist mir so vieles egal? |
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hallo mitsammen,
ich weiss eigentlich gar nicht so recht wie ich anfangen soll ...
zu meiner person, baujahr 69, seit 10j führe ich eine glückliche ehe aus der 2 liebevolle kinder entsprungen sind.
in den letzten jahren beklagt sich meine frau vermehrt das ich mich um so viele dinge nicht mehr kümmere und das ich die kinder und speziell sie selbst vernachlässige. sie hat recht und das schlimme an der sache ist das, obwohl es mir selbst schon aufgefallen ist, ich nichts dagegen unternommen habe. im gegenteil, je hartnäckiger sie darauf beharrte, desto ablehnender habe ich mich benommen. was nicht heissen soll das ich kein schlechtes gewissen dabei hatte, aber am nächsten tag war es schon wieder vergessen. und da ist es wieder, das wort vergessen, ich vergess so vieles, namen, geburtstage, termine, absprachen. vergessen oder verdrängen oder ist es mir einfach egal? ich bemühte mich in den letzten monaten das ruder rumzureissen, mich wieder aktiv in die geschehnisse einzuordnen, wieder schwung in mein leben hineinzubekommen.
letzte woche starb mein vater, 20 minuten trauer vor dem krankenbett, dies war alles was ich aufbringen konnte. beerdigung, keine tränen ... es war mir ... egal. mein vater, wäre er vor 20 jahren gestorben, es hätte sein können das ich gar nicht zur beerdigung gegangen wäre. ich habe probleme diese zeilen zu schreiben denn ich sage etwas was mir mein anstand(?) verbietet. ich habe mich in den letzten mit ihm vertragen obwohl es mir nicht leicht gefallen ist, wir fanden eigentlich kein gemeinsames gesprächsthema. was soll ich schon mit leuten reden die nicht zuhören können. darf ich meinen verstorbenen vater kritisieren? ich ertappe mich bei dem gedanken es zu tun und habe sofort ein schlechtes gewissen. vor 5 jahren starb meine schwester, kein fremdverschulden, eher suizid als unfall. auch sie hatte probleme, war alkoholabhängig, meine eltern verteufelten nach ihrem tod meinen schwager (und reden bis heute kein wort miteinander), aber das ist eine andere geschichte. ich selbst habe auch von zeit zu zeit solche gedanken, gerade in diesen momenten in denen mir alles sch....egal ist, aber nach einem versuch vor 13 jahren glaube ich nicht es nochmals zu tun. ich würde so gerne reden, vor allem mit meiner mutter oder meinem bruder, sie aber zerfliesst in selbstmitleid und mein bruder blockt ab.
ich glaube ich sollte ein pt machen, bin aber unsicher ob es mir helfen würde, vielleicht hat jemand ähnliche erfahrungen?
danke fürs lesen, hl69
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0505
sporadischer Gast
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Tirol W, 19
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Fri, 13.May.05, 14:15 Re: Warum ist mir so vieles egal? |
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Hallo!
Als mein Opa vor nun 3 Jahren gestorben ist, war es mir auch einfach egal, obwohl ich ihn eigentlich gern mochte. Bis heute habe ich noch nie um ihn getrauert.
Also kenne ich dieses "Ist-mir-egal"-Gefühl schon irgendwie. Aber du scheinst dieses Gefühl sehr hartnäckig zu haben.
Ich kann dir jedenfalls nicht helfen, denn ich habe außer meiner kargen eigenen Erfahrung keine Ahnung wie damit umzugehen.
Ich kann dich nur ermuntern, dass du weiter darüber sprichst, und eine Therapie kann nie schaden (du musst aber sicher darauf achten, dass du den Therapeuten ausstehen kannst).
Fällt dir noch was ein, warum die deine Familie liebst, und warum sie wichtig für dich sind. Überlege doch mal lange darüber, vielleicht fällt dir was ein. Und dann schreib es nieder, oder tu irgendetwas dass du es nicht mehr vergisst.
Reden kann jedenfalls nicht schaden.
Auch wenn man nicht genau darüber bescheid weiß, denke ich kann man immer mal Vorschläge machen, damit der andere mal darüber nachdenken kann, ob es eventuell funktionieren könnte. Denkanstöße sind nie schlecht, finde ich jedenfalls
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claudi12
sporadischer Gast
17
Bonn W, 35
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Sat, 14.May.05, 14:07 Re: Warum ist mir so vieles egal? |
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Hei,
JA, du darfst deinen verstorbenen Vater kritisieren - und zwar OHNE ein schlechtes Gewissen zu haben. Lass die Wut auf ihn raus - versuche dich zu erinnern, was du als Kind gebraucht hast und was er dir nicht gegeben hat. Sei wütend und aggressiv - wahrscheinlich hast du diese Gefühle jahrelang unterdrückt und jetzt empfindest du nichts mehr.
Vielleicht hilft es, ein Bild zu malen, auf dem deine Familie in deiner Kindheit drauf ist und dich daran zu erinnern, wie das Verhältnis der Personen zu dir war, wie du es damals empfunden hast- und wie du es heute empfindest.
Du kannst an der Tatsache, wie damals mit dir umgegangen wurde, nichts mehr ändern, aber du kannst die Wut darüber heute spüren und das lässt dich "lebendig" werden und verstehen, warum du heute nichts mehr fühlst.
Nichts zu fühlen heißt ja auch, keinen Schmerz zu fühlen und sich so vor irgendetwas zu schützen. Vielleicht war das eine Überlebensstrategie von dir damals?
Eine Thera würde dir sicherlich helfen können!!
LG
Claudi
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claudi12
sporadischer Gast
17
Bonn W, 35
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Sat, 14.May.05, 14:10 Re: Warum ist mir so vieles egal? |
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P.S.: Du schreibst: "was soll ich mit ihm reden, er hört eh nicht zu"
Da hast du schon ein Bedürfnis, das dir nicht erfüllt wurde!
Claudi
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Willard
sporadischer Gast
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Wien M, 31
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Wed, 18.May.05, 13:30 Re: Warum ist mir so vieles egal? |
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hallo erstmal!
auch wenn ich bis heute keine antwort gefunden habe aber ich verstehe dich sehr gut. mir gehts da so wie dir oder besser bei mir hat es angefangen wie bei dir und ich hoffe das du schnell eine lösung findest denn es kann ganz schön zu eigentoren führen.
bei mir ist es mittlerweile so das mir eigentlich alles egal ist. selbst existenzille sachen. sein es gerichtsverhandlungen, op-termine oder sonst was. selbst sachen wie sex oder andere menschen. auch bei mir ist es nicht so das ich nicht oft schuldgefühle habe und mir ist auch vollkomen klar das da einiges nicht stimmt aber ich bin für mich auf einen wichtigen punkt draufgekommen.
egal ist das falsche wort sondern anderes ist mir wichtiger. meist wenn ich versuche festzustellen warum mich was absolut nicht tangiert bemerke ich das ich es nicht wirklich erlebt habe weil ich mit meinen gedanken wo anders eigentlich bin und sei es nur zuhause bei meinem computerspiel. oder auch die prioritäten die ich setzte zb es ist mir einfach danach zu schlafen also ist es mir sch... egal in diesem moment zum arzt zu gehen auch wenn es wichtig wäre.
lösung habe ich auch noch keine gefunden über diesen schatten zu springen und auch ich habe mit meiner frau diese problem die du beschreibst aber mir hat schon mal geholfen zu erkennen das meist ein anderer einfluss daran schuld ist das mir alles egal ist. ich hoffe oder vielleicht könnte ich dir mit dem denkanstoss ein wenig helfen.
lg willard
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