Probleme im Team nach Rollenaufgabe

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Hallo, ich bin neu in diesem Forum.

Ich arbeite im sozialpädagogischen Bereich und wünsche mir den Austausch mit Menschen, die in ihrer Arbeit schon einmal die Erfahrung gemacht haben, dass mit der Aufgabe ihrer speziellen Rolle in einem Team, eine Dynamik entstanden ist, die zu Ausgrenzung geführt hat.

Teilweise hatte ich in der Folge das Gefühl, dass Mobbingstrukturen entstanden sind, die jedoch keine deutlichen Opfer - oder Täterprofile erkennen lassen.

Ich bin in meinem Team die älteste Mitarbeiterin und hatte eine starke Position, die im Umgang mit unserem schwierigen Clientel, maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Grenzsetzungen über meine Person stattgefunden haben.

Ab einem bestimmten Zeitpunkt fühlte ich mich in dieser Rolle überfordert und meldete dies ans Team zurück. In der Supervision konnte nicht erreicht werden eine Entlastung herzustellen und ich zog mich aus meiner Rolle zurück.
Danach war ich, zum ersten Mal in meiner Arbeit, einem tätlichen Angriff durch einen zu betreuenden ausgesetzt.

Seitens des Teams fühlte ich mich alleinegelassen und in einem Gespräch mit der Leitung entstand in mir der Eindruck, dass dieser Vorfall auf ein Eigenversagen zurückzuführen sei.

Ich zog mich völlig zurück und bin jetzt dem Vorwurf ausgesetzt, mich aus dem Team herauskatapultiert zu haben.

Wer hat ähnliches erlebt oder hat eine Meinung dazu?

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Hallo kuno,

willkommen im Forum grinsend

Ich kann mir anhand Deiner Beschreibungen leider noch kein ausreichend klares Bild machen. Deswegen ein paar Fragen:

kuno wrote:

(...) hatte eine starke Position, die im Umgang mit unserem schwierigen Clientel, maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Grenzsetzungen über meine Person stattgefunden haben.

Was bedeutet das konkret? Haben Deine MitarbeiterInnen das Klientel an Dich verwiesen, wenn es problematisch wurde, oder wie ist das zu verstehen?

Quote:

und ich zog mich aus meiner Rolle zurück.

Die Frage hier, was das konkret bedeutet, schließt sich an die erste an.

Ich fürchte, um die Dynamik durchschauen zu können, braucht es mehr bzw. genauere Informationen. Kannst Du darauf eingehen?

LG Toughy

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Hallo Toughy,

nein es war keine direkte Verweisung an mich, ich habe vieles an mich gezogen und wurde sicherlich in meinem Tun bestärkt durch Signale, die Anerkennung vermittelt haben.

Man hat mir immer wieder versichert, dass ich eine wichtige Funktion in diesem Team erfülle, dass ich ein Regulativ für die bin, die selbst große Probleme mit ihrer Eigenkontrolle haben.

Zu Deiner zweiten Frage : Ich habe, nachdem ich mich nach dem Angriff schutzlos gefühlt habe, ein inneres Motto entwickelt : "Ich halte meinen Kopf nicht mehr für euch hin ". Dies hat möglicherweise dazu geführt, dass Andere Funktionen übernehmen mussten, die nicht ihrem Selbstverständnis entsprachen.

LG Kuno

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Hm, mein erster Verdacht ist gerade, dass diese Ausgrenzung beidseitig stattfindet.

Einerseits...

Quote:

Ich zog mich völlig zurück und bin jetzt dem Vorwurf ausgesetzt, mich aus dem Team herauskatapultiert zu haben.

... bist Du aktiv "rausgegangen".

Andererseits...

Quote:

Dies hat möglicherweise dazu geführt, dass Andere Funktionen übernehmen mussten, die nicht ihrem Selbstverständnis entsprachen.

... hat den MitarbeiterInnen es wohl nicht geschmeckt, dass sie andere Funktionen übernehmen mussten, was vermutlich zur Ausgrenzung geführt hat, hm? Confused

War die Funktion, die Du übernommen hast eine, die an sich dem Aufgaben- bzw. Leistungsbereich der anderen MitarbeiterInnen auch zufallen würde?

Für mich ist nämlich nicht ganz klar, ob Du diese Funktion wegen Deiner Stellung im Team übernommen hast, oder ob Deine Funktion Dir diese Position im Team verschafft hat.

Gibt es derzeit Forderungen des Teams an Dich?

Quote:

In der Supervision konnte nicht erreicht werden eine Entlastung herzustellen

Was ist in der Supervision schief gelaufen? Fand die mit einem internen oder externen Supervisor statt?

Finde das gerade noch sehr verwirrend...

LG Toughy

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Ja, ich bin aktiv rausgegangen, deshalb findet diese Ausgrenzung auch beidseitig statt.

In diesem Team sind theoretisch alle Funktionen für jeden arbeitbar, soweit sie sich auf die pädagogische Arbeit beziehen. Wertvoll sind verschiedene persönliche Voraussetzungen die, authentisch eingesetzt, Verhaltensänderungen beim Klientel bewirken.
So ist die Frage ob meine Funktion sich aus meiner Stellung ergab oder umgekehrt nicht leicht zu beantworten.

Die Supervision wurde von einer externen Supervisorin begleitet und der aktuelle Auftrag an mich, seitens des Teams und der Leitung ist, mit Hilfe einer Einzelsupervision zu schauen, ob eine Integration ins Team überhaupt möglich ist.

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

kuno wrote:

der aktuelle Auftrag an mich, seitens des Teams und der Leitung ist, mit Hilfe einer Einzelsupervision zu schauen, ob eine Integration ins Team überhaupt möglich ist.

Örks, das finde ich hart. Immerhin hängt die Möglichkeit ja nicht nur von Dir ab, sondern auch von der Bereitschaft des Teams. Klingt für mich fast so, als wäre der Anspruch seitens des Teams, dass Du Deine gewohnte Rolle wieder übernimmst, ohne selbst Bedingungen zu stellen. Denn sonst müsste es doch gemeinsame Überlegungen geben und ausgehandelt werden, welche Rolle Du einnehmen kannst, ohne Dich zu überlasten...?

Ist Dir denn klar, ob Du Dich grundsätzlich wieder integrieren möchtest und unter welchen Bedingungen?

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Bei Dir angekommen ist genau das Dilemma meiner eigenen Empfindungen.
Im Moment verhalte ich mich wie ein reumütiges Kind, das alles tun möchte um das Wohlwollen der erzürnten Eltern wieder zu erlangen damit man es wieder annimmt. Gleichzeitig bin ich voller Wut weil ich spüre, dass irgend etwas nicht richtig ist weil eine Schuldverteilung zu Lasten einer Person vorgenommen wird. Dies bringt mich immer mehr in die Situation meinen eigenen Wahrnehmungen nicht mehr so richtig trauen zu können.

Interpretiere ich die Anderen richtig oder nehme ich nur noch das wahr was meine Eindrücke bestätigt, mich selbst als Opfer sehen zu können um selbst eine Schuldverteilung vornehmen zu können.

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Ach so, darum geht es also.

Hm, also ich muss Dir vermutlich nicht erzählen, dass die Schuldfrage als solche unerheblich ist, oder? Wink

Gut, der Reihe nach:

Du hast eine Rolle eingenommen, mit der Du Dich vermutlich eine Weile ganz gut gefühlt hast. Du hast Anerkennung und Bestätigung von den anderen Team-Mitgliedern erhalten.

Ich nehme mal an, dass es auch für die anderen einen Vorteil brachte, dass Du diese Rolle eingenommen hast. Denn sonst gäbe es dieses Gezerre nun nicht.

Du hast Dich mit dieser Rolle irgendwann überfordert gefühlt und das in der Supervision zur Sprache gebracht. Dafür sind Supervisionen ja da.
Es wurde keine Lösung gefunden.

Woran ist es gescheitert? Wurde Dein Interesse an einer Veränderung/Entlastung denn überhaupt als berechtigt anerkannt? Oder sollte der Status Quo fortgeschrieben werden?

Ich finde es durchaus legitim, eine Rolle abzustreifen, wenn man sich mit ihr unwohl oder sogar überlastet fühlt. Deine Rolle ist ja keine festgeschriebene. Man kann sich austesten und feststellen, dass es nicht stimmig ist - auch wenn das länger dauert.

Dass Du ausgestiegen bist, finde ich im Sinne des Selbstschutzes absolut in Ordnung. Eine andere Wahl wurde Dir ja verweigert.
Ob Du Deine Überlastung deutlich genug zum Ausdruck gebracht hast, weiß ich natürlich nicht. Ich kann nicht einschätzen, ob für die anderen Team-Mitglieder erfahrbar war, wie stark Dich die Situation belastete.

Wie dem auch sei: Ich denke, dass Du damit dem kollektiven Interesse zuwider gehandelt hast. Daher dann vermutlich als Reaktion die Ausgrenzung durch das Team, was ich ziemlich unprofessionell finde - ganz besonders im sozialpädagogischen Bereich. Die Schuldverteilung auf Deine Schultern sehe ich als Gipfel der Unprofessionalität.

Es ist, denke ich, gerade relativ egal, ob Du das Verhalten des Teams augenblicklich richtig interpretierst oder nicht.
Fakt ist, dass Du ein Recht hast, Dich zu schützen, wenn Du durch das Team keinen Schutz erfährst.

Der zugrunde liegende Konflikt als solcher ist unbearbeitet. Und ich schätze es gerade so ein, dass noch nicht einmal klar ist, wo Fremd- und Eigeninteresse kollidier(t)en.
Dass dieser Umstand das Empfinden durcheinander bringt, versteht sich fast von selbst.
Dein Gefühl, dass was falsch ist, betrügt Dich m.E. nicht.

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Ich danke Dir für das lange gemeinsame Nachdenken und verabschiede mich für Heute.

Auf Deine letzte Nachricht möchte ich gerne zu einem anderen Zeitpunkt eine Rückmeldung geben.

LG Kuno

Forums-InsiderIn 151 oberoesterreich ,

Deine Schilderung könnte von mir sein! Bin 20 Jahre in der Firma, die meisten sind 30 herum, und sie haben ganz andere Werte und Vorstellungen. Es wurde versucht uns (die Älteren) auszugrenzen, unsere Erfahrung wird ignoriert und es werden ständig Werte hochgejubelt (Pünktlichkeit, peinlich genaue Protokolle, sinnlose Diskussionen ohne klare Entscheidung, keine Konsenssuche... ) die jede Kreativität und Eigeninitiative ersticken. Ich komme mir vor wie in einem Kindergarten. Ab besten ist es noch, wenn ich den Mund halte und tue was ich will. Dagegen sprechen hat nur zu mehr Ausgrenzung geführt.
Ich arbeite im Gesundheitsbereich.

sporadischer Gast 6 Hessen W, 51

Hallo Fanny,
ich freue mich über Deinen Beitrag und werde auch noch einiges dazu schreiben.Bin jetzt etwas zu spät an den PC gegangen, melde mich aber auf jeden Fall noch einmal, um auf Das einzugehen was Du geschrieben hast.

LG Kuno

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