Ist (Selbst-)Vertrauen erlernbar?

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Ich muß gerade hier schreiben, weil ich mit meinen Gedanken - die etwas wirr sind - nicht weiterkomme..

Kann man Selbstvertrauen und Vertrauen in andere haben, lernen?
Ich denke, das ist wesentlich, um ein glückliches Leben zu führen.

Aus kleinen Erfolgen, sei es, dass ich bildungsmäßig weiterkomme, oder mein Bekanntenkreis sich vergrößert, gewinne ich nur kurzfristig Selbstvertrauen oder eher gesagt, eine Art Gefühl des Glücks. Es ist so, wie seinen Durst löschen und irgendwann hat man wieder Durst und ich muß mir was Neues einfallen lassen..

Dinge, die ich nicht steuern kann, wie Kontakte, da es von beiden Seiten abhängt, machen mich manchmal ohnmächtig. Meldet sich jemand für längere Zeit nicht, denke ich, ich bin nicht interessant genug. Bemüht sich jemand nicht so sehr um mich, wenn es mir schlecht geht, so wie ich mich um ihn/sie gekümmert habe, denke ich, ich bin wertlos.

Manchmal habe ich Gedanken, die ich nicht haben sollte, die mir ungemein viel Kraft rauben.

Ich finde keine Ruhe in mir, wenn das "Außen" mir nicht genug Aufmerksamkeit schenkt und gerate wiederherum in Zweifel, wenn ich diese Beachtung bekomme ("was will diese Person im Gegenzug von mir??"). Und wenn ich einen Hauch von Liebe bekomme, dann machen sich Ängste breit, dass sich dieser Mensch abwenden wird, wenn er meine Selbstzweifel kennt (nach außen hin wirke ich souverän, habe viel Ausstrahlung, stehe angeblich Mitten im Leben..).

Ich muß anmerken, Urvertrauen konnte ich nicht entwickeln (Liebe als Belohnung und nur auf materielle Weise, über Probleme durfte ich nicht sprechen, für schlechtes/nicht repräsentatives Auftreten wurde ich "bestraft"). Leistung zählte..

Ich hatte bisher noch keine Beziehung, wenn eine Freundschaft in so etwas überging, dann war gleich alles kaputt, durch meine Anschuldigungen, Angst und Selbstzweifel. Ich sollte erwähnen, dass diese Menschen auch das "Außen" brauchen, um angeblich "Innen" anzukommen, erfüllt zu sein..

Ich versuche bei mir anzukommen, indem ich meinen eigentlichen Interessen nachgehe, aber oft sehe ich keinen Sinn. Mir fehlt Wärme, aber ich denke, mit meinem Muster werde ich sie nie bekommen, da ich abblocke oder wenn es darauf ankommt, demjenigen zu verstehen gebe, ich bin ihm nicht gerecht..

Kann man eigentlich glücklich sein, wenn man niemanden vertrauen kann und ständig auf der Suche nach echter Zuneiung ist, aber gleichzeitig mißtraut und sich selbst nicht schätzt, wenn es darauf ankommt...?!

Oft rede ich mir ein, mich will niemand, mich brauchen schwache Menschen nur bis es ihnen wieder besser geht..

Sorry, ich hoffe, jemand kann mir hier mal den Kopf waschen.

Forums-Gruftie 609 Germany W, 54

Hallo wideye,

ja, Selbstvertrauen kann man lernen. Meiner Meinung nach wird die Basis dafür in der frühesten Kindheit gelegt, aber auch die Erfahrungen im weiteren Leben sind prägend. Du schreibst selbst, du konntest kein Urvertrauen entwickeln... ich nehme an, dass deine Eltern oder Bezugspersonen dich wenig bestärkt haben, so dass du das Gefühl, nichts wert zu sein, verinnerlicht hast. Wahrscheinlich hast du gelernt zu "funktionieren", deine Probleme wurden ignoriert.

Quote:

Kann man eigentlich glücklich sein, wenn man niemanden vertrauen kann und ständig auf der Suche nach echter Zuneiung ist, aber gleichzeitig mißtraut und sich selbst nicht schätzt, wenn es darauf ankommt...?!

Wenn du anderen Menschen nur Misstrauen entgegenbringst, kannst du keine gute Beziehung aufbauen. Vertrauen ist etwas Wesentliches und meiner Meinung nach auch Grundlage fürs Glücklichsein... Wenn du dich selbst nicht magst, bist du auch nicht wirklich in der Lage, andere Menschen zu lieben (sagt Erich Fromm). Aber man kann alles lernen, auch wenn es nicht einfach ist. Zu diesem Thema gibt es auch Bücher... wie man lernen kann, das Selbstbewusstsein zu steigern. Ich habe auch im Internet etwas Interessantes gefunden: http://www.psychotipps.com/Selbstvertrauen.html

Liebe Grüße
Nessa

Helferlein 106 Deutschland M, 21

Hi wideye!

Selbstvertrauen kann man auf jedenfall Lernen. Schau dir z.B. die Techniken der Autosuggestion bzw. Affirmationen an: http://zeitzuleben.de/inhalte/ge/brain_mind/autosugg_1_grundlagen.html

Ich benutze hauptsächlich Selbsthypnose, um mein Selbstbewusstsein zu steigern, weil ich so einfach näher an der "Quelle", dem Unterbewusstsein bin und selbiges besser manipulieren kann.

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hi Nessa,
danke für deinen Link. Wahrscheinlich muß man sich wirklich einiges immer wieder sagen. Von meinen Eltern wurde ich immer heruntergemacht, wurde mit anderen verglichen und brutal wurde es auch manchmal. Wenn mich ein Mann mag, dann vergleiche ich mich mit anderen Frauen, dann denke ich, jetzt kommen meine ganzen Schwächen ans Licht - aber das ist quatsch..ich mache mir schlechte Gefühle, habe das Bild, das mein Vater über mich hatte verinnerlicht. Und du hast vollkommen recht, so kann ich keine gute Beziehung aufbauen, vielleicht ist es ganz gut, dass ich immer gleich verschwunden bin, wenn sich jemand für mich interessierte oder kaum jemand hartnäckig war mit mir..andererseits bin ich enttäuscht, dass jemand lieber geht als mit mir dran zu arbeiten..naja.. Hast du dich auch einmal intensiver mit dem Thema beschäftigt?

Hi Argh,
danke auch für deinen Link. Hast du die Techniken der Autosuggestion mal ausprobiert? Wär schön, wenn du mal über mögliche Erfolge berichten könntest. Für mich ist das ja so etwas wie Selbstmanipulation, aber wenn es hilft.. Ich würde mich allerdings nicht trauen mich selbst zu hypnotisieren. Ist es manchmal nicht gefährlich, was vom Unterbewußtsein her hochkommen kann? Allerdings sollte ich erwähnen, dass ich manchmal Dinge träume - von denen ich nichts wissen kann, ungeplante Ereignisse - und die Treffen dann am nächsten Tag wirklich ein..

Ich habe auch gemerkt, dass ich was oberflächliche Kontakte angeht, sehr selbstbewußt bin. Sobald ich jedoch einen Menschen mag bzw. mich verliebe, werde ich abhängig und mache mich innerlich fertig und Resultat sind sowieso self-fulfilling prophecies, wobei ich mir dann sage - er hat mich nie gemocht, hat mich nur zum Übergang genommen..

Helferlein 106 Deutschland M, 21

Quote:

Ich würde mich allerdings nicht trauen mich selbst zu hypnotisieren. Ist es manchmal nicht gefährlich, was vom Unterbewußtsein her hochkommen kann?

Das hört sich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist Wink

. Ich weiss nicht ob du Autogenes Training kennst, aber ich würde Selbsthypnose einfach als Erweiterung zum AT sehen.

Im Gegensatz zur Fremdhypnose bleibst du immer bei vollem Bewusstsein und sinkst nie in wirkichen Tiefen Trance - es ist einfach ein sehr entspannter und ruhiger Zustand, in dem man sich dann Suggestionen(meist in Form von Bildern) geben kann.
Ich kenne die SH nun schon seit einiger Zeit, aber tägliche "Sitzungen" mache ich erst seit kurzer Zeit. Vorher wars nur vereinzelt, aber ich bilde mir ein seit damals ein wenig selbstbewusster und vorallem ruhiger geworden zu sein - es dauert allerdings eine Weile, bis man geübter in der SH ist und bis sich Fortschritte zeigen.
Wenn dich das Thema interessiert kann ich dir eine Anleitung dazu empfehlen: http://www.hypnoselernen.de/pdf/Selbsthypnose.pdf

Forums-Gruftie 609 Germany W, 54

Hi wideye,

Quote:

Wahrscheinlich muß man sich wirklich einiges immer wieder sagen. Von meinen Eltern wurde ich immer heruntergemacht, wurde mit anderen verglichen und brutal wurde es auch manchmal.

dann ist es ganz klar, dass du kein starkes Selbstbewusstsein entwickeln konntest. Der Gedanke, nicht viel wert zu sein, ist so fest in dein Unterbewusstsein eingeprägt, dass es eine Zeit brauchen wird, bis du anders über dich selbst denken kannst.

Quote:

Hast du dich auch einmal intensiver mit dem Thema beschäftigt?

Nicht speziell mit diesem Thema, aber es war natürlich auch ein Punkt, an dem in meiner Therapie gearbeitet wurde (und ich arbeite heute noch daran...). Von heute auf morgen lässt sich ein gesundes Selbstvertrauen natürlich nicht aufbauen, wenn man jahrelang oder gar sein Leben lang darauf eingestellt wurde, dass man nicht besonders viel wert ist. Schritt für Schritt kann man aber Fortschritte erzielen.

Liebe Grüße
Nessa

Helferlein 113 Deutschland W, 25

Hi Argh,

ich habe mal die 1. Stufe ausprobiert und in mir sind nur positive Bilder hochgekommen, die ich mit mir wichtigen Menschen verbinde. Selbst als ich an meine Eltern dachte, ist z.b. das Bild hochgekommen als vor ca. 20(!) Jahren meine Mutter von meinem Vater ein sehr schönes Kleid geschenkt bekommen hat und sich richtig drüber gefreut hat und wo allgemein Harmonie herrschte. Auch mußte ich an die kleine Nichte einer Freundin denken und mir viel ein schöner Moment ein, den ich mit demjenigen hatte, der nun fix vergeben ist. Erstaunlich, ich dachte, ich stecke voller Negativität, was mein Umfeld betrifft.

Bist du wirklich noch so jung und beschäftigst dich schon so intensiv mit dir??

Hi Nessa,
ja, es braucht wirklich seine Zeit und ich bemerke, dass ich Schritt für Schritt einige Komplexe abbaue, sie sich vermindern, aber im Beziehungsbereich sehe ich null Chance. Wenn ich jemanden mag, dann verhalte ich mich gegenteilig, such ihm eine Freundin oder mache andere interessant, mich klein. Irgendwann begreife ich, dass ich ihn mag und will mir bestätigen, dass er mir nur wehtun würde und deswegen setze ich ihn Situationen mit anderen aus..War vor einiger Zeit auch wieder so.

Ich habe auch mal eine Therapie gemacht, aber es hat mir nicht viel gebracht, außer dass ich abhängig von ihr wurde, dauernd ihre Meinung brauchte und mir anhören mußte, ich gehöre zu den gefährdeten und komplizierten Kandidaten... Seitdem ich nicht mehr hingehe, geht es mir besser bzgl. dem Thema Abhängigkeit/Unabhängigkeit...

Lg

Helferlein 106 Deutschland M, 21

wideye wrote:

Bist du wirklich noch so jung und beschäftigst dich schon so intensiv mit dir??

Also bei mir war es wirklich Zeit etwas zu tun - mein Selbstbewusstsein war wirklich am Boden. Irgendwann war dann der Punkt erreicht an dem ich mich aufraffen musste, wenn es nicht noch tiefer gehen sollte.
Ich denke, dass ich allgemein zu den Menschen gehöre, die über alles und vorallem sich selbst nachdenken - meist viel zu viel Rolling Eyes

Ich finde es interessant zu wissen, welche "Macht" doch im menschlichen Geist steckt (oha, das hört sich jetzt ziemlich esoterisch an) und wie man dies zu seinem Wohle einsetzen kann.

Helferlein 113 Deutschland W, 25

zuviel nachdenken..kenne ich. manchmal wünschte ich, ich würde vieles einfach nicht mitkriegen, denn vieles ist eh nicht zu lenken

mich erschreckt eher manchmal, wenn sich mein unterbewußtsein in solch realen bildern meldet. oft kann ich angst-/wunschvorstellung und vorahnung durch die unbewußte kommunikation/energien nicht unterscheiden und das macht mich dann ohnmächtig..

mit 19 war ich noch so naiv, ehrlich und habe an das wahre geglaubt, ich hatte zumindest hoffnungen.. heute glaube ich an nichts mehr von dem allen und mich enttäuscht diese veränderung - aber muß man sich nicht zwangsläufig in diese richtung veränderung - zum selbstschutz?

ok, ich merke, ich muß mich wieder aktiv ablenken...

bis dann

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