Wie geht man mit einem depressiven Menschen richtig um?

neu an Bord! 3 W

Hallo,

mein Mann stürzt in Abständen immer in depressive Zustände, leider sieht er die Notwendigkeit einer Therapie nicht ein, bei ihm dauert es meistens einige Stunden (Tage) dann hat er sich wieder "gefangen" und streitet ab dass er Hilfe brauchen würde.
Meistens genügt ein kleiner Anlass, irgend etwas das ihm misslingt, Schwierigkeiten in der Arbeit, etc. dann sitzt er und starrt vor sich hin (manchmal wirft er auch mit Sachen um sich) meint sein Leben sei sch.., er sei nichts, er könne nichts, alles ist sch.., wenn er nicht so feig wäre würde er sich umbringen, etc. Das wiederholt er dann in Abständen oft stundenlang. Meistens hat er solche "Anfälle" nur wegen Kleinigkeiten.

Ich weiss wirklich nicht wie ich darauf reagieren soll, vor allem sagt er ja auch das das Leben mit mir sch.. ist. Ich versuche es halt nicht mehr persönlich zu nehmen auch wenn es schwer ist, aber entweder sage ich das Falsche wenn ich versuche ihn mit der Logik zu packen und erkläre dass die Sachen die er so schwer nimmt ja nicht so wichtig seien, etc.
Früher bin ich wütend geworden und habe ihm gesagt dass er sich nicht so gehenlassen soll, inzwischen weiss ich aber das das ziemlich kontraproduktiv ist. Ich weiss wirklich nicht wie ich mich verhalten soll...

Am nächsten Tag (da ist er meistens wieder "normal" unterwegs) will er nicht darüber reden und blockt alles ab...
Kann mir bitte jemand einen Rat geben? Ich weiss ja dass er in Therapie gehen sollte (seine ganze Familie weiss das auch) aber alles Zureden ist sinnlos, er sieht die Notwendigkeit einfach nicht ein, solange er nicht selbst dazu bereit ist...

Danke im voraus
Maxxine

Forums-Gruftie 638 Osnabrück W

Hallo Maxxine
ich weiß es hört sich sicher irgendwie paradox an was ich jetzt schreibe.
Aber wirklich helfen kann dir da nur ein Arzt oder Therapeut.
Nein, er wird sicher nicht selber hingehen.......etwas ähnliches gibt es in meiner unmittelbaren Umgebung auch.
Nun geht sie zu einem Therapeuten, nicht weil sie krank ist, sondern weil sie selber nicht krank werden will.
Es hilft ihr dabei besser damit umgehen zu können und sie geht auch nur dann hin wenn sie meint es nicht mehr allein bewältigen zu können.
Es ändert nichts an der Situation aber es hilft ihr sehr .......so erzählt sie mir.
L.G. wakatonka

neu an Bord! 4 W, 30

Hallo!
Zuerst einmal, wenn seine Stimmung wiedereinmal "kippt" solltest du versuchen dich abzugrenzen und dich nicht in seine schlechte Stimmung mithineinziehen zu lassen. Ojektiv bleiben. Neutral. Zuerst musst du darauf schauen, dass das Problem nicht beginnt DICH zu belasten. Falls dies bereits der Fall ist, solltest du deinem Mann -am besten nur dann. wenn er einigermaßen gut d´rauf ist- sagen, dass dich seine Stimmungsschwankungen und somit auch die Beziehung belasten. Als positiver Vorschlag: Ihr beide könnt das in den Griff bekommen, unterstützt durch profesionelle Hilfe.
Solltest ihm immer wieder in Ruhe vorschlagen eine Therapie zu machen, konsequent bleiben, aber nie wenn er gerade down ist.
Wenn er gerade down ist, versuche auf alles einzugehen. Wenn du sagst, dass ihn "nur" Kleinigkeiten belasten, dann nimm diese Kleinigkeiten trotzdem ernst, denn für ihn ist es schwerwiegend. Frage nach, warum ihn das und jenes fertig macht, schlag ihm etwas positives vor, dass ihm bei diesem kleinen Problemchen helfen könnte. Frage ihn, was er glaubt, dass ihm helfen könnte, abgesehen von Selbstmord.
Wenn denn Mann dazu neigt viel über seine Gedanken und Stimmungen zu reden, könnte es auch sein, dass er Aufmerksamkeit sucht. Einsam ist.
Ist nur ein Beispiel.

Finde heraus, ob es nicht doch etwas bestimmtes gibt, dass ihn "drückt".
Vielleicht kannst du ihm dabei helfen.
Länger als eine Stunde würde ich aber nicht auf ihn eingehen. Eine Weile Unterstützung anbieten, objektiv bleiben, konsequent bleiben. Dann zB einkaufen gehen, sagen du hättest noch DInge zu erledigen, etc.
Auf keinen Fall, auch wenn es schwierig ist: Vorwürfe machen und nur aus deiner Sicht sehen. Versuche mit seinen Augen zu sehen.

Hoffe konnte eine Hilfe anstoss sein, lg Sandor

[nicht mehr wegzudenken] 1154 wien W, 32

ich falle derzeit leider auch wegen totaler nichtigkeiten in solche depressive "anfälle". in diesen momenten lebe ich wie in einer art paralleluniversum in dem immer und auf jedem fall der schlimmste zustand stattfindet. mein denken ist rein negativ. es ist sogar so negativ, dass versuche positiv zu denken noch mehr ins negative schlagen. irgendwie stelle ich in diesen phasen alles in frage - wirklich alles - ich bezweifle sogar lieben zu können... all das.

wenn ich "gesund" bin, dann verstehe ich mich selber nicht, begreife nicht warum mich solche lappalien ins nichts stürzen. ich empfinde mich als stark und keinerlei notwendigkeit hilfe zu suchen... darüber reden ist unangenehm, ich verdränge es weil es mich an diesen schwrzen sumpf in mir erinnert den ich hasse, für den ich mich schäme - vor dem ich aber auch angst habe - angst, wieder hineinzufallen. er ist für mich der inbegriff des versagens...

bei mir findet nun die chance statt, es zu spüren wenn es kommt. ich lerne akzeptieren, dass ich in dieser zeit einfach "krank" denke und nicht "normal". es ist schwer das zuzugeben - aber wenn man einmal erkennt, dass es zu einem gehört, ist schon der erste schritt getan. dann muss man erkennen, dass man in der zeit eben "krank" denkt. man will das ja nicht ES passiert. ich glaube man muss sich auch diese machtlosigkeit eingestehen. es hinnehmen können. und dann erst lernt man damit umgehen. seit ich merke, dass es wie ein schwarzes paralleluniversum ist, versuche ich "brücken" zu schlagen zu menschen die im "hier" leben.
oft bin ich darauf angewiesen, dass ich einschlafe, dass wer auf mich zugeht oder mich anruft. das problem, in solch einer phase zu stecken ist - dass man sich zugleich furchtbar schämt und unter allen umständen vermeiden will, dass man vom anderen so jämmerlich wahr genommen wird. manchmal wird man verletzend um den anderen zu vertreiben, damit er einen nicht wahrnimmt in dieser jämmerlichkeit. vor allem leute die man liebt - man verachtet sich selber umso mehr. irgendwie ist es so, dass man denkt, man muss alles zerstören was einem etwas bedeutet, weil man habe das verdient, weil man so verachtenswert und jämmerlich ist das man nichts gutes verdient hätte...

bei mir hat es lange gedauert, es so weit einzusehen, und vor allem: mir hilfe zu holen. weil eben: wenn man in der phase ist kann man nicht, und wenn man heraussen ist sieht man keinen grund - hat keinen bezug dazu. wirklich. man kann sich selber nicht mehr vorstellen wie man da fühlt und denkt....

bei mir war es so, dass ich bei all dem doch großes interesse am thema selber hatte. nicht offiziell. aber heimlich habe ich mich immer wieder erkannt in berichten in zeitungen und so. und heimlich habe ich mir hilfe gewünscht... ich glaube, das schlimme ist, dass man sich verantwortlich fühlt für diese stimmung - zugleich aber dagegen nichts tun kann. sich hilfe zu holen ist sowas wie ein zugeständnis, dass man in gewissen zeiten eben "krank" ist...

ich denke, wichtig ist, ernst zu nehmen wie es ihm geht und es nicht herunterzuspielen oder persönlich zu nehmen - im das gefühl vermitteln, er wäre auch in dieser phase liebenswert. nicht auf ihn einreden oder ihn überzeugen. einfach da sein. auch wenn du in der nähe deinen beschäftigungen nachgehst. hin und wieder frage ihn etwas zu etwas ganz anderem - was damit nichst zu tun hat aber erwarte keine antwort. sag ihm dass du ihn lieb hast aber erdrücke ihn nicht. irgendwie wird ihn "die welt da draussen" verlocken und er kann raus kommen.

für dich: vielelicht gehe in einen selbsthilfekur oder hole dir selber beratungsgespräche bei therapeuten... dort bekommst du sicher sehr wertvolle tipss - auch wie du in bezug auf dich damit umgehst....

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