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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 10:12 Entspannung führt zum Gegenteil |
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Hallo,
vorweg: Ich bin eigentlich so ausgeliechen und innerlich regelrecht glücklich und entspannt wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Allerdings ist meine Lebensveränderung noch nicht perfekt. MIR macht das eigentlich nichts aus, aber wenn dann die wenigen verbleibenden Fehler der aktuellen Lebensituation (Doppelbelastung Uni-Kind, Haushalt) über mich hineinbrechen...
... dann ist es viel schlimmer so als wenn ich nicht innerlich entspannt, zufrieden und gelassen wäre.
So war ich vorgestern erst stolz, dass ich trotz "Saustall" in der Wohnung total entspannen konnte. Ich war richtig zu frieden mit mir. Aber nun sind 4 freie Uni-Tage, die aktuellen Prüfungen mehr oder weniger vorbei und ich habe aufeinmal wieder 24 h nur Kind um mich und muss mich mit dem Haushalt auseinander setzen... und die ganze Entspannung aus dem Tai Chi und auch den anderen positiven Veränderungen von 3 Tagen ist in nur einer Stunde Streit mit dem Kind wegen der Ordnung aufgebraucht, was einen dann noch sehr, sehr viel mehr ärgert als zuvor.
Ich glaube, es war schon immer bzw. öfters so, dass wenn es mir gut geht, ich die Sachen, die noch nicht so sind, wie sie sein sollen, sehr sehr viel weniger wegstecken kann.
Sollte es nicht umgekehrt sein? Das innerliche Ausgliechenheit und Entspannung hilft mit dem Alltag klar zu kommen?
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Thu, 05.May.05, 10:36 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Hallo Gothika,
irgendwie erwähnst du immer wieder die Ordnung und „noch nicht alles perfekt“.
Könntest du akzeptieren, dass, wenn du jetzt deine nichtperfekten Dinge geschafft hast, dann wieder andere Probleme auftauchen könnten und du im Grunde nie ein perfektes Leben hast? Wäre das so unerträglich?
Ich hatte immer die Macke, nie gelassen sein zu können, wenn ich beruflich nicht weis, was in den nächsten Tagen/Wochen Monaten „auf mich zu kommt“. Es kam schlimm und schlimmer und irgendwann musste ich mich damit abfinden, dass es immer wieder Zwischenfälle gibt, auch private Katastrophen. Halbfertig und unaufgeräumt ist bestimmt ein Zustand, wo einen die innere Anspannung zerfrisst. Aber das ist wenigstens mal ein Ansatzpunkt. Nach längerem Stöbern und Parallelenziehen, finde ich günstig, wenn man mal den Glaubensbegriff etwas überdenkt und sich dieser Thematik etwas unbefangener abseits von Religionen nähert. Vielleicht findest du dort was für dich. Glaube ist in meinen Augen heute eben dieses Gefühl, dass alles ok ist, so wie es ist...eine Art innere Richtigkeit und damit verbundenem Gewährenlassen. Den Punkt, den ich übrigens als einzig sinnvollen Gedanken an Religionen empfinde, den bringen eben diese zumeist nicht mal richtig rüber...(in ihren starren Regelwerken). Sich selbst da mal auf die Suche zu machen, könnte aber Sinn machen.
Oder wäre der schlimmste Zustand für dich in Wirklichkeit, wenn alles erledigt und alles an seinem Platz wäre? Was gäbe es für dich dann noch hier zutun. Kannst du dann vielleicht nichts mehr leisten oder nichts mehr beeinflussen oder wärst du dann eigentlich überflüssig hier, weil ja auch ohne dich alles perfekt wäre? Kingt sicher etwas bösartig von mir ...soll aber nur zum Grübeln anregen.
Hiob
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 10:47 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Hallo,
Glauben habe ich mehr als genug.
Es ist eher so... ich bin so froh, dass mich die nicht-perfekten Sachen eben immer weniger stören, ich gelassen nehme... Mir auch mal Zeit für mich nehme, etc...
Aber dann kommen immer wieder Momente, wo man es so richtig aufs Auge gedrückt bekommt...
Und dann kann ich die bisher aufgebaute Gelassenheit dann nicht "übertragen". Dann fällt man von jetzt auf sofort von 0 auf 100 in altes, gestresstes Denken hinein, was dann schlimmer ist als früher, wo einem - überspitz gesagt - alles gestresst hat.
Wenn alles erledigt wäre, dann könnte ich mich endlich jenen Sachen widmen, die ich wirklich will... In meinem Alltag ist nicht sehr viel Platz für meine "Hobbies", eigenen Interessen, die ich doch so essentiell brauche.
Ich fühle mich wohl und entspannt, und ich schwelge ... und dann *WUMS* bricht der Alltag, denn man dafür vernachlässigen mußte , über mich hinein, und von dem vorher positiven Gefühl bleibt nichts übrig. Aber genau deswegen sollte man sich doch entspannen, mal ans ich selbst denken etc... dass man dem Alltag dann besser gewappnet ist. Ich werde davon nur alltags-unwilliger und alltags-gestresster.
Gruß
Gothica
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Thu, 05.May.05, 11:27 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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hm, "die fehler deiner augenblicklichen lebenssituation" das klingt nicht gerade positiv oder zufrieden. klingt für mich eher, als würdest du, um dich so entspannt zu fühlen, gewisse dinge des LEBENS einfach wegschieben - nicht an dich ran lassen. und zwar jene dinge, die nicht deiner absoluten kontrolle unterliegen. und wenn dann das leben ergibt das du dich eben damit konfrontieren musst - ist - völlig logisch, diese entspannung vorbei...
ich habe das gefühl dass du eben eher anfängst zu trennen als zusammenzufügen. du trennst in perfekte, fehlerlose dinge und in nicht perfekte, fehlerhafte. damit versuchst du eine art ordnung für dich zu schaffen. deine entspannung holst du, indem du die dinge die du als negativ empfindest ausblendest. aber das leben ist so, dass man sich mit ALLEN aspekten auseinandersetzen muss - wenn man einigermaßen leben will.
ich denke, deine aufgabe ist mehr, zusammenzufügen. zu erkennen: das leben ist nicht perfekt. kein mensch hat perfekte situationen, perfekte entspannung, und so weiter. es wäre auch schrecklich, ein so völlig losgelöstes und entspanntes leben zu führen in dem einen nichts mehr nahe geht...
ich kenne dein gefühl, dann - wenn ein "winziger" wunder punkt kommt, alles was in dieselbe kerbe schlägt dazuzuholen und quasi "wenn schon" dann sich gleich über alles und sowieso zu ärgern und reinmzusteigern. anstatt sich dann ein "bisschen" über das "eine" zu ärgern, tobt man "grundsätzlich" weil "immer alles"....
etwas, das bei mir funktioniert (leider noch nicht immer, aber ich lerne ja noch ) ist der gedankenstop. wenn es mir bewußt wird (leider wird es mir noch nicht immer rechtzeitig) das ich mich so reinsteigere, mache ich stop. verbiete mir jeden weiteren gedanken. unterstüzen muss ich das, indem ich etwa eine paar zeilen lese - ein absatz reicht. oder indem ich beginne sinnlose wortketten aneinanderzureihen, die jedes weitere destruktive denken verhindern...
ich denke du hast auch dieses "perfektionsdenken" wie ich. wenn du eine technik erlernst oder ein gewisse wissen erschlossen hast, musst du es perfekt anwenden können. gelingt dies nicht, stellst du dich als ganzes in frage und fühlst dich als versager. ich habe auch vor, tai chi zu machen um besser den zustand zwischen entspannt udn angespannt zu erfahren. aber ich weiß auch schon jetzt, dass ich selbst das nutzen werde, mich selber unter druck zu setzen, es perfekt und in jeder situation zu beherrschen... ähnlich wie du...
ich denke, die härteste lektion für solche perfektionisten wir wir ist: nicht nur zu wissen, sondern auch wirklich zu begreifen, dass das leben unperfekt am perfektesten ist.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Thu, 05.May.05, 14:39 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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hallo ihr,
ich möchte nur kurz was anmerken: mir wäre es neu, dass man im tai chi den unterschied zwischen anspannung und entspannung zu erfahren. hab ich jedenfalls nicht gemerkt, als ich vor langer zeit mal tai chi machte. das sind doch im grunde nur langsame bewegungen. ich fände yoga noch besser geeignet, um entspannung zu erleben. ist aber sicher auch mein subjektives empfinden.
um den unterschied zwischen anspannung und entspannung zu spüren, würde ich dann doch eher entspannungstechniken wie z.b. progressive muskelentspannung nach jacobson oder autogenes training empfehlen.
@gothika: ansonsten schließe ich mich im wesentlichen lilu an. du wirst nicht drumherumkommen, zu akzeptieren, dass du einfach sehr viel arbeit auf dir lasten hast, mit uni, kind, psychisch anstrengender mann usw. manchen leuten reicht nur eins davon, um die belastung zu spüren. also mich wundert es unter diesen umständen gar nicht, dass es für dich schwer ist, dich mal wirklich zu entspannen. aber es scheint schwer für dich zu sein, das mal genau ansehen zu wollen, du glaubst, du musst alles perfekt machen. das geht aber nicht, wenn man soviel um die ohren hat.
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 18:07 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Hallo,
ich sollte vielleicht mal etwas klar stellen: Mit "perfekt" meine ich nicht objektiv perfekt, und mit unperfekt meine ich nicht, dass mich z.B. im Haushalt ein Papierschnibsel auf dem Boden stört. Sondern ich meinte "nicht-perfekt" im subjektiven Sinne für all Aspekte/Dinge, die mich stören.
Vor allem Haushalt. Ich will keinen "perfekten Haushalt", sondern ich will einem der für mich persönlich perfekt ist, also wo ich mich persönlich wohlfühlen kann...(was definitiv nicht der Fall ist)
Nicht-Perfekt also gleich die Dinge, mit denen ich wirklich unzufrieden bin.
Ich lernte nämlich, dass Zufriedenheit das Perfekste schlechthin ist und alles andere überzogene Ansprüche, die nach hinten los gehen.
Es ist eher was anderes, das mit Selbstbestimmung zu tun hat. Ich habe gelernt über meine Stimmungen selbst entscheiden zu können, und dieses extreme Stress-Gefühl/Genervt-Sein kommt dann, wenn genau das mir nicht gegönnt ist. Beispielsweise wenn das Kind gerade in x-Stimmung ist und ich gerade emotional in y-Stimmung... und man sich entweder vom Kind anstecken lässt oder aber es zu "Differenzen" kommt... so oder so, die eigene "Stimmung" hat dann verloren.
Oder, da eben die Wohnung derzeit das ziemlich größte Übel ist: Wenn ich es ganz entspannt angehe und mir sage "Ich mache es so und so"... es aber mit dem Kind so nicht funkioniert...
Gerade wenn alles innerlich so gut läuft, und alles zufriedenstellend funktioniert, ertrag ich das andere um so weniger. Weil ich persönlich kaum bis kein Einfluss darauf habe?
Haushalt und Kind (=Alltag) lassen nun mal so gar nicht den Freiraum selbst zu entscheiden, in welche Stimmung man ist, das obwohl ich mich - davon abgesehen - mittlerweile für sehr, sehr ausgegliechen halte.
Aber wenn ich kreativ fühle, kann ich es nicht ausleben. Wenn ich ehrgeizig bin und lernen möchte, ebenso nicht. Der Zeitablauf inclusive wann man was zu tun und zu fühlen hat wird vom Kind bestimmt, liegt nun mal so in der Natur der Sache, muss man mit leben.
Hoffe, ihr versteht was ich meine. Ich bin total entspannt und freue mich auf einen Abend vor dem TV, innerlich passt alles, dass es unordentlich ist, ist mir egal. ALle andere Sorgen, was noch alles für die Uni zu tun ist, die Geldangelegenen etc. all das... kann ich innerlich damit umgehen. Egal wie unperfekt es ist, ich bin zufrieden, finde mein Leben eben für mich persönlich perfekt wie es ist. Und wenn dann genau in dem Moment die Kleine bockt und ich als Erziehungsperson brüllen MUSS obwohl ich es gar nicht will... ist das schlimmer als wenn ich ständig angespannt bin und sowieso damit rechne, es Standard ist.
Alles, was mich noch stresst, ist, wenn andere Leute irgendwie ungewollten Einfluss auf mein Gefühlsleben haben. Ich hasse das. Für mich alleine... seufz... es wäre so schön, aber bedauerlichweise auch ziemlich langweilig... ich weiß.
Ich arbeitete doch nicht so hart an meiner "inneren Harmonie", bloss das jemand anderes mir kaputt macht. Im Fall des Kindes ist es kein Vorwurf, es ist nun mal so und es gibt sehr sehr schöne Zeiten von trauter Mutter-Kind-Trausamkeit. Das kann natürlich nicht immer so sein.
Ich will nur lernen, damit besser umzugehen. Aber Entspannung hilft da irgendwie nicht, sondern verkehrt sich ins Gegenteil.
@Naomi
FÜr mich ist Tai Chi genau das richtige. Aber mein Fortschritte kommen nicht daher, eher geht beides Hand in Hand. Gemeinsam mit einer neuen Lebensphase/Lebensgefühl begann ich Tai Chi, aber am wichtigsten war wohl der Weg erst mal zu diesem Punkt zu kommen...
LG
Gothica
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Thu, 05.May.05, 18:24 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Gothika wrote: | ich sollte vielleicht mal etwas klar stellen: Mit "perfekt" meine ich nicht objektiv perfekt, und mit unperfekt meine ich nicht, dass mich z.B. im Haushalt ein Papierschnibsel auf dem Boden stört. Sondern ich meinte "nicht-perfekt" im subjektiven Sinne für all Aspekte/Dinge, die mich stören. |
das ist doch klar, dass es dein eigener perfektheitsanspruch ist, und kein objektiver, für mich jedenfalls. du hast dich jedenfalls wieder perfekt um eine wirkliche antwort "herumgemogelt". das beherrschst du wirklich perfekt .
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 18:29 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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@Naomi
Was war denn genau die Frage?
@Lilo
Nein, ich erwarte nicht dass ich jetzt eine Technik perfekt und immer anwenden kann... Meine Erwartungshaltung liegt wie folgt:
Ich habe an mir gearbeitet (erst danach kam das Tai Chi dazu), und ich denke, dass ich mit Tai Chi es verbessern kann. Nicht mehr. Ich erwarte, dass es gute Tage gibt und Tage, wo alles beim Alten ist.
Meine Verwirrung ist nun allerdings, dass ich für jeden Tag, der zu positiv war, man am nächsten Tag mit einem zu negativen Tag zu "zahlen" habe, also einem Tag wo es mir schlechter geht als die ganzen Monate/Jahre zuvor. So scheint es mir.
Ich dachte aber eigentlich, dass im Laufe der zukünftigen Monate es so sein sollte, dass nach und nach das "Neue" immer mehr in den Alltag integriert wird und zum neuen Standard wird, und nicht, dass es nun so solcher einer Spannung/Aufspaltung kommt.
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Thu, 05.May.05, 18:39 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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hallo gothika,
frage habe ich keine gestellt, das weißt du ja ohnedies. ich habe aber geschrieben, wie ich es sehe. und darauf hast du keinen wirklichen bezug genommen.
mir fällt halt auf, dass du immer wieder probleme ins forum schreibst, und wenn dir dann jemand tipps gibt, die dann allesamt sofort verwirfst und immer nur erklärst warum du deine methode für richtig hältst. es ist also auf eine art ein selbstgespräch. das wollte ich halt jetzt mal schreiben...
und zum thema: wenn die lebensbedingungen rundherum hektisch sind und ich entspannt bin, ist es irgendwie logisch, dass ich den stress dann umso mehr spüre. mir geht´s nach dem urlaub oft so. es hat also sehr wohl mit dem umfeld was zu tun, und du wirst das alleine mit entspannungstechniken auch nicht "bewältigen" können. ein anderes beispiel: manche menschen werden gerade dann krank, wenn sie sich mal entspannen, also im urlaub, da kommen dann die auswirkungen des stresses so richtig raus. es ist also nicht so einfach, wenn man soviel um die ohren hat. kein mensch hat ein unerschöpfliches energiereservoir, auch starke menschen nicht.
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 19:07 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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@ Naomi
Das siehst Du aber ein wenig falsch. Gerade hier kann man in meinen Gedanken durchaus eine Entwicklung sehen, was darauf hindeutet, dass ich über die Meinungen der Antworten sehr wohl nachdachte.
Man redet über Perfektionismus, ich denke darüber nach und stelle fest - stelle neu fest, wenn ich darüber nachdenke - dass es eher in Richtung Kontrollzwang geht, während es vorher noch ein großes grauer Klumpen ohne Differenzierung war.
Quote: | @gothika: ansonsten schließe ich mich im wesentlichen lilu an. du wirst nicht drumherumkommen, zu akzeptieren, dass du einfach sehr viel arbeit auf dir lasten hast, mit uni, kind, psychisch anstrengender mann usw. manchen leuten reicht nur eins davon, um die belastung zu spüren. also mich wundert es unter diesen umständen gar nicht, dass es für dich schwer ist, dich mal wirklich zu entspannen. aber es scheint schwer für dich zu sein, das mal genau ansehen zu wollen, du glaubst, du musst alles perfekt machen. das geht aber nicht, wenn man soviel um die ohren hat. |
Ich weiß was auf mir lastet und betrachte es mir sehr, sehr oft und immer zu, womöglich sogar zuviel. Ich weiß auch nicht wie Du drauf kommst, das ich mir das nicht ansehen wolle...
Wie jeder Mensch strebe ich nach Verbesserungen, aber ich erwarte nicht Perfektion. Vor allem will ich jene Aspekte verbessern, mit denen ich mich noch unwohl fühle, wo ich mit einem "neutral" schon zufrieden wäre. "Nur neutral", das wäre der "perfekte Kompromiss".
Oder willst Du mir sagen, dass es auch "subjektiv perfekte Kompromisse" nicht gibt? Das es sinnlos sei nach Verbesserung zu streben und ich eher den Kopf in den Sand stecken sollte a la "Na ja, scheiß Situation, aber da muss ich durch?"
Hab auch oft das Gefühl, dass nicht verstanden wird, was ich meine. Deswegen noch mal: Ich will keine perfekte Entspannung, sondern will herausfinden wieso Entspannung, wenn ich sie wider Erwarten schon mal finde, sich aus irgendeinem Grund letztendlich negativ auszuwirken scheint. Wenn sie halt nicht mehr da ist, okay... kein Problem. Alles beim Alten. Aber wenn es mir nach der Entspannung schlechter geht als vorher? Wo ich doch gar nicht viel erwartet habe.
(Tai Chi mache ich nicht wegen der Entspannung, es ist eher ein Nebeneffekt, aber das ist ein anderes Thema ).
LG
Gothica
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Thu, 05.May.05, 19:08 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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hi,
man kann "das gute" drübersetzen um das "schlechte" zu kaschieren. weil das nicht funkt, spaltet man sich. man erleb tdann die enorm funktionierenden seiten und dann eben auch die enorm nicht fuinktionierenden. und weil sie nicht mehr "verschwommen" ineinander verwirkt sind, wirken sie für sich in reiner klarer form.
im endeffekt gelingt dir dann einerseits bahnbrechendes für dich - andererseits erlebst du die volle breitseite des versagens, weil es wohl doch nicht funktioniert.
letztlich ist es dann wieder ein stück arbeit, die beiden teile zusammenzubringen.
ich habe den eindruck - dass du die tollen tage viel mehr durch verdrängung erreichst und dir das alles dann am nächsten tag doppelt auf den kopf fällt. dass du eine gewisse erwartungshaltung an dich und dein leben hast und dich betrogen fühlst, wenn das leben anders entscheidet... ist eine art von kontrolle verlieren. du bist ausgeglichen, hast stimmung y und eine vorstellung wie die nächsten stunden zu verlaufen haben. das leben aber passt sich nicht an stimmung y an sondern geht seine eigenen wege - das passiert immer und bei jedem so. dadurch entzieht sich das leben und der ablauf aber auch einer gewissen kontrolle über die art dein leben zu leben... und darüber bis tdu dann wütend. weil das leben selber dich betrügt. und dann empfindest du es als strafe für die guten zeiten vielleicht udn bist doppelt sauer. ausserdem: nach einem guten tag spürt sich ein schlechter tag freilich schlechter an als nach einem schlechten oder mittelmäßigen. das ist eigentlich normal...
warum MUSST du dein kind anbrüllen? mich würde es auch ziemlich fertig machen wenn ich einen anderen menschen anbrüllen muss - völlig egal aus welchem grund. aber das ist eh deine entscheidung...
was du für perfekt definierst obliegt deiner betrachtungsweise. ich habe mich auch lange nicht für perfekt gehalten. man käne auch nicht auf die idee wenn man mich anschut oder meine umgebung. der perfektionismus steckt in anderen zusammenhängen IN mir. es ist eine art zu leben. da geht es nicht um die perfekte frisur oder ein papierschnipsel - dasi st mir völlig glich. mein perfektionismus liegt in der art wie ich dineg sehe oder angehe - hauptsächlich auf die erwartungen an mich und mein leben bezogen. so ist für mich jemand perfekt der augeglichen ist und glücklich. und ich werde daher doppelt sauer und depressiv und was weis ich nicht alles, wenn ich aber gerade einen schlechten tag habe. weil ich eben meinem bild nicht entspreche- und dann geht alles in dieentgegen gesetzte richtung und ich werde destruktiv.
und das ist es was mir bei dir auch so vor kommt. du stellst den anspruch an dich, die entspannung perfekt zu beherrschen. bist du dann doch nicht entspannt oder läuft dir etwas über die leber, dann kränkt dich nicht das alleine, sondern fast noch mehr die tatsache, dem perfekten bild der harmonie und entspannung nicht zu entsprechen. du wirst sauer und gestresst weil du sauer und gestresst bist.
was denkst du. ich komme heim, wünsche mir einen echt tollen abend, bin locker und entspannt, glücklich. dann ein dämlicher brief der hausverwaltung über eine ungerechte forderung - in kleinen beträgen - eigentlich völlig unwichtig. aber es stört meine empfindung, erinnert mich an unangenehme pflichten. ich spüre wie ich wütend werde und alles andere als entspant. die folge, ich werde sauer weil ich mich davon so aus der ruhe bringen lasse - und dassteigert sich ins unermessliche...
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 19:10 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Okay... ich glaube, jetzt sind wie wieder beim Thema. WIe gesagt, Tai Chi mache ich nicht WEGEN der Entspannung, sondern es ist nur ein Nebeneffekt. Ich suchte keine Entspannung, sondern durch viele andere positive Veränderungen (schon vor Tai Chi) fand ich dazu.
Das Urlaubsbeispiel ist einleuchend. Aber dann verstehe ich nicht wieso man Gestressten Leuten Urlaub empfielt oder allgemein Entspannung, wenns danach noch schlimmer ist. Logisch erscheint es mir ja auch, aber wieso wird dann so viel Wert drauf gelegt?
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Thu, 05.May.05, 19:22 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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hallo gothika,
sorry, ich wollte dich nicht kränken, aber hab halt mal geschrieben, wie ich es im großen und ganzen empfinde.
wieso man den leuten urlaub empfiehlt? naja, weil jedeR eine regenerierungsphase benötigt. wie sich aber jedeR regeneriert, schaut wider individuell unterschiedlich aus. wie sich jedeR entspannt, ist wirklich individuell unterschiedlich, eineR braucht viel sport einE andereR viel ruhe. und ein urlaub oder auch entspannungsmethoden können nun mal voll hektische lebensumstände grundsätzlich nicht ändern, das ist der entscheidende punkt. das will ich dir klar machen, nachdem du ja eh ziemlich viel auszuhalten scheinst und auch relativ ausgeglichen scheinst. obwohl diese dinge natürlich helfen können, mal ein bisschen zu entspannen, bis einen der stress wieder einholt.
ach gothika, du hast so einen perfektionsanspruch an dich selbst, dass du tai chi nicht wegen der entspannung machst (und wahrscheinlich auch nicht nur wegen der entspannung machen darfst), sondern die entspannung nur ein nebeneffekt deiner neuen lebenseinstellung sei und du deswegen tai chi machst.
ansonsten habe ich eh schon früher viele tipps geschrieben, da will ich mich jetzt nicht so wiederholen.
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 19:44 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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Hallo Lulu,
dem ersten Teil kann ich zustimmen. Wie ich bei weiter oben aber schon schrieb, such ich nicht die perfekte Entspannung, aber es stimmt, dass der positive Teil bzw. Zeiten nur dadurch zustande kommen, dass ein paar negativen nicht vorhanden sind.
Allerdings ist es meine derzeitige Leben an sich, dass für solch eine Spaltung führt, und nicht Verdrängung im Sinne vom "nicht ansehen wollen".
Beispiel: Wenn ich viel für die Uni bin, MUSS eben der Haushalt ruhen, MUSS eben der Kindsvater viel für das Kind einspringen. Ein tag hat nun mal nur 24 h und ich kann mich nicht zerreißen. Punkt. Also brauch ich nicht weiter drüber nachdenken, jammern, klagen.
Wie ich oben im Verlauf des Threats schon selbst anfing zu erkennen, ist wohl eher das Kontrollthema der wunde Punkt an der Sache. Wobei ich mich nicht mehr über Einflüsse vom Leben oder Behörden oder Rechnungen ärgere, daran hat man sich wirklich, wirklich gewöhnt, bis auf den Punkt, dass ich wegen Behördenkram keine neue Wohnung finden kann, was dringend notwendig wäre.
Das Kontrollieren wollen und betrogen fühlen bezieht sich bei mir auf andere Menschen/Personen. Und das könnte im Laufe der Zeit wirklich ein Problem werden, da ich zwar viele sehr schöne Kontakte nun habe, aber keinerlei wirklich tieferen Bande mehr eingehe.
Der Hintergrund dabei ist ganz klar in schlechten Erfahrungen zu suchen. Die Formulierung trifft es ganz gut: Ich bin mega "gestresst", wenn ich mich aufgrund anderer Menschen vom Leben betrogen gefühle. Ich alleine komme mit dem Leben und seinen spontanen Umwälzungen und Einflüssen klar. Und wenn was negatives kommt, dann hab ich es selbst zu verantworten. Aber negatives verdauen zu müssen, dass mich trifft weil andere Menschen Fehler machten? Dass kann ich gar nicht mehr annehmen. Und dann gehe ich innerlich wirklich, wirklich an die Decke. Ich zahle für meine Fehler, aber für die von anderen... sollen sie auch alleine die Konsequenzen tragen. Ich helfe zwar wirklich gerne, aber nur, wenn es für mich keine Nachteile hat, weil ich genau damit früher so sehr auf die Nase fiel.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regeln, ergo das Kind. Deinen Satz wieso man ein Kind anbrüllen muss, fand ich ziemlich gemein.
Ein Kind braucht auch mal Strenge und Regeln, und wenn es in einem Trotzanfall, das jedes Kind mal hat, laut kreischt, dann muss Mama eben auch mal lauter werden, damit gehört wird. Und das soll keineswegs bedeuten, dass es immer oder oft so wäre. Nein, meine Kleine zählt doch eindeutig zu den lieberen Kindern, mit dem Nachteil: Wenns sie dann mal trotzt, dann richtig. Die Frage ist da er WIE man den Tonfall erhebt und WAS man sagt. Den Satz den ich am häufigsten brülle ist: "Wenn Du so laut schreist und nicht sagst was los ist, kann ich Dir auch nicht helfen. Beruhig Dich wieder, dann können wir darüber reden/zeig ich dir, wie es geht!" oder ein schlichtes "Es reicht. Geh in Dein Zimmer."
Gothica
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Gothika
Helferlein
94
Oberpfahlz/Deutschland W, 27
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Thu, 05.May.05, 20:04 Re: Entspannung führt zum Gegenteil |
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@Naomi
Ich glaube, früher ist schon ein wenig (paar Monate mit Unterbrechungen) her. Ich muss dazu sagen, dass ich seit dem schon sehr viel geändert hat.
Um genau zu sein mache ich Tai Chi, wegen Sport und Aktivität, weil ich früher Kampfsport liebte und aus gesundheitlichen Gründen sonst kaum mehr was machen darf. Leider. Und wegen der ENERGIE, dem Chi, ich bin nun mal - was immer der einzelne davon halten mag - jemand, der sehr, sehr viel Wert auf Energie-Arbeit legt und die Energie in den Körper lenken möchte.
Mit diesem Semester hat irgendwie ein komplett neues Lebensgefühl begonnen, und aus diesem neuen Lebensgefühl heraus entschied ich mich erst in Tai Chi zu gehen (und andere *lol* unnötige Sachen, die ich mir aus vollster Seele gönne und für mich selbst machen will).
Das mein Leben "noch nicht perfekt" ist (*g* schon wieder dieses Wort), weiß ich, ist mir aber relativ egal. Nur eben ein, zwei Bereiche sind noch mangelhaft. Mangelhaft, die möchte ich auf neutral oder ausreichend bringend, nicht mehr, nicht weniger.
Allgemein gebe ich ja uneingeschränkt zu, dass meine verschiedenen Welten miteinander zu verbinden ein großes Problem ist, aber wenn ich auf den Weg zurück schaue, wieviel ich schon schaffte, denke ich, kann ich stolz auf mich zu sein.
Noch was interessantes zum Thema Stress und Entspannung, was aber auch irgendwie logisch, aber trotzdem etwas seltsam erscheint:
Die wirklich stressigen Zeiten überwinde ich damit, dass ich noch mehr (!) tue, aber Dinge, die mich erfüllen und Spaß machen.
Tai Chi könnte man auch so interpretieren: Ich tue es aus Spaß an der Sache, weil ich mir was gönnen will, was mir gefällt. Es ist ein Kompromiss. (Das Ideal wäre Kampfsport, geht aber nicht). Ebenso wie andere freiwillige Kurse. Eigentlich mehr Arbeit, mehr Aufwand... aber allein die Tatsache, dass ich mir einfach Zeit nehme und AN MICH denke, wirkt wirklich Wunder und baut dementsprechend Stress ab.
Meine Tochter wird ja nun auch immer älter, und ich muss sagen, es ein wahre Freude zu sehen wie man die eine Welt immer mehr in die andere einbinden kann.
Gothica
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