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Nessa
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Post Sun, 01.May.05, 10:45      Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Da mich das Problem in letzter Zeit sehr beschäftigt, will ich es hier mal schildern...

Ich war immer schon sehr ordentlich, heute denke ich, dass meine Ordentlichkeit eine Art Zwangshandlung ist. Als Kind bzw. Jugendliche war ich gezwungen, immer meine Sachen wegzuräumen, da ich kein eigenes Zimmer hatte, nicht mal einen Tisch, wo ich mal hätte was liegen lassen können.

Richtig schlimm wurde es, als ich später (zusammen mit meinem Partner) eine eigene Wohnung hatte. Alles musste an seinem Platz sein, jeder Gegenstand musste genau dort stehen, wo er (meiner Meinung nach) hingehörte. Das ist auch heute noch so. In unseren Wohnräumen sieht es (meistens) so aus wie in einer Möbelausstellung, die Bücher stehen im Regal wie mit dem Lineal ausgemessen. Wenn ich Wäsche in einen Schrank lege, könnte man meinen, es sei für die Ewigkeit. Das Aufräumen dauert auch entsprechend lange, weil ich nicht zufrieden bin, bis alles super aussieht.

Das wäre alles kein Problem (oder besser, es wäre nicht so deutlich), wenn ich allein leben würde. Da ich aber eine Familie habe, sind Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Wenn die Familienmitglieder meinen Ordnungsprinzipien nicht gerecht werden, fühle ich mich nicht wohl, sehe mich ständig gezwungen nachzuräumen und denke manchmal sogar, sie wollten mich absichtlich ärgern und fertig machen. Natürlich sind die Reaktionen auf meinen Ordnungsfimmel meistens weniger freundlich. Es stört mich übrigens nicht, wenn es bei anderen Leuten unordentlich ist.

Dazu kommt auch noch ein Hang zum Perfektionismus. Wenn ich z. B. ein Bild aufhänge, dann muss es an einem ganz bestimmten Platz hängen... ich messe alles genau aus, und es kommt schon mal vor, dass ich den Nagel um ein paar Millimeter versetze. Das Geschirr muss ganz exakt im Schrank stehen, die Henkel der Tassen müssen alle in die gleiche Richtung schauen usw. Ganz schlimm wird es, wenn wir mal einen Handwerker brauchen, weil ich in Panik bin, dass irgendetwas schief laufen könnte, und mir die weniger akurat ausgeführten Arbeiten schwer zu schaffen machen könnten (was auch schon oft der Fall war).

Als ich vor einigen Jahren in Therapie war, habe ich dieses Thema nie angesprochen – einerseits schien es mir wohl nicht so wichtig, andererseits (und das war eigentlich der Hauptgrund) habe ich mich sehr dafür geschämt. Es war mir auch nicht so bewusst, dass ich mir damit eigentlich das Leben schwer mache... ich kann einfach nicht anders.

Inzwischen habe ich schon Angst, dass ich diesen Zwang gar nicht mehr loswerden will... er ist schon so sehr zur Gewohnheit geworden. Wie entsteht eigentlich so ein Zwang? Hat dieser Ordnungsdrang auch etwas mit Kontrolle zu tun? Kompensiere ich damit etwas?

Liebe Grüße
Nessa

PS: Ich hoffe, es ist okay, dass ich einen neuen Thread eröffnet habe. Mir ist bekannt, dass ein ähnliches Thema unter „Sonstige Beziehungsthemen“ vor kurzem eingestellt wurde. Ich bin aber der Meinung, dass die Problemstellung in diesem Fall eine etwas andere ist. zwinkernd..
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tanzendes_irrlicht
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Post Sun, 01.May.05, 12:59      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

Quote:
Wie entsteht eigentlich so ein Zwang? Hat dieser Ordnungsdrang auch etwas mit Kontrolle zu tun? Kompensiere ich damit etwas?


...was vermutest Du denn? Wink

Hör mal in dich rein, wie es sich anfühlt, wenn um dich rum alles perfekt strukturiert ist...und wie es sich anfühlt, wenn es unordentlich ist.

Wie nimmst Du Menschen wahr, in deren Wohnung du leichtes bis mittelmäßiges Chaos erlebst?

Gibt es Phasen/Zeiten, in denen die Tassen kreuz und quer stehen dürfen?

Hast Du einen Raum in deinem Haus, der unordentlich sein darf?

Lg,

Irrlicht

_________________
Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M.
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Nessa
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Post Sun, 01.May.05, 14:04      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo tanzendes_irrlicht,

danke für deine Antwort. Ich will mal versuchen, deine Fragen zu beantworten...

Quote:
Hör mal in dich rein, wie es sich anfühlt, wenn um dich rum alles perfekt strukturiert ist...und wie es sich anfühlt, wenn es unordentlich ist.

Wenn alles um mich herum ordentlich aussieht, dann fühle ich mich einfach wohl. Dann kann ich mich entspannen und mich anderen Dingen zuwenden. Unordnung kann ich nicht sehen... ich spüre dann eben den Drang aufzuräumen. Es ist wohl eine Art Unruhe oder Anspannung, die mich dazu bringt, Ordnung zu machen.

Quote:
Wie nimmst Du Menschen wahr, in deren Wohnung du leichtes bis mittelmäßiges Chaos erlebst?

Diese Menschen sind für mich genau so in Ordnung wie andere auch... ich finde Chaos bei anderen nicht schlimm, weil es mich nicht betrifft. Ich denke mir nur, dass ich so nicht leben könnte.

Quote:
Gibt es Phasen/Zeiten, in denen die Tassen kreuz und quer stehen dürfen?

Nein, nie. Es gibt vielleicht Zeiten, in denen mich das etwas weniger nervt, aber das ist auch alles.

Quote:
Hast Du einen Raum in deinem Haus, der unordentlich sein darf?

Nein, auch im Keller ist alles wohl sortiert, ebenso auf dem Dachboden und in der Garage...

Quote:
Zitat:
Wie entsteht eigentlich so ein Zwang? Hat dieser Ordnungsdrang auch etwas mit Kontrolle zu tun? Kompensiere ich damit etwas?

...was vermutest Du denn?


Ich vermute, dass es Kompensation ist. Aber was genau dahintersteckt... da tappe ich noch ziemlich im Dunkeln.

Liebe Grüße
Nessa
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jaypay
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Post Mon, 09.May.05, 22:25      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

was du da so beschreibst ist mir sehr bekannt.
Ich habe mich vor etwa einem halben Jahr von meinem zwanghaften
Freund getrennt.
Deine Beschreibung trifft haargenau auch auf ihn zu.
Mein Ex und ich haben auch zusammen gewohnt. Zuerst habe ich seine
Zwänge garnicht so richtig wahr genommen...doch irgendwann ist mir
das Ganze dann doch sehr schnell bewußt geworden, dass etwas mit ihm nicht stimmt!
Ich könnte 1000 verschiedener Beispiele aufzählen, aber ich zähl jetzt mal die auf, die mich am meisten genervt haben.
Z.B. sah die Wohnung bei uns auch wie aus der Zeitschrift "Schöner Wohnen". Alles war unglaublich korrekt, alle Bücher waren nach Themen sortiert, genau wie die CDs. Alles musste gerade stehen - die Bilder mussten gerade und exakt hängen. Die Wäsche musste nach einem bestimmten Prinzip aufgehängt werden. In seinem Schrank musste alles nach Farben sortiert sein; alles musste exakt aufeinander liegen. Ich durfte keine Shampoo Flaschen am Badezimmerrand stehen haben, weil er das als "nicht schön" empfand. Das ist doch wirklich krank!!! Alles in seiner Wohnung musste irgendwie einen Sinn ergeben.
Er hat auch jeden Tag geplant. Es gab nicht besonders viele Spontanitäten in seinem/unserem Leben. Wenn wir in den Urlaub gefahren sind, musste der am besten von vorne bis hinten durchgeplant sein.
Er war absolut rigide, verhalten und schon wirklich perfektionistisch. Wir hatten auch mal einen Umbau und er hat sich ständig wahnsinnig über die Handwerker aufgeregt; von wegen wenn man nicht alles selber macht.
Ich habe das dann irgendwann nicht mehr ausgehalten. Und ich fand ihn dann auch relativ schnell nicht mehr begehrenswert. Ich konnte nicht mehr mit ihm schlafen, weil ich mich irgendwie vor ihm ekelte. Ich weiß auch nicht. Ich habe mich dann mal mit einem Psychologen in Verbindung gesetzt + habe ihm die ganze Situation geschildert. Der meinte dazu, dass solche Menschen in ihrem Leben immer nach Halt suchen + sie es durch Zwänge kompensieren. Und er meinte, dass ich froh sein soll, dass ich den Absprung von ihm geschafft habe, denn die Zwänge werden 100% schlimmer+ohne Therapie würde man da nicht mehr rauskommen.

Mich würde es mal interessieren, was dein Mann dazu sagt? Wie lange seit ihr schon verheiratet? Untersützt er deine Zwänge?
Ich kann dir nur raten Hilfe zu suchen, sonst wird es bestimmt nur noch schlimmer. Ist dir denn bewußt, dass du krank bist oder siehst du deinen Zustand als ganz normal an?

Ich möchte jetzt nicht hart klingen, aber vielleicht bin ich auch sehr traurig, dass ich meinen Partner verlassen musste, wegen seiner Zwänge. Ich habe wirklich alles probiert, aber er hat mich belächelt, als ich ihm gesagt habe, dass er krank ist. Er denkt, dass bei ihm alles normal ist, was ich eigentlich nicht so richtig nachvollziehen kann.
Wenn er diese Zwänge nicht gehabt hätte, dann wären wir jetzt vielleicht schon verheiratet. Aber nach der Trennung hat er so getan als ob sein Leben weitergehen muss, da gab es nicht besonders viel Platz für Gefühle. Nach Außen hin, aber in seinem Inneren sieht es bestimmt um 180° gedreht aus.
Würde mich sehr freuen nochmal von dir zu hören.
Gruß Jaypay
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Nessa
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Post Mon, 09.May.05, 22:47      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo jaypay,

da trifft einiges auch auf mich zu (auch wenn die Wäsche anders sortiert ist), allerdings nicht alles. zwinkernd..

Quote:
Ich durfte keine Shampoo Flaschen am Badezimmerrand stehen haben, weil er das als "nicht schön" empfand.

Das ist bei uns anders... es wäre mir zuviel Arbeit, diese Sachen jedes Mal aus dem Schrank zu holen.

Quote:
Wenn wir in den Urlaub gefahren sind, musste der am besten von vorne bis hinten durchgeplant sein.

Das trifft auch nicht zu... im Gegenteil - Urlaub ist bei mir hauptsächlich zum Entspannen da. Zu viel Planung bedeutet Stress, darauf kann ich verzichten.

Quote:
Mich würde es mal interessieren, was dein Mann dazu sagt? Wie lange seit ihr schon verheiratet? Untersützt er deine Zwänge?

Mein Mann sagt nicht viel dazu... er schätzt es eigentlich, dass es bei uns nicht chaotisch aussieht. Aber er unterstützt den Zwang auch nicht... wenn mich etwas stört, was er liegengelassen hat, denn muss ich das eben selbst aufräumen. Verheiratet sind wir schon ziemlich lange, weit über 20 Jahre.

Quote:
Ist dir denn bewußt, dass du krank bist oder siehst du deinen Zustand als ganz normal an?

Dass mein Verhalten nicht normal ist, ist mir klar, aber als Krankheit habe ich es bisher nicht gesehen. Mir ist überhaupt erst in den letzten Monaten bewusst geworden, dass es ein Zwang ist. Schlimmer geworden ist es in den letzten Jahren eigentlich nicht...

Danke für deine Antwort!

Liebe Grüße
Nessa
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diddelina
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Post Tue, 10.May.05, 21:08      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

ich bin ganz neu in diesem Forum und zu allererst auf Deinen Eintrag gestoßen, weil ich mich sehr angesprochen fühlte. Auch mich beschäftigt das Thema Ordnungszwang sehr, da ich seit kürzester Zeit irgendwie auch davon betroffen bin und auf diesem Wege einen Austausch suche. Bei mir selbst ist das "Erscheinungsbild" noch nicht so ausgeprägt wie bei Dir, allerdings reicht es mir auch schon so aus, wie es zur Zeit bei mir ist.
Ich habe den ganzen Tag über auch immer wieder das "Bedürfnis" vieles, nicht alles, und auch nicht so ausgeprägt wie bei Dir, "zurechtrücken" zu müssen. Und auch wie bei Dir, empfinde ich es als sehr anstrengend, insbesondere dann, wenn es meinen Mann oder meine Kinder, wobei mehr meinen Mann, betrifft. Ich werde innerlich immer so schrecklich wütend, wenn er es mir nicht recht macht. Allerdings muß ich zugeben, daß ich mit meinem Mann auch noch gar nicht über mein Problem gesprochen habe, weil ich mich dafür schäme.Ich merke, daß ich ständig angespannt bin und wüßte zugern, woher mein Problem plötzlich kommt. Ich würde mich sehr über eine Zuschrift freuen. Vielen Dank.
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Nessa
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Post Tue, 10.May.05, 22:50      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo diddelina,

mir geht es da genau wie dir... auch ich schäme mich deswegen, obwohl Ordnungsliebe doch grundsätzlich etwas Positives ist. Das ist auch der Grund, warum ich das Thema in meiner Therapie nie angesprochen habe.

Diese Wut kenne ich auch. Im Extremfall werfe ich dann alles extra in eine Ecke, damit der Betreffende sieht, dass ich genervt bin. Ich frage mich immer wieder, warum mein Mann manche Dinge so gedankenlos liegen lassen kann, wo er doch weiß, dass es mich ärgert. Aber das ist eben der Punkt, wo ich merke, dass es ein Zwang ist und kein normaler Sinn für Ordnung.

Du schreibst, du hast diesen Ordnungszwang erst seit kurzer Zeit... und du hast keine Ahnung, was der Auslöser war. Ich bin auch auf der Suche nach den Gründen... Heute habe ich mal kurz im Internet nach Infos gesucht und habe dabei zwei ganz aufschlussreiche Seiten gefunden:
http://www.webpsychiater.de/Inhalt/Zwang/zwang.html
http://wkg.medical-guide.net/deutsch/P/Psychiatrie/Zwangsst%F6rungen/S ymptome/index_1.html

Liebe Grüße
Nessa


Last edited by Nessa on Wed, 11.May.05, 9:28; edited 1 time in total
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diddelina
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Post Wed, 11.May.05, 8:48      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo Nessa,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Ich finde es ganz toll, daß Du mir den Hinweis auf zwei weitere Internetseiten gegeben hast. Natürlich habe ich gleich nachgelesen.

Bei mir ist es tatsächlich so, daß die Zwangsstörung nicht allein hergeht, sondern im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung steht, in meinem Fall sind es Depressionen. Unter denen leide ich allerdings schon viel länger und wie gesagt, die Zwangsstörung bemerke ich an mir erst seit kürzester Zeit.
Was für mich nicht ganz ins Bild paßt, ist, daß ich trotz dem überhöhten Ordnungssinn noch so viele Kramecken in unserer Wohnung habe. Aber vielleicht ist es auch deswegen so, weil die Zwangsstörung bei mir erst vor kurzem aufgetreten ist.

Einen großen Tipp kann ich Dir auf jeden Fall mit auf den Weg geben. Versuche niemals die Zwänge mit Medikamenten auf die Reihe zu bekommen. Ich habe aufgrund der Depressionen 3 1/2 Jahre lang Antidepressiva genommen und obwohl es immer wieder so betont wird, daß sie nicht abhängig machen, SIE MACHEN ABHÄNGIG. Ich habe es am eigenen Leib erfahren müssen und hatte ein Problem mehr, als ich das Medikament absetzen wollte. Aber ich habe es geschafft, nehme seit einem halben Jahr nichts mehr. Dafür bin ich jetzt in homöopathischer Behandlung und habe damit schon sehr gute Erfolge erzielt. Durch das Antidepressiva habe ich über den ganzen Zeitraum hinweg 17 kg zugenommen, das ist nur ein leidiges Problem, von anderen. Ich habe mir spontan gerade vorgenommen, ich werde mich an meinen Homöopathen wenden, damit ist es sicherlich nicht getan, aber vielleicht kann ich mein Problem so etwas besser ertragen.

Wer weiß, vielleicht wären meine Zwänge nicht aufgetreten, wenn ich das Medikament weiter eingenommen hätte? Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für mich!!

Ich hoffe, wir hören wieder voneinander!

Besten Gruß
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Nessa
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Post Wed, 11.May.05, 9:27      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo diddelina,

danke für deine Antwort. Es tut irgendwie gut, wenn man merkt, dass es noch andere gibt, die auch mit diesem Zwang zu kämpfen haben.

Auch bei mir sind Depressionen vorhanden; den Ordnungszwang habe ich aber schon viel länger. Ich glaube, die Anfänge sind in der Zeit, nachdem ich von zu Hause ausgezogen war, zu suchen. Ich fand unsere Wohnung schrecklich: Sie war zu klein, die Möblierung gefiel mir nicht, ich hatte kein eigenes Zimmer (musste mit meiner Mutter in einem Zimmer schlafen), nicht mal einen Schreibtisch. Dann endlich konnte ich selbst bestimmen, wie ich wohnen wollte... vielleicht ist es wirklich das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, was ich brauche...

Quote:
Versuche niemals die Zwänge mit Medikamenten auf die Reihe zu bekommen. Ich habe aufgrund der Depressionen 3 1/2 Jahre lang Antidepressiva genommen und obwohl es immer wieder so betont wird, daß sie nicht abhängig machen, SIE MACHEN ABHÄNGIG.

Dein Rat kommt leider zu spät - ich nehme schon mehr als 10 Jahren Antidepressiva, wenn auch nicht in hoher Dosierung. Ich weiß, dass ich ohne diese Medikamente im Moment nicht auskomme... Dazu habe ich auch schon mal einen Thread eröffnet, vielleicht ist er für dich ganz interessant: http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=15248

Quote:
Wer weiß, vielleicht wären meine Zwänge nicht aufgetreten, wenn ich das Medikament weiter eingenommen hätte? Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für mich!!

Mach dir mal deswegen keine Vorwürfe. Wie du siehst, ist meine Zwangsstörung durch die Medikamente nicht verschwunden. Antidepressiva wirken ja in erster Linie stimmungsaufhellend... einen Zusammenhang zu Zwangsstörungen kann ich da nicht erkennen.

Liebe Grüße
Nessa
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Kirsche007
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Post Thu, 30.Jun.05, 13:48      Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo alle zusammen. Ich bin neu hier und finde es wirklich toll das es so ein Forum gibt. Nun zu meinem Problem oder eher Zwang:

Ich würde mal sagen, dass ich einen Ordnungszwang habe, das heißt es muss alles so liegen wie ich das will. Z.b. darf sich nichts berühren. Wenn mein Freund z.B. sachen anders hinstellt habe ich den Zwang es nach meinen "Geschmack" umzustellen. Vorallem abends vorm Schlafen gehen ist es schlimm. Ich gehe dann durch die Wohnung und tschaue ob auch alles so steht wie ich das will. Wenn ich diesem Zwang nicht nachgehe, denke ich immer es passiert was schlimmes. Außerdem mag ich keine ungeraden Zahlen. Das heißt wenn ich z.B. was esse nehme ich mir gleich zwei kekse. Es ist jetzt nicht so schlimm, dass ich alle sachen doppelt kaufen muss. Das klingt alles total bescheuert und ich weiß auch selber, dass es dumm ist und deshalb möchte ich wirklich gerne damit aufhören. Meine Frage ist, wie ich das am besten mache???? Soll ich von jetzt auf heute damit aufhören, oder eher langsam????
Vor ein zwei jahren hab ich noch mehr sachen umgestellt etc. da hab ich mich schon verbessert. Aber nie ganz aufgehört. Aber ich merke, dass es wieder etwas schlimmer wird.

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen....

Gruß
Kirsche007
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Hans-Jörg
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Post Thu, 30.Jun.05, 14:53      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo Kirsche007,

wenn du von heute auf morgen damit aufhören kannst, dann mache es.

Im anderen Fall aber, versuche das Erfüllen einiger Zwänge auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Ganz toll wäre es, wenn Du die Abendlichen auf den nächsten Morgen verschieben könntest. Wenn Du das schaffst, hast Du meiner Meinung nach eine gute Chance damit alleine klarzukommen. Sinn der Aktion ist es, zu lernen, Du muss den Zwang nicht sofort erfüllen. Am nächsten Tag ist dann in der Regel das Bedürfnis dem alten Zwang noch nachzugeben, wesentlich kleiner, vielleicht so klein, dass Du es ganz lassen kannst.

Blöd ist natürlich, dass Du denkst, es würde etwas "Schlimmes" passieren, wenn Du nicht nachgibst.
Tritt das dann früher oder später mal ein, empfindest Du es so, als ob das Nichterfüllen daran Schuld wäre, obwohl Du eigentlich genau weißt, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Richtig?

Vielleicht hilft es Dir, mal darauf zu achten und Dir bewusst zu machen, wie oft "Schlimmes" passiert, auch wenn Du alles nach Vorschrift ausgeführt hast.

Wieviel Zeit nehmen diese Rituale insgesammt so in Anspruch am Tag? Wie sehr leidest Du darunter?

Gruß Hans-Jörg
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Kirsche007
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Post Thu, 30.Jun.05, 15:05      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Diese Rituale nehmen jetzt keine stunden am Tag in anspruch, da ja meistens eh alles schon so steht, wie es stehen soll. Wink Abends brauch ich schon so 30min, denke ich.
Ich leide schon darunter, aber jetzt nicht so stark. Ich hab angst, dass ich irgendwann total verrückt werde.

Gruß
Kirsche007
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Post Thu, 30.Jun.05, 21:32      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo!
Also ich hatte auch mal soetwas ähnliches. Ich musste immer zu putzen weil ich dachte, die Wohnung ist sonst recl´kig, es kommen Tiere herein und sonstiges. DAs beste was du machen kannst, das hat mir auch die Thearapeutin gesagt. Frag dich, was passiert wenn du das jetzt nicht umstellst. Was ist dann? Es passiert rein gar nichts. Ich würde dir vorschlagen, mache es zunächst am morgen. Stelle etwas irgendwo hin, beobachte was passiert ( gar nix) und lenk dich dann ab, geh am besten weg, (Arbeit, zu FREunden...) und wenn du wieder kommst dann stellst du fest??? Es steht alles noch da wo es steht und es ist nix passiert.

VIel ERfolg
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Hans-Jörg
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Post Fri, 01.Jul.05, 5:05      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hi zusammen!

@ Kische007,
ja, die Idee von Snoopy ist doch gut!
Morgens stellst Du etwas anders ("falsch") hin als sonst und gehst weg (der Ablenkung wegen). Versuchst eben den Gedanken zu ertragen, dass das jetzt nicht "richtig" steht und zwar möglichst lange (am Besten den ganzen Tag lang). Und dann achtest Du darauf, dass an solchen Tagen auch nicht mehr "Schlimmes" passiert als an den Tagen, an denen Du alles "richtig" stehen hattest.

Jeden Abend eine halbe Stunde ist natürlich schon nervig, aber kommt am Tag so gut wie nichts mehr dazu oder gibt es auch Tage, an denen Du 4 Stunden lang mit soetwas beschäftigt bist?

Wovor hast Du genau Angst? Dass solche Rituale häufiger werden oder dass Dich andere deswegen ablehnen könnten oder stört es Dich selber, nicht ganz dem Normbild zu entsprechen?

@ Snoopy,
bist Du die (Putz-)Zwänge jetzt ganz los geworden?

Liebe Grüße an Euch
Hans-Jörg
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Kirsche007
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Post Fri, 01.Jul.05, 11:36      Re: Ordnungszwang Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen!

Ja, die Idee ist wirklich gut, dass werde ich auch mal versuchen.

Also, 4 Stunden war ich mit sowas noch nie beschäftigt. Wenn ich hier sauber mache oder so, dann stell ich das ja auch alles wieder so hin wie ich das will und wenn es dann so steht ist es auch okay. Nur halt das ich abends noch mal alles kontrolliere.....

Ich habe angst davor, dass diese Rituale häufiger werden. Es ist auch häufiger geworden. Ich habe seit anfang Februar keine arbeit mehr und seitdem habe ich ja quasi nichts zu tun und das nimmt mich alles sehr mit. Seitdem ist es wirklich schlimmer geworden. Ich kann ja vielleicht hoffen, dass sich das ändert wenn ich im September wieder anfange zu arbeiten. Aber da glaube ich nicht so wirklich dran. Denn da habe ich auch die angst, dass ich wieder zu spät ins Bett komme, da ich ja alles "kontrolliere".

Ich habe so eigentlich keine angst, dass mich andere ablehnen. Es wissen ja auch nicht sehr viele. Nur mein Freund kriegt das natürlich alles mit.



Gruß
Kirsche007
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