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Azahara
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Post Thu, 21.Apr.05, 7:59      Keine Zeit für mich.. ausgebrannt Reply with quoteBack to top

Hallo,

keine Ahnung, ob das so wirklich hier rein passt, aber ich muss es einfach los werden - ich kann nicht mehr!!

Seit Monaten quäle ich mich jeden Morgen zur Arbeit, steh um sechs auf, komm um halb sechs, sechs wieder heim. Hab nicht richtig Zeit für das sog. "Privatleben", da ja auch noch der Haushalt zu erledigen ist und der Tag dann auch schon vorbei ist. Dazu kommt noch dass ich meinen Job schon seit fast einem Jahr nicht mehr ausstehen kann und meine Kollegen mich so sehr nerven, dass ich jeden Tag überreizt an meinem Schreibtisch sitze und nur noch ablehnend und aggressiv bin. Freunde hab ich eigentlich keine, bis auf eine ehemalige Klassenkameradin, mit der ich mich ab und zu treffe. Und selbst dazu muss ich echt Bock haben, denn ich hab lieber meine Ruhe. Soziale Kontakte pflege ich durch meine Familie, die immer für mich da ist. Doch was mein "eigenes" Leben angeht bin ich echt total ausgebrannt.

Ich steh morgens vor dem Spiegel,schau mich im Spiegel an und denke mir "Du bist wie ein Roboter. Du stehst jeden Tag zur gleichen Zeit auf, jeden Tag der gleiche Ablauf, bis Du aus dem Haus bist, jeden Tag die gleiche Arbeit, jeden Abend das gleiche daheim. Man könnte dich durch eine Maschine ersetzen. Würde keinen Unterschied machen!".

Es ist wie in einem Käfig. Keine Zeit für nichts. Ein dahinhecheln von WoE zu WoE. Freitags schlafe ich oft schon gegen 7 auf dem Sofa ein, so müde bin ich. Am Wochenende selbst schlafe ich sehr viel - meistens so bis 12:00, 13:00- um das Defizit der Woche wieder "reinzuholen". Samstag´s wird das Haus geputzt. Sonntag wird entspannt. Nerven zum Weggehen hab ich keine mehr. Und so geht das Woche für Woche. Monat für Monat.

Wir haben jetzt Mitte April und ich hab von diesem Jahr noch nichts mitbekommen, keinen Tag bewusst erlebt. Es ist, als wäre das neue Jahr für mich erst zwei Wochen alt. Und ich hab Angst, irgendwann "aufzuwachen" und alt geworden zu sein, ohne wirklich gelebt zu haben.

Ich sehne mich so nach Freiheit. Nach Sonne. Nach Spaß. Lachen. Fröhlich sein. Mich wieder spüren. Leben!!

Ab nächster Woche Donnerstag habe ich Urlaub. 10 Tage Entspannung. Ein wenig im Garten werkeln. Den Keller endlich mal ausräumen. Ruhe. Und vor allen Dingen die ersten drei Tage rein garnichts machen ausser schlafen und essen und faulenzen. Mal nicht zu den Schwiegereltern fahren, mal nicht Urlaub, weil jemand Geburtstag hat oder was erledigt werden muss. Einfach mal Urlaub für mich.

Ja, so hab ich mir das vorgestellt. Mein Urlaub war das Glas Wasser nach endloser Wüste für mich. Mein Rettungsring, an den ich mich seit Wochen geklammert hab. Mein Ruhepol, auf den ich mich gefreut habe wie ein kleines Kind auf seinen Geburtstag.

Und jetzt ? Mein Vermieter hat angekündigt, in den nächsten Tagen und Wochen das Dachgeschoss (direkt über unserem Schlafzimmer) auszubauen. Den Maurer hat er schon bestellt. Ein Fenster will er noch einbauen. Laminat verlegen. Wände verputzen. Absagen kann ich ihm ja schlecht. Wie sich das schon anhören würde "Also, hörn Sie mal, dass ist jetzt aber schlecht. Da hab ich Urlaub. Da will ich meine Ruhe!".

Ich seh es schon vor mir, wie es morgens um acht an der Haustüre klingelt und dann das Getrample hoch und runter losgeht. Dazu noch überall Dreck. Womöglich muss ich dann sogar noch mit anpacken. Wer Urlaub hat, hat ja eh nix zu tun. Nach außen hin "dumm rumsitzen" mag ich dann ja auch nicht, wenn ich schon "Zeit" habe. Urlaub verschieben geht nicht. Wegfahren können wir auch nicht, da mein Freund da keinen Urlaub bekommt und außerdem das Geld dazu fehlt. Und ich wollte daheim bleiben, in meinem Nest, und nix an mich heranlassen, mal die Seele baumeln lassen.
EU steht ja für Erholungsurlaub. Den werd ich wohl in den Wind schreiben können. Und alles geht weiter wie bisher. Ich bin so frustiert, ich könne nur noch heulen Sad

Azahara
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slave
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Post Thu, 21.Apr.05, 8:12      Re: Keine Zeit für mich.. ausgebrannt Reply with quoteBack to top

Liebe Azahara,

Ich kenne dich nicht, kann von daher nur aus deinem Text schliessen.

Ich denke, es liegt an einem selber, ob man etwas verändert - fang an, dir einen neuen Job zu suchen. Wohnst du alleine?

Ausgebrannt ist ein Wort, dass ich nur bei über 40 oder 50jährigen Leute höre, die schon ihr ganzes Leben gearbeitet haben. Was brennt dich denn aus? Was ärgert dich? Wenn du dir diese Fragen stellst, und aktiv etwas gegen diese Immisionen unternimmst, dann kannst du vielleicht wieder etwas aufatmen.

Das einzige was man tun MUSS im Leben ist sterben.

lg
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Post Thu, 21.Apr.05, 8:25      Re: Keine Zeit für mich.. ausgebrannt Reply with quoteBack to top

Hi azahara,

Quote:
Und jetzt ? Mein Vermieter hat angekündigt, in den nächsten Tagen und Wochen das Dachgeschoss (direkt über unserem Schlafzimmer) auszubauen. Den Maurer hat er schon bestellt.


Moment, - Renovierungsmaßnahmen müssen vom Vermieter mindestens 2-3 Monate vorher schriftlich angekündigt werden! -
Genau aus dem Grund, den du beschreibst..

Du musst dich damit also nicht abfinden.

Mach dich mal schlau - google: Renovierungsarbeiten, Ankündigung.

lg

Nele(gerade auf dem Sprung, aber kann nachher auch mal nachsehen..)
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Azahara
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Post Thu, 21.Apr.05, 9:02      Re: Keine Zeit für mich.. ausgebrannt Reply with quoteBack to top

Hallo Slave,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Du hast vollkommen Recht, dass man selbst etwas verändern muss. Andere können das kaum für einen tun. Ich glaube auch, dass viele Menschen nichts verändern, weil ihnen der tägliche Trott eine Art Sicherheit gibt, aus der sie sich nicht wirklich heraus bewegen wollen, aus Angst vor Veränderungen.

Was mich ausbrennt...

- mich seit über einem Jahr erfolglos zu bewerben und nur Absagen zu bekommen

- meine Befürchtungen, meine eigene, kleine Firma (mache mich nebenher selbständig) nicht auf die Beine zu bekommen; die Angst, alles falsch zu machen, das Geld umsonst ausgegeben zu haben

- täglich 130 Kilometer Landstrasse zurückzulegen, um zur Arbeit und wieder zurück zu kommen (Abstecher zum Einkaufen nicht mitgerechnet)

- Dinge auf der Arbeit immer wieder wiederholen zu müssen, weil jemand etwas falsch gemacht hat

- meine Kollegen immer wieder etwas erklären müssen, was sie sich dann nicht merken und es mich immer wieder fragen

- mein Chef, der nichts selber machen kann und der mit purem, sinnlosen Aktionismus regiert

- immer wieder das gleiche tun zu müssen, nicht gefordert zu werden. Nicht motiviert zu werden.

- mich nicht richtig entspannen zu können, weil ich schon wieder an die nächste Sache denke, die ich noch erledigen muss

- Geldprobleme

- der Zwang, immer alles perfekt machen zu müssen

- Nichts zu erleben. Und wenn man könnte, macht man es dann doch nicht, um kein Geld auszugeben.
(S´gibt auch kostenloses Vergnügen, ich weiß ;o) ich meine hier mal Kino oder mal essen gehen)

- Außerplanmäßige Gegebenheiten wie die Dachgeschossrenovierung, mit der wir nicht so schnell gerechnet haben (sowas passiert jedem im Leben, aber mich wirft es immer wieder um)

- Der Haushalt von 160 qm, obwohl mein Freund doch viel macht. (Er ist ja auch jeden Tag anderthalb Stunden früher als ich daheim)

- der Zwang, alles ordentlich im Garten herzurichten, da unser Nachbar - der Sohn des Vermieters - ein passionierter Hobbygärtner ist

- Der Unfall meiner Eltern, mit dem ich nicht klar komme und den ich nicht richtig verarbeitet habe, obwohl ich versuche mit meinen Schwestern darüber zu reden

- Mein jammernder Vater, dem seit dem Unfall immer etwas anderes weh tut und die Angst, irgendwann nicht mehr zwischen Jammern und tatsächlichen Problemen unterscheiden zu können

- Die Gefühle gegenüber meine Eltern, jetzt, wo sie merklich altern (wir sind als Kinder oft geschlagen worden. Nicht richtig geprügelt, aber sobald der kleinste Anlass gegeben war, gab´s ne ordentliche Maulschelle oder der Hintern wurde versohlt. Mein Vater schlug und meine Mutter sagte "Das ist eine Sache zwischen Euch, da mische ich mich nicht ein!").

- dass ich nicht damit fertig werde, dass die Menschen, die ich liebe, eines Tages sterben werden

- die Angst, dass meinem Freund, der als Bundesgrenzschutzbeamter oft bei (in meinen Augen) brenzligen Situationen bei Demonstrationen, Fußballspielen (wegen Hooligans), Castortransporten und Grenzkontrollen dabei ist, etwas passiert

- dass er oft mehrere Tage, manchmal auch Wochen wegen seines Berufes nicht da ist. Oft an Geburtstagen. Auch an meinem. Dass wir nie spontan ein Wochenende planen können, weil er oft erst Donnerstags oder Freitags erfährt, ob er weg muss.

- dass eines Nachts, wenn ich mal wieder alleine bin, wieder das Telefon klingelt und mir jemand sagt, dass es einen Unfall gegeben hat

Hm... ich glaub, das war´s soweit erst mal ...

Grüße

Azahara
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Post Thu, 21.Apr.05, 9:14      Re: Keine Zeit für mich.. ausgebrannt Reply with quoteBack to top

Hallo Nele,

vielen lieben Dank für die Info (das ist ja interessant!) Er hat uns ja letztes Jahr schon gesagt, dass er im Sommer (letztes Jahr) ausbauen will. Daraus ist dann nichts geworden, weil er krank wurde. Zwischendurch hat er immer mal wieder gesagt, dass er es in Angriff nehmen möchte, wurde aber nie konkret. Und nu isses plötzlich soweit. Hmpf.

Unser Vermieter hat nur leider schon so viel für uns getan, dass wir ihn wohl sehr damit vor den Kopf stossen würden. Er hat uns beispielsweise sehr viele Möbel überlassen, die noch im Haus waren (sein anderer Sohn wohnte in der Doppelhaushälfte, in der wir jetzt wohnen, und musste wg. Krankheit in ein Pflegeheim), hat uns Holz zum beheizen des Kachelofens geschenkt (den ganzen Holzkeller voll), das Laminat für das OG bezahlt, bringt uns ein mal im Jahr Mohrenköpfe vorbei (Fabrik ist in der Nähe), hat uns den Rasenmäher überlassen, usw... . Also dahingehend haben wir echt Glück gehabt. Naja...und dann ist der gute Mann ja auch schon siebzig.. . Trotzdem fuchst es mich halt, dass es ausgerechnet dann ist, wenn ich Urlaub hab. *michübermichselberärgerntu* Confused

Nochmal danke!!

Grüßle

Azahara
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