Degradierung von Kollegen

neu an Bord! 2 München W, 28

Hallo,

ich habe vor einigen Jahren einen Top-Managerposten von einem Tag auf den anderen verloren, ohne etwas dagegen tun zu können. Das hat mich furchtbar entmutigt und mich erheblich an mir selbst zweifeln lassen. Aus der Not wollte ich eine Tugend machen und habe mit Jura damals ein zweites Studium (hatte schon eines vorher abgeschlossen) begonnen, das mich schon immer sehr interessiert hat. Nun bin ich damit fast fertig und habe, um mich einzuarbeiten, damit begonnen, in einer Anwaltskanzlei als Mitarbeiter für einen Partner zu arbeiten. Der nimmt mich als Person auch ernst und ich bekomme durchaus schwierige Aufgaben, die auch "fertige" Rechtsanwälte bearbeiten, was mich immer sehr motiviert hat, da es mir gezeigt hat, dass ich auch in diesem Fach meine Qualitäten besitze.

Was mich jedoch erheblich aus der Bahn wirft, sind Beleidigungen und Anfeindungen von anderen Anwälten der Kanzlei (nicht Partner), die permanent versuchen, mich zu degradieren. Heute habe ich z.B. morgens einen Kaffee aus der Küche geholt und wurde von einem dieser Anwälte angesprochen, ich solle doch den Müll raustragen. Meine Antwort, dass ich momentan anderes zu tun hätte und dafür auch nicht zuständig bin, hat er damit ignoriert, dass er sagte: "Sie sind doch am Ende der Foodchain hier in der Kanzlei und Sie müssen Anweisungen, die ich Ihnen gebe, ausführen, also leeren Sie jetzt den Müll aus!".

Ich habe mich nicht weiter darauf eingelassen, ihn einfach angelächelt, mir den Kaffee geholt und bin gegangen. Da ich nur dem einen Partner weisungsmässig unterstellt bin, was auch vertraglich exakt so vereinbart ist, sah ich mich nicht dazu gezwungen, dieser Gängelei nachzugeben (zumal wir eine Reinigungsfachkraft haben, die täglich kommt und die das Leeren des Mülls auch übernimmt).

Trotzdem hat mich allein der Tonfall und die abfällige Art des Anwalts, der durchaus jünger als ich sein dürfte, enorm geärgert und mich enttäuscht. Und obwohl ich mich sehr darum bemühe, fällt der Ärger nicht ab und dazu kommt noch die Frustration, dass ich mich nicht richtig wehren kann, weil das meine Position ja auch nicht hergibt.

Die für Personal zuständige Dame ist hierarchisch nicht wichtig genug, dass sie Einfluss nehmen könnte, deshalb ist es sinnlos, mit ihr darüber zu reden. Auch mit meinem zuständigen Partner bringt ein Gespräch vermutlich wenig (ich höre ihn schon sagen:"Da müssen Sie halt durch"). Ich fürchte aber, ich werde mich nicht ewig beherrschen können.

Hat hier irgendjemand vielleicht einen guten Rat für mich?

Herzlichen Dank,
xiangdao

sporadischer Gast 6 Wien W, 26

Hallo xiangdao!

Was du da schreibst, kommt mir sehr bekannt vor! Ich habe zwar nicht studiert, bekomme aber oft in der Arbeit Dinge zugeschanzt, für die ich gar nicht zuständig bin. In meinen letzten 2 Jobs war das so: obwohl ich eine gute Ausbildung habe, teilte man mich zum Akten schlichten und dergleichen ein - wäre für mich ja nicht so schlimm gewesen, wenn andere Kollegen das auch ab und zu getan hätten, war aber nicht so! Alles blieb an mir hängen und es wurde auch noch als selbstverständlich angesehen! Confused

Meine "eigentliche" Arbeit, die ich dort erlernen bzw. vertiefen sollte, blieb auf der Strecke und ich war nur mehr frustriert. Als ich mit meinem damaligen Chef darüber redete, meinte dieser, ich müsse mir das nicht gefallen lassen und soll wieder zu ihm kommen, falls das nochmals vorkommt. Tolle Theorie - die Praxis sah anders aus - er hat es so hingenommen und mir nicht geholfen (man hätte ja mit diversen Personen reden können und nachfragen, warum sie manche Aufgaben nicht allein erledigen... Rolling Eyes

)... Nach einiger Zeit durfte ich mich mit seiner Erlaubnis auf bestimmte Tätigkeiten spezialisieren (was mich auch freute), doch eines Tages lag schon wieder was auf meinem Tisch, das nicht zu meinen Aufgaben gehörte - ich beschloß, die Sache selbst zu regeln und sagte es der Kollegin von der es stammte. Ihre Antwort: "Machen sie das und diskutieren sie nicht darüber mit mir!" Shocked

Tja, das Ende vom Lied war, dass ich mich in eine andere Abteilung versetzen ließ - dort ging es mir dann viel besser!

Ich weiß nicht, wie es dir sonst dort gefällt... Gibt es vielleicht ein persönliches Problem mit einem der anderen Anwälte? Dein Partner ist also gleichzeitig dein Chef - oder verstehe ich das falsch?
Du könntest diesen Kollegen mal offen darauf ansprechen, ob er etwas gegen dich hat...man könnte ja durch ein Gespräch (zu zweit oder zu dritt) eventuelle Mißverständnisse ausräumen.
Was meinst du?

LG,
Mad Lynn

sporadischer Gast 6 Wien W, 26

noch was: Die Bemerkung von diesem Anwalt ist ja unterste Schublade! Laß dir sowas nicht gefallen, sonst macht das bald jeder dort mit dir!

LG und viel Glück,
Mad Lynn

sporadischer Gast 25 Bayern M, 21

Quote:

Ich fürchte aber, ich werde mich nicht ewig beherrschen können.

perfekt,
leg dich doch in einem wortgefecht mit ihm an.
wenn dein partner hinter dir steht hast du ja auch in diesem sinne keine konsequenzen zu erwarten.
und warum den liebenman spielen? wozu?
nur damit auf dir rumgehackt wird?
ich mein du bist ja nicht da damit andere ihre aggressionen abbauen können.

so ala:
du weist doch nicht einmal was foodchain bedeutet, also setz dich nochmal hin und lerne. Wenn du dann meine qualität hast kannste nochmal kommen...

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Wie wär's mit:

"Soll ich Ihnen die Krawatte dann auch noch gleich binden? Das scheinen Sie ja auch alleine nicht richtig hinzubekommen."

oder etwas in der Art. Ich stimme den anderen da durchaus zu, du mußt auf das Einhalten deiner (vertraglichen und persönlichen) Grenzen bestehen.

Viele Menschen, die meinen, daß Sie mit jemandem "leichtes Spiel" haben werden, geben diese Ambitionen sehr schnell auf, wenn ihr Opfer eine klare Position einnimmt. Wenn es sein muß, trag ruhig den Müll raus ... wichtig ist dabei, daß deine Überlegenheit deutlich wird. Zum Beispiel mit den Worten:

"Sicher, ich zeige Ihnen nochmal, wie man den Müll rausträgt. Morgen schaffen Sie es dann auch alleine."

Mir ist allerdings ein Rätsel, warum der Anwalt dich dermaßen dumm anmacht. Aber manche Menschen brauchen sowas eben.

sporadischer Gast 27 Erde W, 38

Ich finde, dass Du schon gut reagiert hast. Da scheinen ziemlich fiese Revierkämpfe ausgetragen zu werden.

Meine Empfehlung ist, auf der sachlichen Ebene zu bleiben. Schließlich hast Du einen Dienstvertrag und bist für einen bestimmten Aufgabenbereich eingestellt. Bei solchen Vorfällen würde ich mich darauf berufen, mit dem Hinweis, dass sich das Gegenüber ja gerne an den Vorgesetzten wenden kann, wenn ihm etwas unklar ist und Du gerne mitgehst. Oder dass Du Dir nicht dessen bewußt bist, dass er Weisungsbefugnis Dir gegenüber hat.

Je klarer Du Deine Grenzen setzt, umso schneller geben sie auf. Fakt ist leider, dass manche ihre gute Kinderstube zu Hause lassen, wenn sie jobben. Auch wenn es schwer fällt, versuche es nicht persönlich zu nehmen. Du bist sicher gut auf Deinem Gebiet, sonst hättest du dieses Angebot nicht bekommen.

sporadischer Gast 8 Schaffhausen M, 33

mein Tipp:

leer den Müll aus, aber über seinem Kopf...

Helferlein 102 ,

Das ist meiner Meinung nach schon Mobbing. Wichtig ist, jedes Ereignis genau zu protokollieren, um eventuell klagen zu können. Zuerst würde ich mit dem Vorgesetzten darüber berichten.

Helferlein 57 Österreich, Wien M, 36

robert1 wrote:

mein Tipp:

leer den Müll aus, aber über seinem Kopf...

Nachdem es um eine Anwältin geht, würde ich verbale Reaktionen vorschlagen -->

Als Anwalt kann es schon öfter mal vorkommen, dass man scharf angeschossen wird, schlagfertig un souverän antworten, ohne in Panik zu geraten und handgreiflich zu werden, ist das das Beste.

Forums-InsiderIn 173 Aachen M, 26

Ich würde es so sehen: Wer so eine Scheiße erzählt, der muss es schon verdammt nötig haben und einfallslos ist er auch mit seinen "Beleidigungen".

Sieh es einfach als "Kompliment", dass Du gute (bessere als er) Arbeit machst und lach dem Kerl einfach freundlich ins Gesicht: "Hach was sind Sie wieder witzig heute, soll ich Ihnen demnächst auf dem Klo noch die Tür aufhalten?".

Letztendlich macht er sich lächerlich, nicht Du.

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