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Micky
Forums-InsiderIn
213
Schweiz W, 49
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Thu, 14.Apr.05, 22:55 Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo
Ich wäre sehr dankbar, wenn ich ein paar Erfahrungen bezüglich des Verhaltens eures Therapeuten/eurer Therapeutin, wenn ihr ihn mit eurer Suizidalität konfrontiert, mitgeteilt bekommen würde.
Obwohl ich mich bei meinem Therapeuten ansonsten gut aufgehoben fühle und auch ein stabiles Vertrauen entwickelt habe, finde ich sein Verhalten in suizidalen Phasen von mir sonderbar. Obwohl er immer wieder betont, dass er meine Suizidalität sehr ernst nehme, sagt er jeweils einfach nur, dass es zwar schade wäre, wenn ich mir das Leben nehmen würde, dass er es aber auch verstehen könnte, weil ihm mein riesengrosser Leidensdruck bewusst sei und dass er mir deswegen auch nicht böse wäre, wenn ich es tun würde.....
Dies gibt mir immer wieder das Gefühl, dass es ihm im Grunde genommen egal ist, ob ich mich umbringe oder nicht. Das verneint er zwar und erörtert dann wieder mal seine Haltung, sich von der Suizidalität seiner Patienten grundsätzlich zu distanzieren. Diese Einstellung begründet er damit, dass jeder Mensch für sein Leben und für das was er mit ihm macht alleine verantwortlich sei und es nicht in seiner Macht liege, Suizide zu verhindern. Er würde auch nie jemanden in die Klinik einweisen, ausgenommen der Patient wünscht dies.
Ich habe mit dieser seiner Einstellung grosse Mühe. Deshalb würde es mich sehr interessieren, wie ihr dazu steht und welche diesbezüglichen Erfahrungen ihr mit euren Therapeuten gemacht habt.
Lg Micky
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Sidney
sporadischer Gast
27
Schweiz (Kt. Bern) W, 20
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Fri, 15.Apr.05, 8:53 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Quote: | Obwohl er immer wieder betont, dass er meine Suizidalität sehr ernst nehme, sagt er jeweils einfach nur, dass es zwar schade wäre, wenn ich mir das Leben nehmen würde |
Was Du beschreibst klingt echt nach meinem früheren Therapeuten
Ich persönlich finds schade das er sowas sagt. Genau dasselbe sagte ja mein Ex Therapeut, und darum kann ich gut mitfühlen. Ich kam mir damals so dumm vor, und dachte mir, ich hätte es besser nicht gesagt...
Aber am besten sagst du ihm wie du dich fühlst
Meinem neuen Therapeuten habe ich in der vergangenen Stunde von meinen Selbstmordgedanken erzählt. Ich kann das Gefühl kaum beschreiben. Ich fühlte mich so aufgefangen wie noch nie zuvor. Er reagierte eigentlich ganz normal, und nahm es wirklich ernst. Leider war die Stunde dann zu ende, und es wartete schon der nächste Patient im wartezimmer. Nun sprechen wir am Mittwoch wieder darüber.
Ich wünsche dir viel Glück, und hoffe du findest einen Weg!
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Nessa
Forums-Gruftie
609
Germany W, 54
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Fri, 15.Apr.05, 10:10 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky,
ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du so empfindest.
Quote: | Obwohl er immer wieder betont, dass er meine Suizidalität sehr ernst nehme, sagt er jeweils einfach nur, dass es zwar schade wäre, wenn ich mir das Leben nehmen würde, dass er es aber auch verstehen könnte, weil ihm mein riesengrosser Leidensdruck bewusst sei und dass er mir deswegen auch nicht böse wäre, wenn ich es tun würde..... |
Solche Äußerungen finde ich schon ein bisschen gefährlich und würden bei mir auch den Eindruck erwecken, dass es ihm so gut wie egal ist. Auch wenn der Therapeut letztendlich einen Suizid nicht verhindern kann, so hat er doch großen Einfluss auf den Patienten und zugleich eine große Verantwortung.
Ich habe während meiner Therapie meine Selbstmordgedanken nie direkt angesprochen, aber meine Therapeutin hat gemerkt, wie schlecht es mir ging. Sie hat mir sehr viel Verständnis entgegengebracht, aber wirklich abhalten hätte sie mich nicht können.
Quote: | Er würde auch nie jemanden in die Klinik einweisen, ausgenommen der Patient wünscht dies. |
Das finde ich okay, denn sonst würden viele Patienten nie über ihre Suizidgedanken sprechen aus Angst vor einem Klinikaufenthalt. Dazu muss man auch bereit sein, sonst bringt die Behandlung nicht viel.
Liebe Grüße
Nessa
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philipp
Helferlein
98
M, 36
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Fri, 15.Apr.05, 11:47 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patie |
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Hallo Micky,
wie sollte denn dein Therapeut reagieren, damit du dich ernst genommen fühlst? Was sollte er sagen, damit du wüßtest, dass du ihm nicht egal bist?
Ich denke, es hilft dir mehr, herauszufinden, was deine Wünsche und Erwartungen sind, als zu hören, was andere Therapeuten bei anderen Patienten in zwar ähnluchen, aber trotzdem andersgestalteten Situationen sagen. Denn das läßt sich nicht eins-zu-eins vergleichen.
Du möchtest doch sicherlich herausfinden, was dir am meisten in dieser Situation helfen würde und nicht wie andere Therapeuten damit umgehen.
Philipp
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Fri, 15.Apr.05, 12:20 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky,
was würdest Du denn gern von Deinem Thera hören?
Quote: | dass es zwar schade wäre, wenn ich mir das Leben nehmen würde, dass er es aber auch verstehen könnte, weil ihm mein riesengrosser Leidensdruck bewusst sei und dass er mir deswegen auch nicht böse wäre, wenn ich es tun würde..... |
Soll er bitten und betteln, dass Du´s nicht tust? Soll er völlig verständnislos reagieren?
Quote: | Diese Einstellung begründet er damit, dass jeder Mensch für sein Leben und für das was er mit ihm macht alleine verantwortlich sei und es nicht in seiner Macht liege, Suizide zu verhindern. |
Tja, so ist es...
Jeder Mensch übernimmt Verantwortung für sich und sein Leben. Kein Fremder (und auch Therapeuten nicht) können diese Verantwortung übernehmen.
Er sorgt in diesem Punkt für sich..und auch für Dich, auch wenn Du das (noch) nicht siehst.
Mein Thera hat damals vergleichbar reagiert. Er sagte, er sei betroffen über diesen aggressiven Wunsch mir gegenüber, denn eigentlich sei ich doch eine Kämpferin (im positiven Sinne) für mich und mein Leben - deswegen hätte ich mir ja auch die Therapie ausgesucht. Er sagte, er fände es sehr schade, wenn ich die ganze Lebensenergie in mir aggressiv verneinen würde. Doch natürlich könne er mich nicht aufhalten.
Wie Du siehst, lebe ich und hab keineswegs vor, das aktiv aggressiv zu beenden
Alles Liebe,
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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vilareal
Forums-InsiderIn
387
Wien M, 33
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Fri, 15.Apr.05, 15:47 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Ich denke, dass die "gute" Reaktion auf Selbstmordgedanken sehr stark von der Person (Patient) abhängt. Es gibt keine Standardantwort.
Suizidgedanken und -ankündigungen haben verschiedenste Funktion. Entsprechend dieser muß die Reaktion verschieden ausfallen.
Eines ist letztlich klar: Kein Therapeut kann wirklich Selbstmord verhindern. Es ist und bleibt die Entscheidung jedes einzelnen. Versuche mit deinem Therapeuten eher herauszuarbeiten warum du diese Gedanken hast. Und wenn du wirklich akut suizidal bist solltes du in eine Klinik gehen. Wenn es aufschiebbare Gedanken sind, Ideen, nachdenken drüber, dann besprich sie. Erwarte aber kein "bitte, bitte nicht". Das wäre ja vielleicht eingehen und bestärken der Funktion der Gedanken.
lg,
v.
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Fallen.Angel
Moderatorin
1117
Wien W, 24
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Fri, 15.Apr.05, 16:49 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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hallo
spannend das es auch therapeuten gibt, die nach dieser methode vorgehen, ich glaub das nennt sich irgendwas mit paradox.. irgendwas, keine ahnung, hab meinen thera zwar mal gefragt, aber wieder vergessen...
auf jedenfall, finde ich beide möglichkeiten nicht besonders berauschend.. entweder der thera stimmt einem zu, oder er bringt dich in die klapse...
wobei ich dazu sagen möchte, bei ersterem kann es natürlich auch passieren.. zu der methode gibt es ein gutes buch, wenn ich das mal so anfügen darf und zwar heißt das "Suizid - Therapeutische Interventionen bei Selbsttötungsabsichten" von Wolfram Dorrmann.
da ist eben in erster linie die verhaltensweise beschrieben, wie sie mickys thera anwendet.
um auch ein bisschen persönliches einzubringen, mein therapeut wollte es mir richtig ausreden, und hat mir immer versprechen abgenommen, ich dürfte mir nichts antun bis zum nächsten mal, etc und das fand ich auch eher lästig, weil man sich dann nicht verstanden fühlt... wie gesagt, wie man es macht ist es falsch
grüße fa
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_________________ SvV Selbsthilfeseite |
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carö
Forums-InsiderIn
456
Deutschland W, 38
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Fri, 15.Apr.05, 17:10 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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hallo micky,
kann mich meinen vor“rednern“ anschliessen, hätte es ähnlich beschrieben. es geht letztlich nicht darum, wie bzw. mit welchen worten der therapeut reagiert, sondern darum, warum du diese gedanken hast und warum du sie einsetzt.
mir hat sehr geholfen als mein therapeut mir den „ball zurückgespielt“ hat. er hat mir klar gemacht, dass er mich nicht abhalten könnte, wenn ich es unbedingt durchziehen wollte... niemand könne das, auch er nicht... ich habe gespürt, dass es ihn bewegt, aber er sich seiner möglichkeiten und grenzen –schmerzlich ??!!- bewusst ist. seine grenzen haben mir auch wieder meine verantwortung aufgezeigt. das hat mir letztlich geholfen: ich hatte das gute gefühl, dass ich ein stück weit, wieder mehr eigene entscheidungsfähigkeit zurückgewonnen habe. lebenswille ist nicht externalisierbar... er ist in dir... würde es nicht so sein, könnte jederzeit ein anderer beschließen, dein leben wegzuwerfen... aber so ist es nicht.
wichtig ist reden, reden, reden... und zwar mit der person, die es betrifft...
LG
caroline
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_________________ Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können. |
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snuffi
Helferlein
129
Wien W, 25
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Fri, 15.Apr.05, 21:11 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patie |
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also ich hab in letzter zeit eigentlich auch beinahe nur kriseninterventionsstunden und erleb das daher grad selber. und ich bin meiner therapeutin total dankbar, dass sie's so macht, wie sie es tut:
sie merkts mir an, wenn bei mir wieder mehr suizidgedanken kommen. und sie spricht mich darauf an. wir schaun dann schon auch - soweit in dieser situation möglich - woher die kommen. wir planen dann aber auch den tag und den nächsten. das versprechen, dass ich mir nix antu, kriegt sie nicht - das kann ich ja auch nicht versprechen. ich kann ihr nur versprechen, dass ich mich bemühen werde. sie sagt mir direkt, dass ich wertvoll bin. und dass sie mich nicht verlieren möchte und mich gern hat. und dass sie mir hilft, aus dem schlamassel wieder rauszukommen. ich bin dann 2mal/woche bei ihr, dazwischen ruft sie mich regelmäßig an, ich kann ihr auch jederzeit ne nachricht hinterlassen.
sie besteht dann auch drauf, dass ich sofort zu meinem psychiater schau und macht mir noch für den gleichen tag nen termin aus. von ihm hab ich auch die private handynummer und er möcht, dass ich ihn auf jeden fall anruf, wenn was ist. hab dann auch immer sehr kleine intervalle, bis ich wieder komm.
eingewiesen hat mich meine therapeutin noch nie. einmal war ich knapp davor - hat sie mir im nachhinein erzählt. und mich stört das nicht. weil somit weiß ich, dass, wenn gar nix mehr geht, sie die konsequenz draus zieht und die entscheidung für mich übernimmt.
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Micky
Forums-InsiderIn
213
Schweiz W, 49
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Thu, 21.Apr.05, 21:39 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich bin in letzter Zeit völlig von der Rolle und zusätzlich mit meiner Therapie und meiner therapeutischen Beziehung derart überfordert, dass es mir nicht möglich war, früher darauf einzugehen.
Es geht mir nicht darum, dass ich in akuten Krisen etwas Bestimmtes von meinem Therapeuten hören möchte oder dass er mich gar darum bittet, dass ich mich nicht umbringen möge. Ich würde mir einfach nur wünschen, dass ich mich von ihm durch sein Verhalten in meinen Absichten wenigstens nicht noch zusätzlich bekräftigt fühle. Wenn er jeweils nur sagt, dass er wisse, wie riesengross mein Leidensdruck und wie tief dieser in meiner Persönlichkeit und in meiner Lebensgeschichte verankert sei und wie schmal der Grat, auf dem ich wandere sei und dass er verstehen könne, wenn ich am Ende all meiner Kräfte angelangt sei und endlich zur Ruhe kommen möchte, finde ich das alles andere als hilfreich und sehr schwierig.
Ich habe das Glück, dass ich in schwierigsten Momenten jeder Zeit meinen Hausarzt anrufen darf und von ihm die Unterstützung erhalte, die ich mir von meinem Therapeuten wünschen würde. Er hilft mir jeweils, den Zugang zu meinem Lebenswillen und zu meinen, in schwersten Krisen oft nicht mehr abrufbaren Selbstheilungskräften wieder zu finden. Als ich meinem Therapeuten mal gesagt habe, dass ich mir diese Hilfe von ihm wünschen würde, meinte er nur, dass er froh sei, dass ich von meinem Hausarzt immer wieder aufgefangen werde und dass es ihm bewusst sei, dass ich ohne ihn (den Hausarzt) heute wohl kaum mehr da wäre......
Zur Zeit komme ich mit der Therapie überhaupt nicht mehr klar. Über drei Jahre haben wir trotz grosser Schwierigkeiten gut zusammen gearbeitet und jetzt belastet sie mich derart stark, dass ich es nicht mehr schaffe, zweimal die Woche hinzugehen.
Ein paar Beispiele: Weil ich lernen muss, nicht immer nur lieb, zurükhaltend und verzichtend zu sein, sondern auch mal Konflikte und Streitereien auszutragen, provoziert mein Thera absichtlich solche, indem er mir haltlose, ungerechtfertigte und sehr verletzende Vorwürfe macht. Ist ein solches Vorgehen therapeutisch wirklich sinnvoll?
Ich schaffe es auch nicht, mich aus meiner grossen emotionalen Abhängigkeit von ihm zu lösen. Wir haben eine sehr nahe und intensive therapeutische Beziehug. In der letzten Stunde meinte er, dass ich unsere körperliche Nähe, die er mir seit mehr als drei Jahren gewährt und auch dass, wenn er bedürftig sei und mir Persönliches und Privates von sich erzählt, ich dies nicht als bindend empfinden dürfe und nie habe empfinden dürfen .... und das nach drei Jahren und obwohl er weiss, wie unendlich bedürftig und bindungssuchend ich bin. Wie nur soll ich das hinkriegen? Er ist auch der Meinung dass, obwohl wir während der ganzen Stunde Körperkontakt haben, wir dennoch immer genügend Distanz gehabt hätten. Stimmt das wirklich? Ich fühle mich neben all meinen anderen Problemen mit denen in der Therapie zur Zeit total überfordert, weiss aber, dass ich ohne Therapie auch nicht zurechtkomme und zudem bin ich als IV-Bezügerin verpflichtet, eine solche zu machen. Hat vielleicht jemand Erfahrungen mit Therapiepausen gemacht? Wenn ja, haben sich diese positiv oder negativ ausgewirkt?
Ich weiss wirklich kaum noch, wie es weitergehen soll.
Liebe Grüsse
Micky
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Vanillivi
Helferlein
74
Bayern W, 39
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Thu, 21.Apr.05, 22:42 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky,
was für eine Therapie machst Du denn? Wie äußert sich denn der Körperkontakt zu Deinem Therapeuten? Was erzählt er denn da von sich? Für mich hört sich das ziemlich fragwürdig an. Vor allem, wenn er das drei Jahre durchzieht und aufeinmal etwas von Distanz erzählt. Ich habe bei meinem Thera jetzt das "Du" endlich durchgesetzt. Ich kann meine Meinung ncht hervorbringen und so gehörte das zu meiner Therapie. Es hat Wochen gedauert, bis ich formulieren konnte, was ich wollte. Und es war dann okay und ich war froh. Ich kann meine Meinung nicht durchsetzen, habe Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu machen, fühle mich bei Streitereien immer schuldig, fühle mich wertlos usw., usw. Deshalb war das Du mein erster Erfolg. Er hat es mir nicht leicht gemacht, aber er würde mich nie verletzen. Das wurde ich schon in meiner Kindheit. Mein Thera bleibt immer schön sachlich, hartnäckig sachlich, auch wenn ich abdriffte - hierbei meine ich sachlich auf das Thema bezogen. Wenn die Stunde um ist, dann reden wir auch mal, wie er seinen Urlaub verbracht hat. Aber mehr weiß ich nicht über ihn und außer, dass wir uns zur Begrüßung und zum Abschied die Hand geben, ist da kein weiterer Körperkontakt. Das würde ich auch ganz bestimmt nicht wollen.
kannst Du Dich nicht mal bei Deiner Krankenkasse erkundigen? Vielleicht wäre ja ein Therapeutenwechsel angemessen. Ich finde es schlimm, wenn er Dich dermaßen provoziert. Das halte ich nicht für therapeutisch wertvoll. Und wenn Dir Dein Hausarzt mehr hilft, als Dein Therapeut - dann spricht das doch schon seine eigene Sprache. Ich wünsch´ Dir viel Glück.
LG Vanillivi
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Micky
Forums-InsiderIn
213
Schweiz W, 49
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Fri, 22.Apr.05, 0:25 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Liebe Vanillivi
Hab lieben Dank für deine Antwort. Ich mache eine Gesprächstherapie seit Dezember 2001 (mit zwei, in Krisenzeiten 3 Wochenstunden) und habe seither vieles auf- und verarbeiten können. Trotz aller momentanen Schwierigkeiten verdanke ich meinem Therapeuten sehr viel.
Der Körperkontakt besteht in langen Umarmungen zu Beginn und am Schluss der Stunde und während des Settigs sitze ich je nach Wunsch bei Ihm und wir halten uns an den Händen; er legt auch öfters seinen Arm um meine Schulter oder wir stehen die ganze Stunde, ich lehne mich an ihn an und er hält mich fest. Auf diese Art kann ich am besten sprechen, weil ich mich beschützt fühle und ihm nicht dauernd in die Augen schauen muss. Ich muss noch sagen, dass wir von Anfang an in unserer Nähe Grenzen gesetzt haben (keine Zärtlichkeiten, kein Küssen und natürlich keine Sexualität) und diese bis zum heutigen Tag strikte eingehalten haben. Mein Therapeut ist der Meinung, dass die Art des Settings nicht so wichtig sei, wichtig sei, dass es den individuellen Bedürfnissen der Patienten entspreche.
Das Du möchte ich gar nicht haben, auch wenn er es mir anbieten würde; das würde noch mehr Nähe und Vertrautheit mit sich bringen und das möchte ich nicht mehr.
Durch meine eigene grosse Sensibilität und Verletzlichkeit ist mir ein sehr grosses Einfühlungsvermögen eigen. Ich vermag subtilste Signale anderer Menschen aufzunehmen. So habe ich am Anfang der Therapie sehr bald gespürt, dass mein Therapeut , ohne dass er auch nur ein einziges Mal ein Wort darüber verloren hätte, zu jener Zeit auch ein verletzter und bedrückter Mensch war und als er dann seinen Ehering immer seltener und dann gar nicht mehr trug, zählte ich 1 und 1 zusammen und habe ihn darauf angesprochen. Er war zwar sehr erstaunt über meine Frage, bestätigte mir meine Vermutung bezüglich seiner Trennung und Scheidung jedoch ausfühlich,,Später hat er mir des öfteren von sich aus weitere Details erzählt. Manchmal erzählt er mir auch von seinen Kindern, die im gleichen Alter sind wie mein Sohn oder kürzlich von seinem Wohnungswechsel. Manchmal spricht er aber auch über sich selber und darüber, was sich für ihn nach der Scheidung alles verändert hat und wie damit zurecht kommt.
Eine neue Therapie könnte ich jederzeit anfangen, aber dazu fehlt mir jegliche Kraft. Noch einmal von vorne anfangen, das schaffe ich nicht mehr.
LIebe Grüsse
Micky
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Sidney
sporadischer Gast
27
Schweiz (Kt. Bern) W, 20
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Fri, 22.Apr.05, 8:18 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky,
Ich kann gut nachvollziehen wie Du Dich fühlst!
Quote: | Hat vielleicht jemand Erfahrungen mit Therapiepausen gemacht? Wenn ja, haben sich diese positiv oder negativ ausgewirkt |
Ich war damals auch echt abhängig von meinem Therapeuten, dachte dass ich ihn brauche, und ohne ihn nicht weiter kommen würde. Obwohl ich mir bewusst war das er alles verschlimmerte. Aber als ich merkte dass es wirklich nicht mehr geht legte ich eine Pause ein. Ich sagte ihm einfach dass ich die Therapie unterbrechen will. Er war damit einvertsnden, und wir machten *glaub* zwei MOnate Pause. In dieser Zeit wurde mir wirklich bewusst das es nichts bringt... Mir gings in dieser Zeit echt gut, und ich konnte mich endlich von ihm "lösen" Danach rief ich ihn an, und sagte dass ich abbrechen will. (Ich möchte hier nicht erwähnen was mir in dieser Therapie alles wiederfahren ist) ... Danach begann ich eine neue Therapie bei einem super Therapeuten!
Quote: | er legt auch öfters seinen Arm um meine Schulter oder wir stehen die ganze Stunde | Ich kann vertsehen dass du dich so beschützt fühlst, wenn er den arm um dich legt usw. Aber ich finde das ist etwas zuviel nähe, und im Stehen eine Therapie? ??
Ich finde auch dass er zuviel über sich berichtet! Du bezahlst ihn ja dafür dass er dir zuhört, und nicht umgekehrt Und dass dein Hausarzt dir mehr hilft als dein Therapeut spricht auch nicht gerade dafür dass es der richtige Therapeut für dich ist!
Wenn du jederzeit eine neue Therapie anfangen könntest, dann würde ich diesen Schritt machen. Ich wünsche DIr ganz viel Kraft!!!!
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Nessa
Forums-Gruftie
609
Germany W, 54
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Fri, 22.Apr.05, 10:08 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky und ihr alle,
mit Erstaunen habe ich gelesen, was du hier beschreibst:
Micky wrote: | Er war zwar sehr erstaunt über meine Frage, bestätigte mir meine Vermutung bezüglich seiner Trennung und Scheidung jedoch ausfühlich,,Später hat er mir des öfteren von sich aus weitere Details erzählt. Manchmal erzählt er mir auch von seinen Kindern, die im gleichen Alter sind wie mein Sohn oder kürzlich von seinem Wohnungswechsel. Manchmal spricht er aber auch über sich selber und darüber, was sich für ihn nach der Scheidung alles verändert hat und wie damit zurecht kommt. |
Meine Therapeutin hat nie etwas über sich erzählt... was mich anfangs gestört hat, denn für mich war es sehr schwierig, über meine Probleme zu reden, ohne von meinem Gegenüber irgendetwas Persönliches zu wissen. Später wurde mir klar, dass es so richtig ist, denn die Beziehung Therapeut - Patient ist eben keine "normale" Beziehung wie mit Freunden, Bekannten oder Nachbarn. Ich denke sogar, es kann nur so wirklich gut funktionieren, denn persönliche Dinge des Therapeuten gehören nun mal nicht in die Therapiestunde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass dich die Probleme deines Therapeuten auch irgendwie belasten, und du deshalb viel an ihn denken musst.
Quote: | Der Körperkontakt besteht in langen Umarmungen zu Beginn und am Schluss der Stunde und während des Settigs sitze ich je nach Wunsch bei Ihm und wir halten uns an den Händen; er legt auch öfters seinen Arm um meine Schulter oder wir stehen die ganze Stunde, ich lehne mich an ihn an und er hält mich fest. Auf diese Art kann ich am besten sprechen, weil ich mich beschützt fühle und ihm nicht dauernd in die Augen schauen muss. Ich muss noch sagen, dass wir von Anfang an in unserer Nähe Grenzen gesetzt haben (keine Zärtlichkeiten, kein Küssen und natürlich keine Sexualität) und diese bis zum heutigen Tag strikte eingehalten haben. |
Ich weiß nicht... ist es nicht sehr problematisch, mit dem Therapeuten Körperkontakt zu haben? Ich halte es auch für sehr schwer, die Grenzen eindeutig zu definieren und dann auch einzuhalten... gerade zwischen Mann und Frau. So etwas wäre für mich nie in Frage gekommen (hatte zum Glück eine Frau als Therapeutin).
Mich würde auch interessieren, ob das üblich ist, dass Therapeut und Patient sich umarmen, die Hand halten etc. Oder ist das eher die Ausnahme?
Liebe Grüße
Nessa
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Karola
Forums-InsiderIn
354
Deutschland W, 33
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Fri, 22.Apr.05, 13:32 Re: Verhalten des Therapeuten bei Suizidalität d. Patienten |
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Hallo Micky,
das mit dem Provozieren des Therapeuten nennt man glaube ich "paradoxe Intervention". Ist aber nicht für jeden geeignet. Ich würde ihn da drauf ansprechen, dass es Dir nicht gut tut. Hast du ihn denn auch schonmal auf sein Verhalten angesprochen bzgl. Deiner Suizidalität, was das in Dir auslöst, wenn er tut als wär's ihm egal? Da will er Dich wohl auch aus der Reserve mitlocken, so hört es sich jedenfalls an.
@Nessa,
ich denke, alles ist erlaubt, solange es im Rahmen bleibt. Muss jeder Thera für sich und für den Patienten verantworten, was hilfreich sein könnte. Der Thera von Micky macht mir eigentlich keinen unprofessionellen Eindruck, da Micky in einem anderen Thread geschrieben hat, dass er sich bzgl. der Nähe in der Therapie selbst unsicher war und es deshalb in seiner Supervision angesprochen hat. Das zeigt doch, dass er Micky nicht abhängig machen möchtem, um nicht noch mehr Probleme zu schaffen. Ein bißchen fragwürdig finde ich allerdings auch, dass er soviel Privates von sich erzählt.
Viele Grüße
Karola
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