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SusanneM
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Post Wed, 13.Apr.05, 0:50      Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Mich interessiert seit einiger Zeit brennend, was genau in einem Kind
vorgehen muß, das in jungen Jahren einfach so von seiner Familie getrennt
wird????

Kurz:
Ich war im Alter von etwa drei Jahren nach einem Unfall
(Gehirnerschütterung) für fünf Wochen im Krankenhaus und es durfte mich
keiner besuchen (war damals in der Kinderklinik so üblich). Aus Gesprächen mit meinen Großeltern, die mir die Sache dann immer wieder erzählten und sogar immer wieder das gleiche fragten ("Weißt Du noch, als du Oma durch das Fensterchen reinschauen sahst, was da war??" - Antwort von mir "Ich hab Oma gesehen und dann sofort weggeschaut"), weiß ich, dass zB auch dass ich mich, als sie mich nach fünf Wochen abholten, nicht mehr mit nach Hause wollte und total extrem geschrien und geweint hatte, weil ich lieber im Krankenhaus bleiben wollte. Auf der Heimfahrt hatte ich laut Oma total verstört gewirkt und niemanden anschauen wollen, weswegen dann meine Oma einfach mitten während der Fahrt beschlossen hatte, in das nächste Spielzeuggeschäft zu gehen um mir etwas zu kaufen, zuerst wollte ich das nicht, aber ich hatte das Stofftier dann doch genommen und für ganz kurze Zeit gelächelt, danach war aber das Lächeln wieder vorbei. Außerdem hatte ich dann einige Zeit lang Opa nicht mehr haben wollen (er war der letzte, den ich vor der Einlieferung ins Krankenhaus noch gesehen hatte) und außerdem hatte ich etwa zwei Jahre lang Angst vor Ärzten; immer wenn ich krank war und der Arzt kam, versteckte ich mich irgendwo.

Was ich unbedingt wissen möchte:

Welchen Schaden davon könnte ich noch immer haben???!!!!!

Das beschissene ist: ich kann mich ja an damals nicht zurückerinnern! Wie
soll ich rausfinden, was ich damals gedacht hatte??

Und wie soll ich meinen Schaden effizient therapieren können, wenn ich
nichtmal genau weiß, wie der Schaden nun genau heißt und in welchen
Gehirnbereichen der eben vorkommt??

Falls jemand weiß, ob es irgendwelche Literatur dazu gibt, wäre es auch
nicht schlecht.

Ich möchte unbedingt rausfinden, was genau das passierte und wie es mir geschadet haben könnte! Welche Bücher gibt es zu diesem Thema?
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Difficult Secret
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Post Wed, 13.Apr.05, 6:58      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Ich denke du bist damals eindeutig traumatisiert worden
daraus resultieren könnten Schuldgefühle (ein Kind sucht die Schuld immer bei sich), Verlassenheitsängste
ich glaube nicht dass du Dich haargenau erinnern könen musst, das was du berichtest hast, spricht eine eindeutige Sprache

_________________
Ich bin Ausstellerin bei

http://ueberlebenskunst.net/
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SusanneM
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Post Wed, 13.Apr.05, 15:57      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Difficult Secret wrote:
Ich denke du bist damals eindeutig traumatisiert worden
daraus resultieren könnten Schuldgefühle (ein Kind sucht die Schuld immer bei sich), Verlassenheitsängste
ich glaube nicht dass du Dich haargenau erinnern könen musst, das was du berichtest hast, spricht eine eindeutige Sprache


Und was mache ich damit??

Was ich zB mal festgestellt hatte:
ich habe irgendwie in mir sowas wie undefinierbare Aggressionen gegenüber meiner Mutter - immer wenn ich mich von ihr nicht wirklich beachtet oder unterstützt fühle, ists total aus mit mir. (<-- das könnte daher kommen, dass ich damals ja von meiner Mutter getrennt worden war und eigentlich damals dachte, man hätte mich absichtlich ins Krankenhaus abgeschoben. Dass ich natürlich eine schwere Gehirnerschütterung hatte und das deshalb war, leuchtete mir wohl als kleines Kind eher nicht ein)

Außerdem hatte ich bei weiteren Krankenhausaufenthalten später mal - zB in der Psychiatrie - oft panikartige Verzweiflungsanfälle, wenn mich keiner besuchte oder ich mich "abgeschoben" fühlte. zB hatte ich das mal, als mich meine Therapeutin dummerweise vergessen hatte, sie wollte vor dem Nachhausegehen noch schnell vorbeischauen, hat aber im ganzen Stress dort einfach vergessen.

Gleichzeitig habe ich aber irgendwie den Drang in mir, dass Krankenhäuser etwas total tolles sein müßten und ich sehr gern dort hin wollen würde - wenn ich mich mies fühle.

Außerdem gibt es etwas, worüber ich wohl mit niemanden reden könnte. Es ist etwas, das ich schon seit meiner Kindheit habe und wo ich merke "ich habe da einen drang dazu" Dummerweise ist es etwas, das höchst peinlich ist und dummerweise wußte ich nie, warum ich das habe oder tun möchte. (es geht um etwas im Bereich Sexualität)

Wie soll ich dieses Trauma therapieren?!

Gibt es Bücher speziell zum Thema "Kind in Krankenhaus und daraus resultierender Schaden"????

Ich bin eigentlich enorm verzweifelt und möchte unbedingt eine Lösung finden!!

Seit etwa einem Jahr kommt immer mehr an "Erinnerung" daran hoch, bis dahin wußte ich nichtmal, dass das etwas schlimmes gewesen sein könnte.
Immer wenn ich mich da reinsteigere und nachdenke, bin ich nahe am totalen Zusammenbruch, außerdem steigert sich sowas wie Aggression in mir enorm. Ich könnte total ausrasten. Außerdem weiß ich ja nicht mehr, wie es mir dort gegangen ist - ich möchte aber wissen, was da alles war - oder wenigstens, wie ich mich dort verhalten hatte (depressiv, dauernd schreiend, oder ...?)

Grüße,
Susanne
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Post Thu, 14.Apr.05, 8:56      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Hallo Susanne,

ich kam mit dreieinhalb Jahren in ein Heim, weil sich meine Eltern getrennt hatten. Ich war ca. 8 Monate da und kam danach zu meinen Großeltern.

Was in mir vorging? Ich fühlte mich vollkommen und absolut verlassen - ein Gefühl, das auch heute noch gelegentlich über mich herfällt. Ich verstand nicht, wieso ich da war, also dachte ich, ICH wäre schuld daran, ich dachte, ich müsste ein furchtbar schlimmes Kind sein, dass ich einfach so verlassen wurde. Dieses Gefühl ist ebenfalls heute noch oft präsent, das Gefühl der Schuld und gleichzeitig Wertlosigkeit, wobei ich hier dazusagen muss, dass das durch spätere traumatische Erlebnisse noch zusätzlich verstärkt wurde. Ich frage mich allerdings, ob diese Erlebnisse ohne die vorher ausgelösten Schuldgefühle überhaupt so möglich gewesen wären.
Ich war fast mein ganzes bisheriges Leben darauf bedacht, es anderen recht zu machen, damit ich nur ja nicht als "die schlechte" dastand, es hat viele mühsame Therapiestunden und noch mehr Eigenarbeit gekostet, bis ich dahinterkam, wo es herkommt. Ich konnte - und kann - mich auch nur immer schlecht auf jemanden einlassen, weil da immer der Hintergedanke ist, dass dasjenige ja doch irgendwann "einfach weg" sein könnte. Es gibt aber auch das andere Extrem dazu, wenn ich mich denn mal eingelassen habe, dann mit Haut und Haaren, völlig unerheblich, ob mir dasjenige gut tut oder nicht...alles war besser als wieder verlassen dazustehen.

Es ist durchaus möglich, sich zu erinnern, ich hatte anfangs auch nicht mehr als die bloßen Tatsachen. Ich habe einfach immer wieder versucht, mich in das Mädchen von damals hineinzuversetzen und mit der Zeit kamen dann die Erinnerungen oder eher die Gefühle, die ich damals hatte.
Seitdem kann ich so manches an mir viel besser verstehen und auch dran arbeiten.

Wanderin

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Ihr seht und sagt - warum?
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Mory
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Post Thu, 14.Apr.05, 21:28      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Man nennt das Hospitalismus - wenn einem sehr jungen Kind über einen längeren Zeitraum die Bezugsperson fehlt. Daraus können sich "Störungen" unterschiedlicher Variation und Schwere entwickeln.

Auch unter Jugendlichen kann Hospitalismus entstehen, wenn sie im Elternhaus vernachlässigt werden, ebenso bei Senioren, die aus ihrer bisherigen Privatwohnung in ein Altenheim wechseln (müssen).

Die Verhaltensweisen, die Du schilderst, hängen möglicherweise damit zusammen.

Bücher gibt es zu diesem Thema sicherlich viele - in jedem psychologischen und medizinischen Lehrbuch ist der Hospitalismus thematisiert. Am besten einfach mal bei Amazon stöbern, doch ich möchte auch eindringlich empfehlen, unbedingt das Gespräch mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten zu suchen. Man kann sich selber sehr viel anlesen - damit kann man sich aber auch ganz schön verrückt machen! Exclamation

Gruß!

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SusanneM
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Post Fri, 15.Apr.05, 15:21      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Wanderin wrote:
H
Es ist durchaus möglich, sich zu erinnern, ich hatte anfangs auch nicht mehr als die bloßen Tatsachen. Ich habe einfach immer wieder versucht, mich in das Mädchen von damals hineinzuversetzen und mit der Zeit kamen dann die Erinnerungen oder eher die Gefühle, die ich damals hatte.
Seitdem kann ich so manches an mir viel besser verstehen und auch dran arbeiten.
Wanderin


Hi!

Das mit dem Erinnern hatte ich schon mal versucht.

Das schlimme dran ist, dass mir immer wieder sowas wie "ich bin jemanden ausgeliefert und werde möglicherweise gequält" enorm positiv vorkommt. Obwohl es damals für mich als Kind (im Krankenhaus) eben nicht positiv war.

ein Professor an meiner Uni meinte mal "Es ist fast unmöglich etwas wieder zu kurieren, das aus der frühen Kindheit stammt" Irgendwie muß das aber doch zu schaffen sein??

Interessant ist dann ja noch das hier:
Ich kann mich erinnern, dass ich schon im Vorschulalter dauernd die Gewohnheit zu viel Sebstbefriedigung (wie es ein Kind eben macht) hatte. Das war aber, soweit ich jetzt mal erfahren hatte, doch etwas viel mehr als es normale Kinder sonst tun. Ich konnte zB nur einschlafen, wenn ich da stundenlang an mir herum"spielte", gleichzeitig hatte ich dabei immer Phantasien wie zB "ich werde gequält bzw zu etwas gezwungen" Und das schon als zB vier oder fünfjähriges Kind. Ich weiß noch, dass ich das jahrelang so tat, ich konnte sonst nie einschlafen, wobei diese Einschlafzeremonie einige STunden lang dauerte. Ich hatte diese Gewohnheit bis zum Alter von etwa 12, da hatte ich dann damit allmählich aufgehört.

Ich könnte mir ja vorstellen, als Kind das im Krankenhaus ist, wußte ich vielleicht nichts anderes zu tun, als eben das??? Da ist immerhin keine Mutter und es sind auch keine Großeltern, die einen zum Schlafen bringen - da ist einfach nur "Selbstbeschäftigung" angesagt???

Kann es sein, dass sowas dann im Erwachsenenalter die Folge hat, dass man Sex mit einem anderen Menschen absolut gar nicht erfüllend findet und nur auf sich selbst konzentriert ist?? Und nur da das hat, das andere beim Sex mit dem Partner haben könnten??

Das perverse dran war dann ja auch noch, dass ich jahrelang dachte, ich wäre möglicherweise als Kleinkind von jemanden missbraucht worden, anders hatte ich mir nicht erklären können, dass ich so exzessiv mit der Selbstbefriedigung - in jungen Jahren - beschäftigt war.
Ich kam erst vor etwa einem Jahr plötzlich drauf "Hoppla, da gab es ja etwas in meiner Kindheit, an das ich bisher nie so wirklich dran gedacht hatte"

Grüße,
Susanne
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Post Fri, 15.Apr.05, 15:33      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Mory wrote:
Man nennt das Hospitalismus - wenn einem sehr jungen Kind über einen längeren Zeitraum die Bezugsperson fehlt. Daraus können sich "Störungen" unterschiedlicher Variation und Schwere entwickeln.

Die Verhaltensweisen, die Du schilderst, hängen möglicherweise damit zusammen.

Bücher gibt es zu diesem Thema sicherlich viele - in jedem psychologischen und medizinischen Lehrbuch ist der Hospitalismus thematisiert. Am besten einfach mal bei Amazon stöbern, doch ich möchte auch eindringlich empfehlen, unbedingt das Gespräch mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten zu suchen. Man kann sich selber sehr viel anlesen - damit kann man sich aber auch ganz schön verrückt machen! Exclamation


Hi,
ich hatte ja schon mal bei Medline recherchiert, allerdings scheinen alle Papers zum Thema "Kind in jungen Jahren im Krankenhaus, kein Besuch erlaubt" aus den 70er Jahren. Damals hatte man allmählich realisiert, dass man Kindern nichts gutes tut, wenn man keinen Besuch erlaubt. Diese Studien, Artikel etc sind allerdings nicht im Volltext vorhanden - weil ja aus den 70er Jahren. Und alle neueren Publikationen behandeln eben nicht mehr das spezielle Thema: Kind im Krankenhaus und kein Besuch.

Es gibt ansonsten nur noch die Veröffentlichung: Ratten werden von der Rattenmutter getrennt und litten dann an einer Art Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung und waren signifikant ängstlicher als andere Ratten, die nicht von der Mutter getrennt worden waren.

Hinzu kommt, dass ich die Diagnose eines ADHS habe. Das allerdings offensichtlich um einiges extremer ausgeprägt ist als bei anderen mit ADHS. Mein Bruder, der Psychologie studiert, meinte schon mal, ich sei wohl sowas wie der Extrem-ADHS-Fall. (Hinzu kommt, dass ich eine extrem überaktive Oma und eine Mutter mit extrem ADS habe)

Mein Arzt, der mich wegen des ADHS behandelt, war übrigens der, der mich vor einem Jahr plötzlich enorm schockierte, er sagte plötzlich - nachdem ich ihm von meinem Krankenhausaufenthalt damals erzählte "gott sei dank ist man ein paar Jahre später davon abgegangen, Kinder zu traumatisieren" Ich hörte damals von ihm das Wort "traumatisieren" und ich war dann tagelang total seltsam drauf, immer wieder fiel mir das ein und plötzlich fiel mir ein "Mein Gott, das war damals ja total entsetzlich" und plötzlich "fielen mir" auch die Aggressionen, die Verzweiflung usw wieder "ein".

Er hatte mir schon mal geraten, es mit EMDR zu versuchen, das er auch anbieten würde, allerdings meinte er, dass es eventuell auch mit der schon laufenden Psychotherapie klappen könnte. (Außerdem kostet das dann ja auch einiges)

Grüße,
Susanne
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Napo
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Post Mon, 27.Jun.05, 13:28      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

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Post Mon, 27.Jun.05, 14:10      Re: Kindheitstrauma - Frage Reply with quoteBack to top

Hallo Napo

Magst Du sagen, was Du mit deinem Smilie sagen möchtest?

LG Yeti
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