Therapeutin/Therapeut bricht Therapie ab

sporadischer Gast 5 Süddeutschland W, 40

Hallo,
ich bin bzw. war seit einem halben Jahr in Therapie wegen Eßstörungen.
Zu der Therapeutin (die gleiche, bei der ich vor 10 Jahren auch schon
wegen Eßstörungen war) hatte ich eine sehr starke Bindung (Abhängigkeit?) entwickelt, aber nach meinem Eindruck kamen wir gut
voran. Im Lauf der Therapie haben wir dann sexuelle Störungen, die
ich leider habe, thematisiert, aber auch daran haben wir wochenlang gut
gearbeitet, bis eine Stunde kam, in der sie plötzlich sagte, sie wäre keine
Sexualtherapeutin, es gäbe schließlich Experten zu dem Thema, sie wäre
daran auch nicht sonderlich interessiert, und es wäre wohl besser, ich würde statt zu ihr zu einem solchen Sexualtherapeuten gehen. Ich war
natürlich völlig schockiert, so abgewiesen zu werden von ihr, zumal es auf
einem sehr hohen Level meiner "Abhängigkeit" von ihr geschah, und in
einem Telefongespräch danach stellte sich heraus, daß sie sich (Zitat:),
"als Sexualberaterin a là Beate Uhse mißbraucht gefühlt hat von mir". Wir
konnten das zwar wieder irgendwie hinbiegen, ich wollte einfach auf keinen Fall weg von ihr, und haben nach dieser Krise noch ca. 2 Monate
weitergearbeitet, mal besser, mal schlechter, aber das sexuelle Thema
haben wir nie mehr angesprochen. Als ich sie nun vor zwei Wochen fragte,
was sie denn davon halten würde, wenn ich zu einem Sexualtherapeuten
ginge, zusätzlich zu den Stunden, die ich bei ihr habe, hat sie kurzerhand
die Therapie total abgebrochen, sie sei wohl nicht die richtige Therapeutin
für mich, sie hat mir auch nicht die Entscheidung überlassen, sie oder der
Sexualth., sondern hat unsere Therapie einfach beendet, komplett gegen
meinen Willen, weil meine Bindung zu ihr immer noch wahnsinnig groß ist.
Es waren noch Termine offen, und als ich danach fragte, meinte sie, ich sollte nur kommen und mich - nach so langer Zeit - von
ihr verabschieden. Mittlerweile hab ich ihr einen kurzen Brief geschrieben,
daß ich diese letzte Stunde nicht mehr wahrnehmen will (wäre viel zu
schmerzhaft für mich), aber ich leide doch wahnsinnig unter dieser Situation, die Therapie bei ihr verloren zu haben, sie war so wichtig für mich, und jetzt stehe ich einfach ohne alles da. Hat jemand eine Idee,
was ich jetzt tun könnte?
Danke und liebe Grüße!

Helferlein 69 Österreich W, 34

Hallo, Dein Erlebnis ist etwas heftig. Eine Fortsetzung der Therapie ist wohl keinesfalls möglich. Such doch eine andere Therapeutin, mit der Du das jetzt erfolgte Therapieende und Deine aktuellen Themen aufarbeiten kannst. Irgendwie ist da einiges schief gelaufen. Wenn sich eine Therapeutin erst einmal auf ein Thema einläßt, sollte sie es nicht plötzlich beenden und sich nicht mehr zuständig fühlen. In Therapien kommt es zwar zu Situationen, in denen die Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllt werden, der Umgang sollte aber professioneller erfolgen als in Deinem Fall. Deine "Abhängigkeit" von ihr ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, daß Dir das Ende so nahe geht. Was hast Du bei ihr gesucht? Sie war wohl für Dich sehr wichtig, sodaß Dir ihre Zurückweisung sehr weh tut. Ich bin aber sicher, daß Du in einer neuen Therapie die Möglichkeit hast, das zu bearbeiten. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche nach einer neuen Therapeutin.

sporadischer Gast 18 Deutschland W, 28

hi philie,

ich finde, du solltest nicht so kampflos aufgeben...

du bist verständlicherweise enttäuscht, verletzt und wütend auf deine thera. dennoch fänd ich es wichtig, den versuch zu starten, das mit ihr zu klären, um dir deinen weg aus der emotionalen abhängigkeit zu bahnen.

es ist gewiss nicht leicht, ein letztes gespräch in angriff zu nehmen, ...aber willst du diese "lasten" mit dir herumtragen müssen? es ist nicht fair von ihr, dich ohne begründung einfach im regen stehen zu lassen.
für den fall, dass sie sich wie auch immer "ausgebeutet" gefühlt haben will, scheint es mir nicht sehr kompetent, DIR diesen schuh anzuziehen. sie ist doch der profi, der klar darüber reflektieren können muss, was du in ihr auslöst.

lass dich bitte nicht martern...

du brauchst ja nix zu überstürzen, denk in einer ruhigen minute mal darüber nach, was du emotional mit dem "abschuss" verbindest und überleg was du ihr dazu sagen oder vielleicht schreiben würdest.

ich wünsch dir ganz viel kraft.
alles liebe
anti

sporadischer Gast 5 Süddeutschland W, 40

Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Gedanken. Ich schwanke ja selbst total hin und her zwischen Aufgeben und nochmal hingehen zu ihr und alles klären, aber könnt Ihr Euch den emotionalen Streß dieser bevorstehenden letzten Stunde vorstellen? Ich habe einfach den Eindruck, ich bin meiner Therapeutin in den letzten Wochen ziemlich unangenehm geworden, irgendwo ist ihr ja wahrscheinlich selbst klar, daß es unprofessionell war, mich mit diesem Thema wegzuschicken, und vielleicht hat das unbewußt ihre Beziehung zu mir sehr beeinträchtigt, sie hat sogar vor kurzem gesagt, sie wäre total genervt von meiner negativen Art - ich meine, klar bin ich negativ, was meine Probleme angeht, ist doch wohl jeder, oder? Vielleicht hat sie aber mit meinem "Rauswurf" einfach auch nur überreagiert und es tut ihr mittlerweile leid... Auf meinen kurzen Abschiedsbrief von wenigen Zeilen hat sie bisher nicht reagiert, (ist jetzt 14 Tage her), vielleicht geht sie ja davon aus, daß das nicht alles zwischen uns gewesen sein kann. Noch was rechtliches - ich habe noch ungefähr 8 oder 9 Kassenstunden gut - gelten die jetzt weiterhin oder verliere ich diese Stunden mit dem (wenn auch unverschuldeten) Abbruch der Therapie?
Danke und liebe Grüße!
Viele Grüße, Philie

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

hallo philie,

die genervtheit deiner therapeutin hat in deiner therapie nichts zu suchen. wenn das irgendwohin gehört, dann in ihre supervision, wenn sie denn eine macht. das sind klare gegenübertragungen, von denen sie eigentlich wissen sollte, wie damit umgehen. da sind i h r e probleme plötzlich auf dem tapet, und deine verschwinden.
es geht aber nicht um sie, es geht um dich. du rufst gefühle in ihr wach, das ist klar, das ist immer so und so funktioniert therapie (auch). aber sie dir dann einfach an den kopf zu knallen, ist nicht gerade therapeutisch.
ich sehe es als kunstfehler, dass sie dir das erzählt. ebenso ihre darstellung, dass sie sich missbraucht fühlt. (es sein denn, sie hat so etwas gesagt wie: sie missbrauchen mich für... sie manipulieren mich... oder dergleichen. -womit nicht direkt ihre gefühle angesprochen werden.)
das sind wohl eher aussagen, die ein klient gegenüber seinem therapeuten äußert...

lg
ichbinich

sporadischer Gast 18 ruhrgebiet W, 36

hi du,
ich kann deine enttäuschung und wut darüber auch sehr gut verstehen und finde ihr verhalten sehr stümperhaft. brain

aber mir ist auch noch ein anderer gedanke gekommen. vielleicht kommt sie wirklich nicht mit dir klar. das gibt es doch auch, daß man mit einem menschen nicht zusammenarbeiten kann. weil er einem absolut unsympathisch ist (nicht böse sein, aber du hast bestimmt auch leute, die du partout nicht leiden kannst, vielleicht schon seit dem ersten treffen). wäre es dann nicht besser, nach vorne zu schauen und einen neuen menschen zu suchen, der dir vielleicht wirklich weiterhelfen kann und auch will.
wenn sie dir schon sagt, daß sie von deiner negativen art total genervt ist (was ich persönlich eine unverschämtheit finde), ist sie vielleicht wirklich an einem punkt, an dem sie dir nicht mehr weiterhelfen kann und will.
ich wünsche dir viel glück bei deiner wahl....
lg ich

sporadischer Gast 5 Süddeutschland W, 40

Hallo an alle, danke für Eure Antworten, und was "einfach nur ich" geschrieben hat, daß ich ihr vielleicht total unsympathisch war, ist natürlich prinzipiell möglich, klar, aber ich war ja vor 10 Jahren schon mal bei ihr, für die Dauer von 3 Anträgen (zweimal verlängert), und wir hatten ein super Verhältnis, und auch jetzt, nach diesen 10 Jahren, hat sie mich problemlos aufgenommen, obwohl sie sehr lange Wartezeiten hat, weil (ich zitiere sie wörtlich): "ich so nett sei". Sie hat auch immer total viel privates von sich erzählt, von der Trennung von ihrem Mann, von anderen Erlebnissen, vielleicht war das Patient-Therapeuten-Verhältnis einfach nicht mehr im Gleichgewicht - aber jetzt muß ich darunter leiden, daß sie sich mit ihren privaten Äußerungen zu weit aus dem Fenster gelehnt hat? Ich habe ihr gestern abend eine mail geschrieben, weil bei uns zuhause eine Situation eskaliert ist, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will, und habe sie um Rat gebeten, aber bis jetzt hat sie sich nicht gemeldet.
Liebe Grüße, Philie

Helferlein 132 W, 45

Liebe Philie

Quote:

aber jetzt muß ich darunter leiden, daß sie sich mit ihren privaten Äußerungen zu weit aus dem Fenster gelehnt hat?

jetzt mach mal Langsam , Bitte , Suche dir eine neue Therapeutin !
Euer Vertrauensverhältnis ist zerstört !

und du must nicht leiden , weil deine Therapeuting dir ein wenig aus dieser traurigen Welt erzählt hat . Punkt

Versuch doch mal eine Stationäre Threapie ( ich war fast 1 Jahr ) es hat geholfen !

LG und das ist keine Kritik nur ein vorschlag !

@einfach nur ich

Quote:

sehr stümperhaft

finde ich nicht , wie soll das weitergehn ? noch 300 Stunden , nein sicher nicht , kennst du den Spruch "Neue Besen kehren gut." vieleicht Ein erfolgsversprechender Ansatz

Renate

neu an Bord! 4 Hamburg W, 47

Hallo Philie,

es tut mir sehr leid, dass dir so etwas widerfahren ist.

Ich kann mir gut vorstellen, was für ein innerer Stress dich da gerade beutelt.

Was täte dir denn jetzt eigentlich gut?
Wie du schreibst, hast du recht erfolgreich an deiner Essstörung gearbeitet und bist jetzt mit deiner Sexualität beschäfftigt. Warum auch immer, so scheint es für deine alte Therapeutin ein derart schwieriges eigenes Thema zu sein, dass sie nach eurer bisherigen, guten Zusammenarbeit, so unprofessionell reagiert.

Ich vermute, für dich ist es wichtig, an deiner Sexualität weiter zu arbeiten, mit einer entsprechend ausgebildeten Therapeutin. Mit dieser kannst du dann auch diesen abrupten Abbruch von Seiten deiner Therapeutin bearbeiten. Gemeinsam werdet ihr einen Umgang damit finden können, der dich nicht überfordert.

Würden die verbleibenden wenigen Stunden dafür reichen?
Vielleicht sollte ein neuer Antrag gestellt werden, was meinst du?

Ich wünsche dir alles Liebe Roma

sporadischer Gast 18 ruhrgebiet W, 36

ich finde schon, daß die therapeutin sehr stümpferhaft vorgegangen ist. sicher ist es besser, sich in einer solchen situation eine neue therapeutin zu suchen, aber so kann man doch keine therapie beenden!!!
das ist doch (oder sollte zumindest) ein profi sein, der eine zusammenarbeit auch in einer anderen art und weise beendet, z. b. gleich eine kollegin oder kollegen empfiehlt. wie auch immer, die schuld auf die patientin abzuwälzen ist das letzte.

Forums-InsiderIn 153 österreich W, 35

hallo philie,

also ich muss sagen, dass sie nun auch viel privates von sich erzählt hat, gefällt mir gar nicht... Rolling Eyes

ich denke, es kann für dich ein großer gewinn sein, zu wechseln.

an deiner stelle würde ich die situation der kasse erklären und dort direkt nachfragen, wegen der verbleibenden stunden und auch gleich einer fortsetzung woanders.

lg
ichbinich

Helferlein 132 W, 45

einfach nur ich wrote:

ich finde schon, daß die therapeutin sehr stümpferhaft vorgegangen ist.

HM findest du ? schau mal , aussage der Thera " sie wäre keine
Sexualtherapeutin, es gäbe schließlich Experten zu dem Thema "
das sagt doch eigendlich schon alles . oder ? Die Thera zeigt ja schon den weg auf , und Sexualtherapeuten sind meistens Psychoanalytiker und vieleicht ist das sogar genau der richtige weg dafür ! Wöchendlich 3 x in Therapie um aufzutanken ! und aus eigener erfahrung erst wenn du die Analytik verstehst, kannst du dir selbst helfen

Renate

sporadischer Gast 18 ruhrgebiet W, 36

darum geht es doch gar nicht.
es geht um das "wie". ich habe doch gesagt, daß ich sachlich nichts an dem verhalten der therapeutin zu kritisieren habe. aber die art und weise ist einer professionellen arbeit nicht angemessen.

lg

sporadischer Gast 5 Süddeutschland W, 40

Hallo an alle, Ihr habt ja alle recht, und mein Fehler war, daß ich nicht gleich gegangen bin, als sie mich da im Januar das erste mal "weggeschickt" hat. Aber wieso, wenn das sexuelle Thema nichts für sie ist (sie sagte, sie hätte bei ihren Patienten so gut wie nie was damit zu tun, das allein glaubt man ja schon kaum), wieso sagt sie das dann nicht gleich? Und jetzt, in der letzten Stunde, war sie völlig ungehalten darüber, daß ich gesagt hatte, wir wären bei dem Thema ja nicht weitergekommen, und darüber hat sie sich furchtbar aufgeregt, wir hätten doch Ergebnisse gehabt, und wenn ich solche Widerstände in mir habe, daß ich mir dieser Ergebnisse nicht bewußt bin, dann ist sie eben nicht die richtige für mich und für solche Widerstände hätte sie nicht die Kraft. Natürlich haben wir über das eine oder andere gesprochen (klar, in mindestens 10 Stunden!), aber wir haben es ja nicht zu Ende gebracht, sondern sie hat das Thema abgebrochen. Ich hatte ihr damals eine e-mail geschickt, daß ich mich total alleingelassen fühle von ihr, und darüber hat sie sich auch so aufgeregt, sie würde niemals mehr in ihrer Freizeit solche e-mails lesen wollen, und ich hätte ihr ihren ganzen anschließenden Urlaub verdorben, und diese Geschichte kostet sie soviel Energie, daß sie mir dafür eine Stunde aus meinem Kontingent abzieht. Jetzt, vor zwei Tagen, hab ich ihr ja nochmal eine mail geschrieben, daß ich einfach nicht mehr weiter weiß, zumal auch die Therapeutensuche jetzt wahnsinnig langwierig und schwierig ist, aber sie hat nicht mal geantwortet - bei einem Arzt wäre das wohl "unterlassene Hilfeleistung".
Tja! Traurige Grüße, Philie

[nicht mehr wegzudenken] 1312 Dtld W, 29

Wenn ich das so lese, kann ich Dich (auf eine zynische Weise) eigentlich nur beglückwünschen, von dieser Therapeutin weg zu sein. Es gibt für mich zwei Lesarten Deiner Beschreibungen:

a) Du interpretierst mehr in ihre Aussagen hinein als sie sagt; übertreibst vielleicht etwas oder verstehst da was falsch; fühlst Dich abgelehnt, obwohl es nicht so ist.

Da hätte man mit etwas therapeutischem Geschick schon mal drauf kommen können. Zumal Deine Mails diesbezüglich ja sicher keine Fragen offenlassen. Manchmal werfen uns Therapeuten auch ins kalte Wasser, um Reaktionen zu provozieren. Der Threapieabbruch spricht allerdings nicht dafür.

b) Deine Therapeutin ist unprofessionell, weil sie sich nicht abgrenzen kann. Zudem macht sie Dich dafür verantwortlich, wenn sie ihren Urlaub als "verdorben" betrachtet?! Lächerlich bis empörend! Hätte meine Therapeutin seinerzeit soetwas mit mir veranstaltet, hätte das massive Schuldgefühle bei mir hervorgerufen und mich vermutlich nur noch weiter ins Bodenlose sinken lassen...
Echt unglaublich *Kopf schüttel*

Also, tu mir bitte einen Gefallen: Zieh Dir diese Schuhe nicht an!

Auch wenn Du hättest früher gehen können/sollen/müssen: Wenn sie der Ansicht war, ungeeignet für Deine Problematik zu sein, dann hätte sie Dich eben zwei- oder dreimal eindringlich darauf ansprechen müssen - zusammen mit Dir überlegen, wie es weitergehen kann oder nicht. Wenn sie keine Grenzen setzen kann, ist das ihr Problem, das sie aber zu Deinem Problem gemacht hat. Du hast jetzt unter den Folgen zu leiden, und das tut mir sehr leid für Dich. Mich würde das wütend machen...

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