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KatjaH.
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Post Thu, 31.Mar.05, 22:12      Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hallo, eigentlich wollte ich mich erst wieder in diesem Forum melden, wenn ich von postiven Erfolgen berichten kann. Und bis vor kurzem sah es auch so aus, als hätte ich welche gemacht.
Über meine erste langjährige Therapie, die total eskaliert und für mich vor einem Jahr traumatisierend endete, habe ich hier schon berichtet.
Ich fand relativ schnell einen Verhaltenstherapeuten, der zufällig auf DBT spezialisiert ist.
Habe diesmal ganz bewußt alles anders gemacht als in der vorherigen Therapie ( keine Erwartungen, keine Wünsche, keine starke Übertragung, keine Idealisierung). Ich wollte nur bewußt die Übungen und Anleitungen machen, wollte endlich "gesund" werden.
Ich habe gespürt, dass ich ihm egal bin, dass er nur "Dienstleister" ist und seinen Job macht (seine Worte). Und damit komme ich auch gut klar.
Er hat mir zu Beginn der Therapie gesagt, dass er`s lieber einfach hat und keine komplizierten Fälle, wollte mich eigentlich nicht behandeln. Irgendwie hab ich dann was gesagt, das ihn veranlasste, mich doch zu behandeln. Er sprach dann von einer Dauer von 45 Stunden. Mit all diesen Regelungen habe ich mich arrangiert.
Heute war die 18. Stunde ( er sagt,nach seiner Rechnung erst die 16. (?) )
Da ich klare Strukturen und Regeln brauche, hat es mich schon seit einiger Zeit beunruhigt, dass er nicht mehr von der Verlängerung sprach. Heute lies ich mich hinreissen und fragte ihn. Seine Antwort: nein, das ist mir zuviel Arbeit mit dem Antrag.
Da lag dann nur noch dieser Satz in der Luft und so eine merkwürdige Ruhe.
Er meinte dann, ich würde dasitzen, als ob ich ihm alles vor die Füße werfen will und nie mehr wieder kommen. Ich verneinte dies in knappen Worten. War schon nicht mehr anwesend! Er gabe mir noch einen Zettel mit einem neuen Termin, diesen hätte ich am liebsten abgelehnt und dann doch achtlos in irgendeine Hosentasche gestopft. Es war alles so egal!

Auf der Heimfahrt habe ich nur geweint. Und plötzlich war ich nicht mehr die Frau, die sich in den letzten Wochen so erwachsen und stärker werdend gefühlt hat. Jetzt bin ich in meiner Gefühlswelt wieder zurückgeworfen auf die Zeit vor, während und nach der ersten Therapie.
Ich fühle mich abgelehnt, beschämt, verletzt, ach und was weiß ich noch alles ( wahrscheinlich lacht er über mich, leiden kann er mich ja doch nicht). Ich muß noch immer weinen, kann diese Situation nicht vergessen. Ich verstehe einfach nicht, was passiert ist, frage mich jetzt noch mehr als sonst, was ich falsch gemacht habe. Ich habe doch alles versucht!
War ich nicht sauber genug? Habe ich nicht richtig mitgearbeitet? Biete ich ihm nicht mehr genug Reiz , genug Herausforderung?

Bin ich zuviel Arbeit? Bin ich den Aufwand eines Verlängerungsantrages nicht wert, und wenn, warum nicht? Hat er den Eindruck, Therapie bei mir sei sinnlos?

Fragen, die ich vom Verstand her erwachsen beantworten könnte, aber im kindlichen Gefühl nur schwer ertrage.

Meine Diagnose: F 60.3 / Emotional instabil / Borderline-Struktur habe ich nach langer Zeit der Abwehr akzeptiert, obwohl ich daran zweifelte.

Emotional instabil - so fühle ich mich jetzt! Ganz leicht aus der Bahn geworfen, wieder zurück in alte Gefühle!

Es ist mir so sehr bekannt, ich habe es so oft erlebt- dieses Weinen, diese
emotionalen Schmerzen!

Und jetzt- wie geht es weiter? Noch ein Therapeut, der mich aufgibt? Bin ich nicht therapierbar? Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich dort wieder hingehen kann.

Wer kann mir das sagen- gibt es Hoffnung für Borderliner?
Katja
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Sidney
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Post Sun, 03.Apr.05, 10:08      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hallo KatjaH

Ich kann Dich gut verstehen, ich an deiner Stelle würde mir die gleichen Fragen stellen. Das Verhalten dieses Therapeuten finde ich persönlich nicht sehr Professionell.
Klar sollte ein Therapeut ein gewisse distanz zum Patienten haben. Aber das er dich gleich so abweisen behandelt finde ich nicht gut.

Quote:
Er hat mir zu Beginn der Therapie gesagt, dass er`s lieber einfach hat und keine komplizierten Fälle, wollte mich eigentlich nicht behandeln.


Also ein guter Therapeut sollte wissen, das nicht alle Fälle einfach sind. Und es sollte ihm auch klar sein das viele Krankheiten erst nach ein paar Jahren Therepie geheilt werden können.

Ich möche dir nur raten dir keine selbstvorwürfe zu machen. Du kannst für das Verhalten des Therapeuten nichts dafür. Ich sags mal so, wenn er zu faul ist sich die Mühe um einen Patienten zu machen, dann sollte er es lassen. Dann sollte er sich lieber einen anderen Job suchen. Klar haben es Therapeuten oftmals nicht einfach. Dennoch sollten sie wissen das ihre Patienten auf Hilfe hoffen. Und Du kannst wirklich nichts dafür.

Ich hoffe Du findes die Kraft weiter zu machen. Und ich bin mir sicher dass es noch andere Therapeuten gibt, die dich ernster nehmen und dich auch mit mehr respekt behandeln! Wenn Du denkst dass du es ohne Therapie nicht schaffst, dann würde ich nochmals einen Therapeuten aufsuchen. Manchmal dauert es echt lange bis man die Therapie findet welche einem wirkich weiterhilft. Ich hab erst nach der 5. Person den Therapeuten gefunden, der mich wirklich versteht und mir auch sehr hilft

Ich wünsche Dir viel Glück und viel Kraft! Gib nicht auf! Wink

Ich denke schon das es hoffnung für Borderliner gibt! Es bracht fiel Kraft und anstrengung! Aber man darf den glauben an sich selbst nie verlieren
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Jelka
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Post Sun, 03.Apr.05, 15:18      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

KatjaH. wrote:

Er hat mir zu Beginn der Therapie gesagt, dass er`s lieber einfach hat und keine komplizierten Fälle, wollte mich eigentlich nicht behandeln.
...
Seine Antwort: nein, das ist mir zuviel Arbeit mit dem Antrag.
...
Biete ich ihm nicht mehr genug Reiz , genug Herausforderung?


Die ersten beiden Sätze sagen doch ganz klar, dass es ihm nicht um Reiz oder Herausforderung geht.

Ich glaube nicht, dass die Schuld da bei dir liegt. Dein Fehler ist nur, dass du zu ihm gegangen bist, obwohl du wusstest, wie er es sieht.


Ich habe auch die Diagnose Borderline und habe damals auf Anraten meines Arztes aus der Klinik eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie machen wollen. Nach einigem Suchen habe ich dann auch einen Therapeuten gefunden, mit dem in der zweiten Probestunde eigentlich schon klar war, dass wir die Therapie zusammen machen. In der dritten Stunde hat er mir dann aber eröffnet, dass wir das doch nicht machen können, da er nicht glaubt, dass ich mit 80-100 Stunden auskomme. Da ging die Suche erst richtig los. Er war zum Glück so nett und hat mich bei der suche begleitet. Er konnte, da er Arzt war, immer so eine Viertelstunde pro Woche mit der Kasse abrechnen. So habe ich ihn jede woche besuchen können und von der frustierenden Suche berichten können. Er hat mich dann immer wieder aufgebaut, so dass ich weitersuchen konnte, bis ich tatsächlich einen Therapeuten gefunden habe, der mich nehmen wollte. Das ist mit Borderline nämlich gar nicht so leicht. Ich habe etwa 15 Therapeuten besucht, bevor ich einen gefunden hatte. Die Telefonate kann ich erst gar nicht zählen. Und oft genug habe ich dieselbe Erklärung gehört: Ich habe schon genügend schwierige Patienten, ich kann im Moment niemanden mit Borderline aufnehmen. Das war sehr frustrierend. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass sie alle so ehrlich waren und ich dadurch die Chance hatte, einen Therapeuten zu finden, dem ich nicht zu viel bin.
Dein Therapeut hätte bei seiner ersten Aussage bleiben sollen und dich gar nicht erst aufnehmen sollen. Du hättest achtsamer sein sollen, und selber gar nicht erst zu ihm gehen sollen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.

Wenn er alles so meint, wie er es sagt, dann...
Quote:

Bin ich zuviel Arbeit?


Ja.

Quote:

Bin ich den Aufwand eines Verlängerungsantrages nicht wert, und wenn, warum nicht?


... weil es Arbeit macht, einen Antrag zu schreiben.

Quote:

Hat er den Eindruck, Therapie bei mir sei sinnlos?


... davon sagt er nichts. Er hat nur einfach keine Lust, einen Antrag zu schreiben.

Quote:

Fragen, die ich vom Verstand her erwachsen beantworten könnte, aber im kindlichen Gefühl nur schwer ertrage.


Ja, ich könnte damit auch nur schwer umgehen. Aber ich denke nicht, dass es richtig ist, wenn du dir so viele Gedanken darum machst. Nach deiner Aussage hat er zu Anfang klar gesagt, dass er eigentlich gar nicht arbeiten will und anderes. Dir war wohl nur nicht so ganz klar, was das tatsächlich bedeutet. Jetzt weißt du es.

Quote:
Ich habe gespürt, dass ich ihm egal bin, dass er nur "Dienstleister" ist und seinen Job macht (seine Worte). Und damit komme ich auch gut klar.


Genau danach handelt er jetzt - und offensichtlich kommst du doch nicht so gut damit klar.

Quote:

Und jetzt- wie geht es weiter? Noch ein Therapeut, der mich aufgibt?


Er gibt dich nicht auf. Denn das würde ja vorraussetzen, dass es mal einen Zeitpunkt gab, an dem du ihm nicht ganz egal warst. Den gab es aber anscheinend nicht.

Quote:

Wer kann mir das sagen- gibt es Hoffnung für Borderliner?


Ich glaube fest daran. grinsend
Allerdings braucht es dafür ein paar mehr Stunden als 45 und einen Therapeuten, der auch bereit ist, zu arbeiten.


Vielleicht kannst du ja deinen Therapeuten bitten, dass er dich bei der Suche nach einem neuen Therapeuten unterstützt. Mir hat das sehr geholfen.
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Irmgard
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Post Sun, 03.Apr.05, 18:07      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hallo Katja!
Wenn Jelka schreibt
Quote:
Du hättest achtsamer sein sollen, und selber gar nicht erst zu ihm gehen sollen.
kann ich das verstehen. Ich habe mich nämlich auch gefragt, warum du dich auf so einen gleichgültigen Therapeuten eingelassen hast. Ich meine, Übertragung und Idealisierung sind eine Sache, Gleichgültigkeit und null Engagement des Therapeuten eine andere. Nur weil dir eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden ist, bedeutet das doch nicht, dass du dich mit einem Therapeuten arrangieren musst, der unvorsichtig handelt, sich nicht um dich schert und dir auch fachlich gesehen keine Hilfe zuteil werden lassen will, weil er zu faul ist.
Es ist wirklich unglaublich, was da alles an "Therapeuten" rumgurkt!
Versuche, dich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Der Fehler, wenn du denn überhaupt einen gemacht haben solltest, war lediglich der, dass du dich je auf so einen unprofessionellen Stümper eingelassen hast; und hey: wenn jemand so mit einem Patienten redet, dann kann das nur ein Stümper sein.
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KatjaH.
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Post Sun, 03.Apr.05, 18:47      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Vielen Dank für Eure Antworten.

Ich weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll. Ich fühle mich sehr leer und irgendwie so, als hätte ich kapituliert. Ein Therapeut, erfahren im Umgang mit Bordi`s. Jemand, der´s hätte wissen müssen. Dieser Mensch grinst noch, als mir antwortete.

Ich bin mir nicht sicher,ob und wenn, auf welcher Basis, mit welchen Worten ich ihm wieder gegenübertreten kann. Was soll ich denn sagen? Mich ihm so weit ausliefern und ihm berichten, wie sehr er mich getroffen und verletzt hat?

Jelka, du schlägst vor, ihn zu bitten, mir bei der Suche nach einem anderen Behandler zu helfen. Wie soll ich das rüberbringen? Ich habe einfach Angst, dass er mich auslacht.
Und wenn er mir noch mehr wehtut?

Das Problem ist, dass ich vor einem Jahr eine langjährige analytische Therapie nach 350 Stunden im Streit beenden musste ( ich hatte hier schon mal kurz drüber berichtet). Auch diese eskalierte und die Therapeutin kapitulierte durch meine Schuld. Wir gingen frustriert und im Streit auseinander! Ich war mit dieser Sache sehr überfordert, verstand nicht, was und wie´s passieren konnte. Er war damals der einzige Therapeut war, der mir sehr schnell einen Termin geben konnte.

Und so einfach einen neuen Therapeuten zu suchen geht jetzt auch nicht! 1. Schon wieder Vertrauen investieren? Vielleicht wieder auf die Nase fallen?
2. Die Sache mit den Anträgen! 25 genehmigte Stunden, davon noch 9 (bzw. 7) übrig. So schnell finde ich keinen Therapeuten, der diese Stunden übernimmt und dann müsste der ja auch einen Verlängerungsantrag schreiben, wenn es das für nötig hält!

Meine Situation ist irgendwie so verfahren. Ich habe Angst vor Ablehnung! Einem neuen Therapeuten zu berichten, dass zwei Therapien durch mich gescheitert sind, schreckt den das nicht ab?

Es ist sehr erschreckend für mich, in Euren Antworten zu lesen, dass Ihr teilweise bis zu 15 Therapeuten aufsuchen musstet, bis der richtige gefunden war.
Jedesmal neu zu erklären, welche Probleme in einem sind! das ist doch so schwierig!
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Post Sun, 03.Apr.05, 19:31      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

KatjaH. wrote:

Jelka, du schlägst vor, ihn zu bitten, mir bei der Suche nach einem anderen Behandler zu helfen.


Ich hatte erst noch dazu geschrieben: Wenn du überhaupt wieder zu ihm gehen möchtest - aber das ist der Zeichensperre zum Opfer gefallen. zwinkernd..

Wenn du ihm nicht zutraust, dass er das kann, dann frage vielleicht einen Freund oder eine Freundin. Jemand der dir helfen kann. Mit dem du dich über alle Eindrücke, die du so von den Therapeuten hast, austauschen kannst und der dir immer wieder aufhilft und Mut macht, es weiter zu versuchen. Mein therapeut hat immer wieder gesagt, dass ich es weiter versuchen soll, denn ich werde irgendwann einen geeigneten Therapeuten finden. Er war sich ganz sicher. Und letztendlich hat er recht behalten.

Quote:

... und dann müsste der ja auch einen Verlängerungsantrag schreiben, wenn es das für nötig hält!


Ja, aber das ist sein Job! Mein Therapeut macht das auch ungerne, aber er würde deswegen keine Therapie abbrechen. Letztendlich müssen die ja auch immer irgendwelche Anträge stellen, egal ob jetzt Verlängerung oder Erstantrag.

Die Frage ist natürlich, ob die Kasse überhaupt weiterhin zahlt. Das kann ich jetzt auch nicht sagen. Aber das hängt auch sehr von der Begründung im Antrag ab.

Quote:
Einem neuen Therapeuten zu berichten, dass zwei Therapien durch mich gescheitert sind, schreckt den das nicht ab?


Wenn überhaupt ist nur eine durch dich gescheitert. Für das zweite Scheitern kannst du nichts.

Quote:

Es ist sehr erschreckend für mich, in Euren Antworten zu lesen, dass Ihr teilweise bis zu 15 Therapeuten aufsuchen musstet, bis der richtige gefunden war.
Jedesmal neu zu erklären, welche Probleme in einem sind! das ist doch so schwierig!


Deswegen war ich auch sehr froh über die Begleitung, die ich hatte. Ich weiß nicht, ob ich das alleine geschafft hätte.
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Post Sun, 03.Apr.05, 22:07      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Ach Katja, du tust mir leid, dass du so verunsichert bist, dass du dir sowas von diesem Therapeuten Typen gefallen lässt. Ich würde an deiner Stelle zu dem hingehen, und ihm sagen, dass er dich verletzt hat. Dann muss der Gute sich nämlich auch mal damit auseinandersetzen, ob seine desinteressierte, faule Art gegenüber Patienten angebracht ist.
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Post Mon, 04.Apr.05, 8:13      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Quote:
Ich würde an deiner Stelle zu dem hingehen, und ihm sagen, dass er dich verletzt hat. Dann muss der Gute sich nämlich auch mal damit auseinandersetzen, ob seine desinteressierte, faule Art gegenüber Patienten angebracht ist

Da kann ich nur zustimmen. Ich hatte mit meinem letzten Therapeuten auch Probleme, aber ging immer und immer wieder hin, ohne was zu sagen. Bis er zu guter letzt nur noch witze und sprüche über mein SvV mache. Dennoch ging ich weiterhin hin. Hatte ja die hoffnung hilfe zu bekommen. Doch er machte mich noch mit anderen Worten echt fertig. Bis ich ihn eines Tages anrief, das ich nicht mehr kommen werde...

Wenn ich jetzt zurückblicke frage ich mich echt warum ich dem nicht mal meine Meinung gesagt habe Question
Du solltest dir sowas nicht gefallen lassen. Schliesslich bist du es um die es in einer Therapie geht. Und es ist deine Gesundheit um welche es geht.

Vertrauen zu fassen ist immer schwierig. Vorallem wenn man schon oft auf die nase gefallen ist. Aber ich kann dir sagen, wenn du den richtigen Therapeuten gefunden hast, dann lohnt sich das Vertrauen aufzubauen wirklich! Und ein echter und guter Therapeut lässt dich nicht hängen Wink

Dass schaffst du schon! *daumendrück*
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Post Sat, 14.May.05, 18:45      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hi Katja,

du hast gespürt, dass du deinem therapeuten egal bist. Und entgegen deiner behauptung bist du damit gar nicht gut klar gekommen.& dass es dir gut tut, wenn du deinem therapeuten egal bist, glaub ich ebenfalls nicht. die psychoanalyse zeigt unterschiedliche ansätze bezüglich der therapie psychsicher krankheiten auf. es gibt die auffassung, daß eine pschych. krankheit etwas "drittes" eines menschen sei, was also auch losgelöst behandelt werden könne. demzufolge wäre es dann relativ unwichtig, wer dich behandelt.

eine andere auffassung hält das verhältnis zwischen therapeut und patient für sehr entscheidend für den erfolg. wenn du das gefühl hast, daß du deinem therapeuten egal bist, ist das sicher schlecht. damit eine therapie für eine borderlinerin erfolgreich sein kann, ist zunächst das gefühl von ernst-genommen-werden entscheidend. ferner ein gefühl von liebe – SichAngenommenFühlen und tiefem vertrauen. das SichVerletzten eines borderliners ist ein hilfeschrei nach aufmerksamkeit & liebe. wenn der therapeut genau diese bedürfnisse ablehnt, wie soll das dann funktionieren?

dein therapeut würde vermutlich KEINEN job gut machen - ich denke, wenn du dich einem therapeuten vorstellst, dann entscheidet es sich schon in den ersten sekunden, ob ihr zusammen passt. du spürst das sofort. vertraue deinem gefühl! sei du selbst! ich denke, dass es eine neutrale beziehung nicht hilft, in der du als objekt wahrgenommen wirst, dem man etwas wegbehandeln muss, wie man etwa einem baum kranke äste abschneidet.

dass dir zum weinen zumute war versteh ich sehr gut! du hast dir von der therapie stärkung deines selbstvertrauens und selbstwertgefühls erhofft, um gesund zu werden. und dann macht DER mit einem schlag alles zunichte. gelacht hat er nicht über dich. dazu war er viel zu unbeteiligt. - aber wie du das sagst::: "leiden konnte er mich ja doch nicht" - das zeigt doch nur die richtigkeit des ansatzes, daß die beziehung zwischen therapeut und patient passen muss. - klar mit ner distanz, aber mit gegenseitiger sympathie. hier geht es um deine SEELE geht und damit um die emotionale komponete eines menschen. und die therapiert man nicht rein sachlich.

du hast nichts falsch gemacht. der therapeut sieht dich nicht ganzheitlich. er behandelt dich wie einen seelisch gesunden menschen: er „behandelt“ genau eine (therapie)stunde lang deine seele - und nach ablauf der stunde bist du für ihn eben ein gesunder mensch. da nimmt er keine rücksicht mehr. sein job ist getan. aber im fall einer kranken seele endet die behandlung nicht mit der stoppuhr nach einer stunde.

und dein gedanke mit der herausforderung: seine aufgabe ist es, dass zu heilen, was er vorfindet. ob das interessant ist ist sekundär. bei deinem hausarzt fragst du dich auch nicht ob n schnupfen interessant für ihn ist.

klar kannst du dir deine fragen vom verstand her beantworten. aber dein verstand ist auch nicht krank. krank ist deine seele. ich glaub auch nicht, dass sie im eigentlichen sinne krank ist, sondern, daß sie defizite hat, die ausgeglichen werden müssen. und natürlich erträgst du das gefühlsmäßig nur schwer. er hat.deine gefühle verletzt. das kleine mädchen in dir. deine emotionale komponente. und da kann dir dein verstand sehr viel erzählen. gefühle kann man nicht einfach ausradieren.

klar gibt es hoffnung für dich! ich denke, jelka, die dir rät, einen therapeuten zu suchen der zu dir passt, hat recht. und es ist hilfreich, liebe menschen an seiner seite zu haben, die dich dabei unterstützen.

und zuletzt: warum hast du angst, ausgelacht zu werden? wer dich auslacht, kennt dich nicht! - lass ihn lachen. du brauchst ihn nicht. - ganz sicher gibt es menschen, denen du wertvoll bist. und die lachen dich net AUS - sondern AN!

:-)BB
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Post Wed, 18.May.05, 18:07      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hallo, an alle.

Immer noch unsicher möchte ich euch erzählen wie es weiterging. Erstaunlicherweise wurde ich durch eure Ermutigung aufgebaut und zusätzlich durch meine Hausärztin darin bestärkt, die Therapie nicht einfach hinzuwerfen, sondern ihm zu sagen wie seine Worte auf mich gewirkt haben. Also ging ich 3 Wochen später wieder zu ihm hin. Er empfing mich mit den Worten, er hätte mir ja die Frage zur Verlängerung nicht eindeutig beantwortet. Grinst mich an, als ob nichts war!
Daraufhin habe ich ihm ruhig die Meinung gesagt, wie unfair und abwertend ich mich behandelt gefühlt habe. Innerlich war die Sache für mich erledigt, es war egal, wie es weitergeht. Nur darum war ich relativ distanziert, weil mir nichts schlimmes mehr passieren konnte.
Er war völlig vom Donner gerührt! Meinte, es ginge nicht gegen mich und er wäre nur ein wenig faul, Anträge zu schreiben. Ich war dann doch ein wenig genervt und habe ihm gesagt, dass es wohl doch nicht nach Lust und laune geht, sondern nach medizinischen Erfordernissen.
Irgendwann am Ende der Stunde hatte ich alles gesagt, ich war sehr aufgewühlt und doch ging es mir gut, weil ich es los war. Auch er wirkte sehr aufgewühlt und sehr ehrlich, er wußte wahrscheinlich wirklich nicht, was mir geschehen war.
In dieser Stunde waren wir uns erstmals sehr nahe. Fast wirkte er verloren und es tat mir sehr leid, dass ich ihn erschüttert hatte.

In der darauffolgenden Nacht träumte ich, eine wunderschöne intime Sexszene. Wir schauen uns in die Augen und zwischen uns ist ein Verstehen und ein Miteinander, welches mir sonst total unbekannt ist.
Ohne Worte nicken wir uns leicht zu, um dann den eigentlichen Akt zu vollziehen.

Obwohl der Mann im Traum nicht der Therapeut ist, so weiß ich doch, dass ich von der Therapie geträumt habe. Und ich spüre, dass unsere Beziehung jetzt eine andere Form hat, dass es jetzt anders läuft.

Vor ein paar Tagen war ich wieder dort. Und irgendwie war es anders. ich weiß nicht, was und wie, aber ich habe jetzt das Gefühl von Vertrautem, von Verstehen!
Er beteuerte mir nochmals, dass es nur an ihm gelegen hat. Dass er von Natur aus faul sei usw. Und dass ich doch auf meine gute Menschenkenntnis vertrauen solle usw.
Und zu gern glaube ich ihm, als er mir sagt, dass er den Antrag noch geschrieben hätte, und dass er sich nicht von mir erpresst fühlt.

(Wahrscheinlich konnte er jetzt gar nicht mehr anders, als mir die Verlängerung anzubieten.)

Vielleicht ist etwas daran falsch. Vielleicht ist mein Weltbild nicht in Ordnung! Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich keine große Wahl habe.

Und so ist der Stand. Da ich selbst kein Gefühl für Situationen und für Glaubhaftigkeit oder Beweggründe anderer habe, traue ich mir selbst nicht. Denn was ist, wenn ich mich irre? Also weitermachen.
Katja
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Post Wed, 18.May.05, 18:27      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Gratulation, dass du dich getraut hast, das anzusprechen!

Und für mich hört sich das ganz gut an. Ich hoffe für dich, dass es jetzt so positiv weitergeht.
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Post Fri, 20.May.05, 17:01      Re: Keine Hoffnung für Borderliner? Reply with quoteBack to top

Hi Katja,

sehr gut, dass du ihm die meinung gesagt hast. und du hast erreicht, daß er dich zumindest für den moment ernst nimmt. es gibt nicht DIE wahrheit – nicht DAS richtige. dein therapeut ist auch nur ein mensch. und wenn DU DU-selbst bist, dann kannst du ihn verunsichern, wie du siehst. – damit will ich nicht sagen, daß das ein ziel sein sollte, andere zu versunsichern, aber indem du du-selbst bist, zwingst du sie, auf dich zu reagieren, so wie du bist. stell dir einfach vor, dein therapeut kann nicht in dich hineinsehen. er kann sicher gewisse gedanken und gefühle erahnen, was deine zu erwartetenden reaktionen angeht. aber wenn er sich täuscht oder deine gefühle verletzt, solltest du es sagen. – lass dich zukünftig nicht mehr von ihm verunsichern. er ist auch nur ein mensch wie du. und wenn das, was du sagst, nicht in sein denk-schema passt, zwingst du ihn zum auf jeden fall zum nachdenken. wenn du schweigst, machst du es ihm leicht und DIR selbst schwer. seine fauheit würd ich mit ihm diskutieren. wie ist das mit seinem berufsethos zu vereinbaren? wenn ich so arbeiten würde, würd ich achtkantig rausfliegen.

Sein grinsen überdeckt nur seine unsicherheit. es Ist eine maske hinter der er sich versteckt und seine vermeintliche überlegenheit ausspielt. Dieses diffuse der therapeuten... dass sie patienten im unklaren lassen, was sie überhaupt bezwecken, kann man hier in verschiedenen beiträgen lesen. und dieses den-patienten-glauben-machen, dass das auch noch teil der therapie wäre. ich denke, dass es nicht das ziel von therapie ist, die patienten zu verunsichern, sondern ihnen im gegenteil selbstvertrauen und selbstbwusstsein zu vermitteln. fall wenn dir das gespräch zu diffus ist, frag solange nach, bis es nicht mehr diffus ist. und SAG, wenn dir was nicht passt. wenn du das tust, wirst du sehr schnell merken, dass andere auch nur mit wasser kochen – auch oder gerade ärzte und auch therapeuten. zumindest werden sie dich ernst nehmen müssen, wenn du auf ihre verschleierung - lustiglosigkeit – oder faulheit nicht eingehst. alles strategien, die möglicherweise nur tatsächliche hilflosigkeit verschleiern sollen. dein therapeut macht seinen faulen job bei dir. aber du hast den mut gehabt, ihm zu zeigen, dass er da bei dir an seine grenzen kommt. Sei selbstbewusst: dein therapeut ist hinter seiner maskerade unsicherer als du selbst. und solltest du mal mit deinen fragen und einwänden an deine eigenen grenzen stossen, wo ist das problem zu sagen: ich habe mich geirrt? – der mensch lernt nicht durch sein erfolge, sondern viel mehr aus seinen fehlern und erfahrung.

In einem hat dein therapeut recht: vertraue auf deine menschenkenntnis! dann wird sich bald auch dein gefühl für situationen und glaubhaftigkeit oder Beweggründe anderer verbessern. auch du hast eine intuition. du hast sie nur vergraben. lass sie raus! hör auf dein gefühl und was dein bauch dir sagt.

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