Seltsames Problem mit der Musik

Helferlein 106 Deutschland M, 21

Hallo Leute!

Ich muss zugeben, dass mein hier geschildertes "Problem" schon ziemlich absurd und ungewöhnlich klingt (ich habe auch nirgends etwas Ähnliches hier im Forum gefunden), aber ich würde sehr gerne eure Meinung dazu hören.

kleine Vorgeschichte:
Ich bin musikalisch gesehen ein ziemlicher "Spätzünder", habe Jahrelang nur eher so nebenbei Musik gehört (vorallem Sachen, die bei mir heute Attacken der Peinlichkeit auslösen...) und erst vor vielleicht 4-5 Jahre begonnen, mich bewusst für Musik zu interessieren (ausgelöst durch die Band Tool). In den letzten Jahre stieg dieses Interesse rapide(!!!) an und ich kann heute kaum noch einen Tag verbringen, ohne meine CD Sammlung rauf und runter zu hören und ständig neue interessante Projekte und Bands zu entdecken(ich höre vorallem Progressive Metal).

jetzt zum eigentlichen "Problem":
Es fing damals irgendwann in der Zeit an, in der ich meinen ersten Discman bekam (wow...) - ich bemerkte, dass wenn ich im Bus zur Schule oder nach Hause fuhr und dabei Musik hörte, ich ständig darüber nachdenken musste, wie es wohl für die um herumsitzenden Personen klingen müsste - ich schwelgte praktisch, manchmal minutenlang, in der Vorstellung, dass die Leute um mich herum "mithören" würden und über den Kram den ich gerade hörte nachdachten.(Fakt ist, dass ich schon ziemlich laut drehen und die Person sehr nah an meinen Kopf kommen müsste, um überhaupt auch nur eine leisen Ton wahrnehmen zu können)
Auch heute ist das noch so. Wenn ich dann so dasitze nehme ich nicht selten meine Kopfhörer aus den Ohren, einfach nur um zu hören, wie es sich für "Zuhörer ausserhalb" anhören mag.
Wenn ich dann mal allein zu Hause bin und (wie so häufig) über meine (billige) Anlage CDs höre, ertappe ich mich häufig dabei, wie ich meine Zimmertür öffene und durchs ganze Haus wandere (unter irgendwelchen Vorwänden), nur um zu hören, wie es sich für jemand anhören würde, der gerade dort herumstehen könnte.

Tja, ich weiss nicht so recht, was ich selbst davon halten soll - bin ich irgendwie... gestört? Mir ist das alles irgendwie total peinlich. Liegt es vielleicht daran, dass mein gesamter Freundeskreis total unmusikalisch ist und ich niemanden habe, mit dem ich über dieses Interesse reden kann?

...falls euch dieser Thread zu dumm vorkommt, ignoriert ihn einfach... Rolling Eyes

mfg
Argh

Forums-Gruftie 660 Funkhaus Europa M, 35

Ich kenne das als Bedürfnis und Wunsch
meine Vorlieben und meine Begeisterung
mit anderen teilen zu wollen.

Ich bin von der von mir favorisierten Musik die ich mir anhöre,
auch meistens so überzeugt, dass man sie nur gut finden kann.

Fakt ist natürlich, dass die Geschmäcker doch verschieden sind.

Schade, denn mein Geschmack ist am besten,
ob ich nun z.B. Marianne Rosenberg (Schlager) gerade gut finde,
oder gerade mal wieder peinlich. Wink

Ich drücke mich damit auch gegenüber meiner Umwelt aus.

Dann dreh ich die Musik auch schon mal lauter - im Zimmer.
(Im Bus tät ichs nicht, weil ich die Belästigung anderer einsehe.)

Das ist für mich halt Emotion, Eitelkeit, eine Portion Narzismus,
für die ich mich halt dann später auch mal etwas schäme, oder auch nicht.

Inwiefern siehst Du das als "Seltsames Problem mit der Musik" ?
Inwiefern behindert und stört es Dich ?

Gruss,
HerrRossi

Helferlein 106 Deutschland M, 21

Hi Rossi!

Quote:

Inwiefern siehst Du das als "Seltsames Problem mit der Musik" ?
Inwiefern behindert und stört es Dich ?

Naja, ich sehe es nicht direkt als "Problem", es ist irgendwie fast schon schön, aber es kommt mir schon irgendwie komisch vor, dass ich ständig darüber nachdenke, wie es für jemanden in meiner Nähe sein könnte, der meine Musik mithört(ich drehe allerdings nie laut auf und möchte auch niemanden stören - ich bin mir bewusst, dass nichts nach aussen dringt). Es ist ja nicht nur so ein kurzer Gefühlswall, nein, ich versinke da manchmal richtig drin und kriege richtige Schweissausbrüche gepaart mit Glücksgefühlen, wenn sich jemand im Bus neben mich setzt.
Hinzufügen muss ich noch dass ich ständig den Drang verspüre, gerade meinen Freunden das Zeug das ich höre indirekt ...naja... "aufzuschwatzen" (ich habe es früher auf direkten Wege versucht "Hey willst du mal xyz hören?", bin aber auf breite Ablehung gestossen).

Quote:

Ich bin von der von mir favorisierten Musik die ich mir anhöre,
auch meistens so überzeugt, dass man sie nur gut finden kann.

Hehe, ja das geht mir an sich genauso, aber ich bin mir schon bewusst, dass das Zeug das ich höre (sagt dir Meshuggah was?) ziemlich unpopulär weil nun mal komplett masseninkompatibel ist und versuche es deswegen niemandem direkt aufzuschwatzen.

..im übrigen fange ich in einem Monat an E-Gitarre zu spielen - vielleicht ist mein "Problem" ja auch nur ein Aufruf meines Unterbewusstseins, musikalisch etwas nach Aussen zu tragen. hammer

neu an Bord! 1 WIZ M, 16

also, ich spiele selber seit ca 1,5 jahren gitarre und habe trotzdem einen ähnlichen "tick"
ich mag vor allem alten rock n roll oder auch blues, zB guns n roses, zz top, eric clapton, led zeppelin etc
meine freunde mit denen ich sogut wie jeden tag was machen mögen allerdings nur hip hop und diesen gangsta rap kram
da das ja au zu zeit überall öffentlich zu hören ist, muss ich mir das eig ziemlich oft am tag anhören und immer wenn ich anfange über meine gitarrenhelden zu reden kommt nur "ihh" "schwul" usw
wenn wir bei mir sind ertappe ich mich auch sehr oft dabei musik zu machen zu der ich selbst aber im moment gar keine lust habe, will sie nur machen damit die andern sie hören (zB van halens eruption beim gemütlichen trinken Rolling Eyes

)
ich glaube also schon, dass es daran liegt, dass du wie ich niemanden hast, mit dem du deine musikalische leidenschaft ausleben kannst
aber wenn du mit gitarre anfängst und vllt eine band findest mit der du dich musikalisch ausdrücken kannst, dann wirds denke ich dir sehr helfen
ich versuche auch so leute zu finden, aber hier wohnen nur hiphopper ^^

viel glück
paul

Forums-Gruftie 660 Funkhaus Europa M, 35

Also schliesse ich daraus:
Ohne besonderes hervorgehobenes Mit-Teilungs-Bedürfnis -
keine Musiker = keine Musik.
Very Happy

HerrRossi

Helferlein 44 Österreich W, 31

Hallo mitsammen,
Ich dachte auch das ich meine Musik allen Leuten aufdrängen kann.
Angefangen hat es mit 13. (Sepoltura) und ähnlichen Kram angefangen.
Ich wollte immer meinen Traum erfüllen- E-Gitarre zu spielen. Mit 26. war es dann endlich so weit. Ich wollte jedem mein erstes Lied reindrücken das ich konnte von Led Zeppelin und es hat keinem interessiert.
Mittlerweile spiel ich 4.Jahre und bin beim Jazz gelandet. Musikalisch gesehen find ich es interessanter. Geiler ist natürlich Rock und Blues, find ich. Ich hab nur eins gelernt bis jetzt:,, Das mach ich nur für mich und für sonst keinem und hören tu ich auch was ich will obwohl ich fast keine Gleichgesinnten Treffe und so laut wie es nur geht ..........!!!
Anfangs machte ich mir auch sehr viele Gedanken.........über alles mögliche.
Wichtig ist mir nur eins:,, Ich möchte die Musik so gut verstehen können um mich darin ausdrücken zu können und der Rest ist mir Egal.
Ob die Musik interessant für andere ist od. nicht , ob laut od leise.....
du mußt sie spüren........!!! flower

Helferlein 38 W

hallo!
mir is das erst beim lesen aufgefallen, aber mir gings mal genauso.
vor ca 3 jahren fing ich an extrem beatles- (besonders paul (; ) besessen zu werden. ich hatte so ziemlich kein anderes gesprächsthema und hab meine freunde sehr genervt. manchmal war es mir ziemlich peinlich zu sagen, was ich höre, und hab sehr leise discman gehört, etc., und andere male war ich total stolz nich sonn mainstream-zeug zu hören
aber ich war irgendwie unheimlich glücklich zu der zeit...
dann hatte ich eine zeit, die dabei is aufzuhören, wo ich sowas fast gar nicht mehr gehört hab, sondern mehr punk und etwas moderneren rock und so getan hab, als ob ich nie solche älteren sachen gehört hätte. hatte dabei auch irgendwie schuldgefühle...
jetzt bin ihc in einer klasse, wo viele solche musik, die ich gut finde, ebenfalls gerne mögen, und kenne auch viel mehr gleichinteressierte. dadurch kann ich ohne irgendwelche hemmungen so laut ich will (und das is sehr laut Wink

) alles hören was ich will, und es tut mir gut.

was ich eigentlich sagen wollte: wenn man leute mit ähnlichem geschmack (besser) kennt, hilft das ziemlich.
es gibt ja genug musikforen, wo man viele nette menschen kennen lernen kann!

anna

Helferlein 106 Deutschland M, 21

Ich melde mich mal wieder zu Wort... Very Happy

Ich habe nun seit gestern angefangen E-Gitarre zu spielen, also mal schauen, was so draus wird.

Quote:

es gibt ja genug musikforen, wo man viele nette menschen kennen lernen kann!

Ich habe im Netz(zwar nicht in einem Musikforum, aber das ist ja wurscht) jemanden kennengelernt, der musikalisch auf "meiner Wellenlänge" ist und ich muss sagen, dass es mir seit dem - bezogen auf das Problem - ein wenig "besser geht".

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hey Argh,

ich hör auch ganz gern laute, aggressive Musik (mag auch prog Metal). Und wenn ich das tue, soll es möglichst die ganze Welt mitbekommen Wink

.
Ich glaub ich mag das manchmal, weil es ein ersatzweises Herausschreien meiner Aggressionen, meiner "Härte" ist Twisted Evil

*demonstrier* (gleiches Phänomen beim Autofahren und alle Fenster runter *fg)
...allerdings bin ja nun schon etwas älter und irgendwie ist mein Bedürfnis seit meiner Jugend diesbezüglich sehr gering geworden Wink

Lg,

Irrlicht

neu an Bord! 1 NRW M, 19

Sehr gutes Thema *hervorkram*

Ich habe ein ganz ähnliches Problem. Ich weiß nicht, vielleicht liegt es auch bei mir daran, dass ich mich auf andere Weise nicht ausdrücken kann, aber ich habe auch das starke Bedürfnis, mich anderen durch meine Musik mitzuteilen. Ich denke zwar schon, dass es mir auch auf anderem Wege gelingen könnte, meine Gefühle mitzuteilen, aber die Musik ist für mich das stärkste und intensivste Mittel, seine Emotionen mitzuteilen und rauszulassen, weswegen ich vielleicht einfach nicht zufrieden bin, wenn ich nur ein Gedicht schreibe bspw. Und da ich selbst bislang musikalisch nicht aktiv bin und auch keine allzu schöne Stimme habe (dabei würde ich schon gerne singen, weil es "direkter" ist als ein Instrument, z. B. Gitarre), ist meine "Konservenmusik" eine Art Ersatz für mich. Die Leute auf meinen CDs singen quasi für mich. Früher habe ich zum Beispiel viel Korn gehört, und wenn ich dann mal wütend war, hätte ich dies am liebsten allen, auf die ich wütend war, durch ein wütendes Lied von Korn mitgeteilt. Das Bedürfnis, mich musikalisch auszudrücken, war und ist also sehr stark, und da ich eben selber keine Musik mache, ist meine Konservenmusik quasi ein Ersatz dafür, weswegen ich sie möglichst vielen zeigen will...

Ist mir meine Musik vielleicht etwas *zu* wichtig geworden?

Forums-InsiderIn 201 Wien W

ich glaube Du hast einfach Sehnsucht nach jemandem mit tieferem Verständnis für Dich als Person und Musikliebhaber.

als verknallter Teenie hab ich auch oft im Spiegel nachgesehen, wie ich für andere aussehe.

gleichzeitig lernst Du Dich dabei selbst kennen.

allerdings red Dir bitte keine Angst ein. es sollte egal sein, was jemand hört.

viele Leute erziehen sich einen Musikgeschmack an, nur um anzugeben oder vor Freunden zu bestehen.

bleib bei dem, was Du wirklich magst. ohne imponieren. dann werden dir die, welche diese Musi auch mögen, über den Weg laufen...

zwinkernd..

Helferlein 57 Keine Angabe W, 24

hallo Argh..

Du wirst es nicht glauben, aber es geht mir ganz genau so...Oft ertappe ich mich auch dabei, wie ich die Kopfhörer von den Ohren nehme, um zu prüfen, ob die Musik so laut ist, dass andere mithören können..
Aber hast du nicht mal erzählt, dass du die Musik mit Absicht laut machst, um die anderen an deiner Musik teilhaben zu lassen??

P.S. Wusste gar nicht, dass du auch hier bist.. LG Christine Wink

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